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ID1407206100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/72 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetzes 2000) (Drucksachen 14/1400, 14/1680) ...................................... 6505 A b) Beschlußempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 1999 bis 2003 (Drucksachen 14/1401, 14/1680, 14/1925) ...................................... 6505 B 14. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/1904, 14/1922) ............... 6505 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 6505 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..................................................... 6510 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6512 A Dr. Helmut Kohl CDU/CSU ........................ 6515 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6517 D Michael Glos CDU/CSU ................................. 6518 C Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6518 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ......................... 6519 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6523 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ..................... 6527 B Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 6528 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 6533 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 6539 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 6543 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD .................... 6544 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6548 B Cornelia Pieper F.D.P....................................... 6550 C Jörg Tauss SPD ........................................... 6552 A Lothar Mark SPD ............................................ 6552 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU .................... 6555 D Lothar Mark SPD ............................................ 6556 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6556 C Rolf Schwanitz SPD ........................................ 6559 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6560 A Klaus Hagemann SPD ..................................... 6560 B Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK ...... 6562 D Namentliche Abstimmung ............................... 6564 A Ergebnis ........................................................... 6566 C 15. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/1905, 14/1922) ..................................................... 6564 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU .................. 6564 B Uta Titze-Stecher SPD .................................... 6569 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 6573 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 6575 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 6577 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6577 C Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 6577 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU .............. 6579 C Dr. Eberhard Brecht SPD ............................ 6581 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 6581 D Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6583 C Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 6585 D Ulrich Irmer F.D.P. ...................................... 6586 D Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU .......... 6587 B Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6590 D 16. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/1913, 14/1922) .............. 6591 C Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6591 C Volker Kröning SPD ........................................ 6594 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 6598 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 6600 B Heidi Lippmann PDS ....................................... 6602 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6603 C Paul Breuer CDU/CSU .................................... 6605 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 6608 D Paul Breuer CDU/CSU ................................ 6610 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 6610 D Helmut Rauber CDU/CSU .............................. 6613 C Namentliche Abstimmung ............................... 6614 A Ergebnis ........................................................... 6614 C 17. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/1917, 14/1922) .............. 6617 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 6617 B Dr. Emil Schnell SPD ...................................... 6618 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 6620 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6622 B Dr. R. Werner Schuster SPD ........................... 6623 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6624 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6624 C Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 6626 C Carsten Hübner PDS ....................................... 6627 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU ................... 6628 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 6629 D Nächste Sitzung ............................................... 6632 D Berichtigungen ................................................ 6632 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 6633 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6505 (A) (C) (B) (D) 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 71. Sitzung, Seite 6448 D, zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich frage Sie, wie das mit § 33c des Einkommenssteuergesetzes ist.“ 71. Sitzung, Seite 6484 B, erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Sie von der Opposition ha- ben an dieser Stelle gerügt, daß der Haushaltsansatz für die Bereitschaftspolizei um 3 Millionen DM gesenkt wird.“ Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6633 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Balt, Monika PDS 24.11.99 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.11.99 * Bury, Hans Martin SPD 24.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 24.11.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 24.11.99 Gebhardt, Fred PDS 24.11.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 24.11.99 Hofmann (Volkach), Frank SPD 24.11.99 Hovermann, Eike SPD 24.11.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 24.11.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 24.11.99 Lamers, Karl CDU/CSU 24.11.99 Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine F.D.P. 24.11.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 24.11.99 Ostrowski, Christine PDS 24.11.99 Röttgen, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.11.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 24.11.99 Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Simm, Erika SPD 24.11.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 24.11.99 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.11.99 Voßhoff, Andrea CDU/CSU 24.11.99 Wieczorek (Duisburg), Helmut SPD 24.11.99 ————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Antje Hermenau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Ab-
    geordneter Volker Hase, der von nichts weiß, Sie haben
    die Möglichkeit, zur Aufklärung der Sachverhalte, die

    Sie angeschnitten haben, beizutragen, indem Sie erlau-
    ben, daß Herr Weyrauch aussagt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Wo ist die Million geblieben?)


    Damit möchte ich aber die nostalgische Debatte über
    Wehrertüchtigung und andere Fragen beenden und über
    das reden, was Gegenstand der heutigen Debatte ist,
    nämlich über den Bundeshaushalt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Herr Rühe hat über alles geredet, aber nicht über den Bundeshaushalt!)


