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ID1407211500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/72 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetzes 2000) (Drucksachen 14/1400, 14/1680) ...................................... 6505 A b) Beschlußempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 1999 bis 2003 (Drucksachen 14/1401, 14/1680, 14/1925) ...................................... 6505 B 14. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/1904, 14/1922) ............... 6505 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 6505 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..................................................... 6510 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6512 A Dr. Helmut Kohl CDU/CSU ........................ 6515 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6517 D Michael Glos CDU/CSU ................................. 6518 C Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6518 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ......................... 6519 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6523 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ..................... 6527 B Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 6528 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 6533 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 6539 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 6543 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD .................... 6544 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6548 B Cornelia Pieper F.D.P....................................... 6550 C Jörg Tauss SPD ........................................... 6552 A Lothar Mark SPD ............................................ 6552 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU .................... 6555 D Lothar Mark SPD ............................................ 6556 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6556 C Rolf Schwanitz SPD ........................................ 6559 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6560 A Klaus Hagemann SPD ..................................... 6560 B Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK ...... 6562 D Namentliche Abstimmung ............................... 6564 A Ergebnis ........................................................... 6566 C 15. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/1905, 14/1922) ..................................................... 6564 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU .................. 6564 B Uta Titze-Stecher SPD .................................... 6569 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 6573 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 6575 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 6577 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6577 C Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 6577 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU .............. 6579 C Dr. Eberhard Brecht SPD ............................ 6581 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 6581 D Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6583 C Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 6585 D Ulrich Irmer F.D.P. ...................................... 6586 D Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU .......... 6587 B Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6590 D 16. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/1913, 14/1922) .............. 6591 C Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6591 C Volker Kröning SPD ........................................ 6594 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 6598 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 6600 B Heidi Lippmann PDS ....................................... 6602 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6603 C Paul Breuer CDU/CSU .................................... 6605 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 6608 D Paul Breuer CDU/CSU ................................ 6610 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 6610 D Helmut Rauber CDU/CSU .............................. 6613 C Namentliche Abstimmung ............................... 6614 A Ergebnis ........................................................... 6614 C 17. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/1917, 14/1922) .............. 6617 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 6617 B Dr. Emil Schnell SPD ...................................... 6618 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 6620 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6622 B Dr. R. Werner Schuster SPD ........................... 6623 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6624 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6624 C Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 6626 C Carsten Hübner PDS ....................................... 6627 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU ................... 6628 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 6629 D Nächste Sitzung ............................................... 6632 D Berichtigungen ................................................ 6632 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 6633 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6505 (A) (C) (B) (D) 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 71. Sitzung, Seite 6448 D, zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich frage Sie, wie das mit § 33c des Einkommenssteuergesetzes ist.“ 71. Sitzung, Seite 6484 B, erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Sie von der Opposition ha- ben an dieser Stelle gerügt, daß der Haushaltsansatz für die Bereitschaftspolizei um 3 Millionen DM gesenkt wird.“ Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6633 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Balt, Monika PDS 24.11.99 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.11.99 * Bury, Hans Martin SPD 24.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 24.11.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 24.11.99 Gebhardt, Fred PDS 24.11.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 24.11.99 Hofmann (Volkach), Frank SPD 24.11.99 Hovermann, Eike SPD 24.11.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 24.11.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 24.11.99 Lamers, Karl CDU/CSU 24.11.99 Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine F.D.P. 24.11.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 24.11.99 Ostrowski, Christine PDS 24.11.99 Röttgen, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.11.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 24.11.99 Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Simm, Erika SPD 24.11.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 24.11.99 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.11.99 Voßhoff, Andrea CDU/CSU 24.11.99 Wieczorek (Duisburg), Helmut SPD 24.11.99 ————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Wir führen diese Debatte in
    dem Bewußtsein, daß es die letzte Haushaltsdebatte im
    zu Ende gehenden 20. Jahrhundert ist und es zugleich
    um den ersten Haushalt im anbrechenden 21. Jahrhun-
    dert geht.


    (Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und so eine Epoche haben die uns gelassen! Stell Dir das mal vor!)


