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ID1411801300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/118 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 118. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 I n h a l t : Entsendung des Abgeordneten Gunter Weißgerber als ordentliches Mitglied in das Kuratorium der „Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR“ . . . . . . . 11285 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 11285 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Druck- sache 14/4000) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11285 B b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksache 14/4001) . . . . . . . . . . . . . 11285 B Einzelplan 11 Bundesministerium fürArbeit und So- zialordnung Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . . 11285 C Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 C Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11295 A Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 11298 A Dr. Heidi Knake-Werner PDS . . . . . . . . . . . . . 11300 B Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11302 B Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11306 A Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11306 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . . . . . . . 11306 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11309 A Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11310 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11311 C Adolf Ostertag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11313 C Renate Jäger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11314 B Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . . 11316 B Einzelplan 09 Bundesministerium fürWirtschaft undTechnologie Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . . 11318 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11321 A Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11324 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11327 A Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11329 C Rolf Kutzmutz PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11330 B Dr. Norbert Wieczorek SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11332 A Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11335 B Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11336 D Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11337 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11338 C Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11339 A Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 11341 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11343 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11346 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11347 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11347 C Birgit Homburger F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 11349 D Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 11351 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11353 A Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11355 B JürgenTrittin BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN . . 11357 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11357 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11358 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11360 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11362 B Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11363 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11363 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11364 D Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Bemessungsgrundlage für Zuschlagsteuern (Drucksache 14/3762) . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 C Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Präsidentin des Bundesrechnungs- hofes: Rechnung des Bundesrech- nungshofes für das Haushaltsjahr 1999 – Einzelplan 20 – (Drucksachen 14/2868, 14/3974) . . . . 11365 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu der Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Vorschlag für einen Beschluss des Rates zur Aufhebung der Beschlüsse 75/364/EWG, 7/454/EWG, 78/688/EWG, 78/1028/EWG, 80/156/EWG und 85/434/EWG über die Einsetzung Be- ratender Ausschüsse für die Ausbil- dung der für die allgemeine Pflege ver- antwortlichen Krankenschwestern/ Krankenpfleger, der Zahnärzte, der Tierärzte, der Hebammen, der Apothe- ker und der Ärzte (Drucksachen 14/3050 Nr. 2.2, 14/3607) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Reinhard Klimmt, Bundesminister BMVBW 11366 A Eduard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11368 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11371 D Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11373 D Hans-Michael Goldmann F.D.P. . . . . . . . . . . . 11374 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11376 C Annette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11378 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11380 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11382 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 D Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 B Dieter Maaß (Herne) SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karl-Heinz Funke, Bundesminister BML . . . . 11388 B Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11391 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11393 A Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11394 C Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11395 C Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11397 A Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 A Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11399 C Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11400 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . . 11400 B Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11402 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11403 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11405 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 Norbert Schindler 11403 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 11405 (C)(A) Brudlewsky, Monika CDU/CSU 14.09.2000 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 14.09.2000 Peter H. Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Elser, Marga SPD 14.09.2000 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 Joseph DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 14.09.2000 Hauer, Nina SPD 14.09.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.09.2000 Jelena Dr.-Ing. Jork, Rainer CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 14.09.2000 Kolbe, Manfred CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Lüth, Heidemarie PDS 14.09.2000 Marquardt, Angela PDS 14.09.2000 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 14.09.2000 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 14.09.2000 Hans Peter Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 14.09.2000 entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien-und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Irmgard Adam-Schwaetzer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident!
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das, was wir bisher in
    dieser Debatte erlebt haben, ist ja wohl etwas bizarr: Der
    Arbeitsminister flicht 30 Minuten lang Lorbeerblatt um
    Lorbeerblatt zu einem Kranz zusammen, den er sich an-
    schließend selber aufsetzt.


    (Beifall bei der F.D.P. – Gerd Andres [SPD]: Wir haben so viele Blätter, dass ein Kranz daraus wird!)


    Dabei hat er nichts, wirklich nichts zu den wichtigsten Re-
    formvorhaben gesagt, über die wir gerade diskutieren.