    Je mehr Sie solche Geschichten erzählen, je mehr Sie
    daran erinnern, wie schön früher alles war, desto mehr
    erwecken Sie in mir den Eindruck, wie sehr es Ihnen ab-
    geht, daß Sie durch den Machtwechsel die Gestaltungs-
    hoheit auch in der Sache an uns haben abgeben müssen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Der Ernüchterungsschock bei der CDU/CSU – auch
    bei der F.D.P., dort aber weniger – wird in dem Moment
    kommen, in dem die Mehrheiten, die Sie jetzt bei Kom-
    munalwahlen in NRW und bei Landtagswahlen aufge-
    baut haben – Sie hoffen darauf auch, Herr Rühe –, Sie in
    Ihren eigenen Reihen politisch ganz massiv unter Druck
    setzen werden. Sie werden sich eine solche an der Sache
    vorbeigeführte Rede über Bundesfinanzen in Zukunft
    nicht mehr leisten können, weil Ihre eigene Basis Ihnen
    die Hölle heiß macht, wenn Sie versuchen, mit solchen
    Platitüden Bundespolitik zu gestalten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Da das Thema der deutschen Einheit auf eine, wie ich
    finde, nicht ganz zutreffende Art und Weise angespro-
    chen worden ist, mache ich dazu ein paar kurze Ausfüh-
    rungen. Man kann leicht entlarven, wie falsch die Be-
    hauptung ist, daß sich Rotgrün den Herausforderungen
    der deutschen Einheit nicht stellen würde. In den neu-
    en Ländern ist in nächster Zeit keine einzige Wahl zu
    erwarten: keine Bundestagswahl, keine Landtagswahl.
    Trotzdem haben wir in Ostdeutschland finanzielle
    Schwerpunkte gesetzt. Trotz eines 30-Milliarden-DM-
    Sparpaketes wird man hier ganz verstärkt in die wichti-
    gen Zukunftsfelder investieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wie sehr Sie falsch gelegen haben, können wir ein-
    mal aufdröseln. Herr Waigel wurde heute als der große
    finanzpolitische Architekt der deutschen Einheit gelobt.
    Sehen wir uns seine Kunst doch einmal an: 1993 waren
    Sie, Herr Waigel, einer groben Fehleinschätzung unter-
    legen, als es um das Vorangehen zwar nicht der deut-
    schen Einheit, aber der europäischen Einheit ging. Sie
    haben maßgeblich Einfluß darauf genommen, welche
    Kriterien für die Teilnahme an der europäischen Wäh-
    rungsunion festgelegt wurden. Sie selber haben bei-
    spielsweise hinsichtlich der Gesamtverschuldung davon

    Volker Rühe






    (A) (C)



    (B) (D)


    gesprochen, daß 60 vom Hundert des Bruttoinlandspro-
    dukts eine leicht einzuhaltende Grenze sei. Damals war
    das auch leicht versprochen. Da lag der Anteil noch bei
    48 vom Hundert, da schien das ein leichtes Ziel. Auch
    die 3-Prozent-Grenze bei der Neuverschuldung schien
    sehr einfach zu erreichen. Und dann stellten Sie fest, daß
    Ihnen alle Fehler, die Sie am Anfang gemacht haben, in-
    dem Sie die Kosten der deutschen Einheit nicht von
    vornherein über die Steuerfinanzierung sichergestellt,
    sondern versucht haben, sie über die Beitragsfinanzie-
    rung auf die Versicherungsträger abzuwälzen, auf die
    Füße fielen. Schon drei Jahre später, 1996, fiel es Ihnen
    unglaublich schwer, die von Ihnen mit aufgestellten
    Maastricht-Kriterien tatsächlich zu erfüllen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir sitzen jetzt mit dem ganzen Schlamassel da, und
    haben ihn aufzuräumen, und zwar, wenn es geht, zügig.
    Wir müssen uns in jede Richtung umschauen. Denn in
    jeder Richtung liegt etwas Schweres, etwas Kompli-
    ziertes, das nicht gelöst ist. In unserer Fraktion kursiert
    schon der Spruch von den drei V: Man möchte alles ver-
    schieben, man möchte alles verdrängen, man möchte
    alles verleugnen.


