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    Plenarprotokoll 14/63 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 63. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 I n h a l t : Gedenkworte für die Opfer des Terroran- schlages auf das Parlament von Armenien....... 5569 A Erweiterung der Tagesordnung........................ 5569 B Absetzung der Tagesordnungspunkte 10, 15 und 16 .............................................................. 5569 C Glückwünsche zum Geburtstag der Abg. Frau Gabriele Iwersen ............................................ 5570 A Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung der Bundes- regierung zu den Ergebnissen der Son- dertagung des Europäischen Rates in Tampere am 15./16. Oktober 1999 Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 5570 B Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 5573 B Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD .......................... 5576 B Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 5578 C Claudia Roth (Augsburg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 5579 D Ulla Jelpke PDS............................................... 5581 C Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ ................................................................. 5583 A Manfred Kanther CDU/CSU............................ 5585 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 5587 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P. ... 5588 D Otto Schily, Bundesminister BMI.................... 5590 A Peter Altmaier CDU/CSU................................ 5592 D Otto Schily SPD........................................... 5593 B Peter Altmaier CDU/CSU................................ 5593 C Otto Schily SPD........................................... 5593 D Peter Altmaier CDU/CSU................................ 5593 D Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 5595 B Michael Stübgen CDU/CSU............................ 5596 C Otto Schily SPD........................................... 5597 D Michael Stübgen CDU/CSU............................ 5598 A Otto Schily SPD........................................... 5598 C Michael Stübgen CDU/CSU............................ 5598 D Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Erich G. Fritz, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Für eine umfassende multilaterale Ver- handlungsrunde über eine weitere Li- beralisierung im Welthandel (Drucksache 14/1664) ................................ 5599 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Ursula Lötzer, Carsten Hübner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Zukunftsfähiger Handel und umfassen- de Reform der WTO (Drucksache 14/1834) ................................ 5599 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Verbesserung der Kohärenz von EU- Agrarpolitik und Entwicklungspolitik II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 im Rahmen der WTO-II-Verhandlun- gen (Drucksache 14/1860) ................................ 5599 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dr. Sigrid Skar- pelis-Sperk, Dr. Norbert Wieczorek, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Margareta Wolf (Frankfurt), Dr. Uschi Eid, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Transparenz, offene Märkte, Fairness und nachhaltige Entwicklung: Für eine umfassende Weiterentwicklung des Welthandelssystems (Drucksache 14/1861) ................................ 5599 D Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD....................... 5600 A Dr. Heinz Riesenhuber CDU/CSU................... 5602 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 5605 A Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 5606 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN................................................... 5608 A Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 5608 B Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 5608 D Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 5609 A Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 5609 B Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 5609 B Ursula Lötzer PDS........................................... 6509 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi .... 5610 D Erich G. Fritz CDU/CSU................................. 5612 D Dr. Angelika Köster-Loßack BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN............................................ 5614 C Ulrich Heinrich F.D.P...................................... 5615 D Rolf Hempelmann SPD ................................... 5616 D Dr. Reinhard Göhner CDU/CSU ..................... 5618 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD................... 5618 C Dr. Reinhard Göhner CDU/CSU ..................... 5618 D Reinhold Hemker SPD..................................... 5619 D Tagesordnungspunkt 17: Überweisungen im vereinfachten Verfah- ren a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 18. Mai 1999 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Kuwait zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Ein- kommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Bezie- hungen (Drucksache 14/1841) ................................ 5621 A b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Drit- ten Gesetzes zur Änderung des Betäu- bungsmittelgesetzes (Drucksache 14/1830) ................................ 5621 B c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Neuordnung der Statistiken der Schiffahrt und des Güterverkehrs (Drucksache 14/1829) ................................ 5621 B d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu der Vereinbarung vom 19. Mai 1998 zwischen der Regierung der Bun- desrepublik Deutschland und der Re- gierung des Fürstentums Liechtenstein über das Verwaltungsverfahren bei der Anmeldung neuer Stoffe (Drucksache 14/1710) ................................ 5621 B e) Antrag der Abgeordneten Dr. Winfried Wolf, Christine Ostrowski und der Frak- tion PDS Bau- und Betriebsordnung für Regio- nale Eisenbahnstrecken (Drucksache 14/998) .................................. 5621 C f) Antrag der Abgeordneten Hartmut Koschyk, Christian Schmidt (Fürth) und der Fraktion CDU/CSU Versöhnung durch Ächtung von Ver- treibung (Drucksache 14/1311) ................................ 5621 C g) Antrag der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel, Hans-Günter Bruckmann, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Albert Schmidt (Hitzhofen), Kerstin Müller (Köln) und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜ- NEN Verbot des Mitführens von Radar- und Laserwarngeräten in Kraftfahrzeugen (Drucksache 14/1351) ................................ 5621 C h) Antrag der Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Roland Claus, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion PDS Zeitweilige Aussetzung der Möglichkeit zur Erhöhung der Nutzungsentgelte (Drucksache 14/1718) ................................ 5621 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 III i) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung Bericht über die Wirkungen der Nut- zungsentgeltverordnung sowie zu not- wendigen Änderungen (Drucksache 14/1479) ................................ 5621 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Düngemittelgesetzes (Drucksache 14/1857) ................................ 5622 A b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Weiterentwicklung der deutsch-tsche- chischen Beziehungen (Drucksache 14/1873) ................................ 5622 A Tagesordnungspunkt 18: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 91/440/ EWG zur Entwicklung der Eisenbahn- unternehmen der Gemeinschaft Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 95/18/EG über die Erteilung von Genehmigungen an Eisenbahnunternehmen Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Zuweisung von Fahrwegkapa- zitäten, die Erhebung von Wegeentgel- ten im Eisenbahnverkehr und die Si- cherheitsbescheinigung Arbeitsunterlage der Kommission Erläuterungen zu den einzelnen Arti- keln des Vorschlags für eine Richtlinie über die Zuweisung von Fahrwegkapa- zität, die Erhebung von Wegeentgelten im Eisenbahnverkehr und die Sicher- heitsbescheinigung (Drucksachen 14/74, Nr. 2.102, 14/1332 (neu)).......................................................... 5622 B b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EG) des Rates Festlegung der Modalitäten und Bedin- gungen für die Strukturmaßnahmen im Fischereisektor (Drucksachen 14/488 Nr. 2.3, 14/1570)..... 5622 C c) – f) Beschlußempfehlungen des Petitions- ausschusses Sammelübersichten 84, 85, 86, 87 zu Petitionen (Drucksachen 14/1722, 14/1723, 14/1724, 14/1725) ..................................................... 5622 D Weitere Beratungen mit Aussprache Tagesordnungspunkt 5: Bericht des Petitionsausschusses Bitten und Beschwerden an den Deut- schen Bundestag Die Tätigkeit des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages im Jahr 1998 (Drucksache 14/1390) ................................ 5623 A Christel Deichmann SPD................................. 5623 B Hubert Deittert CDU/CSU............................... 5625 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 5626 C Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN............................................ 5628 B Heidemarie Lüth PDS...................................... 5630 B Marlene Rupprecht SPD.................................. 5632 A Katherina Reiche CDU/CSU ........................... 5633 D Christa Nickels, Parl. Staatssekretärin BMG... 5635 A Aribert Wolf CDU/CSU .................................. 5636 B Christa Nickels, Parl. Staatssekretärin BMG... 5637 D Aribert Wolf CDU/CSU .................................. 5638 B Heidemarie Wright SPD.................................. 5638 D Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) CDU/CSU . 5640 C Heidemarie Lüth PDS...................................... 5642 A Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) CDU/CSU . 5642 C Dieter Dzewas SPD ......................................... 5642 D Zusatztagesordnungspunkt 6: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu For- derungen, das Sofortprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit zu streichen Iris Gleicke SPD .............................................. 5644 D Dr. Hermann Kues CDU/CSU......................... 5645 C IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 5646 D Dirk Niebel F.D.P. ........................................... 5648 B Sabine Jünger PDS........................................... 5649 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 5650 C Klaus Hofbauer CDU/CSU.............................. 5652 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ... 5653 D Andrea Nahles SPD ......................................... 5654 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 5656 B Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMA .......... 5657 C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU....................... 5659 B Engelbert Wistuba SPD ................................... 5660 C Hans Forster SPD............................................. 5662 B Heinz Schmitt (Berg) SPD............................... 5663 B Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Fortentwicklung der Altersteil- zeit (Drucksache 14/1831) ................................ 5664 B Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMA .......... 5664 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU...... 5665 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 5667 B Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ............................ 5669 A Dr. Reinhard Göhner CDU/CSU ..................... 5670 C Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ............................ 5670 D Monika Balt PDS............................................. 5671 B Renate Rennebach SPD ................................... 5672 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU................... 5673 B Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Norbert Geis, Ronald Pofalla, Dr. Jürgen Rüttgers, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beschleu- nigung von Strafverfahren (Strafver- fahrensbeschleunigungsgesetz) (Drucksache 14/1714) ................................ 