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ID1413600700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Struck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Kollegin, meine Posi-
    tion zu dem Verfahren von Reinhard Klimmt habe ich öf-
    fentlich deutlich gemacht. Dem habe ich nichts hinzuzu-
    fügen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)


    Der Strafbefehl gegen Reinhard Klimmt wurde an einem
    Montag angekündigt, und am Mittwoch der gleichen Wo-
    che ist Herr Klimmt zurückgetreten. Wenn Sie von An-
    stand reden, frage ich Sie: Wieso sitzt eigentlich Herr
    Koch noch immer auf seinem Stuhl in Hessen?


    (Lebhafter Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der PDS – Joachim Poß [SPD]: Und Herr Kohl ist noch im Parlament!)


    Ich kenne hinsichtlich des übrigen Vorgangs nur die Pres-
    severöffentlichungen.


    (Zurufe von der CDU/CSU): Ha! Ha! Ha!)

    Dem Vorgang wird nachgegangen werden müssen. Wir
    werden sehen, was am Ende dabei herauskommt.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Herr Rauen und Herr Doerfert wissen mehr!)


    Ich habe in meiner vorausgegangenen Rede gesagt, die
    Union könne mit Schwarzgeld umgehen – wir haben das
    schon öfter betont und ich werde es Ihnen weiter vorhal-
    ten –, aber mit Haushaltsmitteln kann sie überhaupt nicht
    umgehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie haben sowohl im Plenum als auch im Haushaltsaus-
    schuss des Bundestages Anträge gestellt, die auf eine
    Erhöhung der Ausgaben und eine Senkung der Steuern ab-
    zielten. Diese beiden Elemente passen aber nicht zusam-
    men und das hat schon Waigel übersehen; entweder man
    muss mehr Steuereinnahmen oder weniger Ausgaben ha-
    ben. Aber beides zusammen, das heißt mehr ausgeben und
    trotzdem Steuern senken, funktioniert nicht. Das haben
    die 16 Jahre Ihrer Regierungszeit gezeigt. Sie haben uns
    den größten Schuldenberg in der Geschichte unseres Lan-
    des hinterlassen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Und die höchste Steuerbelastung! – Joachim Poß [SPD]: Ja, die höchste Steuerund Abgabenbelastung!)


    Herr Glos hat völlig zu Recht gesagt, wir gingen jetzt in
    das dritte Jahr der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder.
    Eine völlig korrekte Aussage, Herr Glos, aber leider die
    einzige in diesem Zusammenhang. Sie wollten in den letz-
    ten zwei Jahren mit Ihren Anträgen insgesamt – Hans
    Eichel lässt das in seinem Ministerium immer genau aus-
    rechnen; er ist der beste Finanzminister, den wir je hatten –


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    75 Milliarden DM mehr ausgeben. Kürzlich haben Sie im
    Haushaltsausschuss zusätzlich 8 Milliarden DM verlangt,
    und zwar auch ohne Deckung. Das ist keine seriöse Fi-
    nanzpolitik.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie können eben nicht mit Geld umgehen.
    Die Halbzeitbilanz, die Sie gezogen haben, steht übri-

    gens in sehr merkwürdigem Kontrast zu dem, was andere
    über unsere Arbeit sagen:

    Ich glaube, wir sind gerade dabei, den Begriff Re-
    formstau in Deutschland aus unserem Sprachge-
    brauch zu verdrängen. Es geht vorwärts! Ich sehe in
    der Steuer- und Wirtschaftspolitik sehr positive
    Signale.

    So Dr. Jürgen Strube, Vorstandsvorsitzender der BASF
    Ludwigshafen. Er hat Recht!


    (Beifall bei der SPD)

    Allerdings bin ich auch der Meinung, dass wir in die-
    sem Land in den vergangenen Jahren keine vorbild-
    liche Wirtschafts- und Finanzpolitik erlebt haben. Da
    sind die letzten zwei Jahre eher ein gutes Ergebnis.

    So Rolf Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank.
    Auch er hat Recht!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Ja, ja, alles Mittelständler!)


    Und so urteilen die Gewerkschaften:
    Die Wiederherstellung von Kündigungsschutz und
    Lohnfortzahlung, Ordnung auf dem Arbeitsmarkt,
    die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, eine
    Steuerreform, die den Arbeitnehmern und den Fami-
    lien wieder mehr Geld in der Tasche lässt, und das
    Bündnis für Arbeit, dies ist eine andere Politik, als
    sie Helmut Kohl gemacht hat. Dies ist die Hand-
    schrift, die wir erwartet haben, und das ist eine sozi-
    aldemokratische Handschrift.

    So Dieter Schulte, Vorsitzender des Deutschen Gewerk-
    schaftsbundes.


