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ID1407208600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/72 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetzes 2000) (Drucksachen 14/1400, 14/1680) ...................................... 6505 A b) Beschlußempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 1999 bis 2003 (Drucksachen 14/1401, 14/1680, 14/1925) ...................................... 6505 B 14. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/1904, 14/1922) ............... 6505 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 6505 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..................................................... 6510 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6512 A Dr. Helmut Kohl CDU/CSU ........................ 6515 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6517 D Michael Glos CDU/CSU ................................. 6518 C Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6518 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ......................... 6519 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6523 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ..................... 6527 B Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 6528 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 6533 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 6539 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 6543 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD .................... 6544 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6548 B Cornelia Pieper F.D.P....................................... 6550 C Jörg Tauss SPD ........................................... 6552 A Lothar Mark SPD ............................................ 6552 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU .................... 6555 D Lothar Mark SPD ............................................ 6556 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6556 C Rolf Schwanitz SPD ........................................ 6559 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6560 A Klaus Hagemann SPD ..................................... 6560 B Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK ...... 6562 D Namentliche Abstimmung ............................... 6564 A Ergebnis ........................................................... 6566 C 15. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/1905, 14/1922) ..................................................... 6564 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU .................. 6564 B Uta Titze-Stecher SPD .................................... 6569 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 6573 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 6575 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 6577 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6577 C Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 6577 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU .............. 6579 C Dr. Eberhard Brecht SPD ............................ 6581 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 6581 D Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6583 C Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 6585 D Ulrich Irmer F.D.P. ...................................... 6586 D Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU .......... 6587 B Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6590 D 16. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/1913, 14/1922) .............. 6591 C Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6591 C Volker Kröning SPD ........................................ 6594 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 6598 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 6600 B Heidi Lippmann PDS ....................................... 6602 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6603 C Paul Breuer CDU/CSU .................................... 6605 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 6608 D Paul Breuer CDU/CSU ................................ 6610 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 6610 D Helmut Rauber CDU/CSU .............................. 6613 C Namentliche Abstimmung ............................... 6614 A Ergebnis ........................................................... 6614 C 17. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/1917, 14/1922) .............. 6617 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 6617 B Dr. Emil Schnell SPD ...................................... 6618 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 6620 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6622 B Dr. R. Werner Schuster SPD ........................... 6623 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6624 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6624 C Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 6626 C Carsten Hübner PDS ....................................... 6627 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU ................... 6628 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 6629 D Nächste Sitzung ............................................... 6632 D Berichtigungen ................................................ 6632 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 6633 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6505 (A) (C) (B) (D) 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 71. Sitzung, Seite 6448 D, zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich frage Sie, wie das mit § 33c des Einkommenssteuergesetzes ist.“ 71. Sitzung, Seite 6484 B, erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Sie von der Opposition ha- ben an dieser Stelle gerügt, daß der Haushaltsansatz für die Bereitschaftspolizei um 3 Millionen DM gesenkt wird.“ Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6633 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Balt, Monika PDS 24.11.99 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.11.99 * Bury, Hans Martin SPD 24.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 24.11.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 24.11.99 Gebhardt, Fred PDS 24.11.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 24.11.99 Hofmann (Volkach), Frank SPD 24.11.99 Hovermann, Eike SPD 24.11.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 24.11.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 24.11.99 Lamers, Karl CDU/CSU 24.11.99 Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine F.D.P. 24.11.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 24.11.99 Ostrowski, Christine PDS 24.11.99 Röttgen, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.11.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 24.11.99 Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Simm, Erika SPD 24.11.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 24.11.99 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.11.99 Voßhoff, Andrea CDU/CSU 24.11.99 Wieczorek (Duisburg), Helmut SPD 24.11.99 ————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus Hagemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Zwischenzeitlich ist
    es ein geschichtlicher Fakt, daß während der 13. Legis-
    laturperiode, in der Zeit, als CDU/CSU und F.D.P. die
    politische Verantwortung getragen haben, der höchste

    Stand der Arbeitslosigkeit in unserem Land erreicht
    wurde. Ich erinnere mich noch daran, daß der Kollege
    Rexrodt zum Jahreswechsel 1996/97 auf die Zahl von 5
    Millionen Arbeitslosen hingewiesen hat.

