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ID1410502400

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    Gedenkworte für die Opfer der Brand- und Ex- plosionskatastrophe in Enschede . . . . . . . . . . 9761 A Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Konrad Kunick . . . . . . . . 9761 B Wahl der AbgeordnetenAnita Schäfer als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9761 B Bestimmung der Abgeordneten Eckart von Klaeden und Günter Nooke als ordentliche Mitglieder sowieGerda Hasselfeldt,Dr. Maria Böhmer und Peter Rauen als stellvertretende Mitglieder im Vermittlungsausschuss . . . . . . . 9761 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 9761 D Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . 9762 B Absetzung des Tagesordnungspunktes 16 . . . 9762 C Absetzung des Zusatztagesordnungspunktes 3 9836 A Tagesordnungspunkt 3: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Senkung der Steuersätze und zur Reform der Unternehmensbe- steuerung (Steuersenkungsgesetz) (Drucksachen 14/2683, 14/3366, 14/3367) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9762 C – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Senkung der Steuer- sätze und zur Reform der Unternehmens- besteuerung (Steuersenkungsgesetz) (Drucksachen 14/3074, 14/3366, 14/3367) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9762 D – Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset- zung einer Steuerreform für Wachs- tum und Beschäftigung (Drucksachen 14/2903, 14/3366, 14/3367) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9762 D b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – zu dem Antrag der Fraktion CDU/CSU: Eine Steuerreform für mehr Wachs- tum und Beschäftigung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Hildebrecht Braun (Augsburg), weiterer Abgeord- neter und der Fraktion F.D.P.: Unter- nehmensteuerreform – Liberale Po- sitionen gegen die Steuervorschläge der Koalition – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Rolf Kutzmutz, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion PDS: Besteuerung der Unternehmen nach deren Leistungsfähigkeit – zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Dritter Bericht über die Höhe des Existenzminimums von Kin- dern und Familien für das Jahr 2001 (Drucksachen 14/2688, 14/2706, 14/2912, 14/1926, 14/2607 Nr. 1, 14/2770, 14/3366) . . . . . . . . . . . . . . . . 9763 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9763 B Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 9766 D Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9767 C Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9771 D Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 9772 C Plenarprotokoll 14/105 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 105. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 I n h a l t : Carl-Ludwig Thiele F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 9775 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . 9777 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9778 D Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 9782 A Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 9785 C Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 9789 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9793 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 9796 B Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 9796 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9797 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9798 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 9799 C Klaus Lennartz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9801 A Peter Jacoby, Minister (Saarland) . . . . . . . . . 9802 C Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 9804 B Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 9805 C Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 9807 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 9808 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9809 C Tagesordnungspunkt 4: a) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Agrarbericht 2000, Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung (Drucksache 14/2672) .. . . . . . . . . . . . . 9812 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Forsten aa) zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Agrarbericht 1999, Agrar- und ernährungspoliti- scher Bericht der Bundesregie- rung – zu dem Entschließungsantrag der Fraktion CDU/CSU – zu dem Entschließungsantragder Abgeordneten Kersten Naumann und der Fraktion PDS – zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Ulrich Heinrich, Hildebrecht Braun (Augsburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. – zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Matthias Weisheit, Bernhard Brinkmann (Hildesheim), weiterer Abge- ordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Ulrike Höfken, Steffi Lemke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Agrarbericht 1999, Agrar- und ernährungs- politischer Bericht der Bun- desregierung bb)zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Agrarbericht 1998, Agrar- und ernährungspolitischer Bericht der Bundesregierung (Drucksachen 14/347, 14/348 (Ma- terialband), 14/1155, 14/1156, 14/1157, 14/1158, 13/9823, 13/9824 (Materialband), 14/272 Nr. 100, 14/2198) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9812 B Karl-Heinz Funke, Bundesminister BML . . . 9812 C Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . 9814 A Heinrich-Wilhelm Ronsöhr CDU/CSU . . . . . 9815 A Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9817 B Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9820 C Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9822 C Jella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9824 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 9825 D Holger Ortel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9827 C Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9829 B Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9831 C Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 9832 B Siegfried Hornung CDU/CSU . . . . . . . . . . 9833 C Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9834 B Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9835 A Tagesordnungspunkt 20: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Aufenthaltsgesetzes/EWG (Drucksache 14/3274) . . . . . . . . . . . . . 9836 A b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 14. Dezember 1998 zurÄnderung des am 3. Dezember 1980 in Bonn unter- zeichneten Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000II zur Vermeidung der Doppelbesteue- rung auf dem Gebiet der Nachlass-, Erbschaft- und Schenkungsteuern (Drucksache 14/3248) . . . . . . . . . . . . . 9836 B c) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Personenbeförde- rungsgesetzes (Drucksache 14/2995) . . . . . . . . . . . . . 9836 B d) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Schorn- steinfegergesetzes und andererschorn- steinfegerrechtlicherVorschriften (Drucksache 14/3333) . . . . . . . . . . . . . 9836 B e) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Rind- fleischetikettierungsgesetzes (Drucksache 14/3369) . . . . . . . . . . . . . 9836 C f) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung produkthaf- tungsrechtlicher Vorschriften (Drucksache 14/3371) . . . . . . . . . . . . . 9836 C g) Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Ruth Fuchs, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion PDS: Verbot derWerbung für den Tabakkonsum (Drucksache 14/3318) . . . . . . . . . . . . . 9836 C h) Bericht des Ausschusses für Bil- dung, Forschung und Technikfolgen- abschätzung gemäß § 56 a der Geschäfts- ordnung: Technikfolgenabschätzung hier: Monitoring „Xenotransplanta- tion“ (Drucksache 14/3144) . . . . . . . . . . . . . 9836 D Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Norbert Geis, Ronald Pofalla, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Entlas- tung der Rechtspflege und des Jugend- gerichtsgesetzes (Drucksache 14/2992) . . . . . . . . . . . . . . . . 9836 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Weitere Überweisungen im vereinfach- ten Verfahren (Ergänzung zu TOP 20) . . . 9836 D a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Alfred Hartenbach, Joachim Stüncker, weiteren Abgeordneten und der Fraktion SPD sowie den Abgeord- neten Volker Beck (Köln), Christian Ströbele, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlängerung der Be- setzungsreduktion bei Strafkam- mern (Drucksache 14/3370) . . . . . . . . . . . . . 9836 D b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Altschuldenhilfe-Gesetzes (Zweites Altschuldenhilfe-Änderungsgesetz) (Drucksache 14/3267) . . . . . . . . . . . . . 9837 A c) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Dr. Karlheinz Guttmacher, Horst Friedrich, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Altschuldenhilfe-Gesetzes (Drucksache 14/3209) . . . . . . . . . . . . . 9837 A d) Antrag der Abgeordneten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Dr. Helmut Haussmann, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion F.D.P.: Für eine China-Resolution der VN-Men- schenrechtskommission (Drucksache 14/2915) . . . . . . . . . . . . . 9837 B Tagesordnungspunkt 21: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu der Vierten Änderung des Übereinkommens über den Internationalen Währungs- fonds (Drucksachen 14/3075, 14/3346) . . . . 9837 B b) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Übereinkommen vom 19. De- zember 1996 über den Beitritt des Königreichs Dänemark, der Repu- blik Finnland und des Königreichs Schweden zum Schengener Durch- führungsübereinkommen und zu dem Übereinkommen vom 18. Mai 1999 über die Assoziierung der Re- publik Island und des Königreichs Norwegen (Drucksachen 14/3247, 14/3389) . . . . 9837 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 III d) Bericht des Ausschusses für Wahlprü- fung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Überprüfungsverfahren des Abgeordneten Dr. Klaus Grehn gemäß § 44 b Abs. 2 des Abgeordne- tengesetzes (Überprüfung auf Tätigkeit oder politische Verantwortung für das Ministerium für Staatssicherheit/Amt für Nationale Sicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik) (Drucksache 14/3145) . . . . . . . . . . . . . 9838 A e) Bericht des Ausschusses für Wahlprü- fung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Überprüfungsverfahren nach § 44 b des Abgeordnetengesetzes (Überprüfung auf Tätigkeit oder politi- sche Verantwortung für das Ministerium für Staatssicherheit/Amt für Nationale Sicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik) (Drucksache 14/3228) . . . . . . . . . . . . . 9838 A f)– m) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses Sammelübersichten 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160 zu Petitionen (Drucksachen 14/3301, 14/3302, 14/3303, 14/3304, 14/3305, 14/3306, 14/3307, 14/33/08) . . . . . . . . . . . . . . . 9838 A Tagesordnungspunkt 13: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Proto- koll vom 9. September 1998 zur Ände- rung des Europäischen Übereinkom- mens vom 5. Mai 1989 über das grenz- überschreitende Fernsehen (Drucksachen 14/2681, 14/3362) . . . . . . . 9838 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Weitere abschließende Beratung ohne Aussprache (Ergänzung zu TOP 21) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Umwelt, Naturschutz und Reak- torsicherheit zu der Verordnung der Bundes- regierung: Verordnung überdie Entsorgung polychlorierter Biphenyle, polychlorierter Terphenyle sowie halogenierter Monome- thyldiphenylmethane und zur Änderung chemikalienrechtlicherVorschriften (Drucksachen 14/3286, 14/3345 Nr. 2.1, 14/3395) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9839 B Tagesordnungspunkt 5: a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Charta der Grundrechte der Europäischen Union (Drucksache 14/3387) . . . . . . . . . . . . . 9839 B b) Antrag der Abgeordneten Peter Hintze, Peter Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Die Rech- te der Bürger stärken – Für eine bür- gernahe Charta derGrundrechte der Europäischen Union (Drucksache 14/3368) . . . . . . . . . . . . . 9839 C c) Antrag der Abgeordneten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Verbindlichkeit der Europäischen Grundrechte-Charta und Beitritt der Europäischen Union zur Europäischen Menschenrechts- konvention (Drucksache 14/3322) . . . . . . . . . . . . . 9839 D Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD . . . . . . . . . . . . . 9839 D Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9842 C Peter Altmaier CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 9843 C Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9845 C Claudia Roth (Augsburg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9846 D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P. . 9848 C Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD . . . . . . . . . . 9850 A Uwe Hiksch PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9851 A Christoph Zöpel, Staatsminister AA . . . . . . . . 9852 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 9854 C Christian Sterzing BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 9856 B Michael Stübgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 9857 D Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ . . 9859 B Tagesordnungspunkt 21 c: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zurÄnderung des Futtermittelgesetzes (Drucksachen 14/2636, 14/3348) . . . . . . . 9860 C Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 9860 C Tagesordnungspunkt 19: Antrag der Abgeordneten Johannes Singhammer, Max Straubinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Kurzfristige Beschäftigungen im Rah- men des 630-DM-Gesetzes entlasten (Drucksache 14/2990) . . . . . . . . . . . . . . . . 9861 A Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . 9861 A Leyla Onur SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9863 A Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9865 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000IV Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 9866 C Dr. Heidi Knake-Werner PDS . . . . . . . . . . . . 9867 D Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherstellung der Rentenauszahlung im Vormonat (Ren- tenauszahlungsgesetz) (Drucksachen 14/3159, 14/3330) . . . . . . . 9868 C Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9868 D Heinz Schemken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 9870 A Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . 