—————
        *) Anlage 3
        Berichtigung
        75. Sitzung, Seite 6902 D, zweiter Absatz: Der vierte
        Satz ist wie folgt zu lesen:
        „Diese Politik, eingebettet in weltpolitische Verände-
        rungen, hat es möglich gemacht, daß die Bundeswehr
        einschließlich NVA von 680 000 auf 340 000 Mann
        reduziert wurde.“
        Vizepräsidentin Petra Bläss
        Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 2. Dezember 1999 7053
        (A) (C)
        (B) (D)
        Anlagen zum Stenographischen Bericht
        Anlage 1
        Liste der entschuldigten Abgeordneten
        Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich
        Adam, Ulrich CDU/CSU 2.12.99 *
        Bauer, Wolf CDU/CSU 2.12.99
        Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        2.12.99
        Behrendt, Wolfgang SPD 2.12.99 *
        Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 2.12.99 *
        Bodewig, Kurt SPD 2.12.99
        Brunnhuber, Georg CDU/CSU 2.12.99
        Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 2.12.99 *
        Büttner (Schönebeck),
        Hartmut
        CDU/CSU 2.12.99
        Bulling-Schröter,
        Eva-Maria
        PDS 2.12.99
        Bulmahn, Edelgard SPD 2.12.99
        Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        2.12.99
        Friedhoff, Paul K. F.D.P. 2.12.99
        Friedrich (Altenburg),
        Peter
        SPD 2.12.99
        Fritz, Erich G. CDU/CSU 2.12.99
        Fuchs (Köln), Anke SPD 2.12.99
        Gebhardt, Fred PDS 2.12.99
        Graf (Friesoythe), Günter SPD 2.12.99
        Gröhe, Hermann CDU/CSU 2.12.99
        Großmann, Achim SPD 2.12.99
        Frhr, von Hammerstein,
        Carl-Detlev
        CDU/CSU 2.12.99
        Hauser (Bonn), Norbert CDU/CSU 2.12.99
        Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 2.12.99 *
        Jäger, Renate SPD 2.12.99 *
        Jung (Düsseldorf), Volker SPD 2.12.99
        Kemper, Hans-Peter SPD 2.12.99
        Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 2.12.99
        Lengsfeld, Vera CDU/CSU 2.12.99
        Dr. Leonhard, Elke SPD 2.12.99
        Leutheuser-Schnarren-
        berger, Sabine
        F.D.P. 2.12.99
        Lintner, Eduard CDU/CSU 2.12.99 *
        Lörcher, Christa SPD 2.12.99 *
        Lotz, Erika SPD 2.12.99 *
        Dr. Lucyga, Christine SPD 2.12.99 *
        Maaß (Wilhelmshaven),
        Erich
        CDU/CSU 2.12.99 *
        Neuhäuser, Rosel PDS 2.12.99
        Neumann (Gotha),
        Gerhard
        SPD 2.12.99 *
        Ohl, Eckhard SPD 2.12.99
        Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich
        Pau, Petra PDS 2.12.99
        Ronsöhr, Heinrich-
        Wilhelm
        CDU/CSU 2.12.99
        Rühe, Volker CDU/CSU 2.12.99
        Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 2.12.99
        Scharping, Rudolf SPD 2.12.99
        Scheffler, Siegfried SPD 2.12.99
        Schily, Otto SPD 2.12.99
        Schloten, Dieter SPD 2.12.99 *
        Schmitz (Baesweiler),
        Hans Peter
        CDU/CSU 2.12.99 *
        von Schmude, Michael CDU/CSU 2.12.99 *
        Schröder, Gerhard SPD 2.12.99
        Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        2.12.99
        Siebert, Bernd CDU/CSU 2.12.99 *
        Simm, Erika SPD 2.12.99
        Störr-Ritter, Dorothea CDU/CSU 2.12.99
        Ulldall, Gunnar CDU/CSU 2.12.99
        Wagner, Hans Georg SPD 2.12.99
        Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 2.12.99
        Wieczorek (Duisburg),
        Helmut
        SPD 2.12.99
        Wolf (Frankfurt),
        Margareta
        BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        2.12.99
        Zierer, Benno CDU/CSU 2.12.99 *
        —————
        * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
        Anlage 2
        Erklärung
        der Abgeordneten Verena Wohlleben (SPD)
        zur namentlichen Abstimmung über den Ände-
        rungsantrag der Fraktion F.D.P. zu Abschnitt I
        des Antrages: Einsetzung eines Untersuchungs-
        ausschusses – Drucksache 14/2247 (Tagesord-
        nungspunkt 5)
        Meine Name ist in der Abstimmungsliste nicht aufge-
        führt. Ich erkläre, daß mein Votum Nein lautete.