    Wer aber beschreibt die Verblüffung, als Herr Seehofer
    nach dem Motto: „Was kümmern mich meine Sprüche
    von gestern?“ eine Kehrtwende hin zu einer sicherlich gut
    gemeinten, aber doch in weiten Bereichen illusionären
    Politik von Norbert Blüm machte? Herr Seehofer, Ihre
    Forderung, es bei einem Rentenniveau von 64 Prozent zu
    belassen, ist – das haben die Rechnungen sehr klar ge-
    zeigt – entweder nur durch weitere massive Fütterung der
    Rentenversicherung mit Steuern oder durch weitere mas-
    sive Beitragsanhebungen zu erfüllen. Wir waren uns zu
    Beginn der Rentenkonsensgespräche darüber im Klaren,
    dass eine solche Politik nicht zukunftsfähig ist, weil die
    Grundlagen dafür nicht mehr vorhanden sind.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Wenn Sie, Herr Seehofer, eine solche Politik trotzdem for-
    dern, dann kann ich Ihnen nur sagen: Sie sind unverant-
    wortlich und tun nichts für einen Generationenausgleich,
    weil Sie nämlich nicht in der Lage sind, die Lasten so zu
    verteilen, wie sie verteilt werden sollten.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Lassen Sie mich zunächst den Aspekt ansprechen, dass

    ein gewisser Anteil an Steuern in die Rentenversiche-
    rung fließt. Im Einzelplan 11, der mit knapp 170 Milliar-
    den DM wieder der mit Abstand größte Einzelplan des
    Bundeshaushalts ist, werden die Zuschüsse zur Renten-
    versicherung für dieses Jahr immerhin mit 137 Milliar-
    den DM ausgewiesen. Die drastische Erhöhung des steu-
    erfinanzierten Zuschusses zur Rentenversicherung ist im
    Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass Sie seit zwei
    Jahren das Aufkommen der Ökosteuer in die Rentenver-
    sicherung fließen lassen. Dies wollen Sie auch noch für
    weitere zwei Jahre fortsetzen. Insofern ist das schon eine
    weitere Facette der Debatte über die Ökosteuer, die auch
    die bisherige Haushaltdebatte sehr stark geprägt hat.

    Sie werden auch im nächsten Jahr wiederum 8 Milliar-
    den DM in die Rentenversicherung fließen lassen, die die

    Autofahrer jetzt beim Tanken und all diejenigen, die noch
    Heizöl für den Winter brauchen, mit ihrer nächsten
    Heizölrechnung bezahlen. Damit liefert die Bundesregie-
    rung wieder einmal ein neues Stück Politik, das die Bür-
    ger in Deutschland nicht mehr verstehen. Vielleicht war
    das der Grund, weshalb Herr Riester nur sehr knapp auf
    die Rentenversicherung eingegangen ist.

    Die Diskussion um die Ökosteuer, meine Damen und
    Herren, zeigt nur, auf welch abschüssige Bahn sich die
    Bundesregierung damit begeben hat. Bis zum Jahre 2003
    werden die mobilitätshungrigen Deutschen mit ihren
    Tankfüllungen weitere 27 Milliarden DM in die Renten-
    kasse einzahlen. Sie wissen aber nicht, wo es bleibt. Sie
    hatten damit gerechnet, dass so die Rentenversicherungs-
    beiträge gesenkt werden. Aber ab dem Jahr 2001 werden
    die Rentenversicherungsbeiträge nicht mehr gesenkt. Die
    zusätzliche steuerliche Spritze dient ausschließlich dazu,
    den Rentenversicherungsbeitrag einigermaßen stabil zu
    halten. Was wird dadurch erreicht? Nichts anderes, als
    dass die Notwendigkeit von Reformen in der Rentenver-
    sicherung wieder einmal verschleiert wird,


    (Beifall bei der F.D.P.)

    einige wieder hasenfüßig werden und eine durchgreifende
    Rentenreform nicht mehr anpacken wollen.