    (Beifall des Abg. Hans Georg Wagner [SPD])

    So läuft das die ganze Zeit. Wir müssen das jetzt auf-

    räumen. Das machen wir.
    Hätte Schwarzgelb weiterregiert, hätten wir laut Ihrer

    eigenen Finanzplanung im Jahre 2000 eine Nettoneu-
    verschuldung von mindestens 54,5 Milliarden DM zu
    verzeichnen. Wo steht Rotgrün? Bei 49,5 Milliarden
    DM. Wir liegen glatt darunter.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wie ist denn 1998 gelaufen? Darüber kann man jetzt
    große Reden schwingen. Aber Sie haben fast 20 Milliar-
    den DM an Privatisierungserlösen hineinbuttern müssen,
    um den Haushalt überhaupt aufstellen zu können,


    (Zuruf von der SPD: Das ist die Wahrheit!)

    während wir jetzt auf lächerliche 3,5 Milliarden DM
    sehen. Übrigens wird alles, was aus diesen Privatisie-
    rungserlösen kommt, in die Tilgung der Schulden gehen
    und nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern verwendet
    werden, so wie Sie das gemacht haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Es war zu schaffen, einen verfassungsgemäßen Haus-
    halt aufzustellen. Es war möglich, den Stabilitätspakt in
    Europa einzuhalten. Dies war also nicht, wie Sie immer
    behauptet haben, ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es
    war auch nicht, wie es der Kollege Rexrodt gestern sag-
    te, ein Routinehaushalt. Das kann man nun wirklich
    nicht sagen. Die Anstrengungen, die unternommen wer-
    den mußten, waren enorm. Sie haben sich auf der innen-
    politischen Debatte ausgeruht, die natürlich im Gefolge
    dieser Kraftanstrengungen geführt wurde.

    Ich sage es Ihnen noch einmal: Trotz der guten Wahl-
    ergebnisse, auf denen Sie sich jetzt ausruhen, werden
    Sie davon eingeholt, daß Ihnen seitens der Länder und
    von kommunaler Seite die Hölle heiß gemacht wird,
    wenn Sie versuchen, einen Haushalt mit solchen Platitü-
    den zu diskutieren. Wo sind denn Ihre Vorschläge? Der
    einzige Vorschlag, den ich im Ohr habe, bezieht sich auf
    die Herabsetzung des Zuschusses an die Bundesanstalt
    für Arbeit auf Null. Da lachen ja die Hühner! Das be-
    deutet im Klartext auf einen Schlag 200 000 Arbeitslose
    in den fünf neuen Ländern mehr.

    Sie verbreiten vergiftete Vorschläge. Stellt sich doch
    ein Kollege aus dem Haushaltsausschuß hierher und
    meint, wir hätten außerordentlich viel Geld übrig. Dieses
    liege bei den Postunterstützungskassen. Wir seien nur zu
    blöd, die Aktien zu verkaufen. – Das kann ich nicht
    mehr hören! Sie hatten bereits angefangen, diese Aktien
    zu verkaufen. Wir halten dies für eine sehr kurzsichtige
    Denkweise und für kurzatmiges Handeln. Sie wissen
    ganz genau, daß wir das Volumen und die Erlöse aus
    diesen Aktien angesichts steigender Zahlungen für die
    Pensionen der ehemaligen Postbediensteten benötigen
    werden. Oder wollen Sie das auch wieder auf den Steu-
    erzahler abwälzen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Auch ein Volker Rühe kann sich nicht hierherstellen
    und sagen, unter seiner sechsjährigen Ägide als Bundes-
    verteidigungsminister habe es keine drastischen Proble-
    me beim Verteidigungsetat gegeben. Wenn ich es richtig
    weiß, ist dieser in den sechs Jahren um circa 11 Prozent
    abgesenkt worden, und zwar ohne eine Wehrstruktur-
    reform. Er wurde einfach gesenkt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Worin die Berechenbarkeit bestehen soll, weiß ich
    nicht. Wahrscheinlich besteht sie im stetigen Absinken.
    Wir sind immerhin aufgestanden und haben gesagt: Wir
    führen eine Wehrstrukturreform durch. Dies hatte nicht
    nur etwas mit Einsparbemühungen zu tun, sondern auch
    mit den Anforderungen, die an die Wehrfähigkeit
    Deutschlands als Partnerstaat der NATO gestellt wer-
    den. Wir müssen uns diesen neuen Aufgaben stellen.
    Auch das wird im Zusammenhang mit der Wehrstruktur-
    reform zu debattieren sein.

