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    Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Gunnar Uldall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12949 A Wahl der Abgeordneten Leyla Onur als stell- vertretendes Mitglied in die Parlamentarische Versammlung des Europarates . . . . . . . . . . . . 12949 A Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Neugliederung, Vereinfachung und Reform des Mietrechts (Mietrechtsreform- gesetz) (Drucksache 14/4553) . . . . . . . . . . . . . . . 12949 B Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12949 B Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . . . . . . 12952 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12954 B Hans-Michael Goldmann F.D.P. . . . . . . . . . . . 12955 D Dr. Evelyn Kenzler PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 12956 D Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12958 B Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/CSU 12959 D Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12963 B Rainer Funke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12964 C Margot von Renesse SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 12965 C Wolfgang Spanier SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12966 C Tagesordnungspunkt 22: Antrag der Fraktion CDU/CSU: Der deut- schen Außenpolitik wiederEinfluss geben (Drucksache 14/4383) . . . . . . . . . . . . . . . 12968 B Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 12968 C Ulrich Irmer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12971 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12971 D Monika Heubaum SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 12974 B Ulrich Irmer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12976 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12978 A Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 12980 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 12981 D Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 12984 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 12986 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12988 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 12991 C Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12992 A Tagesordnungspunkt 23: Zweite und dritte Beratung des von den Ab- geordneten Dr. Evelyn Kenzler, Maritta Böttcher, weiteren Abgeordneten und der Fraktion PDS eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Demokratisierung des Wahlrechts (Drucksachen 14/1126, 14/2150) . . . . . . . 12992 C Dr. Evelyn Kenzler PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 12992 D Harald Friese SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12994 B Erwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU 12995 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12996 B Dr. Max Stadler F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12997 C Plenarprotokoll 14/134 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 134. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. November 2000 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 24: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investi- tionszulagengesetzes 1999 (Drucksachen 14/3273, 14/4624; 14/4626, 14/4627) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12998 D Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 12999 A Gerhard Schulz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13000 A Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . 13001 B Werner Schulz (Leipzig) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13001 D Gerhard Schulz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13002 B Cornelia Pieper F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13003 A Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13003 D Dr. Barbara Hendricks SPD . . . . . . . . . . . . . . 13004 C Rolf Schwanitz, Staatsminister BK . . . . . . . . 13004 D Tagesordnungspunkt 25: Große Anfrage der Abgeordneten Klaus Brähmig, Ernst Hinsken, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion CDU/CSU: Aus- wirkungen derÖkosteuer und der hohen Kraftstoffpreise auf den Deutschland- tourismus (Drucksachen 14/3867, 14/4334) . . . . . . . 13005 D Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13006 A Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13007 B Ernst Burgbacher F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13010 B Sylvia Voß BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 13011 C Rosel Neuhäuser PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13012 D Anita Schäfer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13013 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13014 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13015 A Anlage 2 Technisch bedingter Neudruck eines Redebei- trages (133. Sitzung, 12906 ff) Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU 13015 D Anlage 3 Technisch bedingter Neudruck einer zu Proto- koll gegebenen Rede zur Beratung des Ent- wurfs eines Gesetzes zur Namensaktie und zur Erleichterung der Stimmrechtsausübung (Na- mensaktiengesetz – NaStraG) (Tagesordnungs- punkt 12, 133. Sitzung) Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ 13017 D Anlage 4 Technisch bedingter Neudruck einer zu Proto- koll gegebenen Rede zur Beratung des Antrags: Sachgerechter Schutz der Rechte für Software (Tagesordnungspunkt 19, 133 Sitzung) Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ 13018 C Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13020 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 2000
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 2000 Anita Schäfer 13014 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 2000 13015 (C) (D) (A) (B) Aigner, Ilse CDU/CSU 17.11.2000 Balt, Monika PDS 17.11.2000 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 17.11.2000 Behrendt, Wolfgang SPD 17.11.2000* Belle, Meinrad CDU/CSU 17.11.2000 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 17.11.2000 Burchardt, Ursula SPD 17.11.2000 Ehlert, Heidemarie PDS 17.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 17.11.2000 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 17.11.2000 Haupt, Klaus F.D.P. 17.11.2000 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 17.11.2000 Hempelmann, Rolf SPD 17.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 17.11.2000 DIE GRÜNEN Hohmann, Martin CDU/CSU 17.11.2000 Hornung, Siegfried CDU/CSU 17.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 17.11.2000 Kramme, Anette SPD 17.11.2000 Lambrecht, Christine SPD 17.11.2000 Lamers, Karl CDU/CSU 17.11.2000 Lennartz, Klaus SPD 17.11.2000 Lörcher, Christa SPD 17.11.2000* Nachtwei, Winfried BÜNDNIS 90/ 17.11.2000 DIE GRÜNEN Naumann, Kersten PDS 17.11.2000 Nooke, Günter CDU/CSU 17.11.2000 Ostertag, Adolf SPD 17.11.2000 Dr. Pick, Eckhart SPD 17.11.2000 Poß, Joachim SPD 17.11.2000 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 17.11.2000 Rachel, Thomas CDU/CSU 17.11.2000 Schenk, Christina PDS 17.11.2000 Schily, Otto SPD 17.11.2000 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 17.11.2000 Hans Peter von Schmude, Michael CDU/CSU 17.11.2000 Schösser, Fritz SPD 17.11.2000 Schröder, Gerhard SPD 17.11.2000 Schüßler, Gerhard F.D.P. 17.11.2000 Schuhmann (Delitzsch), SPD 17.11.2000 Richard Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 17.11.2000 Schultz (Everswinkel), SPD 17.11.2000 Reinhard Seehofer, Horst CDU/CSU 17.11.2000 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 17.11.2000 Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 17.11.2000 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 17.11.2000 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 17.11.2000 Weiermann, Wolfgang SPD 17.11.2000 Wissmann, Matthias CDU/CSU 17.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 17.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Technisch bedingter Neudruck eines Rede- beitrages (133. Sitzung, Seite 12906 ff.) Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kollege Markus Meckel hat Recht, wenn er sagt, dass die NATO als Licht- gestalt sicherlich auch das Licht einer Tagesdiskussion verdient hätte, insbesondere im Hinblick auf die Parla- mentarische Versammlung, die morgen hier in Berlin stattfindet. Aber ich glaube, die NATO überstrahlt auch so das Dunkel dieser Nacht. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU) entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Die Parlamentarische Versammlung der NATO, das NATO-Parlament, wird am kommenden Wochenende hier in der deutschen Hauptstadt Berlin ihre 46. Plenarta- gung abhalten. Dies geschieht zehn Jahre nach der Wie- dervereinigung Deutschlands. Zehn Jahre sind auch vergangen, seit die NATO-Part- ner auf dem Londoner Gipfel im Juli 1990 den ehemali- gen Gegnern des Warschauer Paktes die ausgestreckte Hand der Freundschaft anboten. Zehn Jahre ist es auch her, dass dem vereinigten Deutschland in den so genann- ten Zwei-plus-vier-Verhandlungen das Recht zugestan- den wurde, seine Bündniszugehörigkeit frei zu bestim- men. Neun Jahre sind vergangen, seit die NATO 1991 den Nordatlantischen Kooperationsrat gründete und die ehe- maligen Warschauer-Pakt-Staaten sowie die Nachfolge- staaten der Sowjetunion als Kooperationspartner auf- nahm. Die Kooperation der NATO im Nordatlantischen Ko- operationsrat, im Programm „Partnership for Peace“, im NATO-Russland-Rat und in der NATO-Ukraine-Kom- mission ist seither zentraler Punkt der Außenpolitik der Bündnispartner. Heute, zehn Jahre nach dem Beginn die- ser Politik, können wir sagen, dass die Gräben der Kon- frontation, die in 40 Jahren Kalten Krieges entstanden wa- ren, eingeebnet wurden. Europa ist heute – zum Glück – weitgehend frei von den alten Klischees des Freund- Feind-Denkens. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Die 1990 und 1991 oft gehörte Meinung, nicht nur der Warschauer Pakt, sondern auch die NATO müsse aufge- löst werden, (Beifall bei der PDS) wird heute nurmehr noch von den Unbelehrbaren der PDS vertreten und artikuliert. (Heiterkeit bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.) – Ich freue mich, wie lebendig Sie noch zu dieser späten Stunde sind. Großartig! – Die Geschichte ist zum Glück darüber hinweg gegangen. Denn die NATO hat gezeigt, dass sie mit ihrer Stabilitätspolitik und dem von ihr gesi- cherten Stabilitätsraum unverzichtbar für den Weltfrieden ist. (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!) Ja, viele Länder möchten nach wie vor möglichst schnell unter den Schutzschirm der NATO kommen und ich meine, sie alle haben einen guten Grund. Sie haben auch nichts gegen den Stabilitätsexport. Denn das ist es, was viele Länder seit 1990 wollen: innere und äußere Stabi- lität, um in Frieden und Freiheit leben zu können. (Beifall bei der CDU/CSU) Auf zwei weitere Entwicklungen seit 1990/91 möchte ich hinweisen: Erstens. Die NATO nahm auf ihrem Jubiläumsgipfel in Washington im Jahre 1999 die am weitesten fortgeschrit- tenen Reformstaaten des ehemaligen Ostblocks als gleichberechtigte Mitglieder auf: Polen, die Tschechische Republik und Ungarn. Gleichzeitig beschloss sie, dass die Tür für weitere Mitglieder offen bleiben soll und muss. Zweitens. Die NATO griff im Auftrag der Verein- ten Nationen zweimal auf dem Balkan ein: zum einen in die laufenden Bürgerkriegsauseinandersetzungen in Bosnien-Herzegowina und zum anderen im Kosovo, um die ethnischen Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen zu beenden sowie Frieden und Wiederauf- bau voranzubringen. Dies sind die ersten Out-of-area- Einsätze des Bündnisses gewesen. Die SED-Nachfolgepartei PDS behauptet in ihrem An- trag, (Rolf Kutzmutz [PDS]: Jetzt kommt es!) dies sei „militärisch gestützte Machtpolitik“ gewesen. (Beifall bei der PDS) Meine Kolleginnen Renate Diemers und Ursula Lietz hat- ten durchaus Recht, als sie vorhin in der Diskussion sag- ten, sie seien über eine solche Äußerung empört. (Beifall bei der CDU/CSU) Ich muss sagen: Das, was hier betrieben wird, ist geradezu Geschichtsfälschung; denn die NATO musste handeln, nachdem sich die UNO im Weltsicherheitsrat trotz massivster Menschenrechtsverletzungen selbst blockier- te. Wäre man der Linie der PDS-Altkommunisten gefolgt, (Lachen bei der PDS) dann hätte man dem Völkermord der Serben tatenlos zu- sehen und auf ein Eingreifen der OSZE warten müssen. Wir alle wissen, das wäre das Todesurteil für weitere Hun- derttausende Menschen auf dem Balkan gewesen; denn die serbische Diktatur war weder durch Gebete – mit de- nen haben Sie es sowieso nicht so – noch durch gute Worte zu beschwichtigen. (Zuruf von der PDS) – Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so aufregen, wenn ich hier die Fakten aufzähle. – (Beifall bei der CDU/CSU) Die OSZE ihrerseits war der konkreten Herausforderung in diesem Moment in keiner Weise gewachsen. Die OSZE ist zwar ein wichtiger Teil der europäischen Sicherheitsarchitektur. Aber zu der Absicht, den Grund- satz „OSZE first“ baldmöglichst durchzusetzen, vielleicht auch noch auf Kosten der NATO – das ist eine Forderung, die auch in diesem Hause immer wieder erhoben wird –, möchte ich klar sagen: Für uns gilt ohne jede Einschrän- kung, dass die NATO zentrales Instrument der Sicher- heitsarchitektur in Europa ist und bleibt. Sie allein ist Ga- rant des Friedens. (Beifall bei der CDU/CSU) Sie sorgt nicht nur mit Worten, sondern vor allem auch mit Taten für die Einhaltung der Menschenrechte. (Gernot Erler [SPD]: Das nenne ich NATO- Leitkultur!) – Das ist ein guter Begriff. (Lachen bei der SPD und der PDS) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 200013016 (C) (D) (A) (B) Die Parlamentarische Versammlung der NATO, früher NAV genannt, hat bei all diesen Epoche machenden Ent- wicklungen und Ereignissen, die ich angesprochen habe, wesentliche Schrittmacherdienste geleistet, ja, sogar eine Vorreiterrolle gespielt. Ich denke an die parlamentarische Einbindung der ehemaligen Ostblockländer. Wichtig ist nicht nur, dass Beschlüsse auf Gipfelkonferenzen von Re- gierungen gefasst werden, sondern auch, dass wir uns auf parlamentarischer Ebene mit den Dingen befassen und über sie diskutieren. Das NATO-Parlament ist so zu einem wichtigen Faktor für die Meinungsbildung im Bündnis geworden und stellt das parlamentarische Gleichgewicht zu den Beschlüssen der Bündnisregierungen und Minis- terräte her. Trotzdem bleibt noch viel zu tun. Eine zentrale Herausforderung für das Bündnis und auch für die Parlamentarische Versammlung der NATO ist das Verhältnis zu Russland. (Zuruf von der PDS) – Sehr richtig, das haben auch Sie begriffen. – Ohne eine funktionierende Zusammenarbeit mit Russland kann we- der die neue europäische Sicherheitsarchitektur noch die Friedenssicherung in der Welt funktionieren. Das erfolg- reiche Eingreifen der NATO im Kosovo hat das Verhält- nis zu Russland belastet. Aber nachdem es einen Macht- wechsel in Russland gegeben hat und Vladimir Putin Präsident wurde, gibt es glücklicherweise Anzeichen für einen Neustart in der Zusammenarbeit. Ein weiteres Feld ist das Verhältnis zwischen NATO und Europäischer Union. Die Entscheidungen für eine gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik, für eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik, für eine Integration der WEU in die EU und für die Errichtung einer neuen Krisenreaktions- streitmacht in Europa sind Meilensteine auf dem Weg, an dessen Ende die Europäer einen größeren Beitrag zur Si- cherung des Friedens in der Welt als bisher übernehmen werden. (Beifall bei der CDU/CSU) Sowohl der NATO als auch der Europäischen Union ist klar: NATO und europäische Sicherheits- und Verteidi- gungspolitik sind kein Widerspruch. Sie sind zwei Seiten einer Medaille. Die EU wird künftig mehr Verantwortung für die Sicherheit in Europa übernehmen müssen. Wir er- warten insbesondere vom bevorstehenden Gipfeltreffen in Nizza weit reichende Entscheidungen zur gemeinsa- men Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Das Thema „National Missile Defense“ – Markus Meckel hat es angesprochen – hat in der Parlamentari- schen Versammlung der NATO zu einer intensiven Dis- kussion geführt. Wir werden auch am Wochenende da- rüber sprechen, um hier zu einem gemeinsamen Vorgehen zwischen unseren amerikanischen Freunden und den Eu- ropäern zu gelangen. Meine Damen und Herren, am Herzen liegt uns auch die Fortführung des Stabilitätsexports der NATO, das heißt die Fortsetzung der Politik der offenen Tür. (Gernot Erler [SPD]: Die Stabilität bleibt hier!) Über unser Verhältnis zu Russland habe ich bereits ge- sprochen. Zugleich geht es uns aber auch darum, nukleare Abrüstung zu forcieren und den Anti-Ballistic-Missile- Vertrag, obwohl dieser teilweise als überholt gelten muss, (Zuruf von der SPD: Na, na!) auch für die Zukunft als rüstungskontrollpolitisches Ele- ment zu erhalten. Deswegen erscheint es uns notwendig, dass wir insbesondere mit den Russen ins Gespräch kom- men, um eventuell im Wege einer Modifizierung zum Er- halt des ABM-Vertrages beizutragen. (Beifall bei der CDU/CSU) Meine Damen und Herren, schließlich fordern wir eine gemeinsame Strategie der Allianz zur Eindämmung der Proliferation von Massenvernichtungswaffen und der ent- sprechenden Trägertechnologie. Die Parlamentarische Versammlung der NATO fordern wir auf, ihre vorandrän- gende Rolle bei der Öffnung des Bündnisses für weitere Mitglieder auch weiterhin wahrzunehmen. Wir laden die russische Staatsduma ausdrücklich ein, an der Plenartagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO teilzunehmen und die parlamentarische Dis- kussion über die Sicherheit und Zusammenarbeit in Eu- ropa und in der Welt aufzunehmen, sich in diese Diskus- sion hineinzubegeben und so den Versuch zu machen, das von uns als richtig Erkannte mit zu verwirklichen, näm- lich einen gemeinsamen Weg zu finden. Frieden und Si- cherheit durch Kooperation sowie demokratische Stabi- lität in ganz Europa zu fördern, ist und bleibt unser großes Ziel. (Beifall bei der CDU/CSU) Meine Fraktion ist bereit, die geeigneten Maßnahmen mitzutragen, die uns diesem Ziel gemeinsam näher brin- gen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P so- wie bei Abgeordneten der SPD) Anlage 3 Technisch bedingter Neudruck einer zu Protokoll ge- gebenen Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Namensaktie und zur Erleichterung der Stimm- rechtsübung (Namensaktiengesetz – NaStraG) (Tagesordungspunkt 12, 133. Sitzung) Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär bei der Bun- desministerin der Justiz:Das Internet und die neuen Tele- kommunikationsmedien werden sich auf alle Rechtsge- biete auswirken. Die Gesetzgebung muss hier rasch gestaltend eingreifen und die Modernisierung unseres Rechts vorantreiben. Mit dem heute zur Verabschiedung anstehenden Entwurf eines Namensaktiengesetzes wollen wir dies für das Aktienrecht tun. Hier erscheint eine Mo- dernisierung dringlich. Die Verwendung neuer Tech- nologien ist in den Kapitalmärkten besonders fortge- schritten. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 2000 13017 (C) (D) (A) (B) Um ein Beispiel vor Augen zu führen: Ein Anleger, der von seinem Laptop aus seine Kauf- und Verkaufentschei- dungen online trifft, versteht es nicht mehr, dass er be- stimmte Unternehmensmitteilungen nicht auch online er- halten oder seine Stimmrechtvollmachten auf diesem Wege erteilen kann. Das Namensaktiengesetz wird dies möglich machen. Erstens wird das völlig veraltete Recht zur Namensak- tie grundlegend aktualisiert und auf den Stand moderner Datenübertragung und elektronischer Aktienregister ge- bracht. Dabei haben wir besonderen Wert auf die daten- schutzrechtliche Absicherung und Verbesserung gelegt. Der einzige streitige Punkt war die Frage, wer die Kosten für die Datenübermittlung tragen sollte. Es wäre schön, wenn sich die Streitpunkte auch bei anderen Vorhaben auf solche Details reduzieren ließen. Ich danke den Bericht- erstattern dafür, dass sie eine sehr ausgewogene Lösung hierzu gefunden haben. Zweitens – dieser Punkt ist vielleicht noch wichtiger –: In dem Entwurf werden viele Formerfordernisse aus alter Zeit rund um die aktienrechtliche Hauptversammlung so- weit wie möglich heruntergefahren. Teilnehmerverzeich- nisse auf den Hauptversammlungen werden in Zukunft auf Bildschirmen dargestellt, Aufsichtsratssitzungen kön- nen im Bedarfsfall rasch als Videokonferenz einberufen werden, Stimmrechtsvollmachten können auch in elektro- nischer Form erteilt werden und Ähnliches mehr. Dies sind mutige Modernisierungen unseres Aktienrechts. Das Namensaktiengesetz wird dem nicht mit dem Ge- sellschaftsrecht befassten Betrachter als eine eher techni- sche Novelle erscheinen. Der Entwurf hat aber das Poten- zial, eine beachtliche Modernisierung und Veränderung anzuschieben. Es wird zum Beispiel interessant zu be- obachten sein, wie in der Zukunft die Stimmrechtsaus- übung auf den Hauptversammlungen unserer Aktienge- sellschaften neu organisiert werden wird. Das alte Depotstimmrecht der Banken wird Konkurrenz bekom- men, so viel können wir heute schon vorhersagen. Das Gesetz enthält weiter eine Einschränkung des sehr bürokratischen und aus heutiger Sicht unverständlich komplizierten Nachgründungsverfahrens für neu gegrün- dete Aktiengesellschaften. Dies betrifft besonders die Start-Up-Unternehmen und die Neuemissionen am Neuen Markt. Die beteiligten Kreise haben diesen Gesetzge- bungsvorschlag mit großer Erleichterung aufgenommen. Sie können sich vorstellen – oder sie werden es schon wis- sen –, dass dieser Entwurf hohe Zustimmung bei allen be- teiligten Kreisen gefunden hat und dringlichst erwartet wird. Ich möchte deshalb an dieser Stelle den Berichter- stattern und den Kollegen im Rechtsausschuss, aber auch im Wirtschaftsausschuss für die sehr zügige und kon- struktive Beratung des Entwurfs danken. Das gilt über die Fraktionsgrenzen hinweg. Ich freue mich, sagen zu kön- nen, dass wir damit auch im internationalen Vergleich auf diesem Rechtsgebiet eine innovative Rolle übernehmen. Zum Schluss möchte ich noch kurz auf die zwei Ihnen vorliegenden Änderungsanträge der F.D.P.-Fraktion ein- gehen. Sie betreffen den Entwurf nicht unmittelbar. Beim VW-Gesetz ist immerhin ein Zusammenhang nicht zu leugnen. Es ist auch nicht so, dass wir kein Verständnis für den Antrag haben. Aber nachdem Sie, meine Damen und Herren Kollegen von der CDU/CSU und der F.D.P.-Frak- tion, in der 12. und 13. Wahlperiode zweimal vergeblich versucht haben, das VW-Gesetz abzuschaffen oder zu än- dern, sollte Ihnen einsichtig geworden sein: Es wäre rich- tiger und besser, wenn der Anstoß zur Reform in diesem Fall von den Betroffenen selbst ausginge. Auch Ihren Vorschlag zur Reform des Anfechtungs- rechts nehmen wir durchaus ernst. Ich bin aber nicht da- mit einverstanden, einen so wichtigen, im Einzelnen in der Wissenschaft und Praxis umstrittenen Vorschlag von erheblicher Tragweite handstreichartig und ohne Diskus- sion mit den beteiligten Kreisen im Rahmen eines völlig anderen Gesetzgebungsverfahrens mitzuregeln. Es ist Ihr gutes Recht, auf das Thema hinzuweisen und Änderungen anzumahnen. Wir lassen uns aber eine sorgfältige Geset- zesarbeit dadurch nicht nehmen. Das Anfechtungsrecht ist zudem zentraler Punkt in der von der Bundesregierung eingesetzten Corporate Governance Kommission, wo wir Gelegenheit haben, den gesamten Sachverstand einzu- sammeln. Anlage 4 Technisch bedingter Neudruck einer zu Protokoll ge- gebenen Rede zur Beratung des Antrags: Sachgerechter Schutz der Rechte für Software (Tagesordnungspunkt 19, 133. Sitzung) Dr. Eckardt Pick, Parl. Staatssekretär bei der Bun- desministerin der Justiz: Das Patentrecht erfreut sich der- zeit sowohl national als auch auf europäischer und inter- nationaler Ebene wieder einmal großer Aufmerksamkeit. Der vorliegende Antrag der CDU/CSU-Fraktion lenkt das Augenmerk insbesondere auf die Patentierbarkeit von Software. Das ist im Grunde richtig, denn es handelt sich um ein wichtiges Thema, das uns noch länger beschäfti- gen wird. Aber warum diese Eile; warum der Antrag, heute da- rüber abzustimmen? Es handelt sich um Fragen, die eine eingehende Erörterung erfordern. Und dem wird sich die Bundesregierung nicht verschließen. Im Gegenteil: Sie beschäftigt sich fortlaufend mit dem Schutz von Compu- terprogrammen, nicht nur durch Patente, und führt derzeit einen intensiven Dialog mit allen betroffenen und interes- sierten Kreisen. Dies gilt insbesondere – aber nicht nur – im Hinblick auf die derzeit diskutierte Änderung von Art. 52 Abs. 2 des Europäischen Patentübereinkommens – kurz EPÜ. Hier muss die Bundesregierung nicht, wie man so schön sagt, „zum Jagen getragen werden“! Und die Haltung der Bundesregierung ist bekannt, nicht erst seit ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der F.D.P. vom 24. Oktober 2000, nachzulesen in Drucksache 14/4397. Worum geht es? – Softwarepatente sind Patente und Patente werden für Erfindungen erteilt. Grundlage ist, dass grundsätzlich in allen Bereichen der Technik rechtli- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 200013018 (C) (D) (A) (B) cher Schutz durch das Patentrecht zur Verfügung gestellt werden muss. Es ist nicht zulässig, einen Bereich der Technik zu diskriminieren. Dieser Gedanke ist internatio- nal vor allem in Art. 27 des WTO-Übereinkommens über handelsbezogene Aspekte der Rechte geistigen Eigen- tums, dem so genannten WTO-TRIPS-Übereinkommen, verankert. Dies ist die Grundlage, an die wir uns halten müssen. Für jede Erfindung, die die allgemeinen Paten- tierungsvoraussetzungen erfüllt, muss Patentschutz ge- währt werden. Das gilt auch für softwarebezogene Erfin- dungen. Die im Patentgesetz und im Europäischen Patentüber- einkommens verankerten – im Wesentlichen wortglei- chen – Vorschriften über die Patentierungsvoraussetzungen legen aber auch die Grenzen für das fest, was nicht pat- entfähig ist. Ein Patent darf nicht erteilt werden, wenn keine Erfindung vorliegt. Und nicht jede Software ist eine Erfindung. Beispielhaft erläutert Art. 52 Abs. 2 und 3 EPÜ, dass „Programme für Datenverarbeitungsanlagen als solche“ nicht als Erfindungen angesehen werden. Auf der Diplomatischen Konferenz in diesem Novem- ber in München ist nun über einen Vorschlag des Europä- ischen Patentamtes zu entscheiden, der beabsichtigt, die Worte „Programme für Datenverarbeitungsanlagen“ aus Art. 52 Abs. 2 Buchst. c des Übereinkommens zu strei- chen. Dieser Vorschlag hat eine rechtliche und eine poli- tische Seite. Rechtlich betrachtet, würde sich an der Patentierbar- keit von Softwareerfindungen überhaupt nichts ändern, wenn in München beschlossen wird, diese Worte aus dem Europäischen Patentübereinkommen zu streichen. Vor al- lem würde das keine Ausweitung der Patentierbarkeit von Software bedeuten. Das sollte man im Hinterkopf behal- ten. Wenn Sie die Bestimmung des Art. 52 des Europä- ischen Patentübereinkommens lesen, so werden Sie erken- nen, dass dort im Abs. 2 lediglich Beispiele für das genannt sind, was in der Regel nicht als Erfindung angesehen wird. Diese Vorschrift befreit das Patentamt nicht von der Prü- fung, ob im Einzelfall nicht doch eine Erfindung vorliegt. Wenn eine Erfindung gemacht ist und alle Voraussetzun- gen für ein Patent vorliegen, muss ein Patent erteilt wer- den. Wesentlich wichtiger als diese rechtliche Überlegung ist der politische Gesichtspunkt, dass eine Entscheidung, wie die rechtliche Regelung des Patentrechts für Software in Zukunft aussehen sollte, nicht in der Europäischen Pa- tentorganisation, sondern in der Europäischen Union ge- troffen werden muss; und dies nach eingehenden Konsul- tationen. Hier geht es nicht um ein „Moratorium“, wie es der vorliegende Antrag fordert, sondern um eine Bestands- aufnahme des geltenden Patentrechts und dann eventuell eine harmonisierte Weiterentwicklung auf europäischer Ebene. Die Diskussionen in der Europäischen Union werden bereits sehr intensiv geführt. Die Generaldirektion Bin- nenmarkt hat im Internet ein Konsultationsdokument ver- öffentlicht und wird das Ergebnis dieser Sondierung bis zum Ende des Jahres auswerten. Es wird bei der weiteren Diskussion darauf ankommen, sicherzustellen, dass die Anforderungen an die Patentvergabe nicht herunterge- schraubt werden und dass ein Patent auch in Zukunft nur dann vergeben werden kann, wenn eine technische Erfin- dung zum Patent angemeldet wird. Es wird auch darauf ankommen, dass kein Signal gesetzt wird, das im Sinne einer Behinderung der Softwareentwicklung missverstan- den werden kann. Die Bundesregierung beteiligt sich in- tensiv an dieser Diskussion. Eines ist aber ganz wichtig. Das Patentrecht hat im Be- reich der Softwareerfindungen gerade für kleinere und mittlere Unternehmen und auch für freie Softwareent- wickler eine ganz erhebliche Bedeutung. Denn sie kennen die bereits heute bestehenden Möglichkeiten, Patente für Softwareerfindungen zu erlangen, häufig nicht. Sie haben auch nicht, wie große Unternehmen, die Marktmacht, um sich gegen unberechtigte Nachahmungen ihrer Erfindun- gen zu verteidigen. Deswegen haben gewerbliche Schutz- rechte gerade für kleinere und mittlere Unternehmen und für freie Softwareentwickler ganz erhebliche Bedeutung. Man darf ihnen diese Schutzrechte nicht nehmen. Aber sie dürfen im Interesse der Innovationsfähigkeit vernetz- ter Entwicklungsbereiche auch keine überschießende Tendenz haben. Insofern enthält der vorliegende Antrag teilweise zwar bedenkenswerte, aber keine neuen und teilweise auch ir- reführende Gesichtspunkte. Ein Beschluss, der darauf ab- zielt, ein Moratorium für Softwarepatente zu erreichen, verkennt einerseits die rechtliche, auch durch die