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ID1413604000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Hoyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine
    sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte
    kurz an das anknüpfen, was die Kollegin Titze-Stecher im
    Hinblick auf Koordinationsprobleme dieser Regierung in
    dem wesentlichen Bereich der internationalen huma-
    nitären Hilfe gesagt hat: Die logische Konsequenz aus
    diesen Erkenntnissen wäre ein anderer organisatorischer
    Zuschnitt der Bundesregierung, der die Integration des
    BMZ in das Auswärtige Amt beinhalten müsste. In diesem
    Zusammenhang kann man auch Staatsminister Volmer

    verstehen, der sich letzte Woche als Privatmann in einer
    entsprechenden Weise geäußert hat. Wir sollten ihn nach-
    haltig unterstützen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Eine derartige Leidenschaftslosigkeit und Lustlosig-

    keit, mit der der Herr Bundeskanzler gestern seine Regie-
    rungserklärung zur Europapolitik vorgetragen hat, ist dem
    Bundesaußenminister Joschka Fischer nicht vorzuwerfen.


    (Gernot Erler [SPD]: Sie sind auch keine Stimmungsrakete!)


    Leidenschaftslosigkeit und mangelnde Lust – das trifft auf
    den Hedonisten Joseph Fischer sicher nicht zu. Das Eti-
    kett, mit dem ich seine Außenpolitik belegen würde, sitzt
    tiefer: Fischers Außenpolitik ist seelenlos.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Das stimmt aber nicht!)


    Was ist eigentlich in den letzten zwei Jahren passiert?
    Im Herbst 1998 erschien es vielen, als übernähme eine
    Lichtgestalt das Auswärtige Amt, die die Herzen der Mit-
    arbeiter ebenso wie die Fantasie der publizistischen Be-
    gleiter im Fluge erobert. Man sprach von dem „Neuen“,
    der zuhört, der über die Abteilungen des Hauses führt, den
    Sachverstand des Amtes mobilisiert, einen intelligenten
    politischen Diskurs führt und die kurzen Soundbytes für
    CNN ebenso souverän wie seine als Privatmann vorgetra-
    gene Rede zur Europapolitik – deren Bedeutung weiß
    Gott nicht auf ihrem Inhalt, sondern auf der Tatsache be-
    ruht, dass sie überhaupt gehalten worden ist –


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    abliefert. Er referiert kenntnisreich über die Brennpunkte
    der Weltpolitik und läuft zu großer Form auf, wenn er mit
    sorgenzerfurchter Stirn seinen jeweiligen Zuhörern im
    Presseklub, im Auswärtigen Ausschuss, auf der Personal-
    versammlung oder bei der Botschafterkonferenz den Lauf
    der Geschichte erklärt. Welch ein Start!

    Zwei Jahre später ist das Blendwerk durchschaut, die
    Fassade bröckelt, der Lack ist ab und hinter der Fassade
    wird die Außenpolitik eines Mannes sichtbar, der das in
    der Politik nun einmal erforderliche beharrliche Bohren
    dicker Bretter nicht zu seiner Sache macht.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. – Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erhellende Rede!)


    Er setzt hier und da einen Akzent, brennt ein Feuerwerk
    ab, aber das mühevolle Umsetzen, das beharrliche Wer-
    ben um Verbündete, die schwierige konstruktive Ausei-
    nandersetzung mit Partnern und die konsequente Arbeit
    am Werkstück bleiben aus. Gerade in der Europapolitik
    zeigt sich, dass es auf die Kombination von Leidenschaft
    in der Sache, Kreativität bei der Formulierung von Zielen
    und Optionen und schließlich auf die Beharrlichkeit in der
    Verfolgung dieser Ziele ankommt. Davon ist bei dieser
    Bundesregierung wenig zu spüren.


    (Beifall bei der F.D.P.)