        Anlage 3
        Zu Protokoll gegebene Reden
        zur Beratung der Beschlußempfehlung: Novel-
        lierung des Eigenheimzulagengesetzes (Tages-
        ordnungspunkt 12)
        Dieter Grasedieck (SPD): Die Förderung von Eigen-
        heimen und Altbausanierungen sind wichtige Ziele so-
        zialdemokratischer Politik. Beide Ziele erreicht unsere
        7054 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 2. Dezember 1999
        (A) (C)
        (B) (D)
        SPD/Grüne-Koalition durch kombinierte Förderwege
        des Bundes und der Länder. So fördert der Bund eine
        Familie mit 2 Kindern mit 64 000 DM bei einem Neubau
        und 44 000 DM bei einem Altbau direkt in den ersten 8
        Jahren. Zusätzlich fördert unsere Koalitionsregierung
        Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen und Maß-
        nahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes in den
        neuen Bundesländern mit 520 Millionen DM und in den
        alten Bundesländern mit 80 Millionen DM. Weiterhin
        unterstützen wir die Eigentumsbildung durch unsere
        steuerlichen Entlastungen für den Kleinverdiener und
        den Mittelstand.
        Durch unsere Steuerreform entlasten wir einen Fami-
        lienvater mit zwei Kindern mit einem durchschnittlichen
        Einkommen um 3 000 DM. Das Nettoeinkommen eines
        Durchschnittshaushaltes ist in diesem Jahr auf 5 020 DM
        gestiegen. Ein Ergebnis unserer Politik. Klein- und mit-
        telständische Unternehmungen profitieren im Jahre 2001
        von der Unternehmensteuerreform unserer Koalitions-
        regierung. Die Damen und Herren von der Opposition
        haben 16 Jahre über Unternehmensteuer und Steuer-
        reform gesprochen, wir realisieren.
        Für ihre Altersvorsorge sanieren viele Bürgerinnen
        und Bürger ihren Altbau oder kaufen eine Eigentums-
        wohnung. Die Ziele Altersvorsorge und Eigentumsför-
        derung werden durch unsere Maßnahmen erreicht.
        Durch Ihren PDS-Antrag wollen Sie die Sanierung der
        Altbauten beschleunigen. Sie wollen die älteren Woh-
        nungsbestände pflegen, um weniger neue Flächen zu
        verbrauchen. – Diese Forderung teilen wir! Dieses Pro-
        blem ist von den Ländern seit Jahren erkannt worden. So
        bietet seit 15 Jahren die Koalitionsregierung SPD/Grüne
        in NRW den Bürgerinnen und Bürgern zusätzliche För-
        derwege für Altbauten an. Alleine in meinem Wahlkreis
        förderte die Stadt Bottrop von 1996 bis heute Altbauten
        mit 43 Millionen DM.
        An Emscher, Lippe und Rhein sind viele Eigentümer
        stolz auf ihr renoviertes Elternhaus. Aus Schandflecken
        sind Schmuckstücke geworden. Die Innenstädte von
        Bottrop, Moers, Herne oder Hattingen sind zum Teil flä-
        chendeckend mit den Landesförderungen renoviert wor-
        den. Hier treffen sich Alt und Jung auch am Sonntag
        zum Schaufensterbummel oder bei Innenstadtaktionen.
        Unsere Städte leben durch solche Maßnahmen.
        Die NRW-Landesregierung fördert Altbauwohnun-
        gen bis zu 1 100 DM pro qm. Für eine 91 qm große
        Wohnung erhält der Besitzer 100000 DM zinsfreies
        Darlehen. Mit dieser Summe können sanitäre Anlagen
        ebenso wie Rampen für Rollstuhlfahrer errichtet werden.
        Der Eigentümer, die Eigentümerin verbessert den
        Schallschutz ebenso wie die Elektroinstallation. Die
        Wärmedämmung kann erneuert und neue Öl- oder Gas-
        heizungen können eingebaut werden.
        Die Ergebnisse dieser guten Wohnungspolitik sind in
        den Städten NRW zu besichtigen. Besuchen Sie unsere
        Städte! Sie sind herzlich eingeladen. Ähnliches gibt es in
        anderen Ländern.
        Durch diese Maßnahmen fördern wir aber alle Alt-
        bauwohnungen. Der PDS-Antrag berücksichtigt nur die
        Altbauten bei Neuerwerb.
