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ID1407205900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/72 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetzes 2000) (Drucksachen 14/1400, 14/1680) ...................................... 6505 A b) Beschlußempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 1999 bis 2003 (Drucksachen 14/1401, 14/1680, 14/1925) ...................................... 6505 B 14. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/1904, 14/1922) ............... 6505 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 6505 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..................................................... 6510 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6512 A Dr. Helmut Kohl CDU/CSU ........................ 6515 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6517 D Michael Glos CDU/CSU ................................. 6518 C Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6518 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ......................... 6519 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6523 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ..................... 6527 B Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 6528 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 6533 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 6539 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 6543 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD .................... 6544 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6548 B Cornelia Pieper F.D.P....................................... 6550 C Jörg Tauss SPD ........................................... 6552 A Lothar Mark SPD ............................................ 6552 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU .................... 6555 D Lothar Mark SPD ............................................ 6556 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6556 C Rolf Schwanitz SPD ........................................ 6559 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6560 A Klaus Hagemann SPD ..................................... 6560 B Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK ...... 6562 D Namentliche Abstimmung ............................... 6564 A Ergebnis ........................................................... 6566 C 15. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/1905, 14/1922) ..................................................... 6564 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU .................. 6564 B Uta Titze-Stecher SPD .................................... 6569 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 6573 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 6575 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 6577 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6577 C Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 6577 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU .............. 6579 C Dr. Eberhard Brecht SPD ............................ 6581 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 6581 D Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6583 C Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 6585 D Ulrich Irmer F.D.P. ...................................... 6586 D Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU .......... 6587 B Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6590 D 16. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/1913, 14/1922) .............. 6591 C Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6591 C Volker Kröning SPD ........................................ 6594 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 6598 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 6600 B Heidi Lippmann PDS ....................................... 6602 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6603 C Paul Breuer CDU/CSU .................................... 6605 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 6608 D Paul Breuer CDU/CSU ................................ 6610 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 6610 D Helmut Rauber CDU/CSU .............................. 6613 C Namentliche Abstimmung ............................... 6614 A Ergebnis ........................................................... 6614 C 17. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/1917, 14/1922) .............. 6617 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 6617 B Dr. Emil Schnell SPD ...................................... 6618 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 6620 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6622 B Dr. R. Werner Schuster SPD ........................... 6623 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6624 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6624 C Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 6626 C Carsten Hübner PDS ....................................... 6627 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU ................... 6628 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 6629 D Nächste Sitzung ............................................... 6632 D Berichtigungen ................................................ 6632 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 6633 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6505 (A) (C) (B) (D) 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 71. Sitzung, Seite 6448 D, zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich frage Sie, wie das mit § 33c des Einkommenssteuergesetzes ist.“ 71. Sitzung, Seite 6484 B, erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Sie von der Opposition ha- ben an dieser Stelle gerügt, daß der Haushaltsansatz für die Bereitschaftspolizei um 3 Millionen DM gesenkt wird.“ Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6633 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Balt, Monika PDS 24.11.99 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.11.99 * Bury, Hans Martin SPD 24.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 24.11.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 24.11.99 Gebhardt, Fred PDS 24.11.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 24.11.99 Hofmann (Volkach), Frank SPD 24.11.99 Hovermann, Eike SPD 24.11.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 24.11.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 24.11.99 Lamers, Karl CDU/CSU 24.11.99 Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine F.D.P. 24.11.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 24.11.99 Ostrowski, Christine PDS 24.11.99 Röttgen, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.11.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 24.11.99 Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Simm, Erika SPD 24.11.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 24.11.99 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.11.99 Voßhoff, Andrea CDU/CSU 24.11.99 Wieczorek (Duisburg), Helmut SPD 24.11.99 ————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Volker Rühe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Nein, denn ich komme
    zum letzten Satz. – Es ist gar keine Frage, daß es harte
    politische Auseinandersetzungen geben muß. Das nützt
    auch der Demokratie.