    Wir hatten in dieser Zeit die höchsten Steuersätze in
    unserem Land. Wir erinnern uns auch, daß Steuererhö-
    hungen nicht vorgesehen waren, daß von der Bundesre-
    gierung eigentlich versprochen worden war, die Steuern
    nicht zu erhöhen. Es waren in der 13. Legislaturperiode,
    als Sie die Verantwortung getragen haben, die höchsten
    Abgabensätze und die höchste Verschuldung festzustel-
    len. Das ist, wie gesagt, ein geschichtlicher Fakt.

    Ursache hierfür ist nicht nur die deutsche Einheit; die
    Schulden wurden vielmehr schon in der Zeit zwischen
    1983 und 1989 von fast 300 Milliarden DM auf über
    500 Milliarden DM erhöht.


    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, durch diese Regierung,

    durch den Haushalt, den wir in dieser Woche verab-
    schieden werden, wird ein Paradigmenwechsel eintreten.
    Wir werden – das hat sich schon gezeigt – die Arbeitslo-
    sigkeit verringern. Sie hat sich bereits verringert. Dabei
    ist es mir egal, aus welchem Grunde das geschieht.
    Wichtig ist, daß abgebaut wird, daß Arbeitslose wieder
    in Arbeit und Brot gekommen sind.


    (Beifall bei der SPD)

    Die Steuern sind gesenkt worden und werden weiter

    gesenkt. Familien werden entlastet, Arbeitnehmer wer-
    den entlastet, kleine Betriebe werden entlastet. Bis zum
    Jahre 2003 beträgt die Summe dieser Entlastungen
    46 Milliarden DM.

    Auch die Sozialabgaben sind erstmals seit vielen
    Jahren gesenkt worden. Die Senkung der Beiträge zur
    Rentenversicherung wurde durch die Ökosteuer finan-
    ziert. Lassen Sie mich hier noch einen Punkt klarstellen,
    auf den der Kollege Glos heute morgen hingewiesen hat:
    In den Jahren zwischen 1989 und 1994 wurde die Mine-
    ralölsteuer um 50 Pfennige erhöht; das Geld floß aber
    nicht wie jetzt bei der Ökosteuer in die Rentenkasse,
    sondern in die Staatskasse, damit Theo Waigel die Lö-
    cher stopfen konnte. Auch das muß man immer wieder
    deutlich herausstellen.


    (Beifall bei der SPD)

    Wir sind auch das Hauptproblem, die Nettoneuver-

    schuldung, angegangen und haben sie zum erstenmal
    seit Jahren wieder zurückgeführt. Wir haben es dabei
    geschafft, die 50-Milliarden-DM-Grenze zu unter-
    schreiten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, die Politik, von der ich

    hier spreche, hat auch in der Anhörung bei den Sachver-
    ständigen – darauf wurde schon mehrfach hingewiesen –
    deutliche Anerkennung gefunden. Ich möchte hier nur
    drei Stimmen erwähnen: Professor Eekhoff – ich glaube,
    er ist CDU-Mitglied, zumindest war er Staatssekretär in
    einer CDU/F.D.P.-Regierung – bezeichnete diese Politik
    als einen Schritt in die richtige Richtung. Professor

    Rolf Schwanitz






    (A) (C)



    (B) (D)


    Walter von der Deutschen Bank warnte davor – er sagte
    das an die Adresse der Opposition –, die Bemühungen
    der Bundesregierung zu torpedieren. Recht hat er.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Auch der Bundesrechnungshof – meiner Meinung

    nach das wichtigste Kontrollorgan in unserem Lande –
    erkannte die Absicht der Bundesregierung an, den Bun-
    deshaushalt dauerhaft zu konsolidieren und die Neuver-
    schuldung bis zum Ende der nächsten Wahlperiode auf
    Null zurückzuführen. Auch von seiten des Bundesrech-
    nungshofes fand unsere Politik deutliche Anerkennung.

    In der Sachverständigenanhörung des Haushaltsaus-
    schusses hat der Bundesrechnungshof auch noch einmal
    deutlich davor gewarnt, jedes Jahr mehr Geld aus-
    zugeben, als eingenommen werde, weil die Gestal-
    tungsmöglichkeiten der nächsten Generation – Genera-
    tionen müßte man schon bald sagen – stark einge-
    schränkt oder ganz behindert würden, wenn wir ihr ei-
    nen solchen Berg an Schulden hinterließen.