Welt- handelsorganisation begründete Verpflichtung, Patent- schutz für Erfindungen zur Verfügung zu stellen. Ande- rerseits fügt er im Ergebnis kleinen und mittleren Un- ternehmen und freien Softwareentwicklern Schaden zu. Schließlich ist noch hervorzuheben, dass eine Aus- flucht nicht in einem besonderen Schutzrecht, das nur für neu entwickelte Software geschaffen werden würde, ge- sucht werden darf. Damit ist niemandem geholfen. Wir können eine Zersplitterung des Rechtsschutzsystems, die durch die Schaffung von verschiedenen besonderen Schutzrechten erreicht würde, nicht befürworten. Die Er- fahrung hat gezeigt, dass solche Sui-generis-Schutzrechte mit der Entwicklung der Technik nicht Schritt halten. Sie veralten und werden dann schlicht nicht mehr benutzt. Die Bundesregierung hat sich im Hinblick auf die lau- fende Diskussion auf europäischer Ebene – und insbeson- dere um kein missverständliches Signal zu setzen – wie die Delegationen der anderen großen Vertragsstaaten bei der Europäischen Patentorganisation gegen die Strei- chung der Worte „Programme für Datenverarbeitungsan- lagen“ aus dem EPÜ stark gemacht. Die Streichung hat zwar auf der Verwaltungsratssitzung der Europäischen Patentorganisation Anfang September zunächst eine knappe Mehrheit erhalten. Deutschland bemüht sich aber derzeit – zusammen mit den gleichgesinnten Staaten Dä- nemark, Frankreich, Schweden, Spanien, Portugal, dem Vereinigten Königreich und Luxemburg – intensiv darum, dass die endgültige Entscheidung auf der in Kürze statt- findenden Diplomatischen Konferenz anders ausfällt. Wir werden uns bis zuletzt dafür einsetzen, die ange- sprochene Änderung des Art. 52 Abs. 2 des Europäischen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 2000 13019 (C) (D) (A) (B) Patentübereinkommens zu verhindern. Wir befürworten eine breite Debatte über Wettbewerb und Innovation auf den Softwaremärkten. Wir werden uns auch aktiv an den Beratungen zur Entwicklung einer europäischen Richtli- nie beteiligen. Deswegen sind wir zwar dankbar für Un- terstützung auch des Bundestages für unsere Haltung bei den Verhandlungen, halten den vorliegenden Antrag aber für überflüssig. Im Hinblick auf die übrigen im Antrag der Opposition angesprochenen sachlichen Fragen des Softwareschutzes, die einer intensiveren Erörterung durch die Fachleute be- dürfen, besteht keinerlei Notwendigkeit, darüber heute zu beschließen; dies kann zunächst in den Ausschüssen be- handelt werden. Insofern spreche ich mich nachdrücklich dafür aus, den vorliegenden Antrag an die zuständigen Ausschüsse zu verweisen. Anlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 756. Sitzung am 10. No- vember 2000 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen, bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 Grundgesetz nicht zu stellen: – Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Arti- kel 16) – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 6. März 1997 zwischen den Parteien des Nordatlantikvertrages über den Geheimschutz – Gesetz über die assoziierte Mitgliedschaft der Re- publik Polen, der Tschechischen Republik und der Republik Ungarn in derWesteuropäischen Union – Gesetz zur Umrechnung und Glättung steuerlicher Euro-Beträge (Steuer-Euroglättungsgesetz – StEuglG) – Gesetz zur Änderung des Begriffs „Erziehungs- urlaub“ – Gesetz zur Änderung des Opferentschädigungs- gesetzes und anderer Gesetze – Gesetz zu dem Protokoll vom 22. März 2000 zur Änderung des Übereinkommens vom 9. Fe- bruar 1994 über die Erhebung von Gebühren für die Benutzung bestimmter Straßen mit schweren Nutzfahrzeugen Ferner hat der Bundesrat folgende Entschließung ge- fasst: Der Bundesrat bekräftigt seinen Beschluss vom 14. Juli 2000 – BR-Drucksache 320/00 (Beschluss) – mit der Bitte an die Bundesregierung, das aus den Straßennutzungsgebühren für Lastkraftwagen re- sultierende Aufkommen zweckgebunden für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in der Bun- desrepublik Deutschland zur Verfügung zu stellen. Er verweist ferner auf die Ergebnisse der Pällmann- Kommission, die eine Finanzlücke für Bau und In- standhaltung bei allen Verkehrsträgern festgestellt hat, und zwar jährlich mindestens bei – Bundesfernstraßen 4 Milliarden DM, – Bundesschienenwegen 3 Milliarden DM, – Bundeswasserstraßen 0,5 Milliarden DM. – Gesetz zum Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs vom17. Juli 1998 (IStGH-Statut- gesetz) Der Bundesrat hat ferner die folgende Entschließung gefasst: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, zu Arti- kel 87 Abs. 2 des Übereinkommens eine Er- klärung abzugeben, wonach dem Ersuchen um Zu- sammenarbeit und allen zu ihrer Begründung beigefügten Unterlagen Übersetzungen des Ersu- chens und der Unterlagen in deutscher Sprache beizufügen sind, sofern das Ersuchen und die bei- gefügten Unterlagen nicht in deutscher Sprache ab- gefasst sind. Die Praxis des Rechtshilfeverkehrs zeigt, dass ein Übersetzungsverzicht nicht zu der gewünschten beschleunigten Erledigung von Ersu- chen beiträgt. Darüber hinaus begibt sich die ersuchende Behörde der Möglichkeit, Rechtshil- feersuchen durch rasche Übersetzung zu be- schleunigen. In der Praxis des Rechtshilfeverkehrs in Strafsachen hat dies dazugeführt, dass bei wich- tigen und eiligen Ersuchen trotz vertraglich verein- barten Übersetzungsverzichts Übersetzungen bei- gefügt werden. Daher ist schon in dem Bericht vom 6. April 1990 der von der 60. Konferenz der Justiz- minister und -senatoren beauftragten Arbeits- gruppe zur Vereinfachung des internationalen Rechtshilfeverkehrs in Strafsachen, insbesondere im Hinblick auf den geplanten Wegfall der Perso- nenkontrollen an den Binnengrenzen der EG, emp- fohlen worden, es solle grundsätzlich kein Über- setzungsverzicht vereinbart, bestehende Regeln sollten aufgehoben werden. Im Übrigen hat der Bundesrat bereits in seiner Stellungnahme zum Gesetzentwurf der Bundesre- gierung zu dem Vertrag vom 29. Oktober 1985 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Marokko über die Rechtshilfe und Rechtsauskunft in Zivil- und Handelssachen die in dem Vertrag vorgesehene Sprachenregelung als unbefriedigend bezeichnet, weil danach einseitig der deutschen Seite Übersetzungspflichten oblie- gen und weil hierdurch Bund und Ländern Kosten- und Haftungsrisiken entstehen. Die Bundesregie- rung hat in ihrer Gegenäußerung erklärt, sie werde bei künftigen Verhandlungen mit anderen Staaten anstreben, hinsichtlich der Verwendung einer ver- mittelnden Sprache nach Möglichkeit keine ver- traglichen, sondern flexiblere Absprachen zu tref- fen (s. BT-Drs. 11/2026). Die Fraktion der PDS hat mit Schreiben vom 9. No- vember 2000 den Antrag „Sanktionen gegen Kuba auf- heben“ – Drucksache 14/4499 – zurückgezogen. Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mitge- teilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Ge- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 200013020 (C) (D) (A) (B) schäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nach- stehenden Vorlage absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2000 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 02 Titel 683 06 – Zuweisungen nach dem Gesetz über die Verwendung von Gasöl durch Betriebe der Landwirtschaft (LwGVG) – Drucksachen 14/3655 (neu), 14/3720 Nr. 2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2000 Weitere überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 04 Titel 682 04 – Von der EU nicht übernommene Markt- ordnungsausgaben – bis zur Höhe von 34 007 TDM – Drucksachen 14/4123, 14/4169 Nr. 2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2000 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 17 Titel 831 12 – Beteiligung an Flughafengesellschaften und Erhöhung von Kapitalrücklagen – Drucksachen 14/3942, 14/4093 Nr. 1.9 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2000 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 25 Titel 642 01 – Wohngeld nach dem Wohngeldgesetz – Drucksachen 14/3876, 14/4093 Nr. 1.8 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 14/3576 Nr. 1.15 Drucksache 14/3859 Nr. 1.10 Drucksache 14/4170 Nr. 2.25 Finanzausschuss Drucksache 14/4170 Nr. 2.17 Drucksache 14/4170 Nr. 2.18 Drucksache 14/4170 Nr. 2.21 Drucksache 14/4170 Nr. 2.26 Drucksache 14/4170 Nr. 2.36 Drucksache 14/4170 Nr. 2.41 Drucksache 14/4170 Nr. 2.51 Drucksache 14/4170 Nr. 2.53 Drucksache 14/4170 Nr. 2.86 Haushaltsausschuss Drucksache 14/4170 Nr. 2.39 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 14/4170 Nr. 2.1 Drucksache 14/4170 Nr. 2.22 Drucksache 14/4170 Nr. 2.23 Drucksache 14/4170 Nr. 2.33 Drucksache 14/4170 Nr. 2.37 Drucksache 14/4170 Nr. 2.38 Drucksache 14/4170 Nr. 2.48 Drucksache 14/4170 Nr. 2.54 Drucksache 14/4170 Nr. 2.58 Drucksache 14/4170 Nr. 2.60 Drucksache 14/4170 Nr. 2.90 Drucksache 14/4309 Nr. 1.16 Drucksache 14/4309 Nr. 1.40 Drucksache 14/4309 Nr. 1.44 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 14/4170 Nr. 2.50 Drucksache 14/4170 Nr. 2.55 Drucksache 14/4309 Nr. 1.29 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 14/3050 Nr. 2.15 Drucksache 14/3576 Nr. 2.20 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 14/1617 Nr. 1.1 Drucksache 14/2609 Nr. 1.16 Drucksache 14/3050 Nr. 1.4 Drucksache 14/3428 Nr. 1.4 Drucksache 14/3428 Nr. 1.6 Drucksache 14/3576 Nr. 1.3 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 14/4170 Nr. 2.83 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 134. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. November 2000 13021 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Irmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr
    verehrten Damen und Herren! Seit zwei Jahren ist die
    deutsche Außenpolitik nunmehr in rot-grüner bzw. fest in
    grüner Hand. Das ist, wenn man von den paar Amtsin-
    habern absieht, den Grünen nicht gut bekommen; das soll
    nicht meine Sorge sein.


