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ID1413600300

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    Vokabeln: 9
    1. Kollege: 1
    2. Struck,: 1
    3. ge-statten: 1
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    6. Zwischenfrage: 1
    7. der: 1
    8. Kollegin: 1
    9. Bonitz?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Liebe Kolleginnen
    und Kollegen, auf unserer Zuschauertribüne hat der
    schweizerische Bundespräsident und Vorsteher des Eid-
    genössischen Departements für Verteidigung, Bevölke-
    rungsschutz und Sport, Herr Bundesrat Adolf Ogi, Platz
    genommen. Ich begrüße ihn und heiße ihn herzlich will-
    kommen.


    (Beifall)





    Michael Glos

    13193


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Nun erteile ich dem Kollegen Peter Struck, Vorsitzen-
    der der SPD-Fraktion, das Wort.

    Dr. Peter Struck (SPD) (von der SPD mit Beifall be-
    grüßt): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Da ich den Kollegen Adolf Ogi sehe und mich gut
    an Fußballspiele erinnere, die wir zusammen gemacht ha-
    ben, möchte auch ich ihn herzlich willkommen heißen.
    Ich bedauere sehr, Herr Kollege Ogi, dass Sie gerade
    keine besonders hervorragende Rede in diesem Parlament
    miterlebt haben. Das ändert sich vielleicht noch.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber ein Gutes hat Michael Glos. Mittwochmorgen um
    neun Uhr ist er in der Lage, innerhalb von fünf Minuten
    richtig Stimmung in dieses Haus zu bringen. Dafür bedan-
    ke ich mich recht herzlich. Mit Substanz hatte das, was Sie,
    Herr Kollege Glos, gesagt haben, aber nicht viel zu tun.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Eigentlich sind Sie in Ihrer Rede mit uns sehr freund-
    lich umgegangen, wenn ich an den Umgangston denke,
    der zurzeit in Ihren Reihen herrscht.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Schäuble hat Herrn Kohl eine Intrige mit krimineller
    Energie vorgeworfen. Herr Kohl hat Herrn Schäuble der
    Lüge bezichtigt. Zu dem so genannten Tagebuch unseres
    Altbundeskanzlers darf ich mir eine Bemerkung erlauben:
    Ich finde das, was sich der Bundeskanzler a. D. erlaubt,
    nichts weiter als peinlich, meine sehr verehrten Damen
    und Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller hat
    beim CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Inkompetenz
    festgestellt, wenn es um die Fragen des Asyls geht. CSU-
    Generalsekretär Goppel hat Herrn Müller deshalb sofort
    als Exoten bezeichnet. Der neue CDU-Generalsekretär
    Laurenz Meyer hat seinen Vorgänger Polenz einen Miss-
    griff genannt. Richtig unappetitlich wird es, wenn sich der
    Kollege Zeitlmann einschaltet und über Frau Süssmuth
    unverschämterweise behauptet, sie habe vom Thema Zu-
    wanderung so viel Ahnung wie eine Kuh von einer Näh-
    maschine. Es ist schon dreist, was sich Ihre Mitglieder er-
    lauben.


    (Zuruf von der SPD: Beleidigend!)

    Dann hat der Kollege Glos für das ganze Durcheinan-

    der aber eine sehr plausible Erklärung. Am 21. Oktober
    2000 hat er die Nachrichtenagenturen morgens um vier
    Uhr Folgendes wissen lassen: Dem Merz fehlt es an ge-
    wachsener Autorität. – Lieber Herr Glos, Sie haben völlig
    Recht, aber das hätte man auch morgens um sieben oder
    acht Uhr sagen können. Dafür hätten Sie nicht um vier
    Uhr aufstehen müssen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da kam er gerade aus einem guten bayerischen Wirtshaus!)


    Meine Damen und Herren, was sind die Alternativen
    der Union? Man kann sie in einem Satz und in Abwand-
    lung eines Filmklassikers so zusammenfassen: Denn sie
    wissen nicht, was sie wollen. Ob Zuwanderung, ob Asyl,
    ob Volksabstimmung und Volksbegehren, ob Wirtschafts-
    politik, ob Rente, ob Betriebsverfassung, ob UMTS-Er-
    löse, ob NPD-Verbot, ob Umgang mit der PDS, ob Kanz-
    lerkandidat jetzt oder später und wer, bis hin zu der Frage,
    wie man mit dem ehemaligen Ehrenvorsitzenden umgeht:


    (Joachim Poß [SPD]: Wo ist er denn?)