5675 C Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/CSU 5675 C Hermann Bachmaier SPD................................ 5677 A Jörg van Essen F.D.P. ...................................... 5678 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 5679 C Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 5680 C Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Dr. Irmgard Schwaetzer, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der F.D.P. Abschaffung der Arbeitserlaubnispflicht (Drucksache 14/1335) ................................ 5681 A Dirk Niebel F.D.P............................................ 5681 B Olaf Scholz SPD.............................................. 5682 C Dirk Niebel F.D.P. ....................................... 5683 B Olaf Scholz SPD.............................................. 5683 B Dirk Niebel F.D.P. ....................................... 5684 B Olaf Scholz SPD.............................................. 5684 B Heinz Schemken CDU/CSU............................ 5685 A Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 5686 A Tagesordnungspunkt 9: – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Dehnel, Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke), Günter Baumann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Ent- wurfs eines Zweiten Gesetzes zur Än- derung des Verkehrswegeplanungsbe- schleunigungsgesetzes (Drucksache 14/544) .................................. 5687 A – Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Verkehrs- wegeplanungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 14/1517) ................................ 5687 B – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Cornelia Pieper, Dr. Karl- heinz Guttmacher, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Verkehrswegeplanungs- beschleunigungsgesetzes (Drucksache 14/1540) ................................ 5687 B Beschlußempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr, Bau- und Wohnungs- wesen (Drucksache 14/1876)...................................... 5687 B Wolfgang Dehnel CDU/CSU .......................... 5687 C Wieland Sorge SPD......................................... 5689 B Dr. Karlheinz Guttmacher F.D.P. .................... 5691 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 5691 C Dr. Winfried Wolf PDS ................................... 5692 C Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 5693 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 V Tagesordnungspunkt 11: a) Beschlußempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Besteuerung von Luxusgegenständen (Drucksachen 14/27, 14/1613) ................... 5694 B b) Beschlußempfehlung und Berichts des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Wiedererhebung der Vermögensteuer (Drucksachen 14/11, 14/1614) ................... 5694 B Dr. Barbara Höll PDS ...................................... 5694 C Jörg-Otto Spiller SPD ...................................... 5695 C Dr. Gregor Gysi PDS ................................... 5696 A Jörg-Otto Spiller SPD ...................................... 5696 A Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 5697 D Jörg-Otto Spiller SPD ...................................... 5698 A Hans Michelbach CDU/CSU ........................... 5698 B Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 5700 A Dr. Barbara Höll PDS .................................. 5700 D Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 5700 D Gisela Frick F.D.P. .......................................... 5701 B Namentliche Abstimmung (Ergebnis siehe 64. Sitzung) ............................ 5702 C Zusatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Verarbeitung und Nutzung der zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 820/97 des Rates erhobenen Daten und zur Änderung des Rind- fleischetikettierungsgesetzes (Drucksache 14/1856) ................................ 5702 C Nächste Sitzung ............................................... 5702 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 5703 A Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Christa Nickels auf die Fragen 33 und 34 (Drucksa- che 14/1836) .................................................... 5703 D Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zum Antrag über die Abschaffung der Arbeitserlaubnispflicht (Tagesordnungspunkt 8) Ulla Jelpke PDS .............................................. 5704 C Anlage 4 Zu Protokoll abgegebene Reden zum Entwurf eines Gesetzes über die Verarbeitung und Nutzung der zur Durchführung der Verord- nung (EG) Nr. 820/97 des Rates erhobe- nen Daten und zur Änderung des Rindfleisch- etikettierungsgesetzes (Zusatztagesordnungs- punkt 7) Jella Teuchner SPD ......................................... 5705 A Franz Obermeier CDU/CSU ........................... 5706 A Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ... 5706 D Kersten Naumann PDS .................................... 5707 B Karsten Schönfeld SPD ................................... 5707 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 5569 (A) (C) (B) (D) 63. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    *) Anlage 4 Gisela Frick Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 5703 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 28.10.99 * Altmaier, Peter CDU/CSU 28.10.99 Austermann, Dietrich CDU/CSU 28.10.99 Balt, Monika PDS 28.10.99 Behrendt, Wolfgang SPD 28.10.99 * Bleser, Peter CDU/CSU 28.10.99 Böttcher, Maritta PDS 28.10.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 28.10.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 28.10.99 * Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.10.99 Enders, Peter SPD 28.10.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 28.10.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 28.10.99 Gebhardt, Fred PDS 28.10.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 28.10.99 Herzog, Gustav SPD 28.10.99 Homburger, Birgit F.D.P. 28.10.99 Hovermann, Eike SPD 28.10.99 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 28.10.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 28.10.99 Knoche, Monika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.10.99 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 28.10.99 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 28.10.99 Kumpf, Ute SPD 28.10.99 Kutzmutz, Rolf PDS 28.10.99 Leidinger, Robert SPD 28.10.99 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 28.10.99 Maaß (Wilhelmshaven), Erich CDU/CSU 28.10.99 * Nolting, Günther F.D.P. 28.10.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 28.10.99 Prof. Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 28.10.99 Roos, Gudrun SPD 28.10.99 Rühe, Volker CDU/CSU 28.10.99 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 28.10.99 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 28.10.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Schily, Otto SPD 28.10.99 Schloten, Dieter SPD 28.10.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 28.10.99 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 28.10.99 Dr. Schwaetzer, Irmgard F.D.P. 28.10.99 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 28.10.99 Schwanhold, Ernst SPD 28.10.99 Dr. Frhr. von Stetten, Wolfgang CDU/CSU 28.10.99 Tauss, Jörg SPD 28.10.99 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 28.10.99 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 28.10.99 Wieczorek (Böhlen), Jürgen SPD 28.10.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 28.10.99 Wolf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.10.99 Zierer, Benno CDU/CSU 28.10.99 * ————— *) für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Christa Nickels auf die Fragen des Abgeordneten Karl-Josef Laumann (CDU/CSU) (Drucksache 14/1836 Fragen 33 und 34): Gibt es bei der Bundesregierung Überlegungen, körperlichPflegebedürftigen den Zugang zu Leistungen der Pflegeversi-cherung zu erschweren, um die erwünschte Hilfe für Demenz-kranke gegenzufinanzieren, und wenn ja, wie soll das gesche-hen? Wie haben sich die Leistungen der Pflegeversicherung imVergleich zu den Leistungen der Beihilfe bei vergleichbarenPflegefällen entwickelt, zum einen bei der ambulanten Pflege,zum anderen bei der stationären Hilfe? Zu Frage 33: Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, körperlich Pflegebedürftigen den Zugang zu Leistungen der Pfle- geversicherung zu erschweren. Jedoch sind der Bundes- regierung Pressemitteilungen bekannt, wonach eine Verbesserung der Hilfe für Demenzkranke durch einen erschwerten Zugang zu Leistungen der Pflegeversiche- rung für rein körperlich Pflegebedürftige erreicht wer- den solle. 5704 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 (A) (C) (B) (D) Die Sozialdemokratische Partei Deutschland und Bündnis 90/Die Grünen haben in der Koalitionsverein- barung vom 20. Oktober 1998 vereinbart zu prüfen, wie die Betreuung vor allem Demenzkranker bei der Fest- stellung der Pflegebedürftigkeit berücksichtigt werden kann. In diesem Zusammenhang wurden im Bundesmi- nisterium für Gesundheit Gespräche mit verschiedenen Beteiligten geführt. Dabei kam auch der in der Presse zitierte Vorschlag zur Sprache. Diesen hat sich das Bun- desministerium für Gesundheit jedoch nicht zu eigen gemacht. In der Koalitionsvereinbarung haben sich SPD und Bündnis 90/Die Grünen zum Ziel gesetzt, die Qualität der Pflege und Betreuung zu erhalten und angesichts be- grenzter Finanzspielräume weiter zu verbessern. Dazu sollen verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. So soll geprüft werden, wie die Menschen mit einem höhe- ren Beaufsichtigungs- und Betreuungsumfang bei der Festlegung der Pflegebedürftigkeit besser als bisher be- rücksichtigt werden können. Damit nimmt die Bundes- regierung die immer wieder geäußerte Kritik ernst, daß die Pflegeversicherung den Belangen psychisch kranker und altersverwirrter Menschen nicht hinreichend Rech- nung trage. Wegen der möglichen finanziellen Auswirkungen der Einbeziehung eines höheren Beaufsichtigungs- und Be- treuungsumfangs Demenzkranker in der Feststellung der Pflegebedürftigkeit ist die Prüfung noch nicht abge- schlossen. Zu Frage 34: Die Leistungen der Pflegeversicherung sind – ausge- nommen die Leistungen für Tages- und Nachtpflege – seit Inkrafttreten der Pflegeversicherung nicht erhöht worden. Dies gilt auch für die Beihilfeleistungen bei Pflegebedürftigkeit. Im Rahmen der ambulanten Pflege unterscheiden sich die Sachleistungen der sozialen Pflegeversicherung von der Beihilfe dadurch, daß Sach- leistungen je nach Pflegestufe bis zu festgelegten Leistungsbeträgen in Anspruch genommen werden kön- nen, während in der Beihilfe eine bestimmte Zahl von Einsätzen – bezogen auf die Pflegestufe 30, 60 oder 90 Pflegesätze – festgelegt ist. Dies kann dazu führen, daß aufgrund von Preissteigerungen bei den Einsätzen ambulanter Pflegedienste Pflegebedürftige, die in der sozialen Pflegeversicherung versichert sind, wenige Einsätze einkaufen können, während in der Beihilfe trotz Preissteigerungen die Zahl der Einsätze konstant bleibt. Zur Preisentwicklung bei den ambulanten Pflegedien- sten läßt sich keine allgemeine Aussage treffen. Sie dif- feriert zwischen den Bundesländern und darüber hinaus innerhalb der Bundesländer regional und zwischen den Pflegediensten. Die künftige Ausgestaltung des Beihilferechts wird, wie schon bei den bisherigen Änderungen des SGB XI jeweils zeitnah und in möglichst enger Anlehnung an die Vorgaben der Pflegeversicherung erfolgen. Das ist in- zwischen bewährte Praxis. