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    Plenarprotokoll 14/58 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 58. Sitzung Berlin, Donnerstag, 30. September 1999 I n h a l t : Gedenkworte für die Opfer der Erdbeben- katastrophe auf Taiwan ................................ 5121 A Eintritt des Abgeordneten Reinhold Strobl in den Deutschen Bundestag ............................... 5121 B Bestimmung der Abgeordneten Anke Fuchs (Köln) als stellvertretendes Mitglied im Ver- mittlungsausschuß ........................................... 5121 B Abwicklung des Tagesordnungspunktes 14 .... 5121 C Gratulation zur Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Günter Grass ........................ 5198 A Zur Geschäftsordnung Jörg van Essen F.D.P. ...................................... 5121 D Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD.................. 5122 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 5122 D Roland Claus PDS ........................................... 5123 C Tagesordnungspunkt 3: Beschlußempfehlung des Wahlprü- fungsausschusses zu den gegen die Gül- tigkeit der Wahl zum 14. Deutschen Bundestag eingegangenen Wahlein- sprüchen (Drucksache 14/1560) ............... 5124 B Erika Simm SPD.............................................. 5124 C Tagesordnungspunkt 4: a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Lebenssituation von Kindern und die Leistungen der Kin- derhilfen in Deutschland – Zehnter Kinder- und Jugendbericht – und Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksachen 13/11368, 14/272 Nr. 115, 14/1681) ..................................................... 5126 A b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Beschluß des Eu- ropäischen Parlaments und des Rates zur Einführung des Gemeinschaftlichen Aktionsprogramms „Jugend“ (Drucksa- chen 14/74 Nr. 2.69, 14/1065) ................... 5126 A c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heidi Kna- ke-Werner, Dr. Klaus Grehn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Kindergelderhöhung auch für Kinder im Sozialhilfebezug (Drucksache 14/1308) 5126 B Iris Gleicke SPD ............................................. 5126 B Maria Eichhorn CDU/CSU ............................. 5128 D Hanna Wolf (München) SPD....................... 5130 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .. 5131 B Klaus Haupt F.D.P. ......................................... 5133 B Rosel Neuhäuser PDS ..................................... 5135 D Rolf Stöckel SPD............................................. 5137 B Wolfgang Dehnel CDU/CSU ......................... 5140 C Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 5142 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU ... 5144 D Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 5145 A Petra Pau PDS ................................................. 5145 B Dr. Hans Peter Bartels SPD ............................ 5146 A Katherina Reiche CDU/CSU .......................... 5146 D Dr. Christine Bergmann, Ministerin BMFSFJ 5148 C Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5151 A Thomas Strobl CDU/CSU ............................... 5152 B Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .. 5154 C Thomas Strobl CDU/CSU................................ 5155 A Tagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Birgit Schnie- ber-Jastram, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Alterssicherung durch eine gerechte und sozialverträgliche Rentenpolitik (Drucksache 14/1310) ............................... 5155 D Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU .............. 5155 D Kurt Bodewig SPD ......................................... 5157 D Andreas Storm CDU/CSU ........................... 5159 C Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5160 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ........................ 5161 D Peter Dreßen SPD ........................................ 5162 D Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 5164 D Andreas Storm CDU/CSU ........................... 5166 A Monika Balt PDS ............................................ 5167 D Erika Lotz SPD ............................................... 5168 D Johannes Singhammer CDU/CSU .................. 5170 C Walter Riester, Bundesminister BMA ............ 5172 B Julius Louven CDU/CSU............................. 5174 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ........................ 5175 B Walter Riester, Bundesminister BMA ............ 5176 A Dr. Maria Böhmer CDU/CSU ......................... 5176 B Ulrike Mascher SPD ....................................... 5178 D Dr. Maria Böhmer CDU/CSU ......................... 