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    Plenarprotokoll 14/95 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 95. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 I n h a l t : Bestimmung des Abgeordneten Dr. Norbert Wieczorek als ordentliches Mitglied im Ver- mittlungsausschuss ......................................... 8733 A Bestimmung des Abgeordneten Helmut Rauber als ordentliches Mitglied im Gemein- samen Ausschuss ............................................ 8733 B Entsendung des Abgeordneten Hans Jochen Henke in den Bundesschuldenausschuss ....... 8733 B Wahl des Abgeordneten Joachim Hörster als stellvertretendes Mitglied in die Parlamentari- sche Versammlung des Europarates ............... 8733 B Erweiterung der Tagesordnung ....................... 8733 B Absetzung des Tagesordnungspunktes 7 a – c 8734 A Nachträgliche Ausschussüberweisungen ........ 8734 B Tagesordnungspunkt 4: Große Anfrage der Abgeordneten Kurt- Dieter Grill, Gunnar Uldall, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU: Energiepolitik für das 21. Jahrhun- dert – Energiekonzept der Bundesregie- rung für den Ausstieg aus der Kern- energie (Drucksachen 14/676, 14/2656) ... 8734 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU ....................................................... 8734 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi ... 8737 D Steffen Kampeter CDU/CSU .......................... 8740 B Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi ... 8740 C Walter Hirche F.D.P. ...................................... 8741 A Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 8743 A Eva Bulling-Schröter PDS ............................... 8744 D Rolf Hempelmann SPD ................................... 8746 C Kurt-Dieter Grill CDU/CSU ............................ 8748 C Jürgen Trittin, Bundesminister BMU .............. 8750 C Birgit Homburger F.D.P. ................................. 8752 C Dr. Axel Berg SPD .......................................... 8753 C Dagmar Wöhrl CDU/CSU ............................... 8755 A Christoph Matschie SPD ................................. 8756 D Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU ................... 8758 C Ulrich Klinkert CDU/CSU .............................. 8759 B Dr. Hermann Scheer SPD ................................ 8760 D Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung der Bundesregie- rung zur 11. Vertragsstaatenkonferenz zum Washingtoner Artenschutzüber- einkommen ............................................... 8762 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Anke Hartnagel, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Steffi Lemke, Sylvia Voß, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Schutz der Wale dauer- haft sicherstellen (Drucksache 14/2985) ................................ 8762 C in Verbindung mit II Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Marga Elser, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Sylvia Voß, Gila Altmann, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Verbot des Elfen- beinhandels wieder herstellen (Drucksache 14/2986) ............................... 8762 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU .............. 8762 C Cajus Caesar CDU/CSU ................................. 8765 B Anke Hartnagel SPD ....................................... 8767 D Ulrike Flach F.D.P. ......................................... 8769 D Sylvia Voß BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ...... 8771 D Eva Bulling-Schröter PDS .............................. 8773 D Marga Elser SPD ............................................. 8775 A Georg Girisch CDU/CSU ................................ 8776 D Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ... 8778 C Reinhold Hemker SPD .................................... 8780 B Tagesordnungspunkt 22: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Rolf Kutzmutz, Heidemarie Ehlert, Dr. Christa Luft und der Frak- tion PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Umsatz- steuergesetzes (Drucksache 14/2386 [neu]) ................. 8782 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Rotterdamer Über- einkommen über das Verfahren der vorherigen Zustimmung nach In- kenntnissetzung für bestimmte ge- fährliche Chemikalien sowie Pflan- zenschutz- und Schädlingsbekämp- fungsmittel im internationalen Han- del vom 10. September 1998 (Drucksache 14/2919) .......................... 8782 C c) Antrag der Präsidentin des Bundes- rechnungshofes: Rechnung des Bun- desrechnungshofes für das Haus- haltsjahr 1999 – Einzelplan 20 – (Drucksache 14/2868) .......................... 8782 C Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Überprüfungs- konferenz zum Nichtverbreitungsver- trag zum Erfolg führen (Drucksache 14/2908) ............................... 8782 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 22) Antrag der Abgeordneten Karl Lamers, Peter Weiß (Emmendingen), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU: Den Stabilitätspakt Südosteuropa mit Leben erfüllen (Drucksache 14/2768 [neu]) ...................... 8782 D Tagesordnungspunkt 23: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen vom 4. August 1995 zur Durchführung der Bestimmungen des Seerechts- übereinkommens der Vereinten Na- tionen vom 10. Dezember 1982 über die Erhaltung und Bewirtschaftung von gebietsübergreifenden Fisch- beständen und Beständen weit wan- dernder Fische (Drucksachen 14/2421, 14/2815) ......... 8783 A b) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stabilisierung des Mitglie- derkreises von Bundesknapp- schaft und See-Krankenkasse (Drucksachen 14/2764, 14/2997) ... 8783 B – Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stabilisierung des Mitglie- derkreises von Bundesknapp- schaft und See-Krankenkasse (Drucksachen 14/2904, 14/2997) ... 8783 B c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Pass- und Personalausweisrechts (Drucksachen 14/2726, 14/2888, 14/2993) ............................................... 8783 C d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union zu dem Ent- schließungsantrag der Fraktion PDS zu der Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zu den Ergebnis- sen der Sondertagung des Europäi- schen Rates in Tampere am 15./16. Oktober 1999 (Drucksachen 14/1854, 14/2702) ......... 8783 D Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 III e) – i) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses Sammelübersichten 135, 136, 137, 138, 139 zu Petitionen (Drucksachen 14/2923, 14/2924, 14/2925, 14/2926, 14/2927) ................ 8784 A Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde: Haltung der Bundesre- gierung zur Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank und zu den öffent- lichen Diskussionen über die Folgen dieser Fusion ............................................ 8784 C Ursula Lötzer PDS .......................................... 8784 C Klaus Lennartz SPD ....................................... 8785 C Friedhelm Ost CDU/CSU ............................... 8786 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ................................................ 8787 D Rainer Brüderle F.D.P. ................................... 8789 A Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi ............................................................. 8790 A Hans Michelbach CDU/CSU .......................... 8791 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 8793 A Dr. Christa Luft PDS ...................................... 8794 B Dr. Rainer Wend SPD .................................... 8795 B Thomas Strobl CDU/CSU .............................. 8796 C Hubertus Heil SPD ......................................... 8797 D Gunnar Uldall CDU/CSU ............................... 8799 B Christian Lange (Backnang) SPD ................... 8800 C Tagesordnungspunkt 5: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Tourismuspolitischer Bericht der Bun- desregierung (Drucksache 14/2473) ........ 8801 D Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi ............................................................. 8802 A Klaus Holetschek CDU/CSU ...................... 8802 D Birgit Roth (Speyer) SPD ........................... 8803 B Klaus Holetschek CDU/CSU ...................... 8803 C Klaus Brähmig CDU/CSU .......................... 8804 B Klaus Brähmig CDU/CSU .............................. 8805 A Sylvia Voß BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..... 8806 D Ernst Burgbacher F.D.P. ................................. 8809 A Siegmar Mosdorf SPD ................................. 8810 A Rosel Neuhäuser PDS ..................................... 8811 A Brunhilde Irber SPD ........................................ 8812 B Klaus Brähmig CDU/CSU .......................... 8813 D Anita Schäfer CDU/CSU ................................. 8814 D Birgit Roth (Speyer) SPD ................................ 8816 B Ilse Aigner CDU/CSU ..................................... 8817 B Brunhilde Irber SPD .................................... 8818 A Tagesordnungspunkt 11: Große Anfrage der Abgeordneten Klaus Riegert, Friedrich Bohl, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion CDU/CSU: Do- ping im Spitzensport und Fitnessbe- reich (Drucksachen 14/1032, 14/1867) ..... 8818 D Klaus Riegert CDU/CSU ................................. 8819 A Dagmar Freitag SPD ....................................... 8820 C Dr. Klaus Kinkel F.D.P. .................................. 8822 B Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 8823 C Gustav-Adolf Schur PDS ................................ 8825 A Otto Schily, Bundesminister BMI ................... 8825 D Norbert Barthle CDU/CSU .............................. 8827 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Spätaussied- ler (Drucksachen 14/2675; 14/2956) ......... 8829 A Jochen Welt SPD ............................................. 8829 A Hartmut Koschyk CDU/CSU .......................... 8830 D Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 8832 D Dr. Max Stadler F.D.P. .................................... 8833 D Günter Graf (Friesoythe) SPD ......................... 8835 A Dr. Heinrich Fink PDS .................................... 8836 D Tagesordnungspunkt 9 Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Günther Nolting, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Bekämpfung jeder Art von Dis- kriminierung in der Bundeswehr (Drucksache 14/1870) ................................ 8838 A Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. ............. 8838 B IV Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 Johannes Kahrs SPD ....................................... 8839 B Werner Siemann CDU/CSU ........................... 8841 B Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 8843 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ..... 8844 B Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 8845 B Christina Schenk PDS ..................................... 8846 A Rudolf Scharping SPD .................................... 8847 B Christina Schenk PDS ..................................... 8847 C Tagesordnungspunkt 10: – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Norbert Geis, Ronald Pofalla, weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksachen 14/546, 14/2941) ........... 8847 C – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum verbes- serten Schutz des Eigentums (Drucksachen 14/569, 14/2941) ........... 8847 D – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgeset- zes – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksachen 14/872, 14/2941) ........... 8847 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU .................... 8848 A Hermann Bachmaier SPD ............................... 8849 C Norbert Geis CDU/CSU .............................. 