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ID1413603600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
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    Rede von Karl Lamers


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Verehrte
    Kolleginnen und Kollegen! Der Bundesaußenminister hat
    mehrfach – zuletzt am 4. September – von der Notwen-
    digkeit einer, so wörtlich, „strategischen Überprüfung der
    nationalen Interessen“ Deutschlands gesprochen. Das ist
    ein großes Wort, Herr Minister. Aber der fanfarenartigen
    Ankündigung folgte bislang keine Aufführung.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Das stimmt!)


    Die Bühne blieb leer. Stattdessen betonen Sie immer wie-
    der die Kontinuität deutscher Außenpolitik und be-
    schwören – wie der Bundeskanzler – die Normalität. Dass
    beides mindestens in einem gewissen Spannungsverhält-
    nis zueinander steht, bedarf keiner Erklärung.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


    Ein Begriff ohne Inhalt verrät Unsicherheit und wirft bei
    unseren Partnern Fragen auf. Deswegen fordere ich Sie
    auf: Lassen Sie der Ankündigung die Aufführung folgen!
    Denn auch ich glaube, dass wir eine Grundsatzdebatte
    über die deutsche Außenpolitik brauchen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [F.D.P.])


    Kontinuität alleine reicht nicht, Herr Minister.

    (Gernot Erler [SPD]: Das hatten wir doch schon letzte Woche, Herr Kollege!)

    Dabei werden nach meiner Überzeugung die außenpo-

    litischen Interessen als solche sicher nicht zur Debatte ste-
    hen, sondern vor allem das Verhältnis zwischen unseren
    innen- und außenpolitischen Interessen und ihr jeweiliger
    Stellenwert sowie die Reichweite unseres außenpoliti-
    schen Handelns. Dass der Stellenwert der Außenpolitik
    ausweislich des heute zu debattierenden Haushaltes ent-
    schieden zu gering ist, ist gewiss nicht allein die Schuld
    des Außenministers.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Aber ein bisschen!)


    Aber wenn dieser für seinen Haushalt nicht kämpft – ich
    kann nicht umhin, das zu wiederholen, Herr Fischer –,


    (Gernot Erler [SPD]: Der hat doch so viel dazugekriegt, Herr Lamers!)


    wie sollen dann die Bürger und auch die große Mehrheit
    unserer Kollegen, die sich nicht mit der Außenpolitik be-
    fasst, davon überzeugt werden, dass unser Land seine Pri-
    oritäten – das ist meine absolut sichere Überzeugung –
    falsch setzt? Während der Anteil der Ausgaben für aus-
    wärtige Angelegenheiten bei uns in diesem Jahr nur
    0,7 Prozent beträgt, liegt er in Großbritannien bei
    1,26 Prozent, und zwar – jetzt hören Sie gut zu – ohne die
    Ausgaben für auswärtige Kulturpolitik und friedenserhal-
    tende Maßnahmen im Rahmen der UNO.

    Die uns am 24. November von Ihrem Haus vorgelegte,
    aber mir erst heute zugegangene Antwort auf unsere
    Kleine Anfrage in diesem Zusammenhang beleuchtet ein-
    drucksvoll den dramatischen Abwärtstrend bei den
    Ausgaben für die Außenpolitik, der unter Ihrer Führung
    noch gesteigert worden ist. Ob es Ihnen gelingt, diesen
    Trend umzukehren, wird das erste und entscheidende Kri-
    terium für die Bemessung Ihrer Leistung sein, und ob Sie
    dieses Interesse verfolgen, ist absolut objektiv nachprüf-
    bar.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: So ist es!)


    Bislang –, so kann ich nur feststellen, ist Ihre Leistung,
    gemessen an diesem Kriterium, unzulänglich!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nebenbei gesagt: Der Begriff des nationalen Interesses

    ist ein gewisser Modebegriff geworden und wird leider oft
    missbraucht. Eigentlich gibt es bei näherem Hinsehen nur
    ein einziges, doppeltes nationales Interesse, nämlich die
    Sicherheit, die das Wohlergehen der Nation, ihre geistige
    und materielle Entfaltung ermöglicht.

    Es gibt allerdings für unser Land aufgrund seiner Lage,
    seiner demokratischen Verfasstheit, seiner spezifischen
    Größe und seiner Geschichte ein doppeltes Mittel, ohne
    das dieses einzige nationale Interesse nicht erreichbar ist
    und das von daher zu Recht selbst als nationales Interesse
    bezeichnet werden kann und muss: Es ist zum einen die
    Einigung Europas und zum anderen die Zugehörigkeit
    Deutschlands zum Bündnis europäischer Demokratien
    mit Amerika. Beides gilt nach dem Ende des Ost-West-
    Konfliktes und der Überwindung der Teilung unseres
    Landes nach meiner festen Überzeugung noch mehr als
    vorher. Jede Überprüfung der nationalen deutschen Inte-
    ressen wird die Richtigkeit dieser Grundannahme bestäti-
    gen.