5179 B Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Jella Teuchner, Dr. Margrit Wetzel, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion SPD sowie der Abge- ordneten Ulrike Höfken, Winfried Her- mann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Verbot quecksilberhaltiger Fieber- thermometer (Drucksache 14/1352)......... 5179 D Tagesordnungspunkt 17: Überweisungen im vereinfachten Verfah- ren a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Vertrag vom 19. Juni 1997 zwischen der Bundesrepublik Deutsch- land und der Tschechischen Republik über den Eisenbahnverkehr über die gemeinsame Staatsgrenze und über den erleichterten Eisenbahndurchgangsver- kehr (Drucksache 14/1413) ...................... 5179 D b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Umsetzung der Richtlinie 97/74/EG des Rates vom 15. Dezember 1997 zur Ausdehnung der Richtlinie 94/45/EG über die Einsetzung eines Europäischen Betriebsrats oder die Schaffung eines Verfahrens zur Unter- richtung und Anhörung der Arbeit- nehmer in gemeinschaftsweit operie- renden Unternehmen und Unterneh- mensgruppen auf das Vereinigte König- reich (EBR-Anpassungsgesetz) (Druck- sache 14/1429) ........................................... 5180 A c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Fortführung der ökologischen Steuerreform (Drucksache 14/1668) ........ 5180 A d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Neuregelung der Förderung der ganzjährigen Beschäftigung in der Bauwirtschaft (Drucksache 14/1669) ...... 5180 B e) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Familienförderung (Druck- sache 14/1670) ........................................... 5180 B f) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Körperschaftsteuer- und Gewerbesteuergesetzes (Drucksache 14/ 1520) .......................................................... 5180 C Tagesordnungspunkt 18: b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Bemühungen zur Stärkung der gesetz- geberischen Befugnisse des Euro- päischen Parlaments 1998 (Drucksache 14/439) ....................................................... 5180 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 III Tagesordnungspunkt 18: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Kraft- fahrzeugsteuergesetzes (Drucksachen 14/864, 14/1651) ........................................ 5180 D c) – g) Beschlußempfehlungen des Petitionsaus- schusses Sammelübersichten 75, 76, 77, 78 zu Pe- titionen (Drucksachen 14/1596, 14/1597, 14/1598, 14/1599,14/1600) ........................ 5180 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur Sicherung des Fortbestandes von Stadtwerken und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen im liberalisierten Strommarkt ...................... 5181 C Rolf Kutzmutz PDS ........................................ 5181 C Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMW . 5182 C Dagmar Wöhrl CDU/CSU .............................. 5184 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 5185 B Dr. Günter Rexrodt F.D.P. .............................. 5186 C Volker Jung (Düsseldorf) SPD ....................... 5187 B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU ......................... 5188 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................... 5189 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 5191 A Harald Friese SPD .......................................... 5192 A Ulrich Klinkert CDU/CSU .............................. 5193 C Ernst Schwanhold SPD ................................... 5194 C Hartmut Schauerte CDU/CSU ........................ 5195 C Michael Müller (Düsseldorf) SPD .................. 5196 D Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und F.D.P. 50 Jahre Europarat: 50 Jahre europäi- scher Menschenrechtsschutz (Drucksa- che 14/1568)............................................... 5198 B Wolfgang Behrendt SPD ................................ 5198 B Klaus Bühler (Bruchsal) CDU/CSU ............... 5200 C Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA .......... 5202 B Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 5203 D Manfred Müller (Berlin) PDS ......................... 5205 A Rudolf Bindig SPD ......................................... 5206 A Benno Zierer CDU/CSU ................................. 5207 D Claudia Roth (Augsburg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ....................................................... 5209 B Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Nationale Armuts- und Reichtumsbe- richterstattung (Drucksache 14/999) ....... 5210 D b) Antrag der Fraktion PDS Regelmäßige Vorlage eines Berichts über die Entwicklung von Armut und Reichtum in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 14/1069) ......... 