    Es gibt nie eine Meinung der Union, es gibt immer meh-
    rere Meinungen. Es gibt keinen Chor, es gibt nur Solisten,
    die sich selbst den Einsatz geben, und dann singt jeder
    seine eigene Melodie. Das ist das Bild, das Sie hier ver-
    mitteln, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich finde übrigens den Vorgang sehr seltsam, dass die
    Parteivorsitzende der CDU offenbar in dieser Debatte
    nicht reden darf.


    (Joachim Poß [SPD]: Sie ist schon wieder weg!)


    Ich finde es auch sehr seltsam, dass sie in dieser Debatte
    nur sporadisch teilnimmt.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Herr Struck!)


    Der Bundeshaushalt 2001 ist ein Reformhaushalt.
    Nach 16 Jahren sozialem Raubbau und Investitionsstill-
    stand in unserem Land, nach 16 Jahren schlampiger
    Haushaltsführung und Schuldentreiberei spürt wirklich
    jeder in diesem Land, dass es wieder aufwärts geht, dass
    soziale Gerechtigkeit in unserem Land gilt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben in diesem Haushalt – dafür bin ich den Ver-
    tretern der Koalitionsfraktionen im Haushaltsausschuss
    sehr dankbar – etwas erreicht, was alle Vorgängerregie-
    rungen nie erreicht haben: Wir haben die vorgesehene
    Nettoneuverschuldung des Bundes noch einmal auf
    43,7 Milliarden DM gesenkt. Das ist ein hervorragender
    Erfolg der Haushälter.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Der Geisterzug der Regierungszeit von Kohl und Waigel
    in den Schuldenstaat ist gestoppt worden, und es sind bes-
    sere Weichen für die Zukunft gestellt.

    Wir sind sozial und gerecht, meine Damen und Herren.
    Dass ausgerechnet Sie, Herr Kollege Glos, das Thema so-
    ziale Gerechtigkeit in den Mund nehmen, heißt ja wohl




    Präsident Wolfgang Thierse
    13194


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    angesichts Ihrer vergangenen Politik, den Bock zum Gärt-
    ner zu machen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    440 000 Studenten erhalten in diesem Jahr BAföG, so
    viele, wie es in unserem Land noch nie waren. Sie erhal-
    ten mehr Geld, und es sind 100 000 mehr BAföG-Emp-
    fänger als zu Ihrer Regierungszeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    400 000 Haushalte kommen neu in den Genuss von
    Wohngeld – auch ein Aufholen der Versäumnisse Ihrer
    Bundesregierung.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir, die Koalitionsfraktionen, haben ein Gesetz in die-
    sem Bundestag durchgesetzt, und ich habe keinen Zweifel,
    dass es auch in Kraft treten wird, wonach alle einkom-
    mensschwachen Haushalte einen einmaligen Heizkosten-
    zuschuss erhalten. Wir wollen damit der Kostentreiberei
    der Mineralölkonzerne entgegenwirken. Das ist soziale
    und gerechte Politik, Herr Kollege.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Man darf gespannt sein, ob die da mitmachen!)


    Wir sind sozial und gerecht, weil wir für ein besseres
    Erziehungsgeld, das seinen Namen nun wirklich ver-
    dient, im nächsten Jahr über 300Millionen DM ausgeben,
    und wir haben den Elternurlaub erweitert.


    (Ina Lenke [F.D.P.]: O Gott, o Gott!)

    – Da müssen Sie gar nicht „O Gott, o Gott!“ rufen. Das
    haben Sie während Ihrer Regierungszeit noch nie ge-
    schafft.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, wir sind sozial und gerecht,
    weil wir das erfolgreiche Sofortprogramm zur Bekämp-
    fung der Jugendarbeitslosigkeit fortsetzen, das über
    200 000 Jugendlichen einen Arbeits- und einen Ausbil-
    dungsplatz gebracht hat.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sind innovativ, im Gegensatz zum so genannten
    Zukunftsminister Rüttgers, der den Forschungsstandort
    Deutschland platt gemacht hat und nicht, wie Sie immer
    behauptet haben, Innovationen für die Zukunft gefördert
    hat. Wir haben für den Hochschulbau zusätzlich 2,2 Mil-
    liarden DM in diesem Haushalt eingesetzt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir erhöhen die Haushaltsansätze für Forschung und Ent-
    wicklung; um über 10 Prozent steigt der Etat von Frau Mi-
    nisterin Bulmahn.