    (Beifall bei der SPD)

    Im „Handelsblatt“ vom 6. Oktober konnte man lesen:
    Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deut-
    schen Industrie hat nach Einschätzung des ... BDI er-
    heblich zugenommen.

    Und:
    Investoren machen keinen Bogen mehr um Deutsch-
    land.

    Das sagte der Bundesgeschäftsführer des BDI, von
    Wartenberg, der der CDU angehört. Gleichzeitig hat er
    der Union empfohlen, endlich ein brauchbares wirtschaft-
    liches Konzept zu entwickeln.






    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    So liegen die Dinge in unserem Land und nicht so, wie
    Sie sie darzustellen versuchen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie haben in der Sache nichts anzubieten, Sie haben
    keine wirkliche Alternative zu unserer Politik, zur Politik
    der Koalition, dargestellt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deshalb sollten Sie Oscar Wilde bedenken. Er hat gesagt:
    Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den
    Mund halten.


    (Heiterkeit und anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile dem Kolle-
gen Rainer Brüderle, F.D.P.-Fraktion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rainer Brüderle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Da-
    men und Herren! Zunächst möchte ich – sicherlich auch
    in Ihrem Namen – unserem erkrankten Fraktions- und
    Parteivorsitzenden, Wolfgang Gerhardt, von hier aus gute
    Besserung wünschen.


    (Beifall im ganzen Hause)

    Herr Bundeskanzler, wären Sie Fußballtrainer, Sie hät-

    ten ein Problem. Zur Halbzeit sind aus der Anfangself
    schon fünf Spieler nicht mehr dabei.


    (Zuruf von der SPD: Es gibt Verlängerung!)

    Einer hat seine Karriere beendet und kommentiert jetzt
    aus dem Saarland. Einer wurde zur Organisation der SPD
    abkommandiert, ein weiterer wurde ins Ausland transfe-
    riert, um hier der roten Karte zu entgehen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Einer wurde wegen groben Foulspiels vom Platz gestellt,
    ein weiterer hat sich selbst ausgewechselt.

    Die spielerische Linie ist verloren gegangen. Der
    Schwung ist hin, wenn es ihn je gegeben hat. Die rot-
    grüne Wirtschafts- und Finanzpolitik ist ungereimt.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Die rot-grüne Bildungspolitik ist stecken geblieben.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)

    Die rot-grüne Außenpolitik lebt von Geschichtsvorträgen
    des Außenministers, die rot-grüne Umweltpolitik ist un-
    koordiniert, die rot-grüne Sozial- und Gesundheitspolitik
    ist unprofessionell und wirkt reichlich ältlich.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Tief greifende ökonomische, ökologische und soziale
    Veränderungen verlangen aber geradezu nach einem ge-
    schlossenen zukunftsorientierten Entwurf. Davor zucken
    Sie zurück. Sie ändern hier ein bisschen, da ein bisschen,

    dann merken Sie, dass Sie konsequenterweise auch an an-
    derer Stelle noch ein bisschen ändern müssen, vielleicht
    auch ein bisschen mehr. Am Ende der ersten Halbzeit ging
    vieles durcheinander.

    Aber jetzt geht gar nichts mehr – außer der Einrichtung
    von Verschiebebahnhöfen. Die Menschen merken das.
    Die Umfragewerte sprechen eine klare Sprache. Drei
    Viertel der Menschen sind der Meinung, dass Ihre Ar-
    beitsmarktpolitik nicht zu einer Verbesserung der Arbeits-
    marktchancen führt.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Drei Viertel der Bevölkerung erwarten von der so ge-
    nannten Rentenreform sogar eine Verschlechterung der
    eigenen Lebenssituation. Drei Viertel der Bevölkerung
    rechnen mit persönlichen Nachteilen durch die Gesund-
    heitsreform. Zwei Drittel der Bevölkerung kritisieren die
    immer noch zu hohe Steuerbelastung.

    Zwei Drittel der Bevölkerung lehnen die Ökosteuer
    weiterhin ab. Sie befinden sich in guter Gesellschaft. Der
    Sachverständigenrat hat es Ihnen erneut ins Stammbuch
    geschrieben: Die Ökosteuer ist keine Ökosteuer. Sie stellt
    nicht wirklich auf Klimaschutz ab. Sie belastet regenera-
    tive Energieträger, entlastet die Kohle, belastet den öf-
    fentlichen Personennahverkehr, schützt die, die viel in die
    Luft jagen, und belastet die, die keine Rentenversiche-
    rungsbeiträge zahlen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die erwartete doppelte Dividende stellt sich nicht ein.
    Ich zitiere:

    Die zusätzliche Belastung ausgewählter Energieträ-
    ger dient vorwiegend der Einnahmebeschaffung für
    die Rentenversicherung.