    Selbst bei den Grünen kursiert inzwischen ein Papier,
    das diesen Weg der zunehmenden Steuerfinanzierung als
    äußerst fragwürdig beschreibt. Ich weiß nicht, welchen
    Stellenwert Herr Metzger heute noch in Ihrer Fraktion
    hat – zumindest ist nicht mehr sehr viel von ihm zu
    hören –, aber Herr Metzger hat in einem Papier ganz klar
    festgestellt, dass dieses von den Grünen als Ideologie be-
    triebene Konzept, nämlich die Ökosteuer zu erhöhen und
    deren Aufkommen anschließend in die Rentenversiche-
    rung fließen zu lassen, der Bevölkerung nur schwer zu
    vermitteln ist und darüber hinaus die massiven Zuschüsse
    aus Steuermitteln das langfristige Konsolidierungsziel der
    Bundesregierung gefährden. Hier kann ich nur die Frage
    stellen: Welche Konsequenzen werden die Grünen inner-
    halb der Koalition ziehen? Oder werden sie, wie in der
    Vergangenheit, solche Dinge einfach übergehen und
    nichts für den Generationenausgleich tun?


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Herr Riester, Sie sind in der fraktionsübergreifenden

    Konsensrunde zur Reform der Altersvorsorge in Deutsch-
    land gut gestartet. Das Ziel, eine Stabilisierung der Ren-
    tenversicherung bis 2030 zu erreichen, ist richtig und
    bleibt richtig. Die Entscheidung, die zwangsläufig aus
    dieser Umgestaltung entstehende geringere Versorgung
    aus der gesetzlichen Rentenversicherung frühzeitig durch
    den Aufbau einer privaten und einer betrieblichen Al-
    tersversorgung aufzufangen, ist richtig und bleibt rich-
    tig. Nach dem, was Herr Seehofer heute gesagt hat, ist es
    ganz offensichtlich ein mutiges Konzept gewesen, dem
    sich die größere Oppositionsfraktion derzeit noch nicht
    recht anschließen kann. Die Entscheidung, die hoffentlich
    im Bundeshaushalt 2001 ihren Niederschlag findet, den
    Aufbau der privaten Altersvorsorge für alle – nicht nur für
    diejenigen, die Steuern zahlen, auch für diejenigen, die
    keine Steuern zahlen – massiv aus Steuermitteln zu unter-




    Dr. Thea Dückert
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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    stützen, ist richtig und bleibt richtig. Falsch, Herr Riester,
    ist es, dass Sie vor den massiven Forderungen und Dro-
    hungen der Gewerkschaften innerhalb und außerhalb ih-
    rer eigenen Fraktion eingeknickt sind. Sie wollen die Ein-
    führung eines Abschlagsfaktors, den Sie eigentlich als
    eine Art demographischen Ausgleich ab dem Jahr 2011
    einsetzen wollten – das ist unserer Meinung nach sowieso
    zu spät –,


    (Beifall bei der F.D.P.)

    noch weiter hinausschieben. So können Sie niemandem
    erklären, wieso Sie zu der Behauptung kommen, dass der
    Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung bei
    22 Prozent stabil gehalten werden kann.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Sie belasten die Rentenversicherung stärker, Sie entlasten
    sie an keiner anderen Stelle. Und das soll zum gleichen
    Beitragssatz gehen? Wir wissen doch, wer dann Beiträge
    zahlen wird, da sie alle schon heute geboren sind. – Das
    Ganze wird nicht funktionieren. Herr Riester, seien Sie
    bitte ehrlich und sagen Sie, dass dies die falsche Ent-
    scheidung ist, wenn Sie wirklich am Ziel der langfristigen
    Stabilisierung festhalten wollen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ich appelliere an Sie, wieder zu dem ziemlich radikalen
    Reformer zu werden, der Sie zu Beginn dieses Jahres wa-
    ren.

    Dennoch muss man auch die Oppositionsparteien
    CDU und CSU auffordern, auf den Boden der Realitä-
    ten zurückzukehren. Herr Seehofer, Sie haben wirklich
    nicht erklärt, wie Sie es schaffen wollen, mit einem Bei-
    tragssatz von 22 Prozent oder weniger ein Rentenniveau
    von 64 Prozent beim „Standardrentner“ zu erhalten. Das
    geht nicht. Das wird Ihnen sicherlich auch Ihr Renten-
    experte, Herr Storm, erklären. Insofern sind Sie hier wirk-
    lich noch Aufklärung schuldig, wie Sie dies tatsächlich
    machen wollen.