    Wir können uns nicht einfach durchwurschteln, ohne
    eine Wehrstrukturreform zu machen, ohne eine Gesund-
    heitsstrukturreform zu machen, ohne eine Rentenreform
    zu machen, ohne eine Steuerreform zu machen. Es kann
    doch wohl nicht wahr sein, daß Sie sich, wenn all diese
    Dinge angepackt werden, hinstellen und sagen: Da ma-
    chen wir nicht mit. Bei der Rentenreform haben Sie ge-
    merkt, daß Sie sich der Verantwortung nicht weiter ent-
    ziehen können, wenn Sie das Attribut einer Volkspartei
    behalten wollen. Wir nehmen diesen Vorschlag auch an.
    Die rotgrüne Koalition hat das signalisiert. Ich sage
    für die Grünen, daß wir der Auffassung sind, in dieser
    Frage vielleicht sogar vermittelnd fungieren zu kön-
    nen, denn unsere Vorschläge zur Rentenreform glei-

    Volker Rühe






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    chen teilweise denen der SPD und teilweise denen der
    CDU/CSU.


    (V o r s i t z : Vizepräsident Rudolf Seiters)

    Es wird also eine interessante Debatte werden, bei der
    ich davon ausgehe, daß die Grünen die richtigen Impulse
    mit einspeisen werden. Ich bin sehr zufrieden, daß Sie
    erkannt haben, daß Sie sich aus der Debatte nicht mehr
    herausmogeln können.

    Noch ein Wort zum Haushalt. Wo sind wir mit Ihrer
    Haushaltspolitik der letzten Jahre denn gelandet? Bei ei-
    nem strukturellen Defizit, das sich dauernd um die
    20 Milliarden DM bewegte, mal etwas darüber, mal et-
    was darunter, über Jahre hinweg. Da Sie immer der Auf-
    fassung sind, das sei eine Chimäre – wie das hier ge-
    nannt wurde –, irgendein Hirngespinst, will ich das ein-
    mal klarstellen. Im Jahresbericht des Bundesrech-
    nungshofes vom Oktober 1999 – der ist also noch warm
    vom Druck – steht:

    Die wachsenden strukturellen Deckungslücken sind
    in erheblichem Umfang durch zunehmende Erlöse
    aus Vermögenswerten ausgeglichen worden.

    Das war 1998 und 1997. Das war Theo Waigel, um das
    einmal klarzustellen. Er hat das Tafelsilber verjuxt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Der Bundesrechnungshof sagt weiter:
    Diese Entwicklung ist bedenklich, da Vermögen für
    künftige Verpflichtungen aufgebraucht werden und
    Vermögensminderungen dann natürlich auch künf-
    tigen Generationen nicht mehr zur Verfügung ste-
    hen.

    Sie haben die Bundesfinanzen an die Wand gefahren.
    Sie haben die Strukturreformen versäumt. Sie sprechen
    seit einer Dekade dauernd von den Schwierigkeiten der
    deutschen Einheit und versuchen, Ihre Handlungsunfä-
    higkeit dahinter zu verstecken. Sie haben recht, wenn
    Sie sagen, Sie hätten die deutsche Einheit willkommen
    geheißen. Aber Sie haben die Chancen nicht genutzt.
    Die deutsche Einheit wäre die Möglichkeit gewesen, all
    diese Strukturreformen, die im Westen längst fällig wa-
    ren, durchzuführen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Diese Chance haben Sie nicht genutzt. Aber Sie nutzen
    natürlich gerne die deutsche Einheit, durch die der Auf-
    bau der neuen Länder finanziert werden muß, als Deck-
    mantel dafür, daß Sie nicht handeln konnten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das ist eine Aussage über Ihre eigene Unfähigkeit. Aber
    es hat nichts mit dem zu tun, was Rotgrün in einem Jahr
    alles auf die Beine gestellt hat.

