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ID1411816600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/118 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 118. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 I n h a l t : Entsendung des Abgeordneten Gunter Weißgerber als ordentliches Mitglied in das Kuratorium der „Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR“ . . . . . . . 11285 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 11285 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Druck- sache 14/4000) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11285 B b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksache 14/4001) . . . . . . . . . . . . . 11285 B Einzelplan 11 Bundesministerium fürArbeit und So- zialordnung Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . . 11285 C Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 C Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11295 A Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 11298 A Dr. Heidi Knake-Werner PDS . . . . . . . . . . . . . 11300 B Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11302 B Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11306 A Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11306 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . . . . . . . 11306 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11309 A Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11310 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11311 C Adolf Ostertag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11313 C Renate Jäger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11314 B Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . . 11316 B Einzelplan 09 Bundesministerium fürWirtschaft undTechnologie Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . . 11318 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11321 A Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11324 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11327 A Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11329 C Rolf Kutzmutz PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11330 B Dr. Norbert Wieczorek SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11332 A Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11335 B Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11336 D Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11337 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11338 C Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11339 A Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 11341 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11343 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11346 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11347 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11347 C Birgit Homburger F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 11349 D Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 11351 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11353 A Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11355 B JürgenTrittin BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN . . 11357 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11357 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11358 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11360 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11362 B Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11363 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11363 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11364 D Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Bemessungsgrundlage für Zuschlagsteuern (Drucksache 14/3762) . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 C Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Präsidentin des Bundesrechnungs- hofes: Rechnung des Bundesrech- nungshofes für das Haushaltsjahr 1999 – Einzelplan 20 – (Drucksachen 14/2868, 14/3974) . . . . 11365 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu der Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Vorschlag für einen Beschluss des Rates zur Aufhebung der Beschlüsse 75/364/EWG, 7/454/EWG, 78/688/EWG, 78/1028/EWG, 80/156/EWG und 85/434/EWG über die Einsetzung Be- ratender Ausschüsse für die Ausbil- dung der für die allgemeine Pflege ver- antwortlichen Krankenschwestern/ Krankenpfleger, der Zahnärzte, der Tierärzte, der Hebammen, der Apothe- ker und der Ärzte (Drucksachen 14/3050 Nr. 2.2, 14/3607) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Reinhard Klimmt, Bundesminister BMVBW 11366 A Eduard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11368 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11371 D Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11373 D Hans-Michael Goldmann F.D.P. . . . . . . . . . . . 11374 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11376 C Annette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11378 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11380 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11382 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 D Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 B Dieter Maaß (Herne) SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karl-Heinz Funke, Bundesminister BML . . . . 11388 B Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11391 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11393 A Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11394 C Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11395 C Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11397 A Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 A Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11399 C Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11400 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . . 11400 B Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11402 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11403 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11405 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 Norbert Schindler 11403 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 11405 (C)(A) Brudlewsky, Monika CDU/CSU 14.09.2000 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 14.09.2000 Peter H. Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Elser, Marga SPD 14.09.2000 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 Joseph DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 14.09.2000 Hauer, Nina SPD 14.09.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.09.2000 Jelena Dr.-Ing. Jork, Rainer CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 14.09.2000 Kolbe, Manfred CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Lüth, Heidemarie PDS 14.09.2000 Marquardt, Angela PDS 14.09.2000 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 14.09.2000 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 14.09.2000 Hans Peter Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 14.09.2000 entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien-und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Weitere
    Wortmeldungen zum Geschäftsbereich des Bundesmini-
    steriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen liegen
    nicht vor.

    Deshalb kommen wir zum Geschäftsbereich des
    Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
    und Forsten, Einzelplan 10. Als erster Redner hat das
    Wort der Bundesminister Karl-Heinz Funke.

    Karl-Heinz Funke, Bundesminister für Ernährung,
    Landwirtschaft und Forsten: Herr Präsident! Meine sehr
    verehrten Damen und Herren! Natürlich sind auch wir –
    damit will ich beginnen – von der Diskussion der letzten
    Tage in Sachen Dieselbesteuerung, Verhalten der Mine-
    ralölkonzerne und der Diskussion um die Ökosteuer be-
    troffen. Wir haben dazu auch einiges zur Kenntnis neh-
    men und lesen können. Vorgestern ist mir vom
    Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes eine ent-
    sprechende Resolution überreicht worden.