    Darüber sind die ökologischen Zielsetzungen
    vernachlässigt worden, wie nicht zuletzt die vielen
    Ausnahmeregelungen belegen. Das ist ein wörtliches Zi-
    tat aus dem Gutachten der Sachverständigen.

    Leider ist der Satz richtig: Rasen für die Rente. – Wer
    weniger Sprit verbraucht und deshalb weniger Ökosteuer
    zahlt, der ist für Sie quasi ein Volksschädling, weil da-
    durch das Defizit in der Rentenkasse größer wird.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die Grünen reden über viele Dinge, setzen aber nichts

    durch. Viele von ihnen werden selbst bei gesündester
    Ernährung das Abschalten der Kernkraftwerke in
    Deutschland nicht mehr erleben, wohl aber weitere Cas-
    tor-Transporte nach den Wahlen im Frühjahr 2002.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Rezzo Schlauch plappert nach, was die Freien Demo-

    kraten seit Jahrzehnten erklären. Aber die Grünen stehen
    auf dem Schlauch und ziehen seinen Vorschlag wieder
    zurück. Wenn Herr Schlauch hier wäre, würde ich ihm sa-
    gen: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





    Dr. Peter Struck

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    (B)


    Der Arbeitsmarkt bleibt weiter stranguliert und ver-
    riestert. Die SPD stolpert zurück in den Traditionalismus.
    Bei Arbeitsmarkt und Rente wird der Laden wieder dicht-
    gemacht. Die Jungen werden verladen


    (Lothar Mark [SPD]: Büttenrede!)

    und der Gewerkschaftsflügel wird ruhig gestellt.

    Die Bundestagsfraktion der F.D.P. trägt den ersten
    Schritt der Steuerreform mit, damit es überhaupt weiter-
    geht und die schlimmsten Diskriminierungen des Mittel-
    standes gemildert werden. Wir sehen diesen Schritt aller-
    dings nicht –


    (Zuruf von der SPD: Oje! Oje!)

    – was jammern Sie denn? Ohne uns hätten Sie doch gar
    nichts zustande gebracht; Sie sollten dankbar sein –


    (Beifall bei der F.D.P.)

    als Ende der Steuersenkungen, wie sich das Rot-Grün vor-
    stellt, sondern nur als Steuerreform I, der möglichst bald
    eine Steuerreform II folgen muss.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Vor allen Dingen dürfen weitere Steuersenkungen bis

    2005 nicht unterbleiben. Wir müssen die Wartehalle ver-
    lassen. Wenn Sie sich nicht weiterbewegen, dann werden
    wir Sie weiterbewegen. Die Bundestagswahl 2002 wird
    eine klare Mehrheit für frühere Steuersenkungen, für ge-
    rechtere Behandlung von unterschiedlichen Einkommen
    und vor allem für mehr netto für alle bringen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Diese Mehrheit wird dann solche Äußerungen wie die von
    Bundesfinanzminister Eichel „Keine weitere Steuerre-
    form in den nächsten sechs Jahren!“ schneller zur Maku-
    latur werden lassen, als sich der Bundesfinanzminister das
    vorstellen kann.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Der Bundeskanzler sitzt jetzt sozusagen in der Halbzeit

    beim Pausentee, hat in der ersten Spielhälfte fünf Spieler
    ersetzen müssen und sieht – unausweichlich – weitere
    Auswechslungen vor sich.

    Im Gesundheitswesen werden die Rationierung, die
    Budgetierung, die Bevormundung und die Einschränkung
    der Therapiefreiheit für die Patienten in Deutschland zu
    einer unerträglichen Schikane.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Statt dafür zu sorgen, dass die Patienten optimal betreut
    werden können, werden Ärzte mit Punktwertetabellen
    und Planungsunsicherheit konfrontiert, in ein Korsett un-
    terschiedlichster Budgetvorgaben gepresst und wird die
    Freiberuflichkeit, ein konstitutives Element unseres Ge-
    sundheitswesens, in Mitleidenschaft gezogen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Frau Fischer hat die Zweiklassenmedizin in Deutsch-

    land wieder eingeführt.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bis die Budgets aufgebraucht sind, können alle die glei-
    che Qualität der medizinischen Versorgung genießen.
    Wenn aber die Budgets aufgebraucht sind, bekommen
    diejenigen Probleme, die anspruchsvollere Medikamente
    benötigen, die sie aber nicht, so wie andere, selbst bezah-
    len können.


    (Zuruf von der SPD: Sie haben noch nie in einem Wartezimmer gesessen!)


    Frau Fischer muss vom Platz. Die Rationierung von Ge-
    sundheitsleistungen muss gestoppt, die Eigenverantwor-
    tung der Menschen muss gestärkt und bürokratische
    Überreglementierung muss abgeschafft werden.


