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ID1407212600

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/72 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetzes 2000) (Drucksachen 14/1400, 14/1680) ...................................... 6505 A b) Beschlußempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 1999 bis 2003 (Drucksachen 14/1401, 14/1680, 14/1925) ...................................... 6505 B 14. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/1904, 14/1922) ............... 6505 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 6505 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..................................................... 6510 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6512 A Dr. Helmut Kohl CDU/CSU ........................ 6515 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6517 D Michael Glos CDU/CSU ................................. 6518 C Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6518 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ......................... 6519 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6523 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ..................... 6527 B Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 6528 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 6533 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 6539 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 6543 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD .................... 6544 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6548 B Cornelia Pieper F.D.P....................................... 6550 C Jörg Tauss SPD ........................................... 6552 A Lothar Mark SPD ............................................ 6552 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU .................... 6555 D Lothar Mark SPD ............................................ 6556 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6556 C Rolf Schwanitz SPD ........................................ 6559 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6560 A Klaus Hagemann SPD ..................................... 6560 B Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK ...... 6562 D Namentliche Abstimmung ............................... 6564 A Ergebnis ........................................................... 6566 C 15. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/1905, 14/1922) ..................................................... 6564 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU .................. 6564 B Uta Titze-Stecher SPD .................................... 6569 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 6573 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 6575 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 6577 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6577 C Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 6577 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU .............. 6579 C Dr. Eberhard Brecht SPD ............................ 6581 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 6581 D Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6583 C Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 6585 D Ulrich Irmer F.D.P. ...................................... 6586 D Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU .......... 6587 B Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6590 D 16. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/1913, 14/1922) .............. 6591 C Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6591 C Volker Kröning SPD ........................................ 6594 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 6598 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 6600 B Heidi Lippmann PDS ....................................... 6602 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6603 C Paul Breuer CDU/CSU .................................... 6605 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 6608 D Paul Breuer CDU/CSU ................................ 6610 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 6610 D Helmut Rauber CDU/CSU .............................. 6613 C Namentliche Abstimmung ............................... 6614 A Ergebnis ........................................................... 6614 C 17. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/1917, 14/1922) .............. 6617 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 6617 B Dr. Emil Schnell SPD ...................................... 6618 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 6620 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6622 B Dr. R. Werner Schuster SPD ........................... 6623 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6624 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6624 C Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 6626 C Carsten Hübner PDS ....................................... 6627 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU ................... 6628 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 6629 D Nächste Sitzung ............................................... 6632 D Berichtigungen ................................................ 6632 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 6633 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6505 (A) (C) (B) (D) 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 71. Sitzung, Seite 6448 D, zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich frage Sie, wie das mit § 33c des Einkommenssteuergesetzes ist.“ 71. Sitzung, Seite 6484 B, erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Sie von der Opposition ha- ben an dieser Stelle gerügt, daß der Haushaltsansatz für die Bereitschaftspolizei um 3 Millionen DM gesenkt wird.“ Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6633 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Balt, Monika PDS 24.11.99 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.11.99 * Bury, Hans Martin SPD 24.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 24.11.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 24.11.99 Gebhardt, Fred PDS 24.11.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 24.11.99 Hofmann (Volkach), Frank SPD 24.11.99 Hovermann, Eike SPD 24.11.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 24.11.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 24.11.99 Lamers, Karl CDU/CSU 24.11.99 Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine F.D.P. 24.11.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 24.11.99 Ostrowski, Christine PDS 24.11.99 Röttgen, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.11.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 24.11.99 Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Simm, Erika SPD 24.11.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 24.11.99 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.11.99 Voßhoff, Andrea CDU/CSU 24.11.99 Wieczorek (Duisburg), Helmut SPD 24.11.99 ————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Vorsitzender – Sie sind Vorsitzender der Afrika-
    Gesellschaft –, dies ist eine verdienstvolle Arbeit. Inso-
    fern verstehe ich Ihre Zwischenfrage. Ich würde am
    liebsten gar keine Botschaft schließen, vielleicht von
    einer Ausnahme abgesehen, die ich jetzt nicht nenne. Ich
    habe großen Wert darauf gelegt, daß in Sarajevo ein
    Goethe-Institut eröffnet wird, obwohl eine Vielzahl von
    Goethe-Instituten angesichts des strukturellen Bedarfs
    geschlossen werden mußte. Hier befinde ich mich in ei-
    nem inneren Widerspruch.

