Rede:
ID1411803900

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14118

  • date_rangeDatum: 14. September 2000

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    Plenarprotokoll 14/118 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 118. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 I n h a l t : Entsendung des Abgeordneten Gunter Weißgerber als ordentliches Mitglied in das Kuratorium der „Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR“ . . . . . . . 11285 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 11285 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Druck- sache 14/4000) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11285 B b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksache 14/4001) . . . . . . . . . . . . . 11285 B Einzelplan 11 Bundesministerium fürArbeit und So- zialordnung Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . . 11285 C Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 C Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11295 A Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 11298 A Dr. Heidi Knake-Werner PDS . . . . . . . . . . . . . 11300 B Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11302 B Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11306 A Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11306 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . . . . . . . 11306 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11309 A Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11310 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11311 C Adolf Ostertag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11313 C Renate Jäger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11314 B Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . . 11316 B Einzelplan 09 Bundesministerium fürWirtschaft undTechnologie Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . . 11318 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11321 A Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11324 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11327 A Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11329 C Rolf Kutzmutz PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11330 B Dr. Norbert Wieczorek SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11332 A Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11335 B Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11336 D Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11337 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11338 C Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11339 A Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 11341 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11343 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11346 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11347 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11347 C Birgit Homburger F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 11349 D Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 11351 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11353 A Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11355 B JürgenTrittin BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN . . 11357 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11357 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11358 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11360 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11362 B Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11363 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11363 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11364 D Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Bemessungsgrundlage für Zuschlagsteuern (Drucksache 14/3762) . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 C Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Präsidentin des Bundesrechnungs- hofes: Rechnung des Bundesrech- nungshofes für das Haushaltsjahr 1999 – Einzelplan 20 – (Drucksachen 14/2868, 14/3974) . . . . 11365 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu der Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Vorschlag für einen Beschluss des Rates zur Aufhebung der Beschlüsse 75/364/EWG, 7/454/EWG, 78/688/EWG, 78/1028/EWG, 80/156/EWG und 85/434/EWG über die Einsetzung Be- ratender Ausschüsse für die Ausbil- dung der für die allgemeine Pflege ver- antwortlichen Krankenschwestern/ Krankenpfleger, der Zahnärzte, der Tierärzte, der Hebammen, der Apothe- ker und der Ärzte (Drucksachen 14/3050 Nr. 2.2, 14/3607) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Reinhard Klimmt, Bundesminister BMVBW 11366 A Eduard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11368 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11371 D Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11373 D Hans-Michael Goldmann F.D.P. . . . . . . . . . . . 11374 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11376 C Annette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11378 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11380 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11382 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 D Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 B Dieter Maaß (Herne) SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karl-Heinz Funke, Bundesminister BML . . . . 11388 B Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11391 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11393 A Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11394 C Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11395 C Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11397 A Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 A Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11399 C Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11400 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . . 11400 B Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11402 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11403 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11405 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 Norbert Schindler 11403 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 11405 (C)(A) Brudlewsky, Monika CDU/CSU 14.09.2000 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 14.09.2000 Peter H. Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Elser, Marga SPD 14.09.2000 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 Joseph DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 14.09.2000 Hauer, Nina SPD 14.09.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.09.2000 Jelena Dr.-Ing. Jork, Rainer CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 14.09.2000 Kolbe, Manfred CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Lüth, Heidemarie PDS 14.09.2000 Marquardt, Angela PDS 14.09.2000 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 14.09.2000 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 14.09.2000 Hans Peter Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 14.09.2000 entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien-und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Karl-Josef Laumann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehr geehrte Frau
    Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr ge-
    ehrter Herr Arbeitsminister, die heutige Debatte hat eines
    gezeigt: Sie und die sozialdemokratische Partei haben bis
    heute noch keine Philosophie ihrer Sozialpolitik gefun-
    den. Man kann sie einfach nicht erkennen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In der Vergangenheit haben wir immer Grundsätze in

    der Sozialpolitik gehabt. Die haben wir auch heute noch.
    Ein Grundsatz ist der soziale Ausgleich. In der Sozialver-
    sicherung ist es die Beitragsbezogenheit. Ganz wichtig ist
    die Verlässlichkeit. Wenn man Arbeitsminister ist und
    man zwei Millionen Einsprüche gegen die Rentenanpas-
    sungen vom Juli hat, ist das der schlagende Beweis dafür,
    dass in diesem Land kaum ein Rentner Riester und
    Schröder noch ein Wort glaubt.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Die glauben euch noch weniger! – Hans Georg Wagner [SPD]: Nämlich gar nichts!)