    (Zuruf von der SPD: Reden Sie bitte zum Parlament! Haben Sie ein wenig Anstand!)


    Volker Rühe






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Meine herzliche Bitte ist aber, dabei Anstand zu bewah-
    ren.

    Ich habe noch in Erinnerung, wie Herr Ströbele und
    seine Kollegen während des Golf-Krieges durch Berlin
    gezogen sind und eine Blutspur gelegt haben. Ihre Pa-
    role lautete damals: „Blut für Benzin“. Herrn Außen-
    minister Fischer, der leider gerade nicht da ist, möchte
    ich sagen, daß die rechtliche Grundlage für das Eingrei-
    fen im Golf-Krieg besser war als die für das Eingreifen
    im Kosovo. Dazu will ich aber nichts weiter sagen, da
    auch ich letztlich ja dazu gesagt habe. Damals hat man
    einen Staat von der Landkarte getilgt, nämlich Kuwait.
    Daraufhin haben die Vereinten Nationen eingegriffen,
    und auf dieser Grundlage ist gehandelt worden. Herr
    Schlauch, Sie und Ihre Genossen


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe keine Genossen!)


    haben damals noch gesagt, das sei „Blut für Benzin“.
    Dafür sollten Sie sich schämen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zurufe von der CDU/CSU: Pfui! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nostalgia!)


    Meine herzliche Bitte

    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine herzliche Bitte mehr! Diese herzliche Bitte können Sie sich in die Haare schmieren!)


    ist, daß Sie sich noch einmal überlegen, welche Rolle
    der Fraktionsvorsitzende Struck heute morgen gespielt
    hat. Greifen Sie uns als Partei an; das ist normal. Wir
    können uns verteidigen. Aber hören Sie auf, den Ein-
    druck zu erwecken, als sei in unserem Staat eine
    so schwerwiegende außenpolitische Entscheidung käuf-
    lich!


    (Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn den Eindruck erweckt?)


    Leisten Sie Ihren Beitrag dazu, daß solche infamen Ver-
    dächtigungen zurückgewiesen werden!

    Vielen Dank.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Joachim Poß [SPD]: Volker Rühe hat sich entzaubert! So eine schwache Rede war gut für uns! Da wird sich Frau Simonis aber freuen!)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt die Abgeordnete Antje Hermenau.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Antje Hermenau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Ab-
    geordneter Volker Hase, der von nichts weiß, Sie haben
    die Möglichkeit, zur Aufklärung der Sachverhalte, die

    Sie angeschnitten haben, beizutragen, indem Sie erlau-
    ben, daß Herr Weyrauch aussagt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Wo ist die Million geblieben?)


    Damit möchte ich aber die nostalgische Debatte über
    Wehrertüchtigung und andere Fragen beenden und über
    das reden, was Gegenstand der heutigen Debatte ist,
    nämlich über den Bundeshaushalt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Herr Rühe hat über alles geredet, aber nicht über den Bundeshaushalt!)