    Uta Titze-Stecher

    13251


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Mittlerweile merken es plötzlich alle, die Spatzen pfei-
    fen es von den Dächern: Jetzt wird nicht mehr über das
    Haus und über die Abteilungen geführt, jetzt wird der
    Sachverstand des Amtes hinter das innenpolitische Kalkül
    des Küchenkabinetts gestellt und die Menschen – weder
    diejenigen, die im Auswärtigen Dienst arbeiten noch die-
    jenigen, die große Hoffnungen auf die Rolle der Deut-
    schen setzen und enttäuscht werden, wie zum Beispiel die
    Ärmsten der Armen in Afrika – sie spielen keine Rolle
    mehr. Es ist bedenklich, wenn bei dem nun endlich er-
    folgten zweiten Besuch des Außenministers in Afrika der
    Abstand zu den Menschen so unendlich groß bleibt. Das
    ist seelenlose Politik.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


    Der Haushaltsausschuss hat den Regierungsentwurf an
    ein paar wichtigen Stellen nachgebessert. Ich danke den
    Kolleginnen und Kollegen unter der sehr kooperativen
    Führung unserer Hauptberichterstatterin Uta Titze-Stecher
    für diesen Erfolg.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Birgit Homburger [F.D.P.] und des Abg. Dr. Christian Schwarz-Schilling [CDU/CSU])


    Das betrifft zum Beispiel die Korrekturen an der von
    Ihnen vorgesehenen Kürzung für humanitäre Hilfe.Was
    hatten Sie sich dabei eigentlich gedacht?


    (Karl Lamers [CDU/CSU]: Gar nichts!)

    Das betrifft auch einen wichtigen Webfehler im Personal-
    bereich. Ich freue mich – Frau Titze-Stecher hat dies an-
    gesprochen –, dass es gelungen ist, diesen nunmehr zu be-
    seitigen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den
    Rechts- und Konsularabteilungen der Auslandsvertre-
    tungen endlich von den pauschalen Stellenkürzungen
    auszunehmen.

    Herr Minister, im Sommer haben Sie mir einen Brand-
    brief geschrieben, mit der Bitte, sich dafür einzusetzen.
    Wie kommt es eigentlich, dass Sie zu den Haushalten für
    1999 und für 2000 zwei genau in diese Richtung ge-
    henden Anträgen der F.D.P.-Fraktion im Deutschen Bun-
    destag nicht zugestimmt, ja sie sogar mit Ihrer eigenen
    Stimme als Abgeordneter abgelehnt haben?


    (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Wohl wahr! – Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/ CSU]: Unglaublich!)


    Und wie kommt es, dass dies in Ihrem Regierungsent-
    wurf zum Haushaltsgesetz nicht enthalten ist? Sie muss-
    ten das Parlament mobilisieren. Aber dies ist auch erfolgt.
    Ich danke den Kolleginnen und Kollegen dafür, dass da-
    raus etwas geworden ist. Das ist ja wirklich wichtig.

    Man kann sich als Außenpolitiker Federn an den Hut
    stecken beispielsweise wegen der schönen auswärtigen
    Kulturpolitik oder wegen Erfolgen in der Außenwirt-
    schaftspolitik. – Das ist allerdings bei dieser Regierung
    auch eher theoretisch, weil sich weder der Außenminister
    noch der Wirtschaftsminister für Außenwirtschaftspolitik
    interessiert. – Aber bei den Rechts- und Konsularangele-

    genheiten, dort, wo die eigentliche Knochenarbeit der
    Auslandsvertretungen zu leisten ist, kann man relativ we-
    nig Glanz gewinnen. Deswegen ist es wichtig, dass man
    den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Bereiche
    nunmehr eine Perspektive verschafft.

    Übrigens wird als nächster Schritt auf diesem Gebiet
    die noch fehlende elektronische Vernetzung von etwa
    100 Auslandsvertretungen geschaffen werden müssen.
    Das wird uns 70 Millionen DM kosten. Das ist gut ange-
    legtes Geld. Sie sollten so schnell wie möglich handeln.

    Frau Kollegin Titze-Stecher hat über einige weitere
    strukturelle Veränderungen im Personalbereich gespro-
    chen. Insbesondere wissen wir alle, dass wir mit der Um-
    setzung des Gesetzes über den auswärtigen Dienst noch
    längst nicht zu Ende gekommen sind. Das Thema der Per-
    sonalreserve – falscher Begriff, aber richtiger Inhalt –
    wird uns weiter beschäftigen. Sie können auf unsere Un-
    terstützung zählen, wenn es darum geht, Fortschritte zu
    erzielen.