9871 A Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9871 C Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . . . . . . . . . . 9872 C Monika Balt PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9873 B Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion F.D.P.: Abschaffung derArznei- und Heilmittelbudgets (Drucksache 14/3299) . . . . . . . . . . . . . . . . 9874 B Dr. Dieter Thomae F.D.P . . . . . . . . . . . . . . . . . 9874 B Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9875 C Dr. Wolf Bauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 9876 D Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 9878 A Andrea Fischer, Bundesministerin BMG . . . . 9879 B Dr. Ruth Fuchs PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9881 A Gudrun Schaich-Walch SPD . . . . . . . . . . . . . 9882 A Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Sondergeneral- versammlung der Vereinten Nationen: Überprüfung der Beschlüsse der Pekin- gerWeltfrauenkonferenz – Peking + 5 (Drucksache 14/3386) . . . . . . . . . . . . . . . . 9883 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Christel Humme, Hildegard Wester, weiterer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeord- neten Irmingard Schewe-Gerigk, Christian Simmert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sondergeneralversammlung derVerein- ten Nationen: Nationale Umsetzung der Beschlüsse der Pekinger Weltfrauen- konferenz (Drucksache 14/3385) . . . . . . . . . . . . . . . . 9883 B Christel Hanewinckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 9883 C Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 9884 C Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9886 B Ina Lenke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9888 B Petra Bläss PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9889 D Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9891 A Ina Lenke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9892 C Erika Reinhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 9893 C Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 9894 D Erika Reinhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 9895 C Brigitte Adler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9895 D Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . . 9897 B Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Rudolf Seiters, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Ausbau und Modernisierung der Trans- rapid-Versuchs-Anlage Emsland und Fortsetzung der Planfeststellungsver- fahren fürdie Magnetschwebebahn-Refe- renzstrecke Hamburg–Berlin (Drucksache 14/3183) . . . . . . . . . . . . . . . . 9898 D Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . 9898 D Kurt Bodewig, Parl. Staatssekretär BMVBW 9900 B Hans-Michael Goldmann F.D.P. . . . . . . . . . . . 9902 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9903 B Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9904 D Dr. Hermann Kues CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 9905 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . 9906 A Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 9907 A Tagesordnungspunkt 11: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Angelegenheiten der neu- en Länder zu dem Antrag der Abgeord- neten Dr. Evelyn Kenzler, Kersten Naumann, Dr. Gregor Gysi und der Frakti- on PDS: Vererblichkeit von Bodenreform- eigentum (Drucksachen 14/1063, 14/2405) . . . . . . . 9908 A Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9908 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 V Tagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Gerhard Jüttemann, Monika Balt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS: Gleichstellung dervon Struk- turkrisen betroffenen Bergleute in Ost und West (Drucksache 14/2385) . . . . . . . . . . . . . . . . 9909 B Gerhard Jüttemann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 9909 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9910 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 9911 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus Barthel (Starnberg), Friedhelm Julius Beucher, Hans Büttner (Ingolstadt), Peter Dreßen, Harald Friese, Konrad Gilges, Angelika Graf (Rosenheim), Horst Kubatschka, Helga Kühn-Mengel, Christine Lambrecht, Christa Lörcher, Götz-Peter Lohmann (Neu- brandenburg), Heide Mattischeck, Andrea Nahles, Bernd Reuter, Dr. Edelbert Richter, René Röspel, Gudrun Roos, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Thomas Sauer, Dr. Hermann Scheer, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ewald Schurer, Dr. R. Werner Schuster, Erika Simm, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Jella Teuchner, Franz Thönnes, Adelheid Tröscher und Waltraud Wolff (Zielitz) (alle SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den Entwurf ei- nes Gesetzes zur Senkung der Steuersätze und zur Reform der Unternehmensbesteuerung (Steuersenkungsgesetz) (Tagesordnungs- punkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9911 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Detlef von Larcher (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Senkung der Steuersätze und zur Reform der Unternehmensbesteuerung (Steuersenkungs- gesetz) (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . 9912 B Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Rössel (PDS) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Senkung der Steuersätze und zur Reform der Unternehmensbesteuerung (Steuersenkungs- gesetz) (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . 9913 B Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Vererblichkeit von Bodenreformei gentum (Tagesordnungspunkt 11) . . . . . . . . . . 9913 D Rainer Fornahl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9913 D Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 9915 C Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 9916 B Rainer Funke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9916 D Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Gleichstellung der von Strukturkri- sen betroffenen Bergleute in Ost und West (Tagesordnungspunkt 12) . . . . . . . . . . . . . . . . 9917 B Werner Labsch SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9917 B Ulrich Klinkert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 9918 A Werner Schulz (Leipzig) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9918 A Walter Hirche F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9919 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000VI Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 Gerhard Jüttemann 9910 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 9911 (C) (D) Beer, Angelika BÜNDNIS 90/ 18.05.2000 DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 18.05.2000** Borchert, Jochen CDU/CSU 18.05.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 18.05.2000** Klaus Bulmahn, Edelgard SPD 18.05.2000 Dreßler, Rudolf SPD 18.05.2000 Dr. Dückert, Thea BÜNDNIS 90/ 18.05.2000 DIE GRÜNEN Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 18.05.2000 Joseph DIE GRÜNEN Gebhardt, Fred PDS 18.05.2000 Großmann, Achim SPD 18.05.2000 Haack (Extertal), Karl SPD 18.05.2000* Hermann Dr. Hornhues, CDU/CSU 18.05.2000 Karl-Heinz Imhof, Barbara SPD 18.05.2000 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 18.05.2000 Dr. Köster-Loßack, BÜNDNIS 90/ 18.05.2000 Angelika DIE GRÜNEN Dr. Lamers CDU/CSU 18.05.2000*** (Heidelberg), Karl A. Lamp, Helmut CDU/CSU 18.05.2000 Maaß (Herne), Dieter SPD 18.05.2000 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 18.05.2000 Müller (Berlin), PDS 18.05.2000 Manfred Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ 18.05.2000 DIE GRÜNEN Reiche, Katherina CDU/CSU 18.05.2000 Rühe, Volker CDU/CSU 18.05.2000 Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 18.05.2000 Scheffler, Siegfried SPD 18.05.2000 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 18.05.2000 Hans Peter Steen, Antje-Marie SPD 18.05.2000 Wiesehügel, Klaus SPD 18.05.2000 Zierer, Benno CDU/CSU 18.05.2000** * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm-lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordantlantischen Versammlung Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Klaus Barthel (Starnberg), Friedhelm Julius Beucher, Hans Büttner (Ingolstadt), Peter Dreßen, Harald Friese, Konrad Gilges, Angelika Graf (Rosenheim), Horst Kubatschka, Helga Kühn-Mengel, Christine Lambrecht, Christa Lörcher, Götz- Peter Lohmann (Neubrandenburg), Heide Mattischeck, Andrea Maria Nahles, Bernd Reuter, Dr. Edelbert Richter, René Röspel, Gudrun Roos, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Thomas Sauer, Dr. Hermann Scheer, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ewald Schurer, Dr. R. Werner Schuster, Erika Simm, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Jella Teuchner, Franz Thönnes, Adelheid Tröscher, Dr. Wolfgang Wodarg und Waltraud Wolff (Zielitz) (alle SPD) zur nament- lichen Abstimmung über den Entwurf eines Ge- setzes zur Senkung der Steuersätze und zur Re- form der Unternehmensbesteuerung (Steuersen- kungsgesetz – StSenkG) (Tagesordnungspunkt 3 a) zum Abstimmungsverhalten über das Steuersenkungsgesetz (Bundestagsdrucksachen 14/2683 und 14/3366) Das Steuersenkungsgesetz enthält eine Reihe von Ein- zelregelungen zur Reform des Einkommensteuertarifs und der Reform der Unternehmensbesteuerung. Bei der Reform des Einkommensteuertarifs begrüßen und unter- stützen wir insbesondere die Absenkung des Eingangs- steuersatzes und die Erhöhung des Grundfreibetrages, weil diese Maßnahmen breiten Steuerzahlerschichten zu- gute kommen und dies die Nachfrage stärkt; bei der Un- ternehmensteuerreform begrüßen wir besonders, dass künftig Gewinnausschüttungen aus den Unternehmen nicht mehr steuerlich besser gestellt sind als der Verbleib des Gewinns im Unternehmen zur Reinvestition. entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (A) (B) Anlagen zum Stenographischen Bericht Wir sind jedoch gegen die vorgesehene vollkommene Steuerbefreiung von Gewinnen aus der Veräußerung von Anteilen an inländischen Kapitalgesellschaften durch Ka- pitalgesellschaften. Dies soll nach den vorgelegten Be- rechnungen zu Steuermindereinnahmen – im Entste- hungsjahr – von 4,2 Milliarden DM führen, die hauptsächlich bei einigen wenigen Unternehmen mit ho- hen Beteiligungsvermögen, Banken und Versicherungen, anfallen, die sowieso eine besonders günstige Ertragslage haben. Wir sind der Meinung, dass von der Steuerbefrei- ung entweder ganz abgesehen werden sollte oder aber zu- mindest eine ermäßigte Besteuerung erfolgen sollte. Die beabsichtigte Neuregelung des § 8 b KStG begüns- tigt ohnehin sich vollziehende Umstrukturierungspro- zesse in der deutschen Wirtschaft. Soweit dadurch Macht- konzentrationen abgebaut werden, ist dies zu begrüßen. Dass im Zuge dieser Umstrukturierung neue Arbeits- plätze entstehen, ist jedoch eine nicht zu belegende Hoff- nung. Zudem ist zu befürchten, dass dadurch zusätzliche wirtschaftliche Konzentrationsprozesse ausgelöst wer- den. Mit der steuerlichen Entlastung der Veräußerungsge- winne gewinnen in diesem Umstrukturierungsprozess kurzfristige Gewinnmöglichkeiten an Bedeutung. Dies beinhaltet die Gefahr, dass Unternehmen nicht aus lang- fristigen Erwägungen übernommen werden, sondern nur um sie möglichst gewinnbringend wieder verkaufen zu können. Erfahrungsgemäß werden dabei weniger renta- ble Unternehmenszweige geschlossen oder radikal ver- kleinert, also Arbeitsplätze vernichtet. Auch vor dem Hin- tergrund dieser Gefahr hätte auf die Steuerfreiheit der Ver- äußerungsgewinne verzichtet werden sollen. Zudem entsteht der Eindruck, die Koalition nehme von dem mit dem Steuerentlastungsgesetz eingeschlagenen verteilungspolitischen Kurs Abstand und relativiere mit- hin zugunsten wirtschaftspolitischer Überlegungen die Bedeutung des Ziels der Steuergerechtigkeit. Die durch einen Verzicht auf die Steuerbefreiung ent- stehenden zusätzlichen Einnahmen sollten entweder für soziale, ökologische und humanitäre Zwecke oder für die Schuldentilgung verwendet werden. Trotz der im genannten Punkt anderen Auffassung wer- den wir dem Steuersenkungsgesetz wegen der insgesamt positiven Regelungen und Wirkungen zustimmen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Detlef von Larcher (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf ei- nes Gesetzes zur Senkung der Steuersätze und zur Reform der Unternehmensbesteuerung (Steuersenkungsgesetz StSenkG) (Tagesord- nungspunkt 3 a) Mit der Verabschiedung des Steuersenkungsgesetzes setzen Bundesregierung und Koalitionsfraktionen eine längst überfällige Strukturreform bei der Unternehmens- besteuerung durch. Es geht auf Grundsätze zurück, die die SPD-Fraktion schon in der 13. Legislaturperiode ent- wickelt hat, gegen die seinerzeitige Mehrheit des Hauses aber nicht durchsetzen konnte. Hervorzuheben sind ins- besondere die Herstellung einer weitgehenden Rechts- formneutralität bei der Unternehmensbesteuerung sowie die Stärkung der Investitionskraft der Unternehmen durch die steuerliche Entlastung thesaurierter Gewinne. Darü- ber hinaus wird mit der Fortführung der Tarifsenkungen die Kaufkraft der Arbeitnehmer weiter gestärkt und somit ein Beitrag zur binnenwirtschaftlichen Stärkung der Kon- junktur geleistet. Ich stimme wegen dieser vielen großen steuerpoliti- schen Fortschritte demGesetzentwurf zu, auch wenn er in einemwichtigen Punkt hinter das Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 zurückfällt. Mit der Neufassung des § 8 b des Körperschaftsteuergesetzes werden Gewinne, die eine Kapitalgesellschaft bei der Veräußerung von Anteilen an einer anderen Kapitalgesellschaft erzielt, steuerfrei ge- stellt. Hierfür sprechen anerkennenswerte steuersystema- tische Überlegungen, die ohne diese Regelung eine Dop- pelbesteuerung von Gewinnen befürchten. Der Gewinn aus dem Verkauf von Anteilen entspricht danach einer To- talausschüttung der Gewinne des Unternehmens und da- mit einer Ausschüttung bereits erzielter und daher ver- steuerter oder später zu erzielender und dann zu versteu- ernder Gewinne. Eine eingehendere Analyse des Verhältnisses zwischen der Börsenkapitalisierung von Aktiengesellschaften ei- nerseits und dem in deren Bilanzen ausgewiesenen Ei- genkapital andererseits zeigt, dass zwischen beiden allen- falls ein lockerer Zusammenhang besteht. Die rechtliche Fiktion von der Totalausschüttung entpuppt sich als Illu- sion. Die Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne nach § 8 b KStG ist somit ein großzügiges Steuergeschenk vor allem an große Kapitalgesellschaften mit einem umfangreichen Anteilsbesitz. Dies belegen auch die enormen Kurssteige- rungen wichtiger Finanzdienstleistungsunternehmen um bis zu 25 Prozent unmittelbar nach Bekanntwerden des Gesetzentwurfs. Die