        Ein einheitliches Stadtbild erreichen Sie nicht durch
        diese punktuelle Förderung. Die Gefahr eines Flicken-
        teppichs – renovierte Altbauten und zerfallene Häuser –
        ist denkbar. Diese Gefahr verhindern wir durch unsere
        kombinierte Land-Bund-Förderung.
        In Ihrem Antrag fördern Sie Altbauten nur, wenn der
        Sanierungsaufwand den Verkehrswert übersteigt. Wie
        wollen Sie den Sanierungsaufwand bestimmen? Wer be-
        stimmt die möglichen maximalen Preise für die Hei-
        zung, für die Hausisolierung oder für das Bad?
        Jeder Architekt kann bei einem Altbau einen höheren
        Sanierungsaufwand berechnen. Viele alte Katen und alte
        Häuser können durch Ihren Antrag zu Luxuswohnungen
        saniert werden. Sie bereiten den Steuer- und Geldjong-
        leuren den Weg. Sie wissen ja, diese Jongleure sagen
        auch dann nicht die ganze Wahrheit, wenn es gar nicht
        nötig ist. Sie trainieren einfach ständig, Stunde für
        Stunde.
        Zusammenfassend sage ich:
        1. Die Probleme des Antrages werden seit Jahren
        durch die kombinierten Förderwege des Bundes und der
        Länder verbessert.
        2. Die Bürokratie wird durch diesen PDS-Antrag un-
        nötig erhöht.
        3. Die Finanzämter und Finanzgerichte werden noch
        stärker belastet.
        Deshalb lehnen wir Ihren Antrag ab.
        Dr. Michael Meister (CDU/CSU): Die Wohneigen-
        tumspolitik gehört zu den wichtigen politischen Berei-
        chen – auch über den Horizont der Baupolitik hinaus –,
        denen die Gefahr droht, unter die Räder eines ideolo-
        gisch einseitig ausgerichteten rotgrünen Politikentwurfs
        zu kommen. Denn seit dem Antritt der Regierung
        Schröder haben die Baupolitiker der Regierungskoali-
        tion, wenn nicht tatenlos, dann auf jeden Fall erfolglos
        zugesehen, wie das erfolgreiche Instrument der Eigen-
        heimzulage durchlöchert und damit insgesamt in Frage
        gestellt wird. In der Soll/Ist-Bilanz dieser Regierung
        müssen wir auch an dieser Stelle rote Zahlen schreiben,
        zum Schaden der potentiellen Bauherren, zum Schaden
        der Familien und ihren Kindern, zum Schaden der deut-
        schen Bauwirtschaft und zum Schaden unserer Volks-
        wirtschaft.
        Es ist nicht überraschend, daß Wohneigentumsförde-
        rung nicht zu den zentralen Positionen der Politik der
        Fraktion der PDS gehört. Allein die Verwendung der Be-
        zeichnung „Zwangsprivatisierung“ signalisiert das gebro-
        chene Verhältnis der SED-Nachfolger zum Eigentum.
        Der Vorschlag in Punkt 1, den Bestandserwerb zu verbes-
        sern, ist alles andere als seriös. Denn der Finanzierungs-
        vorschlag ist ja bereits für die Wohngeldnovelle verplant.
        Mehr als bemerkenswert ist allerdings, daß sich PDS und
        Regierungsfraktionen dabei treffen, die Einkommens-
        grenzen für die Eigenheimzulage zu senken. Dies wider-
        spricht vielen Aussagen der Baupolitiker vor der Bun-
        destagswahl, dies widerspricht auch den Vereinbarungen
        der Koalition für diese Wahlperiode, steht aber durchaus
        in der Tradition von baupolitischen Entscheidungen im
        ersten Jahr ihrer Regierung.
        Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 2. Dezember 1999 7055
        (A) (C)
        (B) (D)
        Der Baubereich dient der Bundesregierung offenkun-
        dig in erster Linie als Steinbruch zur Erfüllung allge-
        meiner kurzfristiger haushaltspolitischer Zielvorgaben.