    (Lachen des Abg. Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Es ist aber vor allem der deutschen Außenpolitik nicht gut
    bekommen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Das erfüllt mich mit erheblicher Sorge.

    Die deutsche Außenpolitik ist, seit sie die Grünen über-
    nommen haben, von zwei Tendenzen geprägt: einerseits
    von dem Versuch, der Wirklichkeit einigermaßen Rech-
    nung zu tragen und sich von einigen ideologischen Posi-
    tionen der Vergangenheit zu verabschieden, andererseits
    von dem peinlichen Bemühen, den Frust und die Enttäu-
    schung der grünen Basis über diese neue Realitätsnähe
    permanent durch mehr oder weniger unsinnige Aktionen
    zu beschwichtigen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Zur ersten Tendenz möchte ich zwei Beispiele nennen.

    Der iranische Staatspräsident Khatami wird, übrigens zu
    Recht, in Berlin mit allen Ehren empfangen. Das ist in
    Ordnung. Willkommen in der Realität! Wir haben aber
    alle noch im Ohr, wie das vor wenigen Jahren klang, als
    die alte Bundesregierung eine ähnliche Iranpolitik – auch
    zu Recht – betrieben hat und als Sie gar nicht oft genug
    den Rücktritt des damaligen Bundesaußenministers Klaus
    Kinkel fordern konnten. Vor wenigen Jahren waren wir,
    als es um die Militäraktionen bei Friedensmissionen im
    Ausland ging, noch die großen Kriegstreiber. „Militarisie-
    rung der deutschen Außenpolitik“ war einer der mildesten
    Ausdrücke. Im Fall Kosovo aber überboten sich Fischer,
    Vollmer und Co mit verbalem Säbelrasseln. Sie haben
    selbstverständlich die Bundeswehrsoldaten trotz überaus
    dubioser Rechtsgrundlagen in das Feuer geschickt. Recht
    so, kann ich nur sagen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Hier gilt offensichtlich der Spruch: Die schärfsten Kri-
    tiker der Elche sind inzwischen selber welche.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Stichwort „Elch“. Herr Fischer, hören Sie einmal einen

