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    Plenarprotokoll 14/95 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 95. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 I n h a l t : Bestimmung des Abgeordneten Dr. Norbert Wieczorek als ordentliches Mitglied im Ver- mittlungsausschuss ......................................... 8733 A Bestimmung des Abgeordneten Helmut Rauber als ordentliches Mitglied im Gemein- samen Ausschuss ............................................ 8733 B Entsendung des Abgeordneten Hans Jochen Henke in den Bundesschuldenausschuss ....... 8733 B Wahl des Abgeordneten Joachim Hörster als stellvertretendes Mitglied in die Parlamentari- sche Versammlung des Europarates ............... 8733 B Erweiterung der Tagesordnung ....................... 8733 B Absetzung des Tagesordnungspunktes 7 a – c 8734 A Nachträgliche Ausschussüberweisungen ........ 8734 B Tagesordnungspunkt 4: Große Anfrage der Abgeordneten Kurt- Dieter Grill, Gunnar Uldall, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU: Energiepolitik für das 21. Jahrhun- dert – Energiekonzept der Bundesregie- rung für den Ausstieg aus der Kern- energie (Drucksachen 14/676, 14/2656) ... 8734 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU ....................................................... 8734 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi ... 8737 D Steffen Kampeter CDU/CSU .......................... 8740 B Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi ... 8740 C Walter Hirche F.D.P. ...................................... 8741 A Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 8743 A Eva Bulling-Schröter PDS ............................... 8744 D Rolf Hempelmann SPD ................................... 8746 C Kurt-Dieter Grill CDU/CSU ............................ 8748 C Jürgen Trittin, Bundesminister BMU .............. 8750 C Birgit Homburger F.D.P. ................................. 8752 C Dr. Axel Berg SPD .......................................... 8753 C Dagmar Wöhrl CDU/CSU ............................... 8755 A Christoph Matschie SPD ................................. 8756 D Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU ................... 8758 C Ulrich Klinkert CDU/CSU .............................. 8759 B Dr. Hermann Scheer SPD ................................ 8760 D Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung der Bundesregie- rung zur 11. Vertragsstaatenkonferenz zum Washingtoner Artenschutzüber- einkommen ............................................... 8762 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Anke Hartnagel, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Steffi Lemke, Sylvia Voß, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Schutz der Wale dauer- haft sicherstellen (Drucksache 14/2985) ................................ 8762 C in Verbindung mit II Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Marga Elser, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Sylvia Voß, Gila Altmann, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Verbot des Elfen- beinhandels wieder herstellen (Drucksache 14/2986) ............................... 8762 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU .............. 8762 C Cajus Caesar CDU/CSU ................................. 8765 B Anke Hartnagel SPD ....................................... 8767 D Ulrike Flach F.D.P. ......................................... 8769 D Sylvia Voß BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ...... 8771 D Eva Bulling-Schröter PDS .............................. 8773 D Marga Elser SPD ............................................. 8775 A Georg Girisch CDU/CSU ................................ 8776 D Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ... 8778 C Reinhold Hemker SPD .................................... 8780 B Tagesordnungspunkt 22: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Rolf Kutzmutz, Heidemarie Ehlert, Dr. Christa Luft und der Frak- tion PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Umsatz- steuergesetzes (Drucksache 14/2386 [neu]) ................. 8782 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Rotterdamer Über- einkommen über das Verfahren der vorherigen Zustimmung nach In- kenntnissetzung für bestimmte ge- fährliche Chemikalien sowie Pflan- zenschutz- und Schädlingsbekämp- fungsmittel im internationalen Han- del vom 10. September 1998 (Drucksache 14/2919) .......................... 8782 C c) Antrag der Präsidentin des Bundes- rechnungshofes: Rechnung des Bun- desrechnungshofes für das Haus- haltsjahr 1999 – Einzelplan 20 – (Drucksache 14/2868) .......................... 8782 C Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Überprüfungs- konferenz zum Nichtverbreitungsver- trag zum Erfolg führen (Drucksache 14/2908) ............................... 8782 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 22) Antrag der Abgeordneten Karl Lamers, Peter Weiß (Emmendingen), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU: Den Stabilitätspakt Südosteuropa mit Leben erfüllen (Drucksache 14/2768 [neu]) ...................... 8782 D Tagesordnungspunkt 23: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen vom 4. August 1995 zur Durchführung der Bestimmungen des Seerechts- übereinkommens der Vereinten Na- tionen vom 10. Dezember 1982 über die Erhaltung und Bewirtschaftung von gebietsübergreifenden Fisch- beständen und Beständen weit wan- dernder Fische (Drucksachen 14/2421, 14/2815) ......... 8783 A b) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stabilisierung des Mitglie- derkreises von Bundesknapp- schaft und See-Krankenkasse (Drucksachen 14/2764, 14/2997) ... 8783 B – Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stabilisierung des Mitglie- derkreises von Bundesknapp- schaft und See-Krankenkasse (Drucksachen 14/2904, 14/2997) ... 8783 B c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Pass- und Personalausweisrechts (Drucksachen 14/2726, 14/2888, 14/2993) ............................................... 8783 C d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union zu dem Ent- schließungsantrag der Fraktion PDS zu der Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zu den Ergebnis- sen der Sondertagung des Europäi- schen Rates in Tampere am 15./16. Oktober 1999 (Drucksachen 14/1854, 14/2702) ......... 8783 D Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 III e) – i) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses Sammelübersichten 135, 136, 137, 138, 139 zu Petitionen (Drucksachen 14/2923, 14/2924, 14/2925, 14/2926, 14/2927) ................ 8784 A Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde: Haltung der Bundesre- gierung zur Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank und zu den öffent- lichen Diskussionen über die Folgen dieser Fusion ............................................ 8784 C Ursula Lötzer PDS .......................................... 8784 C Klaus Lennartz SPD ....................................... 8785 C Friedhelm Ost CDU/CSU ............................... 8786 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ................................................ 8787 D Rainer Brüderle F.D.P. ................................... 8789 A Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi ............................................................. 8790 A Hans Michelbach CDU/CSU .......................... 8791 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 8793 A Dr. Christa Luft PDS ...................................... 8794 B Dr. Rainer Wend SPD .................................... 8795 B Thomas Strobl CDU/CSU .............................. 8796 C Hubertus Heil SPD ......................................... 8797 D Gunnar Uldall CDU/CSU ............................... 8799 B Christian Lange (Backnang) SPD ................... 8800 C Tagesordnungspunkt 5: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Tourismuspolitischer Bericht der Bun- desregierung (Drucksache 14/2473) ........ 8801 D Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi ............................................................. 8802 A Klaus Holetschek CDU/CSU ...................... 8802 D Birgit Roth (Speyer) SPD ........................... 8803 B Klaus Holetschek CDU/CSU ...................... 8803 C Klaus Brähmig CDU/CSU .......................... 8804 B Klaus Brähmig CDU/CSU .............................. 8805 A Sylvia Voß BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..... 8806 D Ernst Burgbacher F.D.P. ................................. 8809 A Siegmar Mosdorf SPD ................................. 8810 A Rosel Neuhäuser PDS ..................................... 8811 A Brunhilde Irber SPD ........................................ 8812 B Klaus Brähmig CDU/CSU .......................... 8813 D Anita Schäfer CDU/CSU ................................. 8814 D Birgit Roth (Speyer) SPD ................................ 8816 B Ilse Aigner CDU/CSU ..................................... 8817 B Brunhilde Irber SPD .................................... 8818 A Tagesordnungspunkt 11: Große Anfrage der Abgeordneten Klaus Riegert, Friedrich Bohl, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion CDU/CSU: Do- ping im Spitzensport und Fitnessbe- reich (Drucksachen 14/1032, 14/1867) ..... 8818 D Klaus Riegert CDU/CSU ................................. 8819 A Dagmar Freitag SPD ....................................... 8820 C Dr. Klaus Kinkel F.D.P. .................................. 8822 B Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 8823 C Gustav-Adolf Schur PDS ................................ 