    Um es vorweg zu sagen: Ich verstehe sehr wohl die
    Sorgen, die im Bereich der Landwirtschaft wie auch in an-
    deren Bereichen mit den steigenden Preisen verbunden
    sind. Keiner ist froh darüber, wenn wir Kostenanstiege in
    dieser Größenordnung zu verzeichnen haben.

    Eines allerdings habe ich überhaupt nicht verstanden,
    nämlich dass es hier und da aus der Opposition heraus und
    von einigen Vertretern des Berufsstandes die Forderung
    gab, man solle die Ökosteuer zum 1. Januar für die Land-
    wirtschaft aussetzen oder verschieben. Die Wortwahl war

    unterschiedlich. Ich war sehr überrascht – das ist mir
    heute Nachmittag wieder so ergangen –, dass man einige
    daran erinnern musste, dass aufgrund der Tatsache, dass
    wir den Steuersatz für den so genannten Agrardiesel auf
    57 Pfennig festschreiben werden, ein Aussetzen der Öko-
    steuer für die Landwirtschaft am 1. Januar überhaupt
    nichts brächte.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


    Das hat sich offensichtlich noch nicht genügend herum-
    gesprochen, obwohl lange diskutiert.

    Ich will gleichwohl sagen, dass wir – ich allemal – die
    Wettbewerbsverzerrung, die es in der Europäischen
    Union auch und gerade auf dem Energiesektor gibt,
    außerordentlich bedauern.


    (Beifall des Abg. Hans-Günter Bruckmann [SPD] – Zuruf von der CDU/CSU: Was?)


    Das hat mit Binnenmarkt im Grunde wenig zu tun. Ich
    will am Rande nur Folgendes sagen: Als der Binnenmarkt
    am 1. Januar 1993 geschaffen wurde, hat es viele gegeben,
    die gesagt haben, man könne diesen Binnenmarkt eigent-
    lich erst dann schaffen – analog zur Zollunion im Deut-
    schen Reich des 19. Jahrhunderts etwa –, wenn man auch
    in der Steuer- und Abgabenpolitik vorher annähernd ver-
    gleichbare Wettbewerbsbedingungen herbeigeführt habe.
    Man hätte auf diese Kritiker doch etwas mehr hören sol-
    len.

    Darum sage ich: Wer das damals so gemacht hat, sollte
    heute nicht so auf den Putz hauen. Dazu gibt es nun wirk-
    lich keine Gründe.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Übrigen erinnere ich mich überhaupt nicht daran – ich
    habe noch einmal nachgefragt –, dass es bei denen, die
    sich heute aus der Opposition heraus beschweren, früher
    etwa Bemühungen gegeben hätte, annähernd gleiche
    Wettbewerbsbedingungen auf europäischer Ebene zu er-
    reichen. Das hat in der Diskussion schlichtweg überhaupt
    gar keine Rolle gespielt.


    (Detlev von Larcher [SPD]: Im Gegenteil! Sie haben es früher zurückgewiesen!)


    Sich heute hinzustellen und diese Wettbewerbsverzer-
    rung für eine vehemente Kritik an der Bundesregierung zu
    benutzen, ist überhaupt nicht berechtigt. Das muss ich
    einmal so deutlich sagen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie als Opposition haben überhaupt keinen Grund, das zu
    tun.

    Um noch ein paar Argumente nachzuschieben, will ich
    Folgendes sagen: Wie gesagt, wir haben den Steuersatz
    für Agrardiesel auf 57 Pfennig festgeschrieben. Gott sei
    Dank, kann man da im Nachhinein nur sagen. Ich bedanke
    mich da bei den Koalitionsfraktionen. Wenn wir die Öko-
    steuer aussetzten, wäre zum Beispiel die Frage zu beant-




    Dieter Maaß (Herne)

    11388


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    worten – ich will das Thema Rentenversicherung nicht
    ansprechen, weil uns das nicht so sehr berührt, wenn auch
    sehr wohl andere; es ist auch schon ausreichend diskutiert
    worden –, wie unsere Programme mit klaren Vorteilen für
    die Landwirtschaft, die wir auch aus der Ökosteuer finan-
    zieren, was etwa erneuerbare Energien anbelangt – unter
    anderem Biomasse mit 70 Millionen DM –, zu finanzie-
    ren wären. Diese Antwort müsste man dann auch bekom-
    men. Darüber lese ich überhaupt nichts.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das ist ein Programm, das in der Landwirtschaft unisono,
    unstrittig auch von der Opposition gelobt wird. Aber alles
    das wird unterschlagen; darüber wird nicht geredet.