    Deshalb gilt – mehr will ich dann zu Europa nicht sa-
    gen, weil das bereits gestern ausführlich geschehen ist –:
    Wer immer über Europa redet – dazu gehört selbstver-
    ständlich auch kritisches Reden –, der sollte sich stets be-
    wusst sein, dass vom Gelingen dieses Werkes, der Eini-
    gung Europas, das mit seiner Ausdehnung nach Osten auf
    dem Prüfstand steht, abhängt, ob Deutschland wieder in
    seine konfliktreiche Mittellage zurückfällt oder zur ruhi-
    gen Mitte Europas werden kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU)





    Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters

    13245


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Europa ist in der Tat das überragende deutsche Interesse.
    Daher unterstützt meine Fraktion auch die Anstren-

    gungen der Europäischen Union zu einer gemeinsamen
    Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Aber diese
    wirft nicht nur grundlegende institutionelle Fragen auf,
    sondern sie berührt auch das Verhältnis zu Amerika im
    Kern; denn Amerikas Rolle in Europa beruht auf seiner
    Dominanz in der Sicherheitspolitik. Mir scheint, Herr
    Minister, dass die Konsequenzen dieser Entwicklung für
    das europäisch-amerikanische – und darin eingeschlossen
    das deutsch-amerikanische – Verhältnis bei weitem nicht
    genügend bedacht werden. Ausmaß und Tiefe dieses
    Problems werden uns nur bewusst, wenn wir uns klarma-
    chen, dass Amerika Teil des europäischen Systems ist, wie
    Europa Teil des globalen amerikanischen Systems ist,
    dass Amerika offen oder verdeckt an jedem europäischen
    Tisch sitzt, wohingegen Europa bei weitem nicht an je-
    dem Tisch sitzt, an dem Amerika sitzt.

    Die Zukunft des europäisch-amerikanischen Verhält-
    nisses hängt aber immer weniger von der Sicherheitslage
    in Europa und immer mehr davon ab, ob sich beide, Eu-
    ropa und Amerika, gemeinsam der Herausforderung von-
    seiten der übrigen Welt stellen, der sich der Westen, den
    beide bilden, gegenübersieht. Diese Herausforderung ver-
    langt nach meiner Überzeugung dringend nach einem
    Mehr an amerikanisch-europäischer Zusammenarbeit,
    nach einem Mehr an umfassendem Zusammenwirken.

    Welchen Beitrag Europa dazu leisten kann, dieser
    Herausforderung angemessen zu begegnen, wie es die
    Beiträge Amerikas als unerlässliche Führungsmacht er-
    gänzen, wenn nötig – das sage ich deutlich – auch korri-
    gieren kann, kurz gesagt, wie es als wirklicher Partner, das
    heißt immer auch als möglicher Widerpart Amerikas, den
    Westen insgesamt stärken kann, das ist die entscheidende
    Frage für die Zukunft Amerikas und Europas. Meine tiefe
    Überzeugung ist: Entweder hat der Westen eine gemein-
    same Zukunft oder er hat gemeinsam keine Zukunft. Das
    bei der Entwicklung einer europäischen Sicherheits- und
    Außenpolitik stärker zu bedenken, das, meine ich, ist eine
    der entscheidenden Aufgaben der Zukunft.

    Die Fähigkeit, im Rahmen Europas einen deutschen
    Beitrag zu leisten, setzt einen grundlegenden Bewusst-
    seinswandel in unseren Köpfen voraus. Die Welt außer-
    halb Europas betrachten wir weitestgehend nur unter dem
    Gesichtspunkt deutscher Wirtschaftsinteressen, während
    wir die übrigen Felder der Politik den Amerikanern über-
    lassen und sie dabei gern und wohlfeil – sicher oft auch zu
    Recht – kritisieren. Aber ohne die Bereitschaft, einen ei-
    genen Beitrag zu leisten, wirkt diese Kritik hohl. Diese
    Bereitschaft jedoch muss der wesentliche Gegenstand
    und das entscheidende Ziel einer Überprüfung der natio-
    nalen deutschen Interessen sein. NMD, das amerikani-
    sche Raketenabwehrsystem, wird nun bald ein Test für
    unsere Fähigkeit sein, in globalen Kategorien zu denken
    und gemeinsam mit unseren europäischen Partnern eine
    konstruktive Antwort auf diese – dies sage ich ganz be-
    wusst so – Herausforderung zu geben.

    Ob es Ihnen, Herr Minister, gelingt, der deutschen
    Außenpolitik einen weiteren, einen wirklich globalen Ho-
    rizont zu geben, ist das zweite Kriterium für Ihren Erfolg

    oder Misserfolg. Leider kann ich auch hier bislang noch
    keinen Beitrag Ihrerseits erkennen.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: So ist es!)


    Der ganz akute Anwendungsfall einer größeren und
    nicht nur räumlich weiteren deutschen Außenpolitik ist
    der Nahe Osten und hier vor allem – wenn auch keines-
    wegs allein – der Israel-Palästina-Konflikt. Dass dieser
    eine Herausforderung ganz spezieller Art für Deutschland
    ist, bedarf keiner Erörterung. Der Bundeskanzler hat das
    kürzlich anlässlich seiner Reise in diese Region nahezu
    physisch spüren können. Er hat auf dieser Reise keinen
    Fehler gemacht. Ich meine das keineswegs herablassend;
    ich habe das auch öffentlich bestätigt.

    Dennoch stellt sich die Frage: Ist das genug? Gebietet
    es unsere Geschichte, zu schweigen oder gar zuzustim-
    men, wenn die Politik Israels nach unserer Überzeugung
    sowohl gegen seine eigenen Interessen verstößt als auch
    gegen die seiner europäischen Partner, die unentwirrbar
    durch Geschichte und Gegenwart mit den seinen verbun-
    den sind?