8825 A Otto Schily, Bundesminister BMI ................... 8825 D Norbert Barthle CDU/CSU .............................. 8827 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Spätaussied- ler (Drucksachen 14/2675; 14/2956) ......... 8829 A Jochen Welt SPD ............................................. 8829 A Hartmut Koschyk CDU/CSU .......................... 8830 D Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 8832 D Dr. Max Stadler F.D.P. .................................... 8833 D Günter Graf (Friesoythe) SPD ......................... 8835 A Dr. Heinrich Fink PDS .................................... 8836 D Tagesordnungspunkt 9 Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Günther Nolting, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Bekämpfung jeder Art von Dis- kriminierung in der Bundeswehr (Drucksache 14/1870) ................................ 8838 A Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. ............. 8838 B IV Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 Johannes Kahrs SPD ....................................... 8839 B Werner Siemann CDU/CSU ........................... 8841 B Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 8843 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ..... 8844 B Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 8845 B Christina Schenk PDS ..................................... 8846 A Rudolf Scharping SPD .................................... 8847 B Christina Schenk PDS ..................................... 8847 C Tagesordnungspunkt 10: – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Norbert Geis, Ronald Pofalla, weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksachen 14/546, 14/2941) ........... 8847 C – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum verbes- serten Schutz des Eigentums (Drucksachen 14/569, 14/2941) ........... 8847 D – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgeset- zes – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksachen 14/872, 14/2941) ........... 8847 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU .................... 8848 A Hermann Bachmaier SPD ............................... 8849 C Norbert Geis CDU/CSU .............................. 8851 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 8852 A Jörg Tauss SPD ........................................... 8853 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 8853 C Sabine Jünger PDS .......................................... 8855 A Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ ..... 8855 D Ronald Pofalla CDU/CSU ............................... 8857 A Alfred Hartenbach SPD ................................... 8858 D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Dr.-Ing. Dietmar Kansy, Dirk Fischer (Hamburg), weiteren Abge- ordneten und der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungs- bindungsgesetzes und des Altschul- denhilfe-Gesetzes (Drucksache 14/2763) ......................... 8860 B b) Antrag der Abgeordneten Christine Ostrowski, Heidemarie Ehlert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS: Aufhebung der Privatisierungs- pflicht im Altschuldenhilfegesetz und der Sanktionen bei Nichterfül- lung (Drucksache 14/2804) ................. 8860 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Alt- schuldenhilfe-Gesetzes (Zweites Alt- schuldenhilfe-Änderungsgesetz) (Drucksache 14/2983) ............................... 8860 C Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU ................ 8860 C Dr. Christine Lucyga SPD .............................. 8862 C Dr. Karlheinz Guttmacher F.D.P. ................... 8864 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ................................................ 8865 C Heidemarie Ehlert PDS ................................... 8867 A Dr. Peter Danckert SPD .................................. 8868 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU ..................... 8869 B Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBW ......................................................... 8870 D Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Hilfe für durch Anti-D- Immunprophylaxe mit dem Hepatitis- C-Virus infizierte Personen (Anti-D- Hilfegesetz) (Drucksache 14/2958) .......... 8872 C Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD .............. 8872 D Dr. Harald Kahl CDU/CSU ............................ 8874 C Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 8876 A Dr. Dieter Thomae F.D.P. ............................... 8877 C Dr. Ruth Fuchs PDS ........................................ 8877 D Tagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 V – zu dem Antrag der Fraktion PDS Aufhebung der Sanktionen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien – zu dem Antrag der Fraktion PDS Schiffbarmachung der Donau und Wiederaufbau der zerstörten Do- naubrücken – zu dem Antrag der Fraktion PDS Aufhebung des Ölembargos gegen Jugoslawien (Drucksachen 14/2387, 14/2388, 14/2573, 14/2996) .................................................... 8878 D Wolfgang Gehrcke PDS ................................. 8879 A Tagesordnungspunkt 15: Antrag der Abgeordneten Hermann Gröhe, Monika Brudlewsky, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU /CSU: Menschenrechte in der Volksrepublik China (Drucksache 14/2694) .................... 8880 C Hermann Gröhe CDU/CSU ............................ 8880 C Petra Ernstberger SPD .................................... 8881 D Claudia Roth (Augsburg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ....................................................... 8883 C Dr. Hans-Peter Uhl CDU/CSU ....................... 8884 C Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA .......... 8885 C Nächste Sitzung .............................................. 8886 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 8887 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu den Anträgen der Fraktion PDS – Aufhebung der Sanktionen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien – Schiffbarmachung der Donau und Wie- deraufbau der zerstörten Donaubrücken – Aufhebung des Ölembargos gegen Jugo- slawien (Tagesordnungspunkt 13) Uta Zapf SPD .................................................. 8888 A Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU ............. 8889 A Walter Hirche F.D.P. ...................................... 8889 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ............ 8890 C Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Menschenrechte in der Volksrepu- blik China (Tagesordnungspunkt 15) Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P. .. 8891 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 8733 (A) (B) (C) (D) 95. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 Beginn: 9.00 Uhr
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    Staatsminister Dr. Ludger Volmer Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 8887 (C) (D) (A) (B) Andres, Gerd SPD 23.03.2000 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 23.03.2000 Bohl, Friedrich CDU/CSU 23.03.2000 Dr. Brecht, Eberhard SPD 23.03.2000 Brinkmann (Detmold), SPD 23.03.2000 Rainer Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 23.03.2000* Klaus Büttner (Ingolstadt), SPD 23.03.2000 Hans Caspers-Merk, Marion SPD 23.03.2000 Dautzenberg, Leo CDU/CSU 23.03.2000 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 23.03.2000 Joseph DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 23.03.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 23.03.2000 Friedrich (Altenburg), SPD 23.03.2000 Peter Gebhardt, Fred PDS 23.03.2000 Goldmann, F.D.P. 23.03.2000 Hans-Michael Göllner, Uwe SPD 23.03.2000 Dr. Gysi, Gregor PDS 23.03.2000 Hinsken, Ernst CDU/CSU 23.03.2000 Hollerith, Josef CDU/CSU 23.03.2000 Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 23.03.2000 Ibrügger, Lothar SPD 23.03.2000 Irmer, Ulrich F.D.P. 23.03.2000* Jelpke, Ulla PDS 23.03.2000 Dr. Jens, Uwe SPD 23.03.2000 Dr. Lammert, Norbert CDU/CSU 23.03.2000 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 23.03.2000 Michels, Meinolf CDU/CSU 23.03.2000 Müller (Kiel), BÜNDNIS 90/ 23.03.2000 Klaus Wolfgang DIE GRÜNEN Ohl, Eckhard SPD 23.03.2000 Ostrowski, Christine PDS 23.03.2000 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 23.03.2000 Poß, Joachim SPD 23.03.2000 Probst, Simone BÜNDNIS 90/ 23.03.2000 DIE GRÜNEN Raidel, Hans CDU/CSU 23.03.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 23.03.2000 Roth (Heringen), SPD 23.03.2000 Michael Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 23.03.2000 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 23.03.2000 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/ 23.03.2000 DIE GRÜNEN Schmidt (Aachen), Ulla SPD 23.03.2000 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 23.03.2000 Hans Peter Schröder, Gerhard SPD 23.03.2000 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 23.03.2000 Türk, Jürgen F.D.P. 23.03.2000 Vaatz, Arnold CDU/CSU 23.03.2000 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 23.03.2000 Wolff (Zielitz), Waltraud SPD 23.03.2000 Dr. Zöpel, Christoph SPD 23.03.