    Wenn Sie ehrlich sind und von der Parteipolitik ein-
    mal absehen, dann müssen Sie zugeben, daß die Beiträ-
    ge der Opposition nicht sehr hilfreich waren. Wir müs-
    sen feststellen, daß es auf der einen Seite einen unab-
    weisbaren Haushaltssanierungsbedarf und auf der ande-
    ren Seite ein Mehr an politischen Aufgaben gibt. Mit
    diesem Widerspruch muß die Koalition, muß diese Bun-
    desregierung fertig werden. Wir werden diesen Wider-
    spruch lösen, indem wir unsere Hausaufgaben im Inland
    machen, so daß wir nicht nur in bezug auf diesen Ein-
    zelplan, sondern auch in bezug auf den Verteidigungs-
    haushalt und die Entwicklungshilfe, also für den ge-
    samten Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik, in
    den kommenden Jahren die notwendigen Aufwüchse
    werden haben können.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Lassen Sie mich in den zehn Minuten, die mir
    zur Verfügung stehen, noch auf einige Substanzpunkte
    eingehen. Ich denke, das ist in dieser Debatte sehr wich-
    tig.

    Bedauerlicherweise hat Istanbul in der heutigen De-
    batte nur am Rande eine Rolle gespielt. Ich möchte Ih-
    nen nochmals klarmachen: Die Situation in Istanbul war
    unter vielen Gesichtspunkten eine sehr schwierige. Ich
    bin sehr froh, daß es gelungen ist, eine solche Lösung
    herbeizuführen. Sie war überschattet durch den Krieg in
    Tschetschenien.

    Zu dem Vorwurf, daß die Bundesregierung es an
    Klartext habe fehlen lassen, kann ich nur sagen: Wir wa-
    ren diejenigen im Bündnis, die in den öffentlichen und
    internen Diskussionen darauf gedrängt haben, daß wir
    mehr Klartext mit Rußland sprechen, daß wir nicht nur
    darauf hinweisen, daß eine humanitäre Katastrophe da-
    mals im Anlaufen war – heute ist sie da – und daß es
    nicht geht, unter dem Banner der Terrorismusbekämp-
    fung einen Krieg gegen ein Volk zu führen. Es ist viel-
    mehr auch darauf hinzuweisen, daß Rußland dabei ist,
    sich dort in einen Kolonialkrieg zu verstricken, der die
    gesamte Region destabilisieren wird und meines Erach-

    Ulrich Irmer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    tens auch destabilisierende Auswirkungen auf die Ent-
    wicklung der russischen Demokratie haben wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir haben in den Gesprächen mit der russischen Seite
    daran niemals auch nur einen Zweifel aufkommen las-
    sen. Umgekehrt aber haben wir auch ein Interesse an der
    Entwicklung der russischen Demokratie. Bisher war es
    Konsens deutscher Politik, parteiübergreifend hier in
    diesem Hause, daß wir ein elementares Interesse an Sta-
    bilität, Demokratie und Marktwirtschaft in Rußland ha-
    ben. Insofern stehen hier zwei Interessen im Wider-
    spruch. Das muß man auch so offen sagen.

