Rede von
Bartholomäus
Kalb
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Früher, als
noch Frau Matthäus-Maier diesem Hohen Hause ange-
hörte, konnte man jede Wette abschließen, daß in jeder
ihrer Reden das Thema Eurofighter auftauchen würde.
Jetzt ist es so, daß in jeder Rede stereotyp die Be-
hauptung mit den 1,5 Billionen DM Schulden kommt.
Kollege Austermann hat dazu das Wesentliche bereits
gesagt. Ich darf wiederholen, wie sich die Schulden zu-
sammensetzen. Niemand wird bestreiten, daß 500 Milli-
arden DM von der DDR geerbt wurden, daß der Bund
600 Milliarden DM netto in den Aufbau der neuen Län-
der investiert hat. Niemand von Ihnen wird auch
bestreiten können, daß wir den Rest 1982 von Ihnen ge-
erbt haben.
Wer so argumentiert wie Sie, lenkt ab, vereinfacht
und vernebelt. Sie oder der Herr Bundeskanzler sind der
Empfehlung eines Medienberaters – um nicht zu sagen:
eines Propagandaberaters – gefolgt. Wer dies leichtfertig
so hinstellt und als Schulden der Regierung Kohl/Waigel
bezeichnet, stellt unter Beweis, daß er nach wie vor ein
gestörtes Verhältnis zur deutschen Einheit hat.
Sie werden nicht bestreiten können, daß die Investi-
tionen in die deutsche Einheit eine ganz gewaltige Auf-
gabe darstellen, im übrigen eine ähnlich gewaltige Auf-
gabe, wie sie damals nach der Währungsumstellung zu
bewältigen war. Wer sich jemals die Mühe macht, in die
Pläne, in die Veröffentlichungen der Bundesschulden-
verwaltung hineinzuschauen, wird feststellen, daß dort
heute noch 8 Milliarden DM aus der Währungsumstel-
lung verbucht sind. Das heißt, man wird fairerweise sa-
gen müssen: Die enormen Aufgaben der Wiedervereini-
gung müssen mindestens von einer Generation getragen
werden und können nicht innerhalb von wenigen Jahren
bewältigt werden.