    Der Bundeskanzler hat in seiner Rede gestern an einer
    Stelle schon darauf hingewiesen, dass es in Zukunft, näm-
    lich bei den Rentnern der Jahre 2015/2020/2030, nicht da-
    rauf ankommen wird, was sie aus der gesetzlichen Ren-
    tenversicherung bekommen. Was für sie vielmehr zählen
    wird, ist, dass der Lebensstandard insgesamt gesichert
    wird. Das heißt, aus der gesetzlichen Rentenversicherung
    und aus der privaten Vorsorge und aus der betrieblichen
    Altersversorgung setzt sich das Einkommen zusammen,
    aus dem die Lebensstandardsicherung erfolgen soll.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Das war auch unser Ausgangspunkt. Übrigens, die

    F.D.P. hat dies leichten Herzens getan, weil wir es seit
    15 Jahren fordern. Wir freuen uns, dass es inzwischen die
    eine oder andere Fraktion in diesem Hause gibt, die uns
    auf diesem Wege folgen will. Entscheidend ist also die
    Lebensstandardsicherung, aufbauend auf allen drei Säu-
    len. Ich appelliere an die CDU, auch hier wieder auf den
    Boden der Tatsachen zurückzukehren.


    (Beifall des Abg. Hans Georg Wagner [SPD])


    Die F.D.P. ist nach wie vor der Meinung, dass der de-
    mographische Ausgleich nicht erst im Jahre 2011 einset-
    zen darf. Er muss früher einsetzen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Für die F.D.P. gilt ganz genauso, dass es Möglichkeiten
    der Verlängerung der Lebensarbeitzeit gibt: indem man
    Schulzeiten verkürzt, nämlich beim Abitur von 13 auf
    zwölf Jahre, indem man Studienzeiten verkürzt –


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Und eine Freiwilligenarmee schafft!)


    – und indem man möglicherweise, darüber werden wir am
    nächsten Sonntag einen Beschluss fassen, eine Freiwilli-
    genarmee schafft.

    Das würde drastische Erleichterungen in der Renten-
    versicherung bringen. Man muss über eine Verlängerung
    der Lebensarbeitszeit über 65 Jahre hinaus zum jetzigen
    Zeitpunkt gar nicht diskutieren. Unser Drängen auf einen
    niedrigen Beitragssatz ist keine Marotte, sondern im Hin-
    blick auf den Arbeitsmarkt schiere Notwendigkeit. Aus
    diesem Grund unterstützen der DIHT, also der Deutsche
    Industrie- und Handelstag, aber auch die Arbeit-
    geberverbände unser Drängen, vom jetzt eingeschlagenen
    Kurs der alten Gefälligkeitspolitik wieder zur Vernunft
    zurückzukehren.

    Der Kuhhandel, der bei der Zusammenkunft von Re-
    gierung und Gewerkschaften getrieben wurde, hat aber
    noch zwei weitere negative Konsequenzen gehabt. Ganz
    offensichtlich soll jetzt die auch von mehreren SPD-Län-
    dern gewollte Reform des Ladenschlussgesetzes für diese
    Legislaturperiode wieder von der Agenda gestrichen wer-
    den. Aber so blind können doch eigentlich nur noch Men-
    schen sein, die ihre Milch nicht selber einkaufen, dass sie
    nicht sehen, wie ganz legal – manchmal auch an der
    Grenze der Legalität – das antiquierte Ladenschlussge-
    setz unterlaufen wird.

    Dies alles geschieht nur, damit die Gewerkschaft Han-
    del, Banken und Versicherungen zufrieden ist. Die Tank-
    stellen werden sich freuen, aber wir, die F.D.P., würden
    gerne für Verbraucher, aber auch für moderne Einzel-
    händler noch in dieser Legislaturperiode eine Abschaf-
    fung des Ladenschlussgesetzes sehen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Das ist Reformbereitschaft, die im Übrigen auch die Grü-
    nen immer wieder einfordern. Also: Machen Sie es, un-
    terstützen Sie unseren Antrag und setzen Sie sich gegen-
    über den Gewerkschaften durch!