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zum Antrag über die Abschaffung der Arbeits- erlaubnispflicht (Tagesordnungspunkt 8) Ulla Jelpke (PDS): Die Fraktion der PDS wird den vorliegenden Antrag der F.D.P. unterstützen. Die Ab- schaffung des rassistischen sog. Inländerprivilegs bei der Arbeitsaufnahme und Arbeitsvermittlung ist seit langem eine Forderung der PDS. Deshalb gehen wir selbstver- ständlich mit, wenn dieses Anliegen nun auch von der F.D.P. übernommen wird. Wir unterstützen auch, daß die F.D.P. damit das noch zu ihren Regierungszeiten erlassene Arbeitsverbot für Asylbewerberinnen und Asylbewerber wieder abschaf- fen will. Selbstkritik ist immer etwas gutes. Wie ich hö- re, prüft die Regierung auch gerade, ob sie dieses Verbot nicht wieder aufhebt. Vielleicht gelingt es uns ja, die Prüfung durch die Regierung zu beschleunigen und zu einem guten Ende zu führen. Die Millionen Migrantinnen und Migranten aus den EU-Ländern und den sog. „Drittstaaten“ werden uns eine solche überfällige Gleichstellung sicher danken. Im übrigen erfüllt eine solche Änderung auch eine der Maßgaben von Tampere, über die wir heute vormittag gesprochen haben, nämlich den Auftrag, bei dem Recht auf Aufnahme einer selbständigen oder unselbständigen Arbeitsaufnahme, die sog. „Drittstaatenangehörigen“ gleichzustellen mit EU-Bürgerinnen und Bürgern. Ein bißchen Wasser muß ich ihnen von der F.D.P. aber doch in den Wein gießen. Alle Beamtenstellen im öffent- lichen Dienst, an Schulen, in der Sozialarbeit, bei Polizei, Bundesgrenzschutz, Finanzämtern und dergleichen, sowie alle Berufe, bei denen eine Approbation erforderlich ist, Apotheker, Zahnärzte, Tierärzte, sogar Psychotherapeuten bleiben auch nach der hier geforderten Änderung weiter „deutschen Staatsbürgern“ vorbehalten. Eine wirklich freie Berufswahl, ein wirklich „freier Zugang zum Arbeitsmarkt“, wie es in der Begründung heißt, soll also trotz des sonst begrüßenswerten Antrags auch in Zukunft nur echten, kernigen Deutschen vorbe- halten sein. Noch ärgerlicher finde ich, das will ich hier auch sa- gen, einige Passagen in der Begründung ihres Antrags. Wenn sie schreiben, Arbeitgeber könnten Arbeits- plätze nicht besetzen, weil angeblich inländische Arbeits- kräfte „zu wenig motiviert“ seien, weil die Arbeit zu ge- ringe intellektuelle Ansprüche erfüllt, zu hohe körperli- che Belastungen mit sich bringt, so ist das ein starkes Stück. Erstens haben wir in diesem Land 4 Millionen offi- zielle Arbeitslose, denen es aufgrund der von ihnen in vielen Jahren beschlossenen Sozialkürzungen oft so schlecht geht, daß sie schon lange von Sozialhilfe leben, während die von ihnen so mitfühlend geschilderten Ar- beitgeber an der Börse eine Schampusparty nach der nächsten feiern. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 5705 (A) (C) (B) (D) Zweitens erwecken sie den Eindruck, als seien Mi- grantinnen und Migranten besonders geeignet, wenn es um schwere und intellektuell einfache Arbeit geht. Ich finde das Rassismus pur. Arbeit ist ein Menschenrecht – für alle Menschen. Freie Berufswahl ist ein Menschenrecht – für alle Men- schen. Warum können sie es nicht einfach dabei be- lassen, statt das rassistische Klagelied von den armen Arbeitgebern, vom faulen deutschen Arbeitslosen und vom dummen, aber starken Ausländer anzustimmen? Noch einmal: Wir werden Ihrem Antrag zustimmen, trotz der Begründung, die sie damit verbinden. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zum Entwurf eines Gesetzes über die Verarbei- tung und Nutzung der zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 820/97 des Rates erho- benen Daten und zur Änderung des Rind- fleischetikettierungsgesetzes (Zusatztagesord- nungspunkt 7) Jella Teuchner (SPD): Wir sind dabei, eine Daten- bank einzurichten, die es ermöglicht, ein Rind eindeutig zu identifizieren und seine Herkunft, seine Aufent- haltsorte und seine bisherigen Halter zurückzuverfolgen. Die Daten sollen zur Bekämpfung von Tierseuchen, zur Abwicklung der gemeinschaftsrechtlichen Beihilfere- gelungen und für die Etikettierung von Rindfleisch und Rindfleischerzeugnissen verwendet werden. Die rechtlichen Grundlagen für die Datenerhebung liegen mittlerweile vor. Seit dem 26. 9. 1999 müssen Rinderhalter Angaben zum Bestand und zu Veränderun- gen in ihrem Bestand melden. Der vorliegende Gesetz- entwurf regelt nun die Verarbeitung und Nutzung dieser Daten. Er regelt den Zugriff der zuständigen Behörden insbesondere auf die Daten, die nicht in ihrem Zu- ständigkeitsbereich erhoben worden sind. Er regelt die Auskunftsrechte der einzelnen Tierhalter, die auch auf Daten ausgeweitet werden, die er nicht selbst gemeldet hat, an denen er jedoch ein berechtigtes Interesse hat. Er paßt das Rindfleischetikettierungsgesetz an die Vor- schriften der Rinder- und Schafprämien-Verordnung an und trägt insoweit den Erfordernissen Rechnung, diese Daten zu Etikettierungszwecken verwenden zu können. Primär dient diese Datenbank der Tierseuchenbe- kämpfung und der Herkunftssicherung. Die Datenbank erlaubt es, bei Ausbruch einer Rinderseuche eventuelle Kontaktbetriebe rasch ausfindig zu machen und die ent- sprechenden Maßnahmen unverzüglich ergreifen zu können. Spätestens seit der BSE-Krise wurde deutlich, daß Herkunftsbezeichnungen von Rindern und damit für die von ihnen stammenden Erzeugnisse ein ganz ent- scheidendes Kriterium ist, das Vertrauen der Ver- braucherinnen und Verbraucher zu gewinnen. Mit dem Gesetzentwurf wird die Rückverfolgbarkeit national ab nächstem Jahr sichergestellt. Nutznießer dieser Her- kunftssicherung sind alle Marktteilnehmer, vom Land- wirt bis zum Verbraucher. Die Bekämpfung von Tier- seuchen wird erleichtert, die Sicherheit für Verbrauche- rinnen und Verbraucher erhöht und damit die Vermark- tung von Rindfleisch unterstützt. Wir haben mit dieser Datenbank verschiedene Bau- steine. Die Auszahlung von Prämien und deren Kon- trolle wird erleichtert, mit dem gesicherten Herkunfts- nachweis leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Be- kämpfung von Tierseuchen, und den Verbraucherinnen und Verbrauchern geben wir eindeutige Informationen über das von ihnen gekaufte Fleisch. Mit diesem Ge- setzentwurf setzen wir die Bausteine zusammen und machen die Daten nutzbar. Ein Verzicht auf die Ver- wendung der Daten würde die Prämienzahlung und de- ren Kontrolle erschweren. Die Tierseuchenbekämpfung und den Verbraucherschutz würde er empfindlich tref- fen. Wir schaffen die Grundlage für die Sicherheit und für das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Qualität des gekauften Fleisches. Darauf aufbauend brauchen wir allerdings ein wirksames und möglichst einheitliches Etikettierungssystem, das die Verbraucher objektiv informiert und den Landwirten und Verarbei- tern die Chance bietet, ihre Kunden von der Qualität ih- rer Produkte zu überzeugen. Mit den vorgesehenen Aus- kunftspflichten und Erhebungsmöglichkeiten könnte zwar das „gläserne Rind“ für die Produzenten und für die Behörden Wirklichkeit werden, darüber hinaus ha- ben aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher einen Anspruch darauf, zu erfahren, von welchem Rind das Fleisch stammt, um entscheiden zu können, was sie essen wollen. Der Erfolg der bei uns praktizierten freiwilligen Eti- kettierung macht deutlich, daß eine transparente Kenn- zeichnung von Rindfleisch von den Verbraucherinnen und den Verbrauchern gewünscht und honoriert wird. Wir haben uns bisher dafür eingesetzt und werden uns auch in Zukunft dafür einsetzen. Auf nationaler Ebene bedeutet dies, daß wir an der freiwilligen Etikettierung festhalten. Regionale Herkunftsbezeichnungen liegen im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher und werden von diesen auch gewünscht. Auf europäischer Ebene bedeutet dies, daß wir uns dafür stark machen, daß eine obligatorische Kennzeichnung für Rindfleisch nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wird. Eine zögerliche Umsetzung von EU-Recht durch ein- zelne Mitgliedstaaten darf nicht dazu führen, daß der Herkunftsnachweis für Rinder nicht mehr geführt wer- den kann. Eine EU-weite, obligatorische Herkunfts- kennzeichnung darf nicht verhindert und damit das Ver- trauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in Rind- fleischprodukte verspielt werden. Die Herkunftsbe- zeichnung „EU“ ist dazu nicht ausreichend. Der heute vorgelegte Gesetzentwurf regelt zwar le- diglich die Verwendung von Daten, die bereits erhoben wurden. Ich denke, daß wir damit aber ein wichtiges verbraucherpolitisches Projekt auf den Weg bringen. Wir sind damit noch nicht am Ziel, ohne dieses Gesetz können wir es jedoch nicht erreichen. 5706 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 (A) (C) (B) (D) Franz Obermeier, (CDU/CSU): Es ist richtig, daß die jetzige Bundesregierung den von Bundeslandwirt- schaftsminister Borchert eingeschlagenen Weg zu mehr Verbraucherschutz fortführt. Dies gilt insbesondere nach dem BSE-Rinderskandal für den Fleischbereich. Und leider gibt es schon wieder aktuelle Meldungen, wonach es in Großbritannien erkrankte Rinder gibt. Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, daß der Sonntagsbraten rundherum zum Genuß wird – dafür sind die Köche verantwortlich – und der Ge- sundheit nicht schadet – dafür sind die Landwirte und wir, die Politiker, verantwortlich –. Deshalb muß der Weg jedes frischen, gekühlten oder gefrorenen Stückes Fleisch vom Ursprung bis zur Ladentheke lückenlos zu- rückverfolgt werden können. Diesem Ziel dient bereits das erste Rindfleischetikettierungsgesetz, das auf eine Initiative von Minister Borchert zurückgeht und erstmals eine EU-weite Rindfleischetikettierung zur Folge hatte. In Deutschland ist ein dem Rinderpaß vergleichbares Begleitpapier übrigens bereits seit Oktober 1995 vorge- schrieben. Folgerichtig sieht der vorliegende Gesetzentwurf jetzt vor, daß Deutschland – wie alle EU-Länder – eine zen- trale elektronische Datenbank einrichtet, die zur kom- menden Jahrtausendwende voll betriebsfähig sein muß. Als bayerischer Abgeordneter freut mich natürlich ganz besonders daß dieser HIT – in diesem Falle (Herkunfts- sicherungs- und Informationssystem für Tiere) – bei uns in München im bayerischen Landwirtschaftsministerium ansässig ist. Schon deshalb hege ich keinerlei Zweifel und es wurde mir auch so bestätigt, daß diese Vorgabe von deutscher Seite bis zum Jahresende voll und ganz erfüllt wird. Es mag Landwirte geben, die in der Meldepflicht nur einen weiteren Mühlstein um ihren Hals erkennen. In Versammlungen ist das Stichwort Bürokratie stets ein Anlaß für mittleren bis schweren Aufruhr – auch in länd- licher Umgebung. Es bleibe, so die Klagen, bald nichts mehr übrig als sich den Computer in den Stall zu stellen. Ich erwidere: So ist der Lauf der Zeit. Der Landwirt von heute ist nicht mehr der Bauer von gestern. Angesichts von etwa 15 Millionen Rindern in Deutschland kann die vollständige und lückenlose Erfassung auf Dauer nur mit Hilfe eines automatisierten Verfahrens erreicht werden. Ich denke, es ist auch eine Chance für den einzelnen, sich der Technik von heute nicht verschließen zu können und einfach mit zu müssen. Ein Aspekt ist mir besonders wichtig: Es geht hier nicht um überzogenen Verbraucherschutz. Es geht um die Gesundheit. Aber es geht auch um die Zukunft der Landwirte. Was war geschehen, als in England Rinder plötzlich BSE-verseucht waren? In Deutschland ging der Fleischabsatz dramatisch zurück. Leidtragende waren die deutschen Erzeuger, die deutschen Metzger. Um den existenzbedrohenden Nachfragerückgang zu stoppen, mußte der Vertrauensverlust der Verbraucher gestoppt und – viel schwerer noch – zurückgewonnen werden. Hier spielt die Rindfleischetikettierung eine Schlüssel- rolle. Mit ihr wird ein Maximum an Transparenz und Si- cherheit beim Rindfleischkauf gewährleistet. Daß das Vertrauen der Verbraucher in das hochwertige Lebens- mittel Rindfleisch wiedergekehrt ist, zeigen die Absatz- zahlen, auch wenn sich der Rindfleischmarkt im BSE- freien Deutschland bis heute noch nicht wieder ganz er- holt hat. Also lohnt sich der Aufwand in mehrfacher Hinsicht, gerade auch für die Landwirtschaft. Mit der EU-weiten Regelung kann zukünftig der komplette Lebensweg eines Rindes auch über Länder- grenzen hinweg umfassend und schnell ermittelt werden. Die Verbraucherinnen und Verbraucher können erken- nen und selbst bestimmen, was sie kaufen. EU-Querelen um Importverbote behindern nicht mehr die notwendige Transparenz und verhindern Kaufverweigerung. Gewünschte Nebeneffekte sind auch die Tierseu- chenbekämpfung und die Kontrolle unberechtigt bezo- gener landwirtschaftlicher Prämien. Auch dies sind Faktoren, die sowohl den Landwirten selbst als auch der Allgemeinheit zugute kommen. Denn schließlich zahlen wir alle drauf, wenn Existenzen durch Tierkrankheiten (wie beispielsweise bei der Rinderseuche) aufs Spiel ge- setzt werden oder Steuermittel in die falschen Taschen fließen. Es gibt auch hier einen unmittelbaren positiven Effekt für die Landwirte: Da eine Verbindung zu den Daten für die Prämiensysteme hergestellt werden kann, wird zu- künftig bei der Abrechnung der Schlachtprämien ein vereinfachtes Antragsverfahren genügen, eine Arbeits- und Kostenersparnis für die Betriebe. So sehr ich inhaltlich diese EU-weite Regelung be- grüße möchte ich doch auf einen Punkt hinweisen, der ebenfalls die Herkunftsbezeichnung betrifft und mir Sorge bereitet. Die Europäische Union erarbeitet derzeit Leitlinien, die unter dem Rubrum freier und gleicher Wettbewerb unsere regionalen Qualitätssiegel „Bayeri- scher Weidemastbulle aus bäuerlichem Familienbetrieb“ oder ähnliches – bedrohen. Das halte ich für falsche Gleichmacherei. Wenn schon Transparenz, dann konse- quent. Ich fasse zusammen: Unsere deutschen Landwirte produzieren hochwertiges Rindfleisch. Es gibt keine Alternative zur umfassenden verbrauchergerechten Rindfleischetikettierung und zur zentralen Datenbank. Sie dient den Verbrauchern und der Landwirtschaft. Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es ist ein Skandal, daß die EU-Mitgliedsstaaten die Kenn- zeichnungs- und Etikettierungsvorschriften zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor BSE von 1997 nicht ausreichend umgesetzt haben – insbesondere auch im BSE-Ursprungsland Großbritannien, obwohl doch Kommissionspräsident Romano Prodi den Ver- braucherschutz zum höchsten Ziel erklärt hat. Vor allem der Tierpaß ist hier von Bedeutung. Auch in Großbritan- nien ist die Herkunft der Tiere nicht lückenlos nachzu- vollziehen. Die zuständigen EU-Kommissare halten es aber für unumgänglich, die Umsetzungsfrist für die Kennzeichnungs- und Etikettierungsrichtlinie, die eigent- lich bis zum 31. Dezember 1999 läuft, um weitere drei Jahre zu verlängern. Das Bundeslandwirtschaftsministe- rium hat diese Entwicklung nachdrücklich bedauert. In dieser Frage wird erstaunlicherweise kein Vertragsver- letzungsverfahren eingeleitet. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 5707 (A) (C) (B) (D) Dabei ist es übrigens wahrlich erstaunlich, wenn die Fleischindustrie sich gegen die Umsetzung der Etikettie- rung sträubt. Die Bezeichnung „Herkunft: EG“ oder „Herkunft: EG und Drittlandserzeugnis“ dürfte kaum besondere Anstrengungen verlangen. Eher sind die Vorlagen der EU-Kommission Anlaß, Verbesserungen und Konkretisierungen einzufordern. Gleichzeitig sollen die Exportverbote für britisches Rindfleisch wieder fallen. Dafür allerdings ist die Zeit noch nicht reif. Die Verbraucherinnen und Verbraucher – und die Bundesländer, die einer solchen Aufhebung des Importverbots zustimmen müßten – sind gegenwär- tig gegen die Einfuhr britischen Rindfleischs. Das Ver- trauen in die Produkte ist noch nicht wiederhergestellt. Kein Wunder angesichts der immer neuen Dioxinfunde und immer neuer Futtermittelskandale, die die Futter- mittel sämtlich diskreditieren. Wenn durch die EU-Kommission nicht einmal die Voraussetzungen für eine bessere Kontrolle durch die Herkunftskennzeichnung geschaffen werden, dann kann den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Aufhebung des Importverbots wohl kaum zugemutet werden. Die Lösung des britisch-europäischen Handelskonflikts sollte im Schulterschluß mit Frankreich und den Bun- desländern erfolgen. Die Grenzöffnung allerdings müßte abhängig gemacht werden von der Umsetzung der EU- Kennzeichnung und Etikettierungsrichtlinie. Erst dann kann der Verbraucher die Herkunft der Produkte nach- vollziehen. Was übrigens nicht geht, ist, daß Großbri- tannien die Richtlinie zur Kennzeichnungs- und Etiket- tierung nicht erfüllt und bloß Exportprodukte kenn- zeichnen will. Das ist dann wieder ein Einfallstor für Mißbrauch und Intransparenz. Ebenso hat Großbritannien seine Bereitschaft erklärt, BSE-Tests durchzuführen, wie sie die nordrhein- westfälische Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn einsetzt. Hier liegen Möglichkeiten zu Kompromissen mit Großbritannien. Mit der heutigen Erweiterung des Rindfleischetiket- tierungsgesetzes schafft Deutschland die notwendige Voraussetzung zur fristgerechten Umsetzung der EU- Richtlinie. Die Bundesregierung sollte jetzt die obligato- rische Kennzeichnung und Etikettierung zum 1. Januar 2000 national umsetzen und darauf hinwirken, daß der bisherige Vorschlag der Kommission weiter verbessert und auf andere Tierarten ausgedehnt wird. Ebenso ist die Forschung bezüglich der Optimierung der Tests EU-weit zu intensivieren. Die Fleischwirtschaft hatte drei Jahre Zeit zur Vorbe- reitung. Die Landwirtschaft hat ihre Hausaufgaben mit erheblichen Aufwendungen gemacht und die Tierpässe und Ohrmarken längst eingeführt. Mit der Verabschie- dung dieses Gesetzes werden auch die Voraussetzungen für mehr Transparanz und damit Kontrollmöglichkeiten geschaffen. Kersten Naumann (PDS): Eine Debatte zu den Pro- blemen der Rindfleischetikettierung halte ich für drin- gend notwendig, besonders wenn ich an die nicht ab- reißenden und gerade wieder heiß debattierten BSE- Meldungen und den Streit über die Aufhebung des Im- portverbots denke. Die Meldung der letzten Tage über die Absicht der EU-Kommission, die obligatorische Rindfleischetiket- tierung um drei Jahre zu verschieben, trägt zwar den un- genügenden Vorbereitungsmaßnahmen in verschiedenen EU-Ländern Rechnung. Diese Absicht ist aber nicht vereinbar mit den Interessen der Verbraucher, die Si- cherheit beim Einkauf von Rindfleisch fordern. Wir halten die Ansicht von Minister Funke für abwe- gig, trotz kostenintensiver Vorbereitungen auch in Deutschland die obligatorische Etikettierung zu ver- schieben. Auch in drei Jahren gilt sicher noch sein Ar- gument, eine lückenlose Rückverfolgung der Herkunft sei nicht vollständig gesichert. Um so dringender ist es, erstens möglichst schnell mit einem funktionsfähigen System Erfahrungen zu sammeln und zweitens die un- vermeidlichen Schwachstellen zu finden. Ein Kernproblem ist doch der ständig zunehmende Rindertourismus. Und Fakt bleibt, daß Produktionskapa- zitäten weder mit Schlachtkapazitäten noch mit dem Be- darf der Verbraucher übereinstimmen. Doch die Libera- lisierung der Agrarmärkte wird nicht nur die Disparität weiter verschärfen, sondern auch weitere Schlupflöcher für den Herkunftsnachweis schaffen. Sie wird eine wei- tere Bürokratisierung der Rinderproduktion nach sich ziehen, wenn es nicht gelingt, die Produktion und die Verarbeitung auf regionale Versorgung auszurichten. Nicht zuletzt soll der Herkunftsnachweis nicht nur dem Schutz vor BSE, Dioxin und vor hormonbehandel- tem Fleisch dienen. Die Produzenten von Rindfleisch brauchen den regionalen und nationalen Herkunfts- nachweis auch zur Werbung für die Qualität ihrer Pro- dukte. Denn immer mehr Verbraucher wollen mit ihrer gezielten Kaufentscheidung auch einen Beitrag für tier- gerechte Haltung und den Schutz der Umwelt leisten. Aus all diesen Gründen treten wir für die terminge- rechte Einführung der obligatorischen Rindfleischeti- kettierung ein. Für die Verbraucher erhöht sich damit die Ernährungssicherheit, und mit ihrem bewußten Kauf- verhalten festigt sich das Vertrauensverhältnis zu den Produzenten. Die Verschiebung des Einführungstermins würde er- stens das Vertrauen der Verbraucher aufs Spiel setzen. Zweitens zu unnötigen Spekulationen Anlaß geben und drittens natürlich die Glaubwürdigkeit in die Politik be- schädigen. Unter der Bedingung der planmäßigen Ein- führung der Etikettierung wird auch die termingerechte und zuverlässige Dokumentation der Daten notwendig, wie sie mit dem vorliegenden Durchführungsgesetz zur Verordnung (EG) Nr. 820/97 geregelt werden soll. Und auch hier sollten wir keine Verschiebung der parlamen- tarischen Behandlung zulassen. Karsten Schönfeld (SPD): zunächst möchte ich Ih- nen, meine Damen und Herren von der Opposition, herzlich für die Gelegenheit danken, über eine der we- sentlichsten Fragen bundesdeutscher Politik debattieren zu können. Ich greife diese Gelegenheit gerne auf, weil die ganze Debatte sehr entlarvend ist für Ihr Verständnis 5708 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 28. Oktober 1999 (A) (C) (B) (D) von Oppositionspolitik. Es geht Ihnen nicht um sachli- che Verbesserungsvorschläge; es geht Ihnen ausschließ- lich darum, angebliche Versäumnisse der Bundesregie- rung öffentlich breitzutreten. Weil sie in anderen Politik- bereichen offensichtlich nicht einmal Ansätze für unsach- liche, an den Haaren herbeigezogene Kritik sehen, muß jetzt das Rindfleischetikettierungsgesetz debattiert wer- den. In diesem Zusammenhang möchte ich ausdrücklich Ihren neuen Realitätssinn loben, denn unsere Bundesre- gierung ist einfach gut und sachlich kaum zu kritisieren. Zur Sache: Seit dem 1. Januar 1998 haben unsere Landwirte die rechtliche Möglichkeit, einen vollständi- gen Herkunftsnachweis für Rindfleisch auf dem Etikett aufzuführen. Jede Verbraucherin und jeder Verbraucher kann ihre bzw. seine individuelle Kaufentscheidung dar- an ausrichten, wo und unter welchen Bedingungen das Rindfleisch erzeugt worden ist. Das ist ein großer Fort- schritt für den Verbraucherschutz. Und es gibt unseren Landwirten die Möglichkeit, ihre regional erzeugten ge- sunden Nahrungsmittel auch als solche auszuzeichnen. Die Landwirte erzielen in aller Regel und zu Recht auch einen besseren Preis für die regional erzeugten Produkte, als es mit billiger und nicht ausgezeichneter Massenware möglich wäre. Wir Sozialdemokraten setzen uns gezielt für die För- derung regional erzeugter Nahrungsmittel ein und haben das auch als einen neuen Fördergrundsatz bei der Ge- meinschaftsinitiative aufgenommen. Um es deutlich zu sagen, die SPD-Bundestagsfraktion und die Bundesre- gierung – sind für eine obligatorische Etikettierung von Rindfleisch. Außerdem – daran besteht kein Zweifel – muß die Herkunftsregion auch künftig eindeutig auf den Etiketten aufgeführt werden. In dieser Frage sind wir uns mit den Verbraucherverbänden vollständig einig. Wir setzen – auch bei der Rindfleischetikettierung – auf die Marktkräfte und auf mündige Verbraucherinnen und Verbraucher. Die freiwillige Etikettierung ist eine sinn- volle Maßnahme. Schon heute kann jede Verbraucherin und jeder Verbraucher eine individuelle Kaufentschei- dung an der Ladentheke treffen. Jetzt fordert die F.D.P. eine rasche und, wie viele meinen, überstürzte Umsetzung eines Etikettierungs- zwangs. Die Begründung dafür ist dürftig, und ein Nut- zen ist weder für die Erzeuger noch für die Konsumen- ten zu erkennen. Der Deutsche Raiffeisenverband hat erst kürzlich in einer Pressemitteilung betont, daß eine Verschiebung der obligatorischen Etikettierung eine sinnvolle Maßnahme ist. Meine Damen und Herren von der Opposition, ich erkenne Sie nicht wieder. Sie sprechen in Sonntagsreden immer gerne von Eigenverantwortung, Freiheit der Un- ternehmer, Abbau überflüssiger Bürokratie, Sie reden in aller Regel einer Globalisierung ohne große Einschrän- kungen das Wort, und jetzt fordern Sie uns auf, in der Landwirtschaft möglichst rasch mehr und eventuell so- gar überflüssige Bürokratie aufzubauen. Wir haben einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Dinge regelt, die jetzt zu regeln sind. Meine Kollegin, Frau Teuchner, hat alles Notwendige dazu gesagt. Die Verbraucherinnen und Verbraucher in unserem Land sind – und das will ich nochmals ausdrücklich be- tonen – in aller Regel gut informiert und können selb- ständig und eigenverantwortlich beurteilen, welche Nah- rungsmittel sie verbrauchen wollen. Das sagt auch ein Bericht der Europäischen Kommission. Die Verbrauche- rinnen und Verbraucher in unserem Land beurteilen die freiwillige Rindfleischetikettierung in ihrer jetzigen Ausgestaltung positiv. Eine Verlängerung der bestehenden Regelung bis zum 31. Dezember 2000 ist deshalb in meinen Augen unproblematisch. Jedenfalls wäre diese zeitliche Ver- schiebung, sollte sie denn tatsächlich kommen, kein Grund für hektische Aktivitäten der Opposition im Par- lament. Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich erteile nun der
    Bundesministerin Herta Däubler-Gmelin das Wort.

    Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin der
    Justiz: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der
    Gipfel von Tampere war ganz unbestreitbar ein Erfolg:
    ein Erfolg für Europa und auch für die deutsche Regie-
    rungspolitik, aber vor allem ein Erfolg für das Europa
    der Bürgerinnen und Bürger und für das Europa des
    Rechts, das wir wollen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90 DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren von der Opposition, ich bin
    ganz sicher, Sie wären froh, Sie hätten in den vergange-
    nen 16 Jahren die Ergebnisse der Gipfel von Köln und
    Tampere erzielen können.


    (Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Das ist ja lächerlich!)


    Lassen Sie mich gleich eine Bemerkung zu dem ma-
    chen, was Sie Herr Kollege Rüttgers, gesagt haben. Von
    innenpolitisch, nur mit Blick auf das Tagesgeschäft
    agierenden Politikern kann Europa zwar keinen Dank,
    aber doch etwas mehr Ernsthaftigkeit erwarten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich bin der Auffassung, daß man peinliche Wortverdre-
    hungen, mit denen man die Türkei vom Beitrittskandi-
    daten zum „Beitragskandidaten“ abstempelt, möglichst
    unterlassen sollte. Man sollte auch nicht – ich zitiere den
    Kollegen Rüttgers nochmals – den „Verlust von Größe“
    bejammern. Ich war immer der Meinung, daß im Bun-
    destag parteiübergreifender Konsens darin besteht, daß
    sich unser Land durch Kooperation und durch gute
    Nachbarschaft in Europa auszeichnen soll.