    (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Geben Sie doch einmal eine Antwort!)


    Ist unser, von den wesentlichen europäischen Partnern
    abweichendes Abstimmungsverhalten in der UNO zwin-
    gend, zumal wir damit in entscheidendem Maße dazu bei-
    tragen, dass es in dieser Frage keine gemeinsame europä-
    ische Position gibt?


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Sehr interessant!)

    Man kann sich auch fragen, ob wir nicht aufgrund un-

    serer Geschichte zu einer bestimmten Position geradezu
    verpflichtet sind, wenn es um die Sicherheit Israels geht.
    Wir Europäer haben uns auf dem Europäischen Rat in
    Essen – das wurde in wesentlichem Maße von deutscher
    Seite betrieben – zu einer privilegierten Partnerschaft mit
    Israel verpflichtet. Ich glaube, dass auch das uns ver-
    pflichtet, auf europäischer Ebene eine aktive Politik in
    diesem Konflikt zu betreiben.

    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich
    auf einen letzten Punkt eingehen, von dem ich glaube,
    dass auch er ein Kriterium für den Erfolg oder Misserfolg
    nicht nur der deutschen, sondern auch der europäischen
    Außenpolitik ist. Ich meine die Balkanpolitik. Sicher, die
    Militärschläge gegen das Milosevic-Regime, der Aufbau
    einer internationalen Verwaltung im Kosovo sowie vor al-
    lem der Stabilitätspakt haben viel, vielleicht zu viel Kraft
    gekostet. Aber damit ist es natürlich nicht getan. Wir müs-
    sen jetzt die Antwort für die politische Zukunft der ganzen
    Region finden, speziell der Region um das ehemalige und
    heutige Jugoslawien.

    Der EU-Balkangipfel in Zagreb in der letzten Woche
    gehört sicher zu den erfolgreichen Gipfeltreffen. Ich frage
    mich jedoch, ob die Perspektive für die Balkanstaaten,
    von nun an als – wie es dort hieß – „potenzielle
    Beitrittskandidaten“ zu gelten, ausreicht, um diese funda-
    mentalen Probleme zu lösen.


    (Gernot Erler [SPD]: Es gibt ja noch einen Stabilitätspakt!)





    Karl Lamers
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    Präsident Kostunica hat vor dem Europäischen Parla-
    ment in Straßburg einen – wörtlich – „Balkan-Integra-
    tionsprozess“ nach dem Modell der Europäischen Union
    vorgeschlagen. Ich glaube, das liegt absolut in der Logik
    des Stabilitätspaktes. Ich darf daran erinnern, dass ich von
    diesem Pult aus vor wenigen Wochen eine Institutionali-
    sierung des Stabilitätspaktes vorgeschlagen habe. Ich
    freue mich, dass der griechische Außenminister Anfang
    November vom Stabilitätspakt als einer „Vorstufe eines
    neuen Vertrags für die Balkanstaaten“ gesprochen hat,
    sein Vorschlag also in exakt dieselbe Richtung geht.

    Eine Institutionalisierung des Stabilitätspaktes könnte
    die Bildung einer Südost-Europäischen Union nach dem
    Modell der Europäischen Union und zugleich als Teil der
    Europäischen Union zum Ziel haben. Sie würde eine Art
    Dachstruktur für die Region sein, die Bedeutung der
    Grenzen relativieren und für den Fall einer nicht auszu-
    schließenden weiteren Fragmentierung in der Region die-
    ser die Dramatik nehmen.

    Zusammen mit umfassenden sicherheitspolitischen
    Arrangements, die über Abrüstung und Rüstungskontrolle
    hinausgehen müssen, und der Präsenz internationaler
    Streitkräfte, wo und wie lange nötig, wäre diese Südost-
    Europäische Union Garant einer friedlichen Entwicklung
    in der Region. Sie könnte auch helfen, das Montenegro-
    Problem zu lösen und wäre nach meiner Überzeugung der
    Schlüssel zur Lösung der Statusfrage des Kosovo. Ich
    habe gestern durch reinen Zufall erfahren, dass der
    frühere Botschafter unseres Landes in Belgrad schon
    1993 einen Vorschlag dieser Art gemacht hat, auch bezo-
    gen auf den Kosovo.

    Sie könnte aber auch den Rahmen für eine konkrete
    Ausfüllung der im Daytoner Vertrag vorgesehenen – wie
    es dort heißt – „besonderen parallelen Beziehungen“ zwi-
    schen der bosnischen Republik Srpska und der Bundes-
    republik Jugoslawien einerseits sowie den bosnischen
    Kroaten und Kroatien andererseits bilden. Nicht zuletzt
    würde eine solche Dachstruktur es der internationalen Ge-
    meinschaft erleichtern, die Diskussion über eine selbst-
    tragende politische Ordnung auf dem Balkan zu führen,
    die sie vor dem Risiko eines jahrzehntelangen militäri-
    schen Engagements auf dem Balkan bewahren würde.