        Statt die vorhandenen und in der Praxis bewährten
        Instrumente sinnvoll weiterzuentwickeln und in eine
        schlüssige und zukunftsgerechte politische Gesamtstra-
        tegie zu stellen, werden – wie das Beispiel der Eigen-
        heimzulage zeigt – willkürliche Veränderungen vorge-
        nommen, die dieses Wohnbauförderungsinstrument zu
        einem immer stumpferen Schwert machen. Das hat mit
        der Streichung der Vorkostenpauschale im Steuergesetz
        1999 angefangen, damit haben sie die Bauherren in der
        schwierigsten Phase der Finanzierung an der empfind-
        lichsten Stelle getroffen. Und sie haben – in bemer-
        kenswerter Übereinstimmung in der Sache mit der Frak-
        tion der PDS – im Haushaltssanierungsgesetz die Ein-
        kommensgrenzen der Eigenheimzulage reduziert und
        damit einen beachtlichen Teil an zulagenberechtigten
        Empfängern ausgeschlossen. Die Behauptung, damit
        würden Mitnahmeeffekte ausgeschlossen, paßt ins Bild
        dieser ziellosen Diskussion, die in dem Vorschlag gip-
        felt, die Eigenheimzulage von den Empfängern wieder
        zurückzufordern. Hier wird die Vorstellung öffentlich,
        hinter jedem Hausbauer verstecke sich ein grinsender
        Kapitalist und Spekulant, dem man ohne Probleme –
        wenn es sein muß auch über eine erhöhte Erbschaft-
        steuer – einen weiteren Teil seines vermeintlichen
        Reichtums wegnehmen kann. All dies ist im Grunde nur
        Zeugnis dafür, daß Sie den Sinn dieses Instruments der
        Wohneigentumsförderung nicht erkennen bzw. nicht ak-
        zeptieren wollen. Ich kann nur davon warnen, dem-
        nächst in den Reihen der Koalition auch noch eine De-
        batte über die Einschränkung der Förderung des Bauspa-
        rens loszutreten.
        Gerade in Ballungsräumen wird die von PDS und
        Regierungsfraktionen getragene Reduzierung der Ein-
        kommensgrenzen besondere Probleme für den Wohnei-
        gentumserwerb mit sich bringen. Denn tendenziell ste-
        hen dort höheren Einkommen auch deutlich höhere
        Kosten gegenüber. Eine Folge davon könnte eine zu-
        sätzliche Abwanderung in das Umfeld der Zentren sein.
        Dies bewirkt strukturelle Veränderungen in den Zentren,
        die Sie auch mit den höheren Belastungen der ländlichen
        Räume in der sogenannten Ökosteuer nicht aufwiegen
        können.
        Für den Großteil der Bauherren ist die Entscheidung
        für den Erwerb von Wohneigentum eine Entscheidung
        mit weitreichenden und über Jahrzehnte bestimmenden
        finanziellen Folgen. Hier ist vor allem Verläßlichkeit der
        Rahmenbedingungen und Vertrauen in die Politik gefor-
        dert. Insbesondere diese Tugenden kann man im Regie-
        rungshandeln kaum finden.
        Trotz allen materiellen Wohlstands liegt Deutschland
        im europäischen Vergleich der Wohneigentumsquote im
        hinteren Drittel. Nur etwa 40 Prozent aller Deutschen
        wohnen im Eigentum. Das Ziel der Unionsfraktion, die
        Wohneigentumsquote mittelfristig auf über 50 Prozent
        anzuheben, ist keinesfalls ein Selbstzweck. Dieses Ziel
        ist gesellschaftspolitisch wohl erwogen und begründet.
        Denn der Erwerb selbstgenutzten Wohneigentums ist
        neben der gesetzlichen Rentenversicherung faktisch die
        zweite Säule der Altersvorsorge. Unter den Möglich-
        keiten außerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung ist
        sie im übrigen auch das verläßlichste Instrument: Auch
        bei den ungünstigsten wirtschaftlichen Entwicklungen
        bleibt dem Eigenheimbesitzer auf jeden Fall der Miet-
        vorteil, den man mit durchschnittlich 700 DM/Monat
        sicher nicht zu hoch ansetzt.
        Würde man also die Politik zur Förderung des Wohn-
        eigentums in den Rahmen einer politischen Gesamtstra-
        tegie stellen, müßte man im Sinne der privaten Vorsorge
        für das Alter alles tun, um möglichst vielen diese Vor-
        sorge zu ermöglichen und tunlichst alles unterlassen,
        was diesem Ziel zuwiderläuft. Ihre praktische Politik
        steht auch in diesem Punkt in eklatantem Widerspruch
        zu Geist und Buchstaben des Koalitionsvertrags.