    Man sollte auch nicht in dem flapsigen Stil eines
    Jahrmarktredners über Europa sprechen. Wer so mit Eu-
    ropa und mit den Ergebnissen des Gipfels, den die finni-

    sche Präsidentschaft ausgerichtet hat, umgeht, der zeigt,
    daß es ihm nicht um Europa geht. Der praktiziert doch,
    was der Kollege Rüttgers dann kritisiert, nämlich „teu-
    tonische Arroganz“, und genau die führt zu Einsamkeit
    in Europa, Kollege Rüttgers, die wir uns auf keinen Fall
    leisten können und auch gar nicht leisten wollen, wenn
    es uns mit Europa ernst ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei den Abgeordneten der PDS)


    Der Gipfel von Tampere – ich sagte es schon – war
    für Europa und für die deutsche Politik ein Erfolg, vor
    allem aber war er ein Erfolg für das Recht und das
    Rechtsdenken in Europa. Der deutliche Fortschritt in
    dem Bereich der Innen- und Rechtspolitik wird durch
    den Beschluß des Gipfels von Köln zur Grundrechts-
    charta, durch die Neuregelung der Voraussetzungen für
    die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Rechts- und In-
    nenpolitik, die mit dem Amsterdamer Vertrag in Kraft
    getreten ist, und durch den Wiener Aktionsplan mar-
    kiert.

    Das ist aber nicht alles. Wir haben auch einen Fort-
    schritt bezüglich der Schaffung eines einheitlichen
    Rechtsraums in Europa erzielt. Wir haben damit eine
    neue Stufe auf dem Weg zu einem Europa erreicht, das
    nicht alleine durch einen gemeinsamen Wirtschaftsraum
    und eine gemeinsame Währung gekennzeichnet ist, son-
    dern auch durch eine demokratische und soziale Rechts-
    ordnung, die wir alle wollen.

    Gerade deshalb ist das so wichtig, worüber Außenmi-
    nister Fischer geredet hat und was auch der Kollege
    Meyer bereits angesprochen hat, nämlich die Entschei-
    dung, eine Grundrechtecharta nicht nur zu erstellen,
    sondern sie im Jahre 2000 feierlich zu deklarieren, das
    heißt in Kraft zu setzen. Ich füge hinzu: Selbstverständ-
    lich entspricht es der deutschen Politik und insbesondere
    dem, was diese Bundesregierung und die Mehrheit
    dieses Hauses wollen, daß diese Grundrechtecharta als
    erster Teil den europäischen Verträgen vorangestellt
    wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Das, meine Damen und Herren, bedeutet nämlich
    dreierlei: Das macht deutlich, daß nicht nur bei uns in
    Deutschland, gebunden an unsere Verfassung und an
    unsere Rechtsordnung, sondern eben auch in Europa der
    Mensch im Mittelpunkt steht. Das stärkt zum zweiten
    das Grundrechtedenken und damit auch die Grund-
    rechtsbindung in Europa. Darüber hinaus schafft das
    – das ist gerade jetzt ein ganz wichtiger Punkt – mehr
    Bürgerbewußtsein und damit mehr europäische Identität.

    Meine Damen und Herren, die Fortschritte im Justiz-
    bereich, – ich würde den Kollegen Rüttgers gerne bitten,
    sich etwas mehr mit diesen Fragen zu befassen – sind
    ganz praktisch.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Seien Sie nicht so arrogant!)


    Ulla Jelpke






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    – Sie haben es gerade nötig! – Natürlich ist es so, Herr
    Kollege Rüttgers, daß dies alles umgesetzt werden muß.
    Daß ausgerechnet Sie das kritisieren, habe ich allerdings
    nicht verstanden. Wenn Sie hier um der billigen Effekte
    willen Verben vorlesen, dann haben Sie wahrscheinlich
    noch gar nicht erkannt, daß gerade im Bereich der In-
    nen- und Rechtspolitik Ihre Regierung alles dafür getan
    hat, jede einzelne nationale Kompetenz so sorgfältig ge-
    hütet hat, wie ihren Augapfel. Das heißt, die Tendenz,
    nationale Vorbehalte zu betonen und sie beizubehalten,
    war ein Kennzeichen Ihrer Politik.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe das übrigens zum Teil verstanden, weil ich

    der Meinung bin, daß alles, was im Bereich der Innen-
    und Rechtspolitik vergemeinschaftet werden soll, und
    auch die Harmonisierung die strenge Bindung berück-
    sichtigen muß, die wir aus unserem Rechtsstaatsprinzip
    und aus der Grundrechtebindung abzuleiten gewohnt
    sind.

    Aber jetzt, wo es zum erstenmal wirklich gelungen
    ist, nicht nur das Ziel des gemeinsamen europäischen
    Rechtsraums zu beschreiben, sondern auch Schritte zu
    formulieren, zu kritisieren, das sei alles nur „könnte,
    wollte und sollte“, und das müsse alles noch umgesetzt
    werden, zeugt nicht direkt davon, daß Sie es ernst mei-
    nen mit der Aufgabe, die wir auf dem Weg zu einem
    einheitlichen Europa des Rechts noch vor uns haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir werden diesen Weg gehen. Wir verlassen uns
    darauf, daß diejenigen Teile der Opposition, die es ernst
    mit Europa meinen und die es auch ernst meinen mit ei-
    ner demokratischen und sozialstaatlichen Rechtsord-
    nung, uns darin unterstützen.

    Tampere hat aber auch ganz praktische Fortschritte
    für die Bürgerinnen und Bürger gebracht. Ich will, damit
    es überhaupt keinen Zweifel daran gibt, fünf aufzählen.

    Das fängt damit an, daß die Europäische Kommission
    verpflichtet wurde, bessere Informationen über die Justiz
    der jeweiligen Mitgliedstaaten zu erstellen. Man fragt
    sich wirklich, warum das nicht schon längst passiert ist.
    Natürlich bedeutet das, daß sich jedes einzelne Land
    daran beteiligen muß – jawohl, das ist so – und daß das
    alles dann in eine Form gebracht werden muß, die Bür-
    gerinnen und Bürger einen Nutzen bringt, zum Beispiel
    dann, wenn sie in einem anderen Mitgliedstaat in Ver-
    kehrsunfälle verwickelt werden, wenn es Familienstrei-
    tigkeiten über die Grenzen hinweg gibt, wenn sie in ei-
    nem anderen Mitgliedstaat irgend etwas kaufen und es
    entweder dort oder dann, wenn sie aus den Ferien zu-
    rück sind, kaputtgeht, aber natürlich auch dann – auch
    das kommt ja vor –, wenn sie in einem anderen Staat
    Opfer von Straftaten werden. Dann stellen sich die Fra-
    gen: An wen kann ich mich wenden? Wo bekomme ich
    Hilfe? Wie ist das Justizsystem in den anderen Ländern
    aufgebaut? Wer hilft mir bei der Durchsetzung meiner
    berechtigten Ansprüche? Darum geht es bei dem, was in
    Tampere beschlossen worden ist. Und genau hier haben
    wir eine Menge erreicht. Es steht noch eine Menge vor
    uns. Aber wir kommen auf diesem Weg weiter.

    Weitere – das ist der zweite Punkt – wichtige prakti-
    sche Auswirkungen sind beschlossen worden. Es geht
    nicht nur um das Wissen über den Umgang mit der Ju-
    stiz des anderen Staates. Man muß vielmehr auch die
    nötigen finanziellen Mittel haben, um Zugang zu den
    Gerichten zu bekommen. Ich spreche hier von der Pro-
    zeßkostenhilfe, die es in Deutschland gibt, aber in ande-
    ren Ländern bisher nicht. Wir haben erreicht, daß es jetzt
    einheitliche Mindestregelungen in jedem Land Europas
    geben soll. Dies ist schwierig; das wissen wir ganz ge-
    nau. Hierbei geht es weniger um nationale Vorbehalte,
    sondern es geht um Geld. Daß es in unserer Zeit schwer
    ist, dies zu erreichen, ist klar. Aber die Verpflichtung ist
    seit Tampere auch Teil des europäischen Rechts. Das ist
    gut.