    (Zuruf von der SPD: Lobbyist!)

    – Was heißt „Lobbyist“? Ja, ich bin ein Lobbyist der Men-
    schen, der Patienten. Das ist richtig.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Sie schaffen doch unter dem Motto „soziale Gerech-

    tigkeit“ die Ungerechtigkeit, die zur Folge hat, dass die,
    die ins Ausland gehen und dort die Operation bezahlen
    können, dort die optimale Betreuung bekommen, wäh-
    rend die anderen die Gefangenen Ihrer Ideologie sind.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Auch wenn Sie schreien, wird es nicht richtiger!)


    – Es ist klar, dass es Ihnen wehtut, wenn Ihnen der Spie-
    gel vorgehalten wird. Aber das ist das Schöne in einer
    Demokratie, Frau Kollegin: dass man hier seine Meinung
    sagen darf. Sie müssen sie sich anhören; dass gehört auch
    dazu.


    (Zuruf von der SPD: Machen wir doch!)

    Wir sind noch nicht so weit, dass Sie mit der Monstranz

    durch die Landschaft ziehen und alle Ihnen zuzuloben ha-
    ben: Hosianna! – Die deutsche Einheitsmeinung gibt es –
    Gott sei Dank – nicht.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Iris Gleicke [SPD]: Ich bin dafür auf die Straße gegangen, dass man das kann!)


    – Aber für die falsche Sache!

    (Iris Gleicke [SPD]: Da saßen Sie im Warmen und Trockenen! Unverschämtheit!)

    – Ihre Politik ist eine Unverschämtheit, Frau Kollegin.

    In der Verkehrspolitik besteht die einzige Bewegung
    darin, dass es in zwei Jahren jetzt schon drei zuständige
    Minister, sechs Parlamentarische und vier beamtete
    Staatssekretäre gegeben hat. Das ist Ihre Art von Bewe-
    gung in der Verkehrspolitik.


    (Ina Lenke [F.D.P.]: Das kostet den Steuerzahler Geld!)


    Alle Beteiligten haben sich bisher erfolglos an der
    Frage versucht, wie die Mobilität der Bürger und der
    Transportbedarf der Wirtschaft in Zukunft sichergestellt
    werden können. Die deutsche Verkehrspolitik verkehrt
    verkehrt. Der deutsche Stau hat inzwischen ein ganzes
    Volk aufgehalten und hält es noch auf. Mehr und mehr




    Rainer Brüderle
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    Bürger wollen die atemberaubende Einschränkung ihrer
    Mobilität durch eine völlig verunglückte Verkehrspolitik
    nicht mehr ertragen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Sie, die Sie so viel dazwischenschreien, frage ich: Wer
    gibt Ihnen das Recht – –


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hat doch gar keiner! Wir sind doch ganz ruhig!)


    – Herr Schmidt, ich meine Ihre Kollegin. Ich verstehe,
    dass es Ihnen peinlich ist, wie sie reagiert; aber so ist das
    nun einmal. – Wer gibt Ihnen das Recht, den Menschen so
    viel Freiheit wegzunehmen?


    (Widerspruch bei der SPD)

    Was Sie in Deutschland an Stau produzieren, grenzt doch
    an Freiheitsberaubung. Die Arbeitnehmer verbringen täg-
    lich Stunden im Stau, weil Sie keine vernünftige Ver-
    kehrspolitik machen können. Das ist doch das Thema.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Das ist auch ein Freiheitsthema. So, wie Sie die Mobilität
    einschränken, ist das Freiheitsberaubung.


    (Beifall bei der F.D.P. – Lachen bei der SPD – Hans Georg Wagner [SPD]: Helau!)


    – Sie werden Ihre Quittung bekommen, warten Sie nur ab.
    Freuen Sie sich nicht zu früh. Der Hochmut kommt im-
    mer kurz vor dem Fall.