    Innovationen werden auch durch Investitionen her-
    beigeführt. Über den Bundeshaushalt 2001 werden allein
    im nächsten Jahr 58 Milliarden DM für Investitionen be-
    reitgestellt,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    insbesondere bei der Verkehrsinfrastruktur. Wer dann wie
    Sie, verehrter Vorredner, davon redet, dass wir im Bereich
    der Innovationen und im Bereich der sozialen Gerechtig-
    keit Versäumnisse haben, der muss sich immer wieder die
    Frage stellen lassen: Was haben Sie 16 Jahre lang in die-
    sem Land versäumt?


    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Was müssen wir aufräumen, weil Sie nicht ordentlich ge-
    arbeitet haben?


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben in diesem Haushalt deutliche Akzente – da-
    rüber hat mein Vorredner bei seinen Ausführungen leider
    nicht gesprochen – bei einem 100 000-Dächer-Programm
    und beim CO2-Minderungsprogramm gesetzt. Wir för-dern eine zukunftsfähige Energieversorgung, wir fördern
    die Genomforschung, wir fördern Hoch- und Berufsschu-
    len, wir fördern Investitionen in die Schiene.

    Ich erinnere noch einmal daran: Sie waren sich lange
    nicht darüber einig, was man mit den Erlösen aus den
    UMTS-Milliarden macht. Wir haben gehandelt. Die Bahn
    bekommt 2 Milliarden DM für die Schiene, und diese
    Mittel sowie die 900Millionen DM für den Bau von Orts-
    umgehungsstraßen sind Investitionen in die Zukunft.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Kollege Glos hat das Thema Zuwanderung an-
    gesprochen. Wir wollen einen Konsens auch in dieser
    Frage. Jeder in unserem Land muss wissen, dass der, der
    Ressentiments gegen Fremde schürt, diesen Konsens und
    die Zukunft unseres Landes gefährdet.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sind auf Zuwanderung angewiesen, wenn wir unseren
    Lebensstandard halten oder verbessern wollen, und des-
    halb müssen wir auch über Zuwanderung reden, aber
    nüchtern, sachlich und verantwortungsvoll und nicht po-
    pulistisch.

    Wir haben ein klares Verfahren: Eine Kommission der
    Bundesregierung unter der Leitung der Kollegin
    Süssmuth wird uns Empfehlungen geben. Wir werden uns
    diese Empfehlungen genau anschauen und anschließend
    die notwendigen Entscheidungen treffen; wenn möglich,
    in einem breiten Konsens. Wir wollen in dieser Frage
    Konsens; denn die Regelung der Zuwanderung muss für
    lange Zeit – über mehrere Legislaturperioden hinweg –
    halten.

    Damit das aber ganz klar ist: Es geht um die Steuerung
    der notwendigen Zuwanderung. Es geht nicht um die




    Dr. Peter Struck

    13195


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Abschaffung des individuellen Grundrechts auf Asyl
    und auch nicht um die Vermischung dieser beiden Fragen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Die deutsche Volkswirtschaft hat schon in der Vergan-
    genheit von der Zuwanderung sehr stark profitiert. Aus-
    länder entlasten unsere deutschen Sozialsysteme nach
    Berechnungen des RWI um jährlich rund 30 Milliar-
    den DM oder 400 DM pro Kopf der Bevölkerung, weil sie
    mehr einzahlen, als sie herausbekommen. Ohne den An-
    teil der ausländischen Mitbürger müssten die Beiträge zur
    Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung schon heute
    drastisch angehoben werden. Eine Studie der UNO be-
    sagt: Ohne Ausländer und ohne weitere Zuwanderung
    könnten die Deutschen trotz Beitragserhöhungen in Zu-
    kunft erst mit 77 Jahren in Rente gehen.

    Das sind Fakten gegen Stimmungsmache. Zuwande-
    rung ist ein ökonomisches Muss. Aber sie wird das Leben
    in unserem Land auch farbiger und vielfältiger machen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist es!)