8851 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 8852 A Jörg Tauss SPD ........................................... 8853 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 8853 C Sabine Jünger PDS .......................................... 8855 A Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ ..... 8855 D Ronald Pofalla CDU/CSU ............................... 8857 A Alfred Hartenbach SPD ................................... 8858 D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Dr.-Ing. Dietmar Kansy, Dirk Fischer (Hamburg), weiteren Abge- ordneten und der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungs- bindungsgesetzes und des Altschul- denhilfe-Gesetzes (Drucksache 14/2763) ......................... 8860 B b) Antrag der Abgeordneten Christine Ostrowski, Heidemarie Ehlert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS: Aufhebung der Privatisierungs- pflicht im Altschuldenhilfegesetz und der Sanktionen bei Nichterfül- lung (Drucksache 14/2804) ................. 8860 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Alt- schuldenhilfe-Gesetzes (Zweites Alt- schuldenhilfe-Änderungsgesetz) (Drucksache 14/2983) ............................... 8860 C Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU ................ 8860 C Dr. Christine Lucyga SPD .............................. 8862 C Dr. Karlheinz Guttmacher F.D.P. ................... 8864 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ................................................ 8865 C Heidemarie Ehlert PDS ................................... 8867 A Dr. Peter Danckert SPD .................................. 8868 A Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU ..................... 8869 B Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBW ......................................................... 8870 D Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Hilfe für durch Anti-D- Immunprophylaxe mit dem Hepatitis- C-Virus infizierte Personen (Anti-D- Hilfegesetz) (Drucksache 14/2958) .......... 8872 C Horst Schmidbauer (Nürnberg) SPD .............. 8872 D Dr. Harald Kahl CDU/CSU ............................ 8874 C Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 8876 A Dr. Dieter Thomae F.D.P. ............................... 8877 C Dr. Ruth Fuchs PDS ........................................ 8877 D Tagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 V – zu dem Antrag der Fraktion PDS Aufhebung der Sanktionen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien – zu dem Antrag der Fraktion PDS Schiffbarmachung der Donau und Wiederaufbau der zerstörten Do- naubrücken – zu dem Antrag der Fraktion PDS Aufhebung des Ölembargos gegen Jugoslawien (Drucksachen 14/2387, 14/2388, 14/2573, 14/2996) .................................................... 8878 D Wolfgang Gehrcke PDS ................................. 8879 A Tagesordnungspunkt 15: Antrag der Abgeordneten Hermann Gröhe, Monika Brudlewsky, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU /CSU: Menschenrechte in der Volksrepublik China (Drucksache 14/2694) .................... 8880 C Hermann Gröhe CDU/CSU ............................ 8880 C Petra Ernstberger SPD .................................... 8881 D Claudia Roth (Augsburg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ....................................................... 8883 C Dr. Hans-Peter Uhl CDU/CSU ....................... 8884 C Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA .......... 8885 C Nächste Sitzung .............................................. 8886 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 8887 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu den Anträgen der Fraktion PDS – Aufhebung der Sanktionen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien – Schiffbarmachung der Donau und Wie- deraufbau der zerstörten Donaubrücken – Aufhebung des Ölembargos gegen Jugo- slawien (Tagesordnungspunkt 13) Uta Zapf SPD .................................................. 8888 A Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU ............. 8889 A Walter Hirche F.D.P. ...................................... 8889 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ............ 8890 C Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Menschenrechte in der Volksrepu- blik China (Tagesordnungspunkt 15) Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P. .. 8891 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 8733 (A) (B) (C) (D) 95. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 Beginn: 9.00 Uhr
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    Staatsminister Dr. Ludger Volmer Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 8887 (C) (D) (A) (B) Andres, Gerd SPD 23.03.2000 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 23.03.2000 Bohl, Friedrich CDU/CSU 23.03.2000 Dr. Brecht, Eberhard SPD 23.03.2000 Brinkmann (Detmold), SPD 23.03.2000 Rainer Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 23.03.2000* Klaus Büttner (Ingolstadt), SPD 23.03.2000 Hans Caspers-Merk, Marion SPD 23.03.2000 Dautzenberg, Leo CDU/CSU 23.03.2000 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 23.03.2000 Joseph DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 23.03.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 23.03.2000 Friedrich (Altenburg), SPD 23.03.2000 Peter Gebhardt, Fred PDS 23.03.2000 Goldmann, F.D.P. 23.03.2000 Hans-Michael Göllner, Uwe SPD 23.03.2000 Dr. Gysi, Gregor PDS 23.03.2000 Hinsken, Ernst CDU/CSU 23.03.2000 Hollerith, Josef CDU/CSU 23.03.2000 Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 23.03.2000 Ibrügger, Lothar SPD 23.03.2000 Irmer, Ulrich F.D.P. 23.03.2000* Jelpke, Ulla PDS 23.03.2000 Dr. Jens, Uwe SPD 23.03.2000 Dr. Lammert, Norbert CDU/CSU 23.03.2000 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 23.03.2000 Michels, Meinolf CDU/CSU 23.03.2000 Müller (Kiel), BÜNDNIS 90/ 23.03.2000 Klaus Wolfgang DIE GRÜNEN Ohl, Eckhard SPD 23.03.2000 Ostrowski, Christine PDS 23.03.2000 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 23.03.2000 Poß, Joachim SPD 23.03.2000 Probst, Simone BÜNDNIS 90/ 23.03.2000 DIE GRÜNEN Raidel, Hans CDU/CSU 23.03.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 23.03.2000 Roth (Heringen), SPD 23.03.2000 Michael Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 23.03.2000 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 23.03.2000 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/ 23.03.2000 DIE GRÜNEN Schmidt (Aachen), Ulla SPD 23.03.2000 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 23.03.2000 Hans Peter Schröder, Gerhard SPD 23.03.2000 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 23.03.2000 Türk, Jürgen F.D.P. 23.03.2000 Vaatz, Arnold CDU/CSU 23.03.2000 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 23.03.2000 Wolff (Zielitz), Waltraud SPD 23.03.2000 Dr. Zöpel, Christoph SPD 23.03.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und desBerichts zu den Anträgen der Fraktion PDS – Aufhebung der Sanktionen gegen die Bundes-republik Jugoslawien, – Schiffbarmachung der Donau und Wiederauf-bau der zerstörten Donaubrücken, – Aufhebung des Ölembargos gegen Jugoslawien (Tagesordnungspunkt 13) entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Uta Zapf (SPD): Ich bedauere, dass wir heute in die- sen knappen 30 Minuten zu später Stunde ein wichtiges Thema, nämlich unsere Politik gegenüber der Bundesre- publik Jugoslawien, beraten – und das, anstatt im ange- messenen Gesamtkontext unserer zukünftigen Südosteu- ropapolitik und des Stabilitätspaktes nur anhand von drei PDS-Anträgen, deren politischer Grundsatz – nämlich vollständige Aufhebung der Sanktionen, gleichberechtig- te Einbeziehung der Bundesrepublik Jugoslawien in das Aufbauprogramm – an der Sache vorbeigeht. Nach zehn Jahren Erfahrung mit dem Regime Milose- vic, nach all der nationalistischen Hetze gegen andere Ethnien in dem multiethnischen Bundesstaat Jugoslawi- en, nach systematischer Vertreibung und Mord an der ei- genen Bevölkerung kann man wohl kaum einen „Partner“ Milosevic akzeptieren, der keine Ansätze zur Demokrati- sierung zulässt. Damit verschenken und entwerten Sie ein wichtiges und zentrales Thema, nämlich die Frage: Wie muss eine Politik gegenüber Jugoslawien aussehen, die dieses für dauerhafte Stabilität auf dem Balkan zentrale Land in die Völkergemeinschaft zurückführt? Wie können wir dazu beitragen, dass in der Bundesre- publik Jugoslawien ein demokratischer Wandel stattfin- det? Wie können wir erreichen, dass die Bevölkerung nicht länger ausbaden muss, was ein verbrecherisches Re- gime ihr eingebrockt hat? Wie müssen unsere Sanktionen aussehen, sodass sie die herrschende Klasse und Milose- vic treffen, aber nicht den kleinen Mann und die kleine Frau auf der Straße? Wie können wir den Kommunen und Regionen in der Bundesrepublik Jugoslawien helfen, die sich gegen Milosevic gestellt haben, die den Weg der De- mokratisierung gehen wollen und die deshalb jetzt be- sonders von der Rache von Milosevic bedroht sind? Wie können wir Montenegro in seiner krisenhaften Situation stabilisieren? Wie können wir die serbische Opposition stärken? Die PDS stellt diese Fragen nicht einmal. Die heutige Debatte ist auch deshalb vergeudet, weil wir uns mit diesen Fragen auseinander setzen werden, wenn wir am 5. April in einer großen Debatte über den Sta- bilitätspakt reden. Dazu liegen ja bereits zwei Anträge der Koalition und einer der F.D.P. vor. Die CDU hat einen ei- genen Antrag angekündigt und es besteht die berechtigte Hoffnung, dass es uns gelingt, einen breiten überfraktio- nellen Konsens in dieser Frage zu finden. Natürlich müssen wir uns Gedanken über das Sankti- onsregime machen. Dies gilt generell und nicht nur im Fal- le der Sanktionen gegen Jugoslawien. Die UNO hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die diese Frage auch anhand der Erfahrungen mit Sanktionen im Irak prüfen soll. Wel- che Sanktionen sind wirkungsvoll, um das erwünschte Ziel zu erreichen? Welche Sanktionen sind kontrapro- duktiv, weil sie diktatorische, verbrecherische Regime nicht schwächen, sondern zu Solidarisierungseffekten mit ihnen führen? Welche Sanktionen treffen das Regime, welche ausschließlich die Bevölkerung? Sanktionen müssen zielgerichtet sein. Wenn sie ihren Zweck nicht erfüllen, muss man das Sanktionsregime än- dern. Die EU hat bereits reagiert und ihr Sanktionssystem geändert. Die EU-Außenminister haben zum Beispiel das Flugverbot gegen Jugoslawien zunächst für sechs Mona- te aufgehoben. Ziel ist es, den Druck auf die Nomenkla- tura zu erhöhen, was durch Restriktionen bei der Visa- vergabe erreicht werden kann. Für die Bevölkerung be- deutet dies eine Erleichterung. Gleichzeitig werden Maßnahmen erarbeitet, um die Finanzsanktionen zu ver- schärfen, was wiederum das Regime trifft. So soll das In- vestitionsverbot verschärft werden. Entscheidungen sind in Kürze zu erwarten. In der Bundesrepublik Deutschland besteht durchaus Konsens, auch über eine Aufhebung des Ölembargos nachzudenken. Die USAund andere europäische Länder, zum Beispiel die Niederlande und England, haben etwas mehr Bedenken. Auch die Opposition in Serbien wünscht aus guten Gründen eine Aufhebung dieses Embargos. Gerade die Opposition kann durchaus ihren Teil dazu beitragen, indem sie ihre Einigung vorantreibt, gemeinsam auf Wahlen hinarbeitet und gemeinsame Listen erstellt. Das Problem ist doch gerade die Uneinigkeit in allen Punkten außer der Gegnerschaft gegen Milosevic. Eine ei- nige serbische Opposition, die gemeinsam deutlich macht, dass nur eine Wende zur Demokratie und ein Ab- schwören von Nationalismus und Gewalt die Rückkehr Serbiens in die Völkerfamilie möglich macht, fehlt bis- lang. Die Unterstützung der serbischen Opposition auf ihrem Weg in die Demokratie ist deshalb wichtig. Nur ein sich demokratisierendes Serbien kann in die europäische Strukturen integriert werden. Ohne Serbiens Integration wird es keine dauerhafte Stabilität auf dem Balkan geben. Hier liegen auch unsere ureigensten Interessen. Wir müssen auch Montenegro helfen. Montenegro, das sich im Kosovo-Konflikt gegen die Kriegs- und Vertrei- bungspolitik Milosevics gestellt hat, steht vor dem öko- nomischen Ruin und droht ein nächster Konfliktherd zu werden. Ich begrüße die Initiative der Bundesregierung, Montenegro 40 Millionen DM Kreditgarantie zuzusagen, um das Schlimmste zu verhüten. Doch es tut mehr Hilfe Not und ich hoffe, dass die EU-Kommission bald zu Ent- scheidungen zugunsten von Kreditzusagen der Europäi- schen Investitionsbank kommt. „Kredit für Demokratie“ – so wie wir schon „Öl für Demokratie“ geliefert haben. Ein Städtepartnerschaftsprogramm ist recht erfolgreich angelaufen – hier liegen Chancen vielfältiger Art, um den Menschen in Jugoslawien zu helfen und um sie nicht völ- lig der Willkür des herrschenden Regimes auszuliefern. Eine Chance zur Demokratisierung und zur Unterstüt- zung einer demokratischen Opposition wird der Schutz von freien Medien sein. Darüber sollten wir uns Gedan- ken machen. Milosevic schließt eine freie Fernseh- und Radiostation nach der anderen, die freie Presse wird ver- folgt und drangsaliert. Wie können wir die freien Medien unterstützen, freie und faire Informationen sicherstellen? Wie nutzen wir unser Medium, die Deutsche Welle, um serbische Journalisten zu stützen und zu schützen? Hier ist Geld gut angelegt in Demokratie. Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 20008888 (C) (D) (A) (B) Die Schiffbarmachung der Donau und der Wiederauf- bau der Brücken sind zweifellos ein wichtiges Vorhaben. Darüber besteht Konsens. Zurzeit suchen die EU und die Anliegerstaaten nach den Modalitäten. Milosevic macht seine Zustimmung jedoch von Bedingungen abhängig: Zahlung von Reparationen, Aufhebung aller Sanktionen und Wiederaufbau aller Brücken. Das ist undiskutabel. Die Wiederschiffbarmachung der Donau hängt davon ab, dass die Pontonbrücke bei Novi Sad ersetzt wird. Die Bundesregierung hat hierfür bereits Geld bereitgestellt. Die Donaukommission, an der auch Serbien teilnimmt, ist sich einig. Die Schwierigkeit ist, dass die serbische Re- gierung hier die Zuständigkeit hat, die jetzt allerdings von Novi Sad beansprucht wird. Diese Frage wird hoffentlich bald gelöst. Im Übrigen ist die Donau-Räumung Be- standteil der Quick-Start-Projekte im Stabilitätspakt. Die PDS hat richtige Themen angesprochen in ihren Anträgen. Aber leider hat sie wichtige Fragen erst gar nicht gestellt. Deshalb kommt sie auch zu falschen Antworten. Wir lehnen die Anträge ab. Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU): Das The- ma der Aufhebung von Sanktionen gegen die Bundesre- publik Jugoslawien verdient eine differenziertere Be- handlung, als die Anträge hier wiedergeben. Die Auffas- sung der PDS, Embargos seien kein geeignetes Mittel gegen totalitäre Regimes, halten wir grundsätzlich nicht für falsch. Im Gegenteil: Mit Handelssanktionen politische Veränderungen herbeizuführen, funktioniert in fast allen praktischen Beispielen nicht. Darüber hätten wir diffe- renziert diskutieren können. Umso mehr bedauern wir, dass die PDS keine Anre- gung zu einer differenzierten Betrachtung gegeben hat. Mit der Forderung, die Sanktionen gegen die Bundesre- publik Jugoslawien generell aufzuheben, wird sie der Kri- se nicht gerecht. Wir, die CDU/CSU, sind sehr wohl dafür, Sanktionen, unter denen die Bevölkerung leidet, aufzu- heben. Das Flugverbot wurde bereits suspendiert. Wir un- terstützen auch eine Suspendierung des Ölembargos, die bisher am Widerstand der USA und Großbritanniens ge- scheitert ist. Aber es gibt eben auch Maßnahmen, die ausschließlich die totalitären Machthaber treffen, die wir deshalb nicht aufheben wollen: Visa-Sperrlisten für die bekannten Kriegsverbrecher, die Sperrung von Auslandskonten der international gesuchten Kriegsverbrecher, das Waffen- embargo gegen die Bundesrepublik Jugoslawien, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Forderung nach einer ge- nerellen Aufhebung aller Sanktionen ist völlig undiffe- renziert und wird unserer Verantwortung für den Südosten unseres Kontinents in keiner Weise gerecht. Deshalb leh- nen wir den Antrag ab. Der Antrag „Schiffbarmachung der Donau und Wie- deraufbau der zerstörten Donaubrücken“ ist im Grunde be- reits erledigt. Darin fordert die PDS von der Bundesre- gierung, sich für eine zügige Räumung des jugoslawischen Donauabschnitts von kriegsbedingten Trümmern und den entsprechenden Wiederaufbau der Brücken einzusetzen. Das ist richtig und sinnvoll. Nur hat die EU mit Beschluss vom 15. November sich bereits dafür ausgesprochen, ei- nen Beitrag zur Räumung der Donau zu leisten. Sie hat die Donaukommission beauftragt, dafür entsprechende Vor- schläge auszuarbeiten. Der Antrag der PDS ist deklama- torisch, er bezieht sich nicht auf die aktuelle Situation in Jugoslawien. Hingegen war es Belgrad, das noch im Sommer letzten Jahres Bedingungen an die von der PDS geforderten Maß- nahmen der EU knüpfte. Das Regime in Belgrad war nur bereit, Hilfe zum Wiederaufbau der Infrastruktur und hu- manitäre Hilfen zu akzeptieren, wenn alle Sanktionen auf- gehoben werden. Diese undifferenzierte und gegen die Rechte der Bevölkerung gerichtete Haltung macht sich der Antragsteller leider zu Eigen. Deshalb lehnen wir auch diesen Antrag ab. Wir wollen darüber reden, welche Sanktionen der Be- völkerung schaden. Dort können wir auch Einigung er- zielen. Sanktionen, die das totalitäre Regime treffen, müs- sen nicht nur rechtlich aufrechterhalten, sondern auch fak- tisch durchgesetzt werden. Und dann haben wir noch den Antrag „Aufhebung des Ölembargos gegen Jugoslawien“. Das Gleiche fordert die CDU/CSU in ihrem eigenen Antrag zum Stabilitätspakt. Aber in der Begründung zeigt sich die PDS leider einmal mehr als konsensunfähig. Sie bezeichnet das Programm „Öl für Demokratie“ als Erpressung und behauptet, es werde das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzielen. Diese Beurteilung tragen wir nicht mit. Im Gegenteil: Ju- goslawien muss klare Signale bekommen, dass Schritte zur Demokratisierung und zur Beachtung des internatio- nalen Rechts honoriert, die Missachtung von Recht und Demokratie aber sanktioniert werden. Schade, dass die PDS nicht zu einer Differenzierung be- reit ist. In dieser Form lehnen wir alle drei Anträge ab. Walter Hirche (F.D.P.):Die alarmierenden Meldungen über zunehmende Spannungen in der Region wären auch unabhängig von dem Jahrestag der NATO-Intervention Anlass genug, sich mit dem Kosovo zu befassen. Doch bei allen aktuellen Problemen sollten wir angesichts des Jah- restages nicht vergessen, dass die beiden Hauptziele des NATO-Engagements erreicht wurden: Mord, Vergewalti- gung und Vertreibung wurden gestoppt. Die vertriebenen Kosovaren konnten in ihre Heimat zurückkehren. Die Al- ternative wäre gewesen, der Vertreibung und Vernich- tung einer ganzen Volksgruppe tatenlos zuzusehen. Die NATO-Intervention war ein notwendiges Übel und sie war erfolg-reich. Die NATO und die Europäische Union haben ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Hu- manitäre Interventionen der demokratischen Staatenge- meinschaft gegen massive Menschenrechtsverletzungen stellen spätestens seit dem Kosovo-Konflikt keine völ- kerrechtswidrigen Einmischungen in innere Angelegen- heiten mehr dar. Der Wiederaufbau der Zivilgesellschaft hat begonnen und in den letzten Monaten bereits derarti- ge Fortschritte gebracht, dass der UNHCR-Sonderbeauf- tragte McNamara allen kosovarischen Flüchtlingen emp- fohlen hat, in den Kosovo zurückzukehren. Zwar konnte die NATO den Frieden in der Region wie- derherstellen, seine Sicherung bleibt jedoch eine enorme Herausforderung. Acht Monate nach dem Einmarsch der Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 8889 (C) (D) (A) (B) KFOR-Truppen ist die Lage im Kosovo nach wie vor an- gespannt. Die Gewalt von Kriminellen sowie von serbi- schen und albanischen Extremisten schafft ein allgemei- nes Klima der Unsicherheit. Weder die KFOR-Truppen noch die UNMIK-Polizei sind in der Lage, umfassende Stabilität zu gewährleisten. Die so genannte ethnische Gewalt ist weiterhin an der Tagesordnung. Der albani- schen Hetze auf die im Kosovo verbliebenen Serben steht die Mobilisierung serbischer Nationalisten in Mitrovica gegenüber, die zur endgültigen Vertreibung der Albaner aus dem Nord-Kosovo angetreten sind. Unterdessen nutzt Milosevic nach bewährter Methode jede sich ihm bieten- de Chance, die ethnischen Spannungen weiter zu schüren und die Nachbarprovinz Montenegro unter massiven Druck zu setzen. Nach innen nutzt er die Schwäche der serbischen Opposition, um seine Machtbasis zu festigen. Kritische Medien werden brutal verfolgt. Es herrscht in Belgrad wieder ein Klima der Einschüchterung. Vor diesem Hintergrund wäre es geradezu absurd, dem Antrag der PDS zu folgen und eine Aufhebung der Sank- tionen gegen Jugoslawien zu fordern. Dies ist auch die Auffassung der von den Sanktionen selbst betroffenen Nachbarstaaten Jugoslawiens, die sich am vergangenen Freitag einstimmig für die Fortsetzung der Sanktionen und damit für die Aufrechterhaltung des Drucks auf Belgrad ausgesprochen haben. Die Sanktionen aus angeblich hu- manitären Erwägungen aufzuheben und damit Milosevic Unrechtsregime zu verharmlosen, kommt nicht von un- gefähr von der PDS. In der DDR ging es ja auch immer nur um das Wohl des Volkes. Schon der Schulterschluss, den Herr Gysi mit Milosevic durch seinen Besuch in Bel- grad während des Krieges suchte, hat dies deutlich ge- macht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Milosevic nur auf Druck reagiert. Jedes Einlenken ist für ihn ein Signal der Schwäche, das er sofort zur Verschärfung seiner Men- schen verachtenden Politik nutzt. Die F.D.P.-Bundestags- fraktion unterstützt die Politik der Europäischen Union, die darauf abzielt, die Sanktionen gegen Jugoslawien so zu gestalten, dass in erster Linie die Belgrader Führung und nicht die Zivilbevölkerung getroffen wird. Dies be- deutet auch die Fortführung der Zusammenarbeit mit ein- zelnen serbischen Staaten und Regionen, die teilweise Aufhebung von Sanktionen gegenüber Montenegro sowie den Wiederaufbau der zerstörten Donaubrücken im Rah- men des Stabilitätspaktes und es bedeutet die Unterstüt- zung der demokratischen Opposition in Serbien. Die Besorgnis erregenden Entwicklungen der letzten Wochen zeigen: Die Region um den Kosovo ist nach wie vor ein Pulverfass. Sie zeigen auch, dass sich die interna- tionale Gemeinschaft dort noch langfristig wird engagie- ren müssen. Jeder, der die Entwicklung in Bosnien beob- achtet hat, weiß, dass ein internationales Engagement im Kosovo dauerhaft sein muss und eine militärische Präsenz von KFOR unabdingbar für die Eindämmung von Extre- mismus ist. Um einen erneuten Ausbruch von Gewalt und um neue Flüchtlingsströme zu verhindern, muss jetzt dringend gehandelt werden. Hierzu gehört nicht nur die von Frankreich und Italien dankenswerterweise angekün- digte dringend notwendige Aufstockung der KFOR-Trup- pen. Hierzu gehört vor allem die Entsendung der für die öffentliche Ordnung notwendigen Polizeikontingente so- wie die zügige Umsetzung des Balkanstabilitätspaktes. Die Bundesregierung muss gegenüber ihren europäi- schen Partnern mit Nachdruck die Einhaltung der über- nommenen Verpflichtungen einfordern. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Mittel. Das heillose Kompetenz- wirrwarr zwischen den verschiedenen an der Durch- führung des Stabilitätspaktes beteiligten Institutionen muss endlich aufhören. Die Bundesregierung hat ihren eu- ropäischen Partnern einen Koordinator für den Stabilitäts- pakt aufgedrängt. Sie muss deshalb auch dafür sorgen, dass er endlich anfängt zu koordinieren. Das Ziel einer friedlichen, multi-ethnischen Zukunft in der Region kann nur durch sichtbare Fortschritte beim Wiederaufbau, ver- trauensbildende Maßnahmen, durch regionale Zusam- menarbeit und durch die Annäherung an die Europäische Union erreicht werden. Dr. Ludger Volmer, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Erstens. Zwar besteht Einigkeit in einem zentralen Punkt: nämlich dass der demokratische Wandel in Serbi- en die Schlüsselfrage zur Lösung zahlreicher Probleme in Südosteuropa ist. Wir wollen daher alles tun, was das Re- gime Milosevic weiter isoliert und die demokratischen Kräfte in Serbien stärkt. Das Herbeiführen eines demokratischen Wandels in der BRJ erfordert allerdings einen differenzierten Einsatz unserer verschiedenen Instrumente: Unterstützung der de- mokratischen Kräfte, Demokratisierungshilfen, Unter- stützung für die unabhängigen Medien, Aufbau einer Zi- vilgesellschaft, Stärkung der frei gewählten Städte und Kommunen durch gezielte Städteprojektpartnerschaften mit deutschen Städten. Die von der EU beschlossenen Sanktionsmaßnahmen sind dabei nur ein, wenn auch ein wichtiges Element in diesem Instrumentarium. Wir beur- teilen sie danach, ob sie geeignet sind, die Isolierung des Regimes in Belgrad zu erhöhen, anstatt die serbische Be- völkerung zu treffen. Deshalb verfolgen wir auch hier einen differenzierten Ansatz: Verschärfung der Sanktionen, die gezielt das Re- gime treffen – Visasperrliste, Finanzsanktionen –, Sus- pendierung/Aufhebung der Sanktionen, die vorrangig die serbische Bevölkerung treffen – Flugverbot, Ölembargo. In diesem Sinne hat der Allgemeine Rat am 14. Febru- ar eine sechsmonatige Suspendierung des Flugverbots bei gleichzeitiger Ausweitung der Visasperrliste beschlossen. Dieser Beschluss nahm ausdrücklich Bezug auf die ent- sprechenden Forderungen der demokratischen Kräfte in Serbien und auf die gemeinsame Erklärung der Oppositi- onsgruppen vom 10. Januar. Damit sollte ein klares Si- gnal an die serbische Bevölkerung gegeben werden, dass die Unterstützung Milosevics eine Sackgasse ist und nur eine Unterstützung der demokratischen Kräfte Hoffnung auf eine wirtschaftliche Zukunft verspricht. Am 20. März hat der Allgemeine Rat eine Verordnung zur Umsetzung der Suspendierung des Flugverbots be- schlossen. Die Umsetzung der Verschärfung der Fi- nanzsanktionen soll noch vor Ende März erfolgen. Eine Aufhebung der von der EU beschlossenen Sanktionen gegen die BRJ kann nur durch einen entsprechenden Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 20008890 (C) (D) (A) (B) EU-Beschluss erfolgen. Die Bundesregierung stimmt sich daher in dieser Frage eng mit ihren europäischen Partnern ab und ist sich mit ihnen einig, dass die Aufhebung sämt- licher Sanktionen mit Ausnahme des Waffenembargos zum jetzigen Zeitpunkt das falsche politische Signal wä- re. Es müsste von der serbischen Bevölkerung so ver- standen werden, dass die EU in Bezug auf ihr Verhältnis zum Regime Milosevic zur Normalität übergeht. Zweitens. Dem Antrag zur Aufhebung des Ölembargos gegen die Bundesrepublik Jugoslawien kann die Bundes- regierung zwar im Tenor, nicht aber in der Begründung zu- stimmen. Die enge Abstimmung mit unseren Partnern in der EU bezieht sich natürlich auch auf die Frage des Ölembargos. Allerdings gibt es hierzu noch keine einheitliche Haltung der EU. Während Frankreich, Italien, Griechenland und Österreich mit uns für eine sofortige Aufhebung des Ölembargos eintreten, sind Großbritannien – auf Linie der USA – und etwas weniger dogmatisch Niederlande und Schweden gegen eine Aufhebung zum jetzigen Zeitpunkt. Die Befürworter einer Aufhebung sehen, dass das Regi- me vom Ölembargo profitiert, da Milosevic den Schwarz- handel kontrolliert, während die Gegner einer Aufhebung befürchten, dass das Regime eine Aufhebung propagan- distisch ausschlachten würde. Die Bundesregierung hat daher einen Kompromiss- vorschlag gemacht, mit dem Ziel, die Bedenken der Part- ner zu überwinden und möglichst bald eine einheitliche Haltung der EU auch in dieser Frage zu erreichen: Sus- pendierung des Ölembargos für 6 Monate, sobald serbi- sche Opposition sich auf eine gemeinsame politische Plattform, eine gemeinsame Kandidatenliste für Kom- munalwahlen und eine gemeinsame Strategie für Wahlen einigt. Die von uns geforderten Kriterien sind der serbischen Opposition bekannt. Mit der Verabschiedung einer politi- schen Plattform am 3. März haben die serbischen Oppo- sitionsgruppierungen einen entsprechenden wichtigen Schritt in Richtung mehr Gemeinsamkeit getan. Die Bundesregierung wird das Ziel einer Aufhebung oder Suspendierung des Ölembargos weiter aktiv inner- halb der EU vertreten und durchzusetzen versuchen. Drittens. Dem Antrag zur Schiffbarmachung der Donau und Wiederaufbau der zerstörten Donaubrücken kann die Bundesregierung nicht zustimmen. Die Bundesregierung hält die Freiräumung der Fahr- rinne der Donau für eine verkehrspolitische Frage von ho- her Bedeutung. Sie ist allerdings mit schwierigen außen- politischen Fragen verknüpft. Der Bundesregierung sind die negativen Auswirkungen der Blockade der Donau bei Novi Sad voll bewusst. Sie beeinträchtigt den Handel und belastet die Binnenschiff- fahrt. Sie trifft besonders hart die Reformstaaten Südost- europas und beeinflusst negativ deren wirtschaftliche Entwicklung. Die Bundesregierung hat daher von Anbeginn die Bemühungen der Donaukommission unterstützt, die da- rauf gerichtet waren, die Fahrrinne zu räumen. Der von der Donaukommission veranlassten Expertenkommission, die Ende Juli 1999 nach Novi Sad reiste, um sich von der Blockade ein Bild zu verschaffen, gehörte auch ein deut- scher Ingenieur an, dessen Mitarbeit erheblich zum Erfolg der Mission beigetragen hat. Die Frage der Schiffbarmachung der Donau wurde von den Außenministern der EU in den letzten Monaten bereits verschiedentlich erörtert. Der Rat hat zuletzt am 20. März erneut die Dringlichkeit der Schiffbarkeit der Donau her- vorgehoben. Die Mitgliedstaaten der Donaukommission haben am 25. Januar einen diesbezüglichen Projektantrag verab- schiedet und der EU-Kommission zugeleitet. Er veran- schlagt die Kosten für die Räumung auf 24 Millionen Eu- ro. Grundsätzlich besteht seitens der EU die Neigung, den Antrag großzügig zu bescheiden und sich mit circa 85 Prozent an den Kosten zu beteiligen. Die endgültige Entscheidung über den Antrag hängt jedoch von der Klärung einer Reihe von Fragen durch die Donaukom- mission ab, unter anderem der Frage des Projektmanage- ments und der anzuwendenden rechtlichen Vorschriften der BRJ. Eine von der Donaukommission eingesetzte Ex- pertengruppe hat inzwischen bereits mit Vorarbeiten für die Räumung der Fahrrinne begonnen. Ein Wiederaufbau der zerstörten Donaubrücken aber ist mit dem bestehenden EU-Sanktionsregime unvereinbar. Die Bundesregierung ist sich mit ihren europäischen Part- nern einig, dass ein Wiederaufbau der zerstörten Donau- brücken nicht in Betracht kommt, solange Milosevic an der Macht ist. Die Bundesregierung ist dennoch bereit, sich im Rahmen einer Kofinanzierung aus humanitären Erwägungen für eine Behelfsbrücke in Novi Sad zu en- gagieren. Die Wiederherstellung der Schiffbarkeit der Donau ist ohne Beseitigung der derzeitigen Pontonbrücke in Novi Sad und Ersatz durch eine Behelfsbrücke nicht möglich. Wir prüfen derzeit Möglichkeiten, das Projekt im Rah- men der Szeged-Prozesses des Stabilitätspaktes, das heißt unter dem Dach einer Städteprojektpartnerschaft Dortmund-Novi Sad, gegebenenfalls zusammen mit wei- teren europäischen Partnerstädten Novi Sads zu realisie- ren. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zurBeratung des Antrags: Menschenrechte in der Volksrepublik China (Tagesordnungspunkt 15) Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (F.D.P.): Die Durchsetzung und Beachtung der Menschenrechte sollten zum Dreh- und Angelpunkt der Politik der Re- gierung Schröder werden. Jedenfalls war das das Ver- sprechen, das SPD und Bündnis 90/Die Grünen ihren An- hängern und der deutschen Öffentlichkeit gegeben haben. Dass diese vollmundigen Ankündigungen von der Wirk- lichkeit deutscher Regierungspolitik schnell eingeholt wurden, mag dem Mangel an Regierungserfahrung der rot-grünen Führungsriege zuzuschreiben sein. Dass aber Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 2000 8891 (C) (D) (A) (B) das rot-grüne Menschenrechtspathos von der politischen Realität nicht nur eingeholt, sondern längst überholt und überrollt wurde, ja, die menschenrechtliche Konditio- nierung deutscher Politik geradezu flachgewalzt zu wer- den droht, kann auch bei gutem Willen nicht mehr mit Unerfahrenheit entschuldigt, sondern nur noch mit Op- portunismus und Prinzipienlosigkeit erklärt werden. Wie so vieles andere, so ist auch die Regierungspolitik gegenüber der Volksrepublik China in den mittlerweile eklatanten Widerspruch zwischen dem großsprecheri- schen Anspruch und der nüchternen und ernüchternden Wirklichkeit deutscher Außenpolitik geraten. Wie kaum ein anderes Land von geopolitischer Be- deutung steht die Volksrepublik China für exzessive Ver- letzungen der Grund- und Menschenrechte: Gefangenen- lager, staatliche Umerziehung, Morde und Folter im Straf- vollzug, die Menschenwürde verachtende Bestrafungen und öffentliche Hinrichtungen, gewaltsame Unter- drückung der Meinungs- und Bekenntnisfreiheit, Unter- drückung ethnischer Minderheiten, das sind nur einige der Vorwürfe, denen die Regierung der Volksrepublik China schon seit Jahren ausgesetzt ist. Damit konfrontiert und unter dem Druck einer dro- henden, von Europa und den USAgemeinsam getragenen Resolution der VN-Menschenrechtskommission, hatte die Regierung der Volksrepublik China 1995 erstmals ih- re Bereitschaft erklärt, in einen Menschenrechtsdialog einzutreten, soll heißen, nicht länger auf der Ausklamme- rung von Menschenrechtsfragen aus seinen bilateralen Beziehungen zu anderen Staaten zu bestehen. Positives geschah nicht. Im Gegenteil, Berichten in- ternationaler Menschenrechtsorganisationen und vor al- lem der VN-Hochkommissarin für Menschenrechte zu- folge hat sich die Menschenrechtssituation in der Volks- republik China tendenziell sogar verschlechtert. Der Entwurf einer gegen diese Situation gerichteten Re- solution der Vereinigten Staaten, die diesmal bemerkens- werterweise ohne die Unterstützung durch die Staaten der Europäischen Union in die gerade begonnene Sitzungspe- riode der VN-Menschenrechtskommission eingebracht wird, weist mit Recht darauf hin, dass die Volksrepublik China den zugestandenen Menschenrechtsdialog lediglich zur Verfestigung des verurteilungswürdigen menschen- rechtlichen Status quo zu instrumentalisieren sucht. Die- sen dreisten Versuch kann die internationale Staatenge- meinschaft, kann auch die Bundesregierung nicht kom- mentar- und tatenlos hinnehmen. Gerade deshalb wäre es jetzt so wichtig, dass vor allem die Staaten von weltpolitischer Bedeutung, wozu auch die in der Europäischen Union verbundenen Staaten, einzeln und gemeinsam, gehören, ihr ganzes politisches, aber auch wirtschaftliches Gewicht zugunsten der Menschen- rechte in China einbringen. Stattdessen und ganz im Widerspruch zu ihrer voll- mundigen Menschenrechtsrhetorik übt sich die Bundes- regierung seit ihrem Regierungsantritt im Schweigen und in Bücklingsposen. Der Gang ins chinesische Canossa, zu dem der deutsche Bundeskanzler durch die allzu tiefe Verstrickung vor al- lem seiner Minister für Verteidigung und Äußeres in den völkerrechtlich zwielichtigen, menschenrechtspolitisch schädlichen und im Ergebnis desaströsen Jugoslawien- krieg gezwungen war, ist eines der plastischen Indizien für die Unfähigkeit der Bundesregierung, gegenüber der Volksrepublik China eine wirkungsvolle Menschen- rechtspolitik ins Werk zu setzten. Deutscher Bundestag - 14. Wahlperiode - 95. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. März 20008892 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michaele Hustedt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Hirche,
    diese Hermes-Debatte ist Kinderkram.