    Aber ich halte es für dringend geboten, eine grundsätz-
    lichere Debatte über den auswärtigen Dienst zu führen,
    und zwar auf einer breiteren Grundlage. Es wird nicht
    mehr reichen, hier und da eine Verbesserung vorzuneh-
    men; denn dabei wird meistens nur ein Loch gestopft, in-
    dem ein anderes aufgerissen wird. Wir müssen – diese Be-
    reitschaft haben Sie eigentlich auch erklärt – die
    Funktionen des auswärtigen Dienstes in einer dramatisch
    veränderten Welt neu definieren. Ich bin allerdings davon
    überzeugt, dass wir über eine hausinterne Betrachtung
    dieses Problems hinausgehen müssen, dass wir etwas
    brauchen, wie es die Bundeswehr mit der Weizsäcker-
    Kommission gehabt haben. Die Engländer würden sagen:
    Wir brauchten eine Royal Commission für den auswärti-
    gen Dienst. Diese sollte mit viel Sachverstand – auch von
    außen und auch aus dem Ausland – dafür sorgen, dass wir
    uns eine einvernehmlich getragene Vorstellung davon ma-
    chen, was die Funktionen und die Funktionsnotwendig-
    keiten des auswärtigen Dienstes in der Zukunft sind.

    Ich warne im Übrigen davor, schon jetzt den Abgesang
    auf die klassische Diplomatie anzustimmen. Gerade die
    aktuelle innenpolitische Diskussion in Deutschland zeigt,
    wie wichtig es ist, auch nach draußen darzustellen, was
    hier bei uns geschieht. Dazu werden wir auch in Zukunft
    – auch in der Europäischen Union – Auslandsvertretun-
    gen brauchen.

    Gerade die Abhängigkeit der Bundesrepublik von den
    Weltmärkten zeigt, wie wichtig es ist, unsere außenwirt-
    schaftspolitischen Aktivitäten zu intensivieren und zu
    bündeln. Sie zeigt auch, wie absurd die etwas naiv vorge-
    tragene Vorstellung einiger Kolleginnen und Kollegen ist,
    man könnte das alles Gemeinschaftsvertretungen der EU-
    Mitgliedstaaten übertragen. Ich sehe den französischen
    Botschafter schon vor mir, wie er irgendwo in der Welt die
    Außenwirtschaftsinteressen der deutschen Unternehmen
    vertritt. Hier werden wir also zu anderen Formen der
    Zusammenarbeit kommen müssen. Da ist sehr viel Musik
    drin. Da ist sehr viel Kreativität gefragt. Hier werden wir
    einiges entwickeln können.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)





    Dr. Werner Hoyer
    13252


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Man wird sich zum Beispiel fragen müssen, wie wir
    künftig in einem einheitlichen Raum der Freiheit, der Si-
    cherheit und des Rechts, wie der Amsterdamer Vertrag die
    EU definiert, die Interessenwahrnehmung in den Partner-
    staaten der Union auf dem Gebiet des konsularischen
    Schutzes gewährleisten können. Hier sind Veränderungen
    ganz wichtig und möglich und können zu erheblichen
    Ressourceneinsparungen führen.

    Sie haben eine Reformdebatte im eigenen Hause ange-
    stoßen, Herr Minister. Das begrüße ich sehr. Wir sind uns
    sicherlich auch darüber im Klaren, dass das jetzt disku-
    tierte Personalentwicklungskonzept nicht das letzte
    Wort sein kann, nicht zuletzt deshalb, weil Ihnen kein Un-
    ternehmensberater attestieren wird, dass dieses Personal-
    entwicklungskonzept seinen Namen verdient.


    (V o r s i t z: Vizepräsidentin Anke Fuchs)

    Ein Personalentwicklungskonzept, das nach wie vor an
    Planstellen ansetzt und nicht an Menschen und ihren
    Entwicklungsoptionen, geht daneben. Ein Personalent-
    wicklungskonzept, das, nebenbei bemerkt, nicht als erstes
    die Personalverwaltung in ihrer bisherigen Form selber
    infrage stellt, wird auch nicht den Durchbruch bringen.
    Deshalb möchte ich Sie ermutigen, neben der hausinter-
    nen Debatte auch dafür zu sorgen, dass die Idee einer
    „Weizsäcker-Kommission für den auswärtigen Dienst“
    weiterverfolgt wird.

    Zum Schluss ganz kurz ein Wort zur Europapolitik,
    die hier gestern hinreichend abgehandelt worden ist. Auch
    hier kommt es immer wieder auf die Kombination von
    Engagement, Kreativität bei der Definition von Zielen
    und Wegen, wie man diese Ziele erreichen kann, und auf
    das beharrliche Umsetzen im ständigen Dialog mit den
    Partnern an. Das ist das Problem, das Sie innerhalb weni-
    ger Tage, bis zum Gipfel in Nizza, lösen müssen. Sie über-
    sehen dabei, welche Vorlage Ihnen mit dem Vertrag von
    Amsterdam gegeben worden ist.