    Ich bedanke mich.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich gebe der Kolle-
gin Cornelia Pieper für die F.D.P.-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Cornelia Pieper


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Der Bundeskanzler hat seine
    Regierung dafür gerühmt, daß es im kommenden Jahr
    500 000 Arbeitslose weniger in Deutschland geben wer-
    de. Sie haben das mit Ihrer Politik in Zusammenhang
    gebracht.

    Ich will hier richtigstellen: Jeder Arbeitsplatz, der zu-
    sätzlich geschaffen wird, wird durch die Wirtschaft, die
    Existenzgründer, die Freiberufler, die Handwerker, die
    kleinen und mittelständischen Betriebe geschaffen, aber
    auf keinen Fall durch Ihre Politik, die Desorientierung
    und Planungsunsicherheit in Deutschland hervorge-
    bracht hat, insbesondere für die Unternehmen in diesem
    Land.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ich will noch einmal klarstellen: Das neueste Jahres-

    gutachten der fünf Wirtschaftsweisen hat in der Tat ein
    höheres Wirtschaftswachstum für Gesamtdeutschland
    prognostiziert. Aber der Vorsitzende des Sachverständi-
    genrates, Herbert Hax, hat fast wörtlich gesagt, der
    Rückgang der Arbeitslosigkeit basiere vor allem auf
    demographischen Faktoren und habe verhältnismäßig
    wenig mit dem Konjunkturaufschwung zu tun. Bitte
    schreiben Sie sich das endlich hinter die Ohren, und
    verdrehen Sie hier nicht die Tatsachen!


    (Beifall bei der F.D.P.)

    3 Prozent Einkommenssteigerung für die Bevölke-

    rung – was hat denn diese letztlich bewirkt, wenn Sie
    den Menschen in diesem Land das Geld in die eine Ta-
    sche stecken und es aus der anderen Tasche wieder he-
    rausziehen? Wir wissen doch alle, daß die ökologische
    Steuerreform eine Belastung der privaten Haushalte
    und der Wirtschaft in diesem Land bedeutet.


    (Rudolf Bindig [SPD]: Sie haben keine Ahnung!)


    Deswegen kann man sich damit überhaupt nicht rühmen,
    denn Sie vernichten Arbeitsplätze mit der ökologischen
    Steuerreform. Das ist die Wahrheit.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, daß das Brut-
    tosozialprodukt im nächsten Jahr im Osten weit unter
    dem der alten Bundesländer liegen wird. Die Arbeitslo-
    senquote steigt; das wurde schon gesagt. Die ostdeut-
    schen Arbeitgeberverbände haben sich in der vergange-
    nen Woche an Bundeskanzler Schröder mit einem
    Schreiben gewandt und ihn aufgefordert, endlich die
    Trendwende für den Osten herbeizuführen, für eine sta-
    bile Förderung in den neuen Ländern zu sorgen und zu
    verhindern, daß die Entwicklung in Ost und West wei-
    terhin auseinanderdriftet.


    (Sabine Kaspereit [SPD]: Was haben Sie denn in den letzten acht Jahren dafür getan?)


    Antje Hermenau






    (A) (C)



    (B) (D)


    Der Bundeskanzler – Frau Kaspereit, zu dieser Regie-
    rung stehen Sie ja – hat in seiner Regierungserklärung
    anläßlich seines Amtsantrittes gesagt, für ihn sei der
    Aufbau Ost Chefsache.


    (Sabine Kaspereit [SPD]: Das glaube ich ihm auch!)


    Mir klingen diese Worte in den Ohren. Chef ist er seit
    langem; aber für ihn ist die Chefsache nur eine Worthül-
    se geblieben. Sie haben doch keine neuen, innovativen
    Ideen im Hinblick auf den Aufbau Ost eingebracht. Sie
    nennen immer wieder das Programm Inno-Regio.


    (Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

    Das ist das einzig neue Programm.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: FUTOUR!)

    An anderer Stelle haben Sie gekürzt.


    (Jörg Tauss [SPD]: Wo denn?)

    Insgesamt wurde bei den neuen Bundesländern um rund
    3 Milliarden DM gekürzt, und zwar bei Haushaltsposi-
    tionen, bei denen es besonders weh tut, bei denen es um
    Investitionen und Arbeitsplätze geht.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Wo denn konkret? Nennen Sie Einzelplan und Titel!)


