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ID1407217100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/72 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetzes 2000) (Drucksachen 14/1400, 14/1680) ...................................... 6505 A b) Beschlußempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 1999 bis 2003 (Drucksachen 14/1401, 14/1680, 14/1925) ...................................... 6505 B 14. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/1904, 14/1922) ............... 6505 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 6505 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..................................................... 6510 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6512 A Dr. Helmut Kohl CDU/CSU ........................ 6515 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6517 D Michael Glos CDU/CSU ................................. 6518 C Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6518 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ......................... 6519 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6523 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ..................... 6527 B Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 6528 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 6533 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 6539 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 6543 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD .................... 6544 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6548 B Cornelia Pieper F.D.P....................................... 6550 C Jörg Tauss SPD ........................................... 6552 A Lothar Mark SPD ............................................ 6552 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU .................... 6555 D Lothar Mark SPD ............................................ 6556 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6556 C Rolf Schwanitz SPD ........................................ 6559 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6560 A Klaus Hagemann SPD ..................................... 6560 B Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK ...... 6562 D Namentliche Abstimmung ............................... 6564 A Ergebnis ........................................................... 6566 C 15. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/1905, 14/1922) ..................................................... 6564 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU .................. 6564 B Uta Titze-Stecher SPD .................................... 6569 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 6573 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 6575 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 6577 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6577 C Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 6577 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU .............. 6579 C Dr. Eberhard Brecht SPD ............................ 6581 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 6581 D Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6583 C Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 6585 D Ulrich Irmer F.D.P. ...................................... 6586 D Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU .......... 6587 B Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6590 D 16. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/1913, 14/1922) .............. 6591 C Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6591 C Volker Kröning SPD ........................................ 6594 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 6598 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 6600 B Heidi Lippmann PDS ....................................... 6602 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6603 C Paul Breuer CDU/CSU .................................... 6605 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 6608 D Paul Breuer CDU/CSU ................................ 6610 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 6610 D Helmut Rauber CDU/CSU .............................. 6613 C Namentliche Abstimmung ............................... 6614 A Ergebnis ........................................................... 6614 C 17. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/1917, 14/1922) .............. 6617 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 6617 B Dr. Emil Schnell SPD ...................................... 6618 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 6620 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6622 B Dr. R. Werner Schuster SPD ........................... 6623 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6624 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6624 C Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 6626 C Carsten Hübner PDS ....................................... 6627 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU ................... 6628 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 6629 D Nächste Sitzung ............................................... 6632 D Berichtigungen ................................................ 6632 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 6633 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6505 (A) (C) (B) (D) 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 71. Sitzung, Seite 6448 D, zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich frage Sie, wie das mit § 33c des Einkommenssteuergesetzes ist.“ 71. Sitzung, Seite 6484 B, erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Sie von der Opposition ha- ben an dieser Stelle gerügt, daß der Haushaltsansatz für die Bereitschaftspolizei um 3 Millionen DM gesenkt wird.“ Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6633 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Balt, Monika PDS 24.11.99 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.11.99 * Bury, Hans Martin SPD 24.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 24.11.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 24.11.99 Gebhardt, Fred PDS 24.11.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 24.11.99 Hofmann (Volkach), Frank SPD 24.11.99 Hovermann, Eike SPD 24.11.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 24.11.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 24.11.99 Lamers, Karl CDU/CSU 24.11.99 Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine F.D.P. 24.11.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 24.11.99 Ostrowski, Christine PDS 24.11.99 Röttgen, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.11.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 24.11.99 Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Simm, Erika SPD 24.11.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 24.11.99 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.11.99 Voßhoff, Andrea CDU/CSU 24.11.99 Wieczorek (Duisburg), Helmut SPD 24.11.99 ————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Emil Schnell


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Es ist richtig, daß auch dort
    ein Sparbeitrag erwirtschaftet werden mußte. Das ist
    doch völlig klar. Wen wollen Sie eigentlich angesichts
    der Anstrengungen, die wir unternehmen müssen,
    um die Konsolidierung voranzubringen, davon ausneh-
    men?


    (Gernot Erler [SPD]: Er arbeitet doch bei der Caritas!)


    Ich würde gerne einmal hören, wen Sie davon ausneh-
    men und wen Sie zusätzlich belasten wollten. Das würde
    mich sehr interessieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – KlausJürgen Hedrich [CDU/CSU]: Ihr habt etwas anderes erzählt!)