    Ich habe im Übrigen Berechnungen gelesen, auch in
    Pressemitteilungen der Opposition. Wenn man Ökonomie
    studiert hat, hat man sich leider Gottes – ich habe es gar
    nicht gern gemacht – in praktischer und theoretischer Art
    mit Statistiken zu beschäftigen. Dann weiß man auch, wie
    Statistiken und Daten aufbereitet werden. Ich verstehe,
    dass Sie, um das rein von den Zahlen her zu belegen, das
    Ausgangsjahr 1998/99 und nicht den Zeitraum von 1989
    bis 1994 nehmen.
    Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass Sie die
    Mineralölsteuer damals um über 50 Pfennig erhöht ha-
    ben. Wären Sie in der Argumentation von 1989 bis heute
    konsequent, hätten Sie damals die Rückerstattung für Die-
    sel an die Landwirtschaft entsprechend erhöhen müssen.
    Hätten Sie das getan, wäre Ihre Argumentation heute
    nachvollziehbar. Denn Sie haben damals dadurch, dass
    Sie die Mineralölsteuer erhöht haben, den Rückerstat-
    tungsbetrag aber gleich ließen, den Subventionswert für
    die Landwirtschaft, ökonomisch formuliert, zurückge-
    fahren.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das kann man vertreten, aus welchen Gründen auch im-
    mer. Aber sich heute hier hinzustellen und so zu tun, als
    hätten Sie damit überhaupt nichts zu tun, das geht nicht.
    Das müssen wir eindeutig zurückweisen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Damit wir uns da richtig verstehen: Wir sind für ver-
    gleichbare Wettbewerbsbedingungen. Es gibt keinen
    Grund, über die steigenden Energiekosten froh zu sein.
    Das ist völlig klar. Weil ich das Wort „Katastrophe“ und
    das Wort „Krise“ lese – man liest das heute oft; ich ver-
    wende diese Worte auch in anderen Zusammenhängen
    nicht so gerne –, will ich daran erinnern, dass die Aus-
    gaben für Treibstoffe, Schmierstoffe usw. pro Hektar
    landwirtschaftlicher Nutzfläche von 1998/99 – um Ihre
    Ausgangsposition zu nehmen – bis heute von 125 DM um
    44 DM gestiegen sind und der Anteil von Treibstoffen,
    Schmierstoffen usw. an den Gesamtkosten eines Betrie-
    bes, im Schnitt gerechnet – ich weiß, das ist von Be-
    triebszweig zu Betriebszweig unterschiedlich; damit mir
    das gar nicht entgegengehalten wird –, bei 3 bis 5 Prozent
    liegt. Die Verteuerung der Energie ist bedauerlich, aber

    von „Katastrophe“ und „Krise“ zu reden, halte ich für
    nicht in Ordnung. Das geht an der Sache vorbei.


    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, es ist völlig klar, wie hier

    die Sachlage ist. Ich will ein paar Positionen herausneh-
    men.

    Ich bin dankbar, dass wir wieder einen Betrag von gut
    50 Millionen DM für nachwachsende Rohstoffe im
    Haushalt haben. Ich bedanke mich dafür ausdrücklich. Ich
    halte das auch für notwendig, gerade vor dem Hintergrund
    dessen, was ich eben gesagt habe und was wir diskutieren.
    Das „Marktanreizprogramm erneuerbare Energien“ und
    das „Förderprogramm zur Markteinführung biogener
    Treib- und Schmierstoffe“ sind sinnvolle Programme.

    Was alternative Energien anbelangt, haben wir mit dem
    Gesetz über erneuerbare Energien verlässliche und für die
    Landwirtschaft wirtschaftlich bessere Grundlagen ge-
    schaffen. Das kommt dem ländlichen Raum und der
    Landwirtschaft, die sich in dieser Form ein zweites Stand-
    bein schaffen kann, zugute. Ich bin dafür außerordentlich
    dankbar. Das ist der richtige Weg.

