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ID1411607700

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    Nachruf auf die Abgeordnete Ilse Schumann 11059 A Nachruf auf den Alterspräsidenten des Deut- schen Bundestages Fred Gebhardt . . . . . . . . 11059 B Eintritt der Abgeordneten Pia Maier und Ulrich Kelber in den Deutschen Bundestag . 11059 C Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordneten Dr. Norbert Blüm, Wolfgang Weiermann, Dr. Peter Danckert, Dr. Manfred Lischewski und Rudolf Bindig 11059 D Absetzung des Tagesordnungspunktes: Erste Beratung des Gesetzentwurfes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes . . . . . . . . . . . . . 11059 D Tagesordnungspunkt 1 a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksache 14/4000) . . . . . . . . . . . . . 11059 D b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksache 14/4001) . . . . . . . . . . . . . 11060 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 11060 A Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 11068 A Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11072 D Dr. Günter Rexrodt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 11076 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11081 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11085 A Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11086 D Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11088 A Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 11089 D Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11091 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11094 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 11096 C Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 11097 B Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11098 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11101 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . . . . . . . . . 11103 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . 11104 D Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11105 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 11107 B Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11111 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11113 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 11116 A Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 11118 A Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 11119 A Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11121 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11122 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11124 B Dr. Helmut Haussmann F.D.P. . . . . . . . . . . . . 11126 B Uwe Hiksch PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11127 B Dr. Christoph Zöpel, Staatsminister AA . . . . 11128 B Plenarprotokoll 14/116 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 116. Sitzung Berlin, Dienstag, den 12. September 2000 I n h a l t : Ulrich Irmer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11128 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11130 C Dr. Christoph Zöpel, Staatsminister AA . . . . 11130 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 11131 A Günter Gloser SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11133 A Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11135 A Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11138 C Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11139 A Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 11139 B Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11141 D Ina Lenke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11143 D Petra Bläss PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11145 D Hildegard Wester SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11147 A Ina Lenke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11148 D Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11149 B Christian Simmert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11151 B Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11152 B Klaus Haupt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11153 C Christel Hanewinckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11154 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11156 C Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Andrea Fischer, Bundesministerin BMG . . . . 11159 A Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/CSU 11161 B Eckhart Lewering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11163 D Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11165 A Dr. Dieter Thomae F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 11165 C Dr. Ruth Fuchs PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11166 D Dr. Martin Pfaff SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11167 D Aribert Wolf CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11171 C Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 11172 A Monika Knoche BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11174 A Aribert Wolf CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11175 A Ulf Fink CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11175 D Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11177 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11178 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11178 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11179 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peter Letzgus (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Errich- tung einer Stiftung „Erinnerung, Verantwor- tung und Zukunft“ (114. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 7 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11179 C Anlage 3 Neudruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Antrags: Vererblichkeit von Bodenreformeigentum (105. Sitzung) . . . . . . 11179 D Anlage 4 Technisch bedingter Neudruck eines Rede- beitrages (115. Sitzung) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11180 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000 Dr. Ilja Seifert 11178 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 114. Sitzung, Seite IV; Rednerliste zu Zusatztagesordnungspunkt 7, statt „Dr. Heinrich Fink (PDS)“ ist „Ulf Fink (CDU/CSU)“ zu lesen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000 11179 (C) (D) (A) (B) Altmaier, Peter CDU/CSU 12.09.2000 Behrendt, Wolfgang SPD 12.09.2000* Brudlewsky, Monika CDU/CSU 12.09.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 12.09.2000* Klaus Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 12.09.2000 DIE GRÜNEN Elser, Marga SPD 12.09.2000 Frick, Gisela F.D.P. 12.09.2000 Hauer, Nina SPD 12.09.