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und desBerichts zu den Anträgen der Fraktion PDS – Aufhebung der Sanktionen gegen die Bundes-republik Jugoslawien, – Schiffbarmachung der Donau und Wiederauf-bau der zerstörten Donaubrücken, – Aufhebung des Ölembargos gegen Jugoslawien (Tagesordnungspunkt 13) entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Uta Zapf (SPD): Ich bedauere, dass wir heute in die- sen knappen 30 Minuten zu später Stunde ein wichtiges Thema, nämlich unsere Politik gegenüber der Bundesre- publik Jugoslawien, beraten – und das, anstatt im ange- messenen Gesamtkontext unserer zukünftigen Südosteu- ropapolitik und des Stabilitätspaktes nur anhand von drei PDS-Anträgen, deren politischer Grundsatz – nämlich vollständige Aufhebung der Sanktionen, gleichberechtig- te Einbeziehung der Bundesrepublik Jugoslawien in das Aufbauprogramm – an der Sache vorbeigeht. Nach zehn Jahren Erfahrung mit dem Regime Milose- vic, nach all der nationalistischen Hetze gegen andere Ethnien in dem multiethnischen Bundesstaat Jugoslawi- en, nach systematischer Vertreibung und Mord an der ei- genen Bevölkerung kann man wohl kaum einen „Partner“ Milosevic akzeptieren, der keine Ansätze zur Demokrati- sierung zulässt. Damit verschenken und entwerten Sie ein wichtiges und zentrales Thema, nämlich die Frage: Wie muss eine Politik gegenüber Jugoslawien aussehen, die dieses für dauerhafte Stabilität auf dem Balkan zentrale Land in die Völkergemeinschaft zurückführt? Wie können wir dazu beitragen, dass in der Bundesre- publik Jugoslawien ein demokratischer Wandel stattfin- det? Wie können wir erreichen, dass die Bevölkerung nicht länger ausbaden muss, was ein verbrecherisches Re- gime ihr eingebrockt hat? Wie müssen unsere Sanktionen aussehen, sodass sie die herrschende Klasse und Milose- vic treffen, aber nicht den kleinen Mann und die kleine Frau auf der Straße? Wie können wir den Kommunen und Regionen in der Bundesrepublik Jugoslawien helfen, die sich gegen Milosevic gestellt haben, die den Weg der De- mokratisierung gehen wollen und die deshalb jetzt be- sonders von der Rache von Milosevic bedroht sind? Wie können wir Montenegro in seiner krisenhaften Situation stabilisieren? Wie können wir die serbische Opposition stärken? Die PDS stellt diese Fragen nicht einmal. Die heutige Debatte ist auch deshalb vergeudet, weil wir uns mit diesen Fragen auseinander setzen werden, wenn wir am 5. April in einer großen Debatte über den Sta- bilitätspakt reden. Dazu liegen ja bereits zwei Anträge der Koalition und einer der F.D.P. vor. Die CDU hat einen ei- genen Antrag angekündigt und es besteht die berechtigte Hoffnung, dass es uns gelingt, einen breiten überfraktio- nellen Konsens in dieser Frage zu finden. Natürlich müssen wir uns Gedanken über das Sankti- onsregime machen. Dies gilt generell und nicht nur im Fal- le der Sanktionen gegen Jugoslawien. Die UNO hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die diese Frage auch anhand der Erfahrungen mit Sanktionen im Irak prüfen soll. Wel- che Sanktionen sind wirkungsvoll, um das erwünschte Ziel zu erreichen? Welche Sanktionen sind kontrapro- duktiv, weil sie diktatorische, verbrecherische Regime nicht schwächen, sondern zu Solidarisierungseffekten mit ihnen führen? Welche Sanktionen treffen das Regime, welche ausschließlich die Bevölkerung? Sanktionen müssen zielgerichtet sein. Wenn sie ihren Zweck nicht erfüllen, muss man das Sanktionsregime än- dern. Die EU hat bereits reagiert und ihr Sanktionssystem geändert. Die EU-Außenminister haben zum Beispiel das Flugverbot gegen Jugoslawien zunächst für sechs Mona- te aufgehoben. Ziel ist es, den Druck auf die Nomenkla- tura zu erhöhen, was durch Restriktionen bei der Visa- vergabe erreicht werden kann. Für die Bevölkerung be- deutet dies eine Erleichterung. Gleichzeitig werden Maßnahmen erarbeitet, um die Finanzsanktionen zu ver- schärfen, was wiederum das Regime trifft. So soll das In- vestitionsverbot verschärft werden. Entscheidungen sind in Kürze zu erwarten. In der Bundesrepublik Deutschland besteht durchaus Konsens, auch über eine Aufhebung des Ölembargos nachzudenken. Die USAund andere europäische Länder, zum Beispiel die Niederlande und England, haben etwas mehr Bedenken. Auch die Opposition in Serbien wünscht aus guten Gründen eine Aufhebung dieses Embargos. Gerade die Opposition kann durchaus ihren Teil dazu beitragen, indem sie ihre Einigung vorantreibt, gemeinsam auf Wahlen hinarbeitet und gemeinsame Listen erstellt. Das Problem ist doch gerade die Uneinigkeit in allen Punkten außer der Gegnerschaft gegen Milosevic. Eine ei- nige serbische Opposition, die gemeinsam deutlich macht, dass nur eine Wende zur Demokratie und ein Ab- schwören von Nationalismus und Gewalt die Rückkehr Serbiens in die Völkerfamilie möglich macht, fehlt bis- lang. Die Unterstützung der serbischen Opposition auf ihrem Weg in die Demokratie ist deshalb wichtig. Nur ein sich demokratisierendes Serbien kann in die europäische Strukturen integriert werden. Ohne Serbiens Integration wird es keine dauerhafte Stabilität auf dem Balkan geben. Hier liegen auch unsere ureigensten Interessen. Wir müssen auch Montenegro helfen. Montenegro, das sich im Kosovo-Konflikt gegen die Kriegs- und Vertrei- bungspolitik Milosevics gestellt hat, steht vor dem öko- nomischen Ruin und droht ein nächster Konfliktherd zu werden. Ich begrüße die Initiative der Bundesregierung, Montenegro 40 Millionen DM Kreditgarantie zuzusagen, um das Schlimmste zu verhüten. Doch es tut mehr Hilfe Not und ich hoffe, dass die EU-Kommission bald zu Ent- scheidungen zugunsten von Kreditzusagen der Europäi- schen Investitionsbank kommt. „Kredit für Demokratie“ – so wie wir schon „Öl für Demokratie“ geliefert haben. Ein Städtepartnerschaftsprogramm ist recht erfolgreich angelaufen – hier liegen Chancen vielfältiger Art, um den Menschen in Jugoslawien zu helfen und um sie nicht völ- lig der Willkür des herrschenden Regimes auszuliefern. Eine Chance zur Demokratisierung und zur Unterstüt- zung einer demokratischen Opposition wird der Schutz von freien Medien sein. Darüber sollten wir uns Gedan- ken machen. Milosevic schließt eine freie Fernseh- und Radiostation nach der anderen, die freie Presse wird ver- folgt und drangsaliert. Wie können wir die freien Medien unterstützen, freie und faire Informationen sicherstellen? Wie nutzen wir unser Medium, die Deutsche Welle, um serbische Journalisten zu stützen und zu schützen? Hier ist Geld gut angelegt in Demokratie. Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 20008888 (C) (D) (A) (B) Die Schiffbarmachung der Donau und der Wiederauf- bau der Brücken sind zweifellos ein wichtiges Vorhaben. Darüber besteht Konsens. Zurzeit suchen die EU und die Anliegerstaaten nach den Modalitäten. Milosevic macht seine Zustimmung jedoch von Bedingungen abhängig: Zahlung von Reparationen, Aufhebung aller Sanktionen und Wiederaufbau aller Brücken. Das ist undiskutabel. Die Wiederschiffbarmachung der Donau hängt davon ab, dass die Pontonbrücke bei Novi Sad ersetzt wird. Die Bundesregierung hat hierfür bereits Geld bereitgestellt. Die Donaukommission, an der auch Serbien teilnimmt, ist sich einig. Die Schwierigkeit ist, dass die serbische Re- gierung hier die Zuständigkeit hat, die jetzt allerdings von Novi Sad beansprucht wird. Diese Frage wird hoffentlich bald gelöst. Im Übrigen ist die Donau-Räumung Be- standteil der Quick-Start-Projekte im Stabilitätspakt. Die PDS hat richtige Themen angesprochen in ihren Anträgen. Aber leider hat sie wichtige Fragen erst gar nicht gestellt. Deshalb kommt sie auch zu falschen Antworten. Wir lehnen die Anträge ab. Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU): Das The- ma der Aufhebung von Sanktionen gegen die Bundesre- publik Jugoslawien verdient eine differenziertere Be- handlung, als die Anträge hier wiedergeben. Die Auffas- sung der PDS, Embargos seien kein geeignetes Mittel gegen totalitäre Regimes, halten wir grundsätzlich nicht für falsch. Im Gegenteil: Mit Handelssanktionen politische Veränderungen herbeizuführen, funktioniert in fast allen praktischen Beispielen nicht. Darüber hätten wir diffe- renziert diskutieren können. Umso mehr bedauern wir, dass die PDS keine Anre- gung zu einer differenzierten Betrachtung gegeben hat. Mit der Forderung, die Sanktionen gegen die Bundesre- publik Jugoslawien generell aufzuheben, wird sie der Kri- se nicht gerecht. Wir, die CDU/CSU, sind sehr wohl dafür, Sanktionen, unter denen die Bevölkerung leidet, aufzu- heben. Das Flugverbot wurde bereits suspendiert. Wir un- terstützen auch eine Suspendierung des Ölembargos, die bisher am Widerstand der USA und Großbritanniens ge- scheitert ist. Aber es gibt eben auch Maßnahmen, die ausschließlich die totalitären Machthaber treffen, die wir deshalb nicht aufheben wollen: Visa-Sperrlisten für die bekannten Kriegsverbrecher, die Sperrung von Auslandskonten der international gesuchten Kriegsverbrecher, das Waffen- embargo gegen die Bundesrepublik Jugoslawien, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Forderung nach einer ge- nerellen Aufhebung aller Sanktionen ist völlig undiffe- renziert und wird unserer Verantwortung für den Südosten unseres Kontinents in keiner Weise gerecht. Deshalb leh- nen wir den Antrag ab. Der Antrag „Schiffbarmachung der Donau und Wie- deraufbau der zerstörten Donaubrücken“ ist im Grunde be- reits erledigt. Darin fordert die PDS von der Bundesre- gierung, sich für eine zügige Räumung des jugoslawischen Donauabschnitts von kriegsbedingten Trümmern und den entsprechenden Wiederaufbau der Brücken einzusetzen. Das ist richtig und sinnvoll. Nur hat die EU mit Beschluss vom 15. November sich bereits dafür ausgesprochen, ei- nen Beitrag zur Räumung der Donau zu leisten. Sie hat die Donaukommission beauftragt, dafür entsprechende Vor- schläge auszuarbeiten. Der Antrag der PDS ist deklama- torisch, er bezieht sich nicht auf die aktuelle Situation in Jugoslawien. Hingegen war es Belgrad, das noch im Sommer letzten Jahres Bedingungen an die von der PDS geforderten Maß- nahmen der EU knüpfte. Das Regime