    In diesem Rahmen ist es uns gelungen – der deutsche
    Anteil war da nicht unerheblich –, einen Zusammen-
    bruch des OSZE-Prozesses zu verhindern, der durchaus
    für einen längeren Augenblick drohte, und die konven-
    tionelle Rüstungsbegrenzung, die KSE-Adaption, zu er-
    reichen, und zwar mit erheblichen Fortschritten. So ha-
    ben wir jetzt einen Abzugsplan für Moldawien und für
    den Abzug der russischen Truppen aus Georgien. Aser-
    baidschan und Armenien werden sich wieder an einen
    Tisch setzen, und wir haben die Adaption des Rüstungs-
    kontrollregimes auf die neuen Bedingungen hin. Vor
    allem die baltischen Staaten und andere ost- und mittel-
    europäische Staaten hatten ein massives Interesse daran,
    daß wir die Charta mit einem klaren Bekenntnis dafür
    haben, daß es legitim ist, sich in die inneren Angelegen-
    heiten der Mitgliedstaaten seitens der OSZE einzumi-
    schen, wenn es dort Entwicklungen gibt, die sicherheits-
    relevant sind.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Schließlich ist es gelungen, der OSZE eine politische
    und nicht nur eine humanitäre Rolle bei der Lösung des
    Tschetschenien-Konflikts – inklusive einer Reise des
    Vorsitzenden Vollebæk, des norwegischen Außen-
    ministers, dorthin – zukommen zu lassen.

    Das war alles schwer genug. Ich bedaure, daß es nicht
    gelungen ist, Rußland von einer Abkehr von der bisheri-
    gen Politik zu überzeugen und davon, zu einer politi-
    schen Lösung zurückzukehren.

    Wenn hier der Vergleich mit Kosovo gezogen wird –
    diesen Vergleich haben wir überhaupt nicht zu scheuen –,
    dann sage ich Ihnen: Im Kosovo war das Ziel, einer
    Politik des Nationalismus, der ethnischen Säuberung
    entgegenzutreten und sie zu beenden und eine Perspek-
    tive der Demokratie, der Kooperation, des Heranführens
    an das Europa der Integration zu erreichen. Das haben
    wir erreicht und werden es mit dem Stabilitätspakt
    durchsetzen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich frage Sie: Was ist das politische Ziel im Kauka-
    sus? Sehen Sie hier nicht die Substanzunterschiede?


    (Zuruf von der PDS: Natürlich!)


    – Sehen Sie, er ist wenigstens ehrlich – im Gegensatz zu
    manch anderem. Er sagt, daß er natürlich den Unter-
    schied sieht.

    Ich möchte hier nochmals eindeutig darauf hinwei-
    sen: Der Konflikt auf dem Balkan, in Südosteuropa wird
    erst dann zu Ende sein, wenn sich die Demokratie in
    Belgrad durchgesetzt hat. Deswegen werden wir alle un-
    sere Kräfte darauf konzentrieren, gemeinsam mit der
    demokratischen Opposition diesen Prozeß hinzube-
    kommen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Lassen Sie mich kurz noch zwei andere Punkte an-
    sprechen. Zunächst zum Thema Europa. Auf Grund der
    Kürze der Zeit kann ich es nur im Telegrammstil ma-
    chen. Herr Haussmann,


    (Jörg Tauss [SPD]: Schon ausreichend!)

    ich kann Ihnen nur sagen: Daß Sie die Qualität der neuen
    Kommissare ansprechen – ich hatte mit Romano Prodi
    jüngst ein Gespräch; da klang das völlig anders –, daß
    ausgerechnet die F.D.P. sich über die Qualität der
    Kommissare ausläßt, ist schon bemerkenswert.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Zur Frage der Generaldirektoren: An Stelle der F.D.P.
    würde ich im Zusammenhang mit Kommissaren den
    Begriff „Direktor“ gar nicht in den Mund nehmen, denn,
    wenn ich es richtig sehe, ist Herr Bangemann noch
    F.D.P.-Mitglied. Sie dürften sich nur zu gut erinnern,
    daß dieses Jahr keinesfalls ein Ruhmesblatt Ihrer euro-
    päischen Personalpolitik darstellt. Ich bitte Sie, Herr
    Haussmann!