    Zu den Grundsätzen gehört auch die Generationen-
    gerechtigkeit. Bei Ihnen ist es so, dass Sie sich von Vor-
    gaben des Bündnisses für Arbeit über Vorgaben des Kanz-
    leramtes bis hin zu europäischen Vorgaben Punkt für
    Punkt durch die Probleme hangeln. Denken Sie einmal
    zurück. Beim 630-Mark-Gesetz hat der Kanzler Ihnen das
    Gesetz diktiert. Bei der Scheinselbstständigkeit war es
    eine eingesetzte Kommission. Seitdem Sie im Arbeitsmi-
    nisterium sind, kommt aus eigener Kraft gar nichts mehr.
    In den zehn Jahren, in denen ich dem Sozialausschuss an-
    gehöre, sind in diesem Jahr zum ersten Mal Sitzungen
    ausgefallen, weil es keine Initiativen der Bundesregierung
    gab. Dies ist ein Vorgang, der seinesgleichen sucht.


    (Konrad Gilges [SPD]: Vorhin habt ihr gemeckert, wir machen zu viele Gesetze!)


    Ich habe Verständnis dafür, dass Sie die leichten Ver-
    besserungen auf dem Arbeitsmarkt hier als Ihren Erfolg
    feiern. Aber können Sie, Herr Riester, mir eigentlich er-
    klären, warum in dem Zeitraum, da Sie Minister sind, die
    Arbeitslosigkeit in Frankreich um 2 Prozentpunkte, in
    Spanien um 4 Punkte, in Finnland um 2 Punkte und in
    Deutschland nur um 1 Prozentpunkt abgenommen hat?
    Die stellvertretende Vorsitzende des DGB sagte vor
    kurzem, dass wir in Deutschland eine Stagnation auf
    dem Arbeitsmarkt haben. Auch die EU-Kommission
    kritisiert die Beschäftigungspolitik in Deutschland und




    Dirk Niebel

    11311


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    stellt fest: Es gibt kein Land in der Europäischen Ge-
    meinschaft, in dem die Belastungen auf Arbeit durch
    Steuern und Abgaben so hoch wie bei uns sind.


    (Peter Dreßen [SPD]: Was haben wir denn gemacht? – Konrad Gilges [SPD]: Schwarz-gelbe Erbschaft mit blauen Tupfen aus Bayern!)


    – Zu dem, was Sie, die Sozialpolitiker der SPD, in den
    letzten zwei Jahren alles verteidigt haben, kann ich Ihnen
    nur noch eines sagen: Ich erkenne bei Ihnen nicht mehr
    das Rückgrat, das Gewerkschafter eigentlich haben soll-
    ten. Sie haben im Rücken mittlerweile eine Fischgräte,
    damit Sie all die Windungen überhaupt noch hinbekom-
    men, die Sie in den letzten Jahren zu verantworten hatten.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie wissen doch, dass Sie mittlerweile in jedem Kreisvor-
    stand des DGB für Ihre Lügen im Wahlkampf verprügelt
    werden und dass Ihnen beim DGB heute keiner mehr
    8 Millionen DM für den Wahlkampf geben würde, wie es
    geschehen ist. Denn die Politik, die Sie jetzt machen, ha-
    ben die Leute nicht gewollt.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Horst Seehofer [CDU/CSU]: Riester würde ich auch nichts mehr zahlen!)


    Was ich Ihnen wirklich übel nehme, ist, dass Sie bei ei-
    nem anspringenden Arbeitsmarkt nicht einmal eine ein-
    zige Idee entwickelt haben, wie wir mehr ältere Arbeit-
    nehmer auf dem ersten Arbeitsmarkt halten können. Wir
    wissen alle, dass Sie der Entwicklung, die Alten „heraus-
    zubomben“, die in den Unternehmen, vor allem in den
    Großunternehmen, bei den Großbanken, bei der Ver-
    schmelzung von RWE und VEW – in meiner Region er-
    lebe ich mit, wie viel Geld in die Hand genommen wird,
    um 50- oder 55-Jährige herauszunehmen – anläuft, nichts
    entgegensetzen.

    Wir haben im Deutschen Bundestag einen Antrag zur
    Förderung der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer einge-
    bracht, in dem wir klare Vorschläge machen. Von Ihnen ist
    bis heute kein Vorschlag gekommen. Wir diskutieren mit
    Ihnen in diesen Fragen wie mit einer alten Wand. Ich will
    Ihnen auch sagen, warum Sie wie eine alte Wand sind:
    weil sich noch vor einem Jahr zwei alte Männer in
    Deutschland getroffen haben, um zum letzten Mal einen
    Streit für alte Männer auszutragen, indem sie nämlich die
    „Rente mit 60“ vereinbaren wollten. Diese Personen
    hießen Riester und Zwickel. Sie haben das natürlich
    unterstützt. Wer eine solche Politik macht, der muss sich
    nicht wundern, dass niemand mehr in die Weiterbildung
    von 55-Jährigen investiert.