in Belgrad war nur bereit, Hilfe zum Wiederaufbau der Infrastruktur und hu- manitäre Hilfen zu akzeptieren, wenn alle Sanktionen auf- gehoben werden. Diese undifferenzierte und gegen die Rechte der Bevölkerung gerichtete Haltung macht sich der Antragsteller leider zu Eigen. Deshalb lehnen wir auch diesen Antrag ab. Wir wollen darüber reden, welche Sanktionen der Be- völkerung schaden. Dort können wir auch Einigung er- zielen. Sanktionen, die das totalitäre Regime treffen, müs- sen nicht nur rechtlich aufrechterhalten, sondern auch fak- tisch durchgesetzt werden. Und dann haben wir noch den Antrag „Aufhebung des Ölembargos gegen Jugoslawien“. Das Gleiche fordert die CDU/CSU in ihrem eigenen Antrag zum Stabilitätspakt. Aber in der Begründung zeigt sich die PDS leider einmal mehr als konsensunfähig. Sie bezeichnet das Programm „Öl für Demokratie“ als Erpressung und behauptet, es werde das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzielen. Diese Beurteilung tragen wir nicht mit. Im Gegenteil: Ju- goslawien muss klare Signale bekommen, dass Schritte zur Demokratisierung und zur Beachtung des internatio- nalen Rechts honoriert, die Missachtung von Recht und Demokratie aber sanktioniert werden. Schade, dass die PDS nicht zu einer Differenzierung be- reit ist. In dieser Form lehnen wir alle drei Anträge ab. Walter Hirche (F.D.P.):Die alarmierenden Meldungen über zunehmende Spannungen in der Region wären auch unabhängig von dem Jahrestag der NATO-Intervention Anlass genug, sich mit dem Kosovo zu befassen. Doch bei allen aktuellen Problemen sollten wir angesichts des Jah- restages nicht vergessen, dass die beiden Hauptziele des NATO-Engagements erreicht wurden: Mord, Vergewalti- gung und Vertreibung wurden gestoppt. Die vertriebenen Kosovaren konnten in ihre Heimat zurückkehren. Die Al- ternative wäre gewesen, der Vertreibung und Vernich- tung einer ganzen Volksgruppe tatenlos zuzusehen. Die NATO-Intervention war ein notwendiges Übel und sie war erfolg-reich. Die NATO und die Europäische Union haben ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Hu- manitäre Interventionen der demokratischen Staatenge- meinschaft gegen massive Menschenrechtsverletzungen stellen spätestens seit dem Kosovo-Konflikt keine völ- kerrechtswidrigen Einmischungen in innere Angelegen- heiten mehr dar. Der Wiederaufbau der Zivilgesellschaft hat begonnen und in den letzten Monaten bereits derarti- ge Fortschritte gebracht, dass der UNHCR-Sonderbeauf- tragte McNamara allen kosovarischen Flüchtlingen emp- fohlen hat, in den Kosovo zurückzukehren. Zwar konnte die NATO den Frieden in der Region wie- derherstellen, seine Sicherung bleibt jedoch eine enorme Herausforderung. Acht Monate nach dem Einmarsch der Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 8889 (C) (D) (A) (B) KFOR-Truppen ist die Lage im Kosovo nach wie vor an- gespannt. Die Gewalt von Kriminellen sowie von serbi- schen und albanischen Extremisten schafft ein allgemei- nes Klima der Unsicherheit. Weder die KFOR-Truppen noch die UNMIK-Polizei sind in der Lage, umfassende Stabilität zu gewährleisten. Die so genannte ethnische Gewalt ist weiterhin an der Tagesordnung. Der albani- schen Hetze auf die im Kosovo verbliebenen Serben steht die Mobilisierung serbischer Nationalisten in Mitrovica gegenüber, die zur endgültigen Vertreibung der Albaner aus dem Nord-Kosovo angetreten sind. Unterdessen nutzt Milosevic nach bewährter Methode jede sich ihm bieten- de Chance, die ethnischen Spannungen weiter zu schüren und die Nachbarprovinz Montenegro unter massiven Druck zu setzen. Nach innen nutzt er die Schwäche der serbischen Opposition, um seine Machtbasis zu festigen. Kritische Medien werden brutal verfolgt. Es herrscht in Belgrad wieder ein Klima der Einschüchterung. Vor diesem Hintergrund wäre es geradezu absurd, dem Antrag der PDS zu folgen und eine Aufhebung der Sank- tionen gegen Jugoslawien zu fordern. Dies ist auch die Auffassung der von den Sanktionen selbst betroffenen Nachbarstaaten Jugoslawiens, die sich am vergangenen Freitag einstimmig für die Fortsetzung der Sanktionen und damit für die Aufrechterhaltung des Drucks auf Belgrad ausgesprochen haben. Die Sanktionen aus angeblich hu- manitären Erwägungen aufzuheben und damit Milosevic Unrechtsregime zu verharmlosen, kommt nicht von un- gefähr von der PDS. In der DDR ging es ja auch immer nur um das Wohl des Volkes. Schon der Schulterschluss, den Herr Gysi mit Milosevic durch seinen Besuch in Bel- grad während des Krieges suchte, hat dies deutlich ge- macht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Milosevic nur auf Druck reagiert. Jedes Einlenken ist für ihn ein Signal der Schwäche, das er sofort zur Verschärfung seiner Men- schen verachtenden Politik nutzt. Die F.D.P.-Bundestags- fraktion unterstützt die Politik der Europäischen Union, die darauf abzielt, die Sanktionen gegen Jugoslawien so zu gestalten, dass in erster Linie die Belgrader Führung und nicht die Zivilbevölkerung getroffen wird. Dies be- deutet auch die Fortführung der Zusammenarbeit mit ein- zelnen serbischen Staaten und Regionen, die teilweise Aufhebung von Sanktionen gegenüber Montenegro sowie den Wiederaufbau der zerstörten Donaubrücken im Rah- men des Stabilitätspaktes und es bedeutet die Unterstüt- zung der demokratischen Opposition in Serbien. Die Besorgnis erregenden Entwicklungen der letzten Wochen zeigen: Die Region um den Kosovo ist nach wie vor ein Pulverfass. Sie zeigen auch, dass sich die interna- tionale Gemeinschaft dort noch langfristig wird engagie- ren müssen. Jeder, der die Entwicklung in Bosnien beob- achtet hat, weiß, dass ein internationales Engagement im Kosovo dauerhaft sein muss und eine militärische Präsenz von KFOR unabdingbar für die Eindämmung von Extre- mismus ist. Um einen erneuten Ausbruch von Gewalt und um neue Flüchtlingsströme zu verhindern, muss jetzt dringend gehandelt werden. Hierzu gehört nicht nur die von Frankreich und Italien dankenswerterweise angekün- digte dringend notwendige Aufstockung der KFOR-Trup- pen. Hierzu gehört vor allem die Entsendung der für die öffentliche Ordnung notwendigen Polizeikontingente so- wie die zügige Umsetzung des Balkanstabilitätspaktes. Die Bundesregierung muss gegenüber ihren europäi- schen Partnern mit Nachdruck die Einhaltung der über- nommenen Verpflichtungen einfordern. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Mittel. Das heillose Kompetenz- wirrwarr zwischen den verschiedenen an der Durch- führung des Stabilitätspaktes beteiligten Institutionen muss endlich aufhören. Die Bundesregierung hat ihren eu- ropäischen Partnern einen Koordinator für den Stabilitäts- pakt aufgedrängt. Sie muss deshalb auch dafür sorgen, dass er endlich anfängt zu koordinieren. Das Ziel einer friedlichen, multi-ethnischen Zukunft in der Region kann nur durch sichtbare Fortschritte beim Wiederaufbau, ver- trauensbildende Maßnahmen, durch regionale Zusam- menarbeit und durch die Annäherung an die Europäische Union erreicht werden. Dr. Ludger Volmer, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Erstens. Zwar besteht Einigkeit in einem zentralen Punkt: nämlich dass der demokratische Wandel in Serbi- en die Schlüsselfrage zur Lösung zahlreicher Probleme in Südosteuropa ist. Wir wollen daher alles tun, was das Re- gime Milosevic weiter isoliert und die demokratischen Kräfte in Serbien stärkt. Das Herbeiführen eines demokratischen Wandels in der BRJ erfordert allerdings einen differenzierten Einsatz unserer verschiedenen Instrumente: Unterstützung der de- mokratischen Kräfte, Demokratisierungshilfen, Unter- stützung für die unabhängigen Medien, Aufbau einer Zi- vilgesellschaft, Stärkung der frei gewählten Städte und Kommunen durch gezielte Städteprojektpartnerschaften mit deutschen Städten. Die von der EU beschlossenen Sanktionsmaßnahmen sind dabei nur ein, wenn auch ein wichtiges Element in diesem Instrumentarium. Wir beur- teilen sie danach, ob sie geeignet sind, die Isolierung des Regimes in Belgrad zu erhöhen, anstatt die serbische Be- völkerung zu treffen. Deshalb verfolgen wir auch hier einen differenzierten Ansatz: Verschärfung der Sanktionen, die gezielt das Re- gime treffen – Visasperrliste, Finanzsanktionen –, Sus- pendierung/Aufhebung der Sanktionen, die vorrangig die serbische Bevölkerung treffen – Flugverbot, Ölembargo. In diesem Sinne hat der Allgemeine Rat am 14. Febru- ar eine sechsmonatige Suspendierung des Flugverbots bei gleichzeitiger Ausweitung der Visasperrliste beschlossen. Dieser Beschluss nahm ausdrücklich Bezug auf die ent- sprechenden Forderungen der demokratischen Kräfte in Serbien und auf die gemeinsame Erklärung der Oppositi- onsgruppen vom 10. Januar. Damit sollte ein klares Si- gnal an die serbische Bevölkerung gegeben werden, dass die Unterstützung Milosevics eine Sackgasse ist und nur eine Unterstützung der demokratischen Kräfte Hoffnung auf eine wirtschaftliche Zukunft verspricht. Am 20. März hat der Allgemeine Rat eine Verordnung zur Umsetzung der Suspendierung des Flugverbots be- schlossen. Die Umsetzung der Verschärfung der Fi- nanzsanktionen soll noch vor Ende März erfolgen. Eine Aufhebung der von der EU beschlossenen Sanktionen gegen die BRJ kann nur durch einen entsprechenden Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 20008890 (C) (D) (A) (B) EU-Beschluss erfolgen. Die Bundesregierung stimmt sich daher in dieser Frage eng mit ihren europäischen Partnern ab und ist sich mit ihnen einig, dass die Aufhebung sämt- licher Sanktionen mit Ausnahme des Waffenembargos zum jetzigen Zeitpunkt das falsche politische Signal wä- re. Es müsste von der serbischen Bevölkerung so ver- standen