    Mit dem neuen Millennium erleben wir einen Datums-
    wechsel. Eine Zeitenwende ist es nicht. Politisch und
    ökonomisch ist sie schon geschehen. Seit 1989 leben wir
    in Europa in einem neuen Zeitalter.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das verdanken wir dem Freiheitswillen der Menschen,
    und nicht zuletzt verdanken wir das der Standfestigkeit
    der westlichen Politik.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Weg einer verstärkten wirtschaftlichen und poli-

    tischen Integration im Westen Europas war erfolgreich.
    Dagegen erschien der politische und ökonomische Miß-
    erfolg des Kommunismus und seiner Idee vom Zusam-
    menschluß unter Führung der Sowjetunion um so drasti-
    scher. Der Wunsch, zum freien Teil Europas zu gehören,
    hat die Menschen von Tallinn bis Sofia auf die Straße
    gebracht. Unsere offene Sympathie für ihren Mut hat
    ihnen einen guten Teil der Kraft gegeben, die friedlichen
    Revolutionen zum Erfolg zu führen.

    Das Wissen um das Privileg, für Europa dauerhaft
    und umfassend Stabilität in Frieden und Freiheit schaf-
    fen zu können, macht auch Enttäuschungen auf dem
    schwierigen Weg der Einigung Europas leichter ver-

    Gert Weisskirchen (Wiesloch)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    kraftbar und rechtfertigt den materiellen Aufwand als
    eine Investition in eine gemeinsame gute Zukunft. Am
    Ende des dramatisch verlaufenden 20. Jahrhunderts – da
    stimme ich mit meinem Vorredner überein – leben wir
    im besten Europa, das es je gab. Daß wir an diesem
    Projekt weiterarbeiten können, ist eine Sache, die uns
    verbindet und die uns auch stärken kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    West und Ost waren in Europa nicht nur geographi-

    sche Kategorien. West und Ost symbolisierten über vier
    Jahrzehnte hinweg gegensätzliche politische Begriffe:
    frei gegen unfrei, demokratisch gegen diktatorisch,
    marktwirtschaftlich gegen planwirtschaftlich, erfolg-
    reich gegen erfolglos und menschlich gegen unmensch-
    lich. Wie in Deutschland muß auch in Europa die
    schwere kommunistische Erblast abgetragen werden.
    Das wirtschaftliche Desaster, die ökologische Katastro-
    phe und die menschliche Tragödie als Ergebnis der lin-
    ken Diktatur haben tiefe Wunden auf unserem Kontinent
    gerissen.

    Die Europäische Union leistet bereits heute erhebli-
    che Unterstützung für den Reformprozeß in den mittel-
    und osteuropäischen Staaten, damit dieser gelingt. Die
    erfolgreichen Programme Phare und Tacis sind hier zu
    nennen. Doch die wirksamste Wirtschaftshilfe ist eine
    klare Perspektive für den Beitritt zur Europäischen Uni-
    on.


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Zu welchem Zeitpunkt?)


    Sie bietet Sicherheit für die Investoren, stärkt die demo-
    kratischen Regierungen in den Beitrittsländern und gibt
    den Menschen dort Hoffnung für eine dauerhaft bessere
    Zukunft in ihrer Heimat in Europa.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nun haben wir auch in dieser Debatte immer wieder

    das Thema des richtigen Datums erwähnt. Der Kollege
    Haussmann hat es gerade dazwischengerufen. Ich finde
    eines wichtig: Die Qualität dieses Prozesses und das
    Tempo dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
    Die Beitrittskandidaten brauchen eine klare Perspektive,
    um bei sich zu Hause die Reformen, die sie beitrittsfähig
    machen, durchzusetzen. Wir haben die Pflicht und
    Schuldigkeit, alles daranzusetzen, um unsere Erweite-
    rungsfähigkeit zügig herzustellen und diesen Prozeß zu
    einem guten Ergebnis zu bringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Zügig!)


    Als unglücklich empfinde ich die Leichtfertigkeit, mit
    der die Bundesregierung immer neue EU-Mitglied-
    schaften in Aussicht stellt. Ich erinnere an die Worte in
    Richtung Balkan, aber auch an die Hoffnungen, die jetzt
    voreilig in der Türkei geweckt werden. Vor der Frage
    nach dem „wann“ muß immer auch die Frage nach dem
    „ob“ gestellt werden. Die Frage nach dem „ob“ ist an
    klare Kriterien gebunden. Das ist doch wohl klar. Ob
    diese Kriterien erfüllt werden, ist zunächst einmal im
    Falle der Türkei eine Frage an die Türkei selbst. Zur Zeit

    erfüllt sie diese Kriterien nicht. Politische Defizite, etwa
    in der Menschenrechtspolitik oder in der Frage nach der
    Rolle des Militärs, aber auch in wirtschaftlichen Fragen
    müssen vor der Einleitung einer wie auch immer gear-
    teten Beitrittspolitik klar ausgeräumt sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das Dilemma, das wir dem Bundesaußenminister, Ih-