    Eines sage ich uns allen voraus: Wir werden die Pro-
    bleme bei der Alterssicherung – egal mit welchem Kon-
    zept – nicht in den Griff bekommen, wenn wir glauben,
    dass wir es uns bei einer steigenden Lebenserwartung er-
    lauben können, mit unter 65 Jahren in Rente zu gehen.
    Das ist einfach die Wahrheit, auch wenn sie bei vielen
    Leuten nicht sehr beliebt ist.

    Frau Schmidt, Sie haben gesagt, dass Sie für die heu-
    tige Rentnergeneration im Grunde wenig oder gar nichts
    verändern möchten, weil dies die Kriegsgeneration bzw.

    die Nachkriegsgeneration ist, die, wie ich immer sage,
    sicherlich eine sehr schlechte Jugend gehabt hat. Auch ich
    gönne dieser Generation eine etwas bessere Situation im
    Alter von ganzem Herzen. Aber wenn man es so pathe-
    tisch darstellt, wie Sie es getan haben, dann muss man
    auch sagen, dass es zur Wahrheit gehört, dass Sie bei der
    Rentenreform planen, auch diese Renten um 4 Prozent
    abzusenken, indem Sie die Leistungen für die private Vor-
    sorge bei der Formel für die Berechnung von Renten-
    erhöhungen berücksichtigen wollen.


    (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Nein! Das stimmt ja nicht!)


    Ich sage Ihnen eines: Wenn wir über die Gerechtigkeit
    innerhalb einer Generation reden – bei der Rentenform
    werden wir sicherlich noch manches Gespräch führen –,
    dann sollten wir einmal vorurteilsfrei prüfen, ob diejeni-
    gen, die aus einer Generation kommen, in der viele mit 14
    oder 15 Jahren Beitragszahler in der Rentenversicherung
    geworden sind, nach 45 Jahren Arbeit und mit einem Al-
    ter von 63 Jahren nicht etwas anders behandelt werden
    müssen als diejenigen, die bis zu ihrem 30. Lebensjahr
    studiert haben und erst dann ihren ersten Beitrag zur Ren-
    tenversicherung überwiesen haben.


    (Zuruf von der SPD: Die werden ja anders behandelt!)


    Die Frage, ab wann jemandem eine abschlagsfreie Rente
    zusteht, muss noch einmal unter dem Aspekt der Gerech-
    tigkeit einer bestimmten Generation gegenüber diskutiert
    werden. Ich glaube schon, dass die Leute, die mit 14, 15
    oder 16 Jahren auf dem Bau zu arbeiten angefangen oder
    in diesem Alter schon Schichtarbeit auf sich genommen
    haben und dann auf eine lange Erwerbsbiografie zurück-
    schauen können, aus Gerechtigkeitsgründen im Alter et-
    was anders bezüglich der Frage, wann sie in Ruhestand
    gehen können, behandelt werden müssten, als es heute ge-
    handhabt wird.

    Wir hatten ja damals ins Rentenrecht eine Regelung für
    die vor 1941 Geborenen eingeführt – das sind die Jahr-
    gänge, die in den nächsten Jahren in Rente gehen oder
    schon gegangen sind –, gemäß deren sie nach 45 Jahren
    Erwerbstätigkeit oder mit 63 Jahren ohne Abschläge in
    die Rente gehen können. Das war unsere Politik.

    Ich möchte Sie ermuntern, noch einmal über die Frage
    nachzudenken, ob man hier nicht eine andere Lösung fin-
    den kann.

    Wir Sozialpolitiker müssen auch noch etwas anderes
    erreichen, worüber gar nicht mehr geredet wird. Es ist
    keine Kunst, die Lebensarbeitszeit bei den Älteren zu ver-
    längern. Vielmehr ist in Deutschland eine nationale An-
    strengung nötig, um die Ausbildungszeiten zu verkür-
    zen, damit die Menschen wieder eher ins Berufsleben
    eintreten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn wir dort ein Jahr gewinnen, macht das genauso gut
    1,5 Prozent der Beiträge aus wie eine Verlängerung des
    letzten Abschnitts des Erwerbslebens.


    (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu!)