    kleinen Moment zu! Sie müssen ja demnächst von
    Madeleine Albright Abschied nehmen, mit der Sie immer
    so gerne gekuschelt haben. Gehen Sie doch einmal zu
    IKEA! Dort gibt es wunderschöne kleine Stoffelche. Kau-
    fen Sie ihr einen, schenken Sie ihn ihr!


    (Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben uns doch welche geschenkt, Herr Irmer!)


    Sie wird Sie immer in bester Erinnerung behalten. Auch
    ich habe ein solches Tier zu Hause; es wurde mir von
    einem Freund geschenkt. Es ist viel hübscher und hand-
    samer, als Sie es je waren. Madeleine Albright wird ihre
    Freude daran haben.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Zur zweiten Tendenz der grünen Außenpolitik. Seit Sie

    bei Ihrer eigenen Basis als Kriegstreiber verschrien sind
    – so widersprüchlich das auch ist –, versuchen Sie mit
    aller Gewalt, Ihren Friedenswillen und Ihr Gutmenschen-
    tum zu dokumentieren, auch da, wo es völlig unange-
    bracht ist. Auch hierzu nenne ich einige Beispiele.

    Sie haben den Einsatz der Bundeswehr in Osttimor ver-
    anlasst. Da hat uns niemand gerufen, es hat uns niemand
    gebraucht. Das hätten die Australier viel besser machen
    können. Das war reine Geldverschwendung.


    (Beifall bei der F.D.P. – Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben deshalb dagegen gestimmt!)


    Das Geld wäre besser für den zivilen Aufbau in der Re-
    gion ausgegeben worden.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Als zweites Beispiel nenne ich Ihr Verhalten gegenüber

    der Türkei. Ich habe es begrüßt, dass der Türkei der Sta-
    tus des offiziellen Beitrittsbewerbers zuerkannt wurde.
    Das Thema war sehr strittig. Sie aber sind der Türkei,
    noch dazu einem NATO-Partner, als es um die Lieferung
    von Panzern ging, in einer Weise entgegentreten, als sei
    das irgendein Land, das auf unserer Gegenseite stünde,
    das man nur mit der Zange anfassen könne. Wie verträgt
    sich das mit Ihrer offiziellen Politik in der Frage des Bei-
    tritts?


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich nenne das unsägliche Beispiel Österreich. Hier ha-

    ben Sie klein beigeben müssen. Letzte Woche haben Sie
    ganz stolz verkündet, dass Sie mit Österreich Verträge
    über eine weltweite Friedensprävention schließen. Jetzt
    ist Österreich plötzlich wieder akzeptabel.

    Aber wissen Sie eigentlich, welchen Schaden Sie nicht
    nur gegenüber dem österreichischen Volk, sondern auch
    bei kleinen Ländern – sowohl Ländern innerhalb der Ge-
    meinschaft als auch solchen, die der Gemeinschaft beitre-
    ten wollen – angerichtet haben? Sie sagen doch alle: So,
    wie die Gemeinschaft und die großen Länder mit Öster-
    reich umgesprungen sind, kann es uns auch passieren. –
    Wo bleibt der Respekt vor kleinen Ländern, vor der de-
    mokratischen Entscheidung in solchen Ländern?


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Gernot Erler [SPD]: Irmer, der Rächer der Enterbten!)


    Wenn uns eine innenpolitische Entwicklung nicht
    passt, dann müssen wir versuchen, behutsam darauf ein-
    zuwirken, und vielleicht gegensteuern. Aber hier mit dem
    Holzhammer zu kommen und gegen Österreich so vorzu-
    gehen, wie Sie es getan haben, ist ja wohl unsäglich und
    diente lediglich dazu, Ihrer grünen Basis zu zeigen, wie






    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    unnachgiebig und großartig Sie sich in Menschenrechts-
    fragen schlagen.

    Bei diesem Spagat, den Sie tagtäglich vollführen, geht
    natürlich jeder Ansatz zu konzeptionellem Denken und
    Handeln völlig verloren. Das merkt man Ihrer Politik an.
    Außer Ihrer Europarede, die Sie ja ausdrücklich als Pri-
    vatmann gehalten haben, haben Sie bisher konzeptionell
    nichts geboten. Dort, wo Sie konzeptionell zu werden ver-
    suchen, lässt dann die praktische Ausführung schwer zu
    wünschen übrig, wie sich jetzt durch die Kritik, die an Ih-
    rer praktischen Politik im Ausland geübt wird, ganz deut-
    lich zeigt. Nur hektische Ad-hoc-Aktivitäten können Sie
    an den Tag legen.


    (Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Höflichkeit verbietet es mir, jetzt ehemalige Außenminister zu charakterisieren!)


    Außenpolitik muss werteorientiert und interessenbezo-
    gen sein. Das ist keineswegs ein Widerspruch. Wie alle
    Politik dient die Außenpolitik dem Zweck, unseren Bür-
    gern Frieden, Sicherheit und Wohlstand zu garantieren.
    Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Diese Ziele
    der Außenpolitik können natürlich durch gewalttätige
    Auseinandersetzungen irgendwo auf der Welt beeinträch-
    tigt und bedroht werden. Krisen und Gewalt brechen immer
    da aus, wo Menschenrechte oder Minderheitenrechte mit
    Füßen getreten werden. Deshalb ist der weltweite Einsatz
    für Menschenrechte unmittelbar in unserem eigenen deut-
    schen Interesse.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wertepolitik und Interessenpolitik schließen sich nicht
    aus. Aber Sie, die Sie die Menschenrechte immer wie eine
    Monstranz vor sich her getragen haben, haben ja nicht ein-
    mal auf diesem Gebiet irgendeinen Erfolg vorzuweisen.
    Wo sind denn die Ergebnisse der Fernethiker und Weltbe-
    glücker von einst?


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Wo sind sie geblieben?)