    Bei dem, was Sie als Zweites in diesem Zusammen-
    hang angesprochen haben, haben Sie fast das Niveau
    unterschritten, das Herr Hintze vorgegeben hat. Das zu
    unterschreiten ist eigentlich eine Kunst.


    (Heiterkeit bei der SPD)

    Das hätte ich von Ihnen, Herr Haussmann, nicht erwar-
    tet. Herr Hintze hat ja selber zugegeben, daß er es mit
    der Logik nicht so hat.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit bei der SPD)


    Als Theologe muß man auch nicht unbedingt Logiker
    sein.


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Auf der einen Seite sagt Herr Hintze nämlich, die Er-
    weiterung der EU solle möglichst schnell kommen.
    Darin stimme ich ihm völlig zu. Gleichzeitig sagt er
    aber: Ihr habt die Voraussetzungen für die Erweiterung
    beim Gipfel in Berlin nicht geschaffen. Trotzdem fordert
    er, sie soll möglichst schnell kommen. Diese beiden
    Aussagen kann man nur mit theologischer Intuition
    zusammenbringen.

    Bundesminister Joseph Fischer






    (A) (C)



    (B) (D)


    Das, was Sie hier zum besten gegeben haben, hat mit
    Logik nichts zu tun. Ich rate Ihnen, Herr Hintze: Fahren
    Sie nach Warschau, Prag und Budapest, und fragen Sie
    einmal dort die Vertreter der Parlamente, die proeuro-
    päisch orientiert sind, oder gar die Regierungen, was sie
    von der Agenda 2000 und vom Ergebnis der deutschen
    Präsidentschaft halten. Wenn Sie ehrlich sind, werden
    Sie nach Ihrer Rückkehr sagen: Mit diesen Vorhaben ist
    der erste Schritt für die Erweiterungsfähigkeit der EU
    getan worden. Der zweite Schritt wird auf der Regie-
    rungskonferenz getan werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Dann sind wir da, wohin diese Bundesregierung immer
    wollte. Die Bundesregierung hat immer gesagt, wir soll-
    ten den 1. Januar 2003 als konkretes Datum festsetzen –
    nicht als visionäres, sondern als konkretes Datum –, zu
    dem wir erweiterungsfähig sind. Wenn dann die Ver-
    handlungen mit den Beitrittsländern abgeschlossen sind
    – das hängt ja von diesen ab –, werden wir den
    Erweiterungsprozeß, den ich für dringend notwendig
    halte, so schnell wie möglich zu einem Abschluß brin-
    gen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Na also!)


    – Nicht „na also“, das war schon immer unsere Position.

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Nein!)


    Dazu bedurften wir nicht der Hilfe von Herrn Hauss-
    mann.

    Lassen Sie mich in dem Zusammenhang noch einen
    zweiten Punkt ansprechen.


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Türkei!)

    – Richtig, die Türkei. – Daß Sie sich hier nach dem De-
    bakel, das Sie in der Türkei-Politik verursacht haben,
    hinstellen! Man sieht doch, wohin Ihre Türkei-Politik in
    den letzten drei Jahren geführt hat.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Uta Titze-Stecher [SPD]: Zu nichts!)