    Bei der ganzen Diskussion über Energie vermisse ich
    Überlegungen – ich will mir darüber Gedanken machen –,
    wie wir Biotreibstoff aus Raps wettbewerbsfähiger ma-
    chen können, als es in der Vergangenheit der Fall gewe-
    sen ist.


    (Beifall bei der SPD)

    Das nützt der Landwirtschaft insgesamt und macht uns
    ein Stück unabhängiger vom Weltmarkt. Das muss unser
    Ziel sein.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Weil das in der gegenwärtigen Diskussion untergeht,
    will ich einflechten: Die Abhängigkeit vom Weltmarkt,
    die wir im Energiesektor erleben, sollten wir nicht bei der
    Versorgung mit Nahrungsmitteln nachmachen. Das sage
    ich im Hinblick auf die WTO und die damit verbundenen
    Verhandlungen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Was wir hier sehen, ist ein Lehrstück.
    Ich verweise ausdrücklich auf den Titel „Nachwach-

    sende Rohstoffe“. Ich meine, wir verfolgen da ein gutes
    Konzept angesichts dessen, was wir erleben und was mit-
    tel- und langfristig für uns wichtig und entscheidend sein
    muss.

    Meine Damen und Herren, ich will, weil das in der
    Diskussion zu Recht immer wieder eine Rolle spielt, in
    diesem Zusammenhang darauf hinweisen, wie es mit der
    sozialen Sicherung in der Landwirtschaft aussieht. Im-
    mer wieder wird pauschal behauptet, wir würden die Mit-
    tel zurückführen. Natürlich kann man das an dem einen
    oder anderen Punkt kritisieren. Aber insgesamt steigt der
    Agraretat, was die soziale Sicherung anbelangt – im Übri-
    gen zu Recht. Ich brauche nur das Stichwort „alte Last“




    Bundesminister Karl-Heinz Funke

    11389


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    anzusprechen. Ich will nur darauf hinweisen, damit nicht
    der Eindruck entsteht, die Beträge seien Jahr für Jahr ge-
    ringer. Das ist nicht richtig. Vielmehr bringt der Struktur-
    wandel in der Landwirtschaft – das, was mit „alte Last“
    umschrieben wird – Verpflichtungen mit sich, denen wir
    aufgrund früherer Beschlüsse des Deutschen Bundestages
    gerecht werden müssen und denen wir damit nachkom-
    men.

    Ich bin sehr froh darüber, dass wir die 375 Milli-
    onen DM im Haushalt behalten haben. Sie wissen, dass
    ich eher dafür bin, etwas in der Gemeinschaftsaufgabe zu
    tun. Darüber wird man aber in den Ausschüssen reden.

    Ich habe vernommen, dass die bayerische Staatskanz-
    lei die Gemeinschaftsaufgabe infrage gestellt hat. Es ist
    schon bemerkenswert, was aus südlichen Gefilden
    manchmal so kommt. Ich bin gespannt, was hier dazu ge-
    sagt wird, ob wir in der Tat die Gemeinschaftsaufgabe ab-
    schaffen sollten. Wir brauchen sie unter anderem für das,
    was wir im Rahmen der so heftig gescholtenen Agenda als
    zweite Säule der Agrarpolitik bezeichnen, um Entwick-
    lungsmöglichkeiten des ländlichen Raumes einschließ-
    lich Landwirtschaft, Tourismus und Handwerk zu gestal-
    ten. Wir brauchen diese Gemeinschaftsaufgabe dringend.
    Darum ist das, was aus der Staatskanzlei kommt, hoffent-
    lich eine Einzelmeinung und nichts anderes.

    Im Übrigen freue ich mich auch ein bisschen darüber.
    So etwas macht mir Spaß. Ich habe hier eine Pressemit-
    teilung – ich sprach gerade von Bayern –, in der es um die
    zweite Säule der Agenda und die Mittel, die wir dafür
    bekommen, geht. Die Überschrift lautet: Miller sichert
    3,3 Milliarden DM EU-Gelder für Bayern.