    Sie haben keinen Konsens der europäischen Partner bei
    der China-Resolution der Konferenz der Vereinten Natio-
    nen in Genf erreicht. Sie haben in Menschenrechtsfragen
    keinen Erfolg in den bilateralen Beziehungen mit der
    Volksrepublik China gehabt. Messen Sie einmal das,
    was Sie heute vorzuweisen haben, an dem, was Sie der al-
    ten Bundesregierung seinerzeit vorgeworfen haben.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Dann fahren Sie natürlich als Erster nach Moskau,

    machen dort dem Präsidenten Putin Ihre Aufwartung,
    machen einen Kotau vor Präsident Putin, während
    gleichzeitig in Tschetschenien Tausende und Abertau-
    sende von Menschen sterben. Ihre Rhetorik – Herr Rühe
    hat das vorhin angesprochen – in der letzten Wahlperiode
    zum ersten Tschetschenienkrieg, der nicht annähernd so
    blutig und grausam war wie der jetzige, ist uns allen noch
    im Ohr. Messen Sie sich an Ihren eigenen Worten!


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)


    Aber auch da, wo es direkt um deutsche Interessen
    geht, ist Fehlanzeige. Als ein Beispiel nenne ich die
    Osterweiterung der Europäischen Union. Meine Da-
    men und Herren, wo ist denn die Kampagne der Bundes-
    regierung zur Aufklärung und Information der Bevölke-
    rung darüber, dass dieses Projekt Osterweiterung ganz
    direkt in unserem deutschen Interesse liegt, dass niemand
    sonst mehr Interesse daran hat als wir?


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Dirk Niebel [F.D.P.]: Nichts macht er da!)


    Das Handelsvolumen mit diesen Ländern ist schon heute
    größer als das mit den Vereinigten Staaten. Hier erschlie-
    ßen wir uns doch die Märkte der Zukunft, auf die wir so
    dringend angewiesen sind. Sie müssen den Menschen bei
    uns die Angst nehmen, dass etwas auf sie zukäme, dem sie
    nicht gewachsen wären. Die Osterweiterung bringt uns
    nur Vorteile; aber man muss es den Leuten sagen.


    (Beifall des Abg. Dirk Niebel [F.D.P.])

    Was Sie auch überhaupt nicht bedenken, ist Folgendes:

    Die Verzögerungstaktik, die Sie hier betreiben, führt
    natürlich zu erheblichen innenpolitischen Problemen in
    den beitrittswilligen Ländern. Sie fühlen sich vernachläs-
    sigt und an der Nase herumgeführt, wenn man ihnen im-
    mer wieder in Aussicht stellt, dass sich bald etwas rühren
    werde, sich in Wirklichkeit aber nichts rührt. Ich habe den
    Verdacht, dass Sie, weil Sie wissen, wie ängstlich unsere
    Bevölkerung diese Dinge betrachtet, in den Verhandlungs-
    runden dafür sorgen wollen, dass die eigentlich heiklen
    und kritischen Themen vor unserer Bundestagswahl 2002
    überhaupt nicht auf die Tagesordnung kommen. In diesem
    Punkt müssen wir Tempo anmahnen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das muss jetzt schneller gehen; sonst erleben die bei-
    trittswilligen Länder innenpolitische Rückschläge, mit
    denen uns überhaupt nicht gedient ist.


    (Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie kommen Sie denn auf die Idee, dass wir als Partei darunter zu leiden haben?)


    Die transatlantischen Beziehungen sind schon ange-
    sprochen worden. Es ist doch erstaunlich, dass es gerade
    im Bereich der Handelspolitik erhebliche Irritationen
    gibt. Die Gefahr des Protektionismus ist nach wie vor
    nicht gebannt. Ich warte in dieser Sache ebenso auf Ini-
    tiativen der deutschen Bundesregierung wie in den Berei-
    chen nukleare Abrüstung, Nichtverbreitung, Teststopp im
    Zusammenhang mit dem amerikanischen Raketenab-
    wehrsystem NMD.

    Wo bleiben – ich nenne nur Stichworte – deutsche
    Initiativen? Lateinamerika, Asien, Afrika: Fehlanzeige!
    UN-Reform: Nichts! Selbstverständlich wäre ein Sitz im
    Sicherheitsrat im deutschen Interesse. Was die Außen-
    wirtschaft angeht, ist festzustellen, dass insbesondere der
    Mittelstand dringend auf Förderungen durch die Regie-
    rung angewiesen ist. Wir warten vergeblich.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





    Ulrich Irmer

    12977


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich komme zu Ihrem Vorpreschen in Sachen Nord-
    korea. Ehe die Frage der Straflager in Nordkorea nicht
    durchleuchtet und nicht geklärt ist, sollten wir meiner
    Meinung nach – ich erinnere an die Menschenrechte –
    keine Vorleistung erbringen. Nordkorea ist am Zuge; es
    muss mehr tun.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)


    Die deutsche Außenpolitik ist deshalb so desolat, weil
    sie sich nicht an den internationalen Notwendigkeiten und
    Gegebenheiten, nicht an Werten und auch nicht an deut-
    schen Interessen, sondern nur an der innenpolitischen Ak-
    zeptanz bei der grünen Klientel orientiert.


    (Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist Zeit, dass unsere Außenpolitik wieder in liberale
    Hände kommt. Dort ist sie gut aufgehoben.

    Danke.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Für die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht der Kollege
Dr. Helmut Lippelt.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Lippelt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am Mon-
    tag dieser Woche hat die „International Herald Tribune“ mit
    einem Foto des Bundeskanzlers aufgemacht. Daneben
    konnte man lesen, dass es, nachdem Tony Blair viel von
    seiner Ausstrahlung verloren habe, nachdem sich in Paris
    Präsident und Ministerpräsident befehdeten und die USA
    in der bekannten Krise steckten, unter allen demokrati-
    schen Führern dieser Welt der deutsche Bundeskanzler
    sei, der Orientierung gebe und Zuversicht ausstrahle.

    Sie können anderer Meinung sein; das ist völlig klar.
    Man kann über diese Angelegenheit denken, wie man
    will. Nur eines geht nicht: Man kann nicht in einen Antrag
    schreiben, nach zwei Jahren rot-grüner Regierung habe
    die deutsche Außenpolitik an Einfluss verloren. Man kann
    dieser Regierung nicht vorwerfen, sie habe die deutsch-
    amerikanischen Beziehungen beschädigt, wenn gleich-
    zeitig in demjenigen Blatt, das auf diesem Gebiet die Mei-
    nungsführerschaft besitzt, zu lesen ist, dass das Gegenteil
    zutrifft. Sie können diese Ansicht nicht so einfach auf-
    rechterhalten. Wer so urteilt, muss sich im Gegenteil man-
    gelnde Lektüre der internationalen Presse und Realitäts-
    verweigerung in hohem Grade vorwerfen lassen.


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Wer so urteilt, ähnelt einem Mann, der an nordfriesischen
    Deichen sitzt, über das weite Watt den ablaufenden Was-
    sern nachschaut und immer wieder sagt: Land unter, Land
    unter. – Daran haben mich einige Reden erinnert.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Ich möchte drei Punkte zum Nachweis der Konzepti-
    onslosigkeit nennen – nicht dieser Regierung, sondern des
    von Ihnen vorgelegten Antrags –:

    Erstens. Sie werfen uns mangelnde Glaubwürdigkeit,
    fehlende Berechenbarkeit usw. vor. Seit mehr als zehn
    Jahren, seit 1989, war klar, dass der Kosovo-Konflikt auf
    uns zukommt. Die von Ihnen getragene Regierung und
    der von Ihnen getragene Außenminister haben es – unter
    anderem in Dayton und bei den anschließenden Normali-
    sierungsgesprächen in Belgrad – versäumt, eine präven-
    tive Außenpolitik zu betreiben und auf die Krise einzu-
    wirken. Das einzige Bestreben der damaligen Regierung
    bestand darin, Flüchtlinge – bis in den Krieg hinein –
    zurückzuschicken.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Die neue Regierung erbte den Krieg, als außenpolitisch

    schon nichts anderes mehr zu machen war, als ein bere-
    chenbarer Bündnispartner zu sein. Der ist sie gewesen.