5211 A c) Antrag der Abgeordneten Birgit Schnie- ber-Jastram, Wolfgang Meckelburg, Hans- Peter Repnik, Peter Weiß (Emmendingen) und der Fraktion CDU/CSU Bekämpfung der „verdeckten Armut“ in Deutschland (Drucksache 14/1213). .... 5211 A Konrad Gilges SPD ........................................ 5211 B Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ......... 5213 A Dr. Klaus Grehn PDS .................................. 5214 A Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .. 5215 D Dr. Klaus Grehn PDS ................................. 5217 A Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 5217 B Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 5218 A Konrad Gilges SPD .................................... 5218 C Dr. Klaus Grehn PDS .................................. 5219 D Dr. Christa Luft PDS ...................................... 5220 C Ulrike Mascher, Parl. Staatssekretärin BMA .. 5221 D Heinz Schemken CDU/CSU ........................... 5223 B Kurt Bodewig SPD .......................................... 5225 A Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Norbert Geis, Ronald Pofalla, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zum verbesserten Schutz der Bundeswehr vor Verun- glimpfung (Drucksache 14/985) ............... 5225 D Werner Siemann CDU/CSU ........................... 5226 A Joachim Stünker SPD ..................................... 5227 D Jörg van Essen F.D.P. ..................................... 5229 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ....................................................... 5230 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ............... 5231 A Sabine Jünger PDS ......................................... 5231 D IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 Gerd Höfer SPD .............................................. 5232 C Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU .................... 5233 C Peter Zumkley SPD ........................................ 5235 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 5235 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU .................... 5235 C Tagesordnungspunkt 9: a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Jah- resgutachten 1997 Welt im Wandel: Wege zu einem nachhaltigen Umgang mit Süßwasser des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (Drucksachen 13/11435, 14/69 Nr. 1.16, 14/837) ............. 5235 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Kommission Durchführung der Richtlinie 91/271/ EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalem Ab- wasser, geändert durch die Richtlinie 98/15/EG der Kommission vom 27. Fe- bruar 1998 Zusammenfassung der von den Mit- gliedstaaten getroffenen Maßnahmen und Bewertung der in Anwendung von Artikel 13 und 17 der Richtlinie enthal- tenen Informationen (Drucksachen 14/488 Nr. 2.49, 14/1343) .......................... 5236 A Petra Bierwirth SPD ........................................ 5236 B Dr. Christian Ruck CDU/CSU ........................ 5238 A Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................ 5239 C Birgit Homburger F.D.P. ................................ 5241 B Eva-Maria Bulling-Schröter PDS ................... 5243 A Gila Altmann, Parl. Staatssekretärin BMU ..... 5244 B Birgit Homburger F.D.P. ................................ 5245 D Gila Altmann, Parl. Staatssekretärin BMU ..... 5246 A Werner Wittlich CDU/CSU ............................ 5246 C Marga Elser SPD ............................................ 5247 D Vera Lengsfeld CDU/CSU ............................. 5249 D Eva-Maria Bulling-Schröter PDS ................... 5251 C Vera Lengsfeld CDU/CSU ............................. 5251 D Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Klaus Riegert, Friedrich Bohl, weiteren Abgeordneten und der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Vereins- förderung und der Vereinfachung der Besteuerung der ehrenamtlich Tätigen (Drucksache 14/1145) ................................ 5252 A Klaus Riegert CDU/CSU ................................ 5252 B Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN..................................................... 5254 B Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD ................. 5255 A Klaus Riegert CDU/CSU ................................ 5257 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD ................. 5257 D Ernst Burgbacher F.D.P................................... 5258 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................... 5259 C Ernst Burgbacher F.D.P............................... 5260 B Gustav-Adolf Schur PDS ................................ 5261 C Norbert Barthle CDU/CSU ............................. 5262 C Ludwig Eich SPD ........................................... 