    Ich habe bei meinem Besuch in Belgrad kürzlich fest-
    gestellt, dass die neue Führung in Belgrad für eine solche
    Diskussion sehr offen ist. Ich finde, wir sollten die Chance
    nutzen. Wir wissen noch nicht, ob die neuen politischen
    Kräfte in Belgrad sich endgültig durchsetzen werden. Die
    Chancen sind aber umso größer, je nachdrücklicher wir
    nicht nur helfen – was wir tun; darin sind wir auch alle ei-
    nig: Wir müssen konkret helfen, gerade in diesen Wochen
    vor den Wahlen am 23. Dezember –, sondern auch eine
    politische Perspektive eröffnen, die es der neuen Führung
    in Belgrad erlaubt, die noch außerordentlich starken na-
    tionalistischen Kräfte in ihrem Lande von der Notwen-
    digkeit auch schmerzhafter Entscheidungen zu überzeu-
    gen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Das, Herr Minister, wird ohne jeden Zweifel der kon-
    kreteste, aktuellste und schwierigste Prüfstein für die eu-
    ropäische und für die deutsche Außenpolitik sein. Ich for-
    dere Sie auf: Haben Sie etwas mehr Mut! Haben Sie auch
    etwas mehr Visionen für die Lösung eines Problems


    (Lachen des Abg. Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    – ja! –, das sich ohne einen solchen Mut mit Sicherheit
    nicht lösen lässt!

    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Gernot Erler [SPD]: Wenn Sie frei sprechen, sind Sie viel besser, Herr Lamers!)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Für die
SPD-Fraktion spricht die Kollegin Uta Titze-Stecher.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Uta Titze-Stecher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kol-
    leginnen und Kollegen! Herr Lamers, Ihre Darstellung
    außenpolitischer Probleme hebt sich positiv von dem ab,
    was der Kollege Rühe an Forderungen in einem Katalog,
    der sich materiell auf rund 120 Milliarden DM beziffert,
    erhoben hat. Insofern danke ich Ihnen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Allerdings muss ich sagen, dass der Haushaltsentwurf,
    den wir in dieser Woche verabschieden werden, für das
    Auswärtige Amt eine Trendwende bedeutet, und zwar in
    politischer und materieller Hinsicht. Das von Ihnen ange-
    mahnte Kraftfutter wird vonseiten des Haushaltes zur Ver-
    fügung gestellt. Ich weise darauf hin, dass in der Kleinen
    Anfrage, die Sie von der CDU/CSU zugestellt haben,
    nachzulesen ist, dass sich der Anteil der Ausgaben für das
    Auswärtige Amt am Gesamthaushalt bereits seit Mitte der
    90er-Jahre im Abwärtstrend befand. Den tiefsten Stand er-
    reichte er im Jahre 1994 mit 1,71 Prozent. 1989 lag der
    Anteil bei 2,44 Prozent. Wenn wir den Schuldenberg von
    Ihnen nicht als Erblast übernommen hätten, dann wären
    wir in der Lage, ganz andere Haushalte, speziell für das
    Auswärtige Amt, vorzulegen. Das zu tun, ist uns nicht
    möglich. Deswegen haben wir im Jahr 2000 einen bitte-
    ren Schnitt vorgenommen, der zur Schließung von 14 Aus-
    landsvertretungen geführt hat. Dieses wollen wir in Zu-
    kunft vermeiden.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Das wäre auch noch schöner!)


    Deshalb hat der Minister – Herr Lamers, Sie haben es
    schon erwähnt – auf der Konferenz der Leiter und Leite-
    rinnen der Auslandsvertretungen in Berlin im September
    dieses Jahres ausdrücklich eine Reform des öffentlichen
    Dienstes in Aussicht gestellt. In zwei Jahren liegt das Er-
    gebnis vor. Dann werden wir sehen, wieweit wir das haus-
    halterisch flankieren können.

    Ich komme zum Haushalt des Auswärtigen Amtes
    für das nächste Jahr. Er beläuft sich auf ein Volumen von
    insgesamt 4,1 Milliarden DM. Diese Summe verteilt sich
    auf vier große Bereiche. Das Ministerium selbst wird mit




    Karl Lamers

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    440 Millionen DM bedacht. Auf das Kapitel „Allgemeine
    Bewilligungen“ – das ist der Bereich, der die politischen
    Ausgaben zusammenfasst, im Allgemeinen der umstrit-
    tene Bereich – entfallen 1,4 Milliarden DM. Auf die Aus-
    landsvertretungen, vulgo Botschaften usw., und die aus-
    wärtige Kulturpolitik entfallen je 1,1 Milliarden DM.
    Dabei sollten wir nicht das Kleinod des Auswärtigen Am-
    tes, das Deutsche Archäologische Institut


    (Joseph Fischer, Bundesminister: Wohl wahr!)