    – Konkret zum Beispiel bei der Gemeinschaftsaufgabe
    „Regionale Wirtschaftsstruktur Ost“ um 285 Millionen
    DM,


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Im Einvernehmen mit den Ländern!)


    bei dem Eigenkapitalhilfeprogramm um zirka 500 Mil-
    lionen DM und bei den Strukturanpassungsmaßnahmen
    Ost um 800 Millionen DM. Das ist keine Politik, die
    man als Chefsache bezeichnen kann. Hier werden Ein-
    schnitte vorgenommen, die zu Lasten der Menschen ge-
    hen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich möchte auch auf das Thema Infrastrukturaus-
    bau zu sprechen kommen. Staatsminister Schwanitz hat
    in der gestrigen Debatte deutlich gemacht, daß es beim
    Verkehrswegebau im Osten Planungssicherheit gebe.
    Darüber kann ich nur lachen. Wir alle wissen doch, daß
    auch über den Verkehrsprojekten „Deutsche Einheit“
    das Damoklesschwert einer globalen Minderausgabe in
    Höhe von 5 Milliarden DM schwebt.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Völlig richtig!)


    Es geht um 5 Milliarden DM, die nicht finanziert sind.

    (Sabine Kaspereit [SPD]: Die hatten Sie nicht finanziert!)

    Angesichts dessen kann man doch nicht von Planungssi-
    cherheit sprechen. Sie haben überhaupt kein Interesse,
    den Osten an das Schienenverkehrswegenetz in Europa
    anzubinden. Sonst würden Sie den ICE von Nürnberg
    nach Berlin, der über den Thüringer Wald und durch

    Sachsen-Anhalt führt, bauen. Statt dessen schieben Sie
    ihn auf das Abstellgleis. Das ist doch die Wahrheit.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sabine Kaspereit [SPD]: Wenn Sie da Geld eingestellt hätten, hätten wir ihn auch gebaut!)


    Weiterhin ist zu erwähnen, daß Kürzungen bei Inve-
    stitionen und beim Infrastrukturausbau immer zu Lasten
    von Wirtschaft und Arbeitsplätzen gehen.


    (Sabine Kaspereit [SPD]: Sie müssen Ursache und Wirkung auseinanderhalten!)


    Das Frankfurter Institut, die Stiftung für Marktwirtschaft
    und Politik, hat in seinem letzten Bericht zur wirtschaft-
    lichen Lage in Ostdeutschland deutlich gemacht – ich
    zitiere –:

    Auch mit Blick auf das Ziel des Subventionsabbau-
    es wäre eine Rückführung der Investitionen in die
    wirtschaftsnahe Infrastruktur völlig kontraproduk-
    tiv.

    Meine Damen und Herren, die haben recht.

    (Beifall bei der F.D.P.)


    Allein im letzten Jahr sind die Investitionen in ost-
    deutsche Unternehmen um rund 6 Prozent zurückgegan-
    gen. So schaffen wir es doch nicht, die Arbeitslosigkeit
    in den neuen Bundesländern zurückzuführen. Sie haben
    bei Ihrer Politik die falsche Zielrichtung.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Als letztes möchte ich an dieser Stelle auf Frau Her-

    menau eingehen, die mich aufgefordert hat, darzulegen,
    was die Opposition bzw. die F.D.P.-Bundestagsfraktion
    eigentlich in bezug auf das Thema Aufbau Ost tut und
    welche Vorschläge zur Angleichung der Lebensverhält-
    nisse wir haben.


    (Joachim Poß [SPD]: Steuersenkung!)

    Wir haben in den Haushaltsberatungen konkrete Vor-
    schläge gemacht. Stimmen Sie doch endlich unseren
    Anträgen zu, wenn es darum geht, den Bundeswehrsold
    in Ost- und Westdeutschland anzugleichen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: O je! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Warum haben Sie das denn nicht vorher schon gemacht?)


    Es besteht überhaupt kein Grund dafür, daß die Soldaten
    im Osten, die wie ihre Kollegen aus dem Westen in
    den Kosovo geschickt werden, wenn sie nach Hause
    kommen, weiterhin 86,5 Prozent des Westsoldes be-
    kommen.


    (Sabine Kaspereit [SPD]: Haben wir das richtig verstanden, daß das Ihre Gesetze waren?)