        Im Gegensatz hierzu hat die Union in der vergange-
        nen Wahlperiode mit der Umstellung des bisherigen
        § 10 e EStG auf die Eigenheimzulage diesem Ziel Rech-
        nung getragen. Der Erfolg dieser Umstellung war gera-
        dezu phänomenal. Denn die – vom jeweiligen Steuersatz
        unabhängige – Eigenheimzulage hat den Kreis mögli-
        cher Bauherren deutlich erweitert. Die Tatsache, daß
        von 1996 bis 1998 der Eigenheimbau im Bereich der
        alten Bundesländer um 40 Prozent und im Bereich der
        jungen Bundesländer gar um 50 Prozent gestiegen ist,
        unterstreicht dies in aller Deutlichkeit. Seit Einführung
        der Eigenheimzulage bis zum Mai 1999 gab es für den
        Neubauerwerb etwa 540 000 Förderfälle, für den Be-
        standserwerb etwa 700 000 Förderfälle und für die Kin-
        derkomponente 760 000 Förderfälle. Kann die Bilanz ei-
        ner Gesetzesnovelle beeindruckender sein?
        Daß diese politische Entscheidung maßgeblich von
        der Politik der stabilen D-Mark und den darauf folgen-
        den historisch niedrigen Zinsen flankiert war, sei nicht
        nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
        Die positive Entwicklung des Eigenheimbaus hatte
        ihre positive Entsprechung natürlich auch für die Bau-
        konjunktur. Und hier wird der volkswirtschaftliche
        Schaden deutlich, der durch die Verformung des Instru-
        ments der Eigenheimzulage ausgelöst wird. Ausgehend
        von den Zahlen der Bundesregierung ist ein Rückgang
        von etwa 25 000 Neubauten im Eigenheimbereich zu be-
        fürchten. Dies ist gleichbedeutend mit einem Verlust
        von Investitionen von rund 20 Milliarden DM und stellt
        weitere 50 000 Arbeitsplätze in Frage. Die Bundesregie-
        rung gibt einerseits öffentliche Mittel zur Sanierung
        eines Baukonzerns, andererseits trifft sie hier direkt und
        unmittelbar negativ wirkende Entscheidungen, die vor
        allem die mittelständischen Bauunternehmen treffen.
        Dies allein wirft doch ein bezeichnendes Schlaglicht auf
        die inkonsequente und inhaltlich völlig beliebige und
        nur auf den nächsten Tag ausgerichtete Politik. Am
        Ende werden sich auch die fiskalischen Ziele dieser
        Politik nicht erfüllen, weil der Rückgang von Investitio-
        nen Steuermindereinnahmen und der Verlust von Ar-
        beitsplätzen Mehrausgaben im Bereich der Sozialver-
        sicherung auslösen wird. Kommen Sie endlich aus
        Ihrem fiskalpolitischen Schmalspurdenken zu einer
        volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung!
        Angesichts dieser baupolitischen Rückentwicklung
        nimmt es auch kein Wunder, daß von den immer wieder
        in Oppositionszeiten geforderten Segnungen im Bau-
        7056 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 2. Dezember 1999
        (A) (C)
        (B) (D)
        bereich nichts in Gang gesetzt werden konnte. Die Hal-
        tung der Bundesregierung zu einer regionalen Differen-
        zierung der Eigenheimzulage kann man bestenfalls als
        indifferent und schleierhaft bezeichnen. Auch nach
        einem Jahr Regierungstätigkeit kann man nur darüber
        rätseln, wie die Bundesregierung diese Überlegungen
        der Koalition umzusetzen gedenkt. Ein Trauerspiel auf
        vergleichbarem Niveau bietet die Bundesregierung im
        Zusammenhang mit der Förderung von Eigentums-
        anteilen von Genossenschaften. Auch hier hat es vor den
        Bundestagswahlen große Versprechungen gegeben. Und
        auch in dieser Frage steht die rotgrüne Baupolitik unter
        der Knute des Finanzministers und weiß sich nur mit
        leicht zu durchschauenden Ausflüchten über die Zeit zu
        retten. Die CDU hat die Förderung von Eigentum an
        Genossenschaften eingeführt, sie steht auch dafür, diese
        Möglichkeiten zukünftig auszubauen.
        Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE
        GRÜNEN): Wir beraten heute zwei Forderungen der
        PDS, von denen wir eine, die Absenkung der Einkom-
        mensgrenzen bei der Wohneigentumsförderung, hier vor
        zwei Wochen schon beschlossen haben. Und auch ihre
        zweite Forderung, stark erneuerungsbedürftige Be-
        standsgebäude bei der Eigenheimförderung wie Neubau
        zu fördern, wird teilweise umgesetzt: Wenn eine abge-
        schlossene Wohnung neu entsteht und die Sanierungs-
        kosten den Wert der Altbausubstanz überschreiten, wird
        wie Neubau gefördert. Sie verweisen ja selbst auf das
        entsprechende Rundschreiben der Finanzverwaltung.