Allianz und die Deutsche Bank er- lebten innerhalb weniger Tage einen Anstieg ihrer Bör- senkapitalisierung um fast 50 Milliarden DM. Die dadurch den öffentlichen Haushalten entgehenden Einnahmen können nur grob geschätzt werden; die im Ge- setzentwurf ausgewiesenen Mindereinnahmen von 4 Mil- liarden DM im Jahr müssen aber als für die öffentlichen Haushalte überaus optimistische Prognose qualifiziert werden. Mit dem Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 hat- ten Bundesregierung und Koalition entsprechend ihrer Analyse, dass das deutsche Steuerrecht große und kapi- talstarke Unternehmen besonders glimpflich behandelte, deutliche Mehrbelastungen für Großunternehmen durch- gesetzt und auch öffentlich deutlich gemacht, dass dies zur Herstellung von mehr Steuergerechtigkeit notwendig war. Mit der Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne wird diese Mehrbelastung wieder an die Großunternehmen zurückgegeben. Die Annahme, diese würden ihre Ver- äußerungsgewinne für Investitionen in neue Arbeitsplätze Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 9912 (C) (D) (A) (B) verwenden, ist mehr als waghalsig. Es gibt daher keine stichhaltige sachliche Begründung für diese Regelung. Zudem entsteht der Eindruck, die Koalition nehme von dem mit dem Steuerentlastungsgesetz eingeschlagenen verteilungspolitischen Kurs Abstand und relativiere mit- hin zugunsten wirtschaftspolitischer Überlegungen die Bedeutung des Ziels der Steuergerechtigkeit. Darüber hinaus begünstigt die Neuregelung des § 8 b KStG ohnehin sich vollziehende Umstrukturierungspro- zesse in der deutschen Wirtschaft. Soweit dadurch Macht- konzentrationen abgebaut werden, ist dies zu begrüßen. Dass im Zuge dieser Umstrukturierungen neue Arbeits- plätze entstehen, ist jedoch eine nicht zu belegende Hoff- nung. Zudem spricht nichts für die Annahme, dass nicht gleichzeitig neue Konzentrationsprozesse stattfinden, dass also am Ende dieses Prozesses eine weniger starke Machtkonzentration steht. Mit der steuerlichen Entlastung der Veräußerungsge- winne gewinnen in diesem Umstrukturierungsprozess kurzfristige Gewinnmöglichkeiten an Bedeutung. Dies beinhaltet die Gefahr, dass Unternehmen nicht aus lang- fristigen Erwägungen übernommen werden, sondern nur, um sie möglichst gewinnbringend wieder verkaufen zu können. Erfahrungsgemäß werden dabei weniger rentable Unternehmenszweige geschlossen oder radikal verklei- nert, also Arbeitsplätze vernichtet. Auch vor dem Hinter- grund dieser Gefahr hätte auf die Steuerfreiheit der Ver- äußerungsgewinne verzichtet werden sollen. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Rössel (PDS) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Senkung der Steuersätze und zur Reform der Unternehmensbesteuerung (Steuersenkungsgesetz – StSenkG) (Tagesord- nungspunkt 3 a) Ich lehne den Gesetzentwurf der Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen zur Senkung der Steuersätze und zur Reform der Unternehmensbesteuerung – Drucksache 14/2683 – ab. Ich lehne ihn nicht nur deshalb ab, da er wegen der Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne aus Beteiligun- gen an inländischen Kapitalgesellschaften vor allem bör- sennotierte Unternehmen im Vergleich zu mittelständi- schen Betrieben sowie dem Handwerk deutlich bevorteilt. Ohnehin gibt es, außer in den Niederlanden, ansonsten nirgendwo auf der Welt eine Steuerfreiheit für Veräuße- rungsgewinne aus Anteilen der Kapitalgesellschaften an Kapitalgesellschaften. Ich lehne den Gesetzentwurf aber auch deshalb ab, weil er den Kommunen neue spürbare Belastungen aufbürdet. Die Gewerbesteuerumlage, die Bund und Ländern zu- fließt, soll deutlich, wenn auch etwas moderater, als ur- sprünglich vorgesehen, angehoben werden. Ihre finanzi- ellen Auswirkungen betragen nunmehr für die Städte und Gemeinden im Jahr 2001 1,4 Milliarden DM und sollen bis zum Jahr 2004 auf 5,1 Milliarden DM anwachsen. Die Gewerbesteuer verliert damit immer mehr den Charakter einer Kommunalsteuer und entwickelt sich sukzessive zu einer Gemeinschaftssteuer. Gegenüber dem ursprüngli- chen Finanztableau der Koalition ergeben sich somit für die Städte und Gemeinden wohl etwas geringere Belas- tungen. Im Jahr 2001 sind dies 560 Millionen DM weni- ger und im Jahr 2004 1,74 Milliarden DM weniger. Auf den ersten Blick liest sich das wie ein Einlenken der Bundesregierung. Von der kommunalen Gewerbe- steuer wird weniger abgeschöpft, ergo haben die Städte und Gemeinden Mehreinnahmen. Wenn da nicht ein bö- ser Haken wäre: Die Bundesregierung will die Steuerbe- freiung von Gewinnen aus der Veräußerung von Anteilen an inländischen Kapitalgesellschaften durch Kapitalge- sellschaften in die Berechnung einbeziehen. Allein daraus resultieren Gewerbesteuermindereinnahmen der Kom- munen in den Jahren 2001 bis 2004 von über 4,9 Milliar- den DM. Ein zweiter Haken: Spätestens Anfang 2004 – so die Verheißung – soll überprüft werden, ob dieAnhebung der Gewerbesteuerumlage noch gerechtfertigt ist. Ge- schenkt! Eine solche Revisionsklausel ist nach den Er- fahrungen der Kommunen keinen Pfifferling wert. Schon im Gemeindefinanzreformgesetz stand geschrieben, dass 1997 der kommunale Solidarpaktfinanzbeitrag überprüft werde. Obwohl eine Revision dringend geboten wäre, ist bislang nichts passiert. Ein dritter Haken: Anhand veränderter Abschreibungs- bedingungen (AfA) rechnet der Bund den Städten und Gemeinden Steuermehreinnahmen an. Aber diese sind nicht von Dauer! Denn der AfA-Effekt führt zwar zunächst zu höheren, in späteren Jahren aber zu geringe- ren Steuereinnahmen. Allein schon deswegen ist eine An- hebung der Gewerbesteuerumlage auf der Basis der für die Jahre 2001 bis 2004 berechneten AfA-Vorschriften nicht berechtigt. Hinzu kommt, dass die Annahmen für den Anteil der degressiven AfAund die Laufzeiten der ab- zuschreibenden Wirtschaftsgüter nach oben ausgereizt worden sind – ohne jeglichen statistischen Beleg! Das- selbe gilt für die unseriösen Annahmen über das Wachs- tum der Ausrüstungsinvestitionen. Summa summarum: Die Schätzrisiken im Finanzta- bleau sind enorm, die den Kommunen zugeschriebenen Steuereinnahmen nicht anhaltend. Deshalb wird sich die PDS – im Einklang mit den kommunalen Spitzenverbän- den – nicht mit der Erhöhung der Gewerbesteuerumlage abfinden. Auch aus diesen Gründen lehne ich den Gesetzentwurf der Koalition ab. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Vererblichkeit von Bodenreformeigentum (Tagesordungspunkt 11) Rainer Fornahl (SPD):Vor einem Jahr zur ersten Be- ratung des vorliegenden Antrags habe ich Adenauer zi- tiert: „Wir stehen alle unter dem gleichen Himmel, sehen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 9913 (C) (D) (A) (B) aber sehr unterschiedliche Horizonte“. Seit zehn Jahren springt die PDS unter dem Himmel der Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland von scheinbaren oder auch manchmal wirklichen Betroffenen-Horizonten zu anderen. Oft bleibt dabei dann Recht oder Gerechtigkeit auf der Strecke. Auch hier scheint ein Konflikt zwischen Recht und Gerechtigkeit durch und wird von der PDS mit Lust geschürt. Deshalb wird aber die Unterstellung der Enteignung von durch die Rechtslage Betroffenen mit- nichten glaubwürdiger. Soweit zu den Horizonten. Nun aber zur Sache. Eine Klarstellung nochmals vorab: Schon in der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR hat die SPD ohne Wenn und Aber den Bestand der Bodenreform 45/49 garantiert. Dies steht für uns heute und in Zukunft außer Frage. Mit dem hier heute abschließend zu beratenden Antrag der PDS-Fraktion soll der Deutsche Bundestag die Bun- desregierung auffordern, den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Bestimmungen des Art. 233 §§ 11 bis 16 EGBGB über die Abwicklung der Bodenreform vorzule- gen. Die Fraktion der PDS leitet aus „neueren Untersu- chungen der Rechtswissenschaft und Entscheidungen des Bundesgerichtshofes“ die Schlussfolgerung ab, dass der Gesetzgeber des Zweiten Vermögensrechtsänderungsge- setzes hinsichtlich der Vererbbarkeit der Grundstücke von fehlerhaften Grundvoraussetzungen ausgegangen sei. Zu- treffend ist, dass in der juristischen Fachliteratur vor allem aus dem Urteil des BGH vom 17. Dezember 1997 (V ZR 200/97) gesetzgeberischer Korrekturbedarf abgeleitet wurde. Auch im Antrag der PDS-Fraktion wird behauptet, aus dem Urteil gehe hervor, dass Bodenreformland frei vererbbar war, sodass der Auflassungsanspruch des Fis- kus entfallen müsse. Dies trifft jedoch so nicht zu. Unter der Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland seit dem 03. Okober 1990 war eine teilweise Neuordnung der Eigentumsverhältnisse für die Vermögenswerte in der ehemaligen DDR zu gestalten. Dazu gehörte auch das Bo- denreformland. Die Bodenreform war aus der Sicht der damaligen Ent- scheidungsträger bedingt eine politisch-ideologisch ge- wollte Enteignung landwirtschaftlicher Flächen. Diese war die Voraussetzung für die Entstehung bäuerlicher Landwirtschaft. Darüber hinaus sollten aber auch die Ver- triebenen, landarme Bauern und Landarbeiter versorgt werden. Die damals geschaffenen landwirtschaftlichen Strukturen hat es am Ende der DDR in keinster Weise mehr gegeben, weil ein politisch-ideologisch motivierter Nutzungsentzug in Zusammenhang mit der Bildung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften eine andere land- und forstwirtschaftliche Struktur hinterlas- sen hat. Nichtsdestotrotz finden wir heute, nach schmerz- haften Jahren eines dritten Strukturwandels, eine leis- tungsfähige Landwirtschaft in den neuen Ländern, die sich sehen lassen kann und weniger staatliche Zuschüsse braucht als die Landwirtschaft der alten Länder. Dagegen werden keine noch so großen Anzeigenkampagnen und Initiativen von Alteigentümern – aus der Zeit vor der Bo- denreform – je etwas ausrichten. Bodenreformland war in der ehemaligen DDR im ju- ristischen Sinne nicht als Volleigentum eingestuft, son- dern lediglich als „Arbeitseigentum“. Es unterlag damit besonderen gesetzlichen Beschränkungen. Bodenreform- grundstücke wurden mit der Einschränkung zugeteilt, dass sie weder geteilt, ganz oder teilweise verkauft, ver- pachtet oder verpfändet werden durften. Dies ergab sich aus den jeweiligen Besitzwechselverordnungen über Bo- denreformwirtschaften aus den Jahren 1951, 1956, 1975 und 1988. Nach diesen Vorschriften hatten die Räte der Kreise abschließend zu entscheiden, an wen bei Abgabe des Bodenreformeigentums – auch im Erbfall – unter Be- achtung der persönlichen Voraussetzungen eine Neuver- gabe erfolgte oder ob es in den staatlichen Bodenfonds zurückgeführt wurde. Mit dem noch von der realsozialistischen Volkskam- mer zwei Tage vor den nach Jahrzehnten ersten freien Wahlen in der DDR erlassenen Gesetz vom 15. März 1990 – Modrow-Gesetz – wurden alle Verfügungsbe- schränkungen bei Bodenreformgrundstücken aufgeho- ben. Das Gesetz vom 15. März 1990 ist jedoch lückenhaft ausgestaltet worden, weil es keine erbrechtlichen Rege- lungen bzw. Übergangsvorschriften in Erbrechtsfällen enthält. Diese Regelungslücke stellt sich vor allem in den Fällen als besonders problematisch dar, in denen zum Zeitpunkt des Stichtages 15. März 1990 eine nicht mehr lebende Person als Bodenreformberechtigte im Grund- buch eingetragen war, die bei Beachtung der Bodenre- formvorschriften im Grundbuch hätte gelöscht werden müssen. Für diese Fälle hat der Gesetzgeber mit dem Art. 233 §§ 11 bis 16 EGBGB eine Lösung geschaffen, die sich an den früheren Besitzwechselverordnungen, also an früherem DDR-Recht, orientiert. Man nennt dies auch „Nachzeichnungslösung“. Berechtigte an dem Bodenre- formland sind demnach in folgender Reihenfolge: ers- tens diejenige Person, der das Grundstück oder der Grundstücksteil nach den Vorschriften über die Bodenre- form oder dem Besitzwechsel bei Grundstücken aus der Bodenreform förmlich zugewiesen oder übergeben wor- den ist, auch wenn der Besitzwechsel nicht im Grundbuch eingetragen worden ist; zweitens der Erbe des zuletzt im Grundbuch aufgrund einer Entscheidung nach den Vor- schriften über die Bodenreform oder über die Durch- führung des Besitzwechsels eingetragenen Eigentümers, der zuteilungsfähig ist. Zuteilungsfähig ist derjenige, der bei Ablauf des 15. März 1990 in dem Gebiet der ehemali- gen DDR in der Land-, Forst- oder Nahrungsgüterwirt- schaft tätig war oder wer vor Ablauf des 15. März 1990 in dem Gebiet der ehemaligen DDR in der Land-, Forst- oder Nahrungsgüterwirtschaft insgesamt 10 Jahre lang tätig war und im Anschluss an diese Tätigkeit keiner anderen Erwerbstätigkeit nachgegangen ist und einer solchen vo- raussichtlich auf Dauer nicht nachgehen wird; und erst drittens der Fiskus des Landes, in dem das Grundstück liegt. Für diese „Nachzeichnungslösung“ hat sich der Ge- setzgeber deshalb entschieden, weil anders eine gerechte Behandlung aller Beteiligten nicht zu erreichen gewesen wäre. Hätte der Gesetzgeber eine reine Erbschaftslösung geschaffen, dann hätte er in großem Umfang Bürgern Grundeigentum kostenlos übertragen, denen dies sach- lich – nach den Vorschriften der ehemaligen DDR – nicht Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 9914 (C) (D) (A) (B) zustand. Er hätte damit diese Gruppe von Bürgern gegen- über denjenigen bevorzugt, bei denen die Vorschriften über die Behandlung der Bodenreformgrundstücke ord- nungsgemäß angewendet worden waren. Der Hintergrund der immer wieder erhobenen Forde- rung nach Aufhebung oder Revidierung der Regelung zur Abwicklung der Bodenreform ist folgender: Bei Erlass des Art. 233 § 11 bis 16 EGBGB war man davon aus- gegangen, dass der Landesfiskus von seinem Auflas- sungsanspruch nur im Falle größerer Grundstücke Ge- brauch machen würde. Um dem Landesfiskus überhaupt Kenntnis davon zu verschaffen, dass ein Grundstück aus der Bodenreform stammt, erhält der Landesfiskus bis zum 3. Oktober 2000 nach Art. 233 § 13 EGBGB von jedem Grundbuchberichtigungsantrag und jeder bean- tragten Verfügung vom Grundbuchamt eine Nachricht. Zunächst war daher derjenige Erbe vor einem Auflas- sungsanspruch des Landesfiskus relativ „sicher“, der im Grundbuch keine Eintragung veranlasste. Nun also, auf der Suche nach Einnahmequellen und unter Berufung auf ihre Haushaltsgrundsätze sind jedoch die Länder – mit unterschiedlicher Intensität – dazu über- gegangen, nicht auf eine Benachrichtigung durch die Grundbuchämter zu warten, sondern sämtliche Grund- bücher systematisch auf der Suche nach Bodenreform- vermerken zu durchforsten, um anschließend vom Ei- gentümer bzw. dessen Erben die Auflassung zu verlangen. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern wurden große Anstrengungen unternommen, um die fiskalischen An- sprüche zu sichern. Dies ist schon sehr bemerkenswert wegen der PDS-Beteiligung an der dortigen Regierungs- koalition. Mir ist im Übrigen kein Fall bekannt, in dem als Besserberechtigter eine natürliche Person und nicht der Landesfiskus seinen Anspruch gerichtlich durchzusetzen versucht hat. Nicht zuletzt aufgrund dessen sehen sich die Betroffenen häufig als Opfer der Enteignung ihres Grund und Bodens durch die Bundesrepublik. Zusammenfassend ist aus meiner Sicht festzustellen: Der im PDS-Antrag unterstellte Vorwurf der Enteignung einerseits und andererseits der Bereicherung des Fiskus der neuen Länder geht ins Leere. Denn die Feststellung ei- ner Berechtigung auf Zuweisung erfolgt richtigerweise unter analoger Anwendung des DDR-Rechts. Damit steht man übrigens im Einklang mit anderen Bereichen der Ver- mögensneuordnung für das ehemalige Volkseigentum in der DDR. Deshalb ist aus jetziger Sicht eine Initiative des Ge- setzgebers im Sinne des Antragstellers nicht gegeben, wie dies im Übrigen auch das Bundesministerium der Justiz festgestellt hat. Auch der Bundesgerichtshof hält in seinen Urteilen vom 17. Dezember 1998 den Artikel 233 §§ 11 bis 16 EGBGB nach wie vor für verfassungsgemäß, so- dass diese Urteile auf die weitere Abwicklung der Boden- reform keine Auswirkungen haben. Dieser Einsicht ist die Regierung Mecklenburg-Vor- pommerns, der ja die PDS angehört, gefolgt und verzich- tet ausdrücklich auf eine Gesetzesinitiative. Im dortigen Koalitionsvertrag steht zu lesen – ich zitiere aus Kapitel IV Punkt 73 –: „Die Landesregierung wird Handlungs- spielräume im EGBGB nutzen, um in Härtefällen Er- leichterungen zu gewähren. Dazu werden Einzelfallprü- fungen durchgeführt.“ Meine Damen und Herren von der PDS-Fraktion, nehmen Sie sich ein Beispiel an der parti- ell erkennbaren Realitätsbezogenheit Ihrer Mecklenburg- Vorpommerschen Parteigenossen! Unsere Haltung zu Art. 233 §§ 11 bis 16 EGBGB steht auch heute in voller Übereinstimmung mit den Entschei- dungen des Bundesverfassungsgerichtes. Nach meiner Kenntnis ist gegenwärtig am Bundesverfassungsgericht eine Verfassungsbeschwerde gegen die Vorschriften an- hängig, die sich in der Argumentation u. a. ebenfalls auf die BGH-Entscheidung stützt. Das Bundesverfassungsbe- richt hat jedoch die Verfassungsmäßigkeit der Rege- lungen in Art. 233 §§ 11 bis 16 EGBGB bisher durch zwei Nichtannahmebeschlüsse – 1 BvR 1881/95 vom 4. Oktober 1995 und 1 BvR 839/96 vom 17. Juni 1996 – aus- drücklich bestätigt. Abschließend ist zu sagen, dass die hier vorgetragenen Argumente nur die Befolgung der Beschlussempfehlung des federführenden Ausschusses für die Angelegenheiten der neuen Länder und damit die Ablehnung des Antrags zulassen. Dr. Michael Luther (CDU/CSU):Schon in der ersten Lesung am 24. Juni 1999 habe ich sehr ausführlich zum PDS-Antrag über die Vererblichkeit von Bodenreform- land Stellung genommen. Im Ausschuss für die Angele- genheiten der neuen Länder haben wir den Antrag sehr ausführlich diskutiert, jedoch sind keine neuen Argu- mente auf den Tisch gelegt worden, die eine Zustim- mungsfähigkeit für den Antrag hätten erreichen können. Somit stelle ich fest, dass auch eingedenk der sehr um- fangreichen Diskussion in der letzten und vorletzten Le- gislaturperiode und auch vor dem Hintergrund des BGH- Urteils vom 17. Dezember 1998 – V-ZR-200/97 und V-ZR-241/97 – keine neuen Erkenntnisse oder Argu- mente auf dem Tisch liegen, die eine Veränderung des Sta- tus quo erfordern oder ermöglichen. Damit sehen wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion keinen Handlungsbedarf für den Deutschen Bundestag, etwas an der bestehenden Rechtslage zu ändern. Zum Sachverhalt möchte ich noch einmal klärend er- läutern, dass Tatsache ist, dass das Bodenreformeigentum im Zuge der Bodenreform den damaligen ländlichen Be- trieben und den Neubauern als Arbeitseigentum überge- ben worden ist. Das bedeutet auch, dass dieses Arbeitsei- gentum nicht im vollen Maße bzw. uneingeschränkt ver- erbbar war. Die Besitzwechselverordnungen der DDR regelten, dass dann das Bodenreformeigentum an den volkseigenen Bodenfonds zurückfällt, wenn der Erbe nicht in der Landwirtschaft beschäftigt ist. Erst für dieje- nigen, die noch im Frühjahr 1990 Arbeitseigentümer von Bodenreformeigentum waren, wurde beschlossen, dass sie von nun an Volleigentümer sind. Diese Entscheidung, die auf Anregung des runden Tisches entstanden ist, war richtig; das möchte ich ausdrücklich betonen. Allerdings, so scheint mir, hat man sich damals über einige grundsätz- liche Fragen keine Gedanken gemacht. Tatsache ist auch, dass in vielen Grundbüchern noch 1990 schon verstorbene ehemalige Eigentümer von Bo- denreformeigentum standen. Die Verwaltungspraxis der Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 9915 (C) (D) (A) (B) DDR hatte es nicht für nötig erachtet, das Grundbuch zu pflegen und Unrichtigkeiten zu bereinigen. Die Pflege wurde nicht für notwendig erachtet, da dieses Bodenre- formland zwar ursprünglich im Zeitraum 1949 den Bau- ern übertragen worden ist, später diese Bauern jedoch alle in die LPG gezwungen worden sind. Mit dem LPG-Ge- setz der DDR war der Bodeneigentümer nicht mehr über sein Grundstück verfügungsberechtigt. Lediglich die LPG konnte uneingeschränkt verfügen. Somit machte es praktisch wenig Sinn, das Grundbuch nachzuzeichnen, um zum Beispiel den möglichen Erben in das Grundbuch einzutragen, da er doch nicht über seinen Grund und Bo- den hätte verfügen können. Das hätte die Modrow-Volks- kammer wissen müssen, hat es aber offensichtlich geflis- sentlich ignoriert und damit im Nachgang eine erhebliche Unzufriedenheiten provoziert. Folge war dann nach dem Frühjahr 1990, dass viele Bürger meinten, dass sie nun als Erben auch das ehema- lige Bodenreformland des Erblassers als Volleigentum er- ben könnten. Diesen unbefriedigenden Zustand musste der Deutsche Bundestag klären und hat das auch im 2. Vermögensrechtsänderungsgesetz getan. Mit der so ge- nannten Nachzeichnungslösung hat sich der Deutsche Bundestag dazu entschlossen, den Zustand herzustellen, der bei einer ordnungsgemäßen Verwaltung in der DDR unter Anwendung der Besitzwechselverordnung hätte hergestellt werden müssen. Hätte der Bundestag nicht so gehandelt, dann hätte das zum Ergebnis gehabt, dass der- jenige heute zufällig Volleigentümer wäre, der sich in der DDR ruhig verhalten hat, also nicht darauf gedrängt hat, das Erbe insoweit anzutreten, dass das Grundbuch korri- giert worden wäre, was im Falle einer Nichtbeschäftigung des Erben im landwirtschaftlichen Bereich bedeutet hätte, dass das Grundstück an den volkseigenen Bodenfonds zurückgefallen wäre. Derjenige aber, der als Erbe alles ge- ordnet hat, wäre im obigen Fall nicht als Erbe in das Grundbuch eingetragen worden und hätte dann demzu- folge heute keine Chance mehr gehabt, Volleigentümer zu werden. Eine gerechte Lösung als Alternative würde also bedeuten, dass auch alle Altfälle neu auf den Prüfstand müssten, um allen, die einmal Bodenreformbegünstigte waren, heute das ehemalige Arbeitseigentum als Vollei- gentum anzuerkennen. Gemeint sind hier alle Erben von ehemals Bodenreformbegünstigten mit der Folge, dass auch alle abgeschlossenen Erfälle neu aufgerollt werden müssten. Diese Lösung erfordert einen immensen Ver- waltungsaufwand und ist, meine ich, in Vollständigkeit kaum leistbar. Aus diesem Grunde hatte auch der Bun- destag seinerzeit von einer solchen Regelung Abstand ge- nommen. Die PDS erweckt unter Zitierung des BGH-Urteils nunmehr den Eindruck, als wäre durch das BGH-Urteil eine Klärung eines bisher offenen Rechtszustandes her- beigeführt worden. Richtig ist, dass das BGH-Urteil fest- stellt, dass auch die Erben von ehemaligen Eigentümern von Bodenreformland erbberechtigt sind. Das war auch bislang völlig unstrittig. Der BGH sagt aber gleichzeitig, dass nur das vererbbar ist, was als Erbmasse zur Verfü- gung steht. Damit bestätigt der BGH den Gesetzgeber, der mit der sogenannten Nachzeichnungslösung feststellt, dass entsprechend der Besitzwechselverordnung für den Fall, dass der Erbe nicht im Bereich der Landwirtschaft beschäftigt ist, er ehemaliges Bodenreformland nicht er- ben kann. Diese Tatsache ignoriert der PDS-Antrag und versucht bewusst, eine andere Rechtsauslegung zu sugge- rieren. Im Ergebnis der Diskussion auch im Ausschuss zum Antrag der PDS komme ich zu dem Ergebnis, dass kein Handlungsbedarf besteht. Gleichwohl möchte ich an die- ser Stelle nochmals erklären, dass ich verstehe, dass viele Menschen mit dem Ergebnis nicht glücklich sind, weil sie eben 1990 der Meinung waren, dass sie Eigentümer von Grund und Boden geworden sind. Mich hat auch oft geär- gert, in welcher Form mitunter durch den Landesfiskus der fünf neuen Bundesländer diesen Sachverhalten nach- gegangen worden ist. Allerdings glaube ich auch, dass ein Rechnungshof nie hätte etwas anderes verlangen können und die öffentliche Hand dann, wenn sie anders gehandelt hätte, kritisiert worden wäre. In diesem Sinne haben sich die Länder korrekt verhalten. Ich weiß auch, dass man den Erben von solchen Bodenreformbegünstigten entgegen- gekommen ist, um allzu große Härten auszugleichen, um auf die heutige Lebenswirklichkeit, wie zum Beispiel die Nutzung der Fläche zur Erholung oder als Wohngrund- stück, einzugehen. Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Wir ha- ben den Antrag der PDS-Fraktion zum Thema „Vererb- lichkeit von Bodenreformeigentum“, Drucksache 14/1063, bereits vor einem Jahr, am 24. Juni 1999, an die- ser Stelle behandelt. Gegenstand der heutigen Debatte ist die Beschlussempfehlung des Ausschusses für die Ange- legenheiten der neuen Länder vom 16. Dezember 1999 zu dieser Thematik. Die mit dem Zweiten Vermögensrechtsänderungsge- setz 1992 in das EGBGB eingefügten Regelungen des Art. 233 §§ 11 bis 16 waren und sind die notwendige Konse- quenz aus unregelmäßiger Rechtsanwendung in der ehe- maligen DDR. Die Quelle der Ungerechtigkeit müssen Sie dort verorten, werte Kolleginnen und Kollegen von der PDS, und für diesen Zustand tragen Sie ein Stück Mit- verantwortung. Der Bundesgesetzgeber hat sich 1992 aus gutem Grund für die so genannte Nachzeichnungsregelung entschie- den. Nur so konnte eine Gleichbehandlung aller Erben von Bodenreformland erreicht werden. Es ging dabei nicht nur darum, eine formale Rege- lungslücke zu schließen; es ging vielmehr darum, eine Gleichbehandlung zu erreichen, und zwar zwischen den- jenigen Neubauern-Erben, die bereits zu DDR-Zeiten ihr Bodenreformgrundstück verloren hatten, weil die zustän- digen Behörden die Besitzwechselvorschriften konse- quent angewandt haben, und denjenigen Personen, bei de- nen die Behörden aufgrund der praktischen Bedeutungs- losigkeit des Privateigentums an Grund und Boden eine konsequente Löschung im Grundbuch vernachlässigt ha- ben. Rainer Funke (F.D.P.):Wir befassen uns heute einmal wieder mit einem Antrag der PDS, der sich mit dem un- endlichen Thema des Eigentums an Bodenreformgrund- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 9916 (C) (D) (A) (B) stücken beschäftigt. Ich bin sicher, dass dieses Thema und die Problematik uns auch noch in den nächsten Jahren be- schäftigen werden. Es zeigt sich erneut, dass die rechts- staatswidrigen Enteignungen, die zwischen 1945 und 1949, aber auch zuzeiten der DDR stattgefunden haben, aufgrund der ihnen innewohnenden Ungerechtigkeiten den Rechtsstaat vor erhebliche Probleme und Schwierig- keiten stellen. Selbst der Bundesgerichtshof musste in sei- nen Urteilen von Ende 1998 erkennen, mit welcher kom- plexen Materie er es zu tun hat. Was nun von den Antragstellern an Schlüssen aus den Urteilen gezogen wird, ist wieder einmal geprägt von der Tatsache, dass es für die PDS zwar einen deutschen Staat, aber scheinbar immer noch zweierlei Bevölkerungsgrup- pen in diesem Staat gibt. Für mich ist es schon etwas ver- wunderlich, dass die PDS sich erst dann auf den BGH und seine Urteile beruft, wenn diese Urteile ehemalige Bürger der DDR begünstigen. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man schon schmunzeln, dass die PDS sich bei der Frage der Vererbung von Bodenreformeigentum auf den BGH beruft. In umgekehrten Fällen hat sie nämlich stets eine Korrektur der Urteile durch die Gesetzgebung gefor- dert. Besonders interessant ist, wenn die PDS ausführt, dass die §§ 11 bis 16 in Art. 233 EGBGB in unzutreffender Weise von der Nichtvererbbarkeit von Bodenreformei- gentum ausgehen und ein Verstoß gegen die Eigentums- und Erbrechtsgarantie des Art. 14 Grundgesetz vorliege. Sich auf rechtliche Verhältnisse eines Staates zu berufen, dessen Aufgabe es ja gerade war, privates Eigentum im Sinne des Art. 14 so weit wie möglich zu verhindern, ist im Nachhinein eine Verhöhnung all derjenigen, die in rechtsstaatswidriger Weise auf dem Gebiet der DDR und zwischen 1945 und 1949 von den Enteignungen, egal auf welche Weise, betroffen waren. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Gleichstellung der von Strukturkrisen betroffenen Bergleute in Ost und West (Tagesordnungspunkt 12) Werner Labsch (SPD):Mich, einen Vertreter der ost- deutschen Braunkohle, freut natürlich das Interesse der Kollegen der Fraktion der PDS an der Situation der Berg- leute in Ost und West. Bereits mit Ihrer Anfrage vom 2. September vorigen Jahres auf Drucksache 14/155, worin Sie sich nach den unterschiedlichen sozialen Leis- tungen für ost- und westdeutsche Bergleute erkundigten, brachten Sie Ihre ernsthafte Besorgnis deutlich zum Aus- druck. Nun fordern Sie den Deutschen Bundestag mit vor- liegender Drucksache auf, die Bergleute in den neuen Bundesländern in Bezug auf ihre soziale Absicherung den Steinkohlebergleuten bzw. den Bergleuten des Braun- kohletiefbaus gleichzustellen. Auf den ersten Blick mag der Ahnungslose denken, dass hier ein gravierendes sozialrechtliches Problem an- gesprochen wird – aber nur, bis man erkennt – und das muss jeder erkennen! –, dass mit einem Gesetzgebungs- verfahren keinem Betroffenen geholfen wird. Kennen Sie eigentlich die Anzahl der Kumpel, denen mit diesem Ge- setz geholfen werden soll? Es waren einmal an die 200 Kumpel. Wir sprechen hier über 50 bis 60 Bergleute. Je- der Einzelfall ist schlimm und jedem muss geholfen wer- den. Dafür werde auch ich mich einsetzen. Aber reicht das für eine Grundsatzdiskussion oder muss dafür gleich ein Gesetzgebungsverfahren eingeleitet werden, zumal es keine rechtliche Ungleichbehandlung zwischen Kumpel Ost und Kumpel West gibt? Die Braunkohlebergarbeiter in Westdeutschland – Rheinbraun, BKB – haben auch keine staatlichen Rege- lungen. Rechtsverbindliche Sozialmaßnahmen – Sozial- pläne – vereinbaren die Tarifpartner, wie auch Ihnen be- kannt sein sollte. Die Vorruhestandsprogramme werden von den Unternehmen selbst finanziert. Die bisher von den Braunkohleunternehmen Ost angewandten Vorruhe- standsregelungen sichern etwa 80 Prozent der Einkom- men ab. Das gilt auch für den Rentenausgleich ab 60 Jahren. Und noch eins: In der Steinkohle wird ein sol- cher Rentenausgleich nicht gezahlt, sondern Anpassungs- geld. Die Steinkohleunternehmen sind als subventionierte Unternehmen überhaupt nicht in der Lage, Summen im Durchschnitt von 200 000 DM pro Vorruhestandsfall auf- zuwenden. Leistungen des SGB III sind da nicht einbe- rechnet. Die sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen von der PDS fordern Subventionen für Unternehmen, die kapital- stark sind und bisher subventionsfreie Braunkohle geför- dert haben. Möglicherweise würde die von Ihnen aufge- machte Forderung ein EU-Subventionstatbestand, auf je- den Fall ein unzulässiger Beihilfetatbestand sein, der vom europäischen Recht nicht einmal gedeckt ist. Ein starker Tobak! Ich weiß, dass Regelungen für die Steinkohle wei- testgehend in die EGKS-Regelungen eingebettet sind, um deren Fortbestand wir uns weiter kümmern müssen. Richtiger, als über Ihren Antrag zu debattieren, ist nach meiner Auffassung, die ganze politische Kraft dafür ein- zusetzen, dass erstens die VEAG nicht zerschlagen wird, zweitens ein fairer Wettbewerb gestaltet wird, der die be- stehenden Wettbewerbsnachteile Ostdeutschlands gegen- über Westdeutschland, sprich: hohe Abschreibungen und ökologische Lasten aus der Vergangenheit der ehemaligen DDR, ausgleicht und drittens ausreichend Mittel für die Bergbausanierung zur Verfügung gestellt werden. Im Übrigen hatte die Bundesregierung in ihrer Antwort vom 19. Oktober 1999 auf die eingangs erwähnte Anfrage der Kollegen von der PDS eindeutig Stellung bezogen. Zudem befindet sich der Personalabbau endlich in der Endphase. Er ist einerseits strukturell bedingt und andererseits neu hinzugekommen, durch einen liberalisierungsbeding- ten Preisdruck auf den freien Strommarkt. Sie werden einsehen, dass dasAnliegen IhresAntrages nicht die faktischen Verhältnisse vor Ort wiedergibt. Wie ich die Betriebsräte undmeineGewerkschaft, die IGBCE, kenne,werden sie über die klassischen Instrumente desAr- beitsamtes und in enger Zusammenarbeit mit der Knapp- schaft, sprich: medizinische Rente, auch Teillösungen für Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 9917 (C) (D) (A) (B) jeden betroffenen Bergmann finden. Ich schließe dabei nicht aus, dass sie jederzeit einer Generallösung zustim- men würden. Sie können es mir dennoch in aller Sachlichkeit ab- nehmen, dass weder von den Betroffenen noch von ihren Interessenvertretern erwartet wird, dass der Deutsche Bundestag hierzu einen Beschluss herbeiführt. Wenn überhaupt, hätte eine solche von Ihnen geforderte Rege- lung 1990 und den Jahren darauf den Bergleuten und den Unternehmen geholfen, aber nicht mehr zu diesem Zeit- punkt. Die Montanmitbestimmung wirkt auch im Osten. Ostdeutsche Bergarbeiter erhalten die gleichen knapp- schaftlichen Ausgleichsleistungen. Für die Betroffenen circa 50 Bergleute werden Lösungen individuell gefun- den. Es gibt keine sozialpolitische Ungleichbehandlung. Es gibt verschiedene Maßnahmen, den bergbaulichen Umstrukturierungsprozess zu flankieren: alimentierte Ar- beit, Steinkohlefördersubvention West, BK Sanierungs- abkommen Ost. Ich kann Sie nur, werte Kolleginnen und Kollegen von der PDS, auffordern, Ihren Antrag zurückzuziehen. Ulrich Klinkert (CDU/CSU): Der letzte Punkt der Ta- gesordnung ist der Antrag der PDS, in dem diese populis- tisch versucht, sich als Anwalt von vorgeblich Benachtei- ligten zu profilieren. Und wie fast immer bei den Anträ- gen der PDS ist in ihrem Antrag zwar ein Körnchen Wahrheit verborgen, ansonsten verkennt der Antrag aber die Realität. Worum geht es konkret? Es geht um zusätzliche Leis- tungen für die Bergleute, die nach dem 1. Januar 1997 ar- beitslos geworden sind oder es werden, die 25 Jahre unter Tage gearbeitet haben und mindestens das 50. Lebensjahr vollendet haben, die aber jünger als 55 Jahre sind. Diese Kumpel fallen ohne Frage nicht mehr unter das zum 31. Dezember 1996 ausgelaufene Rentenüberleitungsgesetz, welches für die Bergleute in den neuen Ländern den Über- gang bis zum Zeitpunkt des Eintretens der Knappschafts- ausgleichsleistung erleichtert hat. Zum sozialverträglichen Ausscheiden aus dem Er- werbsleben hatte die alte Bundesregierung mit dem Ren- tenüberleitungsgesetz dafür gesorgt, dass die über 50-jährigen Bergleute, die arbeitslos wurden, eine Berg- mannsvollrente und ab dem 55. Lebensjahr einen An- spruch auf Knappschaftsausgleichsleistung erhielten. Dies war auch sinnvoll, denn nach der Wiedervereini- gung musste der Umstrukturierungsprozess in den Berg- bauregionen der neuen Länder, der – wie wir alle wissen – mit einem dramatischen Abbau von Arbeitsplätzen ein- herging, gerade für die älteren Kumpel sozial verträglich abgefedert werden. Ein Ziel, welches wir mit den Rege- lungen des Rentenüberleitungsgesetzes unbestritten auch erreicht haben. Die große Masse der Betroffenen ist in- zwischen entweder in Rente oder wurde umgeschult und ist in anderen Wirtschaftszweigen bzw. Sanierungsbetrie- ben beschäftigt. Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf Druck- sache 14/1821 vom Dezember 1999 hervorgeht, ist bis Ende 2002 nur noch mit 66 arbeitslosen Bergleuten zu rechnen, die zwar 25 Jahre Untertagebeschäftigung errei- chen, jedoch unter 55 Jahre alt sind und damit keinen An- spruch auf Knappschaftsausgleichsleistung haben. Diese Kumpel fallen aber nicht ins Nichts, sondern erhalten bis zum abschlagsfreien Bezug der Altersrente für langjährig unter Tage beschäftigte Bergleute zunächst Arbeitslosen- geld und im Anschluss daran Arbeitslosenhilfe. Hinzu kommt, dass sowohl beim Bezug von Arbeitslosengeld wie auch während des Rentenbezuges ein um ein Drittel höherer Hinzuverdienst als bei den Berufsunfähigkeits- renten der Arbeiter- und Angestelltenversicherung zuläs- sig ist. Es handelt sich demzufolge um einen sehr überschau- baren Kreis von Betroffenen, die darüber hinaus auch nicht aus „dem sozialen Netz fallen“, wie uns die Kolle- gen von der PDS glauben machen wollen. Und es ist auch kein zutreffender Vergleich, wenn die PDS auf die seit 1971 für den Steinkohlebergbau gelten- den APG-Richtlinien verweist; denn während der Um- strukturierungsprozess im Bergbau der neuen Länder im Wesentlichen abgeschlossen ist, ist er im Steinkohleberg- bau im vollen Gange und wird noch mehrere Jahre in An- spruch nehmen. Eine Verlängerung der Regelungen des Rentenüberlei- tungsgesetzes ist daher nicht angezeigt. Zudem darf man nicht vergessen, dass auch andere Wirtschaftszweige – Textilindustrie, Einzelhandel etc. – von den Folgen des Umstrukturierungsprozesses betroffen sind, der aufgrund der Versäumnisse der SED-Planwirtschaft notwendig war und ist. Die Arbeitnehmer dieser Betriebe würden sich zu Recht fragen, warum man ihnen nicht die gleichen Be- dingungen wie den Bergleuten zukommen lässt. Dies könnte Begehrlichkeiten wecken, die fiskalisch nicht zu bedienen sind. Der Antrag der PDS ist auch aus diesen Gründen nicht sachgerecht, sodass meine Fraktion ihn ablehnen wird. Werner Schulz, (Leipzig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Der vorliegende Antrag der PDS ist die Neu- auflage eines Antrages aus der 13. Wahlperiode (Drucksache 13/ 5592). Es soll der Eindruck erweckt wer- den, die PDS würde sich mehr für die ostdeutschen Berg- leute engagieren als andere in diesem Hause. Das war schon 1996 in Bonn nicht richtig und ist es hier in Berlin genauso wenig. Es gibt, auch wenn die PDS erneut versucht, einen an- deren Eindruck zu vermitteln, sehr wohl Knappschafts- ausgleichsleistungen und Anpassungsgeld in den neuen Bundesländern. Die meisten ostdeutschen Bergleute er- füllen sie, mit Ausnahme derjenigen Kali-Bergleute, die vor Vollendung des 50. Lebensjahres aus ihrer knapp- schaftlichen Beschäftigung ausscheiden. Soweit sie ge- sundheitlich nicht rentenrelevant beeinträchtigt sind, sind sie gehalten, sich noch einmal dem Arbeitsmarkt zur Ver- fügung zu stellen und erforderlichenfalls auch einen Be- rufswechsel in Kauf zu nehmen. Wie schon in der vergangenen Wahlperiode will die PDS, dass man die Regelungen des Anpassungsgeldes für Arbeitnehmer des Steinkohlebergbaus auch auf andere Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 9918 (C) (D) (A) (B) Bergbauarten anwendet. Dies ist wenig sachgerecht, weil im Großen und Ganzen durch die unterschiedlichen Sys- teme sichergestellt ist, dass soziale Härten weitgehend vermieden werden. Da auch in anderen Bereichen erheb- liche Strukturanpassungen erfolgen, dürfte eine Auswei- tung der knappschaftlichen Leistungen speziell für ehe- malige Kali-Bergleute in den neuen Ländern den nicht knappschaftlich Versicherten nicht zu vermitteln sein. Wenn sich die PDS mit ihrem Antrag auf das Anpas- sungsgeld für Bergleute des Steinkohlen- und Braunkoh- lentiefbaus beziehen sollte, welches schon vom 50. Le- bensjahr an erbracht werden kann, so liegt sie auch hier daneben. Dabei geht es nämlich nicht um eine Leistung der knappschaftlichen Versicherung, sondern um eine un- ter anderem aus Mitteln der Länder NRWund Saarland fi- nanzierte Maßnahme zur Förderung von Strukturverände- rungen. Vergleichbares gibt es bei den übrigen Bergbau- bereichen, wie zum Beispiel Kali- und Salzbergbau, nicht. Bergleute in diesen Bereichen haben daher auch im Wes- ten keinen Anspruch auf Anpassungsgelder. Der vorliegende Antrag ist überflüssig und reine Op- positionsrhetorik ohne den geringsten Sachverstand. Kol- lege Jüttemann, wenn Sie plötzlich an die Regierung kä- men, dann würde dieses Ansinnen ganz schnell in der Schublade verschwinden, so wie ihre vollmundigen Ankündigungen in Mecklenburg-Vorpommern. Das wis- sen Sie ganz genau. Wenn es Ihnen wirklich ein Anliegen ist, eine Lösung für die Bergleute, von denen Sie hier sprechen, zu finden, dann stellt sich die Frage, wieso Sie sich nicht die Mühe gemacht haben, darzulegen, wie es gehen könnte, wie die Regelung aussehen könnte und welches die Folgen wären. Dann hätten sich die anderen dazu verhalten müssen. Was Sie hier betreiben ist Agitprop, aber keine ernsthafte Op- positionspolitik. Sie meinen es nicht ernst mit den ostdeutschen Berg- leuten. Einen solchen Antrag kann doch jeder schnell hin- schreiben. Und wenn wir Ihnen nicht einfach blind folgen, unterstellen Sie, wir wollten die ostdeutschen Bergleute verraten. Überhaupt nicht! Wenn Sie hier solche Anträge stellen, dann müssen Sie sich etwas mehr Mühe geben, um unter Beweis zu stellen, dass die ostdeutschen Berg- leute Ihnen wirklich etwas wert sind. Walter Hirche (F.D.P.): Die Strukturprobleme des Bergbaus waren und sind für die betroffenen Regionen von zentraler krisenhafter Bedeutung. Die DDR hatte wie in allen Bereichen der Wirtschaft nach Prinzipien Braun- kohle abgebaut, die den Marktbedingungen völlig wider- sprachen. So war die Produktivität im ostdeutschen Braunkohlebergbau weit unter der im rheinischen Revier. Dazu kam, dass zum Beispiel in keiner Weise Vorsorge für die Rekultivierung getroffen worden war. Nach der Wie- dervereinigung mussten für unterlassene Rekultivie- rungsmaßnahmen aus DDR-Zeiten 20 Milliarden DM aufgewendet werden. Große Summen zur sozialen Abfe- derung der ostdeutschen Bergleute sind aufgewendet worden. In den Jahrzehnten vorher ist es in Westdeutschland nach den Regelungen des EGKS-Vertrages zu sozial ab- gesicherten Strukturveränderungen gekommen. Die ost- deutschen Bergleute haben nicht in gleicher Weise von diesen Regelungen profitieren können. Deswegen wur- den andere Ausgleichsregelungen geschaffen. Es hat gleichwohl von vornherein begrenzte Regelungen gege- ben. Diese zeitliche Begrenzung war gewollt. Der Abbau in den Betrieben selbst wurde flankiert durch denAufbau von sehr vielen AB-Maßnahmen in den betroffenen Re- gionen. Härten sind dennoch als Erbe der DDR geblie- ben. Die Begrenzung der Regelungen war absehbar und ge- wollt. Das zuständige Arbeitsministerium – davon geht die F.D.P. aus – war und ist mit den sozialen Problemen bestens vertraut. Die systematischen Unterschiede, die in dem vorliegenden Antrag im Hinblick auf Knappschafts- Ausgleichsleistungen aufgezeigt werden, liegen im Sys- tem der Knappschaft begründet. Die eigentlichen Probleme der Bergbauregionen und damit auch der sozialen Probleme liegen in der Gegen- wart. Sie liegen – bei aller Berechtigung der Frage nach der Gleichstellung der von Strukturkrisen betroffenen Bergleute in Ost und West – in der Frage nach der Zukunft von VEAG, LAUBAG und MIBRAG. Hier ist dem Bun- deswirtschaftsminister der handfeste Vorwurf zu machen, dass durch das Beharren auf einer „Stabilitätslösung“, das heißt einer rein nationalen Lösung, die VEAG in eine Sackgasse geführt worden ist. Brüssel hat inzwischen deutlich gemacht, dass die Öffnung des Marktes auch für den Bereich VEAG ein europäisches Anliegen ist. Wenn Herr Müller frühzeitig auf eine Wettbewerbslösung ge- setzt hätte, wären die Chancen für den Erhalt aller Arbeits- plätze und eine solide Übergangslösung sicher größer als in der Drucksituation, in der jetzt verhandelt werden muss. Wir haben jetzt leider eine Situation, in der jedem of- fenkundig ist, dass es keinen Ausweg mehr zu der Be- teiligung dritter Wettbewerber gibt. Frühzeitig ist das Bundeswirtschaftsministerium von verschiedenen Seiten davor gewarnt worden, die Wettbewerbsorientierung aus- zuschließen. Wir wären heute und insbesondere wären die betroffenen Bergleute und Arbeitnehmer ein Stückchen weiter in der sozialen Absicherung, wenn nicht in dem Be- harren auf nationale Lösungen der Blick vor der Zukunft geschlossen worden wäre. Ich wünschte mir, dass in einer fundamentalen Struk- turdebatte, wie sie den Bergbau Ost betrifft, nicht immer nur der Blick zurück gewendet wird oder der Blick auf die Beharrung dessen, was gerade da ist, sondern endlich wieder Zukunftssicherung in den Blick gerät. Der vorlie- gende Antrag ist leider ausschließlich ein Blick zurück und kein Beitrag zu einer Gesamtlösung für die sozialen Zukunftsfragen der Braunkohleregionen in Ostdeutsch- land. Darüber zu diskutieren ist dringend geboten. Die F.D.P. wird sich dieser Debatte mit den Verantwortlichen vor Ort weiter stellen, damit die Strukturveränderung im Interesse der Menschen eingeleitet wird, statt bloß An- träge an irgendeiner Stelle zu beschließen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Mai 2000 9919 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien-und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Da-
    men und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das
    soll ja die größte Steuerreform der Koalition und der Bun-
    desregierung in der jetzigen Legislaturperiode werden.
    Das nehme ich zumindest an. Insofern ist die heutige De-
    batte wichtig.