werden, dass die EU in Bezug auf ihr Verhältnis zum Regime Milosevic zur Normalität übergeht. Zweitens. Dem Antrag zur Aufhebung des Ölembargos gegen die Bundesrepublik Jugoslawien kann die Bundes- regierung zwar im Tenor, nicht aber in der Begründung zu- stimmen. Die enge Abstimmung mit unseren Partnern in der EU bezieht sich natürlich auch auf die Frage des Ölembargos. Allerdings gibt es hierzu noch keine einheitliche Haltung der EU. Während Frankreich, Italien, Griechenland und Österreich mit uns für eine sofortige Aufhebung des Ölembargos eintreten, sind Großbritannien – auf Linie der USA – und etwas weniger dogmatisch Niederlande und Schweden gegen eine Aufhebung zum jetzigen Zeitpunkt. Die Befürworter einer Aufhebung sehen, dass das Regi- me vom Ölembargo profitiert, da Milosevic den Schwarz- handel kontrolliert, während die Gegner einer Aufhebung befürchten, dass das Regime eine Aufhebung propagan- distisch ausschlachten würde. Die Bundesregierung hat daher einen Kompromiss- vorschlag gemacht, mit dem Ziel, die Bedenken der Part- ner zu überwinden und möglichst bald eine einheitliche Haltung der EU auch in dieser Frage zu erreichen: Sus- pendierung des Ölembargos für 6 Monate, sobald serbi- sche Opposition sich auf eine gemeinsame politische Plattform, eine gemeinsame Kandidatenliste für Kom- munalwahlen und eine gemeinsame Strategie für Wahlen einigt. Die von uns geforderten Kriterien sind der serbischen Opposition bekannt. Mit der Verabschiedung einer politi- schen Plattform am 3. März haben die serbischen Oppo- sitionsgruppierungen einen entsprechenden wichtigen Schritt in Richtung mehr Gemeinsamkeit getan. Die Bundesregierung wird das Ziel einer Aufhebung oder Suspendierung des Ölembargos weiter aktiv inner- halb der EU vertreten und durchzusetzen versuchen. Drittens. Dem Antrag zur Schiffbarmachung der Donau und Wiederaufbau der zerstörten Donaubrücken kann die Bundesregierung nicht zustimmen. Die Bundesregierung hält die Freiräumung der Fahr- rinne der Donau für eine verkehrspolitische Frage von ho- her Bedeutung. Sie ist allerdings mit schwierigen außen- politischen Fragen verknüpft. Der Bundesregierung sind die negativen Auswirkungen der Blockade der Donau bei Novi Sad voll bewusst. Sie beeinträchtigt den Handel und belastet die Binnenschiff- fahrt. Sie trifft besonders hart die Reformstaaten Südost- europas und beeinflusst negativ deren wirtschaftliche Entwicklung. Die Bundesregierung hat daher von Anbeginn die Bemühungen der Donaukommission unterstützt, die da- rauf gerichtet waren, die Fahrrinne zu räumen. Der von der Donaukommission veranlassten Expertenkommission, die Ende Juli 1999 nach Novi Sad reiste, um sich von der Blockade ein Bild zu verschaffen, gehörte auch ein deut- scher Ingenieur an, dessen Mitarbeit erheblich zum Erfolg der Mission beigetragen hat. Die Frage der Schiffbarmachung der Donau wurde von den Außenministern der EU in den letzten Monaten bereits verschiedentlich erörtert. Der Rat hat zuletzt am 20. März erneut die Dringlichkeit der Schiffbarkeit der Donau her- vorgehoben. Die Mitgliedstaaten der Donaukommission haben am 25. Januar einen diesbezüglichen Projektantrag verab- schiedet und der EU-Kommission zugeleitet. Er veran- schlagt die Kosten für die Räumung auf 24 Millionen Eu- ro. Grundsätzlich besteht seitens der EU die Neigung, den Antrag großzügig zu bescheiden und sich mit circa 85 Prozent an den Kosten zu beteiligen. Die endgültige Entscheidung über den Antrag hängt jedoch von der Klärung einer Reihe von Fragen durch die Donaukom- mission ab, unter anderem der Frage des Projektmanage- ments und der anzuwendenden rechtlichen Vorschriften der BRJ. Eine von der Donaukommission eingesetzte Ex- pertengruppe hat inzwischen bereits mit Vorarbeiten für die Räumung der Fahrrinne begonnen. Ein Wiederaufbau der zerstörten Donaubrücken aber ist mit dem bestehenden EU-Sanktionsregime unvereinbar. Die Bundesregierung ist sich mit ihren europäischen Part- nern einig, dass ein Wiederaufbau der zerstörten Donau- brücken nicht in Betracht kommt, solange Milosevic an der Macht ist. Die Bundesregierung ist dennoch bereit, sich im Rahmen einer Kofinanzierung aus humanitären Erwägungen für eine Behelfsbrücke in Novi Sad zu en- gagieren. Die Wiederherstellung der Schiffbarkeit der Donau ist ohne Beseitigung der derzeitigen Pontonbrücke in Novi Sad und Ersatz durch eine Behelfsbrücke nicht möglich. Wir prüfen derzeit Möglichkeiten, das Projekt im Rah- men der Szeged-Prozesses des Stabilitätspaktes, das heißt unter dem Dach einer Städteprojektpartnerschaft Dortmund-Novi Sad, gegebenenfalls zusammen mit wei- teren europäischen Partnerstädten Novi Sads zu realisie- ren. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zurBeratung des Antrags: Menschenrechte in der Volksrepublik China (Tagesordnungspunkt 15) Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (F.D.P.): Die Durchsetzung und Beachtung der Menschenrechte sollten zum Dreh- und Angelpunkt der Politik der Re- gierung Schröder werden. Jedenfalls war das das Ver- sprechen, das SPD und Bündnis 90/Die Grünen ihren An- hängern und der deutschen Öffentlichkeit gegeben haben. Dass diese vollmundigen Ankündigungen von der Wirk- lichkeit deutscher Regierungspolitik schnell eingeholt wurden, mag dem Mangel an Regierungserfahrung der rot-grünen Führungsriege zuzuschreiben sein. Dass aber Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 8891 (C) (D) (A) (B) das rot-grüne Menschenrechtspathos von der politischen Realität nicht nur eingeholt, sondern längst überholt und überrollt wurde, ja, die menschenrechtliche Konditio- nierung deutscher Politik geradezu flachgewalzt zu wer- den droht, kann auch bei gutem Willen nicht mehr mit Unerfahrenheit entschuldigt, sondern nur noch mit Op- portunismus und Prinzipienlosigkeit erklärt werden. Wie so vieles andere, so ist auch die Regierungspolitik gegenüber der Volksrepublik China in den mittlerweile eklatanten Widerspruch zwischen dem großsprecheri- schen Anspruch und der nüchternen und ernüchternden Wirklichkeit deutscher Außenpolitik geraten. Wie kaum ein anderes Land von geopolitischer Be- deutung steht die Volksrepublik China für exzessive Ver- letzungen der Grund- und Menschenrechte: Gefangenen- lager, staatliche Umerziehung, Morde und Folter im Straf- vollzug, die Menschenwürde verachtende Bestrafungen und öffentliche Hinrichtungen, gewaltsame Unter- drückung der Meinungs- und Bekenntnisfreiheit, Unter- drückung ethnischer Minderheiten, das sind nur einige der Vorwürfe, denen die Regierung der Volksrepublik China schon seit Jahren ausgesetzt ist. Damit konfrontiert und unter dem Druck einer dro- henden, von Europa und den USAgemeinsam getragenen Resolution der VN-Menschenrechtskommission, hatte die Regierung der Volksrepublik China 1995 erstmals ih- re Bereitschaft erklärt, in einen Menschenrechtsdialog einzutreten, soll heißen, nicht länger auf der Ausklamme- rung von Menschenrechtsfragen aus seinen bilateralen Beziehungen zu anderen Staaten zu bestehen. Positives geschah nicht. Im Gegenteil, Berichten in- ternationaler Menschenrechtsorganisationen und vor al- lem der VN-Hochkommissarin für Menschenrechte zu- folge hat sich die Menschenrechtssituation in der Volks- republik China tendenziell sogar verschlechtert. Der Entwurf einer gegen diese Situation gerichteten Re- solution der Vereinigten Staaten, die diesmal bemerkens- werterweise ohne die Unterstützung durch die Staaten der Europäischen Union in die gerade begonnene Sitzungspe- riode der VN-Menschenrechtskommission eingebracht wird, weist mit Recht darauf hin, dass die Volksrepublik China den zugestandenen Menschenrechtsdialog lediglich zur Verfestigung des verurteilungswürdigen menschen- rechtlichen Status quo zu instrumentalisieren sucht. Die- sen dreisten Versuch kann die internationale Staatenge- meinschaft, kann auch die Bundesregierung nicht kom- mentar- und tatenlos hinnehmen. Gerade deshalb wäre es jetzt so wichtig, dass vor allem die Staaten von weltpolitischer Bedeutung, wozu auch die in der Europäischen Union verbundenen Staaten, einzeln und gemeinsam, gehören, ihr ganzes politisches, aber auch wirtschaftliches Gewicht zugunsten der Menschen- rechte in China einbringen. Stattdessen und ganz im Widerspruch zu ihrer voll- mundigen Menschenrechtsrhetorik übt sich die Bundes- regierung seit ihrem Regierungsantritt im Schweigen und in Bücklingsposen. Der Gang ins chinesische Canossa, zu dem der deutsche Bundeskanzler durch die allzu tiefe Verstrickung vor al- lem seiner Minister für Verteidigung und Äußeres in den völkerrechtlich zwielichtigen, menschenrechtspolitisch schädlichen und im Ergebnis desaströsen Jugoslawien- krieg gezwungen war, ist eines der plastischen Indizien für die Unfähigkeit der Bundesregierung, gegenüber der Volksrepublik China eine wirkungsvolle Menschen- rechtspolitik ins Werk zu setzten. Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 20008892 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Anke Hartnagel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine lie-
    ben Kolleginnen und Kollegen! Herr Caesar, ich bin na-
    türlich höchst erfreut über das, was Sie eben gesagt ha-
    ben, insbesondere darüber, dass Sie unsere Anträge und
    unsere Politik unterstützen. Dennoch möchte ich zwei
    kleine Anmerkungen machen. Zum einen: Wir wollen
    die Latte keineswegs heruntersetzen, das müssten Sie
    anhand der Anträge eigentlich gesehen haben. Zum an-
    deren: Gerade in diesem Zusammenhang ist Geld nicht
    alles und schon gar kein Allheilmittel.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Aber ohne Moos nix los!)