    Ich will Ihnen gerne einmal die Frage der Menschen-
    rechte in diesem Punkt durchdeklinieren. Hat die Tür-
    kei-Politik der damaligen Bundesregierung, die von dem
    Grundsatz ausging, daß die EU eine Organisation des
    christlichen Abendlandes sei – was in der Türkei als
    schwerste Zurückweisung empfunden wurde –, dazu ge-
    führt, daß die Menschenrechtsbedingungen in der Türkei
    verbessert sowie ökonomische und politisch-demo-
    kratische Modernisierung vorangebracht wurden? Ich
    kann nur sagen, all dieses ist schlechter geworden.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Die Lage in der Türkei schätzen wir doch völlig reali-
    stisch ein. Sie müssen mich nun wirklich nicht belehren,
    wie die Realitäten aussehen. Vergleichen Sie einmal Ih-
    ren Länderbericht Türkei mit unserem Länderbericht

    Türkei. Dann finden Sie auch gleich eine Antwort auf
    Ihre Frage nach den Menschenrechten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Paul Breuer [CDU/CSU]: Ganz schön anmaßend!)


    Ich habe im Gegensatz zu anderen auch nicht das
    Zipperlein bekommen, als ich dem Dalai-Lama gegen-
    überstand. Das wollte ich Ihnen an dieser Stelle auch
    einmal ins Stammbuch schreiben. Für Peking ist klar,
    daß man mit uns in der Menschenrechtsfrage nicht so
    Schlitten fahren kann wie mit einigen Mitgliedern der
    Vorgängerregierung. Auch das möchte ich Ihnen ins
    Stammbuch schreiben.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Bei der Türkei-Politik geht es doch darum, ob wir der
    Türkei eine europäische Perspektive eröffnen, die zu ei-
    ner inneren, nicht nur ökonomischen, sondern auch de-
    mokratischen und rechtsstaatlichen Modernisierung
    führt – diese Perspektive kann nur die EU bieten –, oder
    ob wir darauf verzichten. Das würde bedeuten, daß die
    Türkei isoliert bleibt, und hätte fatale Konsequenzen, da
    das EU-Mitglied Griechenland direkter Nachbar der
    Türkei ist. Wir reden hier doch nicht nur über Theorien.
    Schauen Sie sich doch die Entwicklung des griechisch-
    türkischen Verhältnisses im Zusammenhang mit der
    veränderten Türkei-Politik der Europäischen Union an.
    Sie können doch schon feststellen, daß es positive Er-
    gebnisse bis hin zur Wiederaufnahme der Gespräche
    über Zypern gibt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Daß Sie, Herr Hintze, diese Ausrichtung der Politik
    mir persönlich zuschreiben, ist zwar schön, zeigt aber
    nur, wie schlecht oder unvollständig Sie informiert sind.
    Der Bundeskanzler hatte einen Briefwechsel mit Pre-
    mier Ecevit; der französische Präsident Chirac hat ge-
    genüber der türkischen Regierung gerade erklärt, er sei
    schon immer dafür gewesen. Ich würde für mich nie in
    Anspruch nehmen wollen, daß ich Erfinder dieser Poli-
    tik bin. Ich halte sie für richtig und bemühe mich in
    meiner Funktion als Außenminister der Bundesrepublik
    Deutschland, diese von der Bundesregierung, vom Bun-
    deskanzler und von unseren Verbündeten als richtig er-
    kannte Politik entsprechend zügig voranzubringen.
    Darin sehe ich meine Aufgabe.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU]: Wo ist denn Ihr Kanzler?)


    Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal
    auf die allgemeine Entwicklung zu sprechen kommen.
    Sie haben die Frage der transatlantischen Beziehungen
    angesprochen. Ich gehe auf sie in einem weiteren Um-
    feld ein. Wenn wir nicht achtgeben, werden dunkle
    Wolken auf uns zu ziehen.


    (Zustimmung des Abg. Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.])


    Wir müssen aufpassen, daß es nicht zu einer Auseinan-
    derentwicklung kommt. Dazu muß es nicht kommen.

    Bundesminister Joseph Fischer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Aber jenseits aller taktischen Argumente, die in Wa-
    shington auch eine Rolle gespielt haben, war mein Ein-
    druck, daß sich unterschiedliche Perspektiven der Welt-
    sicht und unterschiedliche Rollendefinitionen ergeben.