    (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie wissen ganz genau, dass Hermes-Anträge von den
    Betreibern nur gestellt werden, wenn große Wahrschein-
    lichkeit oder eine Sicherheit besteht, dass sie angenom-
    men werden. Deswegen ist die Debatte im Vorfeld über
    Projekte, von denen jeder weiß, dass sie anstehen, die
    entscheidendere. Es kommt weniger darauf an, auf die
    Anträge in der IMA zu warten.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Auf was die alles kommen!)


    Deswegen ist es richtig, jetzt die Diskussion über die an-
    stehenden Anträge zum Gesamtprojekt zu führen. Das
    haben die Grünen getan und werden es auch weiterhin
    tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Lippold, wenn Sie schon den Sachverständi-

    genrat für Umweltfragen zitieren, dann picken Sie sich
    bitte nicht nur das heraus, was Ihnen gefällt. Zur Öko-
    steuer zum Beispiel hat der Sachverständigenrat für
    Umweltfragen die Bundesregierung ausdrücklich gelobt
    und gesagt, wir sollten auf diesem Weg noch wesentlich
    konsequenter voranschreiten, weil das ein Beitrag für
    den Klimaschutz wäre.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Sie bieten uns Ihre konstruktive Zusammenarbeit an.

    Dann frage ich die CDU-Fraktion: Wo war denn Ihre
    konstruktive Zusammenarbeit bei dem Gesetz zur För-
    derung der erneuerbaren Energien, das wir in der letzten
    Woche verabschiedet haben? Da haben Sie mit Nein ge-
    stimmt. Gott sei Dank hat das der Bundesrat nicht getan.
    Der Bundesrat hat tatsächlich konstruktiv mit uns zu-
    sammengearbeitet und hat diesem Gesetz zur Förderung
    der erneuerbaren Energien zugestimmt. Sie haben in
    diesem Punkt Fundamentalopposition betrieben und
    wenden damit einer Zukunftsbranche den Rücken zu.