5264 C Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Heidemarie Ehlert, Dr. Barbara Höll, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion PDS Bekämpfung der Steuerkriminalität durch kontinuierliche und bundesein- heitliche Betriebsprüfung (Drucksache 14/1192) ..................................................... 5266 B Heidemarie Ehlert PDS ................................... 5266 C Nächste Sitzung ............................................... 5267 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 5269 A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jürgen Koppelin F.D.P. zur Abstimmung über die Beschlußempfeh- lung zum Bericht der Bundesregierung zum Jahresgutachten 1997 Welt im Wandel: Wege zu einem nachhalti- gen Umgang mit Süßwasser des Wissen- schaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderung – Drucksache 14/837 (Tagesordnungspunkt 9a) ................... 5269 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 V Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Manfred Grund CDU/CSU zur Abstimmung über die Beschlußempfeh- lung zur Durchführung der Richtlinie 91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalem Ab- wasser, geändert durch die Richtlinie 98/15/EG der Kommission vom 27. Februar 1998 – Drucksache 14/1343 (Tagesordnungs- punkt 9b) ......................................................... 5269 C Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Jürgen Koppelin F.D.P. zur Abstimmung über die Beschlußempfeh- lung zur Durchführung der Richtlinie 91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalem Ab- wasser, geändert durch die Richtlinie 98/15/EG der Kommission vom 27. Februar 1998 – Drucksache 14/1343 (Tagesordnungs- punkt 9b) ......................................................... 5269 D Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zum Antrag der Abgeordneten Heidemarie Ehlert, Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft und der Fraktion PDS: Bekämpfung der Steuerkriminalität durch kontinuierliche und bundeseinheitliche Be- triebsprüfung (Tagesordnungspunkt 11) Simone Violka SPD ......................................... 5270 A Hans Michelbach CDU/CSU .......................... 5272 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5273 B Gisela Frick F.D.P. ........................................ 5274 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5121 (A) (C) (B) (D) 58. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Heidemarie Ehlert Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5269 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 30.9.99 *) Bläss, Petra PDS 30.9.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 30.9.99 Böttcher, Maritta PDS 30.9.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 30.9.99 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 30.9.99 Erler, Gernot SPD 30.9.99 Flach, Ulrike F.D.P. 30.9.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 30.9.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 30.9.99 Gebhardt, Fred PDS 30.9.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 30.9.99 Hauser (Bonn), Norbert CDU/CSU 30.9.99 Hornung, Siegfried CDU/CSU 30.9.99 Hovermann, Eike SPD 30.9.99 Imhof, Barbara SPD 30.9.99 Jacoby, Peter CDU/CSU 30.9.99 Leidinger, Robert SPD 30.9.99 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 30.9.99 Lennartz, Klaus SPD 30.9.99 Lietz, Ursula CDU/CSU 30.9.99 Meckel, Markus SPD 30.9.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 30.9.99 Dr. Niehuis, Edith SPD 30.9.99 Ohl, Eckhard SPD 30.9.99 Ostrowski, Christine PDS 30.9.99 Pützhoven, Dieter CDU/CSU 30.9.99 Schmidt (Mülheim), Andreas CDU/CSU 30.9.99 Schösser, Fritz SPD 30.9.99 Schröder, Gerhard SPD 30.9.99 Seiters, Rudolf CDU/CSU 30.9.99 Dr. Frhr. von Stetten, Wolfgang CDU/CSU 30.9.99 Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 30.9.99 Dr. Thalheim, Gerald SPD 30.9.99 Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.9.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 30.9.99 Dr. Zöpel, Christoph SPD 30.9.99 ————— *) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jürgen Koppelin (F.D.P.) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zum Bericht der Bundesregierung zum Jahres- gutachten 1997 Welt im Wandel: Wege zu einem nachhaltigen Umgang mit Süßwasser des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umwelt- veränderung – Drucksache 14/837 (Tagesordnungspunkt 9a) Die Fraktion der F.D.P. lehnt die Beschlußempfeh- lung ab. Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Manfred Grund (CDU/CSU) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zur Durchführung der Richtlinie 91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behand- lung von kommunalem Abwasser, geändert durch die Richtlinie 98/15/EG der Kommission vom 27. Februar 1998 – Drucksache 14/1343 (Tagesordnungspunkt 9b) Die Fraktion der CDU/CSU stimmt der Beschluß- empfehlung zu. Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Jürgen Koppelin (F.D.P.) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung zur Durchführung der Richtlinie 91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behand- lung von kommunalem Abwasser, geändert durch die Richtlinie 98/15/EG der Kommission vom 27. Februar 1998 – Drucksache 14/1343 (Tagesordnungspunkt 9b) Die Fraktion der F.D.P. stimmt der Beschlußempfeh- lung zu. 5270 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 (A) (C) (B) (D) Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zum Antrag der Abgeordneten Heidemarie Ehlert, Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft und der Fraktion der PDS: Bekämpfung der Steuerkriminalität durch kon- tinuierliche und bundeseinheitliche Betriebs- prüfung (Tagesordnungspunkt 12) Simone Violka (SPD): Durch Steuerhinterziehung und Wirtschaftskriminalität gehen diesem Staat jährlich Milliardenbeträge verloren, und diese schwarzen Schafe verschaffen sich auf diese Art und Weise in der Wirt- schaft auch noch einen unlauteren Wettbewerbsvorteil. Das ist ein sehr bedenklicher Auswuchs, der selbst- verständlich bekämpft werden muß, weil er ungeheuren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden anrich- tet, vor allem natürlich, wenn man bedenkt, wie hoch die Staatsverschuldung ist, und es eigentlich zur morali- schen Selbstverständlichkeit gehören sollte, wenn man in diesem Staat lebt, nicht nur seinen Rechten, sondern auch seinen Pflichten nachzukommen. Das, sehr geehrte Damen und Herren der PDS, wird sicherlich von niemand bestritten und ist uns selbstver- ständlich auch nicht neu. Es ist uns ebensowenig neu wie Ihr Antrag, über den wir jetzt zu beraten haben. Wenn ich es näher betrachte, ist es ja eigentlich nicht einmal komplett Ihr Antrag, denn ein in einigen Passagen verblüffend ähnlich lau- tender Antrag der SPD-Fraktion aus der 13. Legislatur- periode müßte den meisten von Ihnen ja sicher noch be- kannt sein. An dieser Stelle wäre es für mich ein leichtes, in blumigen Worten darzulegen, was ich von dieser Ihrer Arbeitsweise halte. Aber ich tue es nicht in Anbetracht der Tatsache, daß das Thema, über welches wir hier reden, einfach zu wichtig und ernst ist, um meine Rede- zeit für solch einen verbalen Schlagabtausch zu ver- geuden. Nun könnten Sie ja vielleicht vermuten, sehr geehrte Damen und Herren der PDS, wir würden Ihrem Antrag zustimmen, weil er unsere eigenen guten und richtigen Ideen enthält, die wir ja auch immer noch vertreten. Es tut mir leid! Ich fürchte, wenn Sie das erreichen wollten, dann hätten Sie diesen Antrag nicht durch ihre Vor- schläge ergänzen dürfen. Diese Ergänzungen erweisen sich teilweise nämlich bei näherer Betrachtung als völlig undurchführbar. Das werde ich Ihnen nachfolgend auch gern näher erläutern. Die SPD-Fraktion hat schon 1996 durch ihren Antrag zum Ausdruck gebracht, daß sie es befürwortet, durch ein Aktionsprogramm von Bund und Ländern diesen Mißstand der Steuerkriminalität entgegenzuwirken. Und Betriebsprüfungen sind ein Instrument steuerlicher Ge- rechtigkeit. Allerdings ist es in erster Linie eine Sache der Län- der. Daher können wir an dieser Stelle nur sehr bedingt auf die verschiedenen Gegebenheiten vor Ort in den ein- zelnen Bundesländern Einfluß nehmen. Deshalb ist eine Zusammenarbeit mit den Ländern in dieser Frage wesentlich fruchtbarer, als ihnen mit ihrem Antrag einfach ungefragt etwas überzustülpen. Daß ein Miteinander mit den Ländern auch ohne zu- sätzliche Gesetze geht, können wir den Auswertungen aus der jüngsten Vergangenheit bereits entnehmen, und natürlich setzt das Finanzministerium an dieser Stelle seine Zusammenarbeit mit den Ländern weiter fort. Durch den Druck der deutschen Steuergewerkschaft, des Bundesrechnungshofs und auch der SPD-Fraktion mahnte der damalige Bundesfinanzminister bei seinen Kolleginnen und Kollegen eine Verstärkung des Perso- nals bei den zuständigen Ämtern an, und trotz unter- schiedlichster Probleme in den Ländern konnte bereits von 1996 zu 1997 ein Zuwachs an Betriebsprüfern fest- gestellt werden, die – und das ist vor allem wichtig – auch tatsächlich einen Mehrerfolg bei den Prüfungen für sich verbuchen konnten. Dieser Trend setzte sich in Be- zug auf Personal und Erfolg erfreulicherweise auch in dem folgenden Jahr fort. Das zeigt, daß sich solch ein Personaleinsatz lohnt, auch für die Betriebe. Denn selbstverständlich ist nicht jeder Betrieb, bei dem durch die Betriebsprüfer Un- regelmäßigkeiten festgestellt wurden, auch gleich krimi- nell. Es gibt immer Betriebe, die durch Unkenntnis oder andere widrige Umstände in eine prekäre Lage kom- men, und je länger sich solch ein Mißstand unerkannt über die Jahre hinzieht, um so schlimmer wird es für den betroffenen Betrieb bei der