    Ich finde erstens, dass die Voraussetzungen der Debatte
    dadurch falsch angelegt sind, weil man sich, bevor man
    über Steuersätze und ein Steuersenkungsgesetz spricht,
    eigentlich über die notwendigen Aufgaben eines Staates
    verständigen müsste, um dann wiederum sagen zu kön-
    nen, welche Mittel der Staat braucht und welche Mittel er
    nicht braucht.


    (Beifall bei der PDS)

    Diese Verständigung hat in diesem Hause eigentlich nie
    stattgefunden.

    Wenn ich dann die Herbstdebatte nehme und sehe, dass
    die Nettolohnanpassung bei Renten, Arbeitslosenhilfe,
    Arbeitslosengeld etc. ausgefallen ist, dann muss sich ein-
    fach die Befürchtung auftun, dass unter Einsparungen in
    diesem Zusammenhang letztlich Sozialabbau verstanden
    wird und das kann keine Richtung sein, die wir legitimie-
    ren.


    (Beifall bei der PDS)





    Dr. Uwe-Jens Rössel
    9778


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Aber es geht ja viel weiter. Was will der Staat künftig
    zur gesetzlichen Rentenversicherung dazuzahlen? Wie
    will er mit Mitteln in die Gesundheitsreform eingreifen?
    Welche Aufgaben hat die Polizei, welche der öffentliche
    Dienst generell? Wann soll es eine Angleichung der
    Löhne und Gehälter Ost und West im öffentlichen Dienst
    geben?

    Alle diese Fragen müsste man eigentlich vorher stel-
    len, damit man weiß, wie viel Geld der Staat braucht, be-
    vor man sich dann über Steuersenkungspläne verständi-
    gen kann. Diese Fragen sind nie erörtert worden und das
    ist – zumindest nach unserer Auffassung – der Grund-
    mangel der Herangehensweise.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich sage Ihnen zweitens, dass dieses Gesetz selbstver-

    ständlich auch Vorteile hat – das werden wir gar nicht be-
    streiten –, die Senkung des Eingangssteuersatzes bei der
    Einkommensteuer, auch die Erhöhung des Existenz-
    minimums.

    Ich darf nur daran erinnern, dass gerade die jetzige Re-
    gierung in ihrer damaligen Rolle als Opposition eine viel
    höhere Anhebung des Existenzminimums gefordert hat,
    als sie jetzt realisiert wird. Jetzt setzen Sie eher auf die
    Entlastung von Veräußerungsgewinnen bei Aktiengesell-
    schaften, anstatt das Geld zu nutzen, um das Existenzmi-
    nimum deutlich stärker zu erhöhen.


    (Beifall bei der PDS)

    Aber immerhin, es wird erhöht. Das findet auch unsere
    Unterstützung.

    Aber es gibt auch schwere Nachteile. Lassen Sie mich
    jetzt zu den Nachteilen kommen, denn schließlich müssen
    Sie Opposition von zwei Seiten erleben, sonst könnten Sie
    ja gar nicht Mitte sein und das wollen Sie ja so gerne.

    Deshalb sage ich Ihnen als Erstes: Wir haben im Mo-
    ment weltweit in der Wirtschaft eine Art Krankheit: die
    Sehnsucht nach Fusionen. Der große Schrei der Kon-
    zerne, Banken und Versicherungen heißt nur noch Kaufen
    und Verkaufen. Man macht eigentlich gar nicht mehr so
    sehr mit Wirtschaft und mit Dienstleistungen Gewinn,
    sondern in erster Linie durch Spekulation, durch Verkäufe
    und Käufe.

    Nun könnte man ja sagen: Na und? Sollen sie doch
    kaufen und verkaufen. Das birgt aber mehrere Probleme.

    Erstes Problem: Wir erleben dadurch eine ungeheure
    Konzentration von Wirtschafts- und Finanzmacht, was im
    Grunde genommen Marktwirtschaft aushebelt. Die F.D.P.
    müsste aufkreischen, denn durch diese Monopolbildung
    gibt es natürlich keinen regulären Wettbewerb mehr.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Das Postmonopol kritisieren wir immer! Wir sind gegen Monopole!)


    Es gibt dadurch auch wirklich eine Machtkonzentration.

    (Beifall bei der PDS)


    Zweites Problem: Jedes Mal ist bisher eine Fusion,
    sind Verkäufe dieser Art mit einem enormen Abbau von
    Arbeitsplätzen verbunden gewesen.

    Allein bei der Fusion der Deutschen und der Dresdner
    Bank sollten 16 000Arbeitsplätze abgebaut werden. Den-
    noch hat die Bundesregierung diese Fusionspläne be-
    grüßt, anstatt sie schwer zu kritisieren, und hinterher hat
    der Kanzler lediglich gesagt, er habe schon besser vorbe-
    reitete Fusionen erlebt. Aber, dass 16 000 Arbeitsplätze
    vielleicht erhalten bleiben – das war für mich das Aus-
    schlaggebende am Scheitern der Fusion –, fand keine po-
    sitive Erwähnung.

    Es geht aber noch weiter. Auch Mitbestimmungsrechte
    werden abgebaut. Die Degussa hat zum Beispiel erlebt,
    dass durch die Fusion Rechte verloren gegangen sind. Ar-
    beitnehmervertreter können bei Käufen, bei Verkäufen,
    bei Fusionen überhaupt nicht mehr mitbestimmen. Dies
    ist ein Recht, das sie früher hatten.

    Wenn ich all diese negativen Seiten nehme, dann frage
    ich mich: Weshalb muss diese Entwicklungen eine Regie-
    rung, die sie nicht verhindern kann – das weiß ich auch –,
    auch noch begünstigen, indem sie die Verkaufserlöse im
    Rahmen von Fusionen von der Steuer freistellt? Das kos-
    tet Milliarden.


    (Beifall bei der PDS)

    Diese Freistellung von der Steuer kostet bis zum Jahre
    2005 17 Milliarden DM, die an anderer Stelle fehlen.

    Jetzt komme ich ins Schleudern. Wir haben eine sozi-
    aldemokratisch geführte Regierung. Ich frage Sie: Wie
    soll ich den Bürgerinnen und Bürgern Folgendes erklä-
    ren? Wenn ein Bäckermeister seine Bäckerei aus ge-
    sundheitlichen Gründen oder Altersgründen verkauft hat,
    dann musste er unter Kanzler Kohl nur die halbe Steuer
    zahlen. Die jetzige Bundesregierung unter Führung der
    SPD sagt: Das ist ungerecht, er muss die volle Steuer zah-
    len. Wenn aber die Deutsche Bank verkauft worden wäre,
    wäre dies unter Kanzler Kohl voll zu versteuern gewesen.
    Die sozialdemokratisch geführte Bundesregierung sagt
    nun, dass sie dafür keinen Pfennig Steuern sehen möchte.
    Das geht einfach nicht in meine Birne rein.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Was soll daran sozialdemokratisch sein? Wie soll ich das
    jemandem erklären? Es fällt mir schwer, dies verständlich
    zu machen. Ich hoffe, Herr Bundesfinanzminister, Sie
    werden das erklären.

    Ich habe gerade von 17 Milliarden DM gesprochen.
    Dabei habe ich mich versprochen. Die Steuerfreistellung
    kostet 14 Milliarden DM. Durch die Senkung der Körper-
    schaftsteuer kommen noch 59Milliarden DM hinzu. Aber
    auch das betrifft in erster Linie Banken, Versicherungen
    und Konzerne und nicht Personengesellschaften. Das wis-
    sen Sie. Hier hilft die Spielkasinovariante – bei der hat
    man ein Optionsmodell; wenn man sich aber einmal ent-
    schieden hat, kommt man nicht wieder zurück – nicht wei-
    ter. Was machen Sie aus einem Unternehmer, der in der
    Wirtschaft tätig sein soll? Soll er zum Steuerspieler und
    -spezialisten werden? Wie soll er auf Jahre entscheiden,




    Dr. Gregor Gysi

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    (C)



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    (B)


    welche Vor- und Nachteile mit den Modellen verbunden
    sind? Das ist abenteuerlich.

    Sehen wir uns doch einmal die Struktur der Personen-
    gesellschaften an. Für 5 Prozent würde sich das Ganze
    vielleicht lohnen, für 95 Prozent würde sich das auf gar
    keinen Fall lohnen. Hier bleibt eine tiefe Gerechtigkeits-
    lücke bestehen. Letztlich kommt heraus, dass Sie durch
    die Senkung der Körperschaftsteuer und durch den Ver-
    zicht auf jede Steuer bei Gewinnen im Hinblick auf die
    Veräußerung von Kapitalanteilseigentum an Kapitalge-
    sellschaften die Großen ganz extrem begünstigen. Es ge-
    schieht nichts Vergleichbares für kleine und mittelständi-
    sche Unternehmen, nichts Vergleichbares für Selbststän-
    dige und Freiberufler und damit nichts Vergleichbares in
    dem Bereich, in dem tatsächlich Arbeitsplätze geschaffen
    werden könnten. Das ist einfach nicht akzeptabel. Das
    stößt auf unsere fundamentale Kritik.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Dazu sage ich auch: Es ist nicht nachvollziehbar. Wir
    haben Ausfälle in Höhe von 74 Milliarden DM. Ich frage
    Sie: Wo ist die Kompensation? Sie haben noch keinen
    Vorschlag gemacht, wie Sie das gegenrechnen. Sie stellen
    eine Rechnung mit einer großen Unbekannten auf. Wel-
    che Einsparungen sind vorgesehen? Es mag ein bisschen
    platt sein, aber hier mache auch ich jetzt eine „Milch-
    jungenrechnung“, Herr Bundesfinanzminister. Wenn Sie
    jetzt 74 Milliarden DM verschenken können, dann kön-
    nen Sie nicht glaubwürdig machen, weshalb Sie im
    Herbst die 10 Milliarden DM für die normale
    Nettolohnanpassung bei Rente, Arbeitslosengeld, Ar-
    beitslosenhilfe und indirekt auch bei der Sozialhilfe nicht
    hatten, die es bis dahin immerhin Jahr für Jahr gegeben
    hat, auch unter der früheren Regierung. Sie haben das aus-
    fallen lassen. Dann hätten Sie nicht 74 Milliarden DM,
    sondern nur 64 Milliarden DM verschenken können und
    schon hätten Sie die 10 Milliarden DM für die normale
    Nettolohnanpassung gehabt.


    (Beifall bei der PDS)

    Das heißt, diese Steuersenkungen haben die Rentne-

    rinnen und Rentner, die Arbeitslosen, die Sozialhilfeemp-
    fängerinnen und Sozialhilfeempfänger zum Teil jetzt
    schon bezahlt. Ich sage: Auf deren Kosten darf ein Staat
    nicht sparen. Das ist unsozial und nicht hinnehmbar.
    Wenn dies Kohl gemacht hätte, hätte ich mich in meinen
    ideologischen Ansichten bestätigt gefühlt und wäre damit
    durch das ganze Land gereist. Da Sie es gemacht haben,
    bringen Sie mich einfach durcheinander. Ich lasse mich
    nicht gerne durcheinander bringen und schon gar nicht in
    diese Richtung.


    (Beifall bei der PDS – Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Auch Ihre Vorstellung zu den einbehaltenen Gewin-
    nen überzeugt mich überhaupt nicht. Ich bin im Unter-
    schied zur F.D.P. der Meinung, dass Steuern Steuern
    heißen, weil man damit steuern kann. Man kann auf be-
    stimmte Verhaltensweisen orientieren oder man kann sie
    delegitimieren, je nachdem, was man politisch will. Inso-
    fern verstehe ich den Grundgedanken. Nur eines verstehe

    ich nicht, Herr Bundesfinanzminister: Wenn Sie einbehal-
    tene Gewinne bei der Besteuerung besser stellen als aus-
    geschüttete, dann müssen Sie natürlich wissen, dass Sie
    damit, was Kleinaktionäre usw. betrifft, Kaufkraft ein-
    schränken. Das widerspricht eigentlich der Theorie der
    SPD.

    Warum unterscheiden Sie nicht – das ist viel entschei-
    dender – wenigstens bei den einbehaltenen Gewinnen da-
    nach, ob sie tatsächlich investiert werden oder ob sie für
    Spekulationen genutzt werden? Wenn Sie hier unterschei-
    den würden, dann würde eine pauschale Besserstellung
    von einbehaltenen Gewinnen keinen Sinn machen. Jetzt
    fördern Sie Investitionen genauso wie Spekulationen. Das
    ist keine arbeitsmarktpolitische Maßnahme. Es ist maxi-
    mal eine Hoffnung auf Belebung des Arbeitsmarktes, die
    Sie mit dieser Politik verbinden, die sich aber nicht erfül-
    len wird.

    Ihre Behauptung, dass ein Hauptgrund für den Mangel
    an Arbeitsplätzen in Deutschland die nicht ausreichende
    Eigenkapitaldecke der Unternehmen sei, stimmt nicht.
    Die Eigenkapitaldecke der Unternehmen in Deutschland
    hat sich 1998 im Vergleich zu 1991 mehr als verdoppelt.
    Trotzdem sind keine neuen Arbeitsplätze geschaffen wor-
    den. Ihre Behauptung trifft nur – das ist das Problem mit
    pauschalen Beurteilungen – auf einen Teil der Unterneh-
    men zu. Die Unternehmen in Ostdeutschland sowie Exis-
    tenzgründerinnen und Existenzgründer haben ein riesiges
    Problem mit der geringen Eigenkapitaldecke. Das ist
    wahr. Deshalb hätten Sie diese Gruppen fördern müssen.
    Aber mit der generellen Behauptung, die Eigenkapital-
    decke deutscher Unternehmen sei zu niedrig, leugnen
    Sie die Tatsache, dass die großen Aktiengesellschaften
    bereits eine riesige Eigenkapitaldecke haben. Sie haben
    sich nichts Spezifisches für Existenzgründerinnen und
    Existenzgründer sowie für die ostdeutschen Unternehmen
    überlegt, deren Eigenkapitaldecke tatsächlich so niedrig
    ist, dass man hätte etwas verändern müssen. Deshalb kön-
    nen wir Ihre Vorschläge in der jetzigen Form nicht akzep-
    tieren.


    (Beifall bei der PDS)

    Lassen Sie mich auch noch etwas zur sozialen Frage

    sagen. Es ist wahr: Die Klein- und auch die Normalver-
    dienenden werden steuerlich etwas entlastet. Sie profitie-
    ren von der Erhöhung des Existenzminimums und der
    Senkung des Eingangssteuersatzes auf 15 Prozent. Das
    unterstützen wir. Hierüber scheint es einen Konsens im
    Haus zu geben. Wir würden uns natürlich ein höheres
    Existenzminimum wünschen. Aber das sind nicht Ihre
    einzigen Maßnahmen.