    Deshalb gibt es keinen Grund, sich vor der Zuwanderung
    zu fürchten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie haben in dieser Debatte allerdings einen Zusam-
    menhang mit dem sehr verquasten Begriff der deutschen
    Leitkultur hergestellt. Was dazu zu sagen ist, hat
    Franziska Augstein am 7. November dieses Jahres in der
    „FAZ“ geschrieben. Ich zitiere das:

    Der Misston, den Friedrich Merz in die deutsche
    Liedkultur hineintrug, untermalt den Rechtsruck,
    den die Partei in Fragen der Ausländerpolitik ge-
    macht hat: Die CDU schunkelt nur mehr in eine
    Richtung. Wenn die Partei so weitermacht, wird sie
    bei den nächsten Wahlen rechts von der Bank fallen.

    Recht hat sie.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Das Koordinatensystem hat sich bei der CDU/CSU

    eindeutig nach rechts verschoben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das wollen Sie haben!)

    Maßgebliche Teile der Unionsführung scheinen die poli-
    tische Mitte inzwischen rechts außen zu vermuten.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: So ein Unfug!)

    Mit abstrusen Phantomdebatten versuchen insbesondere
    Stoiber und mein Kollege als Fraktionsvorsitzender am
    rechten Wählerrand auf Stimmenfang zu gehen.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Damit wollen Sie von der Kungelei mit den Altkommunisten ablenken!)


    Das gilt für den Begriff der deutschen Leitkultur genauso
    wie für die Forderung nach einer Einschränkung des Asyl-

    rechts. Aber auch Angela Merkel scheint in doppeltem
    Wortsinn „das rechte Maß für die Mitte“ zu fehlen, wie
    der „Tagesspiegel“ konstatiert hat.

    Was nützt es, in einer Sondersitzung des Deutschen
    Bundestages nach den Attentaten auf Synagogen in
    Düsseldorf und Berlin in wohlklingenden Reden den
    Antisemitismus zu verdammen, wenn einige Politiker
    am nächsten Tag Worte wählen, die missverstanden
    werden können? Wenn sie die Zuwanderungsfrage
    heute aus taktischen Gründen zum Wahlkampfthema
    machen wollen, von so genannten „nützlichen“ und
    „unnützen“ Ausländern faseln.

    (Joachim Poß [SPD]: So ist es! Schamlos!)


    Was soll das Gerede um die Leitkultur?

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Wer das gesagt hat, war der Vorsitzende des Zentralrats
    der Juden, Paul Spiegel, am 9. November 2000 vor dem
    Brandenburger Tor. Dass Sie bei dieser Kundgebung nicht
    mehr anwesend waren, Herr Kollege Merz, kann ich gut
    verstehen; denn diese Worte hätten Ihnen in den Ohren
    klingen müssen, weil Paul Spiegel mit seiner Bewertung
    Ihrer Äußerungen Recht hatte.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zur Parteivorsitzenden der Union möchte ich sagen:
    Nicht jeder, der nicht bereit ist, Ihren deutschtümelnden
    Leitkultur-Eiferern zu folgen, hat deshalb schon ein ge-
    störtes Verhältnis zur Nation.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Das stimmt!)

    Wir sind dabei, den Karren, den Sie in den Graben ge-

    fahren haben, wieder flottzumachen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wir wollen Deutschland mit unserer Politik in eine si-
    chere Zukunft führen. Wir machen Politik für die Men-
    schen in diesem Land, und zwar für alle Menschen, weil
    wir wollen, dass auch Ausländern mit Achtung und An-
    stand begegnet wird.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir wollen nicht, dass das Ansehen unseres Landes in der
    Welt beschädigt wird. Das ist unser Verständnis von Na-
    tion und Patriotismus. Darin unterscheiden wir uns in
    der Tat.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Man kann nicht gegen Rechtsradikale demonstrieren und
    gleichzeitig mit nationalistisch angehauchten Begriffen
    irgendwo zwischen Springerstiefeln und Glatze Wähler-
    sympathie suchen wollen. Das passt nicht zusammen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





    Dr. Peter Struck
    13196


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich bedaure sehr, dass Kollege Kohl heute bei dieser
    Debatte nicht anwesend ist.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Bei Ihnen kann ich das sehr gut verstehen, dass er Sie nicht hören will!)