Aufdeckung. Daß das im schlimmsten Fall auch die Vernichtung von Arbeitsplät- zen bedeuten kann, ist ein nicht zu unterschätzender Fakt. Daher werden wir uns auch weiterhin um eine bessere personelle Besetzung bemühen und um einen damit ver- bundenen geringeren Prüfzyklus vor allem für die mitt- leren und Kleinstbetriebe. Wir lehnen es aber ab, Ihren Vorschlag zu unterstüt- zen, in dem Sie eine bundeseinheitliche Regelung für den Rhythmus der Betriebsprüfungen fordern, der für alle Bundesländer gleich sein soll und auch noch den Umfang der Prüfungen beinhalten soll. Die obersten Fi- nanzbehörden der Länder haben schon mehrfach darauf hingewiesen, daß sowohl hinsichtlich der Verteilungs- struktur der Betriebe als auch der organisatorischen Ausgestaltung der Prüfungsdienste so große regionale Unterschiede bestehen, daß unmittelbare Vergleiche nicht möglich sind und erst recht dadurch auch keine bundeseinheitlichen Regeln. Die einzelnen Firmen und Betriebe kann man doch nicht nach Schema F prüfen. Da sind zum Beispiel die verschiedensten Abrechnungssysteme im Einsatz. Nie kann man vorher einschätzen, wie weit man bei der einen oder anderen Firma in die Vergangenheit prü- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5271 (A) (C) (B) (D) fen muß, und daher kann man pro Firma meinetwegen nach Größe und Produkt und Umsatz auch kein Zeitlimit für die Dauer der Prüfung setzen. Mit dieser Forderung setzen Sie die Prüfer unter Druck, Ihr Soll – oder da der Vorschlag ja von Ihnen kommt, sollte ich wohl besser „Plansoll“ sagen – zu er- reichen. Denken Sie tatsächlich, daß solch ein Druck einen positiven Einfluß auf die Gründlichkeit von Prü- fungen hätte? Immerhin liefern Sie ja wenigstens eine Idee zur Um- setzung Ihres Antrages mit. Sie fordern eine Aufstok- kung um 10 000 Betriebsprüfer und 1 000 Steuerfahn- der. An dieser Forderung ist auf den ersten Blick viel- leicht nichts auszusetzen. Allerdings muß man beachten, daß nicht sofort glänzend ausgebildete Betriebsprüfer in dieser geforderten Anzahl zur Verfügung stehen. Solch einen Berufsabschluß kann man nicht einfach durch eine Umschulung machen. Diese Qualifikation er- fordert einen Fachhochschulabschluß, der in der Regel mindestens acht bis neun Semester, also ca. vier Jahre Ausbildungszeit benötigt. Erst danach erfolgt der Ein- satz bei Betriebsprüfungen in kleineren Unternehmen. Neben diesen praktischen Einsätzen vor Ort ist der Besuch von Schulungen, Kursen, EDV-Lehrgängen und Seminaren erforderlich, wenn man nach einer gewissen Zeit überhaupt zu Großbetriebsprüfungen zum Einsatz kommen will. Auch in dieser Zeit ist eine oben schon aufgezählte Weiterbildung unbedingt erforderlich, denn erst bei entsprechender Eignung und Qualifikation hat man die Chance, in der Steuerfahndung zum Einsatz zu kommen. Sie sehen also selbst, wie lang der Weg ist, bis Ihre geforderten 10 000 Betriebsprüfer und 1 000 Steuer- fahnder zum Einsatz kommen könnten und genügend sorgfältig ausgebildete und befähigte Menschen die Rei- hen der Betriebsprüfer und Steuerfahnder verstärken würden. Solch eine Aufstockung kann nicht im Hau- Ruck-Verfahren per Gesetz erfolgen, sondern muß sich auch für die Zukunft kontinuierlich entwickeln. Dazu gehört natürlich, daß genügend junge Menschen für diese Berufsrichtung interessiert werden können. Auch das geht nicht ohne die Länder, die ja bereit sein müssen, diese Menschen, wenn sie ausgebildet sind, auch zu übernehmen. Die Zunahme der Zahl der Betriebsprüfer von 1996 zu 1998 von immerhin um die 2 000 entspricht dem ge- meinsamen Willen von Bund und Ländern, die Prü- fungsdichte zu verbessern und eine Angleichung der Prüfungsbedingungen anzustreben. Immerhin konnte durch diesen erhöhten Einsatz der durchschnittliche Prüfungsturnus in Großbetrieben von 1995 5,4 Jahre zu 1998 auf 4,4 Jahre abgesenkt werden. Noch erfreulicher, wenn auch längst noch nicht aus- reichend, ist der Prüfungsturnus bei mittleren Unter- nehmen. Dort konnte der Prüfungsturnus, der 1995 noch bei ca. 14,5 Jahren lag, bis 1998 auf 11,8 Jahre gesenkt werden. Damit hat sich der Zyklus um ein ganzes Jahr bei Großbetrieben und bei mittleren Betrieben sogar um 2,7 Jahre gesenkt. Bei derzeitlicher Entwicklung ist ein weiteres Absenken des Prüfungsturnus zu erwarten und selbstverständlich auch wünschenswert. Da sich durch eine hohe Zahl der An- und Abmel- dungen innerhalb relativ kurzer Zeit bei Kleinstbetrieben ein aussagekräftiger Durchschnittswert des Prüfungs- turnus über die Jahre nicht ermitteln läßt, muß in dieser Gruppe auf einen Vergleich der Jahre verzichtet werden. Was man aber sagen kann, ist die Tatsache, daß die Zahl der Betriebsprüfungen in dieser Gruppe von etwa 81 000 im Jahre 1995 auf ca. 117 000 im Jahr 1998 ge- stiegen sind. Also auch in dieser Gruppe macht sich