    – „Wohl wahr!“, da spricht der Kenner –, mit 42 Milli-
    onen DM vergessen. Herr Minister, wir als Haushälter ha-
    ben die vorgesehene Kürzung etwas abgefedert. Gegen-
    über dem Etat des laufenden Jahres – das können Sie
    sicher erkennen – erhöht sich damit der Haushalt des Aus-
    wärtigen Amtes um satte 672 Millionen DM. Herr
    Lamers, Ihre Behauptung, dass dieses Haus gefleddert
    und gerupft worden ist, ist für den Haushalt im nächsten
    Jahr nicht mehr zutreffend.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dieser Aufwuchs hört sich in Zeiten von Sparpaket,
    Haushaltskonsolidierung, Sanierungsnotwendigkeit, For-
    derungen nach schlankem bis dürrem Staat etwas son-
    derlich an. Ich kann Ihnen aber die Gründe für diesen Auf-
    wuchs erklären; Sie können das auch nachvollziehen.
    Zum einen hat uns der gestiegene Dollarkurs arg in Bre-
    douille gebracht. Allein in diesem Jahr haben wir durch
    zwei überplanmäßige Ausgaben Pflichtbeiträge an inter-
    nationale Organisationen in Höhe von 355 Millionen DM
    nachschießen müssen. Hier möchte ich dem Finanzminis-
    terium besonders danken. Finanzminister Eichel hat im
    Gegensatz zu seinem Vorgänger Waigel bei der Veran-
    schlagung des Haushaltsansatzes eine realitätsnahe Dollar-
    bewertung vorgenommen,


    (Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])

    sodass wir in Zukunft von überplanmäßigen Ausgabenan-
    forderungen wahrscheinlich verschont bleiben werden.
    Der eine Grund für den Aufwuchs des Haushaltes war
    also, dass der Dollarkurs unsere Pflichtbeiträge an inter-
    nationale Organisationen exorbitant hat steigen lassen.

    Der zweite Grund sind neue Friedensmissionen mit
    Mehrbedarf, beispielsweise im Kongo und in Äthio-
    pien/Eritrea. Insgesamt steigen die Pflichtbeiträge – diese
    Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – von
    336 Millionen DM in diesem Jahr auf über 1 Milli-
    arde DM im nächsten Jahr. Ich betone, es handelt sich hier
    nicht um freiwillige Leistungen der Bundesrepublik
    Deutschland. Es sind Pflichtbeiträge. Sie betragen allein
    bei den Vereinten Nationen 900 Millionen DM.

    Deutschland muss nach Ansicht der rot-grünen Koali-
    tion seinen Einfluss allerdings verstärkt geltend machen,
    damit die Vereinten Nationen auch in Zukunft ihren Auf-
    gaben angemessen nachkommen können. Dazu gehört
    nicht nur eine verbesserte Repräsentanz der Bundesrepu-
    blik in der Weltorganisation, sondern die Erweiterung der
    VN um eine parlamentarische Dimension, die Einbezie-
    hung nicht staatlicher Organisationen in die Willensbil-

    dung der deutschen UN-Politik sowie eine Reform der
    Beitragserhebung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deswegen plädieren die Regierungsfraktionen in
    ihrem detaillierten Antrag „Die Vereinten Nationen an der
    Schwelle zum neuen Jahrtausend“ ausdrücklich dafür,
    globale Kooperationsformen zu entwickeln, um die He-
    rausforderungen der Zukunft gemeinsam zu bestehen.

    Jede Verbesserung der Handlungsfähigkeiten der VN
    ist ein Beitrag zur friedlichen Lösung globaler Probleme.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Frieden aber hat – wer weiß das besser als wir Haushäl-
    ter – seinen Preis, besonders, wenn er erst geschaffen wer-
    den muss. Somalia, Bosnien, Ruanda stehen für tödliche
    Fehlschläge des UN-Peacekeeping. Daher ist das Fazit
    der von Kofi Annan benannten Kommission im
    Brahimi-Report kurz und bündig und brutal: Die Verein-
    ten Nationen verfügen über zu wenig Geld, zu wenig
    Truppen, zu wenig Führung, zum Teil über einen unkla-
    ren Auftrag. Im Klartext: Friedenseinsätze brauchen eine
    verbesserte materielle und personelle Ausstattung.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie werden gleich sehen, dass wir dieser Notwendigkeit
    aus Haushaltssicht nachgekommen sind.

    Die Bundesregierung orientiert die Maßnahmen der
    Krisenprävention, der Konfliktbeilegung und der Kon-
    solidierung in der Nachkonfliktphase an einem erweiter-
    ten Sicherheitsbegriff, der politische, ökonomische, öko-
    logische und soziale Stabilität umfasst. Grundlage dafür
    sind die Achtung der Menschenrechte, soziale Gerechtig-
    keit, Rechtsstaatlichkeit, partizipatorische Entscheidungs-
    findung, Bewahrung natürlicher Ressourcen und – natür-
    lich für diese Regierung ein Schwerpunkt – die Nutzung
    friedlicher Konfliktlösungsmechanismen.

    Folgerichtig haben wir im Haushalt im parlamentari-
    schen Verfahren den Ansatz für die Unterstützung von in-
    ternationalen Maßnahmen auf den Gebieten Krisen-
    prävention, Friedenserhaltung und Konfliktbewältigung
    von 8,6 Millionen DM auf 28,6 Millionen DM erhöht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das nenne ich nahtlose Übereinstimmung von politischer
    Entscheidung und Haushaltsentscheidung.

    Die Bundesregierung hat ein politisches Rahmenkon-
    zept für Krisenprävention und zivile Konfliktbearbeitung
    mit einer zentralen Rolle des Auswärtigen Amtes verab-
    schiedet. Durch Schulungen, Datenbanken und eine inter-
    ministerielle Projektgruppe des Auswärtigen Amtes ist
    nun eine Personalreserve für zivile Kriseneinsätze auf der
    Basis von völkerrechtlichen Mandaten der UNO und der
    OSZE institutionalisiert worden. Von 260 Absolventen
    der Trainingskurse sind bereits 60 in Langzeitmissionen
    und 100 in Kurzzeiteinsätzen von OSZE und UNO tätig.