    Wir haben uns weiterhin mit der Frage beschäftigt,
    wie es bei den Reintegrationsmaßnahmen weitergeht.
    Diese liegen uns sehr am Herzen; das ist völlig klar.
    Aber auch andere Maßnahmen müssen aus Effektivi-
    tätsgründen zusammengefaßt werden. Wir haben uns in
    bezug auf die Weiterbehandlung der Reintegrations-
    maßnahmen ein Gesamtkonzept vorlegen lassen – ein
    vorläufiges, wie ich meine. Wir werden darüber im
    nächsten Jahr intensiv beraten. Das BMZ bereitet für das
    Haushaltsjahr 2001 eine Umstrukturierung des jetzt vor-
    handenen Instrumentariums vor. Es soll flexibler ge-
    staltet werden. In erster Linie wird angestrebt, die Rein-
    tegrationsmaßnahmen soweit wie möglich in die Län-
    derpolitiken des BMZ einzubeziehen.

    Wie haben wir – auch darauf möchte ich hier noch
    eingehen – finanziert? Wir haben 65 Millionen DM aus
    dem Europäischen Entwicklungsfonds freigekämpft.
    Wir haben im EXPO-2000-Bereich 10 Millionen DM
    verlagert – nicht gestrichen –, weil sie im nächsten Jahr
    wahrscheinlich nicht wie geplant abfließen werden.

    Angesichts des Themas Finanzierung komme ich auf
    die Anträge der anderen Fraktionen zu sprechen: Die
    F.D.P. hat den Vorschlag gemacht – das habe ich nur
    gehört; ich weiß nicht, ob dieser Antrag noch vorliegt –,
    das BMZ aufzulösen. – Damit ist alles finanziert; völlig
    klar.


    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Dann hätten wir das Geld der Ministerin zur freien Verfügung!)


    Die CDU/CSU hat, wie schon erwähnt, in diesem
    Politikbereich halbwegs realistische Gegenfinanzierun-
    gen vorgeschlagen. Ich füge hinzu: In anderen Politikbe-
    reichen wurden globale Mehrausgaben und andere Din-
    ge eingeplant. So geht es natürlich nicht! Aber in dem
    jetzt zur Debatte stehenden Bereich waren die Vorschlä-
    ge der CDU/CSU halbwegs realistisch.

    Die PDS – auch von dieser Fraktion sind noch einige
    Mitglieder hier –


    (Dr. Barbara Höll [PDS]: Aber immer!)

    hat – wie immer – im Prinzip beantragt, die Welt zu
    verbessern, und eine Gegenfinanzierung vorgelegt, die
    unrealistisch ist und schon mehrfach verfrühstückt wor-
    den ist, so daß von dieser Seite nur unorthodoxer Popu-
    lismus kam.

    Ich möchte, da derzeit die Folgeverhandlungen zum
    Lomé-Abkommen stattfinden, noch folgende Bemer-
    kung machen: Wir im Haushaltsausschuß, aber auch im
    zuständigen Fachbereich haben viele Jahre darüber dis-
    kutiert, was man in diesem Zusammenhang ändern bzw.
    verbessern muß. Ich denke, jetzt ist es an der Zeit, be-
    stimmte Dinge einzufordern. Ich nenne nur einige
    Stichworte: Budgetierung, parlamentarische Kontrolle






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    auf nationaler und auf EU-Ebene, STABEX, ein Instru-
    ment, das man besser abschaffen sollte, und die Frage,
    wer in Europa wen kontrollieren darf. Ich bitte das Mi-
    nisterium, diese Fragen zum Bestandteil der Verhand-
    lungen zu machen, so daß es zu einem Ergebnis kommt,
    das uns finanziell ein Stück weit entlastet und das dazu
    führt, daß auf europäischer Ebene in diesem Bereich ef-
    fektiver gearbeitet wird. Dann sind wir sicherlich ein
    Stück zufriedener.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Schließlich möchte ich den Kolleginnen und Kolle-
    gen im Haus und im Ministerium für die konstruktive
    Zusammenarbeit in den letzten Monaten danken. Ich
    denke, die Ergebnisse stellen eine solide Basis für eine
    weiterhin erfolgreiche Entwicklungspolitik dar. Auch im
    Jahr 2000 ist der Einzelplan 23 ein Haushalt mit großen
    Investitionen, mit Investitionen in unsere Zukunft und in
    die eine Welt.