    Eine weitere Maßnahme ist die Senkung des Spitzen-
    steuersatzes. Ich habe Herrn Poß geradezu mit Leiden-
    schaft zugehört, als er sagte – jetzt beginnt natürlich der
    scharfe Konflikt mit der CDU/CSU und der
    F.D.P. –, dass eine weitere Senkung des Spitzensteuersat-
    zes völlig unsozial und falsch sei. Das kann ich unterstüt-
    zen. Aber das gilt genauso für die von Ihnen, Herr Eichel,
    geplante Senkung des Spitzensteuersatzes um 8 Prozent
    bis zum Jahr 2005. Das ist unsozial; denn im Durchschnitt
    werden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem
    Jahreseinkommen von bis zu 100 000 DM um etwa




    Dr. Gregor Gysi
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    1 400 DM entlastet. Aber wenn das durchschnittliche Jah-
    reseinkommen über 100 000 DM liegt, dann beträgt die
    Entlastung über 4 000 DM. Das heißt – Sie können es dre-
    hen und wenden, wie Sie wollen –, die Spitzenverdiener
    werden viermal begünstigt: durch die Anhebung des
    Existenzminimums, durch die Senkung des Eingangs-
    steuersatzes, durch die Abflachung des Tarifverlaufs und
    durch die Senkung des Spitzensteuersatzes.

    Natürlich werden durch die Senkung des Eingangs-
    steuersatzes und durch die Erhöhung des Existenzmini-
    mums immer auch Besser- und Bestverdienende mit be-
    günstigt. Auch wenn wir den Eingangssteuersatz senken
    und das Existenzminimum erhöhen würden, könnten wir
    das nicht verhindern. Das ist ganz klar. Aber durch die
    Senkung des Spitzensteuersatzes machen Sie aus den
    Besser- und Bestverdienenden doppelt und dreifach Be-
    günstigte.

    Wenn das Ergebnis einer Steuerreform ist, dass jemand
    wie ich einen Jahresvorteil von 4 000 DM hat und der
    Maurer nur einen von 1 000 DM, der zum Beispiel durch
    die Ökosteuer wieder verringert wird, dann ist das letzt-
    lich die Fortsetzung der Umverteilung von unten nach
    oben, wenn auch etwas abgeschwächt; denn solche Spit-
    zenverdiener wie ich sind die deutlich Begünstigteren im
    Vergleich zu den Normalverdienerinnen und Normalver-
    dienern und erst recht im Vergleich zu den Geringverdie-
    nern. Das ist die unsoziale Komponente Ihres Steuersen-
    kungsgesetzes, das wir deshalb auch nicht unterstützen
    können. Das möchte ich hier ganz klar formulieren.


    (Beifall bei der PDS)

    Wenn ich mir die zukünftigen Auswirkungen der ge-

    samten Steuerreform anschaue, dann sehe ich noch ein
    weiteres Problem, das bisher nur am Rande erwähnt
    wurde, nämlich die Steuerausfälle, die gerade die fi-
    nanzschwachen Bundesländer treffen. Mecklenburg-Vor-
    pommern wird Steuermindereinnahmen in Höhe von
    rund 580 Millionen DM im Jahr haben, Sachsen-
    Anhalt 660 Millionen DM und Brandenburg 500 Milli-
    onen DM. Es sind keine Alternativen in Sicht. Angesichts
    dieser Steuermindereinnahmen schlägt der Bundesfi-
    nanzminister diesen finanzschwachen Bundesländern
    vor, einmal darüber nachzudenken, ob es nicht möglich
    sei, im Rahmen der Länderhoheit eine Vermögensteuer zu
    erheben. Sie wissen doch selbst, wie viele Vermögende in
    diesen Bundesländern leben! Mit einer Vermögensteuer
    könnten diese Bundesländer gerade einmal dreieinhalb
    Leute besteuern. Das können Sie vergessen. Diese drei-
    einhalb Leute würden sofort nach Bayern umziehen,
    wenn eine Vermögensteuer auf Länderebene erhoben
    würde.


    (Zuruf des Bundeskanzlers Gerhard Schröder)

    – Ich lebe ja nicht dort; ich lebe in Berlin, Herr Bundes-
    kanzler. Ich weiß ja nicht, wo Sie Ihren Hauptwohnsitz
    haben.


    (Bundeskanzler Gerhard Schröder: In Hannover!)


    – Immer noch in Hannover! Ist es dort steuerlich noch im-
    mer am günstigsten?

    Angesichts der eben aufgelisteten Steuerausfälle
    möchte ich fragen: Welche Kompensationsmaßnahmen
    sind für die Bundesländer vorgesehen? Wir können die
    Probleme doch nicht einfach verschieben. Deshalb sage
    ich Ihnen: Mecklenburg-Vorpommern wird Ihrer Steuer-
    reform im Bundesrat nicht zustimmen – das ist doch
    klar –; denn Sie bieten keine Kompensation für die Steu-
    erausfälle an. Das heißt im Klartext, dass die Länder noch
    weniger Geld haben werden, dass sie noch weniger als
    Wirtschaftsfaktoren auftreten können. Sie können den
    Kommunen noch weniger Geld geben. Die Folge ist, dass
    wir gerade in den neuen Bundesländern keine Wirt-
    schaftskreisläufe zustande bekommen. Das heißt, eine po-
    sitive Wirtschaftsentwicklung für den Osten geht von die-
    sem Steuergesetz ganz bestimmt nicht aus. Ganz im Ge-
    genteil: Die Abstände werden sich noch vergrößern.


    (Beifall bei der PDS)

    Damit wird auch die Angleichung der Löhne und Gehäl-
    ter auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden.
    Das ist nicht hinnehmbar.

    Trotz einiger Vorzüge des Gesetzes, die ich nicht be-
    streite, werden wir zu diesem Gesetzesvorhaben aus fol-
    genden Gründen Nein sagen: Die Steuerausfälle sind
    nicht gegengerechnet und wurden schon bisher durch
    Sozialabbau bei Rentnerinnen und Rentnern, Arbeitslosen
    sowie Sozialhilfeempfängerinnen und Sozialhilfeemp-
    fängern bezahlt und werden künftig erst recht durch Sozi-
    alabbau finanziert. Die Großen, das heißt die Banken,
    Versicherungen und Konzerne, werden im Vergleich zu
    kleinen und mittelständischen Unternehmen, Freibe-
    ruflern und Selbstständigen dauerhaft und extrem begüns-
    tigt. Letztere werden entweder in geringerem Umfang
    oder letztlich gar nicht entlastet bzw. müssen sogar noch
    draufzahlen. Die Spitzenverdienerinnen und Spitzenver-
    diener werden im Vergleich zu Gering- und Normalver-
    dienenden mindestens vierfach begünstigt. Das ist die
    Fortsetzung der Umverteilung von unten nach oben.

    Ihr Vorhaben ist eine Steuerreform, die den Osten nicht
    voranbringt, die Bundesländer insgesamt und vor allem
    die finanziell schlecht gestellten Bundesländer schwächt.
    Dies können wir nicht hinnehmen, weil es zugleich eine
    Schwächung der Kommunen bedeutet. Das alles wird uns
    wirtschaftlich nicht voranbringen. Wir hätten statt einer
    Förderung einen Widerstand gegen das internationale
    Spielkasino gebraucht, in dem insbesondere die Aktien-
    gesellschaften begünstigt werden. Diese brauchen nicht
    Ihre Hilfe, diese kommen alleine klar und von denen hät-
    ten Sie die Versteuerung des Veräußerungsgewinns durch-
    aus erwarten können.

    Ihre Hilfe dagegen brauchen die Arbeitnehmerinnen
    und Arbeitnehmer, die kleinen und mittelständischen Un-
    ternehmen sowie die sozial Bedürftigen. Diese bekom-
    men die Hilfe nach diesem Steuergesetz nicht. Das ist un-
    ser Problem damit und deshalb werden wir Nein dazu sa-
    gen.


    (Beifall bei der PDS – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zocker aller Länder, vereinigt euch!)





    Dr. Gregor Gysi

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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile dem Bun-
desminister der Finanzen, Hans Eichel, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Prä-
    sident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist in
    der Tat bemerkenswert, wie diese Gesetzgebung die Fron-
    ten im Deutschen Bundestag durcheinander bringt. Ich
    stelle fest: Fundamentalopposition von der PDS und der
    F.D.P. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Gemeinsam-
    keit!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gregor Gysi [PDS]: Herr Bundesfinanzminister, deshalb kann die SPD sowohl mit der PDS als auch mit der F.D.P. koalieren!)


    Ich gehe jede Wette ein, dass Herr Kollege Möllemann,
    der sich erfolgreich aus dem Bundestag verabschiedet hat,
    der Erste wäre, der diesem Gesetz zustimmten würde,
    wenn er in Nordrhein-Westfalen in der Regierung säße.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Nein, nehmen Sie den nicht dafür in Anspruch!)


    – Ja, so wäre das.
    Als Zweites sage ich zur CDU/CSU: Verehrter Herr

    Rauen, es ist eine spannende Veranstaltung. Anderthalb
    Jahre sind Sie in der Opposition und halten solche Reden.
    Sie waren 16 Jahre in der Regierung und ich will Ihnen
    einmal sagen, was Sie in den 16 Jahren gemacht haben:


    (Zuruf von der CDU/CSU: Die deutsche Einheit!)


    Sie haben in den ganzen 16 Jahren den Spitzensteuersatz
    um drei Punkte gesenkt; wir dagegen senken ihn um acht
    Punkte in sechs Jahren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Den Eingangssteuersatz haben Sie einmal um drei
    Punkte gesenkt und dann wieder um drei Punkte herauf-
    gesetzt. Wir dagegen senken ihn um rund 11 Prozent-
    punkte im Laufe von sechs Jahren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das steuerfreie Existenzminimum haben Sie so gering
    gehalten, dass das Bundesverfassungsgericht Ihnen die
    Verfassungswidrigkeit bescheinigen musste.


    (Beifall bei der SPD)

    Die Familien haben Sie so hoch besteuert, dass das Bun-
    desverfassungsgericht Ihnen auch hierfür die Verfas-
    sungswidrigkeit bescheinigen musste. Wir mussten das in
    Ordnung bringen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Siegfried Hornung [CDU/ CSU]: Das ist doch Kokolores!)


    Übrigens: In den Petersberger Beschlüssen – Ihre Kro-
    kodilstränen sind toll; Herr Schlauch hat das zu Recht be-
    merkt – setzte der Spitzensteuersatz mit einem zugegebe-
    nermaßen niedrigeren Satz schon bei 90 000 DM ein, bei

    uns erst bei 98 000 DM. Wie glaubwürdig ist denn all das,
    was Sie erzählt haben?


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn es Ihnen, sehr verehrter Herr Rauen, so um das
    Wohl der arbeitenden Menschen geht: Was haben Sie
    denn mit dem Wohngeld gemacht, was haben Sie mit dem
    Kindergeld gemacht,


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Erhöht haben wir das Kindergeld!)


    was haben Sie mit dem BAföG gemacht? Alles haben Sie
    gedeckelt! In keinem einzigen Fall haben Sie die Leistun-
    gen entsprechend der Inflationsrate angepasst, sodass der
    Kreis der Berechtigten immer kleiner geworden ist und
    wir, verehrter Herr Gysi, müssen das alles mit unserer
    Sparpolitik wieder anheben. Wir können das aber nicht in
    zwei oder drei Jahren in Ordnung bringen, was Sie in 16
    Jahren an Sozialabbau geleistet haben. So glaubwürdig
    sind Sie mit Ihrer ganzen Debatte!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


    Von der kalten Progression, mit der Sie völlig Recht
    hatten und die wir von Zeit zu Zeit immer wieder korri-
    gieren müssen, war doch in Ihrem Konzept überhaupt
    nicht die Rede. Das ist doch die Wahrheit. Sozialabbau auf
    der ganzen Front!

    Was den Eingangssteuersatz anbetrifft, so ist dies eine
    wunderbare Geschichte. Herr Merz ist zuerst mit 19 Pro-
    zent gekommen und Herr Faltlhauser musste ihn auf un-
    sere Linie von 15 Prozent bringen. Das ist doch alles die
    Wahrheit, mit der wir es zu tun haben, meine Damen und
    Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn in Ihrer Regierungszeit alles so wunderbar ge-
    wesen ist, dann stellt sich doch die Frage, warum wir jetzt
    die höchste Staatsverschuldung in Deutschland haben,
    die wir nach dem Kriege je hatten.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Weil Sie blockiert haben!)


    Warum ist denn in Ihrer Zeit die höchsteArbeitslosigkeit
    erreicht worden, die wir jemals in Deutschland hatten?
    Warum müssen wir denn die Sozialsysteme in Ordnung
    bringen, wenn alles in Ihrer Zeit so wunderbar gewesen
    ist?


    (Beifall bei der SPD)

    Warum eigentlich müssen wir Deutschland im internatio-
    nalen Wettlauf um höhere Wachstumsraten wieder nach
    vorne bringen? Warum steht seit 1995 Deutschland an
    zweitletzter Stelle in der Europäischen Union, wenn Sie
    so prächtige Arbeit geleistet haben, meine Damen und
    Herren?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wenn Sie sich wenigstens einigermaßen in der Konti-
    nuität Ihrer Politik bewegt oder auf die Sache eingelassen
    hätten, müsste ich jetzt nicht so einsteigen. Aber so geht
    es wirklich nicht. Eine solche Regierungsbilanz nach
    16 Jahren, und anderthalb Jahre später halten Sie in der
    Opposition solche Reden! So geht es doch nicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/ CSU]: Das schlechte Gewissen zwingt Sie zum Schreien!)


    Meine Damen und Herren, zu den Spezialitäten dieser
    Debatte gehört auch – insoweit hat Herr Gysi übrigens
    Recht –, dass Sie hier immer noch viel größere Steuer-
    senkungen fordern. Wenn Ihre Rechnungen richtig wären,
    Herr Rauen, warum sagte dann der saarländische Minis-
    terpräsident in einer öffentlichen Diskussionsveranstal-
    tung mit mir, mehr Entlastung könne das Saarland gar
    nicht vertragen? Sie schreiben also doch offenbar
    Schimären in Ihr Steuerentlastungspapier.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Das Saarland hat eine Erblast!)


    Warum sagt denn der hessische Finanzstaatssekretär, Hes-
    sen sei mit dieser Steuerreform an der Grenze seiner Leis-
    tungsfähigkeit angelangt? Das ist doch öffentlich nachzu-
    lesen. Warum sagt mir ein Finanzminister mit Ihrem Par-
    teibuch – den Namen werde ich jetzt nicht nennen –, sein
    Bundesland könne das überhaupt nicht tragen? Unserer
    Politik stehen Ihre Schimären gegenüber und Sie tun so,
    als hätten die Länder mit Ihrem Konzept keine Probleme.
    Aber das ist Unsinn und Sie wissen das auch ganz genau.