        Liebe Kollegin Ostrowski, ich gebe Ihnen in einem
        Punkt recht: Es ist gerade für die historischen Altstädte
        in Ostdeutschland außerordentlich wichtig, daß Kauf
        und Modernisierung innerstädtischer Altbauten nicht
        weniger gefördert werden als der Neubau am Stadtrand;
        sonst drohen die Innenstadtkerne vieler ostdeutscher
        Städte zu veröden. Denn die Förder- und Steuerpolitik
        der alten Bundesregierung war geradezu eine milliar-
        denschwere Einladung zur Auswanderung aus der In-
        nenstadt. Wir haben längst erhebliche Leerstände auch
        im modernisierten Bestand, der innerstädtische Einzel-
        handel hatte gegen die großen Einkaufszentren auf der
        grünen Wiese eigentlich nie eine faire Chance. In Ost-
        deutschland ist Eigentumsförderung in den Städten tat-
        sächlich sehr wichtig – wir brauchen dort kleinteiliges
        und verantwortliches Wohn- und Gewerbeeigentum, die
        Förderung eines Stadtbürgertums, das nicht nur wirt-
        schaftlich, sondern auch kulturell und vom Bürgerenga-
        gement die Städte stärkt.
        Wofür ich aber gar kein Verständnis habe, liebe Kol-
        legin Ostrowski, ist, daß Sie die Mehreinnahmen aus der
        Absenkung der Einkommensgrenzen nun zum dritten
        oder vierten Mal ausgeben wollen – erst für die Anhe-
        bung des Wohngelds in Ostdeutschland, dann für die ge-
        samtdeutsche Wohngeldreform und jetzt für die Anhe-
        bung der Bestandsförderung. Ich fürchte, demnächst
        wird die PDS einen Antrag zum Klonen von Dukaten-
        eseln einbringen. Das ist keine verantwortliche Politik,
        und wir werden Ihren Antrag deshalb ablehnen.
        Ich denke, wir alle sollten sehr ernsthaft diskutieren,
        wie wir trotz der angespannten Haushaltslage die Städte
        und ihre Bürger stärken können.
        Wir müssen dabei natürlich auch über die Eigen-
        heimzulage reden: Ich könnte mir vorstellen, daß eine
        Annäherung der Fördersätze für Neubau und Bestands-
        erneuerung oder auch eine Regionalisierung der Förder-
        sätze die Eigentumsbildung in Städten stärken könnte.
        Was aber nicht geht, ist die Ausweitung des doch sehr
        großzügigen Gesamtvolumens der Eigenheimzulage.
        Ich denke auch, daß differenzierte Ladenschlußzeiten
        zwischen Innenstadt und grüner Wiese, wie es der Deut-
        sche Städtetag vorgeschlagen hat, dem innerstädtischen
        Einzelhandel Auftrieb geben könnten.
        Auch bei der Reform des sozialen Wohnungsbaus
        müssen wir mit den Ländern darüber diskutieren, ob die
        Fördermittel nicht stärker in den Ballungsgebieten kon-
        zentriert werden müssen, um die Abwanderung zu stop-
        pen.
        Ich denke, daß alle Fraktionen des Hauses dieses Ziel
        unterstützen. Wir sollten deshalb sehr ernsthaft diskutie-
        ren, was wir gemeinsam tun können, um die Städte zu
        stärken.
        Horst Friedrich (Bayreuth) (F.D.P.): Die F.D.P.-
        Bundestagsfraktion lehnt die PDS-Vorlage als Anschlag
        gegen die Wohneigentumsbildung ab. Das Eigenheim-
        zulagengesetz ist als nicht einkommensbezogenes För-
        derinstrument ganz besonders geeignet, um Haushalte an
        der Schwelle zur Wohneigentumsbildung anzusprechen.
        Der Erfolg des Eigenheimzulagengesetzes in der bislang
        noch gültigen Fassung steht außer Frage. Die Wohnei-
        gentumsquote stieg nach den Angaben der Bundesregie-
        rung im früheren Bundesgebiet von gut 41 Prozent auf
        43 Prozent seit der Vereinigung. In den neuen Bundes-
        ländern und Ostberlin war die Eigenheimzulage ein be-
        sonderer Erfolg; die Quote der selbstnutzenden Wohn-
        eigentümer ist von anfangs unter 20 auf inzwischen fast
        32 Prozent gestiegen.
        Der PDS zuzustimmen würde bedeuten, daß der bis-
        herige, relativ zügige Anstieg der Wohneigentumsquote
        vor allem in den neuen Bundesländern zum Stillstand
        kommt. Die PDS-Pläne treffen außerdem den einzigen
        zur Zeit florierenden Bereich auf dem Bausektor. Im
        Eigenheimbau weist das Statistische Bundesamt Zu-
        wächse von rund 8 Prozent pro Jahr aus. Alle anderen
        Sektoren der Bauwirtschaft verzeichnen teilweise einen
        Rückgang um einen zweistelligen Prozentsatz. Es wäre
        deshalb aus der Sicht der F.D.P. für die Situation der
        Bauwirtschaft und deren Beschäftigte fatal, den PDS-
        Entwürfen zuzustimmen.