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 12.09.2000 DIE GRÜNEN Hörster, Joachim CDU/CSU 12.09.2000 Hoffmann (Chemnitz), SPD 12.09.2000 Jelena Dr. Hornhues, CDU/CSU 12.09.2000* Karl-Heinz Marquardt, Angela PDS 12.09.2000 Dr. Meyer (Ulm), SPD 12.09.2000 Jürgen Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 12.09.2000 Rauber, Helmut CDU/CSU 12.09.2000 Rupprecht, Marlene SPD 12.09.2000 Scheffler, Siegfried SPD 12.09.2000 Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/ 12.09.2000 DIE GRÜNEN Zapf, Uta SPD 12.09.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peter Letzgus (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Erinnerung, Ver- antwortung und Zukunft“ (Drucksachen 14/3206 und 14/3459) (114. Sitzung, Tagesordnungspunkt 7 a) Die NS-Herrschaft hat vielen Menschen großes Leid zugefügt. Zwangsarbeiter wurden deportiert, inhaftiert und ausgebeutet. Deutsche Unternehmen, die an diesem Unrecht betei- ligt waren, tragen eine hohe Verantwortung. Ihre Bereitschaft zur finanziellen Wiedergutmachung begrüße ich. Da in den Verhandlungen jedoch keine optimale Rechtssicherheit erzielt werden konnte, gehe ich davon aus, dass weitere Forderungen an Deutschland und deut- sche Unternehmen gestellt werden. Der Zwangsarbeiter- fonds wird kein finanzieller Schlussstrich werden. Ich bin nicht damit einverstanden, dass einige Opfer- gruppen, an die bisher bereits Entschädigungsleistungen gezahlt wurden, gegenüber anderen Opfergruppen privi- legiert werden, obwohl Letztere einem gleich schweren Schicksal ausgesetzt waren. Die Diskussion um Zwangsarbeit hat auch viele Deut- sche, die ähnliche Schicksale zu erdulden hatten (darunter auch meine Mutter), in ihrem Gerechtigkeitssinn getrof- fen. Lösungen zur Wiedergutmachung für diese Menschen sind weder in der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ noch an anderer Stelle vorgesehen. Ich stimme dem Gesetzentwurf nicht zu. Anlage 3 Neudruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zurBeratung des Antrags: Vererblichkeit von Bo- denreformeigentum (105. Sitzung, Seite 9916 D) Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Wir ha- ben den Antrag der PDS-Fraktion zum Thema „Ver- erblichkeit von Bodenreformeigentum“, Drucksache 14/1063, bereits vor einem Jahr, am 24. Juni 1999, an die- ser Stelle behandelt. Gegenstand der heutigen Debatte ist die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Angele- genheiten der neuen Länder vom 16. Dezember 1999 zu dieser Thematik. Die mit dem Zweiten Vermögensrechtsänderungs- gesetz 1992 in das EGBGB eingefügten Regelungen des Art. 233, §§ 11 bis 16 waren und sind die notwendigen Konsequenzen aus unregelmäßiger Rechtsanwendung in der ehemaligen DDR. Die Quelle der Ungerechtigkeit müssen Sie dort verorten, werte Kolleginnen und Kollegen von der PDS, und für diesen Zustand tragen Sie ein Stück Mitverantwortung. Der Bundesgesetzgeber hat sich 1992 aus gutem Grund für die so genannte Nachzeichnungsregelung entschieden. Nur so konnte eine Gleichbehandlung aller Erben von Bo- denreformland erreicht werden. Es ging dabei nicht nur darum, eine formale Rege- lungslücke zu schließen; es ging vielmehr darum, eine Gleichbehandlung zu erreichen, und zwar zwischen den- jenigen Neubauern-Erben, die bereits zu DDR-Zeiten ihr Bodenreformgrundstück verloren hatten, weil die zustän- digen Behörden die Besitzwechselvorschriften konse- quent angewandt haben, und denjenigen Personen, bei denen die Behörden aufgrund der praktischen Bedeu- tungslosigkeit des Privateigentums an Grund und Boden eine konsequente Löschung im Grundbuch vernachlässigt haben. Es geht also im Kern um die Frage: Welche Lösung hat der bundesdeutsche Gesetzgeber, welche Lösung hat die- ses Parlament gewählt, um ein inkonsistentes und will- kürliches Handeln der DDR-Behörden im Nachhinein unter Beachtung des Gleichbehandlungsgrundsatzes zu korrigieren? Unter diesen Vorbedingungen war die Nachzeich- nungsregelung der einzig gangbare Weg. Man kann die Nachzeichnungsregelung mit der einfachen Formel ver- anschaulichen: Kein Neubauern-Erbe soll dadurch be- nachteiligt sein, dass die DDR-Behörden die Besitzwech- selvorschriften konsequent umgesetzt haben, bzw. umgekehrt: Kein Neubauer-Erbe soll dadurch einen Vor- teil gewinnen, dass die DDR-Behörden die Besitzwech- selvorschriften nachlässig angewendet haben. Es ging hier also darum, den durch die Willkür der DDR-Behörden entstandenen Zustand nach dem Gleichbehandlungs- grundsatz aufzulösen. Dies war nur über die Nachzeich- nungsregelung möglich, mit der das Kriterium der Zutei- lungsfähigkeit in das bundesdeutsche Recht eingefügt wurde. Der Bundesgerichtshof hat in seinen Urteilen vom De- zember 1998 zwar anerkannt, dass eine grundsätzliche Vererbbarkeit von Bodenreformland in der DDR gegeben war – aber er ist nicht so weit gegangen, daraus einen Än- derungsbedarf beim geltenden Recht abzuleiten. Vielmehr gilt nach wie vor die Definition der Zuteilungsfähigkeit, die der BGH mit seinem Urteil vom 18. Juli 1997 gegeben hat. Danach ist zuteilungsfähig im Wesentlichen nur der- jenige Erbe, der am 15. März 1990 in der Landwirtschaft tätig war. Inzwischen sind zehn Jahre vergangen, und die Länder haben mit unterschiedlichem Nachdruck die Überprüfung der Grundbücher betrieben, um das Eigentum an Boden- reformgrundstücken zu klären. Das Land Mecklenburg- Vorpommern, in dem auch die meisten Bodenreform- grundstücke liegen, ist hierin am weitesten fortgeschritten: 97 Prozent der Fälle sind bislang überprüft worden. In 7 Prozent der Fälle wurde ein Anspruch des Landes als so genannter „Besserberechtigter“ an einem Bodenreform- grundstück festgestellt, weil kein zuteilungsfähiger Erbe vorhanden war. In 0,1 Prozent der Fälle hat das Land auf- grund persönlicher Härten der Betroffenen auf seine An- sprüche verzichtet. Ich bin der Auffassung, dass sich an diesen Zahlen zeigt, dass in der überwiegenden Zahl der Fälle die An- wendung der bestehenden Gesetze zu Klarheit und einer abschließenden Regelung der Eigentumsfragen geführt hat. Damit ist zehn Jahre nach der deutschen Einheit die rechtmäßige Zuordnung der Bodenreformgrundstücke weitestgehend abgeschlossen. Ich glaube, dass wir zehn Jahre nach der deutschen Ein- heit auf einem guten Weg sind, dieses schwierige Kapitel des Einigungsprozesses abzuschließen. Klar ist aber auch – und das möchte ich der Ehrlichkeit halber sagen –, dass vollständige Gerechtigkeit auf diesem Gebiet nicht zu er- reichen ist. Anlage 4 Technisch bedingter Neudruck eines Redebei- trages (115. Sitzung, Seite 11022 C) Dr. Jürgen Meyer (Ulm) (SPD): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich die Debatte über die europäische Grundrechte-Charta mit zwei Vorbemerkungen beginnen. In der letzten Sitzung des Konvents in Brüssel hat das Präsidium mitgeteilt, dass Roman Herzog den Vorsitz des Konvents demnächst wieder übernehmen wird. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.) Wir alle wissen, dass er wegen der schweren Erkrankung seiner Frau den Vorsitz im Konvent niedergelegt hatte. Die Rückkehr von Roman Herzog ist vom Konvent und, wie ich sehe, auch von Ihnen sehr positiv aufgenommen worden. Roman Herzog gelingt es, mit seiner Kompetenz und seinem Ansehen, auch widerstreitende Gruppen im Konvent zusammenzuführen und das Projekt der Grund- rechte-Charta zum Erfolg zu führen. Meine zweite Vorbemerkung gilt der Rede von Präsi- dent Chirac, die er im Deutschen Bundestag gehalten hat. Ich fand es sehr erfreulich, dass Präsident Chirac deutlich gemacht hat, dass es auch bei der Grundrechte-Charta da- rum geht, mehr Demokratie in Europa zu wagen. Dies spiegelt sich bereits in der Zusammensetzung des Kon- vents wider, denn drei Viertel der Mitglieder dieses Gre- miums sind Parlamentarier. Es ist ein Signal für mehr De- mokratie, wenn eine Weichenstellung in Richtung einer Konkretisierung der Werteordnung in Europa durch ein solches Gremium vorgenommen wird. Deshalb sollten wir alle dazu beitragen, das Projekt zum Erfolg zu führen. Weil wir in früheren Debatten und auch in der Debatte im Mai in diesem Hause ein hohes Maß an Konsens fest- gestellt hatten, habe ich seinerzeit vorgeschlagen, nach- dem die Anträge der Koalitionsfraktionen einerseits und der Oppositionsfraktionen andererseits vorgelegt worden waren, diese zu einer gemeinsamen Entschließung zu- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 200011180 (C) (D) (A) (B) sammenzufassen. Die fast zweimonatigen Bemühungen nach der letzten Debatte schienen erfolgreich zu sein. Lei- der ist es heute doch nicht möglich, eine gemeinsame Ent- schließung zu verabschieden. Bevor ich dazu eine Bemerkung mache, möchte ich aber feststellen, dass alle Fraktionen in diesem Parlament in zahlreichen Punkten inhaltlich übereinstimmen. Wir sind uns darin einig, dass die Arbeiten des Konvents zur Erarbeitung der Grundrechte-Charta weiter unterstützt werden. Wir sind uns einig darin, dass die Bedeutung der Grundrechte-Charta auch in der deutschen Öffentlichkeit erkannt und gewürdigt und darüber eine breite gesell- schaftliche Debatte geführt werden sollte. Gemeinsam fordern wir die Bundesregierung auf, für den Beitritt der Europäischen Union zur Europäischen Menschenrechtskonvention einzutreten. Wir sind uns ei- nig darin, dass der Konvent fortschrittliche und für die eu- ropäische Integration zentrale Grundrechte formulieren sollte, wozu insbesondere ein Diskriminierungsverbot, ein aktives Gleichstellungsgebot sowie kulturelle Grundrech- te gehören. Wir sind uns auch einig darin, dass die Auf- nahme von wirtschaftlichen und sozialen Rechten unter Berücksichtigung der europäischen Sozialcharta und der Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Ar- beitnehmer in die Charta unterstützt werden sollte. Und: Ich denke, wir sind uns einig darüber, dass sich die Bun- desregierung im Europäischen Rat für die Rechtsverbind- lichkeit der Grundrechte-Charta mit individueller Kla- gemöglichkeit einsetzen sollte. Nun werden manche mit Recht fragen: Warum legen die Fraktionen des Deutschen Bundestages angesichts ei- ner derart weitreichenden inhaltlichen Übereinstimmung nicht eine gemeinsame Entschließung vor? Dabei kann es natürlich nicht darum gehen, so etwas wie einen „Ein- heitsbrei“ herzustellen oder abstrakte Formulierungen zu Papier zu bringen, die letztlich wenig aussagen. Die Sub- stanz dessen, was uns verbindet, ist so groß, dass die Fra- ge, warum es nicht zu einer gemeinsamen Entschließung gekommen ist, nur schwer beantwortet werden kann. Die uns Anfang dieser Woche von der CDU/CSU-Frak- tion mitgeteilte Ablehnung kam für viele von uns völlig überraschend. Ich habe natürlich versucht, rational nach- zuvollziehen, worauf sich diese Ablehnung gründet, und festzustellen, ob sie vielleicht nur ein Mittel ist, Profil auf einem ungeeigneten Feld der Auseinandersetzung zu ge- winnen. Vonseiten der CDU/CSU wurde – es hat ja keinen Sinn, darum herumzureden – bezüglich des Grundrechts auf Asyl auf angeblich unüberbrückbare Meinungs- unterschiede hingewiesen. Dies verwundert uns, da wir uns ursprünglich auch mit der CDU/CSU darauf verstän- digt hatten, uns dem Bekenntnis des Europäischen Rates von Tampere, dem künftigen europäischen Asylrecht die Genfer Flüchtlingskonvention uneingeschränkt und all- umfassend zugrunde zu legen, anzuschließen. Ich bin der Auffassung, dass die auf nationaler Ebene sicherlich notwendige Auseinandersetzung um das von der CDU/CSU-Fraktion lediglich gewünschte institutio- nelle Asylrecht und das von uns weiterhin für richtig er- achtete einklagbare individuelle Grundrecht auf Asyl auch geführt werden muss. Aber heute geht es um die Beratun- gen des Konvents in Brüssel. Ich finde, man sollte die Aus- einandersetzung, die auf nationaler Ebene zu führen ist, vor allem dann nicht nach Brüssel verlagern, wenn man sie auf nationaler Ebene nicht gewinnen kann; denn für eine Grundgesetzänderung gibt es keine Mehrheit. Außerdem werden wir in die Grundrechte-Charta auf- nehmen, dass das Niveau weiter gehender nationaler Grundrechte durch die Charta nicht abgesenkt werden darf. Diese Forderung wurde von Delegierten verschiede- ner Länder erhoben. Die Finnen sind zum Beispiel in Sorge, dass das Niveau ihrer hochmodernen Verfassung durch die Grundrechte-Charta gesenkt werden könnte. Dies darf nicht geschehen. Deshalb sind wir der Auffas- sung – mit den eben skizzierten Folgen für das deutsche Asylrecht –, dass durch die Grundrechte-Charta der hohe Grund-rechtsstandard der nationalen Verfassungen in kei- nem Fall gesenkt werden darf. Darauf haben wir uns be- reits verständigt. Warum also streiten wir im Zusammen- hang mit der Charta dann über diesen Punkt? Ein weiteres Thema, mit dem wir uns in den nächsten zwei Wochen im Konvent sehr intensiv beschäftigen wer- den, sind die sozialen Grundrechte. Wir hatten uns ei- gentlich darauf verständigt, klarzustellen: Es ist an der Zeit, die immer wieder beschworene Unteilbarkeit und Universalität der Menschenrechte auch dadurch zu doku- mentieren, dass – dem Auftrag von Köln entsprechend – die wirtschaftlichen und sozialen Grundrechte Eingang in die Charta finden. Warum streiten wir also darüber? Im Konvent besteht Einigkeit, dass durch die Grundrechte- Charta die Kompetenzen der EU-Organe nicht erweitert werden dürfen. Ich bin der Auffassung, wir sollten gemeinsam überle- gen, ob die bevorstehende Debatte im Konvent in Brüssel nicht auch von uns unterstützt werden sollte. Es