    nen, Herr Fischer, verdanken, liegt darin, daß in der
    Türkei eine Nichtgewährung des offiziellen Kandidaten-
    status nach Ihren Einlassungen beim Europäischen Rat
    in Helsinki als schwerer Affront empfunden würde. Sie
    haben dadurch die Entscheidungsfreiheit der Europäi-
    schen Union deutlich beschädigt. Wir wollen der Türkei
    keine unhaltbaren Versprechungen machen, die uns vor-
    eilig binden. Die Fairneß gegenüber dem Nato-Partner
    verlangt allerdings die Einlösung der in der Vergangen-
    heit gegebenen Zusagen. Im Finanzprotokoll wird im-
    mer auf Griechenland verwiesen, wir verweisen hier auf
    die Grünen und auf die Sozialdemokraten im Europäi-
    schen Parlament, die unserem Bündnispartner bisher die
    Zustimmung verweigert und das Finanzprotokoll blok-
    kiert haben. Diese Blockade muß aufgehoben werden.

    Ziel der nächsten Reform der EU-Verträge ist es,
    die Europäische Union baldmöglichst erweiterungsfähig
    zu machen. Alle Fragen, die für die Erweiterung wichtig
    sind, müssen deswegen rasch auf den Tisch. Das be-
    deutet für die Regierungskonferenz die Konzentration
    auf die wichtigsten Themen, aber nicht die Beschrän-
    kung auf die „left overs“.

    Wir müssen jetzt Europa definieren, das heißt, wir
    müssen über die Grenzen und darüber sprechen, wie wir
    uns Europa vorstellen. Wir müssen die Institutionen
    handlungsfähig machen, um dieses Europa wirksam zu
    gestalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Ich persönlich finde den Vorschlag von Jean-Luc De-
    haene, Richard von Weizsäcker und Lord Simon über-
    zeugend, die bestehenden Verträge aufzuteilen. Ein kur-
    zer, leicht verständlicher Text sollte Vorläufer eines eu-
    ropäischen Verfassungsvertrags sein, der die Grund-
    rechte enthält, institutionelle Fragen klärt und die Kom-
    petenzabgrenzung vornimmt. Ein zweiter Vertragsteil,
    der einfacher zu handhaben ist als das bisherige kompli-
    zierte Ratifizierungsverfahren, sollte die Regelungen der
    einzelnen Politiken beinhalten. Dazu gehört auch ein
    weitgehender Übergang zu Mehrheitsabstimmungen im
    Ministerrat. Nur so können Blockaden und unangemes-
    sener Druck verhindert werden.

    Das Europäische Parlament sollte das Recht erhalten,
    den Präsidenten der Kommission zu wählen und künftig
    über den gesamten Haushalt der Europäischen Union
    mit zu entscheiden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Europäische Union würde sich dadurch in Richtung
    auf ein parlamentarisches System weiterentwickeln. In
    ihm wäre ein in seinen Legislativrechten gestärktes Eu-
    ropäisches Parlament als Vertretung der Bürger Europas

    Peter Hintze






    (A) (C)



    (B) (D)


    die erste Kammer und der Rat als Vertretung der Staaten
    die zweite Kammer.

    Das Europäische Parlament hat die nationalen Parla-
    mente eingeladen, Vertretungen in Brüssel und Straß-
    burg, also Kontaktbüros der nationalen Parlamente beim
    Europäischen Parlament, zu errichten. Der Vorsitzende
    des Europaausschusses, Friedbert Pflüger, hat hier die
    Anregung gegeben, daß wir als Deutscher Bundestag
    das tun.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das ist eine gute Alternative!)


    Ich möchte das für die CDU/CSU-Fraktion nachdrück-
    lich unterstützen und rufe die anderen Fraktionen auf,
    sich daran zu beteiligen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir können uns nicht darüber beschweren, daß manche
    Dinge in Brüssel oder Straßburg an uns vorbeigehen,
    wenn wir die Chancen und Möglichkeiten zu einer sol-
    chen Verknüpfung nicht nutzen.