    Uta Titze-Stecher
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    Das hat aber auch Spuren hinterlassen. Der OSZE-Gip-
    fel von Lissabon im November letzten Jahres hat mit sei-
    nem React-Programm dieses Projekt zur internationalen
    Aufgabe erklärt – ein schöner Erfolg, Herr Minister!

    Die Europäische Union hat diesen Ansatz auf unsere
    Initiative hin zu einem wichtigen Pfeiler der Gemeinsa-
    men Außen- und Sicherheitspolitik erklärt, und inzwi-
    schen ist das Thema Krisenprävention auch ein Thema im
    Dialog mit asiatischen und afrikanischen Partnern.

    Fazit: Deutschland hat sich in diesem Bereich interna-
    tionales Ansehen erworben und unterstützt auf diese
    Weise ganz sichtbar die Bemühungen des UNO-General-
    sekretärs Kofi Annan um eine „Kultur der Prävention“.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Von wegen, Herr Lamers, wir hätten keine Konzepte und
    keine Visionen!

    Die Ausstattungshilfe der Bundesregierung für aus-
    ländische Streitkräfte ist neben Demokratisierungs- und
    Parlamentshilfe sowie Maßnahmen des humanitären Mi-
    nenräumens ein außerordentlich bewährtes außenpoliti-
    sches Instrument


    (Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    – das habe ich nie anders gesehen – zur Unterstützung von
    Staaten der Dritten Welt, insbesondere in Afrika, auf
    ihrem Weg zu Demokratie, Frieden und Stabilität.

    Die bisherige Aufgabenverteilung ist gewahrt. Das
    heißt, die politische Verantwortung liegt beim Auswärti-
    gen Amt und die Durchführungsverantwortung beim Ver-
    teidigungsministerium. Die Ausstattungshilfe selbst ist
    mit 60Millionen DM in der mittelfristigen Finanzplanung
    abgesichert.

    Stichwort Afrika. Für die Bundesregierung und die
    Koalitionsfraktionen ist Afrika keineswegs der verlorene
    Kontinent, wie die Opposition manchmal behauptet, im
    Gegenteil.

    Erstens. Am 6. Juli dieses Jahres wurde hier im Hohen
    Haus eine Bundestagsdebatte über deutsche Afrikapolitik
    geführt. Dabei haben wir klar ausgedrückt, dass es im
    wohl verstandenen Eigeninteresse Deutschlands ist, sich
    für Frieden, stabile demokratische Strukturen und nach-
    haltige Entwicklung in Afrika einzusetzen.


    (Dr. Ilja Seifert [PDS]: Aber Sie haben bisher keine Konsequenzen gezogen!)


    – Jetzt hören Sie zu; ich habe das schon bemerkt.
    Zweitens. Erinnert sei an das Engagement der Bundes-

    regierung bei der Kölner Entschuldungsinitiative. Auch
    hier wird speziell Afrika geholfen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Drittens. Im Mai dieses Jahres besuchte der Bundes-

    kanzler den EU-Afrika-Gipfel in Kairo.
    Letzter Punkt – das ist schon erwähnt worden –:

    Außenminister Fischer war dieses Jahr bereits zweimal in
    Afrika: im März in Ländern mit positiven Ansätzen in ih-

    rer Entwicklung – Nigeria, Mosambik und Südafrika –
    und ganz aktuell im November in drei afrikanischen Kri-
    senländern – Angola, Burundi und Ruanda – mit dem Ziel,
    auszuloten, wie Deutschlands Beitrag bei der Kon-
    fliktbewältigung aussehen könnte.

    Fazit: Diese Besuche und die Diskussion in diesem
    Parlament in diesem Jahr stehen für die Kontinuität deut-
    scher Außenpolitik, allerdings mit etwas anderen Akzen-
    ten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Diese neue Akzentuierung gilt auch für den Bereich hu-
    manitäre Hilfe außerhalb der Entwicklungshilfe. Auch
    hier hat die Koalition zum ersten Mal seit Jahren die Mit-
    tel drastisch erhöht, und zwar um 19 Millionen DM: von
    60 Millionen auf 79,1 Millionen DM. Sie reagiert damit
    aus unserer Sicht angemessen auf die weltweit wachsende
    Zahl von humanitären Brennpunkten.

    Ich will Sie mit den Statistiken der Versicherungswirt-
    schaft verschonen. Es ist bekannt, dass sich die Zahl der
    Schadensfälle in den letzten 50 Jahren vervierfacht und
    sich die dadurch verursachten Schäden vervierzehnfacht
    haben. Das gilt sowohl für Naturkatastrophen als auch für
    politische Konflikte. Insofern ist die Anhebung des An-
    satzes gerechtfertigt.