    Karl-Josef Laumann
    11312


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Es gibt viele Länder in Europa, die uns vormachen, dass
    man sehr wohl mit kürzeren Ausbildungszeiten leben
    kann.

    Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Länder mit einer sehr
    niedrigen Arbeitslosenquote, wie etwa die Schweiz, Nor-
    wegen, Schweden, Japan oder Amerika, haben zugleich
    eine sehr hohe Beschäftigungsquote von Menschen über
    55 Jahren. In den Ländern, in denen die Beschäftigungs-
    quote von Menschen über 55 Jahren sehr niedrig liegt,
    etwa bei uns, in Italien oder in anderen Ländern, gibt es
    mit die höchsten Arbeitslosenquoten. Angesichts dieser
    Tatsache sollten wir einfach einmal darüber reden, ob die
    Formel, die ja manche von uns vertreten – die Alten in den
    Vorruhestand, damit die Jungen Arbeit haben –, über-
    haupt funktioniert. Wenn ich mir die Tabellen anschaue,
    kommen bei mir Zweifel daran hoch. Das kann ohnehin
    keine Antwort auf die Frage bieten, wie die Finanzierung
    des Sozialstaates in Zukunft sicherzustellen ist.

    Ich möchte Ihnen einen weiteren Punkt vorstellen.
    Auch die Rednerin der Grünen hat davon gesprochen. Sie
    tragen ähnlich wie wir Katholiken bei der Fronleichnams-
    prozession das JUMP-Programm wie eine Monstranz
    vor sich her. Ich weiß, dass es bei großen Programmen im-
    mer auch eine Zielungenauigkeit und immer wieder ein-
    mal ein Projekt gibt, wo man sich fragt, ob es richtig war,
    was dort gemacht wurde. Darüber will ich heute gar nicht
    reden. Es ist aber eine Frechheit, ab dem Haushalt 2001
    dieses Programm, das ja auch dazu dient, dass die Leute
    einen Hauptschulabschluss bekommen, nur noch aus Mit-
    teln der Bundesanstalt für Arbeit, also aus den Beiträgen
    der Angestellten, Arbeiter und deren Arbeitgeber zu fi-
    nanzieren, während kein Beamter, kein Bundestagsabge-
    ordneter und kein Minister mehr für dieses Programm be-
    zahlt. Damit ist jetzt eine versicherungsfremde Leistung
    der Arbeitslosenversicherung aufgebürdet.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Ich hätte mir zumindest von den sozialdemokratischen
    AfA-Leuten gewünscht, einmal eine Pressemitteilung zu
    diesem Thema zu lesen. Fehlanzeige, denn die AfA ist
    mittlerweile zum roten Teppich für das Bundeskanzleramt
    geworden. Auch die Wahlen zum SPD-Fraktionsvorstand
    am Montag legen diesen Schluss nahe.

    Ich denke, dass es ein weiterer großer Fehler war, dass
    Sie, ohne Widerstand zu leisten, dem Finanzminister
    nachgegeben und zugelassen haben, dass die Renten-
    versicherungsbeiträge so weit abgesenkt werden, wie es
    nun geschehen ist. Wer vorher fünf Jahre durchschnittlich
    verdient hat und dann fünf Jahre Arbeitslosengeld bezo-
    gen hat, bekommt im Alter 100 DM weniger Rente. Wis-
    sen Sie, wen Sie damit treffen? – Damit treffen Sie ganz
    besonders diejenigen, die vor zehn Jahren, als es durch die
    Wende zu einem riesigen Strukturwandel auf dem ost-
    deutschen Arbeitsmarkt kam, 45, 50 oder 55 Jahre alt wa-
    ren. Diese hatten es sehr schwer, weil die Strukturen, in
    denen sie groß geworden waren, unter den Füßen wegge-
    brochen sind, im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Wenn
    ich durch die neuen Länder fahre, treffe ich unzählige die-
    ser Schicksale an. Deren Rente kürzen Sie jetzt. Die wer-
    den unter Altersarmut leiden. Das Verursacherprinzip

    zeigt deutlich, dass dafür Rot-Grün die Verantwortung
    trägt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der PDS)

    Dass ein Sozialminister dazu schweigt und nicht ver-

    sucht, den Finanzminister in die Schranken zu weisen, ist
    schlimm. Dieses Land hätte einen Arbeitsminister mit ei-
    ner stärkeren Statur verdient, als wir ihn zur Zeit haben.

    Schönen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [F.D.P.])