ist offen- sichtlich, dass es Streit über die sozialen Grundrechte gibt. Wer wollte das in Abrede stellen? Es ist auch offensicht- lich, dass einige Länder großen Wert darauf legen, eine Vielzahl sozialer Grundrechte zu formulieren. Wir sind da- gegen der Auffassung – ich habe das eben als gemeinsa- me Auffassung dargestellt –, dass man nur Grundrechte formulieren sollte, die auch einklagbar sind. Deshalb wer- be ich um Unterstützung für den Versuch – den ich ge- meinsam mit dem Delegierten der französischen Regie- rung, Herrn Braibant, unternommen habe –, in dieser Frage einen Mittelweg zu finden. Roman Herzog hat, als die Debatten im Konvent sehr streitig ausgetragen wurden, die Mitglieder des Konvents ausdrücklich aufgefordert, einen solchen Mittelweg zu suchen. Dieser sollte auf drei Säulen beruhen. In die Präambel der Charta und in die Überschrift des Kapitels über die so- zialen Grundrechte sollte – als erste Säule – der Grundsatz der Solidarität festgeschrieben werden. Als zweite Säule sollten in acht Artikeln, gruppiert um die Elemente Arbeit, Gesundheit, Bildung und soziale Sicherheit, die Respek- tierung und der Schutz sozialer Grundrechte in die Charta aufgenommen werden. In der dritten Säule sollte deutlich gemacht werden: Es wird auch künftig Konventionen mit neuen – auch sozialen – Grundrechten geben. Diese sind, wenn alle Mitgliedstaaten zugestimmt haben, Grundlage der Auslegung und Anwendung der Charta. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000 11181 (C) (D) (A) (B) Um deutlich zu machen, dass wir uns eigentlich ver- ständigen könnten, will ich einmal die drei Sätze vorlesen, die Herr Braibant und ich in Bezug auf das Recht auf Ar- beit vorgeschlagen haben. Ich wüsste gerne, ob irgendje- mand in diesem Raum ist, der der folgenden Formulierung nicht zustimmen kann: Jeder hat das Recht zu arbeiten und das Recht auf Schutz seines Arbeitsplatzes. Insbesondere hat jeder das Recht, seinen Beruf frei zu wählen und auszu- üben, sowie das Recht auf freien Zugang zu unent- geltlicher Arbeitsvermittlung. Jeder hat Anspruch auf Schutz vor ungerechtfertigter oder missbräuchlicher Entlassung. Wer kann gegen ein so formuliertes soziales Grundrecht auf Arbeit sein? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ich habe gehört, dass die Debatte in der CDU/CSU- Fraktion letztlich deshalb zur Ablehnung einer gemeinsa- men Entschließung geführt hat, weil man sich über die Aufnahme eines kleinen Satzes nicht einig geworden ist. Wir haben im Entwurf der gemeinsamen Entschließung folgenden Satz vorgesehen: Die Charta soll klarstellen, dass gleichgeschlechtli- che Paare nicht benachteiligt werden dürfen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Was haben Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU-Fraktion, gegen diesen Satz? Mir ist schon klar, dass ich eigentlich diejenigen Ihrer Kollegen anspre- chen müsste, die nicht da sind. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Herr Altmaier wird das gleich in vernichtender Deut- lichkeit klarmachen!) Bezogen auf den von Ihnen kritisierten Satz darf ich Ih- nen in Erinnerung rufen, was Sie vor kurzem auf Ihrem Parteitag in Essen zu diesem Thema beschlossen haben und auch von Ihrer Vorsitzenden, Frau Merkel, sehr un- terstützt worden ist. Ich zitiere aus Ihrem Parteitagsbe- schluss: Wir respektieren die Entscheidung von Menschen, die in anderen Formen der Partnerschaft ihren Le- bensentwurf zu verwirklichen suchen. (Peter Hintze [CDU/CSU]: So ist es!) Wir anerkennen, dass auch in solchen Beziehungen Werte gelebt werden können, die für unsere Gesell- schaft grundlegend sind. Dies gilt für nicht eheliche Partnerschaften zwischen Frauen und Männern; dies gilt auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Wir werben für Toleranz und wenden uns gegen jede Form von Diskriminierung. (Beifall im ganzen Hause) Verehrte Kolleginnen und Kollegen, genau dies hatten wir für unsere gemeinsame Entschließung vorgesehen. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Schreiben Sie das in die Charta und wir stimmen zu!) Mir ist klar, dass Sie in Ihrer Fraktion dafür gekämpft haben, sich aber letztlich gegenüber Ihren CSU-Kollegen nicht durchsetzen konnten. Ich bitte Sie dringend, dieses Problem zu lösen und nicht zuzulassen, dass das, was Frau Merkel zu diesem Thema gesagt und durchgesetzt hat, von Herrn Stoiber wieder aus dem Gefecht gezogen wird. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wir stehen ja gar nicht im Gefecht! Nicht so martialisch!) Ich habe sehr genau beobachtet, dass Sie in unserer letz- ten Debatte am 18. Mai irritiert reagierten, als der CSU- Kollege Dr. Müller als ausdrückliche Bedingung für die Ratifizierung der Charta bezeichnete: Wir wollen keine Kompetenzausweitung, sondern er- warten Kompetenzbeschränkungen. Wie kann man so etwas von der Grundrechte-Charta, die sich mit der Kompetenzfrage bekanntlich nicht zu befas- sen hat, überhaupt erwarten? Kommen Sie zu einer ver- nünftigen Einigung mit den CSU-Kollegen in Ihrer Frak- tion! Wenn das geschehen ist, dann legen wir – das ist meine Überzeugung – wieder gemeinsame Entschließun- gen vor. Die Grundlage dafür ist breit genug. Lassen Sie uns gemeinsam feststellen: Es geht bei der Grundrechte-Charta um die Identität der Europäer, die ih- re Werteordnung, an die sie gebunden sind, deutlich ma- chen sollten. Genauso wichtig ist: Es geht um die Kon- trolle von Machtausübung durch die EU-Organe in Brüssel. (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [F.D.P.]: Das ist der Kern!) Dass wir dafür gemeinsam eintreten, sollte künftig wieder deutlicher werden, als es heute durch Mehrheitsentschei- dungen über einen Antrag der Koalition deutlich werden kann. Überlegen Sie bitte, ob Taktik nicht Übertaktieren bedeutet, wenn man die Taktik über die Sache stellt. Ich werde mich jedenfalls durch die Abstimmungen, die heute leider nicht im Konsens erfolgen werden, nicht davon abhalten lassen, auch mit den Europapolitikern der Oppositionsfraktionen, die für eine gemeinsame Ent- schließung gekämpft haben und denen es in erster Linie um die Sache und nicht um parteitaktischen Vorteil geht, weiter konstruktiv zusammenzuarbeiten. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 200011182 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien-und Kommunikations GmbH, Berlin
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    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Es schädigt nicht die Qua-
    lität eines Berichtes, wenn nach 114 richtigen Sätzen ein-
    mal ein falscher kommt, Herr Kollege Erler.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich will noch einen ernsten Punkt hinzufügen. Der