    Nur durch Einsparungen bei den Zinszahlungen gibt
    es Spielraum für die Haushaltsgestaltung und kann wie-
    der mehr Geld für Bildung, Forschung, Wissenschaft
    und für eine aktive Arbeitsmarktpolitik freigeschaufelt
    werden. Das ist unser Ziel.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wenn wir die Zukunft gestalten wollen, dann brauchen
    wir Mittel für solche Zukunftsaufgaben.


    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

    In den nächsten Jahren bleibt sicherlich noch Erhebli-

    ches zu tun. Wir haben den Weg und die Richtung geän-
    dert, aber es ist wichtig, weitere Schritte zu gehen. Diese
    wurden in Angriff genommen. Wir müssen den Para-
    digmenwechsel, der mit dem Haushalt 2000 begonnen
    wurde, fortsetzen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, gestern und heute war in

    der Debatte deutlich zu beobachten, daß CDU/CSU und
    F.D.P. immer sehr nervös und gereizt reagierten, wenn
    über die hohe Staatsverschuldung gesprochen wurde.
    Stimmt etwa hier das Sprichwort: Getroffene Hunde
    bellen?


    (Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Oh je!)

    Wenn man genau zugehört hat, stellte man fest, daß in
    vielen Diskussionsbeiträgen der Eindruck vermittelt
    wurde, als seien für die objektiv vorhandenen Bundes-
    schulden in Höhe von 1,5 Billionen DM, das entspricht
    1 500 Milliarden DM, Honecker und seine SED bzw.
    Helmut Schmidt verantwortlich. Dazwischen scheint es
    keine Schuldenmacher gegeben zu haben. Ich habe ja
    vorhin schon dargelegt, wie die Situation aussieht: Ge-
    rade in der Zeit zwischen 1982/83 und 1999 wurden ent-
    sprechende Entscheidungen getroffen.

    Fast alle begrüßen die deutsche Einheit. Auch wir
    sind glücklich darüber, daß sie gekommen ist. Gleich-
    wohl ist festzustellen, daß sie falsch finanziert worden
    ist. Man hat das süße Gift der Verschuldung gewählt

    und in die Sozialkassen gegriffen. Die Kosten der deut-
    schen Einheit sind über die Lohnnebenkosten finanziert
    worden.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Nervosität
    und Unruhe sind bei Ihnen auch zu beobachten, wenn es
    um die Gestaltung und um die Auswirkungen des Spar-
    und Zukunftprogramms geht, das wir Ihnen vorgelegt
    haben. Von Ihnen wird – das haben wir heute wieder hö-
    ren können – vieles schlechtgeredet und herabgewürdigt.
    Auch wird von Chaospolitik gesprochen. Ihre Nervosi-
    tät, weil unsere Vorlagen bei der Fachwelt im Grundsatz
    Anerkennung finden, ist nicht zu übersehen.


    (Beifall bei der SPD)

    Wie wird Ihr Verhalten in der Ihnen nahestehenden

    Presse kommentiert? Auch ich möchte den Kommentar
    der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 22. No-
    vember im Wortlaut zitieren, der heute morgen schon
    erwähnt worden ist:

    Dennoch müssen Union und FDP mit ihren Kritte-
    leien aufpassen. Sie können nicht jedes Bauernop-
    fer aufspießen und gleichzeitig so tun, als wenn
    nicht oder zu wenig gespart wird. Damit drohen sie
    selbst in eine Glaubwürdigkeitsfalle zu laufen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    – Recht hat der Kommentator.

    Lassen Sie mich die Beispiele, die heute zum Thema
    Glaubwürdigkeitsfalle schon genannt worden sind, noch
    um einige wenige ergänzen. Mein erstes Stichwort ist
    die Förderung der ehrenamtlichen Arbeit unserer
    Vereine und der in ihnen Tätigen. Viele Jahre und Jahr-
    zehnte, meine Damen und Herren von der Union und der
    F.D.P., ist nichts geschehen. Über Mittel zur Förderung
    der Vereine durfte nicht geredet werden. Jetzt, seitdem
    CDU und CSU Oppositionsparteien sind, haben sie das
    Ehrenamt entdeckt und bringen Anträge ein, die zu
    Steuerausfällen von mehr als 1 Milliarde DM führen
    würden. Wenn es um Glaubwürdigkeit geht, muß man
    fragen, warum Sie nicht schon in Ihrer Regierungszeit
    gehandelt und die Vereine entsprechend unterstützt ha-
    ben. Das war ja auch früher schon dringend notwendig.