    Lassen Sie mich jetzt zum Thema Wale kommen, zu
    dem ich sprechen will: Wenn man an Wale denkt, dann
    sieht man immer die Greenpeace-Aktivisten vor sich,
    zum Beispiel im Einsatz gegen japanische Walfänger.

    Cajus Caesar






    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Ich glaube, die Bilder kennen fast alle. Sie sind natürlich
    sehr beeindruckend. Um es gleich ganz klar zu sagen:
    Der Walfang, den die Japaner vornehmen, ist illegal. Die
    so genannten Forschungszwecke dienen hier lediglich
    als Alibi. Das Problem ist zudem, dass die Japaner im
    antarktischen Schutzgebiet jagen und damit auch gegen
    das Moratorium der Internationalen Walfangkommissi-
    on verstoßen. Deshalb habe ich volles Verständnis für
    die Aktionen der Walschützer. Zumindest für die SPD-
    Fraktion, aber, so denke ich, auch für einen Großteil die-
    ses Hauses, möchte ich an dieser Stelle den Greenpeace-
    Aktivisten ausdrücklich Respekt zollen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Sie kämpfen vor Ort, wie wir wissen, einen fast aus-
    sichtslosen Kampf gegen die industrielle Walfangma-
    schinerie Japans und Norwegens.

    Die Walfangmethoden sind inzwischen hoch effek-
    tiv geworden und haben nichts mehr mit dem Walfang
    zu Moby Dicks Zeiten zu tun. Der industrielle und hoch
    effektive Walfang ist wesentlich dafür verantwortlich,
    dass viele Walarten stark dezimiert sind. Einige stehen
    sogar vor der Ausrottung. – Der Sprachgebrauch der Jä-
    ger ist hier bezeichnend: Sie sprechen davon, dass „ab-
    geerntet“ worden sei. – Insbesondere gilt dies für die
    Großwale. Hierzu gehört zum Beispiel der Buckelwal.
    Von ihm existieren weltweit nur noch 13 Prozent des ur-
    sprünglichen Bestands. Auch wenn es grotesk klingt: Im
    Vergleich zu anderen Großwalarten ist dies schon fast
    eine traumhafte Bilanz. Andere Walarten existieren nur
    noch in Restbeständen. Einige sind schon gänzlich von
    der Bildfläche verschwunden. Hierzu zählt vor allem der
    Nordatlantische Grauwal, der schon im 17. Jahrhundert
    ausgerottet wurde. Mit weniger als 2 Prozent des Ur-
    sprungsbestandes droht nun auch dem Nordkaper – dem
    Blau- und dem Finnwal das gleiche Schicksal. Meine
    Damen und Herren, wir müssen alles tun, um zu verhin-
    dern, dass hier weitergemacht wird.

    Das Schicksal der Wale wäre wohl längst besiegelt,
    wenn es in den 80er-Jahren nicht eine Kehrtwende in
    der Walfangpolitik gegeben hätte. Aufgrund des
    Drucks der Weltöffentlichkeit musste das sprichwörtli-
    che Mordsgeschäft mit Großwalen eingestellt werden.
    Seitdem gilt für alle Mitgliedstaaten der Internationalen
    Walfangkommission ein völliges Fangverbot. Gleichzei-
    tig haben die Mitgliedstaaten des Washingtoner Arten-
    schutzabkommens jeglichen Handel mit Großwalpro-
    dukten untersagt.

    Wale sind jedoch nur ein – besonders populäres –
    Beispiel. Ihre Situation ist symptomatisch für den Um-
    gang mit geschützten Tierarten. Deshalb ist die Wa-
    shingtoner Artenschutzkonferenz auch für viele andere
    Arten eine wichtige Institution. Sie haben schon darauf
    hingewiesen, Herr Caesar, Herr Trittin. Herr Minister,
    ich bin sehr froh, dass auch Sie voll mit unserem Antrag
    übereinstimmen.

    Aktuell liegen der CITES-Konferenz in Nairobi
    60 Anträge vor. Unterschiedliche Tierarten sind hiervon
    betroffen. Neben den Walen geht es zum Beispiel um

    das Steppenschaf, die Scharnierschildkröte, den Quit-
    tenwaran usw. Die Interessen der Mitgliedstaaten sind
    hierbei sehr unterschiedlich; Herr Minister Trittin hat
    darauf schon hingewiesen. Wir müssen verhindern, dass
    auf der Konferenz Beschlüsse zulasten bedrohter Tier-
    und Pflanzenarten gefasst werden. Die Gefahr ist näm-
    lich groß, dass Tauschgeschäfte zulasten des Arten-
    schutzes stattfinden. Schon im Vorfeld haben sich einige
    Staaten hier nicht mit Ruhm bekleckert. Im Stile „Gib
    du mir meine Elefanten oder Schildkröten, dann stimme
    ich auch deinem Walfang zu“ wird da über Schicksale
    von Tieren entschieden. Ich denke, dass ich für uns alle
    spreche, meine Damen und Herren, wenn ich diese Art
    von Kuhhandel ablehne.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zurück zu den Walen: Die Geschichte des Walfangs
    bleibt eine Katastrophe. Leider gilt dies – trotz aller
    Bemühungen der Internationalen Walfangkommission –
    auch für die Geschichte der geregelten Bewirtschaftung.
    Gerade die wichtigsten Länder halten sich nämlich nicht
    an die Beschlüsse.

    Die aktuelle japanische Wilderei in der Antarktis
    zeigt, dass selbst internationale Vereinbarungen den
    Walfang nicht beenden konnten. Paradoxerweise fühlen
    sich gerade die hoch industrialisierten Staaten Japan
    und Norwegen nicht an das Walfangmoratorium gebun-
    den. Mehr als 1 000 Wale pro Jahr werden trotz Morato-
    riums aus Tradition – auch kulinarischer – abgeschlach-
    tet. Aber wie wir wissen, kommt die Welt auch ohne
    Mockturtlesuppe aus. Also wird es auch ohne Wal-
    fleisch gehen.

    Dies alles wird noch absurder, wenn man bedenkt,
    dass es für diese Länder überhaupt keine wirtschaftliche
    Abhängigkeit oder Notwendigkeit gibt, den Walfang
    weiter zu betreiben. Diese hoch industrialisierten Länder
    können in diesem Punkt zum Beispiel nicht mit Ländern
    in Afrika verglichen werden, die mit dem Handel mit
    bedrohten Tierarten oder deren Produkten eine notwen-
    dige Einnahmequelle sichern wollen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, internationale Ver-
    einbarungen machen aber nur dann Sinn, wenn sich
    nicht jeder Staat nur die Rosinen herauspickt. Wir for-
    dern daher Japan und Norwegen auf, endlich die interna-
    tionalen Übereinkommen mitzutragen. Kehren Sie zum
    internationalen Konsens zurück! Dies ist dringend erfor-
    derlich, denn es ist wohl kein Geheimnis mehr, dass auf
    den japanischen Märkten trotz schärfster Fang- und
    Handelsbeschränkungen Fleisch der bedrohten Walarten
    gehandelt wird. Für das Kilo werden zum Teil etwa
    700 DM gezahlt. Man kann sich vorstellen, dass auf-
    grund solcher Summen die Versuchung groß ist.