    Je mehr Sie solche Geschichten erzählen, je mehr Sie
    daran erinnern, wie schön früher alles war, desto mehr
    erwecken Sie in mir den Eindruck, wie sehr es Ihnen ab-
    geht, daß Sie durch den Machtwechsel die Gestaltungs-
    hoheit auch in der Sache an uns haben abgeben müssen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Der Ernüchterungsschock bei der CDU/CSU – auch
    bei der F.D.P., dort aber weniger – wird in dem Moment
    kommen, in dem die Mehrheiten, die Sie jetzt bei Kom-
    munalwahlen in NRW und bei Landtagswahlen aufge-
    baut haben – Sie hoffen darauf auch, Herr Rühe –, Sie in
    Ihren eigenen Reihen politisch ganz massiv unter Druck
    setzen werden. Sie werden sich eine solche an der Sache
    vorbeigeführte Rede über Bundesfinanzen in Zukunft
    nicht mehr leisten können, weil Ihre eigene Basis Ihnen
    die Hölle heiß macht, wenn Sie versuchen, mit solchen
    Platitüden Bundespolitik zu gestalten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Da das Thema der deutschen Einheit auf eine, wie ich
    finde, nicht ganz zutreffende Art und Weise angespro-
    chen worden ist, mache ich dazu ein paar kurze Ausfüh-
    rungen. Man kann leicht entlarven, wie falsch die Be-
    hauptung ist, daß sich Rotgrün den Herausforderungen
    der deutschen Einheit nicht stellen würde. In den neu-
    en Ländern ist in nächster Zeit keine einzige Wahl zu
    erwarten: keine Bundestagswahl, keine Landtagswahl.
    Trotzdem haben wir in Ostdeutschland finanzielle
    Schwerpunkte gesetzt. Trotz eines 30-Milliarden-DM-
    Sparpaketes wird man hier ganz verstärkt in die wichti-
    gen Zukunftsfelder investieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wie sehr Sie falsch gelegen haben, können wir ein-
    mal aufdröseln. Herr Waigel wurde heute als der große
    finanzpolitische Architekt der deutschen Einheit gelobt.
    Sehen wir uns seine Kunst doch einmal an: 1993 waren
    Sie, Herr Waigel, einer groben Fehleinschätzung unter-
    legen, als es um das Vorangehen zwar nicht der deut-
    schen Einheit, aber der europäischen Einheit ging. Sie
    haben maßgeblich Einfluß darauf genommen, welche
    Kriterien für die Teilnahme an der europäischen Wäh-
    rungsunion festgelegt wurden. Sie selber haben bei-
    spielsweise hinsichtlich der Gesamtverschuldung davon

    Volker Rühe






    (A) (C)



    (B) (D)


    gesprochen, daß 60 vom Hundert des Bruttoinlandspro-
    dukts eine leicht einzuhaltende Grenze sei. Damals war
    das auch leicht versprochen. Da lag der Anteil noch bei
    48 vom Hundert, da schien das ein leichtes Ziel. Auch
    die 3-Prozent-Grenze bei der Neuverschuldung schien
    sehr einfach zu erreichen. Und dann stellten Sie fest, daß
    Ihnen alle Fehler, die Sie am Anfang gemacht haben, in-
    dem Sie die Kosten der deutschen Einheit nicht von
    vornherein über die Steuerfinanzierung sichergestellt,
    sondern versucht haben, sie über die Beitragsfinanzie-
    rung auf die Versicherungsträger abzuwälzen, auf die
    Füße fielen. Schon drei Jahre später, 1996, fiel es Ihnen
    unglaublich schwer, die von Ihnen mit aufgestellten
    Maastricht-Kriterien tatsächlich zu erfüllen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir sitzen jetzt mit dem ganzen Schlamassel da, und
    haben ihn aufzuräumen, und zwar, wenn es geht, zügig.
    Wir müssen uns in jede Richtung umschauen. Denn in
    jeder Richtung liegt etwas Schweres, etwas Kompli-
    ziertes, das nicht gelöst ist. In unserer Fraktion kursiert
    schon der Spruch von den drei V: Man möchte alles ver-
    schieben, man möchte alles verdrängen, man möchte
    alles verleugnen.


    (Beifall des Abg. Hans Georg Wagner [SPD])

    So läuft das die ganze Zeit. Wir müssen das jetzt auf-

    räumen. Das machen wir.
    Hätte Schwarzgelb weiterregiert, hätten wir laut Ihrer

    eigenen Finanzplanung im Jahre 2000 eine Nettoneu-
    verschuldung von mindestens 54,5 Milliarden DM zu
    verzeichnen. Wo steht Rotgrün? Bei 49,5 Milliarden
    DM. Wir liegen glatt darunter.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wie ist denn 1998 gelaufen? Darüber kann man jetzt
    große Reden schwingen. Aber Sie haben fast 20 Milliar-
    den DM an Privatisierungserlösen hineinbuttern müssen,
    um den Haushalt überhaupt aufstellen zu können,