    Ein Wort soll mir zur Verbesserung der Organisation
    der humanitären Hilfe sowie der Not- und Flüchtlings-
    hilfe der Bundesregierung im Ausland gestattet sein.
    Diese Hilfe ist – das muss man selbstkritisch sehen –
    durch Zersplitterung der Zuständigkeiten und eine un-
    übersichtliche Vielfalt der Akteure gekennzeichnet. Die
    humanitäre Hilfe selbst ist beim Auswärtigen Amt
    angesiedelt, während die Mittel für die Not- und Flücht-
    lingshilfe ohne klare Abgrenzung zur humanitären Hilfe
    beim BMZ veranschlagt sind. Man höre und staune: So-
    gar beim Verteidigungsministerium gibt es einen Titel für
    humanitäre Hilfe und andere Einsätze, deckungsfähig mit
    dem gesamten Einzelplan.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Und im Landwirtschaftsministerium auch noch!)


    Die logische Folge: Unzureichende Abstimmung und
    Koordination sowie Durchführungsvielfalt der privaten
    und staatlichen Hilfsorganisationen müssen dazu führen,
    dass der Einsatz der Ressourcen zulasten des Steuerzah-
    lers verschenkt wird.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


    Die Bundesregierung wäre gut beraten, beim Auswärtigen
    Amt unter Nutzung bzw. Ergänzung bestehender Struktu-
    ren einen operativen Koordinierungsstab der beteiligten
    Ministerien und staatlichen Stellen für diese Hilfe
    einzurichten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Man sollte einen Kommandostab einrichten! Hier weiß nie jemand Bescheid!)





    Uta Titze-Stecher

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    Der Beitrag an den Europarat ist von der Koalition um
    900 000 DM aufgestockt worden, und zwar ganz gezielt
    für die Arbeit des EuropäischenGerichtshofes fürMen-
    schenrechte.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben das mit einem Haushaltsvermerk versehen. Ich
    muss mich bei der Fachgruppe bedanken, die uns darauf
    aufmerksam gemacht hat, dass wir durch einen eigenen
    Haushaltsvermerk gesichert haben, dass dieses Geld
    wirklich dem EuGH zugute kommt. Angesichts der wach-
    senden Zahl von Verfahren – allein von 1998 auf 1999 gab
    es einen Anstieg um 77 Prozent – wage ich gar nicht da-
    ran zu denken, was auf diesen armen Gerichtshof zu-
    kommt, wenn die Serben vor der Tür stehen; also ist diese
    Mittelaufstockung mehr als notwendig.


    (Heiterkeit)

    – Das habe ich bewusst gesagt.

    Deutschland ist das erste der großen Beitragsländer,
    das seinen Anteil an den dringend zusätzlich benötigten
    3,5 Millionen Euro nach Jahren des Nullwachstums ge-
    leistet hat. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel bei
    unseren Nachbarn Schule macht.

    Über die Fraktionsgrenzen hinweg ist es gelungen,
    sich auf die Konzeption eines deutschen unabhängigen
    Institutes fürMenschenrechte zu einigen. Es soll die Si-
    tuation des Menschenrechtsschutzes dokumentiert allge-
    mein zugänglich darüber informieren und schließlich Bil-
    dungs-, Beratungs- und Forschungsarbeit leisten. Von den
    dafür vorgesehenen Mitteln, die in drei Ressorts etatisiert
    sind, trägt das Auswärtige Amt einen Anteil von 30 Pro-
    zent. Das entspricht 300 000 DM.


    (Rudolf Bindig [SPD]: Auch gut!)

    Zum Thema Menschenrechte gehören auch die Lage-

    berichte des Auswärtigen Amtes. Ich muss sagen, Herr
    Bundesaußenminister, wir sind dankbar dafür, dass Sie im
    September dieses Jahres eine Neukonzeption vorgelegt
    haben, nach der die Botschaften nunmehr verpflichtet
    sind, alle – aber auch wirklich sämtliche – vor Ort zur Ver-
    fügung stehenden Erkenntnisse auszuwerten,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    also auch diejenigen von lokalen Menschenrechtsgrup-
    pen, NGOs, internationalen Organisationen, Anwälten,
    Oppositionskreisen und Botschaften der Partnerstaaten.

    Kleiner Wermutstropfen: Lassen Sie den Lagebericht
    über die asyl- und abschieberelevante Lage im Sudan vom
    Sommer dieses Jahres überarbeiten. Aufgrund seiner Män-
    gel und Widersprüche ist er als Grundlage für asylrele-
    vante Entscheidungen absolut ungeeignet.

    Ich komme zu weiteren positiven Punkten. Bei den
    parlamentarischen Beratungen konnten die vorgesehenen
    Kürzungen beim Stabilitätspakt für Südosteuropa und
    bei der Unterstützung der mittelosteuropäischen Län-
    der rückgängig gemacht werden. Das heißt, konkret ste-
    hen im nächsten Jahr, ebenso wie in diesem Jahr, 300Mil-
    lionen DM zur Verfügung. Ich denke, dadurch ist die

    Bundesrepublik in der Lage, ihre Zusagen einzuhalten.
    Die Entscheidungen tragen aber natürlich auch dazu bei,
    dass die Glaubwürdigkeit und die Kontinuität der Außen-
    politik dieser Koalition unterstrichen werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Angesichts der aktuellen Entwicklung in der Bundes-
    republik Jugoslawien und mit Blick auf die dort anste-
    henden Wahlen im Dezember 2000 ist dieses Signal auch
    besonders wichtig. Für Soforthilfe stehen 50 Milli-
    onen DM für Medikamente, Energie und Nahrungsmittel
    zur Verfügung. Nach vielen Jahren der politischen Isolie-
    rung muss Jugoslawien geholfen werden, seinen Platz in
    der Staatenfamilie wieder zu gewinnen. Allerdings erwar-
    ten wir im Gegenzug von Kostunica, die bestehenden
    Konflikte im Rahmen der OSZE-Regeln, das heißt fried-
    lich, zu lösen.