    Ich bitte Sie, dem Einzelplan 23 zuzustimmen. Diese
    Bitte richtet sich vor allem an die Opposition. Es ist ein
    guter Einzelplan; Sie können ihm ohne weiteres zu-
    stimmen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Für die F.D.P.-
Fraktion spricht nun der Kollege Joachim Günther.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Günther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir diskutie-
    ren heute wieder über den Einzelplan 23, haben aber ge-
    genüber September, dem Zeitpunkt der Einbringung des
    Haushalts – da bin ich anderer Meinung als Sie, Herr
    Kollege Schnell –, außer kosmetischen Nachbesserun-
    gen nichts Wesentliches erreicht.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Einzelne Etatposten sind – vorrangig nach massivem
    Protest von Nichtregierungsorganisationen – in letzter
    Minute nachgebessert worden.


    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Außer Spesen nichts gewesen!)


    Aber es führt kein Weg daran vorbei: Die von der Bun-
    desregierung geweckten Erwartungen zur Stärkung der
    deutschen Entwicklungszusammenarbeit wurden insge-
    samt bitter enttäuscht.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Entwicklungspolitik wird zur globalen Strukturpoli-
    tik aufgewertet – so Ihre Darstellung, Frau Ministerin
    Wieczorek-Zeul, als die Legislaturperiode begann. Da-
    mals waren Sie persönlich wahrscheinlich noch davon
    überzeugt, diese Ideale durchsetzen zu können. Welchen
    Stellenwert die Entwicklungspolitik in dieser Bundesre-
    publik aber wirklich hat, sieht man daran, daß selbst Ihr

    angedrohter Rücktritt eigentlich ohne Wirkung geblie-
    ben ist. Das ist ein verheerendes Signal für die entwick-
    lungspolitische Glaubwürdigkeit und die Verläßlichkeit
    Deutschlands in der Welt.

    Die Rückführung der Verpflichtungsermächti-
    gung auf den Stand von 1972 wird dazu führen, daß die
    deutsche Entwicklungspolitik im Jahr 2000 zahlungsun-
    fähig und damit vertragsbrüchig werden wird.


    (Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: So ist es!)

    Langfristig angelegte Programme müssen ohne Rück-
    sicht auf negative Auswirkungen zusammengestrichen
    werden. Die Leidtragenden sind die Menschen in den
    Empfängerländern, die eigentlich auf die Kontinuität der
    deutschen Politik vertraut haben.


    (Beifall bei der F.D.P. – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: So ist es!)


    Wie hat heute mittag Bundeskanzler Schröder so
    überzeugend geäußert? „Wir wollen nach außen verläß-
    liche Partner sein.“ Ich glaube, wenn er sich den Haus-
    halt des BMZ und seine Auswirkungen noch einmal an-
    sähe, würde er diesen Anspruch revidieren müssen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Bis heute hat das zuständige Ministerium keine plau-

    siblen Konzepte für die Umsetzung der Sparbeschlüs-
    se vorgelegt. Niemand weiß, nach welchen Kriterien die
    Kürzungen erfolgen. Gerade vor dem Hintergrund der
    für die nächsten Jahre angekündigten weiteren drasti-
    schen Einsparungen – um noch einmal die Zahl zu nen-
    nen: mit 13,6 Prozent bis zum Jahr 2003 geht die Bun-
    desregierung auch hier weit über die Kürzungen in ande-
    ren Ressorts hinaus –


    (Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Genau!)

    sind Sie dringend aufgefordert, ein Konzept vorzulegen,
    das den entwicklungspolitischen Schaden begrenzen
    hilft.


    (Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: So ist es!)

    Not macht erfinderisch; manchmal wird aus der Not

    auch eine Tugend. Die Pläne des BMZ, den akuten
    Geldmangel durch eine verstärkte Mobilisierung von
    Marktmitteln und eine engere Einbindung der Wirt-
    schaft und der Verbände in die Entwicklungszu-
    sammenarbeit zu beheben, sind zu begrüßen. Eine stär-
    kere Berücksichtigung marktwirtschaftlicher Kriterien
    führt nicht nur zur Entlastung des Haushalts, sondern
    entspricht nach jüngsten Erkenntnissen auch der moder-
    nen Entwicklungsforschung.