    Unter die Räder gekommen ist im Gespräch mit den
    Gewerkschaften auch der Ansatz zur Flexibilisierung des
    Arbeitsmarktes, den die alte Bundesregierung in ihrem
    Beschäftigungsförderungsgesetz auf den Weg gebracht
    hat. Der Abschluss befristeter Arbeitsverträge hat sich ge-
    rade in Zeiten des Umbruchs in vielen Betrieben bewährt.
    Da geht es darum, durch flexible Maßnahmen zusätzliche
    Aufträge bewältigen zu können, ohne dass man weiß, ob
    es auch einen Nachfolgeauftrag gibt. Die bürokratische
    Krücke, Herr Riester, die derzeit in Ihrem Ministerium




    Dr. Irmgard Schwaetzer

    11299


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    vorbereitet wird und die Sie als Gesetzentwurf vorlegen
    wollen, ist für den Abschluss befristeter Arbeitsverträge
    so etwas wie der Tod. Damit werden Sie wieder eine
    Menge zusätzlicher Investitionen in osteuropäischen Län-
    dern bewirken, aber sicherlich wenig zusätzliche Investi-
    tionen in Deutschland.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Aber es gibt – ich sehe das an der Reaktion – viele, die
    diese Realität in Deutschland nicht wahrnehmen wollen.
    Diese sind eher bereit, auf mehr Beschäftigung zu ver-
    zichten, als über ihren eigenen Schatten zu springen.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Die F.D.P.-Fraktion hat einen eigenen Gesetzentwurf

    für befristete Arbeitsverhältnisse in den Bundestag einge-
    bracht. Wir laden die Modernisierer in der Koalition ein,
    uns dabei zu unterstützen.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Wird eine Minderheit sein!)


    Deswegen freue ich mich, auch bei den Haushaltsbera-
    tungen, noch auf viele interessante Diskussionen.

    Danke schön.

    (Beifall bei der F.D.P.)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nun erteile ich das
Wort der Kollegin Heidi Knake-Werner, PDS-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heidi Knake-Werner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Herr Präsident!
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nachdem ich hier heute
    Morgen von verschiedenen Seiten Stellungnahmen zur
    Rente gehört habe, bin ich wirklich auf Ihren möglichen
    Konsens gespannt.

    Für mich steht nach zwei Jahren rot-grüner Regie-
    rungspolitik fest: Jawohl, es hat ein Politikwechsel statt-
    gefunden, aber, ich fürchte, er wird vielen nicht gefallen,
    die noch 1998 ihre Hoffnung auf Rot-Grün gerichtet hat-
    ten. Ich gebe offen zu: Ich schließe mich dabei nicht aus.
    Ich werde mich deshalb bei meiner Rede vor allen Dingen
    auf die Punkte konzentrieren, die es zu kritisieren gilt, un-
    abhängig davon, dass es auch das eine oder andere gege-
    ben hat, dem wir frohen Herzens zustimmen konnten.

    Wollte noch Bundeskanzler Schröder bei seinem Re-
    gierungsantritt den Abbau der Arbeitslosigkeit zur Mess-
    latte über Erfolg und Misserfolg seiner Politik machen, ist
    es nun der Bundesfinanzminister, der mit seiner Konso-
    lidierungspolitik allen den Rang abläuft. Sparen hat
    oberste Priorität, Schuldenabbau wird bei Ihnen zum Ga-
    ranten für soziale Gerechtigkeit heute und in Zukunft
    hochgeredet. Ich sage Ihnen: Schuldenabbau per se hat
    weder etwas mit sozialer Gerechtigkeit noch mit Innova-
    tion zu tun, wenn die Richtung nicht stimmt.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich finde, Sie sparen an den Falschen. Schon das erste

    eichelsche Sparpaket vom letzten Sommer – 30 Milliar-
    den DM, Sie erinnern sich – ging eindeutig zulasten von
    Rentnerinnen und Rentnern, Erwerbslosen und Sozial-

    hilfeberechtigten. Allein bei den Langzeitarbeitslosen
    haben Sie im Rahmen dieses Pakets durch die Kürzung
    der Rentenbeiträge 4,5 Milliarden DM gespart. Hier kann
    ich Herrn Seehofers Kritik ausdrücklich zustimmen. Die
    neuen Maßnahmen, die Sie für diese Bevölkerungsgrup-
    pen einleiten, werden diesen Kurs leider noch verschär-
    fen, weil Sie penetrant die wirklich Vermögenden und
    Besserverdienenden, die so genannten Leistungsträger,
    ins Zentrum Ihrer Politik stellen und aus allen Belastun-
    gen herauslassen.