    (Beifall bei der SPD)

    Was die Finanzierung der Maßnahmen angeht, so le-

    gen Sie in Ihrem Antrag nicht dar, wie Sie sich vorstel-
    len, die Steuerausfälle zu kompensieren. Wir von der
    SPD und den Grünen haben zwischenzeitlich in diesem
    Bereich Entscheidungen getroffen, die den Vereinen und
    den ehrenamtlich Tätigen etwas bringen. Es wird jetzt
    gehandelt und nicht nur über Anträge geredet.


    (Beifall bei der SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch ich

    möchte noch einmal auf die Debatte zur Steuerreform
    eingehen. Sie von der Opposition überbieten sich gegen-
    seitig bei der Höhe der angeblichen Nettoentlastung.
    30 Milliarden DM, 50 Milliarden DM, sogar 80 Milliar-
    den DM wurden hier genannt. Aber niemand von Ihnen
    sagt etwas dazu, wie die entstehenden Haushaltslöcher
    bei Bund, Ländern und Gemeinden geschlossen werden

    Klaus Hagemann






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    können. Das richtet sich auch an Sie, Herr Ministerprä-
    sident: Zu der Frage, wie weitere Löcher in Ihrem Lan-
    deshaushalt und in den Haushalten Ihrer Gemeinden ge-
    schlossen werden können, haben Sie sich nicht geäußert.
    Wer eine deutliche Steuerentlastung will, muß aber auch
    sagen, wo auf der Ausgabenseite der Haushalte gespart
    werden soll. Hier war leider Fehlanzeige.


    (Beifall bei der SPD)

    Der Sachverständigenrat – hier haben wir wieder

    die fachliche Kompetenz auf unserer Seite – hat bei-
    spielsweise das Konzept der CSU zerrissen. Von Ihnen
    ist nichts Konkretes gesagt worden, wie im Haushalt
    2000 gespart werden soll. Sie haben nur eine Menge
    populistischer Erhöhungsanträge eingebracht: im Ver-
    kehrsbereich, in der Landwirtschaft, bei der Bundes-
    wehr, bei der Deutschen Welle, im Bereich Kultur und
    in vielen anderen Bereichen. Die Forderungen mögen im
    Einzelfall richtig gewesen sein. Aber man muß auch de-
    ren Finanzierung deutlich darlegen. Denn das süße Gift
    einer immer stärkeren Verschuldung darf nicht weiter-
    wirken. Deswegen haben wir diese Anträge ablehnen
    müssen.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich glaube, daß diese Entscheidung richtig war, damit
    wir aus der Schuldenfalle herauskommen, in die Sie uns
    gebracht haben.

    Steuersenkungen in erheblichem Umfang, deutliche
    Mehrausgaben im Haushalt, Klagen, daß nicht genügend
    gespart werde, und auch noch Klagen über abnehmende
    Leistungen des Staates – es ist unmöglich, dem gerecht
    zu werden. Dies ist die Quadratur des Kreises, und dies
    müssen alle, die die Dinge objektiv sehen, bestätigen.


    (Beifall bei der SPD)

    Fairerweise muß ich sagen, daß auch Sie Einsparvor-

    schläge vorgelegt hatten. Sie hatten vorgeschlagen, das
    Programm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
    und die Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik herun-
    terzufahren. Jetzt ist Ministerpräsident Vogel leider
    weggegangen. Es hätte in erster Linie den jungen Län-
    dern geschadet, wenn die Mittel für die aktive Arbeits-
    marktpolitik gestrichen worden wären und wenn die
    vielen Stellen aus Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und
    den Förder- und Unterstützungsprogrammen nicht ge-
    schaffen worden wären. Dies möchte ich noch einmal
    herausstellen.

    Nun zur aktiven Arbeitsmarktpolitik. Auch hierzu
    fällt mir eines auf. Dies wurde schon unterstrichen, und
    ich wiederhole es: Es ist schon seltsam, daß Gelder für
    die aktive Arbeitsmarktpolitik, die im Wahljahr 1998
    auch von Ihnen anerkannt, beantragt und ausgegeben
    wurden und – dies unterstreiche ich – richtig waren, jetzt
    plötzlich falsch sein sollen und Ihrer Meinung nach
    wegfallen können. Nein, hier ist Stetigkeit gefragt. Es
    muß so gehandelt werden, daß die Gelder zur Verfügung
    gestellt werden.