    (Lachen bei der SPD – Joseph Fischer, Bundesminister: Wohl wahr!)


    Eines geht nicht: Es ist eine Verzerrung der Geschichte
    der europäischen Integration, wenn nur das gesehen wird,
    was in Amsterdam nicht gemacht worden ist, nämlich die
    institutionellen Fragen zu lösen. Der Vertrag von Amster-
    dam hat dem entscheidenden Durchbruch bei der Stär-
    kung des Europäischen Parlaments gebracht. Darauf müs-
    sen Sie jetzt aufbauen. Der Vertrag von Amsterdam hat die
    Integration der WEU in die EU auf den Weg gebracht. Da-
    ran müssen Sie weiterarbeiten. Der Vertrag von Amster-
    dam hat es ermöglicht, dass sich die Europäische Union
    mit Fragen der Innen- und Rechtspolitik beschäftigt. Auch
    darauf können Sie jetzt aufbauen.

    Bereits im Vertrag von Amsterdam ist das Instrument
    der verstärkten Zusammenarbeit begründet worden, also
    die Möglichkeit, dass eine Gruppe von Staaten, die vo-
    ranschreiten möchten, auch wenn einige andere Staaten
    noch nicht oder überhaupt nicht mitmachen wollen, das
    auch tun können. Sie müssen das weiterentwickeln, in-
    dem festgeschrieben wird, dass man diesen Weg auch
    beschreiten kann, wenn keine Einstimmigkeit über ein

    solches Vorgehen besteht. Das sind riesige Herausforde-
    rungen. Das wissen wir. Es gab ja schließlich Gründe,
    warum das damals in Amsterdam nicht gelungen ist. Nur,
    Sie können auf etwas Großartigem aufbauen.

    Ich habe allerdings das Gefühl, dass das Handwerkli-
    che bei der Vorbereitung auf die bevorstehende Regie-
    rungskonferenz gerade angesichts der schwierigen Situa-
    tion, in der sich der französische Partner befindet, nicht
    gelungen ist.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Eben, der Partner!)

    Aber das lag vor allen Dingen auch daran, dass man eine
    große Stärke der deutschen Außen- und Europapolitik in
    Gefahr gebracht hat, nämlich die Fähigkeit, stets die klei-
    nen Mitgliedstaaten in der Europäischen Union in den
    gleichberechtigten Dialog, sozusagen auf Augenhöhe,
    einzubeziehen.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile das Wort
der Kollegin Rita Grießhaber, Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rita Grießhaber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch ich
    möchte an die gestrige Debatte über den bevorstehenden
    EU-Gipfel in Nizza anknüpfen; denn alle Fragen nach der
    Rolle Deutschlands in der Welt verweisen letztlich auf
    Fragen, die vordringlich im Rahmen der Europäischen
    Union zu klären sind: Welches ist der politische Ort der
    EU in einer globalisierten Welt? Oder genauer: Wie kann
    die dauerhafte und entwicklungsfähige Form einer Union
    aussehen, die sich als weltpolitischer Akteur versteht?

    Hinsichtlich des deutsch-amerikanischen Verhältnisses
    stellen Sie, Herr Kollege Lamers, etwas infrage, was für
    uns überhaupt nicht infrage steht.


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Der traut sich wenigstens!)


    Daher muss man das hier nicht extra thematisieren.
    Der Kollege Merz hat zwar gestern verbal mehr Lei-

    denschaft für Europa gefordert. Aber er hat selber eher im
    Kleinen geharkt und konnte deshalb kein Feuer der Lei-
    denschaft entfachen. Daran knüpft der Kollege Hoyer an,
    wenn er sagt, dass ihm im Amt die Seele Fischers zu feh-
    len scheint. Ich glaube, er hat die Zeit von Kinkel schwer
    verdrängt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Uta Titze-Stecher [SPD]: Und Genscher vor allem!)


    Mit Beschwörungsformeln kommen wir nicht weiter.
    Wir müssen auch realisieren, dass die Bürgerinnen und
    Bürger die EU zuerst und sehr lange nur als Marktbürger
    erfahren haben. Als Citoyens waren sie nicht gefragt. Die
    Debatte um die Grundrechte-Charta ist ein wichtiger
    Schritt weg von der technokratischen Gebrauchsanwei-
    sung für den Markt. Die Vertiefung und die Erweiterung
    werden mit den alten Methoden nicht mehr funktionieren.