    Deswegen möchte ich jetzt zum wirklichen Sachver-
    halt kommen. Hier müssen wir, meine Damen und Her-
    ren, drei Dinge zur gleichen Zeit sehen. Erstens müssen
    wir raus aus der Schuldenfalle.


    (Joachim Poß [SPD]: Richtig!)

    Übrigens ist das in Deutschland sehr populär. Wenn ich
    mir den Luxus leiste – ich leiste ihn mir des Öfteren, wenn
    ich abends Zeit habe –, mich in eine Kneipe zu setzen, was
    glauben Sie, wie oft ich von Leuten angesprochen werde,
    die sagen, sie seien Anhänger oder sogar Parteigänger von
    Ihnen? Aus Ihrem Wahlkreis, Herr Kollege Waigel, haben
    mich gerade vorgestern Abend am Potsdamer Platz Leute
    angesprochen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Die sind wahrscheinlich betrunken gewesen! – Heiterkeit bei der CDU/CSU)


    Sie haben mir gesagt: So wie Sie jetzt die Politik einlei-
    ten, indem Sie wirklich aus der Schuldenfalle herausge-
    hen, ist es endlich gut. – Das ist die Wahrheit und das wis-
    sen Sie auch.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das ist die eine Seite der Sache. Von dieser Seite re-
    det – das halte ich für einen schweren Fehler – allerdings
    Herr Kollege Gysi gar nicht. Wir können Mecklenburg-
    Vorpommern nicht helfen, wenn wir es nicht schaffen, aus

    dieser Schuldenfalle herauszukommen. Wissen Sie denn,
    wo wir sind? Wir zahlen mehr Zinsen auf unsere Schul-
    den, als wir Investitionen tätigen, und zwar seit der Re-
    gierungszeit von CDU/CSU und F.D.P.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/ CSU]: Wer hatte denn 1999 die Spendierhosen an?)


    – Regen Sie sich doch nicht so auf, Herr Repnik. Ich be-
    schreibe einen Sachverhalt, den Sie kennen.

    Wir nehmen nur noch Kredite auf, um Zinsen für alte
    Schulden bezahlen zu können. Getilgt wird nichts. Das
    nennt sich solide Finanzpolitik der Bundesrepublik
    Deutschland. Sie sollten sich schämen, dass Sie uns so et-
    was hinterlassen haben!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Weil man nicht von dieser Stelle aus immer nur sagen
    kann, man müsse mit den Steuern herunter, ohne die an-
    dere Seite zu bedenken, muss man – da hat Herr Gysi ja
    Recht – in der Tat einmal fragen, was zwischen den Ein-
    nahmen, die wir nicht erlangen können, und den Ausga-
    ben, die wir nicht tätigen können, weil alles zu zusätzli-
    cher Staatsverschuldung führt, passiert. Dazwischen ge-
    schieht folgendes: In allen Haushaltsberatungen sagen
    Sie, hier und da und dort würden wir zu wenig ausgeben
    und alles kaputtsparen. So kann doch keine vernünftige
    und seriöse Finanzpolitik betrieben werden, meine Da-
    men und Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deswegen ist es überhaupt die erste Voraussetzung,
    wenn man einen glaubwürdigen Beitrag zu dieser Debatte
    leisten will, dass man sich Gedanken darüber macht, wie
    man sich Spielräume für Steuersenkungen verschafft. Das
    heißt, die Ausgabenseite des Haushaltes in Ordnung zu
    bringen. Als ich dieses Vorhaben im vorigen Sommer an-
    gefangen habe, habe ich auf Ihrer Seite keine Leiden-
    schaft dafür festgestellt.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Das stimmt überhaupt nicht!)


    Die ganze Bundesregierung arbeitet daran gemeinsam
    und geschlossen. Von Ihnen aber habe ich nur gehört, es
    gehe nicht und sei an vielen Ecken nicht zu machen. Wenn
    Sie sich so leidenschaftlich für die Senkung der Staats-
    schulden einsetzen würden, wie Sie sich hier für die Sen-
    kung der Steuern für Spitzenverdiener einsetzen, würden
    wir uns viel besser verstehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das ist die eine Flanke. Natürlich sind wir zu Kompro-
    missen bereit. Wer keine eigene Mehrheit hat, muss das
    mit dem Bundesrat aushandeln. Das ist keine Frage.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Das werden Sie erleben!)





    Bundesminister Hans Eichel

    9783


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    – Darauf komme ich, Herr Kollege Repnik, sofort noch
    einmal zurück. – Die Grenze unserer Kompromissfähig-
    keit hierbei steht fest: Es wird mit uns keine Steuerreform
    geben, die gleichzeitig dazu führt, dass sich das Tempo
    der Staatsverschuldung wieder erhöht. Wir müssen aus
    der Schuldenfalle heraus und zu ausgeglichenen Haushal-
    ten kommen. Ich richte nun an Ihre Adresse die Frage:
    Wollen Sie das auch?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich habe jetzt gerade die Steuerschätzungen vorlie-
    gen. Eine Reihe von Leuten haben bei diesen Schätzun-
    gen ja ihre finanzpolitische Reputation verloren. Wir ha-
    ben nämlich inzwischen seriöse Grundlagen für Steuer-
    schätzungen; das sollten Sie einmal zur Kenntnis nehmen.
    Diese kommen zu dem Ergebnis, dass es keine nennens-
    werten Abweichungen gibt. Ich lese es Ihnen gleich vor:
    Im Jahr 2000 beträgt die positive Schätzabweichung für
    den Gesamtstaat 5,1 Milliarden DM, davon entfallen
    1,8 Milliarden DM auf den Bund. Manche sagen jetzt, das
    könne man sofort zur Steuersenkung einsetzen. Ich weise
    aber auf eine Kleinigkeit hin: Wir machen in diesem Jahr
    50 Milliarden DM neue Schulden. Man muss sich doch
    einmal vor Augen führen, was vor diesem Hintergrund für
    Debatten geführt werden. Als privater Schuldner könnten
    Sie sich eine solche Diskussion gar nicht leisten.

    Im Jahre 2001 betragen die Steuermehreinnahmen
    im Gesamtstaat 3 Milliarden DM, davon entfällt 1 Milli-
    arde DM auf den Bund; im Jahre 2002 sind es 4,1 Milli-
    arden DM für den Gesamtstaat und 1,1Milliarden DM für
    den Bund,


    (Zuruf von der CDU/CSU: Bei 1 Prozent Wachstum?)


    im Jahre 2003 sind es 7,1 Milliarden DM für den Ge-
    samtstaat und 2,5 Milliarden DM für den Bund. Das sind
    aber Abweichungen, die sich im Rahmen des Üblichen bei
    Schätzungen bewegen. So sieht die Wirklichkeit aus, mit
    der wir es zu tun haben. Nachdem wir jetzt seriöse Grund-
    lagen haben, werden wir nicht mehr den Reinfall erleben,
    den wir früher bei jeder Steuerschätzung erlebt haben. Wir
    spielen nämlich kein Roulette, sondern hier wird seriös
    gearbeitet. Nichts anderes. Deshalb können Sie auf diesen
    Punkt nicht setzen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Auf der einen Seite müssen wir heraus aus der Schul-
    denfalle. Ich möchte wissen, wie Sie das machen wollen.
    Auf der anderen Seite müssen wir die Steuern und Abga-
    ben senken; aber nur dann, wenn Sie die Ausgabenseite im
    Griff haben – ich weiß nicht, welcher Kollege es gesagt
    hat, aber er hat Recht damit –, sind doch Steuer- und Ab-
    gabensenkungen überhaupt glaubwürdig. Ich glaube,
    Herr Kollege Poß war es, der zu Recht gesagt hat, dass
    wir, wenn wir jetzt Steuersenkungen auf Pump finanzie-
    ren, damit Steuererhöhungen für die Zukunft beschließen.
    Das wäre völlig unglaubwürdig. So können Sie doch kein
    Vertrauen schaffen, weder bei den Bürgern noch bei der
    Wirtschaft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Nun zur Entlastung: Erstens müssen wir – Sie blenden
    da eine ganze Menge, übrigens auch aus Ihren eigenen
    Reden, bewusst aus – die gesamte Steuer- und Abgaben-
    politik dieser Regierung, seit sie angetreten ist, zusam-
    mennehmen. Dann ist der Fall völlig eindeutig, denn es
    gibt eine massive Entlastung. Natürlich gibt es, Herr
    Rauen, die kalte Progression, sie führt allerdings auch zu
    Kostenerhöhungen für alle. Das möchte ich nur nebenbei
    sagen, denn auch Sie selber wissen das. Natürlich bewegt
    sich die Entlastung genau in der Größenordnung, wie wir
    sie errechnet haben. Deswegen stöhnen ja auch die Län-
    der. Es gibt also zunächst fast 57 Milliarden DM für die
    privaten Haushalte. Nach und nach baut sich das nachhal-
    tig in drei Stufen auf.

    Wir bekennen uns allerdings dazu, dass wir den
    Schwerpunkt bei den unteren Einkommen gesetzt haben.
    Mit dem Schwerpunkt auf den unteren Einkommen tragen
    wir zur Steigerung der Binnennachfrage bei, mit dem
    Schwerpunkt auf den unteren Einkommen geben wir den
    Menschen eine Chance, mehr Eigenvorsorge für die Zu-
    kunft und für die Rente zu betreiben, was nötig ist. Wir
    setzen den Schwerpunkt auf die unteren Einkommen, weil
    wir den Umstieg aus der Abhängigkeit von Arbeitslosen-
    geld und Arbeitslosenhilfe in normale Beschäftigungsver-
    hältnisse erleichtern müssen.

    Kommen Sie mir im Zusammenhang mit diesem Punkt
    doch nicht mit Ökosteuer und Lohnnebenkosten. Sie ha-
    ben beides hoch getrieben: Die Mineralölsteuer wurde
    von 1989 bis 1994 um 50 Pfennig und die Lohnnebenko-
    sten wurden um 3 Prozent erhöht. Wir treiben die Mine-
    ralölsteuer nicht so hoch und senken noch die Lohnne-
    benkosten. Wegen Ihrer eigenen Regierungspraxis sind
    Sie die ungeeignetsten Kritiker in diesem Punkt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: 15 Prozent Eingangssteuersatz begrüßen wir!)


    Da Sie so am Spitzensteuersatz hängen, weise ich auf
    folgenden Punkt hin. Seit den 50er-Jahren haben Sie zwei
    Drittel der Zeit den Finanzminister gestellt. In dieser Zeit
    ist das Zusammenschnurren von oben und unten, das Sie
    an dieser Stelle richtig beschrieben haben, doch von Ihnen
    zu verantworten gewesen. Es gab keinen Versuch, das zu
    verändern; auch nicht in den Petersberger Beschlüssen.
    Bleiben Sie doch redlich und geben Sie dieses angesichts
    der Tatsache zu, dass Sie dieses Thema plötzlich zum
    Zentrum Ihrer Debatte machen! Das ist doch mehr das Er-
    gebnis Ihrer als unserer Politik. Das muss einmal festge-
    halten werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Im Übrigen befinden wir uns mit unserem Vorschlag

    bezüglich des Spitzensteuersatzes an zweitniedrigster
    Stelle in der Europäischen Union.


    (Dr. Gregor Gysi [PDS]: Richtig!)

    Was den Eingangssteuersatz anbelangt, liegen wir im Mit-
    telfeld. Dieser Punkt muss festgehalten werden. Sie müs-
    sen den Menschen erklären, wie Sie zum Beispiel die rund
    30 Milliarden DM, die Sie im Rahmen Ihres Steuermo-
    dells für die Absenkung des Spitzensteuersatzes auf




    Bundesminister Hans Eichel
    9784


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    35 Prozent zusätzlich brauchen, finanzieren wollen. Ich
    bin da auf den Vermittlungsausschuss gespannt.

    Sie haben Recht, dass ich den Vermittlungsausschuss
    von innen kenne: Ihre Vorschläge halten Sie nur so lange
    aufrecht, wie sie öffentlich diskutiert werden und so lange
    klar ist, dass es im Vermittlungsausschuss keine Mehrheit
    dafür gibt. Genauso lange bestehen Ihre Vorschläge und
    keinen Augenblick länger.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich war schon auf dem Petersberg dabei. Damals haben
    Ihre Kollegen Finanzminister von CDU, CSU und F.D.P.
    gesagt: Ihr bleibt doch standhaft! – Das ist die Wahrheit.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Jetzt haben Union und F.D.P. blockiert? – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie haben doch blockiert!)


    Die Länder konnten es nicht finanzieren. Das wissen Sie
    ganz genau. Deswegen haben Sie die Vorschläge am Ende
    der Wahlperiode vorgelegt, weil Sie wussten, dass Sie
    diese Vorschläge am Ende der Wahlperiode nicht mehr
    umsetzen konnten.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Das ist doch ein Märchen!)


    Wir legen unsere Vorschläge am Anfang der Wahlperiode
    vor. Bei Ihnen gab es diesbezüglich ein großes Versäum-
    nis.


    (Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: Reden Sie doch kein falsches Zeug!)


    Zweitens: Entlastung der Unternehmen. Sie, Herr Kol-
    lege Merz, müssen nur Ihre eigenen Reden vom Frühjahr
    des vorherigen Jahres nachlesen. Damals haben Sie genau
    das Gegenteil von dem behauptet, was jetzt Herr Rauen
    erzählt. Herr Rauen sagt nämlich: Ihr entlastet die Großen
    und die Kleinen kommen schlecht weg. – Im vorigen
    Frühjahr haben Sie genau das Gegenteil erzählt.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Da ging es doch um zwei Branchen! Es ist doch Unfug, was Sie hier reden!)


    Sie haben gesagt, wir würden eine Steuerpolitik machen,
    um die Großen zu vertreiben. Was denn nun?

    Die Wahrheit ist einfach. Es ist beides richtig und bei-
    des falsch. Das heißt, die Großen sind in der Tat durch das
    Steuerentlastungsgesetz belastet worden. Sie werden aber
    entlastet durch die Senkung des Körperschaftsteuersatzes.
    Am Schluss geht es für diese Unternehmen praktisch null
    für null auf. Die 20 Milliarden DM Entlastung für die Un-
    ternehmen kommen ausschließlich bei den kleinen und
    mittleren Unternehmen an.


    (Zuruf des Abg. Hans Michelbach [CDU/CSU])


    Übrigens ist es eine spannende Frage, welche Unter-
    nehmen Sie als kleine und mittlere Unternehmen definie-
    ren. Wir nehmen die Definition des Instituts für Mittel-
    standsforschung: Kleine und mittlere Unternehmen sind
    solche, die bis 500 Arbeitsplätze und bis 100 Milli-

    onen DM Umsatz haben. Ich kenne aber Betriebe von
    ganz anderer Größenordnung, die noch als Personenge-
    sellschaft geführt werden und die den von ihnen aus ver-
    ständlichen, von mir aus aber nicht hinnehmbaren Ver-
    such machen, durch Kombination die Vorteile aller Be-
    steuerungssysteme für sich zu nutzen. An diesem Punkt
    mache ich allerdings nicht mit.