    Sie sind nicht nur dabei, die Sozialsysteme in der Bun-
    desrepublik von der Reichtumsentwicklung abzukoppeln,
    sondern sie sind auch dabei, den Sozialstaat auf seine
    wettbewerbsfördernde Funktion einzudampfen. Dabei
    – das ist ja auch klar – wird dann eben zu oft nur noch nach
    Nützlichkeitsgesichtspunkten entschieden und nicht vor-
    rangig danach, was der Sozialstaat heute und vor allen
    Dingen in Zukunft leisten muss und leisten soll, um den
    sozialen Wandel in dieser Gesellschaft gestaltbar zu ma-
    chen.

    Der berühmte Reformstau, den auch Sie jetzt immer
    bemühen, wird doch nicht allein dadurch aufgelöst, dass
    Sozialleistungen gekürzt und Sozialkosten gedeckelt wer-
    den. Der Reformstau ist erst dann wirklich aufgelöst,
    wenn den tatsächlich vorhandenen Umbrüchen in unse-
    rem Arbeitssystem aufgrund der Veränderung von Be-
    schäftigungsverhältnissen und der Bevölkerungsstruktur
    staatliche Konzepte gegenübergestellt werden, die auf so-
    zialer Sicherheit und Solidarität aufbauen und eben nicht
    auf Privatisierung sozialer Risiken und Eigenverantwor-
    tung.


    (Beifall bei der PDS)

    Sie sind aber genau auf diesem Weg der Privatisierung so-
    zialer Risiken. Dabei verletzen oder verändern Sie will-
    kürlich grundlegende Prinzipien unseres sozialen Siche-
    rungssystems.

    Das Abkoppeln der Rentenerhöhungen von der Netto-
    lohnentwicklung für zwei Jahre war ein erster Schritt
    dorthin. Nun schrecken Sie auch nicht davor zurück, die
    paritätische Finanzierung der Rente aufzukündigen. Ge-
    trieben von der fixen Idee – das sage ich ausdrücklich
    auch noch einmal an die Adresse der Kollegin Thea
    Dückert –, die Unternehmen bei den Lohnkosten zu ent-
    lasten, wollen Sie die Rentenkassen einseitig durch pri-
    vate Vorsorge der abhängig Beschäftigten sanieren. Das,
    liebe Kolleginnen und Kollegen, ist doch weder gerecht
    noch eine Reform, die diesen Namen wirklich verdient.

    Nun hat uns gestern der Bundeskanzler in seiner Rede
    darüber belehrt, dass private Vorsorge noch nie paritä-
    tisch finanziert worden sei.


    (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Das stimmt!)

    Das ist wohl wahr. Der feine Unterschied besteht aller-
    dings darin: Sie wollen das Rentenniveau absenken. Da-
    mit wird die private Vorsorge im Prinzip zur Pflicht für all
    diejenigen, die auch in Zukunft eine Rente in der Höhe ha-
    ben wollen, die die gesetzliche Rentenversicherung heute
    noch garantiert. Das heißt doch, die private Vorsorge wird
    bei Ihnen zum Ausfallbürgen Ihrer Rentenkürzungspläne.


    (Beifall bei der PDS)





    Dr. Irmgard Schwaetzer
    11300


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Das ist der Ausstieg aus der solidarisch finanzierten Al-
    terssicherung. Das führt dazu, dass die Rente nicht sicher
    ist, dass die Leistungen für die heutigen Rentnerinnen und
    Rentner gekürzt werden und dass die jungen Generatio-
    nen unverantwortlich belastet werden.


    (Peter Dreßen [SPD]: Das ist nicht wahr!)

    – Das Rentenniveau wird doch wohl abgesenkt; darüber
    waren wir uns hier schon einig.

    Diesen Weg gehen wir jedenfalls nicht mit. Die PDS
    hat Alternativen für eine Rentenreform vorgelegt. Sie sind
    bezahlbar, sie sind solidarisch, sie sind zukunftsfähig und
    sie verhindern Altersarmut. Das ist für uns der wichtigste
    Punkt.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich empfehle Ihnen: Holen Sie uns mit an den Tisch.