    In diesem Zusammenhang kurz ein besonders grotes-
    kes Beispiel dafür, wohin blinde Profitgier führen kann:
    Anfang der 80er-Jahre überschätzten norwegische Wal-
    fänger ihre Möglichkeiten. Den 15 000-Dollar-Scheck
    vor Augen, erschossen sie einen 25-Meter-Finnwal. Als
    der Wal an Bord war, versank leider das Schiff. Die Last
    des Tieres war einfach zu schwer. So kann es gehen.

    Anke Hartnagel






    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Nun aber wieder ernsthaft: Das Jagen der Wale und
    die inländische Verwertung reichen Norwegen und Ja-
    pan nicht. Sie wollen Walfleisch endlich wieder interna-
    tional handeln können. Insbesondere Norwegen hat gro-
    ßes Interesse daran, Walfleisch auf den Märkten anzu-
    bieten; denn die Lager sind voll.

    Genau hierum geht es auf der bevorstehenden Arten-
    schutzkonferenz in Kenia. Zum wiederholten Mal set-
    zen sich Japan und Norwegen für eine Revision des
    Handelsverbotes ein. Die Gefahr ist groß, dass sie dabei
    erfolgreich sind. Bei der letzten Konferenz fehlten be-
    reits nur wenige Stimmen. Fällt aber das Handelsverbot,
    müssen wir davon ausgehen, dass nicht nur für Piraten-
    walfänger, sondern auch für ehemalige Walfangnationen
    wie Russland und Korea die Jagd wieder lukrativ wer-
    den könnte.

    Meine Damen und Herren, es muss klar sein: Fällt
    das jetzige Handelsverbot, ist dies das Ende vieler Wal-
    arten. Deshalb wollen wir jetzt und heute nochmals die
    einmütige Haltung des Deutschen Bundestages und der
    Bundesregierung bekräftigen. Die deutsche und die in-
    ternationale Öffentlichkeit sollen wissen, dass wir auch
    weiterhin nicht bereit sind, eine immer noch bedrohte
    Tierart zum Abschuss freizugeben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und der PDS)


    Ich weiß mich und uns hier in guter Gesellschaft mit un-
    serem Bundeskanzler, der ebenfalls klargemacht hat,
    dass er zu diesem Walfangverbot steht.


    (Cajus Caesar [CDU/CSU]: Aber sonst ist er im Umweltschutz nicht so kompetent!)


    Mit dem vorliegenden Antrag fordern wir die Bun-
    desregierung auf, alle ihr zur Verfügung stehenden di-
    plomatischen Mittel einzusetzen. Das Handelsverbot
    muss unangetastet bleiben! Herr Minister, wir gehen da-
    von aus, dass die Bundesregierung schon jetzt alle Hebel
    in Bewegung gesetzt hat, um auch die übrigen Vertrags-
    staaten – nicht nur die europäischen Länder – davon zu
    überzeugen, dass hier keine Herabstufung stattfinden
    darf. Das Ziel ist klar; wir haben es hier schon mehrfach
    genannt.

    Ich will nicht Dinge wiederholen, die hier schon ge-
    sagt worden sind, sondern möchte nur noch eines klar-
    stellen: Wir Menschen sind es, die Walen ihre Lebens-
    grundlage rauben. Die gesamte Meeresökologie ist in
    Gefahr. Ein uraltes Gleichgewicht gerät massiv ins
    Wanken. Überfischung, Überdüngung und Erwärmung
    der Meere sind hierfür nur einige Beispiele. Hinzu
    kommen noch die zahllosen Einleitungen von Giftstof-
    fen. Im Körper der Meeressäuger lagern sie sich in ho-
    her Konzentration ab. Die Ozeane verkommen zur
    Müllkippe und die Wale sind quasi die größten Müll-
    schlucker der Ozeane.

    Selbst in Japan – das finde ich in diesem Zusammen-
    hang sehr wichtig – warnen einige Toxikologen bereits
    vor dem Verzehr von Walfleisch. Angesichts hoher Do-
    sen von PCB, DDT, Dioxin, Quecksilber und dem be-

    rüchtigten TBT hoffe ich, dass den Gourmets der Ge-
    schmack vergeht. Auch bei den Walfängern sollte daher
    endlich ein Umdenken stattfinden. Immer mehr wird –
    hoffentlich – klar, dass Whale-Watching eine Alternati-
    ve zum Walfang sein könnte.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Oder Currywurst!)

    Wir alle wissen, dass die großen Wale in den fernen

    Ozeanen leben. Wir haben aber auch einige in unseren
    Heimatmeeren, zum Beispiel die Schweinswale, auch
    kleine Tümmler genannt. Ihre Kinderstube befindet sich
    vor den Inseln Sylt und Amrum. Sie genießen keinen
    Schutz, der dem für Großwale vergleichbar wäre, aber
    auch sie sind erheblichen Gefahren ausgesetzt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mehr als 7 000 von ihnen verenden jedes Jahr kläglich
    in den Stellnetzen der Nordsee. Weitere Tümmler kre-
    pieren unnötig als Beifang der Hochseefischerei.

    Nach allem, was man bisher weiß, kann dieser Ver-
    lust nicht durch die natürliche Fortpflanzung ausgegli-
    chen werden. Deshalb ist die Einrichtung von Schutzge-
    bieten dringend notwendig. Schleswig-Holstein hat ei-
    nen guten Anfang gemacht. Ende letzten Jahres wurde
    ein Kleinwalschutzgebiet eingerichtet. Genau hier müs-
    sen wir weitermachen.

    Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und der PDS)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Für die F.D.P.-
Fraktion spricht Kollegin Ulrike Flach.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulrike Flach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen
    und Herren! Im Vorfeld der 11. Konferenz der Vertrags-
    staaten zum Washingtoner Artenschutzabkommen brau-
    chen wir vor allem eine sachliche Auseinandersetzung.
    Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich an dieser Stelle
    meine üblichen Klagen über Minister Trittin loswerden
    kann; ich kann es nicht. Ich danke Ihnen für die sachli-
    che und abgewogene Art, mit der Sie dieses Thema an-
    gegangen sind.


    (Beifall bei der F.D.P., der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


    – Man kann doch seitens der Opposition ruhig mal etwas
    Positives sagen.

    Es ist absolut nicht angebracht, dass wir Deutsche uns
    als Hüter des Artenschutzes aufspielen und gegenüber
    der so genannten Dritten Welt schulmeisterlich auftre-
    ten. Es sind nämlich – das wissen wir alle – in hohem
    Maße deutsche Touristen, die gegen das Artenschutz-
    recht verstoßen.

    Die Anhörung „Tourismus und Artenschutz“ im Fe-
    bruar ergab eine dramatische Steigerung der registrierten

    Anke Hartnagel






    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Verstöße. Von 1993 bis 1999 hatten wir einen Anstieg
    um immerhin 350 Prozent auf 2 941 Fälle zu verzeich-
    nen. Am Frankfurter Flughafen haben wir täglich 40 bis
    60 Fälle, in denen der Zoll geschmuggelte Tiere und
    Pflanzen sicherstellen muss. Das ist kein Kavaliersde-
    likt, meine Damen und Herren! Die Entnahme von Ko-
    rallen, Muscheln, Pflanzen und Tieren aus der Lebens-
    umwelt der Entwicklungsländer raubt diesen Menschen
    im Süden eine wichtige Ressource, manchmal die einzi-
    ge, die sie haben: eine wunderschöne Fauna und Flora.

    Lassen Sie mich jetzt zu drei Themenkomplexen aus
    den immerhin 62 vorliegenden Anträgen der Konferenz
    kommen.

    Zunächst zum Thema Walschutz: Norwegen und Ja-
    pan beantragen eine Herabstufung der Bestände – da-
    rüber haben wir eben gesprochen – und eine geordnete
    wirtschaftliche Nutzung unter wissenschaftlicher Kon-
    trolle.

    Bei den Grau- und Zwergwalen haben wir seit 1986
    eine Nullquote, was den kommerziellen Walfang angeht.
    Der Antrag von SPD und Grünen fordert die Beibehal-
    tung des Walfangverbots. Die F.D.P. stimmt, genauso
    wie die (CDU/CSU), diesem Antrag inhaltlich zu, hält
    aber – um das ganz klar zu sagen – die Begründung für
    unangemessen; aber über Begründung stimmen wir ja
    nicht ab.

    Das entscheidende Problem ist nicht der Mangel an
    Nahrung durch Überfischung oder die Überdüngung
    durch den Eintrag von Schadstoffen oder die Schwä-
    chung des Immunsystems der Wale, wenngleich das
    auch Gesichtspunkte sind, die hier ein Rolle spielen. –
    Im Übrigen: Sie führen das Argument der Überfischung
    an, Frau Hartnagel. Ich stelle mit Erstaunen fest, dass
    Sie das in Ihrem Antrag überhaupt nicht erwähnt ha-
    ben. –


    (Anke Hartnagel [SPD]: Man kann nicht alles anführen!)