    Ich war auf der Messe der Maschinen- und Anlagen-
    bauer in Halle 7, in der sich die Stände der Träger der
    erneuerbaren Energien befinden. Dort herrscht jetzt Auf-
    bruchstimmung. Es wird geplant, es wird verkauft, es
    wird investiert, es werden neue Arbeitsplätze geschaf-
    fen. Schmack-Biogas sagt zum Beispiel: Statt bisher
    fünf Anfragen in einer Woche haben wir jetzt zehn An-
    fragen pro Tag, Biogasanlagen zu bauen, unter anderem
    von Stromkonzernen. Tacke kündigt an, die Zahl der
    Arbeitsplätze um 50 Prozent steigern zu wollen. Wo gibt
    es so etwas noch? In der „neuen energie“ gibt es jetzt
    neun Seiten Stellenanzeigen für diesen Bereich. Übri-
    gens profitiert davon auch die Zulieferindustrie. Wuss-
    ten Sie zum Beispiel, dass Enercon mehr Stahl ver-
    braucht als die deutsche Werftindustrie? Ich kann Ihnen
    nur sagen: Das sind grüne Ideen und mit diesen grünen
    Ideen werden jetzt in der Wirtschaft schwarze Zahlen
    geschrieben.

    Es gibt in diesem Bereich einen ungeheuer großen
    Innovationsdrive. Die Biogasanlagenbauer haben ange-

    kündigt, dass sie ihre Anlagen in absehbarer Zeit um
    50 Prozent verbilligen wollen. Die Betreiber von Wind-
    kraftanlagen wollen Offshoreparks, also schon größere
    Kraftwerke, vor der Küste bauen. Ich sage Ihnen: Hier
    gibt es richtig Bewegung, und zwar Bewegung in Rich-
    tung Umweltschutz, Arbeitsplätze und Zukunft.

    Nun also gibt es eine Große Anfrage der CDU: Sie
    stellen Fragen, wir handeln.


    (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Genauer gesagt: Sie stellen Fragen von gestern und wir
    handeln für morgen. Eine Frage von gestern ist zum
    Beispiel, ob es in ungefähr 18 Jahren, wenn wir kom-
    plett aus der Atomenergie aussteigen wollen, möglich
    ist, die AKWs in der Grundlast zu ersetzen. Ich sage
    Ihnen: Italien, Portugal, Dänemark, Irland und Taiwan
    haben null Prozent Atomindustrie. Haben diese Länder
    keine Grundlast? Wenn Sie so wenig Fantasie haben, um
    sich vorstellen zu können, dass auch in Deutschland ir-
    gendwann die Grundlast durch andere Energien sicher-
    gestellt werden kann, tut es mir um Sie Leid. Ich glaube,
    dass Ihre ideologischen Scheuklappen Sie tatsächlich
    daran hindern, in die Zukunft zu denken. Mit anderen
    Worten: Auch die Bretter, die man vor dem Kopf hat,
    können die Welt bedeuten.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Das war ein Selbstbekenntnis!)


    Sie reden von Klimaschutz und davon, dass eventuell
    die Gefahr besteht, dass wir das Ziel nicht erreichen. Ich
    sage Ihnen Folgendes: Das ist auch Ihre Altlast. Jahre-
    lang haben sie in diesem Bereich nichts, aber auch gar
    nichts getan. Fünf Jahre verbleiben uns noch. Die Maß-
    nahmen, die wir jetzt Schritt für Schritt ergreifen, wer-
    den natürlich nur zeitverzögert zur Senkung der CO2-Emissionen führen. Aber wenn wir das Klimaschutzziel
    nicht erreichen, ist die Hauptursache dafür, dass Sie in
    den zehn Jahren, in denen Sie regiert haben, nichts getan
    haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Behauptung, der Atomausstieg führe zu einem
    CO2-Anstieg, ist falsch. Wenn wir dieses Thema end-lich einmal vom Tisch haben, wird sich der Blick für die
    Zukunftstechnologie weiten. Wir sagen: Wenn wir uns
    nicht erhängen wollen, wollen wir uns auch nicht er-
    schießen. Die Atomtechnologie ist keine Alternative zur
    Begrenzung des Treibhauseffektes. Wir müssen beides
    schaffen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich nenne Ihnen einige Beispiele: Wir erarbeiten
    zurzeit gemeinsam einen Antrag, Stand-by-Geräte, die
    Energie verschwenden, herunterzuschalten. Wenn wir
    das schaffen – dabei müssen Sie den Zeitraum von
    18 Jahren für den Atomausstieg bedenken –, dann können
    wir 4,4 Prozent Strom einsparen. Das entspricht unge-
    fähr zwei AKWs.