    (Zuruf von der SPD: Das ist die Wahrheit!)

    während wir jetzt auf lächerliche 3,5 Milliarden DM
    sehen. Übrigens wird alles, was aus diesen Privatisie-
    rungserlösen kommt, in die Tilgung der Schulden gehen
    und nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern verwendet
    werden, so wie Sie das gemacht haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Es war zu schaffen, einen verfassungsgemäßen Haus-
    halt aufzustellen. Es war möglich, den Stabilitätspakt in
    Europa einzuhalten. Dies war also nicht, wie Sie immer
    behauptet haben, ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es
    war auch nicht, wie es der Kollege Rexrodt gestern sag-
    te, ein Routinehaushalt. Das kann man nun wirklich
    nicht sagen. Die Anstrengungen, die unternommen wer-
    den mußten, waren enorm. Sie haben sich auf der innen-
    politischen Debatte ausgeruht, die natürlich im Gefolge
    dieser Kraftanstrengungen geführt wurde.

    Ich sage es Ihnen noch einmal: Trotz der guten Wahl-
    ergebnisse, auf denen Sie sich jetzt ausruhen, werden
    Sie davon eingeholt, daß Ihnen seitens der Länder und
    von kommunaler Seite die Hölle heiß gemacht wird,
    wenn Sie versuchen, einen Haushalt mit solchen Platitü-
    den zu diskutieren. Wo sind denn Ihre Vorschläge? Der
    einzige Vorschlag, den ich im Ohr habe, bezieht sich auf
    die Herabsetzung des Zuschusses an die Bundesanstalt
    für Arbeit auf Null. Da lachen ja die Hühner! Das be-
    deutet im Klartext auf einen Schlag 200 000 Arbeitslose
    in den fünf neuen Ländern mehr.

    Sie verbreiten vergiftete Vorschläge. Stellt sich doch
    ein Kollege aus dem Haushaltsausschuß hierher und
    meint, wir hätten außerordentlich viel Geld übrig. Dieses
    liege bei den Postunterstützungskassen. Wir seien nur zu
    blöd, die Aktien zu verkaufen. – Das kann ich nicht
    mehr hören! Sie hatten bereits angefangen, diese Aktien
    zu verkaufen. Wir halten dies für eine sehr kurzsichtige
    Denkweise und für kurzatmiges Handeln. Sie wissen
    ganz genau, daß wir das Volumen und die Erlöse aus
    diesen Aktien angesichts steigender Zahlungen für die
    Pensionen der ehemaligen Postbediensteten benötigen
    werden. Oder wollen Sie das auch wieder auf den Steu-
    erzahler abwälzen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Auch ein Volker Rühe kann sich nicht hierherstellen
    und sagen, unter seiner sechsjährigen Ägide als Bundes-
    verteidigungsminister habe es keine drastischen Proble-
    me beim Verteidigungsetat gegeben. Wenn ich es richtig
    weiß, ist dieser in den sechs Jahren um circa 11 Prozent
    abgesenkt worden, und zwar ohne eine Wehrstruktur-
    reform. Er wurde einfach gesenkt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Worin die Berechenbarkeit bestehen soll, weiß ich
    nicht. Wahrscheinlich besteht sie im stetigen Absinken.
    Wir sind immerhin aufgestanden und haben gesagt: Wir
    führen eine Wehrstrukturreform durch. Dies hatte nicht
    nur etwas mit Einsparbemühungen zu tun, sondern auch
    mit den Anforderungen, die an die Wehrfähigkeit
    Deutschlands als Partnerstaat der NATO gestellt wer-
    den. Wir müssen uns diesen neuen Aufgaben stellen.
    Auch das wird im Zusammenhang mit der Wehrstruktur-
    reform zu debattieren sein.