    (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Auch ich musste darüber lachen. Darüber kann ich nicht
    einmal schimpfen. Die Bayern würden wahrscheinlich sa-
    gen: Das ist eben ein Hund – positiv gemeint.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Nein, das ist natürlich das Geld, das wir im Rahmen der
    zweiten Säule der Agenda bekommen, nämlich 17 Milli-
    arden DM von 2000 bis 2006. Das ist ein Betrag, mit dem
    in dieser Größenordnung niemand gerechnet hat. Das ha-
    ben wir seitens des Bundes auf die Länder verteilt. Das
    sind 3,3 Milliarden DM für Bayern.


    (Zuruf von der SPD: So viel?)

    Einige fragen schon, warum Bayern so viel bekommt. Das
    hängt unter anderem mit der Struktur der Landwirtschaft
    dort zusammen. Aber Miller wird zusammen mit 3,3 Mil-
    liarden DM in der Überschrift genannt. Schön ist dann
    das, was im ersten Satz formuliert wird:

    Mit Genugtuung hat Landwirtschaftsminister Josef
    Miller

    – ich mag ihn sehr, wir verstehen uns persönlich gut, des-
    wegen trage ich das in dieser Art vor –

    die Genehmigung der bayerischen Programmpla-
    nung für die Entwicklung des ländlichen Raumes

    durch die EU-Kommission in Brüssel zur Kenntnis
    genommen.

    Ich zitiere weiterhin:
    Damit haben sich unsere harten und zähen Verhand-
    lungen gelohnt.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Das bringt Freude.
    An sich sagt man mir ein gutes Gedächtnis nach. Ich

    erinnere mich, dass ich mit Kommissar Fischler allein zu-
    sammengesessen habe, um die Beträge auszuhandeln. Ich
    habe mich im Büro des Kommissars noch mal vergewis-
    sert, ob außer mir noch jemand dabei war. Nein, es war
    außer mir niemand dabei.


    (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aber ich gratuliere zu dieser Pressemitteilung. Der Kol-
    lege Deß freut sich über die gelungene Pressemitteilung
    gar nicht. Das verstehe ich überhaupt nicht.

    Um unter anderem die Entwicklungsprogramme zu be-
    dienen, brauchen wir die Gemeinschaftsaufgabe. Darum
    sage ich: Das, was da aus der bayerischen Staatskanzlei
    kommt, ist zurückzuweisen und nicht richtig.

    Ich will – die Uhr läuft unerbittlich weiter – noch ein
    paar Worte zu den Märkten sagen. Ich bin wie sicherlich
    wir alle froh darüber, dass wir auch aufgrund der Be-
    schlüsse in der Agenda – sie ist aber nicht ausschließlich
    dafür verantwortlich, das will ich nicht sagen – und
    ebenso deswegen, weil das Verhältnis zwischen Euro
    und Dollar so ist, wie es ist, Chancen haben, in einer
    Größenordnung zu exportieren, wie es bisher nicht der
    Fall gewesen ist. Auch freue ich mich nicht nur darüber,
    dass wir nicht nur das Lager, was Rindfleisch anbelangt,
    leer haben – dies als Folge der Agenda-Beschlüsse und
    des Einsatzes von Exporterstattungen –, sondern auch da-
    rüber, dass die Märkte anziehen und wir an den Märkten
    – Gott sei Dank! – wieder Preisverhältnisse haben, die für
    die Landwirtschaft positiv sind.

    Aus landwirtschaftlicher Sicht kann ich mich ange-
    sichts des jetzigen Verhältnisses von Euro und Dollar
    – ich sage ausdrücklich: des jetzigen Verhältnisses – über-
    haupt nicht beklagen. Die Landwirtschaft profitiert da-
    von. Auch das müssen wir einmal festhalten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In Ergänzung dessen, was der Bundeskanzler gestern
    von Helmut Schmidt zitiert hat, möchte ich Folgendes an-
    führen: Während meiner Lehre – das war von 1960 bis un-
    gefähr 1963 – musste ich bei dem damaligen Stand der
    Währung noch für einen Dollar mit 4,20 DM und nicht
    mit 4 DM rechnen. Ich erinnere mich sehr genau: Das
    englische Pfund lag bei gut 12 DM. Das waren die Preise.
    Deswegen haben wir da auch keinen Grund zum Jam-
    mern. Ich sage das ausdrücklich, weil ich mich an diese
    Dinge erinnere. Also, wir profitieren davon, und das ist
    gut so.