    Bundesaußenminister hat immer argumentiert, dass ge-
    rade wir Deutsche, obwohl Österreich unser Nachbar ist
    und wir wissen, wie zuverlässig er ist, gar nichts anderes
    hätten machen können als die anderen. Ich muss sagen,
    ich empfinde es als besonders peinlich, dass wir als ein
    Land, das in seinen Bundesländern zum Teil mit üblen
    rechtsradikalen Ausschreitungen zu kämpfen hat, diese
    Zeigefingerkoalition gegen Österreich angeführt haben.
    Ich finde das peinlich.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Gernot Erler [SPD]: Haben wir doch gar nicht!)


    Ich hoffe, dass die Bundesregierung jetzt den Schaden
    rasch wieder gutmacht.

    Dabei ist eines beachtlich: Uns wurde im Parlament
    immer vorgetragen, es handele sich nicht um eine Maß-
    nahme der EU – das stimmt ja auch, dafür gibt es keine
    Rechtsgrundlage –, sondern um bilaterale Maßnahmen
    der 14 anderen EU-Mitglieder. Was sagte die Regierungs-
    sprecherin gestern aber auf die Frage, ob Deutschland nun
    die Sanktionen einstellen wird? Sie antwortete, das werde
    die französische Präsidentschaft entscheiden. Meine Da-
    men und Herren, was ist das für eine Logik? Entweder ist
    es eine Sache der EU, dann ist das eine klare Vertragsver-
    letzung, oder es ist unsere Sache, dann dürfen wir nicht
    auf die französische Präsidentschaft verweisen. In dieser
    Frage wird ziemlich schräg gespielt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Alle Kraft muss jetzt der Weiterentwicklung in der Eu-

    ropäischen Union gelten. Wir haben interessante Gedan-
    ken vom Herrn Außenminister in seiner Eigenschaft als
    Joseph Fischer an der Humboldt-Universität gehört. Ich
    fand den Vortrag – ich will das hier noch einmal sagen –
    durchaus interessant. Er hat eine Diskussion in Europa an-
    gestoßen und an dieser Diskussion beteiligen wir uns.

    Ich freue mich, dass er jetzt ganz ungebrochen von ei-
    nem Verfassungsvertrag spricht. Das ist eine Idee, die
    Wolfgang Schäuble und Karl Lamers in Deutschland ge-
    gen nicht geringe Widerstände in die politische Diskus-
    sion gebracht haben. Aber, lieber Herr Bundesaußenmi-
    nister, bis jetzt wächst in mir die Befürchtung, dass diese
    Rede ein rein rhetorisches Ereignis blieb. Ich habe nichts
    gegen gute Reden, aber für die praktische Politik ist es
    schade, wenn einer guten Rede nicht gute Taten folgen.

    Die Regierungskonferenz tritt auf der Stelle. In den
    zentralen Fragen der Weiterentwicklung Europas – den-
    ken wir beispielsweise an die Mehrheitsentscheidung – ist
    die Konferenz ein halbes Jahr lang über kreative Vor-
    schläge nicht hinausgekommen.




    Peter Hintze
    11122


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Auch die Beitrittsverhandlungen kommen nicht so
    recht voran. Was wir heute in dieser Debatte beklagen, ist,
    dass diese Bundesregierung – da ist sie seit vielen Jahren
    und Jahrzehnten übrigens die erste – als europäischer Mo-
    tor ausfällt.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh! – Christian Schmidt [Fürth] [CDU/ CSU]: Bei den hohen Benzinpreisen!)


    Für uns sind die Prioritäten in der laufenden Regie-
    rungskonferenz klar: Wir wollen Mehrheitsabstimmun-
    gen im Rat als Regel. Wir wollen die Stärkung der
    Demokratie durch eine Stärkung des Europäischen Parla-
    mentes und durch die bessere Berücksichtigung der Be-
    völkerungszahlen in den Institutionen der EU. Ich nenne
    hier nur die Stichworte „größere Proportionität im Euro-
    päischen Parlament“ und „Einführung der doppelten
    Mehrheit bei Abstimmungen im Rat“. Wir wollen mehr
    Flexibilität vor allen Dingen in der Außen-, Sicherheits-
    und Verteidigungspolitik und eine präzisere Aufgaben-
    verteilung zwischen europäischer und nationaler Ebene.
    Schließlich wollen wir keine „leftovers“ der „leftovers“
    von Amsterdam. Diese müssen jetzt geregelt werden.
    Aber wir wissen heute, dass es natürlich „leftovers“ von
    Nizza geben wird. Sie haben erfreulicherweise schon ge-
    sagt, dass Sie sich dazu bekennen: Kompetenzabgren-
    zung, Grundrechte-Charta, Weiterentwicklung und Ver-
    einfachung der Verträge und die Reform des Rates.

    Nun komme ich zu einem Punkt, den ich langfristig für
    sehr entscheidend halte. Wenn wir uns fragen, welche In-
    stitution in Brüssel am stärksten für Intransparenz, ge-
    ringe demokratische Legitimation und große Bürokratie
    verantwortlich ist, dann ist das der Rat. Der Ministerrat
    ist so, wie er sich im Laufe der Jahre entwickelt hat, eine
    Fehlkonstruktion, die es zu korrigieren gilt.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Stimmt!)

    Ich will die kritischen Punkte nennen: Erstens. Der Rat

    ist Legislative, Exekutive und Kontrolleur der Exekutive
    zugleich. Das bedeutet eine massive Verletzung der Ge-
    waltenteilung; parlamentarische Beteiligung und öffentli-
    che Kontrolle sind nicht gesichert. Deswegen müssen wir
    das reformieren. Der Rat sollte sich zur zweiten Kammer
    der Legislativen entwickeln. Die Aufgaben der Exekutive
    müssen bei der Kommission zusammengefasst werden.