    Die soziale Grundsicherung, die Sie, Herr Minister
    Riester, heute wieder angeführt haben und die Sie ver-
    sprochen haben, als Sie die Rentenbeiträge der Langzeit-
    arbeitslosen abgesenkt haben, werden Sie mit dieser Seite
    jedenfalls nicht durchsetzen. Das sollte Ihnen klar sein.


    (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Warten Sie doch mal ab!)


    Wenn Sie das Vertrauen in den Sozialstaat und in die
    Rente nicht ganz verspielen wollen, dann folgen Sie un-
    serem Vorschlag und nutzen Sie einen kleinen, einen win-
    zigen Teil der UMTS-Erlöse, um rückwirkend auch für
    das Jahr 2000 zur Nettolohnanbindung der Rente zurück-
    zukehren.


    (Beifall bei der PDS – Gerd Andres [SPD]: Machen wir nicht!)


    Eine letzte Bemerkung zur Rente. Herr Minister, Ihre
    Antwort auf die Frage meiner Kollegin Luft ist ja äußerst
    dürftig ausgefallen. Ich will es Ihnen noch einmal deutlich
    sagen: Die Rentnerinnen und Rentner in Ostdeutschland
    warten darauf, dass Sie endlich die Entscheidung des
    Bundesverfassungsgerichts umsetzen und die Überfüh-
    rungslücken im Rentenrecht schließen.


    (Beifall bei der PDS – Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Werden wir machen!)


    Ich finde, nach zehn Jahren Einheitspolitik müsste Rot-
    Grün dies aus eigenem Antrieb tun und endlich das Ren-
    tenunrecht beseitigen. Im Übrigen: Die Rentnerinnen und
    Rentner in Ostdeutschland wollen die Anpassung des
    Rentenwerts Ost an den Rentenwert West noch bei Leb-
    zeiten mitbekommen.


    (Beifall bei der PDS)

    In der Behindertenpolitik hat es zaghafte Schritte

    voran gegeben, besonders beim Abbau der Arbeitslosig-
    keit Schwerbehinderter. Aber ich sage auch: Der von den
    Betroffenen ersehnte Schub zu einem wirklichen Nach-
    teilsausgleich ist bisher ausgeblieben. Verunsicherung
    hinsichtlich der Zukunft der Erwerbs- und Berufsun-
    fähigkeitsrente herrscht gegenwärtig gerade bei den Men-
    schen mit Behinderungen. Da müssen Sie endlich „aus
    dem Knick“ kommen.


    (Beifall bei der PDS)


    Nun zu Ihrer Arbeitsmarktpolitik. Die Arbeitslosen-
    zahlen sinken seit einigen Monaten. Das ist gut so. Die
    Regierung, allen voran der Bundeskanzler, ist zufrieden.
    Aber ich sage Ihnen: Für Selbstzufriedenheit fehlt jede
    Grundlage. Die Veränderungen in unserer Arbeitsgesell-
    schaft, die zunehmende Auflösung des Normalarbeitsver-
    hältnisses, die notwendige Neuverteilung bezahlter und
    unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern sind alles
    Herausforderungen, die wir angehen müssen. Die Men-
    schen, die uns in der Politik begleiten, erwarten, dass wir
    endlich Lösungen anbieten.

    Da drängt sich mir die Frage auf: Was ist eigentlich mit
    dem Bündnis für Arbeit? Seit zwei Jahren dümpelt es da-
    hin. Es beschäftigt sich mit diesem und jenem und dient
    vor allen Dingen dazu, die Gewerkschaften in die Kon-
    senspolitik der Bundesregierung einzubinden. Auf Vor-
    schläge, die dazu führen, die Arbeitslosigkeit in diesem
    Land wirksam abzubauen, warten wir bisher vergeblich.
    Was ist mit dem Überstundenabbau? Was ist mit einer
    Regelung zur sinnvollen Arbeitszeitverkürzung? All diese
    Schritte wären aber notwendig, um beim Abbau der
    Arbeitslosigkeit vom Trippelschritt zum Laufschritt zu
    kommen.