    Sie haben das Jahr 1979 angesprochen. Ich sehe in
    der Tat mit großer Sorge, daß die negative Entscheidung
    beim Teststopp-Vertrag durchaus mehr als nur ein tak-
    tischer Fehler oder eine innenpolitisch gewollte Ent-
    scheidung sein kann. Wenn dem so wäre, dann meine
    ich, daß die Bundesrepublik Deutschland bei aller Prio-
    rität der europäischen Einigung immer auch ein Interes-
    se an transatlantischer Rückversicherung haben muß,


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Na endlich!)


    und zwar nicht nur aus sicherheitspolitischen Gründen;
    da spielt auch die Stabilität in Europa insgesamt eine
    sehr große Rolle.


    (Paul Breuer [CDU/CSU]: Weiß das jeder in Ihrer Fraktion?)


    – Jetzt hat man einmal einen Diskussionspartner bei
    Ihnen gefunden, der ein ernstes Problem für die Zukunft
    anspricht, und da melden sich bereits wieder die Hinter-
    bänkler und wollen eine vernünftige, nach vorne
    gewandte Diskussion unterbinden.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ein arroganter Bursche!)


    Aber ich lasse mich da nicht irritieren, Herr Schmidt,
    weil ich zu dem von Ihnen angesprochenen Punkt kom-
    men möchte, den auch ich für zentral halte.

    Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Frage,
    ob es in Zukunft eine unilaterale oder eine multilaterale
    Orientierung der amerikanischen Politik gibt. Gäbe es
    eine unilaterale Orientierung, machte mir dies, bezogen
    auf das Jahr 1979, das Sie genannt haben, große Sorgen.
    Eine multilaterale Orientierung hingegen machte eine
    Beantwortung der Fragen im transatlantischen Verhält-
    nis, die wir gegenwärtig diskutieren, wesentlich einfa-
    cher.


    (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


    Ich ziehe daraus aber die Konsequenz, meine Damen
    und Herren, daß wir, egal, ob unilateral oder multilate-
    ral, begreifen müssen, daß der europäische Einigungs-
    zug Dynamik bekommen muß und daß die gemeinsame
    Sicherheits- und Außenpolitik in Europa ganz ent-
    scheidend über das Gewicht und die Rolle Europas
    bestimmen wird.


    (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


    Deswegen liegt hier ein Schwerpunkt der Bundesre-
    gierung. Das ist ein Kernpunkt; ich kann jetzt nicht mehr
    in die Details gehen. Das ist nicht nur eine Frage des
    Geldes, Herr Schmidt.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Aber auch!)


    – Entschuldigen Sie, Sie können noch so viel Geld
    haben. Es nützt nichts, wenn Sie nicht über die notwen-
    digen Strukturen verfügen, wenn Sie den gemeinsamen
    politischen Willen nicht haben,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Beides!)


    wenn Sie die institutionellen Voraussetzungen und – das
    streite ich überhaupt nicht ab – die Hardware nicht ha-
    ben.

    Meine Damen und Herren, Sie haben vorhin nach den
    Interessen gefragt. Das Hauptinteresse unseres Landes
    ist, fußend auf der Politik einer Selbstbeschränkung –
    das ist mit das Wichtigste, was wir als Stilelement von
    der alten Westrepublik übernommen haben –, den euro-
    päischen Einigungsprozeß bis hin zur europäischen
    demokratischen Union als eigenes politisches Subjekt zu
    vollenden. Das steht an erster Stelle unserer Interessen.
    Sie haben den Begriff eingeführt; ich übernehme ihn
    gern. Dieser Prozeß muß mit den transatlantischen Ver-
    hältnissen ausbalanciert sein, allerdings eingebunden in
    die multilaterale Politik, die die Bundesrepublik
    Deutschland betrieben hat und auch von Berlin aus
    weiter betreiben wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich gebe das Wort
zu einer Kurzintervention dem Kollegen Peter Hintze.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Der Herr Bundesminister
    hatte, wie offensichtlich auch einige Kollegen auf der
    linken Seite des Hauses, Probleme mit der Logik. Das
    sind wir bei ihm gewohnt. Das erleben wir bei fast jeder
    Regierungsvorlage, bei fast jeder Regierungserklärung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