der vermehrte Personaleinsatz seit dem Jahr 1996 stark be- merkbar. Natürlich weiß ich, daß die von mir genannten Zah- len Mittelwerte sind und die absoluten Zahlen in den einzelnen Ländern ganz anders aussehen. Vor allem die neuen Länder haben oft im Prüfungsturnus wesentlich höhere Werte. Aber auch in diesen Ländern sind die Zahlen im an- gegebenen Zeitraum rückläufig. In Anbetracht der kur- zen Zeit, wo sich dort Betriebe von oft jahrzehntelanger sozialistischer Abrechnungstechnik und der damit ver- bundenen Gesetze umstellen mußten und Neugründer, wenn sie aus den neuen Ländern selbst kamen, oft auf diesem Wissensgebiet bei Null anfingen und nicht selten bei Betriebsübernahmen durch einen Betrieb aus den alten Ländern auch die Mitarbeiter auf diesem Gebiet völlig umdenken mußten, ist es verständlich, daß dort die Prüfungen ganz einfach noch länger dauern, weil oft die Schwierigkeiten der Anfänge heute nur noch sehr schwer nachvollziehbar sind. Das liegt nicht nur an den dort eingesetzten Prüfern, sondern auch an den verant- wortlichen Mitarbeitern selbst, weil Sie halt keine jah- relange Abrechnungsroutine als Grundlage haben. Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe schon an- fangs ausgeführt, wie wichtig die SPD-Fraktion dieses Problem nimmt, und natürlich sehen wir, solange die Prüfungen noch solch hohe Ergebniszahlen aufdecken, auch einen enormen Handlungsbedarf auf diesem Ge- biet. Es ist einfach unabdingbar für die soziale Gerechtig- keit in diesem Land, daß sich einzelne des Profites we- gen nicht aus ihren Pflichten ausklinken und damit die Lasten auf Schwächere verteilen. Das verurteilen wir auf das schärfste und deshalb haben wir ja auch einen Riegel vorgeschoben, indem zumindest die legalen Steuer- schlupflöcher gestopft wurden. Allerdings muß man dieses Problem von verschiede- nen Seiten angehen. Den bisher eingeschlagenen Weg, zusammen mit den Ländern eine kontinuierliche Ein- dämmung dieses Problems anzustreben, halte ich für einen richtigen. Wenn dieser Weg konstant beibehalten wird, schaffen wir nicht nur mehr soziale Gerechtigkeit, sondern fördern auch ein gutes Klima zwischen dem Bund und den Ländern, wenn es um die sachliche Lösung von ähnlichen Problemen geht. Daher lehnen wir heute den Vorschlag der PDS- Fraktion ab. 5272 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 (A) (C) (B) (D) Hans Michelbach (CDU/CSU): Die deutsche Wirt- schaft ist es inzwischen von der rotgrünen Bundesregie- rung gewohnt, daß sie in der Steuerpolitik immer wieder auf die Belastungsprobe gestellt wird und mit dem schlichten Wort „Gegenfinanzierung“ die steuerpoliti- schen Folterwerkzeuge angelegt werden. Alle wissenschaftlichen Vergleiche zeigen inzwi- schen die Steuerhöchstbelastung der deutschen Wirt- schaft auf. So steigen die Steuerbelastungen der Betriebe stark an. Die offizielle Steuerschätzung zeigt bei der Körper- schaftsteuer eine Mehreinnahme des Fiskus im Jahr 1999 im Vergleich zum Vorjahr von 32 v.H. auf. Bei der veranlagten Einkommensteuer bemißt sich die Steige- rung sogar auf 55 v.H. Trotzdem drängt die SPD auf die Neueinführung einer Vermögensbesteuerung. Unter dem falschen Titel „Gerechtigkeitslücke“ wird Neid und Klassenkampf- stimmung erzeugt. Doch Neid zersetzt sich selbst. Neid ist genauso alt wie unfähige Politik. Der Gipfel der Un- fähigkeit ist die Diskriminierung von Steuerzahlern, die in die Steueranreize des Staates investiert haben und sich anschließend als Nutzer von Steuerschlupflöchern und als Steuerkriminelle beschimpfen lassen müssen. Der heutige Antrag der PDS zeigt deutlich die Ein- stellung der Linken zur Wirtschaft: Die Unternehmen und Unternehmer werden mit Neid überzogen, krimina- lisiert und generell grundsätzlich der Steuerhinterzie- hung verdächtigt. Leider läßt sich die SPD von der PDS in dieser Neid- frage immer wieder anstecken. In Sachsen-Anhalt läßt sie sich von der PDS sogar zu einer Bundesinitiative zur Wiedereinführung der Vermögensteuer zwingen. Wir sagen generell nein zu jeder weiteren Steuerer- höhung. Wir sagen ja zur Steuervereinfachung und Steuerentlastung durch eine zielführende Steuerreform. Natürlich sagen wir auch ja zu einer ideologiefreien Mißbrauchsbekämpfung und sachgerechten Betriebsprü- fung. Tatsache bei den Betriebsprüfungen ist: Gemäß der statistischen Aufzeichnungen der obersten Finanzbehör- den der Länder haben die Betriebsprüfungen im Jahr 1998 zu rechtskräftigen Mehrsteuern von 22,2 Mrd. DM geführt. Dabei ist die Zahl der geprüften Unternehmen von 1995 bis zum Jahr 1998 extrem gestiegen. 