    Ein anderes Beispiel ist die Biomasse, zu deren Nut-
    zung wir jetzt eine neue Initiative gestartet haben. Wenn






    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    wir nur 60 Prozent der in Deutschland vorhandenen Bio-
    abfälle für die Stromproduktion einsetzten, könnten wir
    damit 15 Prozent des deutschen Strombedarfs, 60 Mil-
    liarden Kilowattstunden Strom produzieren. Das ent-
    spricht ungefähr sechs AKW.

    Oder wenn wir nur die bestehenden Fernwärmeanla-
    gen modernisierten, dort neue Technologien einsetzten,
    um die Fernwärmenetze trotz der Liberalisierung weiter
    zu betreiben, dann könnten wir beim gleichen Wärme-
    bedarf wesentlich mehr Strom produzieren und damit
    10 Prozent des deutschen Strombedarfs CO2-neutral er-setzen.

    Dies sind nur drei kleine Beispiele, wie man CO2-neutral Atomkraftwerke ersetzen kann. Diese drei klei-
    nen Beispiele erbrächten schon 10 Prozent.

    Ich habe dabei noch nicht über Wind geredet, ich ha-
    be dabei noch nicht über Erdwärme geredet. Erdwärme
    hat ein Potenzial von 30 Prozent. Ich habe noch nicht
    über die GuD-Anlagen gesprochen, bei denen es eine
    Chance gibt und die übrigens sehr gut in die Grundlast
    passen. Ich habe noch nicht über die Energieeinsparung
    in Krankenhäusern, in Schulen und in der Industrie, die
    immer noch möglich ist, geredet. Ich habe noch nicht
    darüber geredet, dass die Bundesregierung auch das Ziel
    hat, die Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung zu ver-
    doppeln.

    Beim endgültigen Ausstieg in 18 Jahren kann man es
    schaffen. Ich bin mir sicher, dass wir sowohl die Nut-
    zung der gefährlichen Atomtechnologie beenden, als
    auch den Treibhauseffekt in unserem Lande begrenzen.

    Der Weltenergieverbrauch verdoppelt sich in der
    Tat und eben deswegen müssen Zukunftstechnologien
    umweltfreundlich sein. Wir haben mit dem Gesetz über
    die erneuerbaren Energien zusammen mit dem 100 000-
    Dächer-Förderprogramm, das wohl weltweit ambitio-
    nierteste Instrumentarium zur Förderung der erneuerba-
    ren Energien. Das ist ein sehr wichtiger Baustein für den
    Klimaschutz; das ist eine sehr wichtige Säule auch für
    ein zukünftiges Energiekonzept.

    Ein zweiter Bereich, den wir uns jetzt in absehbarer
    Zeit vornehmen, wird die effiziente Nutzung der fossi-
    len Energieträger sein. Es ist ein Skandal, finde ich,
    wenn über Endlichkeit der fossilen Energieträger ge-
    sprochen wird. Es ist ein Skandal, dass wir in Deutsch-
    land immer noch Kraftwerke betreiben, in denen nur
    40 Prozent des Energiegehaltes dieser fossilen Energie-
    träger tatsächlich genutzt werden. Über 60 Prozent des
    Energiegehaltes werden sinnlos, ohne dass wir daraus
    Energie gewinnen, in die Luft gepustet. Das ist keine
    Zukunftstechnologie.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deswegen nimmt sich diese Bundesregierung vor, die
    Ausnutzung der fossilen Energieträger, wenn wir sie
    schon einsetzen – wir werden sie auf absehbare Zeit
    brauchen –, wesentlich zu erhöhen. Wir haben Techno-
    logien, mit denen wir 60, 70, 80, ja sogar 90 Prozent des
    Energiegehaltes nutzen können, indem wir die Wärme,

    die bei der Stromproduktion entsteht, im Anschluss
    nicht einfach in die Luft geben, sondern zum Heizen von
    Wohnungen oder als Prozesswärme nutzen.

    Deswegen – damit befinden wir uns in Übereinstim-
    mung mit der Europäischen Union – wollen wir diesen
    Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung bei der Ausnutzung
    der fossilen Energien in den nächsten zehn Jahren ver-
    doppeln.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Grünen setzen dabei auf einen Zertifikatshan-
    del. Wir wollen jedem Stromlieferanten vorschreiben,
    dass er einen bestimmten Anteil dieser hoch effizienten
    Nutzung der fossilen Energieträger mit im Angebot ha-
    ben muss, und dieser Anteil wird Schritt für Schritt ge-
    steigert. Wie dieser Stromlieferant diesen Anteil erfüllt,
    das wollen wir offen lassen, das wollen wir dem Markt
    überlassen. Er kann ihn entweder selbst produzieren, er
    kann ihn aber auch zukaufen, er kann ihn in Gemein-
    schaftsproduktion mit der Industrie oder mit Stadtwer-
    ken produzieren. Dies wollen wir dem Markt überlassen.
    Damit hätten wir dafür gesorgt, dass auch in dem Be-
    reich der hoch effizienten Nutzung der fossilen Energie-
    träger Kohle, Gas und Öl eine marktwirtschaftliche
    Komponente enthalten ist.
    Damit werden wir das Ziel erreichen, auch mit den
    fossilen Energieträgern sparsam umzugehen. Dieses Ziel
    werden wir zu minimalen volkswirtschaftlichen Kosten
    mit maximalen Innovationsanreizen erreichen können.

    Ich freue mich, mit Ihnen diese Debatte zu führen.
    Herr Lippold, ich werde Sie an Ihr Angebot erinnern,
    diese Debatte konstruktiv zu führen. In diesem Zusam-
    menhang wünsche ich mir, dass nicht wieder die Situati-
    on eintritt, dass wir Sie im Bundestag überstimmen müs-
    sen, im Bundesrat aber eine Mehrheit für unsere Kon-
    zepte bekommen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/CSU]: Bekommen wir dann die Anträge vor der Abstimmung oder auch wieder erst nach der Abstimmung?)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile Kollegin
Eva Bulling-Schröter, PDS-Fraktion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Eva-Maria Bulling-Schröter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Grundsätzlich ist zu bemer-
    ken, dass die Große Anfrage der CDU/CSU eine deutli-
    che Steilvorlage für die Atompolitik der Bundesregie-
    rung geliefert hat. Sie, meine Damen und Herren von der
    CDU/CSU, haben Profilierungsprobleme: Außer ihrem
    Festhalten an der Kernkraft hat die CDU/CSU kaum
    noch ein positives Projekt auf dem energiepolitischen
    Feld, und so verwickelt sie sich in rührende Ungereimt-
    heiten.

    Einerseits will sie die Kräfte des freien Marktes wal-
    ten lassen, wo bekanntlich Monopolstrukturen und nicht
    etwa Marktstrukturen den dominanten Einfluss ausüben.

    Michaele Hustedt






    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Sie stellt volkswirtschaftliche Betrachtungen über den
    Energiemix an und verdammt gleichzeitig sämtliche po-
    litischen Instrumente zur Gestaltung dieses Energiemi-
    xes als Eingriff in das Walten des Marktes. Ein schön-
    geistiger Streit über Plan und Markt ist in der deutschen
    Energiepolitik angesichts der Eigentumsstrukturen und
    der starken Rolle der öffentlichen Hand völlig gegen-
    standslos.

    Wirklich rührend unschuldig klingt es, wenn die
    Bundesregierung erklärt:

    Die Bundesregierung erstellt keine eigenen
    Energieprognosen. Sie will damit vermeiden, dass
    Produzenten und Verbraucher amtliche Bewertun-
    gen als staatliche Vorgaben oder Erwartungen
    missverstehen.

    Ich frage Sie: Wird eine risikoarme und ressourcenscho-
    nende Energiepolitik ohne Bewertungen und ohne For-
    mulierung von Erwartungen auskommen? – Ich denke,
    nein.

    Stichwort Energierohstoffreserven: Sowohl die Fra-
    gen der CDU/CSU als auch die Antworten der Bundes-
    regierung zeugen von einem mangelnden Bewusstsein
    für die Notwendigkeit einer international abgestimmten
    Klimaschutzpolitik. Ihr Sinnen und Trachten ist auf die
    billigste Versorgung mit Rohöl, Erdgas und Kohle ge-
    richtet. Man muss sich beim Stichwort Versorgungssi-
    cherheit doch einmal klarmachen, dass die vorherr-
    schenden Strategien zur Destabilisierung der Preispolitik
    der OPEC klimapolitisch total kontraproduktiv sind. Bil-
    liges Rohöl auf den Weltmärkten heizt die Nachfrage
    und den Verbrauch an.