    Es gibt keinen einzigen Hoffnungsschimmer, dass Rot-
    Grün den Kollaps wirklich sieht und Konzepte entwickelt,
    um ihn zu verhindern. Die Eisenbahnpolitik fährt rück-
    wärts. Sie sind gerade dabei, die Strukturveränderung, die
    die Chance bietet, Eisenbahnpolitik in Deutschland wie-
    der modern und erfolgreich zu machen, nämlich die Tren-
    nung von Schiene und Betrieb, aufzugeben. Sie wollen
    wieder den Staatsmonopolisten einführen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die deutsche Einheitsbahn ist schon fehlgelaufen. Haben
    Sie doch den Mut zum Wettbewerb und zur Modernität
    und zeigen Sie nicht immer rückwärts gewandte Engstir-
    nigkeit.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Straßenverkehrspolitik steckt im Stau. Die Luft-
    verkehrspolitik ist ins Trudeln gekommen. Die Mehrheit
    der Koalition hat Wettbewerb noch nie für ein geeignetes
    Mittel gehalten, um Probleme zu lösen, Dienstleistungen
    bereitzustellen, Ressourceneinsatz zu bewältigen und
    Produktinnovation zu betreiben. Bei allen Privatisie-
    rungsvorhaben war die heutige Mehrheit hinderlich, zö-
    gerlich, bremsend und dagegen. Es war doch gerade der
    große Erfolg der Liberalisierung der Telekommunika-
    tionsmärkte, dass wir heute vergleichbare Telefonkosten
    von hier, von Berlin, nach New York wie von New York
    nach Berlin haben. Früher war Berlin von New York aus
    für 9 Cent pro Minute zu erreichen, von Deutschland nach
    New York dagegen zahlte man 6 bis 7 DM. Die Entfer-

    nung von Berlin nach New York ist genauso groß wie die
    von New York nach Berlin.


    (Zurufe von der SPD: Oh! – Hans Georg Wagner [SPD]: Das haben wir nicht gewusst!)


    – Das ist so, da können Sie sich einmal an der Uni erkun-
    digen. Aber das übersteigt offenbar Ihren Horizont.

    Wir haben das Gleiche bei der Liberalisierung des
    Strommarktes erlebt. Die Entlastung der Bürger, des
    Mittelstands und der Wirtschaft durch die Liberalisierung
    hat eine Größenordnung von 16 bis 17 Milliarden DM
    im Jahr. Sie sind gerade dabei, durch die so genannte Pen-
    nerprämie, wie Herr Müller es genannt hat, die Förderung
    der Kraft-Wärme-Kopplung, der Zwangssubventionierung
    regenerativer Energien die Liberalisierung des Strom-
    marktes wieder zurückzunehmen. Wettbewerb war den
    Funktionären immer ein Dorn im Auge. Sie würden Strom
    am liebsten wieder wie früher durch staatsmonopolisti-
    sche Betrieben zuteilen lassen, statt ihn zu verkaufen und
    kundenorientiert zu handeln.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Unnötig hohe Preise, eine schlechte Infrastruktur,
    mangelnde Dienstleistungen und ein Verlust an Mobilität
    sind überall da aufgetreten, wo Monopolisten das Sagen
    haben. Mit Staatsmann-Denken löst man keine Verkehrs-
    probleme, durch Verhinderung des Wettbewerbs löst man
    kein Transportproblem und ohne Straßenbau kein einzi-
    ges Umweltproblem.

    Der Gipfel des Versagens deutscher Verkehrspolitik ist,
    dass der Bau des Transrapid, einer in Deutschland ent-
    wickelten Technologie, die hier bisher keine Chance
    hatte, nun in China – vielleicht mit deutschem Geld bezu-
    schusst – durchgeführt wird. Was ist das für eine Moder-
    nisierungsstrategie?


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Auch so kann man eine forschungs- und technologiepoli-
    tische Aufbruchstimmung erzeugen, nämlich Aufbruch
    aus Deutschland und nicht Aufbruch in Deutschland.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hat irgendwie keiner verstanden!)


    – Das sollte Sie sehr nachdenklich stimmen.
    Wenn Sie wirklich etwas für die Arbeitnehmer tun wol-

    len, dann sollten wir entsprechende Vorhaben bei uns um-
    setzen und wir sollten diese Technik nicht beispielweise
    nach China exportieren, weil sie mit der grünen Ideologie
    nicht vereinbar ist. Wenn in der Umgebung von Schang-
    hai die Grünen oder drei bestimme deutsche Landesregie-
    rungen zusammen mit dem Bundesbahnvorstand die Ver-
    antwortung hätten, dann würde der Transrapid dort mit
    Sicherheit nicht gebaut werden.

    Die Regierung wollte die Ausgaben für Bildung und
    Forschung verdoppeln. Sie hat hinterher erklärt, gemeint




    Rainer Brüderle

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    sei, eine Verdoppelung beim Kern des Forschungsbe-
    reichs. Auch davon ist heute keine Rede mehr. Diese
    Pläne sind sang- und klanglos zurückgenommen worden.