    Zweitens. Die innere Struktur des Ministerrates ist
    streng nach Fachressorts aufgesplittert. Das führt zu un-
    sinnigen Entscheidungen. Da macht der Rat der Land-
    wirtschaftsminister einen großen Beschluss zur Förde-
    rung des Tabakanbaus in Europa, und der Rat der
    Gesundheitsminister stellt EU-Mittel zur Verfügung, um
    die Menschen vom Tabakrauchen abzubringen.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Das läuft genauso wie bei der Bundesregierung!)


    Diese Unsinnigkeit ist nur ein kleines Beispiel. Das muss
    aufgehoben werden. Das geht nur, wenn die ursprüngliche
    Idee des Allgemeinen Rates aktiviert wird, wenn er in ei-
    ner festen Zusammensetzung von Europaministern tagt,
    die ihrer Regierung tatsächlich verantwortlich sind, und
    wenn der Rat seine parlamentarischen Funktionen wahr-
    nimmt und seine exekutiven Funktionen abgibt.

    Drittens. Die Arbeitsweise des Rates ist überbürokrati-
    siert. Es gibt über 300 Ratsgruppen auf Beamtenebene
    und mehrere Hundert Gruppen auf Kommissionsebene.
    Die Folge ist null Transparenz und eine zweifelhafte Le-
    gitimation. Wer gibt politische Vorgaben? Wer übernimmt
    politische Verantwortung? Der Rat muss politischer und
    parlamentarischer arbeiten. Das ist eine mittel- und lang-
    fristige Aufgabe, aber das müssen wir bei der Reform der
    Institution angehen.

    Lassen Sie mich nun ein Thema ansprechen, das die
    Menschen in Deutschland massiv beschäftigt und bei dem
    der in New York jüngst hochdekorierte Bundeskanzler,
    der Sachen ja auch richtig macht, einen groben Fehler ge-
    macht hat. Es geht um die Frage des Außenwertes des
    Euro und der – wenn man dieses Wort überhaupt ver-
    wenden kann – politischen Begleitung durch die Bundes-
    regierung und durch den Herrn Bundeskanzler. Wir alle
    wissen, dass die D-Mark auch in früheren Zeiten gegen-
    über dem US-Dollar eine Schwankungsbreite hatte. Wir
    wissen, dass die Kaufkraft der Währung im Inland von
    solchen Schwankungen des Außenwertes zunächst einmal
    nicht betroffen ist. Dennoch dürfen wir die negativen Fol-
    gen eines nach außen dauerhaft schwachen und eines vor
    allen Dingen immer schwächer werdenden Euros – die
    Bewegung geht ja nach unten – nicht unterschätzen. Hohe
    Preise für Importe werden sich früher oder später auch in
    der Inflationsrate bemerkbar machen. Wer vor dem Win-
    ter Heizöl einkauft oder heute seinen Wagen voll tankt,
    der zahlt einen guten Teil des hohen Preises: einmal we-
    gen der Ökosteuer – das ist jetzt aber nicht Thema – und
    zum Zweiten wegen des schwachen Euro.

    In einer solchen Situation muss sich die Bundesregie-
    rung bei ihren Äußerungen wirklich zurückhalten. Sie
    darf auf keinen Fall die falschen Signale setzen. Wenn der
    deutsche Bundeskanzler – wie vor wenigen Tagen im
    Fernsehen weltweit übertragen – verkündet, es sei eigent-
    lich eine gute Sache, dass der Euro schwach wird, dann
    muss man sich nicht wundern, wenn die internationalen
    Devisenmärkte darauf reagieren und den Euro purzeln
    lassen. Das halte ich für einen schwerwiegenden Fehler
    des deutschen Bundeskanzlers.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Gernot Erler [SPD]: So einen Einfluss hat der Kanzler?)


    Jetzt versucht Herr Eichel, den politischen Weichspül-
    gang, den Herr Schröder eingelegt hat, wieder auszu-
    schalten. Es ist eine Frage, wer von beiden gewinnt. Der
    Schaden für uns, für Deutschland, für die Bürger, ist schon
    eingetreten. Kollege Hoyer hat auf das Referendum in Dä-
    nemark hingewiesen. Da geht es um die Frage, ob die Dä-
    nen der Einführung des Euro zustimmen. Es wäre fatal,
    wenn diese Entscheidung negativ ausfiele.

    Natürlich kann der deutsche Bundeskanzler mit seinen
    Ausführungen den Euro jetzt nicht wieder ganz schnell
    hoch treiben. Das wäre ja eine wunderbare Sache. Er hat
    ihn aber mit seinen Redereien heruntergeholt. Das finde
    ich sehr negativ.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





    Peter Hintze

    11123


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Vor diesem Hintergrund kann ich gut verstehen, dass
    der Präsident der EZB, Herr Duisenberg, der letzten Kon-
    ferenz der EU-Finanzminister fern geblieben ist. Da hat es
    eine große Aufregung der Finanzminister gegeben. Er hat
    damit das klare Signal gesetzt, dass die Europäische Zen-
    tralbank – so wie in den Verträgen verankert – ihre Unab-
    hängigkeit verteidigt und sich nicht an den Zügel der Fi-
    nanzminister oder der Kanzler legen lässt. Das ist eine
    gute Sache. Er hat damit ein Zeichen der Unabhängigkeit
    gesetzt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zum Schluss noch einen Gedanken: Einen Beschluss

    haben die Finanzminister im Ecofin-Rat gefasst, den ich
    nicht verstehe und über dessen Korrektur noch einmal dis-
    kutiert werden muss. Es geht um die Frage, wann die Bür-
    gerinnen und Bürger im Land das Euro-Bargeld bekom-
    men. Meiner Meinung nach ist es ein Fehler, sich zu
    weigern, den Menschen vor dem 1. Januar 2002 den Um-
    tausch zu ermöglichen. Es würde die Umtauschproze-
    dur erheblich entkrampfen, wenn wir nicht alles auf den
    1. bzw. 2. Januar 2002 konzentrieren – das ganze Ban-
    kensystem droht dann zusammenzubrechen –, sondern
    wenn wir den Menschen Gelegenheit geben, den Euro
    schon vor 2002, im Dezember 2001, in die Hand zu be-
    kommen. Hier sollten die Finanzminister noch einmal
    nachdenken. Das ganze Umtauschverfahren, der Einsatz
    der neuen Geldscheine würden erleichtert, wenn die Fi-
    nanzminister sagen: Jawohl, wir machen es möglich, dass
    das Geld bereits im Dezember 2001 umgetauscht wird.