    Auf die Frage der Öffnung der nationalen Strom-
    märkte für ausländische Anbieter antwortet die Bundes-
    regierung mit Verweis auf den geschlossenen französi-
    schen Markt in einem Sinne, der darauf schließen lässt,
    dass die Bundesregierung einer Ausweitung des grenz-
    überschreitenden Handels mit Strom nicht ablehnend
    gegenübersteht. Dagegen erkläre ich: Die PDS teilt das
    Ziel einer Ausweitung des grenzüberschreitenden Han-
    dels nicht. Nach unserer Auffassung ist dezentraler
    Energieerzeugung in kleinen Anlagen Vorrang einzu-
    räumen.


    (Beifall bei der PDS)

    Die Bundesregierung macht deutlich, dass sie dem

    Strompreisniveau eine bedeutende Rolle hinsichtlich
    vergleichender Kostenbetrachtungen bei der Wahl von
    Industriestandorten beimisst. Aus Sicht der PDS steht
    das jeweilige Strompreisniveau in aller Regel jedoch
    nicht an vorderster Stelle bei der Abwägung von Stand-
    ortentscheidungen,


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Fragen Sie mal die Leute in Eisenhüttenstadt!)


    sondern wird nach wie vor durch Faktoren wie Markt-
    nähe und Qualifikation der Arbeitskräfte dominiert.

    Nach unserer Auffassung bestehen unter Würdigung
    aller Standortfaktoren erhebliche Spielräume hinsicht-
    lich der Strompreisgestaltung. Diese Spielräume müssen

    bei der noch ausstehenden Energiewende erheblich stär-
    ker genutzt werden. Gegenwärtig bezahlen gerade die
    energieintensiven Branchen in Deutschland viel zu we-
    nig für ihren Energieverbrauch.

    Die Bundesregierung behauptet, sie erörtere „mit al-
    len relevanten gesellschaftlichen Gruppen, wie die künf-
    tige Energieversorgung klimaverträglich gestaltet wer-
    den kann“. Sie vertritt in beispielloser Selbstgerechtig-
    keit die Auffassung, im Rahmen des „Energiedia-
    logs 2000“ mit den Beteiligten gesprochen zu haben.
    Tatsache ist jedoch, dass die PDS eine gesellschaftlich
    relevante Gruppe ist, die nicht nur eine Fraktion im
    Bundestag stellt, sondern in Ostdeutschland auch die In-
    teressen der von der Braunkohleindustrie geprägten Re-
    gionen wahrnimmt, und die sich darüber hinaus für eine
    offene und sachgerechte Erörterung der Probleme bei
    der Sanierung von Atomaltlasten in Greifswald und
    Rheinsberg einsetzt.


    (Beifall bei der PDS – Dr. Ilja Seifert [PDS]: Das sollte man nicht vergessen!)


    Die undemokratische Ausgrenzungspolitik der Bun-
    desregierung gegenüber der PDS ist durch und durch
    von parteiegoistischem Kalkül geprägt und ist weit da-
    von entfernt, zu dauerhaften Lösungen zu kommen. Dies
    gilt insbesondere für ihre verantwortungslose Atompoli-
    tik.

    Stichwort Energiewirtschaftsrecht: Die PDS hält im
    Gegensatz zur Bundesregierung die Verbändevereinba-
    rung für absolut unzureichend. Eine gesetzliche Regulie-
    rung der Einspeisemodalitäten und der Durchleitungs-
    entgelte ist unabdingbar. Da das Monopoleigentum am
    Transportnetz nach wie vor Monopolprofite erwarten
    lässt und zu realisieren hilft, erheben wir auch weiterhin
    die Forderung nach Überführung des Stromleitungsnet-
    zes in gemeinwirtschaftliches Eigentum.


    (Beifall bei der PDS)

    Eine Klima und Ressourcen schonende Energiepolitik

    ist mit privater Aneignung von Monopolprofiten unver-
    einbar. Die Bundesregierung erklärt:

    Eine dauerhaft günstige Versorgung der Verbrau-
    cher mit Strom soll über den Wettbewerb auf libe-
    ralisierten Strommärkten gesichert werden.

    Sie feiert damit die so genannte Liberalisierung des
    Strommarkts und begrüßt das Absinken der Strompreise.
    Einen guten Teil aus den Rationalisierungsgewinnen in
    der Energiewirtschaft führt sie sich als Energiesteuer
    zu. Herr Hirche, zum Beispiel das kostet Arbeitsplätze.
    Dass diese Entwicklung in einen wachsenden Gegensatz
    zum Ziel der rationalen sparsamen Energienutzung ge-
    rät, stört Sie auch nicht.

    Die Energiesteuer der Bundesregierung belastet vor-
    nehmlich die privaten Haushalte anstelle der Industrie
    und das verarbeitende Gewerbe. Die Wunderformel
    „Arbeit verbilligen, Natur versteuern“ entlässt die Un-
    ternehmen aus ihrer Verantwortung zur Finanzierung
    der gesetzlichen Rentenversicherung und schafft auf-
    grund dieser unsozialen Verteilung von Steuern und
    Abgaben gerade keine Preisanreize zur Entwicklung

    Eva Bulling-Schröter






    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Energie sparender und Ressourcen schonender Produkte
    und Produktionsverfahren.

    Ich habe neulich mit einem Professor gesprochen, der
    gerade – –


    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Zuruf des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


    – Herr Glos, weil Sie so erstaunt tun: Vielleicht reden
    Sie nie mit Professoren. Ich kann Ihnen nur sagen: For-
    schungsaufträge gerade für Großbetriebe zur Ressour-
    ceneinsparung werden zurzeit zurückgezogen. Vielleicht
    haben Sie davon noch nichts gehört, aber ich inzwischen
    schon.

    Die Bundesregierung will auch zukünftig die Kern-
    energienutzung durch öffentliche Forschungsmittel un-
    terstützen. Sie fördert – darüber haben wir schon ge-
    sprochen – den Export der deutschen Atomindustrie
    durch Hermes-Kredite. Ja, sie erklärt unumwunden,
    dass deutsche Firmen unter Mitwirkung deutscher For-
    schungsinstitute an den Arbeiten zur Entwicklung der
    Hochtemperaturreaktortechnologie insbesondere in Süd-
    afrika beteiligt sind.

    Wir fordern die Bundesregierung auf, die Beteiligung
    deutscher Forschungsinstitute, soweit es sich um öffent-
    lich geförderte Forschung handelt, unverzüglich einzu-
    stellen. Die HTR-Technologie hat sich gerade vor dem
    Hintergrund der Erfahrungen mit der Reaktorkatastrophe
    von Tschernobyl als unsicher erwiesen, da chemische
    Reaktionen zwischen Wasserdampf und dem Modera-
    tormaterial Graphit zu heftigen Explosionen und zur
    Zerstörung des Reaktors führen können. Ein HTR ist
    daher keineswegs sicher und er wäre in Deutschland
    eben nicht genehmigungsfähig.

    Darüber hinaus erheben wir den Vorwurf, dass sich
    die Bundesregierung mit der Förderung der HTR-
    Technologie in Südafrika der Zulieferung und Ver-
    fügbarmachung von Technologie zur Kernwaffenpro-
    duktion schuldig macht; denn die Kugelhaufentechnolo-
    gie ermöglicht einen kontinuierlichen Wechsel von
    Brennelementen während des laufenden Betriebes, der
    eine Überwachung von spaltbarem Material durch inter-
    nationale Maßgaben zur Kontrolle dieser Stoffe schier
    unmöglich macht.

    Stichwort Restrisiko: Die Antworten der Bundesre-
    gierung zum Stichwort Restrisiko sind mehr als unbe-
    friedigend. Sie hält offenkundig am Konzept Restrisiko
    fest. Damit stellt sie sich einerseits auf den Standpunkt,
    es sei akzeptabel, dass keine technische Vorsorge gegen
    Unfallabläufe, die das Leben und die Gesundheit von
    Millionen Menschen schwer beeinträchtigen, getroffen
    wird und auch nicht getroffen werden kann.

    Andererseits ist das haarsträubende Festhalten der
    Bundesregierung am Konzept Restrisiko vor dem Hin-
    tergrund ihrer Restlaufzeitpläne nur folgerichtig. Würde
    sie nämlich feststellen, dass keine technischen Maßnah-
    men verfügbar sind, die gravierende Unfallabläufe und
    deren Folgen beherrschbar machen, müsste sie unter
    dem öffentlichen Druck die Betriebsgenehmigungen al-
    ler Atomkraftwerke mit sofortiger Wirkung widerrufen.

    Zum letzten Punkt, Stichwort Restlaufzeiten: Zurzeit
    ist eine Restlaufzeit von 30 Jahren vorgesehen. Auf dem
    Parteitag der Grünen wurde dies bestätigt. Unserer Mei-
    nung nach erhalten die Betreiber von Atomkraftwerken
    erstmalig einen rechtlich einklagbaren Titel zur Verwer-
    tung ihres Kapitals, den sie so bisher nie ihr Eigen nen-
    nen konnten. Statt eines Ausstiegsgesetzes droht noch
    vor der Sommerpause eine Regelung, die man ohne Um-
    schweife „Atomkraftverstromungsgesetz“ nennen muss.
    Wir lehnen diese Politik ab.

    Danke.

    (Beifall bei der PDS)