    Nein das entscheidende Argument gegen den begrenzten
    Walfang ist – darüber sind wir uns mit den Experten des
    WWF absolut einig –, dass bei einer Herabstufung in
    Anhang II jeder Staat Wale jagen könnte. Jeder Staat
    könnte auch entsprechende Genehmigungen für andere
    Staaten ausstellen. Vor einer Herabstufung müssten an-
    gemessene Kontrollmechanismen stehen, zum Beispiel
    DNA-Registrierungen. Diese sind aber ganz offensicht-
    lich von Japan und Norwegen nur geplant und keines-
    wegs umgesetzt. Andere Staaten, die dann fangberech-
    tigt werden, planen solche Kontrollmechanismen über-
    haupt nicht. Wir sind also mit Ihnen der Meinung, dass
    eine Herabstufung eine Schleuse öffnen würde, die wir
    nicht wieder schließen können. Deshalb ist auch die
    F.D.P. wie schon in der Vergangenheit konsequent ge-
    gen jede Zulassung des Walfanges.

    Meine Damen und Herren, der zweite Punkt, der heu-
    te hier zur Abstimmung steht, betrifft den Afrikani-
    schen Elefanten. Südafrika – das haben wir eben in al-
    len Details gehört – möchte eine Herabstufung, Botswa-
    na, Simbabwe und Namibia haben eine Beibehaltung in

    Anhang II beantragt. Kenia und Indien möchten eine ge-
    nerelle Hochstufung in Anhang I. Hintergrund ist, dass
    die Länder des südlichen Afrikas inzwischen auf nicht
    unerheblichen Bergen von Elfenbein sitzen, Herr
    Caesar, das von verstorbenen Tieren oder so genannten
    Problemtieren stammt. Solche Problemtiere sind zum
    Beispiel Elefanten, die gelernt haben, sich von Dorffel-
    dern zu ernähren, und so eine Gefahr für die dort leben-
    den Menschen darstellen.

    Die Elefantenpopulationen in Südafrika und Botswa-
    na haben sich deutlich vergrößert. Das erklärt übrigens
    auch die Zahlen, die Sie eben anführten. Wer sich mit
    der Materie auskennt, weiß, dass Elefanten einen erheb-
    lichen und auch negativen Einfluss auf die Natur haben.
    Wo einmal eine Herde durchgezogen ist, wächst buch-
    stäblich kein Gras mehr. Da Geld für Umsiedlungs-
    programme fehlt, werden zum Beispiel in Südafrika ge-
    zielt Elefanten geschossen. Zurzeit sind circa
    600 Tonnen legales Elfenbein vorhanden, das die afri-
    kanischen Staaten verkaufen möchten. Der Erlös soll –
    darauf lege ich besonderen Wert, damit keine falsche
    Nuance hier in die Diskussion kommt – dem Natur-
    schutz im Rahmen einer Stiftung zugute kommen, Frau
    Griefahn.

    Das ist eine schwierige Abwägung, die sich nicht mit
    Plattitüden erledigen lässt. Einerseits müssen wir sehen,
    dass der begrenzte Verkauf von Elfenbein die Wilderei
    anheizen könnte. Andererseits ist klar, dass der Natur-
    schutz im südlichen Afrika von den Ländern selbst nicht
    bezahlt werden kann. Der kontrollierte Handel könnte
    eine zusätzliche Einnahmequelle sein, wenn diese Ein-
    nahmen zweckgebunden verwendet würden. Auch ent-
    wicklungspolitische Ziele, zum Beispiel die Einbezie-
    hung der Bevölkerung, könnten damit verknüpft werden.
    Daher appelliere ich an die Entwicklungspolitiker der
    Koalition: Sie kennen doch diese Thematik, die man
    eben nicht nur umweltpolitisch betrachten darf.

    Meine Damen und Herren, laut Vertragswerk wird
    jeder von den Vertragsstaaten bewilligte Handel mit El-
    fenbein sofort eingestellt, sollte sich zeigen, dass Wilde-
    rei oder Schmuggel angeheizt werden. Daher brauchen
    wir die von Ihnen angeführten Instrumente, um Wilderei
    und illegalen Handel aufzuspüren und zu überwachen.
    Ich weiß, dass dies teuer ist; aber der Gedanke, dieses
    Geld durch eine Hochstufung zu sparen und den betrof-
    fenen Ländern als Ausgleich für entgangenen Handel
    zuzuführen, geht doch am Kern der Existenzprobleme
    dieser Länder vorbei. Hier herrscht sehr oft nackte Not.
    Ein Teil der Wilderei hat nicht den Elfenbeinhandel zum
    Anlass, sondern schlichtweg Nahrungsmangel der Be-
    völkerung. In Simbabwe, das gegenwärtig eine dramati-
    sche Entwicklung durchmacht, ist das definitiv der Fall.

    Meine Damen und Herren, wir sollten uns hüten, mit
    unserer europäischen Sichtweise den Oberlehrer spielen
    zu wollen. Nach Abwägung des Für und Wider sind wir
    von der F.D.P. deshalb der Meinung, dass ein kontrol-
    lierter, begrenzter Handel mit Elfenbein dem Natur-
    schutz mehr helfen als schaden könnte. Aus diesem
    Grunde lehnen wir Ihren Antrag ab.


    (Beifall bei der F.D.P.)


    Ulrike Flach






    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Meine Damen und Herren, im Rahmen der
    11. Vertragsstaatenkonferenz werden insgesamt 62 An-
    träge behandelt, von denen wenige so spektakulär wie
    die gerade besprochenen sind.


    (Anke Hartnagel [SPD]: Klar! Die sind doch nur symptomatisch!)


    Trotzdem möchte ich noch kurz auf den Antrag In-
    diens und Nepals zum Handelsverbot in Bezug auf Mo-
    schustiere eingehen.

    Wir sollten diesen Antrag sehr dezidiert unterstützen
    und uns nicht mit der Teufelskralle aufhalten, Herr
    Trittin. Die EU hat ja bereits 1999 ein Einfuhrverbot für
    Rohmoschus aus Russland erlassen, weil die Bestände
    dramatisch zurückgingen. Es kann nicht angehen, dass
    Tierpopulationen in ihrem Bestand gefährdet werden,
    weil wir Europäer durch den Geruch hirschähnlicher
    Paarhufer unser Liebesleben angenehmer gestalten wol-
    len.


    (Beifall bei der F.D.P. – Heiterkeit – Zuruf von der SPD: Wie geht das denn?)


    – Was Sie heute alles so lernen, nicht wahr?

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Warum Sie allerdings auf mich gezeigt haben, das verstehe ich nun nicht!)


    – Darüber können wir uns gleich einmal unterhalten.

    (Heiterkeit bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gern!)

    Es geht eben auch darum, welchen Stellenwert wir in

    Deutschland dem Tierschutz beimessen. Die F.D.P. hat
    bereits 1992 eine Ergänzung der Verfassung vorge-
    schlagen. Wir wollen dem Tierschutz durch die Auf-
    nahme ins Grundgesetz als Staatsziel zu mehr Gewicht
    verhelfen. Nach langen Verhandlungen kommen wir
    nun – das wissen wir alle hier – zu einem gemeinsamen
    Antrag von SPD, Grünen und F.D.P.

    Ich möchte einmal ausdrücklich an die Kollegen von
    der CDU/CSU appellieren:


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn, wie Sie hier gesagt haben, der Schutz der Tiere
    ein so großes Anliegen ist, dann sperren Sie sich bitte
    nicht länger gegen eine Ergänzung des Grundgesetzes.


    (Beifall bei der F.D.P., der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Sie haben in den CDU-regierten Ländern und sogar im
    CSU-regierten Bayern den Tierschutz in den Landesver-
    fassungen verankert. Herr Paziorek, der Landesvorstand
    in Nordrhein-Westfalen hält das zwar noch etwas unter
    der Decke; aber Sie haben einen entsprechenden Be-
    schluss gefasst.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das steht in der „Bild“-Zeitung!)


    Also, was soll die Taktiererei? Machen Sie endlich Nä-
    gel mit Köpfen und schließen Sie sich unserem Antrag
    zum Nutzen des Tierschutzes an!


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ich möchte übrigens nicht unerwähnt lassen – als

    Nordrhein-Westfale liegt mir das naturgemäß sehr am
    Herzen –, dass wir Liberalen die Aufwertung des
    UNO-Standortes Bonn durch die geplante Ansiedlung
    des Sekretariats zum Schutz der wandernden Wasservö-
    gel begrüßen. In diesem Punkt ist die Bundesregierung
    einmal ausdrücklich zu loben. Es war nicht leicht, den
    Umzug von Den Haag nach Bonn zu erreichen.


    (Zuruf von der SPD: Schon das zweite Mal jetzt! Gut! – Birgit Homburger [F.D.P.]: Jetzt wird es langsam ein bisschen viel!)


    Ich freue mich für die Bonner, dass es klappt. Nach den
    Fledermäusen, den Kleinwalen und dem Wüstensekreta-
    riat – würden Sie unserem Antrag folgen, käme auch
    noch der Bodenschutz dazu – hat Bonn endlich einmal
    wieder Boden gewonnen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Herr Trittin, das versöhnt mich zwar nicht mit Ihren

    Versuchen, das Umweltministerium schrittweise von
    Bonn nach Berlin umzusiedeln, aber es ist zumindest ein
    Schritt in die richtige Richtung.

    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)