    Europa ist nicht nur eine Sache von Mark und Pfennig
    und von Euro und Cent. Gerade mit dem Geld muss man
    aber behutsam umgehen, wenn man die Europabereit-
    schaft der Menschen im Lande stärken will. Dazu fordere
    ich die Bundesregierung auf.

    Schönen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zuruf von CDU/CSU: Es ist höchste Zeit!)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat nun-
mehr für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN der Kollege Dr.
Helmut Lippelt.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Lippelt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Hoyer,
    vielleicht befriedigt es ja den ehernen Zensor – wie Sie
    hier vor uns standen –, wenn ich Ihnen mitteile, dass der
    Außenminister am 20. September auf der EXPO am Na-
    tionalitätentag der baltischen Länder teilnimmt, dass er
    dort die baltischen Außenminister empfängt, dass er am
    18. Oktober – das ist dann mehr für Ihre Nachbarfrak-
    tion – sogar den Außenstaatssekretär des Vatikans auf der
    EXPO empfängt.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Spät kommt er, aber er kommt!)


    Es ist ja schön, dass Sie den Kalender unseres Außenmi-
    nisters so genau studieren. Sie sollten dann allerdings bei
    der Wiedergabe nichts weglassen.


    (Dr. Werner Hoyer [F.D.P.]: Ich bin beruhigt, wenn er nicht das Licht ausknipst auf der EXPO!)


    Lassen Sie mich – bei allem Streit – damit beginnen,
    dass wir natürlich alle darin übereinstimmen, dass wir uns
    zusammen mit der Göttinger Bevölkerung sehr darüber
    freuen, wenn sich die Familie Wallert heute in ihrer Hei-
    matstadt wieder vereinigt.


    (Beifall im ganzen Hause)

    Vielen ist dafür zu danken, auch dem libyschen Ver-

    mittler, der immer wieder den Weg und die Kontakte zu
    den Entführern fand, aber in diesem Zusammenhang ins-
    besondere auch und für uns natürlich den Beamten und
    der leitenden Ebene des Auswärtigen Amtes. Denn wer
    die lange und zermürbende Geschichte dieser Geiselhaft
    verfolgte, der weiß, dass an manchen Punkten Entschei-
    dungen sehr schnell hätten zu Katastrophen führen kön-
    nen. Dass solche Klippen umschifft wurden, ist auch der
    Besonnenheit der beteiligten Diplomaten zu verdanken.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Und nun zum Streit. Sie wären natürlich eine ganz

    schlechte Opposition, wenn Sie nicht in den Wunden der
    Koalition herumbohren würden. Natürlich – das liegt ja
    auf der Hand – mussten Sie über die Widersprüche in der
    Rüstungsexportpolitik sprechen.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Die ist chaotisch!)


    Nur, die Fronten sind doch ganz klar: Haben wir vonsei-
    ten der CDU – von der CSU muss ich gar nicht sprechen –
    oder zumindest von den Liberalen jemals eine Unterstüt-
    zung unserer Standpunkte gefunden? Nie, hingegen von
    einem großen Teil der SPD sehr wohl. Deshalb bleiben
    wir bei unseren Grundsätzen. Darüber müssen wir nun
    wirklich diskutieren.

    Wir bleiben erstens dabei, dass Rüstung kein beliebi-
    ges Wirtschaftsgut ist, sondern ein sehr spezielles Gut,
    dessen Export häufig in Form von Kriegen und Bürger-
    kriegen in den Empfängerländern auf uns zurückschlägt.
    Zwei Drittel der Rüstungsexporte – sie steigen im Mo-
    ment global wieder – gehen auch heute noch in Länder der
    Dritten Welt.


    (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Aber nicht von uns!)


    Bekennen Sie sich zu dem Spruch Ihrer Partei und Ihres
    Altbundeskanzlers: „Frieden schaffen mit immer weniger
    Waffen!“ Arbeiten Sie mit uns zusammen an einer klaren
    Restriktion des Rüstungsexports! Dann können wir über
    diesen Punkt wieder reden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Sagen Sie mal etwas zu der Munitionsfabrik!)





    Peter Hintze
    11124


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Zweiter Punkt. Es ist doch ganz klar, dass bei Rüs-
    tungsproduktion das ökonomische Gesetz der Preisverbil-
    ligung durch große Serien nicht gelten kann, dass bei res-
    triktiver Rüstungsexportpolitik Rüstung auch teurer sein
    kann, als sie bei ungehindertem Export wäre.

    Drittens. Wir haben in der Koalition Rüstungsexport-
    richtlinien vereinbaren können, über deren Einhaltung wir
    immer wachen werden. Dann haben wir eben die Kon-
    flikte, an denen Sie sich weiden. Aber das Problem ist für
    uns ein noch größeres als das Abschalten der Atomkraft-
    werke. Auch das müssen Sie sehen. Wenn Sie an der Jahr-
    hundertarbeit der globalen Reduzierung und letztlich des
    Verbots von Rüstungsexporten mitarbeiten, dann sollten
    Sie hier nicht so eine alberne Tanzerei machen.

    Vor allem aber sollten Sie bei meinem vierten Punkt
    helfen. Wir brauchen hier im Parlament mehr Transparenz
    auf diesem Gebiet.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Genau! Schriftlich, wohin jede Kugel fliegt!)


    Mein letzter Punkt. Wir werden uns von den Rüstungs-
    exportfans in Ihren Reihen nie das Stöckchen hinhalten
    lassen, wann die Frage einer Koalitionskrise oder gar ei-
    nes Koalitionsbruchs ansteht. Das bestimmen immer noch
    wir. Einmal stand sie an, und wir sind sehr froh, dass wir
    dieses Problem gelöst haben.


    (Beifall der Abg. Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Sie sagen jetzt, Gewehre seien doch noch gefährlicher als
    Panzer. Ja, aber nicht jede Frage wird gleich eine Koaliti-
    onsfrage. Das wissen Sie ganz genau.