    Die Haushalte 1999 und 2000 sowie der jetzige Ent-
    wurf für 2001 zeigen den Abschied der Bundesregierung
    von diesen großen Zielsetzungen. Die Bundesregierung
    setzt zu Beginn dieses Jahrtausends keine Akzente für In-
    novation, im Gegenteil: Sie steigt aus einer Technologie
    aus, die aus Gründen weltweiter Verantwortung für das
    Klima gerade von hoch entwickelten Ländern weiterhin
    genutzt werden müsste. Sie nimmt zusätzliche Emissio-
    nen in Kauf. Sie weiß um die Notwendigkeit des Imports
    von Energie aus Kernkraftwerken, die viel unsicherer als
    die deutschen sind. Sie läuft sehenden Auges in einen
    Kompetenzverlust Deutschlands auf einem Feld der
    Hochtechnologie hinein. Wir geben eine Technologieop-
    tion auf. Das ist nicht klug.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Regierung steigert die CO2-Emissionen und dieStromkosten, sie wirkt der Ressourcenschonung entge-
    gen, sie entlastet die Strommärkte allein zulasten deut-
    scher Unternehmen. Wahrscheinlich wird es demnächst
    eine Green Card für Kernphysiker geben, weil bei uns auf-
    grund eines Technologiestopps bestimmte Entwicklungen
    nicht mehr betrieben werden. Wir könnten eine „Violett
    Card“ oder eine „Kariert Card“ erfinden, je nachdem, wo
    gerade wieder – wie bei einem Flickenteppich – ein Pro-
    blem gelöst werden muss, wo ein neues Heftpflaster auf-
    geklebt werden muss, um Schwierigkeiten temporär zu
    unterdrücken.

    Mein Kollege Helmut Haussmann hat gestern auf den
    deutlich negativen Saldo zwischen Anspruch und Wirk-
    lichkeit in der Europapolitik der Bundesregierung hinge-
    wiesen. Die Bundesregierung hat am Anfang zu lange ge-
    zögert, einen überzeugenden und ehrgeizigen Fahrplan
    für die Osterweiterung der Europäischen Union aufzu-
    stellen. Die Osterweiterung der Europäischen Union ist
    gerade für Deutschland eine Zukunftsinvestition.


    (Beifall bei der F.D.P. – Günter Graf [Friesoythe] [SPD]: Wen wollen Sie eigentlich überzeugen?)


    Es geht nicht darum, vorhandene Risiken herunterzu-
    spielen oder in der Bevölkerung vorhandene Strömungen
    zu missachten. Es geht vielmehr darum, die Diskussion
    auf eine fundierte Basis zu stellen, unsere Interessen he-
    rauszuarbeiten und sich auf die Herausforderungen recht-
    zeitig vorzubereiten.

    Mittelosteuropa ist eine Region des wirtschaftlichen
    Wachstums mit rund 100 Millionen Verbrauchern. Die
    Wirtschaftskraft der Europäischen Union wird durch die-
    sen Zuwachs gestärkt und sie erhält mehr Gewicht auf den
    Weltmärkten. Die mittel- und osteuropäischen Reform-
    staaten bekennen sich zur freien Marktwirtschaft. Sie ha-
    ben beachtliche Erfolge bei der Transformation ihrer
    Volkswirtschaften erreicht. Manchmal sind sie schon we-
    niger staatsorientiert als manche in Deutschland. Sie
    wickeln den Hauptteil Ihres Handels mit der Europä-
    ischen Union ab und Deutschland ist für sie mit Abstand

    der wichtigste Partner. Die mittel- und osteuropäischen
    Reformstaaten haben den Weg zur Europäischen Union
    eingeschlagen. Sie haben das auf Demokratie und Rechts-
    staatlichkeit aufgebaut und sich auf den Schutz der Men-
    schenrechte verpflichtet. Ihr Demokratisierungsprozess
    mit stabilen Institutionen ist der Hinweis auf ihren Anteil
    an der europäischen Identität. Nur Zivilgesellschaften
    werden Europa die Sicherheit auch für die Zukunft geben,
    die es braucht. Nur Zusammenarbeit in einer Europä-
    ischen Union wird aus der bisherigen westeuropäischen
    Union eine wirkliche europäische Union machen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Die erste Beitrittsrunde sollte so bald wie möglich

    stattfinden. An ihr sollten die Länder teilnehmen, die am
    schnellsten vorangekommen sind. Es wäre sehr zu wün-
    schen, dass Polen dazugehört. Es wäre gut, wenn einige
    dieser Staaten so rechtzeitig Mitglieder der Europäischen
    Union sein könnten, dass sie mit uns gemeinsam an der
    Wahl des Europäischen Parlaments im Jahre 2004 teil-
    nehmen.

    In der Halbzeitpause muss der Trainer einer Fußball-
    mannschaft oftmals eine aufmunternde Ansprache an sein
    Team halten,


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Die kommt nachher!)


    vor allem, wenn es erfolgreich für die Bundesrepublik
    Deutschland spielen will und in der ersten Hälfte erkenn-
    bare Schwächen gezeigt hat.