    Wir können uns nicht einfach durchwurschteln, ohne
    eine Wehrstrukturreform zu machen, ohne eine Gesund-
    heitsstrukturreform zu machen, ohne eine Rentenreform
    zu machen, ohne eine Steuerreform zu machen. Es kann
    doch wohl nicht wahr sein, daß Sie sich, wenn all diese
    Dinge angepackt werden, hinstellen und sagen: Da ma-
    chen wir nicht mit. Bei der Rentenreform haben Sie ge-
    merkt, daß Sie sich der Verantwortung nicht weiter ent-
    ziehen können, wenn Sie das Attribut einer Volkspartei
    behalten wollen. Wir nehmen diesen Vorschlag auch an.
    Die rotgrüne Koalition hat das signalisiert. Ich sage
    für die Grünen, daß wir der Auffassung sind, in dieser
    Frage vielleicht sogar vermittelnd fungieren zu kön-
    nen, denn unsere Vorschläge zur Rentenreform glei-

    Volker Rühe






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    chen teilweise denen der SPD und teilweise denen der
    CDU/CSU.


    (V o r s i t z : Vizepräsident Rudolf Seiters)

    Es wird also eine interessante Debatte werden, bei der
    ich davon ausgehe, daß die Grünen die richtigen Impulse
    mit einspeisen werden. Ich bin sehr zufrieden, daß Sie
    erkannt haben, daß Sie sich aus der Debatte nicht mehr
    herausmogeln können.

    Noch ein Wort zum Haushalt. Wo sind wir mit Ihrer
    Haushaltspolitik der letzten Jahre denn gelandet? Bei ei-
    nem strukturellen Defizit, das sich dauernd um die
    20 Milliarden DM bewegte, mal etwas darüber, mal et-
    was darunter, über Jahre hinweg. Da Sie immer der Auf-
    fassung sind, das sei eine Chimäre – wie das hier ge-
    nannt wurde –, irgendein Hirngespinst, will ich das ein-
    mal klarstellen. Im Jahresbericht des Bundesrech-
    nungshofes vom Oktober 1999 – der ist also noch warm
    vom Druck – steht:

    Die wachsenden strukturellen Deckungslücken sind
    in erheblichem Umfang durch zunehmende Erlöse
    aus Vermögenswerten ausgeglichen worden.

    Das war 1998 und 1997. Das war Theo Waigel, um das
    einmal klarzustellen. Er hat das Tafelsilber verjuxt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Der Bundesrechnungshof sagt weiter:
    Diese Entwicklung ist bedenklich, da Vermögen für
    künftige Verpflichtungen aufgebraucht werden und
    Vermögensminderungen dann natürlich auch künf-
    tigen Generationen nicht mehr zur Verfügung ste-
    hen.

    Sie haben die Bundesfinanzen an die Wand gefahren.
    Sie haben die Strukturreformen versäumt. Sie sprechen
    seit einer Dekade dauernd von den Schwierigkeiten der
    deutschen Einheit und versuchen, Ihre Handlungsunfä-
    higkeit dahinter zu verstecken. Sie haben recht, wenn
    Sie sagen, Sie hätten die deutsche Einheit willkommen
    geheißen. Aber Sie haben die Chancen nicht genutzt.
    Die deutsche Einheit wäre die Möglichkeit gewesen, all
    diese Strukturreformen, die im Westen längst fällig wa-
    ren, durchzuführen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Diese Chance haben Sie nicht genutzt. Aber Sie nutzen
    natürlich gerne die deutsche Einheit, durch die der Auf-
    bau der neuen Länder finanziert werden muß, als Deck-
    mantel dafür, daß Sie nicht handeln konnten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das ist eine Aussage über Ihre eigene Unfähigkeit. Aber
    es hat nichts mit dem zu tun, was Rotgrün in einem Jahr
    alles auf die Beine gestellt hat.

    Ich bedanke mich.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)