    (Beifall bei der PDS)

    Natürlich, Herr Minister – ich habe alle Ihre Zahlen

    hier zur Kenntnis genommen –, bin auch ich froh über je-
    den neuen Arbeitsplatz. Aber das bisschen Licht am Ende
    des Tunnels ist noch keine Trendwende und schon gar
    nicht ein Anlass, in der Arbeitsmarktpolitik nachzulassen,
    wie Sie es beabsichtigen.

    Natürlich – dagegen können Sie anreden, wie immer
    Sie wollen – ist es vor allem der Rückgang der Zahl der
    Erwerbstätigen, der die Statistik im Moment schön macht.
    Die Zahl ist innerhalb von zwei Jahren um 361 000 gesun-
    ken. Die Einbeziehung der 630-Mark-Jobs macht die Sta-
    tistik noch ein bisschen schöner. Ein echter Beschäfti-
    gungseffekt ist leider noch nicht zustande gekommen,
    vielleicht mit Ausnahme der zurzeit boomenden Export-
    wirtschaft Westdeutschlands. In anderen Gebieten sind
    die Prognosen düster. Ich erinnere nur an die Bauwirt-
    schaft. Gerade gestern hat sie verkündet: 60 000 Arbeits-
    plätze stehen auf dem Spiel.

    In Ostdeutschland ist die Lage nach wie vor zutiefst de-
    primierend. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es dort einen
    Stillstand. Die Arbeitslosenquote ist dort mit 17 Prozent
    noch immer mehr als doppelt so hoch wie in Westdeutsch-
    land. Auch in diesem Jahr stehen wieder Zehntausende
    junge Menschen ohne eine Ausbildungsplatzperspektive
    auf der Straße. Das JUMP-Programm allein löst diese
    Probleme nicht.


    (Adolf Ostertag [SPD]: Das haben wir nie behauptet!)


    In dieser Situation – das sage ich hier wirklich mit al-
    lem Nachdruck – den Bundeszuschuss an die Bundesan-
    stalt für Arbeit für das kommende Jahr komplett zu strei-
    chen halte ich für politisch völlig verantwortungslos.


    (Beifall bei der PDS)





    Dr. Heidi Knake-Werner

    11301


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Jede Einschränkung der aktiven Arbeitsmarktpolitik führt
    im Osten Deutschlands zu dramatischen Einbrüchen. Das
    hat sich im letzten Jahr allein daran gezeigt, dass Sie die
    Kürzung der Sachkostenzuschüsse für AB-Maßnahmen
    durchgesetzt haben.

    In Sachsen-Anhalt macht der Anteil der Teilnehmer an
    arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen 26,1 Prozent aller
    Beschäftigten aus. Während in Westdeutschland auf eine
    freie Stelle sieben Arbeitslose kommen, sind es in Sach-
    sen-Anhalt 21. Ohne die Beibehaltung und Verstärkung
    der aktiven Arbeitsmarktpolitik geht hier gar nichts. Das
    Motto „Chefsache Ost“ ernst zu nehmen bedeutet, endlich
    Zeichen zu setzen. Falsche Zeichen sind, AB-Maßnah-
    men weiter auszubluten, die Kosten für Strukturanpas-
    sungsmaßnahmen – zumindest in gleicher Höhe – nicht zu
    übernehmen und beim Kampf gegen die Jugendarbeitslo-
    sigkeit nachzulassen.

    Nun gibt es ja im Einzelplan 11 den wunderschönen Ti-
    tel „Förderung der Erprobung und Entwicklung innovati-
    ver Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit“.
    Sie wissen, das ist eines meiner Lieblingsthemen. Ich bin
    nach wie vor enttäuscht und entsetzt darüber, was mit die-
    sem Titel angestellt wird. 60 Prozent der dort eingestell-
    ten Gelder werden zur Förderung der Beschäftigung im
    Niedriglohnbereich eingesetzt. Das ist, so finde ich, kein
    bisschen innovativ. Es gibt zahlreiche Beschäftigte, die
    heute darum bangen, ob sie in Zukunft ein Einkommen er-
    zielen können, von dem sie und ihre Familien leben kön-
    nen. Angesichts dessen, dass in diesem Zusammenhang
    Modellversuche gemacht werden, muss ich Sie fragen:
    Was ist eigentlich der Erkenntniswert daraus?

    Wir brauchen endlich den Einstieg in den öffentlich
    geförderten Beschäftigungssektor.