    Wir brauchen mehr Beweglichkeit, müsste der Trainer
    sagen. Wir müssen angesichts der erkennbaren demogra-
    phischen Entwicklung hin zu weniger Jüngeren und
    mehr Älteren die bestehenden Wachstumsbremsen beim
    Alter lockern. Ziel ist nicht mehr die Frühverrentung,
    müsste der Trainer sagen, sondern der frühere Eintritt ins
    Berufsleben und das spätere Ausscheiden aus dem Er-
    werbsleben.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir brauchen mehr Frische, müsste der Trainer sagen.
    Entscheidend sind kräftige Investitionen in Bildung und
    Ausbildung, ein besseres Training in den Einrichtungen,
    eine sportliche Haltung, die Wahrnehmung der erzieheri-
    schen Aufgabe der Schule und die Erziehung zur Demo-
    kratie in der Familie. Die Befähigung zu Verantwortung
    und Freiheit ist die Herausforderung.

    Es muss mehr in der Spitze gespielt werden, müsste der
    Trainer sagen.


    (Joseph Fischer, Bundesminister: In die Spitze!)


    Spitzentechnologien in Deutschland und eine Dimension
    ökologischer Verantwortung in technologischer Orientie-
    rung statt bürokratischer Gängelung, Bio- und Gentech-
    nologien – –


    (Zuruf des Bundesministers Joseph Fischer)





    Rainer Brüderle
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    – Herr Außenminister, Dazwischenquaken ist ein Zeichen
    von Schwäche. Wenn Sie ein bisschen Format hätten,
    könnten Sie auch zuhören. Aber Sie können es nicht.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Joseph Fischer, Bundesminister: Ich habe doch nur gesagt: in die Spitze! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Flegel bleibt Flegel!)


    – Flegelhaftigkeit ist kein Stil der Politik.
    Bio- und Gentechnologien, neue Materialien und

    Werkstoffe, Kommunikationstechnologien, all das muss
    zur offensiven Spielkultur der Mannschaft gehören. Hi-
    neingrätschen, Blocken und Verhindern reichen nicht aus.


    (Beifall bei der F.D.P. – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir brauchen mehr Spielerpersönlichkeiten in der
    Mannschaft, müsste der Trainer sagen.


    (Zuruf von der SPD: Das sagt Möllemann auch!)


    Man muss den Ball fordern. Deutschland braucht Wettbe-
    werbsföderalismus als Chance zur Profilbildung mit un-
    terschiedlichen Facetten.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Möllemann!)

    Die Deckung muss besser arbeiten, müsste der Trainer

    sagen. Im Verteidigungsbereich sind technische Schwächen
    unverkennbar. Der Investitionsstau wird nicht abgearbeitet,
    die Besoldungsstruktur bei der Armee wird nicht verbessert.
    Die Bundeswehr ist der Verlierer des Haushalts.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Keine Zusage wird eingehalten. Die Modernisierung
    bleibt Stückwerk. Die Wehrgerechtigkeit wird in Mitlei-
    denschaft gezogen. Wer es uns nicht glauben will, sollte
    zur Kenntnis nehmen, dass der Wehrbeauftragte Willfried
    Penner in der „Süddeutschen Zeitung“ wie folgt zitiert
    wurde: Wir haben schon jetzt keine allgemeine Wehr-
    pflicht mehr. – Das empfehle ich jedem zur Lektüre:
    „Süddeutsche Zeitung“, Willfried Penner, Sozialdemo-
    krat.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Angesichts des Altersdurchschnitts der Mannschaft

    hätte der Trainer schon längst gezielt Neuzugänge aus
    dem Ausland verpflichten müssen. Eine gesetzliche
    Regelung der Einwanderung in einer internationalisier-
    ten Gesellschaft mit dem Ziel, viele gute und kenntnisrei-
    che Menschen aus aller Welt einzuladen, ist überfällig.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Möllemann?)

    Es liegt in unserem eigenen nationalen Interesse, bestim-
    men zu können, wie viele und welche Menschen zu uns
    kommen sollen. Integrationsangebote zu unterbreiten,
    aber auch die Bereitschaft zur Integration zu verlangen ist
    ganz wichtig. Viele unterschiedliche Spielerpersönlich-
    keiten müssen dies noch lernen, wenn sie mit Erfolg spie-
    len wollen.