    Bundesminister Karl-Heinz Funke
    11390


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich hoffe sehr, Herr Kollege Deß – deswegen unsere
    gemeinsamen Bemühungen in Brasilien –, dass wir auf-
    grund dessen, dass wir jetzt zusätzlich Märkte erobern
    können, imstande sind, diese Märkte dauerhaft zu sichern,
    um dann diese Märkte, wenn die Relationen wieder an-
    ders werden, für uns zu haben und dorthin exportieren zu
    können, um so am Binnenmarkt in Europa wieder bessere
    Preise zu erzielen. Das Wort „Markt“ kommt mir in die-
    sem Zusammenhang viel zu selten über die Lippen der
    Kritiker der Agrarpolitik.

    Ich frage mich manchmal, wo eigentlich diese Kritiker
    in den Parteien bleiben, die sich sonst als die Parteien der
    Marktwirtschaft begreifen. Wenn es um diese Dinge geht,
    haben Sie verdammt wenig Zutrauen zum Markt – ich al-
    lerdings sehr viel. Deswegen beurteile ich das genauso
    optimistisch, wie die Stimmung in der Landwirtschaft op-
    timistisch ist – jetzt sage ich nicht: wegen der Bundesre-
    gierung, wie Sie das zu Ihrer Zeit wahrscheinlich formu-
    liert hätten. Nein, da spielen verschiedene Dinge eine
    Rolle, aber auch, glaube ich, der Umstand, dass wir Klar-
    text reden. Wir sagen, wohin das führt. Wir machen nicht
    jedem Hoffnung, sondern entwickeln dabei auch sehr
    klare betriebswirtschaftliche, ökonomische Konzepte.

    Jedenfalls freue ich mich sehr darüber, dass heute
    50 Prozent der Landwirte – mehr als je zuvor – ihre Lage
    als positiv umschreiben, insbesondere auch was die Beur-
    teilung „gut“ oder „sehr gut“ angeht, sind es jetzt 16 Pro-
    zent – das sind auch mehr als in den Jahren zuvor. Das ist
    ein gutes Zeichen.

    Wir wollen durch eine sehr klar orientierte Agrarpoli-
    tik dazu beitragen, dass diese Stimmung anhält. Wir las-
    sen uns nicht von Diskussionen, die zwischendurch sehr
    vordergründig geführt werden, irremachen.

    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat das Wort der Kollege Josef Hollerith
von der CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Josef Hollerith


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Meine sehr geehrten
    Damen und Herren! Herr Präsident! Die Menschen im
    Lande erwarten auf drängende Frage klare Antworten.
    Dies gilt in besonderer Weise für die deutsche Landwirt-
    schaft, die sich – zumindest was die alten Bundesländer
    angeht –, in der wohl schwersten Strukturveränderung, in
    der wohl schwersten Strukturkrise der Nachkriegszeit be-
    findet.

    Der im Mai dieses Jahres vorgelegte Agrarbericht of-
    fenbart den Kahlschlag der Bundesregierung bei der
    Landwirtschaft. Die Ökosteuer, die Kürzung der Gasöl-
    rückvergütung, die Neuregelung der 630-Mark-Jobs,


    (Lachen bei der SPD)

    die Kürzung der Mittel für den Agrarsozialbereich gegen-
    über der mittelfristigen Finanzplanung von Jochen
    Borchert verschlechtern die schwierige Gewinnsituation

    in unserer heimischen Landwirtschaft weiter und be-
    schleunigen den schmerzhaften Strukturwandel.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Die Scheinselbstständigkeit habt ihr vergessen!)


    Der Gewinn der landwirtschaftlichen Haupterwerbs-
    betriebe ist im Wirtschaftsjahr 1998/99 gegenüber dem
    Vorjahr um 7,3 Prozent auf 53 457 DM je Unternehmen
    gesunken.


    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Sie müssen Ihre Rede aktualisieren, Herr Kollege! Die ist von vor zwei Jahren! – Heinrich-Wilhelm Ronsöhr [CDU/CSU]: Die Ahnungslosen sollten nicht dazwischenrufen!)