    Es geht weiterhin – das ist der dritte Punkt – um die
    Anerkennung und die Vollstreckung von Gerichtsur-
    teilen und anderen Entscheidungen in Zivil- und Straf-
    sachen. Das klingt gut, ist aber schwer durchzusetzen,
    was nötig wäre. Wer ein Gerichtsurteil in Frankreich,
    Finnland oder in Portugal erstritten hat, möchte natür-
    lich, daß dieses hier bei uns anerkannt wird und auch
    vollstreckt werden kann. Umgekehrt legen wir ebenso
    großen Wert darauf, daß es dann, wenn zum Beispiel ein
    Portugiese einen Deutschen in Portugal verklagt hat,
    einheitliche Mindeststandards an Verfahrensgarantien
    und an Rechtsstaatlichkeit gibt und diese auch ein-
    gehalten werden. Das macht jeden Fortschritt ziemlich
    kompliziert und schwierig. Aber es ist richtig, die Ziel-
    vorstellung in den Vordergrund zu rücken. Es ist auch
    richtig zu sagen: Wir brauchen dazu Zeit. Die Staaten
    müssen hierfür eine ganze Menge an Vorarbeit leisten,
    ehe wir weiterkommen.

    Die Einführung eines europäischen Mahnverfah-
    rens – das ist der vierte Punkt – wird wahrscheinlich
    sehr viel kurzfristiger gelingen, und für die Geschäfts-
    welt in ganz Europa erhebliche Fortschritte mit sich
    bringen. Deswegen, meine Damen und Herren, lassen
    Sie es nicht zu, daß die Bürgerinnen und Bürger meinen,
    es würde hier nur mit Worten wie „sollen“, „würden“,
    „können“ geklingelt oder mit kleiner Münze gehandelt.
    Nein, es geht um ganz praktische Dinge, wenn wir von
    dem einheitlichen Rechtsraum Europa reden. Wir sind in
    Tampere ein gutes Stück weitergekommen.

    Das ist auch bei dem fünften Punkt, nämlich der Er-
    richtung der Zentralstelle Eurojust, so. Sie soll der
    Kriminalitätsbekämpfung dienen. Das ist ganz wichtig;
    keine Frage. Sie soll der Zusammenarbeit und der Koor-
    dinierung von Staatsanwaltschaften und Gerichten der
    verschiedenen Mitgliedstaaten dienen. Dies ist wichtig,
    weil dadurch Rechtshilfeersuchen, Auslieferungsersu-
    chen und die Entscheidung von Rechtsfragen in Europa
    künftig viel schneller gehen.

    Wir sind der Meinung, daß die justitiellen Netze, die
    wir heute haben, auf eine gute Weise durch Eurojust er-
    gänzt werden. Das ist ein Fortschritt. Aber wir meinen
    auch, daß die Kompetenzen von Eurojust erweitert wer-
    den können und müssen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Bundesministerin Dr. Herta Däubler-Gmelin






    (A) (C)



    (B) (D)


    Hierin sind wir uns mit anderen EU-Mitgliedstaaten
    einig. Es ist nicht so, daß wir die Einsamen sind. Das
    wird man nur durch Arroganz. Es gibt hier entsprechen-
    de Absprachen mit anderen Staaten, die dies auch wol-
    len und deutlich sagen. Zum Ziel: Wir in Deutschland
    haben als Ausfluß unseres Rechtsstaatsprinzips und der
    Rechtsstaatsbindung in unserem Land die Trias von Po-
    lizei, Staatsanwaltschaft und Gerichten. Das macht einen
    Teil unseres Rechtsstaats aus. Wir wollen, daß auch Eu-
    ropa Schritt für Schritt durch diese Ordnung, durch diese
    Rechtsstaatlichkeit geprägt wird. Dieses Ziel haben wir
    vor Augen.

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich jetzt noch
    einmal darauf zurückkommen, warum dies alles so
    wichtig ist und warum es auch wichtig ist, daß wir uns
    mit dem Respekt, den auch ein kleines Land wie Finn-
    land verdient, Herr Rüttgers, mit Europa und seinen
    Fortschritten befassen. Wir brauchen Europa, weil wir
    eine friedliche, eine freiheitliche und eine wirtschaftlich
    gute Zukunft für unsere Region wollen. Daran besteht
    kein Zweifel. Es geht nicht, daß wir uns dabei auf ein
    Europa der Wirtschaft, ein Europa der Währung oder ein
    Europa anderer Politikbereiche begrenzen. Es muß
    vielmehr ein Europa des Rechts und der Bürgerrechte
    sein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich deutlich sagen: 1999 ist und war ein
    Jahr, in dem wir uns an besonders viele Ereignisse unse-
    rer Geschichte erinnern, die mit der Bindung von politi-
    scher Macht an Recht und der Durchsetzung des Rechts-
    staatsprinzips und der Grundrechte in Staat und Gesell-
    schaft zu tun haben. Das ist nicht nur das Grundgesetz,
    das dafür ja die Grundlage geschaffen hat, sondern bei-
    spielsweise auch die Paulskirchenverfassung von vor
    150 Jahren.

    Diese Ereignisse haben unser Rechtsdenken, unser
    Gefühl für Recht und Gerechtigkeit und unsere Rechts-
    kultur in Deutschland ganz entscheidend geprägt. Wir
    wollen sie in ein einheitliches Europa mitnehmen, in ein
    Europa der Bürger und ein Europa des Rechts.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich möchte gerne mit den Worten eines jener Großen
    – Carlo Schmid – schließen, die damals dafür gesorgt
    haben, daß sich die nationale Entwicklung bei uns in der
    Bundesrepublik Deutschland so glücklich vollziehen
    konnte, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen
    hat. Denn Carlo Schmid hat auch zum Thema Europa
    gesagt, was wichtig ist. Er hat zugleich all die Zauderer,
    die meinen, man könne sich in Details verirren, sich
    damit begnügen, billig darüber zu spotten, damit zur
    Ordnung gerufen.

    Er hat gesagt:
    Wir alle irren, wenn wir glauben, wir könnten Eu-
    ropa schaffen, indem wir es halb schaffen. Wenn
    Europa werden soll, dann muß man aufs Ganze ge-
    hen, dann muß man Europa zu einer ökonomischen,
    politischen und konstitutionellen Einheit machen.

    Carlo Schmid hat auch in diesem Punkt recht. Wir ar-
    beiten weiter an diesem Ziel, und Tampere war ein
    wichtiger, ein erfolgreicher Schritt.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile das Wort
dem Kollegen Manfred Kanther, CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Manfred Kanther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident!
    Meine verehrten Damen! Meine Herren! Nach Tampere,
    nach den G-8-Begegnungen, nach einem Jahr, in dem
    die deutsche Europapolitik und die europäische Sicher-
    heitspolitik, was die deutsche Mitwirkung angeht, ganz
    besonders wichtig waren, nach einem Jahr Schengen-
    Präsidentschaft, EU-Präsidentschaft und G-8-Präsident-
    schaft möchte ich einige Anmerkungen zur europäischen
    Sicherheitspolitik machen – ein Thema, das die Men-
    schen außerordentlich interessiert, ein Thema, das Sor-
    gen auslöst, ein Thema, das für die europäische Glaub-
    würdigkeit, für die Akzeptanz des europäischen Ge-
    dankens von höchster Bedeutung ist und emotional
    vor mancher Frage aus dem Wirtschaftsbereich ran-
    giert.

    Herr Außenminister, ich halte Ihnen nicht vor, daß in
    internationalen Begegnungen und internationalen Ver-
    einbarungen Flockigkeiten vorhanden sind, daß es dort
    Phrasen gibt, daß man einen Dissens zunächst verbirgt
    und manches auf die lange Bank schiebt. Man muß nur
    wissen, daß man das getan hat. Das Papier strotzt von
    diesen Dingen.

    Ein Beispiel: Der Europäische Rat betont, wie wich-
    tig es ist, das Drogenproblem auf umfassende Weise an-
    zugehen. – Richtig. Aber die dort Versammelten sollten
    sich dem Problem der verheerenden holländischen Dro-
    genpolitik stellen!


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Das Problem werden Sie nicht lösen können! – Zuruf von der SPD: Das müssen Sie Herrn Rüttgers einmal beibringen!)


    Aber kommt Zeit, kommt Rat. Ich will Sie nicht über-
    fordern; wir haben es ja auch nicht ändern können. Das
    Problem besteht jedoch.

    Deshalb meine erste Forderung: Die Bundesregierung
    muß jetzt diese Obersätze, von denen ich nicht viele
    falsch finde, mit Leben erfüllen. Sie muß ihnen nachge-
    hen. Es gibt gute Richtungsweisungen, aber es muß
    Fleisch an den Knochen. Es darf nicht bei den Phrasen
    bleiben.

    Ich will noch einen kleinen Punkt herausgreifen: Eu-
    rodac, das Flüchtlinge betreffende Identifizierungsver-
    fahren als Erfüllung Dubliner Verpflichtungen, ist of-
    fenkundig auf dem gleichen Stand wie vor zwei Jahren,
    als ich es mühsam auf die Birminghamer Agenda im
    Hinblick auf die weiteren Präsidentschaften geboxt ha-
    be. Es ist noch immer nicht konsentiert; Ziffer 17 weist

    Bundesministerin Dr. Herta Däubler-Gmelin






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    dies aus. Dranbleiben, selbst an kleinen Dingen, ist also
    alles!