    Herr Bundeskanzler, wir haben in Rheinland-Pfalz ge-
    meinsam mit der SPD ein Zuwanderungsbegrenzungsge-

    setz entwickelt. Unsere Bundestagsfraktion hat es wort-
    gleich hier in den Bundestag eingebracht. Springen Sie
    doch über Ihren Schatten! Was Ihre rheinland-pfälzischen
    Genossen für richtig halten, kann doch für Sie nicht so
    falsch sein. Hören Sie doch einmal auf die Rheinland-
    Pfälzer! Die sind anständiger, als Sie denken, auch in der
    SPD.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Die Fraktion der F.D.P. beschleicht das Gefühl, dass die

    rot-grüne Mannschaft nicht weiß, in welcher Liga sie wirk-
    lich spielt oder spielen sollte. Da gibt es keine Stamm-
    plätze. Man kann schnell in die zweite Bundesliga
    absteigen, wenn man nicht den Mut zu richtigen Entschei-
    dungen hat.

    Das politische Bodenturnen, der neue einjährige Ver-
    schiebebahnhof bei der Rente, das Ende für die Steuerre-
    form, das Verbleiben bei der Gesundheitspolitik, die müde
    Innovationspolitik, der Stau im Verkehr, die ewigen euro-
    päischen „leftovers“, die Strangulierung des Arbeitsmark-
    tes: Alles das zeigt eine Kleinräumigkeit, eine Kurzfris-
    tigkeit des Denkens.

    Erfolgreich ist der, der in klaren Linien denkt und han-
    delt. Der Staat muss mehr ordnen, weniger lenken, weni-
    ger Misstrauen gegenüber den Menschen haben, mehr
    Vertrauen zu Menschen haben. Das ist die Basis für
    erfolgreiche Politik.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, ich bin neulich in Berlin zu-

    fällig hinter dem Auto eines Malermeisters gefahren. Er
    warb mit folgendem Spruch: „Tünchen, pinseln, kleistern
    – wir werden Sie begeistern.“ Kürzer und treffender lässt
    sich das Programm der rot-grünen Koalition nicht be-
    schreiben.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Das reicht aber nicht aus. Deutschland braucht einen Auf-
    bruch.

    Deutschland braucht Freiheit und Chancen für jeder-
    mann, zwischen Bildungseinrichtungen zu wählen, sich
    aus- und weiterzubilden und in zwölf Jahren das Abitur zu
    machen.

    Deutschland braucht Freiheit und Chancen des Einzel-
    händlers, seinen Laden auch nach 18.30 Uhr offen zu hal-
    ten und selbst zu entscheiden, wann er die Tür auf- und
    zumacht. Er darf nicht aus ideologischen Grundsätzen he-
    raus gegängelt werden.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deutschland braucht Freiheit und Chancen der Haus-
    halte, ihre Strom- und Telefonanbieter selbst auszuwählen
    und ihre Briefe über den Anbieter abzusenden, den sie
    wünschen.

    Deutschland braucht Freiheit und Chancen der Arbeit-
    nehmer, im eigenen Betrieb über ihre eigenen Angelegen-
    heiten, über Arbeitszeitregelungen und Einkommen inner-
    halb bestimmter Bandbreiten und im Ernstfall zugunsten




    Rainer Brüderle

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    des Erhalts ihres Arbeitsplatzes selbst bestimmen zu kön-
    nen, und weniger Funktionärsfremdbestimmung.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deutschland braucht Freiheit und Chancen für die
    Sozialversicherungssysteme, um den wirklich Bedürfti-
    gen zu helfen und sich nicht in sozialer Bekleidung von
    Arbeitslosigkeit zu erschöpfen, sondern auf die größte so-
    ziale Sicherheit, den Arbeitsplatz selbst, abzustellen.

    Deutschland braucht Freiheit und Chancen für Sozial-
    hilfeempfänger, eine Arbeit anzunehmen, wobei das Geld
    nicht gleich wieder voll weggesteuert wird.

    Deutschland braucht Freiheit und Chancen der Bürger,
    im Gesundheitssystem selbst zu entscheiden, wie man
    sich versichert, wie hoch man sich versichert, ob man sich
    mit Selbstbehalt versichert, ob man zu Zuzahlungen be-
    reit ist oder ob man weiter Vollkaskoregelungen haben
    will.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Deutschland braucht Freiheit und Chancen aller Men-

    schen in der Altersvorsorge, privates Geld selbst dort an-
    legen zu können, wo man es möchte, und nicht dort, wo
    die Gewerkschaften es gerne hätten.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Die Menschen in Deutschland wollen Orientierung

    statt Gängelung. Rot-Grün fürchtet nichts mehr als unab-
    hängige, souveräne, eigene, selbstständige Entscheidun-
    gen von Menschen. Die Freie Demokratische Partei hat
    nichts lieber als die freie, selbstständige, souveräne, ei-
    gene Entscheidung von Menschen in der Bundesrepublik
    Deutschland.

    Freiheit ist wählbar. Die Alternative ist klar.

    (Anhaltender Beifall bei der F.D.P. – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Iris Gleicke [SPD]: Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden!)