        Die F.D.P. hält ohnehin die Existenz von Einkom-
        mensgrenzen bei der Eigenheimzulage für zu bürokra-
        tisch und überflüssig. Bereits mit der derzeitigen Rege-
        lung können 95 Prozent aller Haushalte eine Eigenheim-
        zulage erhalten. Der bürokratische Aufwand für die
        regelmäßige Einkommensprüfung für alle Anspruchsbe-
        rechtigten, um die wenigen Fälle nicht Anspruchs-
        berechtigter auszugrenzen, ist unwirtschaftlich und zu
        hoch. Es wäre insgesamt billiger, die Eigenheimzulage
        grundsätzlich an alle Bürger zu zahlen und damit auch
        einen Beitrag zur Eigenverantwortung und Selbstvor-
        sorge für alle anzubieten.
        Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 2. Dezember 1999 7057
        (A) (C)
        (B) (D)
        Die eigentliche politische Musik um die Eigenheim-
        zulage findet im zur Zeit laufenden Vermittlungsverfah-
        ren zum sogenannten Haushaltssanierungsgesetz statt.
        Nicht nur die PDS will die Eigenheimförderung verän-
        dern, auch Rotgrün will die Eigenheimförderung kürzen,
        um damit die vorgelegte Wohngeldnovelle teilweise
        gegenzufinanzieren. Hier wird sich die F.D.P. im Ver-
        mittlungsverfahren dafür einsetzen, daß dieser ressort-
        interne Verschiebebahnhof zu Lasten der Eigentumsför-
        derung nicht stattfindet. Auch die Kürzungsvorschläge
        der rotgrünen Koalition sind eigentumsfeindlich und
        kosten Arbeitsplätze auf dem Bau. Sie sind auch fiska-
        lisch unsinnig, da bei geschätzten 20 000 bis 25 000 aus-
        fallenden Baumaßnahmen pro Jahr Bund, Ländern und
        Gemeinden höhere Mehrwertsteuereinnahmen entgehen
        als Einsparungen bei der Eigenheimzulage entstehen.
        Und die Länder zahlen zusätzlich durch die absinkenden
        Grunderwerbsteuereinnahmen drauf. Vor Gericht, auf
        hoher See und im Vermittlungsausschuß ist man in
        Gottes Hand. Die F.D.P. ist jedoch zuversichtlich, daß
        die bewährte Eigenheimzulage trotz gegenläufiger
        Initiativen auf der linken Seite des Hauses erhalten blei-
        ben kann.
        Christine Ostrowski (PDS): Der erste Punkt hat sich
        mit dem Haushaltsanierungsgesetz erledigt. Die Förder-
        grenzen wurden exakt so gesenkt, wie wir beantragten.
        Obwohl Sie von der Koalition dieselbe Absicht hatten
        und diese schließlich auch verwirklichten, lehnten sie
        unsere Forderung einheitlich und geschlossen ab. Dafür
        gab es also keine sachlichen Gründe. Folglich war Ihre
        Ablehnung politisch motiviert: Es kann nicht sein, was
        nicht sein darf. Ein PDS-Antrag muß per se abgelehnt
        werden, vor allem dann, wenn die PDS den Finger eher
        auf die Wunde legt als die Regierungsfraktionen. Ich
        kann da nur gelassen den Kopf schütteln. Sie kommen
        mir vor wie der Struwwelpeter, – mit dem Fuß auf-
        stampfen und standhaft rufen: Nein, meine Suppe eß ich
        nicht! Wenn Sie das nötig haben, immerzu. Ich kann
        gut damit leben, daß Sie letztlich unsere Anträge erfül-
        len. Schließlich spielen wir hier nicht Hundertmeter-
        sprint, wo es darauf ankommt, wer der Sieger ist. Es
        geht darum, was real an Veränderungen geschieht.
        Irrational ist auch, das Klagelied der rechten Seite des
        Hauses über den zusammenbrechenden Eigenheimbau.