    Dr. Werner Hoyer

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    Deshalb wollen und brauchen wir den vollen Erfolg von
    Nizza.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Zurück zum Haushalt: An dieser Stelle möchte ich die
    Verhandlungserfolge der Haushälter würdigen. Im Ver-
    gleich zum laufenden Haushaltsjahr konnten die Ausga-
    ben für den Einzelplan 05 sogar um 19 Prozent gesteigert
    werden. Damit ist der Etat des Auswärtigen Amtes derje-
    nige mit dem prozentual größten Zuwachs.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Das war auch nötig!)


    Schon im Regierungsentwurf war trotz der Sparpolitik
    für das nächste Jahr eine Erhöhung derAusgaben für die
    Außenpolitik vorgesehen, ermöglicht durch die durch den
    Verkauf der UMTS-Lizenzen erzielten Erlöse und die er-
    reichten Zinsersparnisse. Das Parlament hat jetzt noch et-
    was dazugegeben. Wie sehr der Sparzwang an die Sub-
    stanz des Hauses gegangen ist, wissen wir alle. Umso
    erfreulicher ist es, dass vor allem in den Auslandsvertre-
    tungen die Einsparungen begrenzt werden konnten. Die
    Kollegin Titze-Stecher hat schon darauf hingewiesen:
    15 Stellen werden im Rechts- und Konsularbereich neu
    geschaffen. Angesichts der schwierigen und überaus be-
    lasteten Arbeitssituation im auswärtigen Dienst möchte
    ich mich von dieser Stelle aus für die hervorragende Ar-
    beit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort ganz
    herzlich bedanken.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der F.D.P.)


    Diese engagierte Arbeit vor Ort wird noch durch eine
    Modernisierung des auswärtigen Dienstes begleitet. Wir
    machen uns keine Illusionen: Auch weiterhin werden
    Sparvorgaben an einzelnen Stellen dazu zwingen, mit we-
    niger Mitteln größere Aufgaben effektiver zu lösen. Dass
    das auch geht, zeigt ein Beispiel aus dem Bereich der aus-
    wärtigen Kulturpolitik: die Schulliegenschaften. Dort, wo
    die Schulen selber die Verantwortung für die Bauinstand-
    haltung tragen, kann ohne die kosten- und zeitaufwendige
    Einschaltung des Bundesamtes für Bauwesen und
    Raumordnung wesentlich schneller und günstiger gebaut
    werden. Die neue deutsche Schule in Budapest war im
    Entwurf der Bundesbaudirektion noch mit 36 Milli-
    onen DM veranschlagt. Der Entwurf des dortigen Schul-
    vereins enthielt noch die Summe von 25 Millionen DM
    und die endgültige Rechnung wird voraussichtlich
    20 Millionen DM nicht überschreiten.


    (Joseph Fischer, Bundesminister: Sehr gut!)

    Aber auch in anderen Bereichen der auswärtigen Kul-

    turpolitik hat sich vieles getan. Die Fusion Goethe-Inter
    Nationes ist unter Dach und Fach. Gerade wegen der
    enormen Schwierigkeiten möchte ich an dieser Stelle an
    die Herren Hoffmann und Sötje stellvertretend für alle be-
    teiligten Akteure einen herzlichen Dank richten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Auch Umschichtungen sind möglich. Das zeigt sich
    daran, dass Goethe-Inter Nationes – mit aller Beschei-

    denheit und Vorsicht – ohne weitere Institutsschließungen
    in der Lage sein wird, wieder nach Teheran zu gehen und
    auch in Algier, Schanghai und Havanna den Dialog zu
    eröffnen, alles Orte, bei denen uns sehr viel daran liegt,
    dass der Dialog dort beginnt.

    Lassen Sie mich zu einem der wichtigsten Anliegen
    kommen, dem Stabilitätspakt Südosteuropa. 100 Milli-
    onen DM sind im Einzelplan 60 weiterhin als kontinuier-
    licher Anteil des Auswärtigen Amtes und 200 Milli-
    onen DM beim BMZ für den Stabilitätspakt Südosteuropa
    eingestellt. Wir haben für diese 100 Millionen DM
    gekämpft und werden das, wenn nötig, jedes Haushalts-
    jahr wieder tun, bis diese Region endlich zu dauerhaftem
    Frieden, Stabilität und Wirtschaftswachstum findet.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Warum liegt uns dieser Stabilitätspakt so am Herzen?
    Weil er exemplarisch für das steht, was für uns Bündnis-
    grüne Priorität hat. Wir brauchen die Perspektive einer ge-
    samteuropäischen Friedensordnung, die nur dann mög-
    lich ist, wenn Südosteuropa einbezogen ist. Den Weg
    dorthin ebnet der Stabilitätspakt.