    Zweite Bemerkung. Wir müssen zur Kenntnis neh-
    men, daß vieles, was an Phraseologie in der rotgrünen
    Politiklandschaft zum Thema Asyl- und Flüchtlingswe-
    sen jahrelang hier umgegangen ist – die Justizministerin
    ist, wenn es um den Austausch von Verbalinjurien in
    dieser Frage ging, kaum zu überbieten gewesen –, wohl
    hinter uns liegt. Sei es drum: Sollte es tatsächlich hinter
    uns liegen, wäre ich darüber froh.

    Angesichts dessen, was etwa in den Ziffern 23 und 24
    zur Bedeutsamkeit der Grenzsicherung gesagt wird,
    fordere ich Sie, Herr Außenminister, auf, sich von der
    Phrase zu trennen, die da lautet: „Wir wollen keine Fe-
    stung Europa.“ Das war ein völlig fehlerhafter Begriff
    aus vergangenen Zeiten, und das will auch überhaupt
    niemand. Aber eine Sicherung der Grenzen von EU-
    Europa wollen wir ganz entschieden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das erwächst einem nicht aus Worten, sondern aus Ta-
    ten: zum Beispiel aus der Unterstützung der südosteuro-
    päischen Regierungen hinsichtlich ihrer Justiz- und Po-
    lizeisysteme. Das kostet Geld, Aus- und Fortbildung und
    tatkräftige Unterstützung – es ist richtig, Herr Innenmi-
    nister, daß Sie dies in einem kleinen Punkt in Mazedoni-
    en gerade getan haben –, und das zeigt, daß diese Bun-
    desregierung Antworten und nicht nur Obersätze schul-
    det.

    Wenn man das Papier liest und die Regierungsmit-
    glieder, die, wie Frau Däubler-Gmelin, eine Fachver-
    antwortung haben, dazu reden hört, dann gelangt man zu
    der Auffassung, daß es keine Richtungsangaben für die
    deutsche Politik gibt. Was wird denn jetzt daraus? Ist
    sich Rotgrün darin einig, daß ihre frühere Politik zum
    Thema Asyl, Flucht- und Wanderungsbewegung mit-
    samt der Reflexe für die innerdeutsche Situation, was
    Kriminalität und insbesondere organisierte Kriminalität
    angeht, falsch war und jedenfalls von Tampere an auch
    nicht mehr Konsens in EU-Europa ist? Die vereinigten
    Sozialdemokraten aller europäischen Länder, die sich ja
    auch in Tampere getroffen haben, soweit sie den natio-
    nalen Regierungen angehören, sind nicht der Glaubens-
    meinung, die früheren rotgrünen Absprachen zu diesem
    Thema zugrunde lag. Die Gewährleistung von Grenzsi-
    cherheit ist ein elementarer Punkt auch für die innenpo-
    litische Situation in Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.])


    Ich werfe Ihnen, Herr Schily, nicht vor, daß Sie das
    Thema „burden sharing“ bislang nicht weiterbringen
    konnten, als wir es auch konnten. Es ist nicht verwun-
    derlich, daß andere europäische Staaten die Tatsache,
    daß im wesentlichen die Deutschen, die Österreicher
    und – außerhalb der EU – die Schweizer die Lasten
    schultern, für einen bequemen Zustand halten. Man muß
    weiter daran bohren und zugleich dafür sorgen, daß im
    Inland die Konditionen dafür geschaffen werden, daß
    die Illegalität nach Kräften gedämpft wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Man muß also wirksame innenpolitische Systeme gegen
    den Asylmißbrauch aufbauen, der ja nach wie vor ein
    zehntausendfacher ist. Ich habe den Eindruck, die Bun-
    desregierung habe ihren Frieden mit 100 000 Asylbe-
    werbern pro Jahr gemacht. Man hört gar nichts mehr da-
    von, wie diesbezüglich die Bemühungen weitergehen
    sollen.

    Sie fordern in dem Papier mit Recht Anstrengungen
    der südeuropäischen Nachbarn und Bündnis- und EU-
    Partner. Es taucht die Frage nach der Sicherung der süd-
    europäischen Seegrenzen auf. Papier ist geduldig; das
    sieht man auch am Adria-Abkommen zwischen Italien
    und Griechenland. Wie geht die Bundesregierung vor,
    um das Papier sachlich zu unterfüttern und daran mitzu-
    helfen, daß die Seegrenzsicherung besser wird? Ich ver-
    lasse diesen Punkt und sage nur, daß es hier Vollzugsan-
    forderungen an die deutsche Politik gibt.

    Die Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen ist
    ein höchst wichtiger Punkt, ebenso die Forderung nach
    gemeinsamen Rechtsvorschriften. Dazu gibt es viele
    Einzelfragen: verbessertes Auslieferungsverfahren, ein-
    fache Überstellungsverfahren, Eilverfahren in der Über-
    stellung. Ich stelle auch die Frage nach der Vollstrek-
    kung von Haftbefehlen in Europa, nach der Nutzung von
    Erkenntnissen aller Polizeien durch alle Polizeien und in
    allen Strafverfahren, nach europäischen Vollstreckungs-
    titeln und nach der Verbesserung der Situation von Eu-
    ropol; bei letzterem geht es um gemeinsame Teams und
    operative Kompetenzen.

    Ziehen wir darunter einen Schlußstrich, gelangen wir
    zu der Frage an die Bundesregierung und an meinen ge-
    schätzten Nachfolger im Amte des Innenministers: Wie
    lauten die Zeitpläne und Handlungsabsichten der Bun-
    desregierung? Haben Sie vor, einen gemeinsamen Ar-
    beitsstab zwischen Justiz- und Innenministerium zur
    Abarbeitung des Gipfels von Tampere einzurichten?
    Haben Sie dafür einen Zeitplan? Werden Sie den Hand-
    lungsbedarf in gesetzgeberischer, administrativer und
    fiskalischer Hinsicht erfüllen? Wie halten Sie es mit den
    Haushaltsfolgen von Tampere, wenn es um die Unter-
    stützung osteuropäischer Länder beim Aufbau tauglicher
    Justiz-, Polizei- und Grenzsicherungssysteme geht?

    Sie fordern verschämt – Ziffer 25 – speziell ausgebil-
    dete Grenzsicherungseinheiten. Richtig! In manchen
    Ländern gibt es nur drei oder vier, in manchen sogar gar
    keine derartigen Einheiten. Wie halten wir es mit der
    EU-Finanzierung? Was war es für eine Mühsal, eine
    auskömmliche Europol-Finanzierung durchzusetzen!
    Wo sind jetzt entsprechende Ansätze der Bundesregie-
    rung in einer langfristigen Planung? – Das sind ent-
    scheidende Fragen.

    Wenn Sie gestatten, Herr Präsident, jetzt noch zwei
    Aspekte, die mir ein besonderes Anliegen sind. Der erste
    Aspekt: Bevor nicht auf diese Fragen Antwort gegeben
    ist, bevor nicht der Tatsache Rechnung getragen ist, daß
    wir als Deutsche unter vielen Aspekten mangelnder Si-
    cherheit in Europa leiden, kann auf diesem Sektor nicht
    das Mehrheitsprinzip gelten. Das Festhalten am Ein-
    stimmigkeitsprinzip in diesem Sektor ist noch auf länge-
    re Sicht notwendig.

    Manfred Kanther






    (A) (C)



    (B) (D)


    Die zweite Bemerkung: Es darf keinen „Rabatt“ in
    Sicherheitsfragen geben, nur weil das diplomatisch ge-
    schickt erscheint und das Handeln in anderen Bereichen,
    etwa ökonomischen Fragen, erleichtert. Es geht nicht,
    daß man im Bereich der Sicherheit, zum Beispiel in der
    Frage der Freizügigkeit, Rabatt gewährt, bloß weil das
    der Diplomatie dient. Denn die Bürger messen an dieser
    Frage die Leistungsfähigkeit des EU-Systems.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Eine letzte Bemerkung: Zu Recht stellen die Schluß-

    ziffern 61 und 62 die Bedeutsamkeit einer konsistenten
    Außenpolitik für die Sicherheitspolitik fest. Das finde
    auch ich; das muß ganz undogmatisch festgestellt wer-
    den. Ich glaube, daß man Grenzsicherheit und Schutz
    vor illegalen Wanderungsbewegungen – mit all den da-
    mit verbundenen Nachfolgeerscheinungen im Inland –
    nicht gewährleisten kann ohne ein schrittweises Mitwir-
    ken der Türkei als der Drehscheibe vieler dieser Illega-
    litäten. Auch bei der Einbeziehung von Nicht-EU-
    Aspiranten sollte man undogmatisch auf die Sicher-
    heitsphilosophie von Schengen schauen. 1 200 Kilome-
    ter zu sichernde slowakische Grenze – wenn dieser Bal-
    kon weiter so nach EU-Europa hineinragt – reduzieren
    sich auf 200 Kilometer, wenn nur noch zur Ukraine hin
    gesichert werden muß.

    Das sind die praktischen Fragen, um die es geht. Zu
    diesen praktischen Fragen erwarten wir – wenn auch
    nicht sämtlich heute – in den nächsten Monaten von Ih-
    nen nachhaltige Antworten. Wir werden sie bei Ihnen
    abfragen.

    Danke.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge ordneten der F.D.P.)