        Die Fakten sind – Zuarbeit des Wissenschaftlichen
        Dienstes –: Von der Senkung der Fördergrenzen sind
        etwa 8 500 Fälle tatsächlich betroffen – in Anbetracht
        von 370 000 Förderfällen in 1998 eine marginale Größe.
        Auch der Ablehnung unseres zweiten Begrens lie-
        gen keine Sachgründe zugrunde. Wenn jemand ein he-
        runtergekommenes gebrauchtes Haus kauft, es saniert
        – quasi eine neue Wohnung herstellt – und der Sanie-
        rungsaufwand höher liegt als der Wert, zu dem er es er-
        worben hat, dann soll ihm dieselbe Förderung zuteil
        werden wie bei Neubau eines Hauses, also nicht 20 000,
        sondern 40 000 DM.
        Ihre Ablehnung ist deshalb aberwitzig, weil mit
        Schreiben des Bundesministeriums der Finanzen vom
        10. Februar 1998 – Bundessteuerblatt 1998, Teil I, Nr. 4
        – die obersten Finanzbehörden der Länder bereits aufge-
        fordert sind, so zu verfahren. Und sie verfahren so. Wir
        wollen diesen außergesetzlichen Zustand schlicht und
        ergreifend lediglich in einen gesetzlichen wandeln.
        Wenn aber verwaltungsintern bereits so verfahren wird,
        wie wir es gesetzlich wollen, dann sind – das liegt in der
        Logik der Dinge – Ihre Ablehnungsgründe – höherer
        Verwaltungsaufwand und Gefahr der Luxussanierung –
        nichtig. Wären die Gründe relevant, müßten Sie – auch
        das liegt in der Logik der Dinge – das Schreiben des
        BMF außer Kraft setzen.
        Spannend ist, daß der Finanzausschuß in seiner Ab-
        lehnung keinerlei Bezug auf höhere Kosten nimmt. Das
        ist ungewöhnlich, läßt man ja keine Gelegenheit aus, der
        PDS unbezahlbare Forderungen vorzuwerfen. Aber auch
        das ist folgerichtig: Zusatzkosten können nicht anfallen,
        wenn verwaltungsintern schon so verfahren wird, wie
        wir es gesetzlich wünschen.
        Aber man kennt sich mittlerweile. Frau Eichstädt-
        Bohlig wird mir Unlogik vorwerfen. Sie wird sagen, ich
        hätte die aus der Senkung der Einkommensgrenzen ge-
        wonnene Summe zweimal verbraten: zuerst für das
        Wohngeld und jetzt für eben die Erhöhung der Be-
        standsförderung.
        Gerade das aber ist ein wunderbares Beispiel für Irra-
        tionalität der Politik. Als frischgebackene Abgeordnete
        habe ich im Herbst 1998 den Vorschlag der Erhöhung des
        Wohngeldes eingebracht. Mieterbund, SPD, Grüne, PDS
        – alle verkündeten, die Wohngeldreform sei aus der Sen-
        kung der Einkommensgrenzen bei der Eigenheimzulage
        zu finanzieren. Auch ich tappte zunächst in die Falle,
        übernahm ungeprüft diese Finanzierungsquelle – mein
        Fehler. Dann aber – und das ist der Unterschied – korri-
        gierte ich ihn, ließ vom Wissenschaftlichen Dienst nach-
        prüfen und nachrechnen. Was stellte sich zu meiner Ver-
        wunderung heraus? Die Senkung der Einkommensgren-
        zen reicht für eine Wohngeldreform hinten und vorne
        nicht. Mit anderen Worten: Weder Mieterbund, noch
        SPD, noch Grüne, noch PDS hatten vorher gerechnet; alle
        hatten dem anderen nachgequatscht, jahrelang. Und noch
        monatelang mußte ich mich etwa gegenüber Staatssekre-
        tär Großmann meiner Haut wehren, der bis zum Spar-
        paket – das die Zahlen offenlegte – treu und brav eine
        nicht funktionierende Gegenfinanzierung verkündete.
        Zuletzt: Wenn Sie es wirklich ernst meinen mit der
        Stärkung der Innenstädte, dem Stopp des Ausuferns der
        Städte, der Vermeidung von Umlandzersiedelung, dem
        Erhalt der Altbausubstanz, dem Wiedererstarken der Ur-
        banität, dann – auch das wäre logisch – müßten Sie un-
        serem Antrag zustimmen und die Beschlußempfehlung
        ablehnen. Aber Logik ist eines der Schwersten, vor al-
        lem in der Politik. Soll ich vorhersagen, wie Sie sich
        verhalten? Unlogisch natürlich.