    Aber alle beteiligten Partner, sowohl Nehmer- wie
    auch Geberländer, müssen sich auf Zusagen verlassen
    können. Die Mittel müssen berechenbar, zuverlässig und
    kontinuierlich fließen. Wir werden unsere international
    gemachten Zusagen genauso einhalten, wie wir seit lan-
    gem versuchen, die demokratischen Kräfte im ehemali-
    gen Jugoslawien zu unterstützen. Dass Belgrad heute mit
    dabei ist, hat mit genau dieser Politik zu tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Die Institutionalisierung des Stabilitätspaktes, die Sie,
    Kollege Lamers, hier gefordert haben, wirft im Moment
    sehr viel mehr Fragen auf, als dass sie Antworten gibt. Wo
    sind bei Ihnen beispielsweise die Kroaten, die so etwas
    überhaupt nicht wollen? Ist das angesichts der dort aus
    vielen Gründen vorhandenen Kluft überhaupt möglich?
    Ist das die richtige Forderung zum richtigen Zeitpunkt?
    Hier müssen Sie mehr Fragen stellen, als Sie im Moment
    Antworten haben.

    Eine Politik der Krisenprävention, die Gewalt als po-
    litisches Mittel zu verhindern hilft, diese Art von Politik
    ist das Markenzeichen dieser Regierung. Der Stabilitäts-
    pakt ist von seinem ganzen Ansatz her das Präventions-
    programm.

    Noch mussten wir seitens des Parlaments dafür sorgen,
    dass die Mittel für Krisenprävention und für zivile Kon-
    fliktbearbeitung wieder eingestellt werden. Aber was
    zählt, ist: Sie sind drin, ebenso wie die Mittel für die Stelle
    des Leiters des Ausbildungsprogramms für ziviles Frie-
    denspersonal. Das ist jedoch nicht genug. Wir wollen,
    dass diese Summen im nächsten Haushalt etatisiert, also
    verstetigt werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Auch was diese Titel angeht, braucht es Kontinuität. Fehlt
    der Haushaltsansatz, kann nicht längerfristig geplant wer-




    Rita Grießhaber
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    (C)



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    (A)



    (B)


    den, das heißt, es können keine langfristigen Projekte in
    Angriff genommen werden und wir vergeben die Chance
    der langfristigen Wirkung.

    Gerade die Kriege und Krisen im ehemaligen Jugosla-
    wien haben gezeigt, dass Sicherheit nicht mehr nur mi-
    litärisch gedacht werden kann. Nur ein erweiterter Si-
    cherheitsbegriff, der politische, ökonomische,
    ökologische und soziale Stabilität umfasst, taugt als
    Grundlage für die von Kofi Annan geforderte Kultur der
    Prävention.

    Zugegeben: Unser Anspruch an unsere Politik ist hoch.
    Es ist auch nicht einfach, verhinderte Krisen der Öffent-
    lichkeit vor Augen zu führen. Die Opposition, allen voran
    der Schattenaußenminister Rühe, scheint allerdings auf
    dem krisenpräventiven Auge blind zu sein,


    (Lachen des Abg. Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU])


    wenn sie dem militärischen Aspekt der Sicherheitspolitik
    noch immer den Vorrang gibt. Bei Herrn Rühe scheint das
    chinesische Sprichwort zuzutreffen: Es ist leichter, Geld
    für den Sarg einzusammeln als für die Medizin.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Die Vorgaben des Sparhaushaltes im vorigen Jahr

    zwangen uns dazu, mehr oder weniger mit der Rasen-
    mähermethode einen Etat zu beschneiden, der noch von
    der konservativen Regierung Kohl/Waigel vorstrukturiert
    war. Allmählich gelingt es immer eindeutiger, weitere
    Weichenstellungen für eine anders strukturierte Außen-,
    Sicherheits- und Entwicklungspolitik vorzunehmen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Es handelt sich um Weichenstellungen in Richtung ziviler
    Konflikt- und Krisenprävention.

    Mit guter Kondition, mit langem Atem und mit unserer
    vollen Unterstützung wird es dem Außenminister, einem
    erprobten Langstreckenläufer, sicherlich gelingen, die
    deutsche Außenpolitik in diesem Sinne voranzutreiben.

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)