    Es ist der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit in
    Nürnberg, Herr Jagoda, gewesen, der im Haushaltsaus-
    schuß noch einmal deutlich unterstrichen hat, daß die

    richtige Richtung eingeschlagen worden ist und daß die-
    ses Geld auch gebraucht wird.

    Meine Damen und Herren, als Kommunalpolitiker,
    der ich auch bin, möchte ich hinzufügen: Ich würde
    mich auch über den Wegfall des Jugendprogramms im
    Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik beschweren;
    denn durch diese Maßnahmen gelingt es doch auch,
    Menschen aus der Sozialhilfe herauszuholen, sie aus der
    Arbeitslosigkeit herauszuholen, wodurch auf der ande-
    ren Seite kommunale Mittel eingespart werden. Außer-
    dem kann den Menschen geholfen werden, damit sie
    wieder Selbstbewußtsein bekommen.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich bin selbst Vorsitzender eines Jugendhilfeaus-

    schusses im Landkreis Alzey-Worms, und ich muß sa-
    gen: Auch wir sind dankbar, daß es dieses Jugendpro-
    gramm gibt und daß die Jugendlichen nicht in eine Ent-
    wicklung abgleiten, die wir nicht begrüßen würden.

    Meine Damen und Herren, weitere Finanzierungen
    sind notwendig. In diesem Zusammenhang sind Kinder-
    geld, Wohngeld und Erziehungsgeld zu nennen. Alle
    diese Mittel tragen mit dazu bei, die Kommunen zu ent-
    lasten und ihnen wieder Spielraum zu geben.

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum
    Schluß kommen. Alle Fachleute sagen, daß wir im Jahr
    2000 ein deutliches Wachstum von 2,5 Prozent bis
    3 Prozent haben werden. Unter diesen Voraussetzungen
    lassen sich die von uns eingeleiteten dringenden Refor-
    men besser verwirklichen. Dies kann, so schreibt die
    „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, nur gelingen, wenn
    sich alle daran beteiligen.

    Ich habe heute morgen die Rede von Herrn Glos ge-
    hört.


    (Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Eine gute Rede!)


    Ich muß sagen: Meine Damen und Herren, Sie haben
    leider kein Programm, keine Ziele vorgetragen. Sie ha-
    ben Ihre Politik nicht dargelegt.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


    Wir haben ein Programm. Das legen wir Ihnen heute
    vor. Machen Sie mit, um die Zukunftsfähigkeit unseres
    Staates weiter zu stärken.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich gebe nun dem
Staatsminister im Bundeskanzleramt, Dr. Michael Nau-
mann, das Wort.

D
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kersten Naumann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
    Herr Abgeordneter Lammert, Sie werfen der neuen In-
    stitution des Staatsministers für Kultur und Medienpoli-
    tik beim Bundeskanzleramt vor, ein Kaiser ohne Kleider
    zu sein. Ich weiß nicht, wo Sie sich einkleiden und wie

    Klaus Hagemann






    (A) (C)



    (B) (D)


    teuer Ihre Kleider sind. Aber Tatsache ist, daß diese
    Metapher, die aus einem Märchen stammt, nichts damit
    zu tun hat, daß diese neue Institution im laufenden
    Haushaltsjahr um 180 Millionen DM über dem Etat
    liegt, den Sie in der vorherigen Regierung in der Summe
    derselben Etatposten bei den diversen Ministerien haben
    erreichen können.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Auch im nächsten und im übernächsten Jahr werden wir
    über dem Haushaltsansatz liegen, den die frühere Bun-
    desregierung zur Verfügung gehabt hat.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


    – Das stimmt, Herr Kampeter. Sie selber wissen das
    ganz genau, denn Sie haben diesen Haushalt, so gut es
    ging, zu zerpflücken versucht. Das ist Ihnen jedoch nicht
    gelungen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich wollte hier aber etwas ganz anderes kurz zur

    Sprache bringen. Ich bedaure es, daß Ministerpräsident
    Vogel wieder gegangen ist, denn er hätte Sie darüber
    aufklären können, wie diese neue Institution und die
    Politik des Bundeskanzleramtes – insofern auch meine
    Politik – in den neuen Ländern beurteilt werden. Tatsa-
    che ist, daß bis zum Jahre 2003 auf Grund unserer Poli-
    tik eine Gesamtsumme von einer halben Milliarde DM
    mobilisiert wird, um daniederliegende Kulturinstitu-
    tionen der ehemaligen DDR zu renovieren. Darauf sind
    wir stolz.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie haben vergessen, daß der Bund 1993 in den neuen
    Ländern den Kulturförderungsvorhang hat fallen lassen.
    Das haben wir geändert.