    Lieber Herr Lamers, jetzt komme ich auf ein anderes
    Ihrer Lieblingsthemen. Jetzt komme ich auf Österreich.
    Ich höre immer von Sanktionen. Ich habe auch gehört, es
    sei ausgegrenzt worden. Aber was ist denn verabredet
    worden? Von den Regierungen der beteiligten Mitglieds-
    länder ist ein Verhaltenskodex verabredet worden, nicht
    Sanktionen im normalen Sinne dieses Wortes. Wer den
    Bericht der Drei Weisen liest – ich habe den Eindruck, Sie
    haben ihn überhaupt nicht gelesen –,


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Doch! Doch!)


    der findet hinreichend Anlass zu sagen: Dieser Krach war
    nötig. Wenn erstmalig eine klar fremdenfeindliche Partei
    in eine Koalitionsregierung eintritt, dann bedarf das aller-
    dings einer Reaktion.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    In Ergänzung des Kollegen Erler lese auch ich etwas
    vor. Was fordern die Drei Weisen? Wir fordern die Ent-
    wicklung eines „Präventiv- und Überwachungsverfahrens
    ... innerhalb der EU“, um auf Entwicklungen innerhalb
    von EU-Mitgliedstaaten angemessen reagieren zu kön-
    nen. – Hier wird gesagt: Natürlich muss auf solche Sachen
    reagiert werden. Wir stellen jetzt fest, dass bei diesem ers-
    ten Mal eine Exit-Strategie fehlte.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das lässt ja Böses ahnen!)


    Deshalb ist der Bericht der Drei Weisen ein sehr nützli-
    ches Instrument. Die beteiligten Regierungen, denke ich,
    haben einen sehr nützlichen Konflikt geführt.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Jetzt halten Ihnen die Weisen ein Silbertablett hin, damit Sie herauskommen, und Sie gehen wieder rein!)


    – Wer geht denn hier rein?
    Noch eine Bemerkung zum Thema Volksabstim-

    mung. Herr Hintze, Sie waren mit Ihren Worten gar nicht
    so weit von mir entfernt. Aber so allgemein geht es nicht.
    Deshalb noch einmal: Volksabstimmungen – das vertreten
    wir – sind in Fragen des „national destiny“, in Fragen des
    Schicksals der Nation abzuhalten. Volksabstimmungen
    über andere Länder, über Nachbarn sind reine Arroganz.
    Das war der Fehler dieser Äußerung. Ihn hat Herr
    Verheugen selber eingesehen. Er hat die berühmte Äuße-
    rung gemacht, dass ihm jedes Jahr einmal ein Flop pas-
    siert. Gut, damit ist dieses Thema erledigt.

    Jetzt kommen wir zu den Verhandlungen über den
    Haushalt. Dabei sage ich in Richtung von Herrn Hoyer
    und Herrn Lamers: Ich habe mir einmal die Aufstellung
    geben lassen. Es geht um den Anteil des Einzelplans 05
    am Gesamthaushalt. Ich kann Ihnen sagen, dass der An-
    teil seit 1980 von damals 0,93, glaube ich, auf etwa
    0,7 Prozent gesunken ist. Herr Hoyer, Sie waren doch da-
    mals selber in der Exekutive. Ich bilde mir ein, ich hätte
    im Ausschuss immer angeboten, dass wir die Interessen
    des Auswärtigen Amtes gemeinsam vertreten. Diese billi-
    gen Sachen habe ich mir nicht geleistet.

    Was ist passiert? Nach 16 Jahren, in der Ihre Fraktio-
    nen ihre Regierung nie verteidigt haben, wenn der Haus-
    halt des Einzelplans 05 als Sparbüchse benutzt wurde,
    kommen Sie jetzt und verlangen in dem ersten Jahr, in
    dem eine Konsolidierungspolitik dringend nötig ist und
    gemacht werden muss und bei der der Vizekanzler weiß,
    dass er solidarisch mitmachen muss, er solle seinen Be-
    reich nicht im Stich lassen. Nein, der richtige Kampf be-
    ginnt erst jetzt.

    Ich bedanke mich für Herrn Lamers und Herrn Hoyers
    Anmerkung, dass wir da zusammenarbeiten können.
    Okay, das Angebot habe ich umgekehrt auch immer ge-
    macht. Jetzt werden wir das Auswärtige Amt stärken.

    Damit Sie sehen, dass wir das durchaus anders sehen
    können, dass wir auch als Regierungspartei durchaus et-
    was zu bemängeln haben, hatte ich mir einige Sachen no-
    tiert, die Herr Erler vorweggenommen hat. Ich sage noch
    einmal: Es ist natürlich eine sehr fiskalische und von
    Außenpolitikern überhaupt nicht zu billigende Sache,
    wenn im Zusammenhang mit der generellen Zusage zum
    Stabilitätspakt jetzt wieder etwas in die Länge gezogen
    wird und auch ein bisschen fehlt. Das können wir uns
    nicht bieten lassen. Darin sind wir uns, glaube ich, völlig
    einig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich sage noch eines: Die Kosten des Stabilitätspakts,
    für vier Jahre finanziert durch eine Finanzierungszusage,




    Dr. Helmut Lippelt

    11125


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    sind geringer, als die EXPO in einem halben Jahr im Mo-
    ment an Defiziten produziert. Das ist sehr viel weniger.
    Wir hätten ganz nebenbei für den Stabilitätspakt noch
    mehr Geld übrig, wenn wir das hätten.

    Beim zweiten Punkt ist es genau dasselbe. Es ist natür-
    lich völliger Unsinn, wenn das Finanzministerium, nach-
    dem wir die Mittel für Frieden schaffende Konfliktbe-
    wältigung durch ein parlamentarisches Verfahren um
    20 Millionen DM aufgestockt haben, jetzt kommt und
    sagt: Wir gehen von unserem Entwurf für 2000 aus und
    erklären die damalige Aufstockung zu einer einmaligen
    Sache. Nein, das war nicht einmalig. Hier wird eines der
    wichtigsten Instrumente zukünftiger Außenpolitik aufge-
    baut. Deshalb erwarte ich dringend vom Finanzministe-
    rium, dass diese Mittel verstetigt werden und wir beim
    nächsten Mal nicht wieder ein parlamentarisches Verfah-
    ren anwenden müssen, sondern dass es vom Fi-
    nanzministerium selbst kommt.

    Die Klingel hat geläutet. Herr Präsident, Sie haben
    Recht.