    Die überproportionale Rückführung des Einzelplans
    23 bleibt aber als Tatsache bestehen. Da nützen auch
    noch so schöne Sonntagsreden nichts. Die Entwick-
    lungspolitik, so wie sie hier betrieben wird, wickelt sich
    im Prinzip selbst ab.


    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: So ist es!)

    Deshalb unterbreitet unsere Fraktion den Vorschlag,
    BMZ und AA zusammenzuführen.


    (Beifall bei der F.D.P.)


    Dr. Emil Schnell






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wir würden hierdurch nicht nur den schlanken Staat
    fördern, sondern wir würden auch die überproportiona-
    len Kürzungen des Einzelplanes 23 abmildern.

    Es gibt mehrere Gründe, mit denen ich diesen Vor-
    schlag kurz untermauern möchte. Das beste Beispiel in
    den letzten Wochen ist aus meiner Sicht Osttimor. Statt
    im Monat 5 Millionen DM für zwei Flugzeuge der Bun-
    desluftwaffe auszugeben, die eigentlich niemand
    braucht, könnte man ein zerstörtes Berufsschulzentrum
    aufbauen, das viel dringender gebraucht wird. Das haben
    Kollegen aus unserem Haus im Ausschuß eindeutig er-
    klärt.


    (Beifall bei der F.D.P. – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat doch mit Zusammenlegung nichts zu tun!)


    Im BMZ-Haushalt haben wir keine 5 Millionen DM für
    das ganze Jahr, um in Osttimor zu helfen. Sie sehen,
    wenn Handlungen aus einer Hand kommen, dann
    kommt auch ein sinnvoller Einsatz der gesamten Mittel
    zustande.


    (Beifall bei der F.D.P. – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann können wir alle zusammenlegen!)


    Für eine Zusammenlegung beider Ministerien
    spricht auch die Entwicklung in der Welt. Ich sage be-
    wußt „Zusammenlegung“, denn nach dem, was Bundes-
    außenminister Joschka Fischer heute gesagt hat, kann
    man auch das AA in das BMZ eingliedern. Das muß
    man auch einmal sagen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Heute, zehn Jahre nach dem Fall der Mauer und dem

    Ende des Ost-West-Konflikts, sind die Grenzen zwi-
    schen klassischer Entwicklungszusammenarbeit und
    Außenpolitik fließender geworden. Mit der Ausnahme
    Kanadas ist die Bundesrepublik Deutschland weltweit
    das einzig größere Geberland, das sich eine Trennung
    zwischen Außen- und Entwicklungspolitik leistet. Bei
    der weit überwiegenden Zahl unserer westlichen Partner
    wird Entwicklungspolitik durch die Außenministerien
    und durch die zugeordneten Organisationen durchge-
    führt. Aus der Perspektive der Empfängerländer sind
    Außen- und Entwicklungspolitik inzwischen ohnehin
    zwei Seiten derselben Medaille.

    Frau Ministerin, sprechen Sie auch einmal mit den
    Botschaften der Entwicklungsländer in Deutschland!
    Dort besteht ein starkes Interesse an der Zusammenle-
    gung von BMZ und AA, denn sie möchten nicht als Bot-
    schaften zweiter Klasse in Bonn bleiben,


    (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [F.D.P.] – Zuruf von der SPD: Das ist ja wohl das Letzte!)


    nur weil dort das BMZ ist und sie sich den Unterhalt von
    teuren Außenstellen nicht leisten können.

    Zusammengefaßt kann man sagen: Der Einzelplan 23
    in seiner jetzigen Form steht für den Rückzug Deutsch-
    lands aus der Entwicklungspolitik in der Welt.


    (Beifall bei der F.D.P.)


    Der Einzelplan 23 läßt nicht einmal zu, bestehende Ver-
    träge in den Partnerländern voll zu realisieren, und führt
    damit die Glaubwürdigkeit Deutschlands in eine kom-
    plizierte Situation bei den Entwicklungsländern. Ohne
    Vertrauen in unser Land schwächen wir auch die Stel-
    lung der deutschen Wirtschaft in den Entwicklungslän-
    dern. Das ist das Letzte, was wir auch im Interesse der
    Arbeitsplätze in Deutschland als Signal brauchen kön-
    nen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Haushalt ist

    kein Zukunftsprogramm 2000. Es ist eine glatte Rolle
    rückwärts. Er fügt unserem Ansehen Schaden zu. Des-
    halb werden wir ihn ablehnen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)