    Gleichzeitig hat sie dann all ihre konzeptionelle Kraft
    sofort in Pläne zur Beendigung des Krieges gesteckt. Vom
    ersten Tag des Ausbruchs an ist das geschehen. Nicht um-
    sonst ist ja der dann aufgestellte und verwirklichte Frie-
    densplan mit dem Namen unseres Außenministers ver-
    bunden. Allgemein wird international doch anerkannt und
    akzeptiert, dass der danach zur Festigung des Friedens im
    Auswärtigen Amt entworfene und schließlich durchge-
    führte Stabilitätspakt auf die deutsche Außenpolitik
    zurückgeht. Sie können ja sagen, Herr Rühe, das liege da-
    ran, dass da so gute Beamte seien. Das Problem ist, dass
    der Ideenreichtum dieser Beamten überhaupt erst durch
    einen Minister freigesetzt werden musste. Das Amt
    musste überhaupt erst wieder in Gang kommen. Vorher
    herrschte doch nur Frustration in dem Hause. Hören Sie
    sich doch einmal um.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der F.D.P. – Ulrich Irmer [F.D.P.]: Herr Lippelt, gehen Sie zum Kabarett! Dazu haben Sie ein tolles Talent!)


    – Ja, ja. Ihre Vorstellung hier war pures Kabarett, Herr
    Irmer. Diese Aufforderung kann ich nur zurückgeben.

    Herr Rühe, Sie loben in ihrem Antrag KFOR und
    UNMIK, stellen aber dann fest, dass der bisherige Politik-
    ansatz zur Lösung nicht ausreiche. Das kennen wir auch
    aus anderen Anträgen Ihrer Fraktion. Sie wurden jedoch,
    als Sie Ihren Antrag noch niederschrieben, vom Ausgang
    der Wahlen in Jugoslawien überrascht. So fügten Sie
    ebenso verlegen wie trotzig zu Ihren falschen Behauptun-
    gen hinzu, dass alles „trotz der Abwahl Milosevics nicht
    ... ausreicht“. Sie begriffen überhaupt nicht oder wollen
    nicht begreifen, dass die Abwahl Milosevics unter ande-
    rem auch aus dem Wunsch des serbischen Volkes resul-
    tierte, die ihm mit dem Stabilitätspakt gereichte Hand Eu-
    ropas zu ergreifen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Serben wählten Milosevic ab, um dem Stabilitätspakt
    beitreten zu können. Sie aber jammern hier, es fehle ein




    Ulrich Irmer
    12978


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    politischer Rahmen für die militärische Tätigkeit. Es war
    ein politischer Rahmen da, der sich enorm bewährt hat.
    Dieses war und ist ein Höhepunkt der außenpolitischen
    Erfolgsgeschichte dieser Bundesregierung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Zweitens. Ich gehe im Zusammenhang mit der Euro-
    papolitik nicht auf das ein, was Sie zu Hausaufgaben ge-
    sagt haben. Zu diesem Thema hat Ihre Fraktion eine völ-
    lig hoffnungslose Aktuelle Stunde durchgeführt. In der
    haben wir dieser Fraktion sehr schön nachgewiesen, dass
    diese Regierung mit dem Schröder-Vorschlag sehr wohl
    einen Vorschlag gemacht hat, der die Dinge voranbringt.
    Ich weiß nicht, ob Sie ihn überhaupt zur Kenntnis ge-
    nommen haben.


    (Uta Zapf [SPD]: Bestimmt nicht!)

    Sie greifen dankbar die Rede Prodis auf, ohne zu se-

    hen oder gar den Zusammenhang herzustellen, dass
    diese Rede der vom deutschen Außenminister ausdrück-
    lich erwünschte Beitrag des Kommissionspräsidenten zu
    der von ihm in Gang gesetzten Debatte über die Zukunft
    Europas ist.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Leider war es nicht der ausdrückliche Wunsch der Präsidentschaft!)


    Es haben sich viele europäische Politiker von Chirac,
    Védrine über Geremek bis Prodi beteiligt. Aus Ihren Krei-
    sen haben sich Herr Schäuble, Herr Pflüger und Herr
    Lamers beteiligt.


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Rühe nicht!)


    Im Übrigen haben viele von ihnen eher Fischer unter-
    stützt. Hier wird es doch erst interessant. Es stellt sich
    doch nun, an Sie, Herr Rühe, gerichtet die Frage: Teilen
    Sie die Meinung Prodis?


    (Zurufe des Abg. Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] zur CDU/CSU gewandt)


    – Rezzo, lass einmal. Ich kläre jetzt die Sache auf, damit
    die nicht weiter herumfantasieren.

    Teilen Sie die Hauptthese Prodis, dass der Hohe Re-
    präsentant für Außen- und Sicherheitspolitik eigentlich in
    die Kommission gehöre und nicht dem Rat unterstellt und
    für die Abstimmung europäischer Außenpolitik zuständig
    sein solle? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie diese
    Meinung teilen. Darüber müssen Sie sprechen. Sie dürfen
    nicht nur Honig aus der Kritik Prodis saugen, sie müssen
    auch auf den Kern der Sache eingehen. Dazu hätten wir
    hier eine Stellungnahme von Ihnen erwartet.

    Drittens: Menschenrechtspolitik. Da hören wir ja
    wieder den Vorwurf – Herr Irmer verwies so schön da-
    rauf –, die Bundesregierung fordere Menschenrechts-
    politik nur von den Kleinen ein, während die Bundesre-
    gierung vor den Großen kusche. Ihre Vorwürfe zum
    Umgang mit China haben Sie von der früheren Opposi-
    tion übernommen. Damals konnten sie mit größerem

    Recht als von Ihnen heute erhoben werden. Uns stehen
    doch noch die Bilder vom Kotau des früheren Bundes-
    kanzlers vor der chinesischen Volksarmee vor Augen.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Der ist doch nun offensichtlich nicht in der Lage, einen Kotau zu machen!)


    Wir wissen doch noch, dass Wei Jingsheng – kaum war
    der Bundeskanzler auf dem Heimflug in Thailand zwi-
    schengelandet – wieder verhaftet und zu 14 Jahren Kerker
    verurteilt wurde. Sie müssen zugeben: Das sah jetzt etwas
    anders aus. Der jetzige Bundeskanzler war in der Lage,
    seine geplante China-Reise nach dem katastrophalen
    Fehlschuss der NATO auf die chinesische Botschaft sofort
    in den Dienst von Bündnisnotwendigkeiten zu stellen, die
    zur Begleitung geladene Wirtschaftsdelegation zu Hause
    zu lassen, sich auf das Notwendige zu konzentrieren.

    Seine Entschuldigung wurde im Gegensatz zu den Ver-
    suchen der amerikanischen Politik akzeptiert und damit
    die Grundlage zur chinesischen Stimmenthaltung im UN-
    Sicherheitsrat gelegt,auf der der Kosovo-Krieg zu Ende
    gebracht werden konnte. Das müssen Sie doch als Erfolg
    der Bundesregierung sehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Bei der zweiten Reise war er dann sehr wohl in der
    Lage, die Wirtschaftsgespräche mit der Diskussion über
    Fragen der Religionsfreiheit, der Institutionalisierung ei-
    nes Rechtstaatsdialogs zu verbinden, der doch in vollem
    Gange ist. Oder haben Sie das nicht bemerkt?


    (Uta Zapf [SPD]: Nein, das hat er nicht bemerkt!)


    Ich gehe auf Tschetschenien nur kurz ein, denn die
    Zeit läuft mir zu sehr davon.


    (Ulrich Irmer [F.D.P.]: Das ist vielleicht auch besser!)


    Dieser Außenminister hat immer darauf hingewiesen,
    dass die Regierungen natürlich in bestimmte Notwendig-
    keiten – in den Abrüstungsdialog, in die Aufrechterhal-
    tung der russischen Einbindung – eingebunden sind, dass
    aber wir mehr sagen könnten. Das trifft jetzt nicht Sie. Die
    F.D.P. war diejenige, die bei dem interfraktionellen An-
    trag mit der SPD und uns sofort mitgezogen hat; aber die
    Partei des Hauptredners hat diesen Antrag nicht mitgetra-
    gen. Herr Rühe, machen Sie sich das erst einmal wieder
    klar!


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Sie haben doch bei den deutlichen Worten dieses Parla-
    mentes zur Tschetschenien-Frage geschlafen.