    Noch etwas: Als dieses Amt geschaffen wurde, gab
    es vor allem aus den CDU-regierten Ländern, ganz be-
    sonders aus Bayern, lebhaften Protest bezüglich der Ver-
    fassungsmäßigkeit dieser Institution. Diesen Protest hört
    man nicht mehr. Allerdings erinnere ich mich sehr wohl
    noch daran, wie sich zum Beispiel mein Kollege Zehet-
    mair über den Einsatz der Bundesregierung hinsichtlich
    der Aufrechterhaltung der Buchpreisbindung bei der
    Kommission in Brüssel geäußert hat.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Zu Recht!)

    Das seien, so sagte er, die Ritte eines Don Quichotte ge-
    gen die Windmühlen der Kommission. Aber eines steht
    fest: Sancho Pansa habe ich in den letzten Wochen in
    Brüssel nicht mehr gesehen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Wahrheit ist: Ohne den Einsatz der Bundesregierung
    wäre der gebundene Ladenpreis gefallen, und Sie hätten
    bereits heute eine Konzentrationsbewegung im Buch-
    handel, durch die ein Verlust von über 10 000 Arbeits-
    plätzen binnen eines Jahres zu beklagen gewesen wäre.

    Die Verhinderung ist unter anderem dem bundespoliti-
    schen Einsatz zu verdanken.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich habe es sehr bedauert, daß bei der letzten Ratssit-
    zung der Kulturminister Europas der Vertreter der Län-
    der – die im übrigen Mitsprache, ja sogar Sachkompe-
    tenz beanspruchen – gar nicht erst gekommen ist. So
    sieht es in der Wirklichkeit aus.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Was? Wer ist das denn?)


    – Herr Zehetmair. – Weil das so ist, empfehle ich doch
    sehr, Herr Abgeordneter, sich bei der Beurteilung dieses
    Amtes nicht auf die Feuilletonausschnitte des CDU-
    Parteivorstands zu verlassen. Lesen Sie die ganzen Arti-
    kel, zum Beispiel in der „Zeit“! Das ist sehr erfreulich
    und sehr schön.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Außerdem empfehle ich Ihnen – wenn wir uns schon
    Zeitungen vorhalten – die Sonntagsausgabe des „Tages-
    spiegels“, in der klar und deutlich zu lesen ist: „Diese
    Bilanz lässt sich sehen“.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber, Herr Abgeordneter, es gibt auch zahllose Ge-
    biete, auf denen es – gottlob – im Kulturausschuß des
    Bundestages Einheit, Eintracht, ja sogar dieselben Vor-
    stellungen über die Richtigkeit der Bundespolitik gibt.
    Da möchte ich ganz besonders das Bündnis für den
    Film erwähnen. Vor wenigen Wochen sagte Ihr Frakti-
    onsvorsitzender, von dem Bündnis für den Film sei
    nichts mehr zu hören. Ich habe ihm damals gesagt: län-
    gere Antennen, dann würde er etwas davon hören, und
    zwar aus seiner eigenen Fraktion.

    Das Bündnis für den Film wird – und es hat das be-
    reits getan; das steht fest – die Situation der freien Pro-
    duzenten in Deutschland verbessern. Das wird, falls das
    nicht konsensual zwischen den öffentlich-rechtlichen
    Anstalten und den Filmproduzenten möglich ist, mit ei-
    ner auch von Ihrer Fraktion begrüßten Novellierung des
    Filmförderungsgesetzes geschehen. Am Ende dieses
    Bündnisses für den Film wird – auch mit Ihrer Hilfe –
    eine verbesserte Filmlandschaft in Deutschland, die eine
    größere Exportfähigkeit vorweisen kann, stehen.

    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihre Rechtfertigung ist doch eine Selbstanklage, Herr Staatsminister!)