    – Seien Sie einmal ganz ruhig, Herr Kollege. Wir kommen
    schon noch zu Ihnen. –

    Die Staatsanwaltschaft hat in den vergangenen Tagen
    ein zweites Ermittlungsverfahren gegen Helmut Kohl
    wegen Untreue eröffnet.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Was machen Sie eigentlich ohne dieses Thema? Worüber reden Sie in Zukunft, wenn diese Geschichte einmal zu Ende ist?)


    Herr Kohl hat das mit den Worten „eine Formalie“ kom-
    mentiert. Das muss man sich einmal vorstellen: Gegen
    den ehemaligen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland
    wird ein zweites Ermittlungsverfahren wegen Untreue
    eingeleitet und er hält das nur für eine Formalie. Das ist
    ein beredtes Zeugnis von dem Unrechtsbewusstsein, das
    dieser Herr hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Er lehnt es weiterhin ab, seine angeblichen Spender zu
    benennen. Ich bin davon überzeugt: Herr Kohl kann keine
    Spender benennen, weil es keine Spender gibt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Das hat Schäuble gesagt: Er hat doch keine Spender!)


    Was müssen das für Ehrenmänner und Wohltäter sein, die
    ihn so im Regen stehen ließen? Das macht überhaupt kei-
    nen Sinn.

    Wenn es aber keine Spender gibt, was ist dann mit dem
    angeblich gegebenen Ehrenwort? Es gab schon einmal
    einen CDU-Politiker, der mit seinem Ehrenwort die Öf-
    fentlichkeit zu täuschen versuchte. Sein Name war Uwe
    Barschel und sein Ehrenwort war nicht viel wert, wie wir
    alle wissen. Die Ehrenworte von Herrn Kohl erinnern
    mich in fataler Weise an diesen Vorgang.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Und an Engholm!)


    Wolfgang Schäuble sieht das genauso. Er hat in seinem
    Buch „Mitten im Leben“ Folgendes dazu ausgeführt – Be-
    richterstattung über ein Gespräch zwischen ihm und
    Herrn Kohl –:

    Die Nennung der Spender lehnte er strikt ab und
    fragte mich, was ich mit der Aufforderung zur wahr-
    heitsgemäßen Aussage meine. Ich erläuterte, dass
    mir seine im ZDF gemachte Erklärung konstruiert
    erscheine.

    Mir erscheint sie auch konstruiert.
    Vor allem hatte ich noch in böser Erinnerung ein an-
    deres Ehrenwort, das 1987 der schleswig-holsteini-

    sche Ministerpräsident Barschel in der Abhöraffäre
    gegen seinen SPD-Konkurrenten Engholm abgege-
    ben hatte.


    (Zurufe von der CDU/CSU)

    – Regen Sie sich doch nicht auf. Ich lese gerade vor, was
    Ihr ehemaliger Fraktions- und Parteivorsitzender aufge-
    schrieben hat.

    Die Geschichte endete mehr als tragisch, und seither
    war ich gegen Ehrenworte in der CDU einigermaßen
    allergisch.

    Das ist auf Seite 211 nachzulesen. Das empfehle ich Ih-
    nen und vor allen Dingen dem nicht anwesenden Herrn
    Kohl dringend.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wo immer man das Denkmal Kohl lüftet, kommt Geld
    zum Vorschein – handelt es sich nun um die Spenden-
    affäre oder um den Panzerdeal mit Saudi-Arabien.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was sagt denn Helmut Wieczorek dazu?)


    Niemand kann noch länger bestreiten, dass im Zusam-
    menhang mit dem Verkauf der Spürpanzer Millionen
    Schmiergelder geflossen sind. Niemand kann das bestrei-
    ten. Nach den Ermittlungen der Fahnder stammt die Mil-
    lionenspende des Herrn Schreiber an die CDU eindeutig
    von einem Schweizer Konto, das ausschließlich aus den
    Bestechungsgeldern des Thyssenkonzerns für das Pan-
    zergeschäft bestand.

    So verwandelt sich Bakschisch in eine Parteispende.
    Wäre die CDU keine Partei, sondern eine Ministeri-
    albeamtin, wäre sie damit der Bestechlichkeit über-
    führt.

    Das hat die Wochenzeitung „Die Zeit“ dazu geschrieben.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Kollege Struck, ge-
statten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Bonitz?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Struck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Bitte, natürlich.