    Nun hat mein verehrter Vorredner, wie auch heute
    morgen der Bundeskanzler, die Agenda 2000 als eine
    große Grundlage für eine positive Gestaltung des Er-
    weiterungsprozesses gepriesen. Liebe Kolleginnen und
    Kollegen, der Bundeskanzler hat sogar gesagt, die
    Agenda 2000 wäre ein Durchbruch für Europa. Ich muß
    sagen: Es war eher ein Einbruch für Europa,


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    nämlich eine Einigung auf dem kleinsten gemeinsamen
    Nenner mit schwerwiegenden Folgen, nämlich mit der
    Folge, daß weder in der Agrarpolitik noch in der Struk-
    turpolitik, noch in der Finanzpolitik die Voraussetzun-
    gen für die Erweiterung wirklich gelegt sind. Die mate-
    rielle Basis ist mehr als fragil.

    Zu der ganzen Kette von Pannen und Fehlern dieser
    Regierung gehört, daß im Vorfeld dieser Konferenz in
    Berlin etwa die Kofinanzierung bei den Direktbeihilfen
    für die Einkommen der Landwirte ohne jede Gegenlei-
    stung fallengelassen und damit die Chance, hier einen
    grundlegenden Ausgleich sicherzustellen, aufgegeben
    wurde. Das war ein schwerer Fehler, der uns im Erwei-
    terungsprozeß noch zu schaffen machen wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Man muß es immer wieder sagen! Sehr richtig!)


    Wenn am 17. Dezember dieses Jahres in Brüssel mit
    der Ausarbeitung der Grundrechtscharta der Europäi-
    schen Union begonnen wird, bedeutet dies nicht nur die
    Erfüllung einer seit langem bestehenden Forderung des
    Deutschen Bundestages. Die Grundrechtscharta bietet
    die große Chance, uns am Ende dieses Jahrhunderts
    Klarheit über den weiteren Fortgang der europäischen
    Integration und über die künftige Gestalt der Union zu
    verschaffen. Der Deutsche Bundestag wird morgen für
    die Sozialdemokraten Professor Meyer als ordentliches
    Mitglied und für die CDU/CSU-Fraktion Peter Altmaier
    als stellvertretetendes Mitglied des Konvents entsenden.

    Das sind zwei in europäischen Grundrechtsfragen aus-
    gewiesene Kollegen. Ich habe für uns die Anregung, daß
    wir diese Debatte über die Grundrechte in Europa und
    über die zukünftige Gestalt Europas nicht allein diesem
    Konvent überlassen, sondern daß wir die Mitwirkung
    unserer Kollegen nutzen, um diese Debatte auch hier im
    Deutschen Bundestag parlamentarisch zu begleiten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Wo ich gerade bei den Anregungen bin: Meine sehr
    geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, am 6. Dezember


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist Nikolaus!)


    – ist nicht nur der Nikolaustag, wie Frau Kollegin Roth
    zutreffend reinruft. Am 6. Dezember muß der Rat dar-
    über entscheiden, ob er dem derzeitigen Inhaber des
    Amtes des Koordinators für den Stabilitätspakt auf dem
    Balkan, Herrn Bodo Hombach, einen neuen Auftrag für
    das kommende Jahr erteilt.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Ich täte es nicht!)


    Ich habe von zwei führenden, nein, führend sind sie
    nicht mehr: von zwei prominenten Sozialdemokraten
    gelesen bzw. gehört, Hombach sei im Kanzleramt eine
    Katastrophe gewesen. Ich kann das nur teilweise beur-
    teilen. Ich kann nur sagen:


    (Rudolf Bindig [SPD]: Sie waren nicht nur teilweise eine Katastrophe im Adenauerhaus! Sie waren ganz eine Katastrophe!)


    – Er meint, er war total eine Katastrophe; in Ordnung. –
    Die Regierung hätte die Chance, Europa einen Dienst zu
    erweisen, dem Balkan einen Dienst zu erweisen, einen
    schwerwiegenden Fehler zu korrigieren und einmal eine
    vernünftige Personalentscheidung zu treffen und dieses
    Mandat für Herrn Hombach nicht zu verlängern und
    damit Europa wirklich etwas Gutes zu tun.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Gut für Deutschland und gut für Europa! – Gernot Erler [SPD]: Er macht sehr gute Arbeit dort!)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat nun-
mehr der Bundesminister des Auswärtigen, Joseph Fi-
scher.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Opposi-
    tion hat heute in ihrer Kritik am Einzelplan 05 ein weites
    Feld aufgetan: von der wuchtig vorgetragenen Eröff-
    nungskritik des Kollegen Frankenhauser – er ging sehr
    in die Details des Einzelplans – bis hin zu den die Zei-
    tenwende beschwörenden Ausführungen des Kollegen
    Hintze, der sich noch schwertut. In der Beurteilung der