    Auch das Unternehmensergebnis je Familienarbeitskraft
    lag mit 37 600 DM deutlich unter dem Vorjahresniveau
    von 39 600 DM minus 5 Prozent. 9,7 Prozent der Betriebe
    schreiben rote Zahlen – das sind nahezu doppelt so viele
    wie vor Jahresfrist. Die Mehrzahl der Betriebe lebt von
    der Substanz. Nicht einmal mehr ein Drittel der Betriebe
    – genau: 28 Prozent – erbringt heute noch die positive Ei-
    genkapitalbildung, die notwendig ist, um über Investitio-
    nen nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Detlev von Larcher [SPD]: Warum sind dann 50 Prozent zufrieden?)


    Allein von 1998 bis 1999 haben 22 700 Betriebe bzw.
    5 Prozent aller Betriebe über zwei Hektar ihre Hoftore für
    immer geschlossen. In den Jahren der Regierungszeit von
    CDU/CSU und F.D.P. lag die Hofaufgabequote bei
    2,5 Prozent jährlich. Das ist ein dramatischer beschleu-
    nigter Strukturwandel, mitverursacht durch die rot-grüne
    Politik.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Anstatt bäuerliche Betriebe nachhaltig zu fördern und

    zu stützen, schwächt Rot-Grün die heimischen Betriebe.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Ach, das glauben Sie doch selber nicht!)

    Allein die Ökosteuer führt zu einseitigen Belastungen für
    die Landwirtschaft in Höhe von rund 900 Millionen DM,
    die nicht mehr zurückkommen, weil die bäuerlichen Be-
    triebe bei uns eben nicht Fremdarbeiter beschäftigen und
    aus strukturellen Gründen auch nicht mit reduzierten
    Steuersätzen bedient werden, wie sie für das produzie-
    rende Gewerbe gelten.


    (Matthias Weisheit [SPD]: 3 Prozent!)

    Des Weiteren stellen wir fest, dass sich innerhalb eines

    Jahres die Dieselkosten pro Hektar Getreidebewirtschaf-
    tung von rund 100 DM auf 200 DM verdoppelt haben.
    Sicherlich ist die Preisexplosion auch vom knappen An-
    gebot und der erhöhten Nachfrage verursacht worden.
    Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist nur
    eine Ursache. Die zweite Ursache ist die rot-grüne Politik
    der Ökosteuer und der Mineralölsteuererhöhung für die
    Landwirtschaft.


    (Zuruf von der SPD: Sie haben wohl nicht zugehört?)





    Bundesminister Karl-Heinz Funke

    11391


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    – Ich trage Ihnen jetzt die wahrhaftigen Zahlen vor: Be-
    trug 1998 die Nettosteuerlast nach Rückerstattung der
    Gasölbeihilfe für den Bauern pro Liter Diesel 21 Pfen-
    nige, stieg diese Last im Jahr 2000 auf 44 Pfennige. Im
    Jahr 2001 wird sie auf 57 Pfennige pro Liter steigen. Das
    sind objektive Zahlen, die von Rot-Grün politisch zu ver-
    antworten sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Rot-grüner Wucher!)


    Die dritte Ursache für steigende Dieselpreise ist
    schließlich der politisch bedingte schwache Euro. Auch
    das hat diese Regierung von Rot-Grün zu verantworten.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, dies alles
    passiert vor dem Hintergrund einer Wettbewerbssituation,
    die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Nachbarländer
    Holland, Frankreich und Österreich nur 12 Pfennige Mi-
    neralölsteuer pro Liter Diesel von den Bauern nehmen.
    Die Dänen nehmen von ihrer Landwirtschaft überhaupt
    keine Mineralölsteuer.


    (Detlev von Larcher [SPD]: Sagen Sie doch was zu den Exporten! – Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Sagen Sie etwas zur Ochsenfurter Rapsölfabrik!)


    Diese Energiepreissituation schlägt nicht nur bei Die-
    sel, Heizöl und Gas belastend auf die Landwirtschaft
    durch, sondern auch bei den auf Erdöl basierenden Dün-
    gemitteln wie Stickstoffdünger, die jetzt schon um bis
    zu 20 Prozent teurer geworden sind.


    (Annette Faße [SPD]: Brauchen sie auch weniger!)