    Aber wir wollen ihm helfen.
    Herr Bundesminister Fischer, wen kann es denn ver-

    wundern, daß die Staaten Mittel- und Osteuropas all ihre
    Beitrittshoffnungen auf das dürftige Fundament richten,
    das in Berlin geschaffen wurde? Sollen sie denn sagen:
    Das geben wir jetzt auf? Das kann doch niemand er-
    warten! Meine Damen und Herren, wichtige Fragen sind
    nicht beantwortet, andere Fragen sind falsch beantwortet
    worden. Und durch Beschwörungen wird aus einem
    Strohhalm kein Baumstamm. Das muß man in diesem
    Zusammenhang einmal sagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Rudolf Bindig [SPD]: Und aus einem Konfirmanden kein Pfarrer!)


    Ich will dies kurz erläutern. Wir wissen ganz genau,
    daß die Erweiterung das ambitionierteste Projekt über-
    haupt ist. Es gibt große Bereiche, in denen wir erhebli-
    che Schwierigkeiten haben werden – die Verhandlungs-
    kapitel sind noch gar nicht eröffnet –: Landwirtschaft,
    Strukturfonds, Regionalpolitik. Für all diese Dinge hat

    Bundesminister Joseph Fischer






    (A) (C)



    (B) (D)


    die deutsche Regierung folgendes gemacht: Bundes-
    kanzler Schröder – es ist richtig, daß ich ihn stärker hätte
    würdigen müssen – hat vor der gesamten europäischen
    Öffentlichkeit großartig erklärt, er werde aufzeigen, was
    er im Unterschied zur Vorgängerregierung für Deutsch-
    land erreicht habe


    (Ute Titze-Stecher [SPD]: Hat er auch!)

    und für Europa noch ordnen werde.


    (Weitere Zurufe von der SPD)

    – Bleiben Sie ganz ruhig! – Und er hat seine eigenen
    Worte auf dem Gipfeldinner Löffelchen für Löffelchen
    essen müssen.
    Nun zu dem, was uns beschwert: Herr Fischer, Sie
    haben, wie ich finde, in einer eines Bundesaußen-
    ministers unwürdigen Weise gegen Kollegen des Hauses
    polemisiert und versucht, durch platte Beleidigungen
    über den eigentlich großen Bruch in Ihrem Leben hin-
    wegzukommen, nämlich den Widerspruch zwischen Ih-
    ren Worten und Ihren Taten, die wir ja seit einiger Zei-
    ten beobachten müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Rudolf Bindig [SPD]: Auf die Couch mit dem Hintze! – Weitere Zurufe von der SPD)


    – Hören Sie auf, dazwischenzuschreien!

    (Gernot Erler [SPD]: Machen Sie doch eine Praxis auf, Herr Hintze!)

    Ich weiß nicht, wer aus diesem Hause das Mißver-

    gnügen hatte, den Bundesaußenminister in einer seiner
    jüngsten Talkshows – ich weiß nicht, ob es die letzte
    war; sie war gestern oder vorgestern – zu erleben, in der
    die entscheidende Frage gestellt wurde, wie denn
    eigentlich der Fischer von vor 20 Jahren den Fischer von
    heute beurteilen würde. Er hat immerhin – das fand ich
    anständig – wahrheitsgemäß geantwortet, das Urteil
    würde kritisch ausfallen.

    Herr Minister, mich interessiert nicht Ihr dialektischer
    Dialog mit sich selbst. Aber ich muß sagen: Unser Urteil
    über Sie fällt auch höchst kritisch aus.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)