    Peter Hintze






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Frage, wieweit jemand politisch eine Katastrophe ist,
    sind Sie ohne jeden Zweifel besonders berufen und be-
    fugt, Herr Kollege Hintze.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Sie haben im bekannten Tremolo einer Predigt als
    parlamentarischer Sendbote der Zeitenwende vom zu
    Ende gehenden 20. Jahrhundert – man könnte noch hin-
    zufügen: vom sich wendenden zweiten christlichen
    Jahrtausend, das sich ebenfalls anschickt, sich zu verab-
    schieden – gesprochen. Wenn man Ihr Niveau aufneh-
    men würde, Herr Kollege Hintze, dann würde man sa-
    gen: Es gibt doch tatsächlich so etwas wie Fortschritt:
    Früher war es Nostradamus, der diese unheilsschwange-
    ren Prophezeiungen ausgesprochen hat; heute sind Sie
    es. Dies begreife ich als echten Fortschritt.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Sie merken: Es juckt mich, in die politische Ausein-
    andersetzung mit einzusteigen; zumal hinter Ihnen der
    verehrte, nein: Herr Austermann sitzt.


    (Heiterkeit)

    Ich will mir weitere Bemerkungen aber verkneifen.

    Ich möchte mich in aller Kürze auf die wichtigen
    politischen Fragen, beginnend mit dem Einzelplan, kon-
    zentrieren. Ich möchte mich bei allen Berichterstattern –
    bei Ihnen, Herr Kollege Frankenhauser, bei den anderen
    Berichterstattern der Opposition und bei denen der
    Koalition – für die gute Zusammenarbeit, die wir im Zu-
    sammenhang mit dem Einzelplan 05 hatten und, wie ich
    hoffe, auch in Zukunft haben werden, bedanken.

    Natürlich ist der Einzelplan kein Haushaltsentwurf,
    der mich mit Freude erfüllt. Ich würde aber nicht sagen,
    daß uns der Finanzminister mit einem Einspardiktat
    mißhandelt. An diesem Punkt sage ich Ihnen klipp und
    klar: Wir stehen zu der Konsolidierungspolitik, weil sie
    alternativlos ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Auf der anderen Seite müssen wir hier klar sagen: Es
    war notwendig, jetzt die Einsparleistung von über
    7 Prozent zu erbringen. Sie kennen den Einzelplan viel
    besser als die meisten anderen Kollegen. Wir mußten bei
    dieser Einsparleistung von über 7 Prozent und bei den
    geringen uns zur Verfügung stehenden Programmitteln
    ans Eingemachte gehen. Wir mußten Entscheidungen
    nicht zwischen Gut und Schlecht, sondern zwischen
    Schlecht und Schlechter treffen. Wir mußten Entschei-
    dungen über Schließungen und über Einsparleistungen
    bei Programmitteln treffen, deren Entwicklung ich, mit
    Verlaub gesagt, gerne in eine andere Richtung – anstei-
    gend und nicht abnehmend – sehen würde. Ich würde
    gerne Generalkonsulate genauso wie Goethe-Institute
    nicht schließen, sondern offenhalten. Ich würde gerne
    für die Auslandsschulen und für die auswärtige Kultur-
    politik mehr Mittel haben. Aber angesichts dessen, was

    wir vorgefunden haben, führt am Konsolidierungskurs
    kein Weg vorbei.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ihre Kritik darf sich nicht darin erschöpfen – das kann
    man bei jeder Einzelplanberatung nachvollziehen –, daß
    Sie hier das Beklagenswerte feststellen – eine Oppositi-
    on muß das tun –, aber keine Alternativen – außer der,
    daß man nicht mit dem Rasenmäher sparen soll – auf-
    zeigen. Hinsichtlich unserer Kürzungsvorstellungen
    würde ich mir etwas mehr Konstruktivität auch in der
    Debatte wünschen. Sie haben bei den Berichterstatterge-
    sprächen durchaus Konstruktivität an den Tag gelegt.
    Dort waren unsere Ansichten in wesentlichen Punkten
    gar nicht so kontrovers, wie es jetzt den Anschein hat.


    (Abg. Ulrich Irmer [F.D.P.] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


    Was die Schließung der Konsulate angeht, möchte ich
    nochmals betonen: Wir wollen alles versuchen, um den
    Bedürfnissen der Minderheiten gerecht zu werden. Die
    Entscheidungen werden ausschließlich nach Kürzungs-
    kriterien getroffen und sind nicht Ausdruck einer gegen
    Minderheiten gerichteten Politik. – Bitte schön.