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Zu einer Kurzinter-
vention erteile ich jetzt dem Kollegen Adolf Ostertag,
SPD-Fraktion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Adolf Ostertag


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren!
    Herr Laumann, ich möchte zu zwei Aspekten etwas sagen.
    Sie haben erstens gesagt, wir hätten nichts zu tun gehabt,
    deswegen seien sogar Ausschusssitzungen ausgefallen.
    Ich glaube, in diesem Parlament und auch in der Öffent-
    lichkeit ist unbestritten, dass der Ausschuss für Arbeit und
    Sozialordnung einer der fleißigsten sein muss. Wir hatten
    allein in dieser Legislaturperiode schon 51 Sitzungen


    (Beifall des Abg. Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU])


    und wir hatten sechs Anhörungen. Warum wohl? Weil wir
    nämlich sehr intensiv gearbeitet haben. Es ist eine Sitzung
    ausgefallen; das war, übrigens auch mit Ihren Obleuten,
    verabredet. Da haben wir einige Tagesordnungspunkte
    zusammengelegt. Was Sie sagen, ist also wirklich nur bil-
    lige Polemik und Irreführung über den Fleiß der Sozial-
    politiker. Das muss ich zurückweisen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie haben zweitens gesagt, wir hätten nichts zu tun,
    weil wir keine Konzeption und keine Programme hätten.
    Dazu möchte ich gerne etwas sagen. Wir haben natürlich
    zu Beginn dieser Legislaturperiode viel Müll wegräumen
    müssen, den Sie hinterlassen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Den eigenen Müll!)


    Das muss man ganz eindeutig sagen. Das waren die gan-
    zen Korrekturgesetze. Ich will sie jetzt nicht aufzählen,
    weil die Zeit einer Kurzintervention dafür nicht ausreicht.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Ihre eigenen Gesetze mussten Sie korrigieren!)


    Diesen Müll mussten wir erst wegräumen.
    Außerdem haben wir in dieser Legislaturperiode vier

    große Vorhaben. Ich lade die CDU-Politiker gern ein, mit
    uns zu Veranstaltungen des DGB oder anderen Veranstal-
    tungen zu gehen und eine Diskussion darüber zu führen,
    was wir alles machen werden. Wir haben mit den Ge-
    werkschaften schwierige Diskussionen über die Rente.




    Karl-Josef Laumann

    11313


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Das ist unbestritten; das kann man nachlesen. Aber diese
    Diskussion können wir, glaube ich, gut bestehen, wenn
    wir in der übernächsten Woche einen Gesetzentwurf auf
    dem Tisch liegen haben. Sie werden das nachvollziehen
    können. Wir werden manche Podiumsdiskussion gemein-
    sam führen, bei der wir wirklich gute Gründe für diese
    weit reichende Reform vorbringen können. Das ist einer
    der großen Komplexe.

    Wir können auch glänzend bestehen, wenn wir in den
    nächsten Monaten über die Novellierung des Betriebs-
    verfassungsgesetzes diskutieren. Die Regierung kann
    dann auf 16 Jahre Stillstand verweisen. Dieser Stillstand
    wird jetzt mit diesem wirklich wichtigen, zentralen Ge-
    setz für die Interessenvertretungen in den Betrieben auf-
    gelöst.

    Wir haben – der Minister hat es schon gesagt – einen
    weiteren großen Komplex vor uns, bei dem wir schon et-
    was getan haben und weiterhin etwas tun werden. Wir
    werden das Sozialgesetzbuch IX im Hinblick auf die ge-
    samte Behindertenpolitik novellieren. Auch in diesem
    Punkt war Stillstand. Wir haben die Beschäftigung von
    Behinderten mit einem Programm vorangebracht und nun
    wird eine grundlegende Novellierung des SGB IX erfol-
    gen.

    Wir werden auch für die Arbeitsförderung etwas tun.
    Mit Vorschaltgesetzen haben wir schon etwas dafür getan.
    Jetzt wird es eine Novellierung des Arbeitsförderungs-
    rechts geben. Da haben Sie in Ihren 16 Jahren doch nur
    herumgewurstelt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Karl-Josef Laumann [CDU/ CSU]: Ach!)


    Die Arbeitsämter kamen doch mit der Umsetzung der Re-
    gelungen, die Sie geschaffen haben, gar nicht nach. Wir
    werden das Ganze grundsätzlicher angehen.

    Sie sollten vielleicht, Herr Laumann – dies als
    Letztes –, nicht nur die schwarzen Blätter der CDU/CSU
    lesen, sondern auch einmal in die roten Programmpunkte
    der SPD schauen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen des Abg. Karl-Josef Laumann [CDU/ CSU])