    Persönlich freue ich mich – das sage ich ausdrücklich
    an die Adresse des Ministeriums –, dass meiner Idee ge-
    folgt wurde und in dem Programm „Biogene Treibstoffe“
    mit Veröffentlichungsdatum vom 7. September auch ein
    Pilotprojekt zur Bezuschussung der Umrüstung von
    100 Traktoren enthalten ist, damit diese Traktoren mit na-
    turbelassenem Rapsöl fahren können. Das könnte eine
    Initialzündung dafür sein, dass die Landwirtschaft wieder
    wie in der Vergangenheit der Produzent ihrer eigenen
    Energie wird und auf Stilllegungsflächen mit Gen-Mais
    die Energiebasis für Traktoren sicherstellt. Voraussetzung
    bleibt allerdings, dass die Industrie auch klug genug ist,
    die entsprechenden Technologien dem Markt rechtzeitig
    zur Verfügung zu stellen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Die Neuregelung der 630-Mark-Jobs erschwert es den
    Landwirten, flexibel zu reagieren und die saisonal be-
    dingten Schwankungen der Arbeitsbelastung wirtschaft-
    lich aufzufangen.

    Zusätzliche Belastungen bedeuten die Kürzungen der
    Mittel im Agrarsozialbereich. Es geht in der jetzigen
    mittelfristigen Finanzplanung um ein Minus von 705Mil-

    lionen DM gegenüber der ursprünglichen mittelfristigen
    Finanzplanung von Jochen Borchert.

    Schließlich ein Wort zur Diskussion um eine Novellie-
    rung des Bundesnaturschutzgesetzes: abenteuerliche
    Vorstellungen, ein Anschlag auf das Eigentum.


    (Lachen bei der SPD)

    Es wird nämlich beabsichtigt, 5 Prozent der Flächen in
    eine ökologische Zwangsstilllegung zum Ausgleich von
    Bauflächen in den Gemeinden zu geben. Das ist blanke
    Enteignung landwirtschaftlicher Grundstücke.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Leider Gottes! Die haben kein Verhältnis zum Eigentum!)


    Wir fordern, dass Rot-Grün die einseitige Belastung
    der deutschen Landwirtschaft beendet und damit die
    Wettbewerbsbedingungen im europäischen Vergleich ver-
    bessert. Wir fordern, dass die Mehrbelastung durch die
    Ökosteuer den Bauern voll zurückgegeben wird.


    (Beifall des Abg. Albert Deß [CDU/CSU])

    Wir fordern eine Rücknahme der Kürzungen im

    Agrarsozialbereich, die zum Beispiel bei der Unfallversi-
    cherung zu einer Verdoppelung der Beitragslast bei mitt-
    leren und kleineren Betrieben geführt haben. Wir fordern
    bei der Gemeinschaftsaufgabe eine Aufstockung der
    Mittel.


    (Lachen bei der SPD)

    Ein Wort zu Bayern: Der Minister hat richtig bemerkt,

    dass die Tatsache, dass Bayern 31 Prozent bekommt, auch
    mit der Struktur zusammenhängt. Es hängt aber auch
    damit zusammen, dass Bayern kofinanziert und die Land-
    wirtschaft in der bayerischen Politik, in der Politik der
    CSU, den richtigen Stellenwert hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn über die Neuverteilung der Aufgaben und damit
    über die Beendigung der Gemeinschaftsfinanzierung im
    gesamten Verhältnis zwischen Bund und Ländern disku-
    tiert wird, müssen alle Ausgaben auf den Prüfstand, vom
    Hochschulbau bis hin zur Agrarstruktur, aber eben vor
    dem Hintergrund einer Neuverteilung der Finanzströme
    zwischen dem Bund und den Ländern. So ist die Diskus-
    sion zu verstehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir fordern, dass bei der anstehenden Osterweiterung

    die dafür notwendige Finanzierung nicht zusätzlich den
    Agrarhaushalt belasten wird. Wir werden die entspre-
    chenden Anträge bei den bevorstehenden Beratungen im
    Ausschuss stellen. Sie von Rot-Grün haben die Gelegen-
    heit, unseren Anträgen zuzustimmen, um damit die Be-
    dingungen für die Landwirtschaft in Deutschland zu ver-
    bessern.


    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Werden Sie auch die Gegenfinanzierung bringen?)


    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)





    Josef Hollerith
    11392


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)