    Das Kapitel Vertretungen des Bundes im Ausland
    bedarf aus haushälterischer Sicht einer besonderen Er-
    wähnung. – Herzlichen Dank, Herr Hoyer, Sie haben zwei
    Jahre lang mit Erfolg, wie Sie sehen, versucht, mich für
    dieses Problem zu sensibilisieren. – Der Haushaltsaus-
    schuss hat sich einstimmig dafür entschlossen, das
    Rechts- und Konsularwesen des Auswärtigen Amtes und
    seiner Auslandsvertretungen von der 1,5-prozentigen li-
    nearen Personalkürzung auszunehmen. Das ist angesichts
    des exorbitant gestiegenen Visaaufkommens unabding-
    bar.

    Einige Beispiele zur Verdeutlichung. Die Visastelle in
    Moskau nimmt täglich 1 400 Anträge entgegen. Bei Ein-
    haltung der Dienstzeit – die wird natürlich nicht einge-
    halten: die kloppen Überstunden – würden pro Antrag
    zwei Minuten zur Verfügung stehen. In Ankara ist das Vi-
    saaufkommen in diesem Jahr um 29 Prozent gestiegen, in
    Bukarest um 38 Prozent und in Neu Delhi um 41 Prozent.
    Das ist natürlich auf Dauer nicht mehr haltbar und unver-
    träglich mit Personalverkürzungen in diesem Bereich, der
    unserer Meinung nach so zu behandeln ist wie der Bereich
    der inneren Sicherheit. Schließlich ist die Visabehörde
    unsere Visitenkarte im Ausland.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    In dem Kapitel Pflege kultureller Beziehungen zum
    Ausland haben die Haushälter einvernehmlich die Mittel
    für den Betrieb des Goethe-Instituts in Höhe von 20 Pro-
    zent – das ist sehr viel, es entspricht 45 Millionen DM –
    qualifiziert gesperrt. Das bedeutet, dass die Mittel erst
    dann fließen werden, wenn das Goethe-Institut den Emp-
    fehlungen des Bundesrechnungshofes folgt, sie zügig um-
    setzt und dies in zwei Berichten im Frühjahr und Herbst
    nächsten Jahres nachweist.

    Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass aufgrund ei-
    ner Initiative aller Fraktionsvorsitzenden des Deutschen
    Bundestages der German Marshall Fund of the United
    States in den nächsten zehn Jahren eine jährliche Zustif-
    tung von 1,5 Millionen DM erfährt. Diese unabhängige
    Stiftung mit Sitz in Washington, initiiert von Willy Brandt
    als Dank des deutschen Volkes für den Marshall-Plan




    Uta Titze-Stecher
    13250


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    (D)



    (A)



    (B)


    nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, organisiert
    europäisch-amerikanische Austauschkontakte der ver-
    schiedensten gesellschaftlichen Gruppen. Wir bedanken
    uns an dieser Stelle ausdrücklich für die Arbeit dieser Stif-
    tung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Koalition hat im Bereich der Stipendien ein Son-
    derprogramm aufgelegt. Auch dieses unterstreicht und
    unterstützt nachdrücklich die Bemühungen der Bundes-
    bildungsministerin zur internationalen Öffnung unserer
    Hochschulen.

    Der auswärtige Dienst – damit möchte ich schließen –
    sieht sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts neuen Aufgaben
    gegenüber. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts hat
    sich bekanntlich die globale Statik verändert. Im Zusam-
    menhang mit der EU-Erweiterung um zusätzliche Bei-
    trittsländer sind neben den finanziellen Problemen Inte-
    grations- und Institutionenprobleme zu lösen. Das aber
    bedeutet, dass sich Arbeitsweise und Amtsverständnis des
    Auswärtigen Dienstes ändern müssen, weil sich die inter-
    nationale Politik geändert hat. Gefragt ist laut des Berichts
    des Spitzendiplomaten Karl Theodor Paschke über die
    Sonderinspektion der 14 deutschen Botschaften in den
    Ländern der EU Public Diplomacy, also öffentlichkeits-
    wirksame Erklärung und Vertretung deutscher Interessen
    und – folgt man dem Bundesaußenminister und seinen
    Ausführungen vom September dieses Jahres – Einmi-
    schung, aber nicht mehr in erster Linie vornehme Diplo-
    matie.

    Ich wünsche Ihnen, Herr Bundesaußenminister, für
    diese Koordinatenverschiebung, zu der ich Ihnen gratu-
    liere, den notwendigen Erfolg. Wir werden dieses Re-
    formvorhaben aus Haushaltssicht wohlwollend begleiten.
    Ich danke zum Schluss meinen Kolleginnen und Kollegen
    Berichterstattern, schicke einen besonders lieben Gruß an
    unseren erkrankten Kollegen Frankenhauser und bedanke
    mich bei unseren Mitarbeitern, besonders beim Sekreta-
    riat des Haushaltsausschusses. Ich bitte die Opposition
    um Zustimmung zu diesem Einzelplan; denn er setzt die
    richtigen Signale.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)