1998 wurden 8 592 Großbetriebe mehr als 1995 geprüft; bei den Mittelbetrieben belief sich die zahlenmäßige Steige- rung der abgeschlossenen Prüfungsfälle auf 14 454, bei den Klein- und Kleinstbetrieben sogar auf 35 266 (vgl. Bundesministerium der Finanzen, Finanznachrichten 20/99, v. 14. September 1999). Die Zahl der vorhande- nen Prüfer hat im Zeitraum von 1995 bis 1998 um 2 832 zugenommen. Diese Daten veranschaulichen deutlich, daß die Fi- nanzbehörden ihrer Pflicht zur Prüfung der Unterneh- men durchaus nachkommen und sogar die Zahl der ab- geschlossenen Prüfungsfälle als auch der vorhandenen Betriebsprüfer kontinuierlich zugenommen hat, so daß die einheitliche Besteuerung grds. gewährleistet ist. Was fehlt wirklich? Die Vorbildfunktion für die Steuermoral fehlt. Die Bundesregierung geht bei ihrer Steuerpolitik mit schlechtem Beispiel voran. Wer Steuermoral von seinen Steuerzahlern erwartet, sollte das Prinzip der Be- steuerung nach der Leistungsfähigkeit nicht mit Füßen treten. Die rotgrüne Steuerpolitik ist jedoch teilweise Will- kür und damit ein schlechtes Beispiel für die Steuer- zahler. Die rotgrüne Steuerpolitik zerstört das Vertrauen der Steuerzahler. Ihnen vertrauen heißt einen ungedeckten Scheck ausstellen. Das Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 ist für die Wirtschaft ein Steuererhöhungsgesetz. Viele einzel- ne Regelungen enthalten unbestimmte Rechtsbegriffe, sind nicht administrierbar und damit verfassungsrecht- lich bedenklich. Wir fordern daher folgende Änderun- gen: erstens Scheingewinnbesteuerung bei Verlust- verrechnung und Verlustrücktrag, zweitens steuerliche Behandlung von Verlusten aus der Beteiligung an Ver- lustzuweisungsgesellschaften – § 2b EStG –, drittens Abschaffung des Mehrkontenmodells – § 4 Abs. 4a EStG –, viertens Abschaffung des halben durchschnittli- chen Steuersatzes bei Betriebsveräußerungs- und Be- triebsaufgabegewinnen – § 34 EStG –, fünftens unbe- grenzte Rückwirkung des Wertaufholungsgebotes, sech- stens Abzinsungspflicht für bestimmte Verbindlichkei- ten, siebtens Einschränkung von Bilanzänderungen, achtens Absenkung des Vorsteuerabzugs aus Aufwen- dungen für nicht ausschließlich betrieblich genutzte PKW, neuntens Streichung des Vorsteuerabzugs bei Verpflegungsmehraufwendungen, ferner für Reisekosten und Umzugskosten des Arbeitnehmers. Das Steuerbereinigungsgesetz 1999, das eigentlich die für die Wirtschaft nachteiligen Bestimmungen des Steuerentlastungsgesetzes 1999/2000/2002 korrigieren sollte, sieht im wesentlichen neue Steuererhöhungen vor. Wir fordern, folgende Regelungen des Gesetzes- vorschlages zurückzuziehen: erstens Besteuerung der Erträge aus Kapitallebensversicherungen und Renten- versicherungen mit Kapitalwahlrecht, soweit das Kapi- talwahlrecht ausgeübt wird, sowie die Streichung des Sonderausgabenabzugs für die jeweiligen Beiträge, zweitens Änderung der Bedarfsbewertung bei Grund- stücken im Ertragswertverfahren unter Zugrundelegung der Mieten der letzten 12 Monate, drittens die Erhöhung des Verspätungszuschlages auf 50 000 DM, viertens die Möglichkeit der Verböserung bei der Ablauf- hemmung im Falle des gerichtlichen und außergericht- lichen Verfahrens, fünftens die Abschaffung der Be- grenzung des Zinslaufes auf maximal vier Jahre bei der Verzinsung von Steuernachforderungen und Steuer- erstattungen. Die Steuererhöhungen im Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 und im Steuerbereinigungsgesetz 1999 stellen für die Wirtschaft eine erhebliche Belastung dar und sind nur der Versuch, Steuermehreinnahmen für weitere sozialistische Umverteilungsmaßnahmen zu er- zielen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5273 (A) (C) (B) (D) Eine weitere schleichende Steuererhöhung wird sich durch die geplante Änderung der AfA-Tabellen ergeben. Die Verlängerung der Nutzungsdauern um bis zu 100 v.H. wird für die Wirtschaft eine erhebliche Mehrbela- stung bedeuten und zu Wettbewerbsverzerrungen füh- ren, da andere Länder hier für die Wirtschaft viel gün- stigere Regelungen vorsehen. Die hier vorgestellten Regelungen sind nur ein winzi- ger Teil aus dem Sammelsurium von Steuererhöhungen, die durch die rotgrüne Bundesregierung auf den Weg gebracht wurden bzw. noch geplant sind und die zu im- mer mehr Wut und Resignation sowohl bei der Wirt- schaft als auch der Bevölkerung geführt haben. Es gibt nur einen Weg, die Akzeptanz der Steuer- pflichtigen gegenüber dem Steuersystem wieder zu stär- ken: Es muß ein steuerliches Gesamtkonzept mit Steuer- vereinfachung und niedrigen Steuersätzen eingeführt werden, das zu einer schrittweiten Senkung der Ein- kommensteuersätze von 15 v.H. bis 35 v.H. führt. Gleichzeitig muß die Bemessungsgrundlage durch die Abschaffung nahezu aller Sonderregelungen und Ver- günstigungen verbreitert werden. Ebenso müssen auch die Körperschaftsteuersätze auf 35 v.H. bei den thesau- rierten und 25 v.H. bei den ausgeschütteten Gewinnen sinken. Denn die hohen Steuersätze, die im Ergebnis auch zu hohen Steuerzahlungen führen, haben zu einer stillen Steuerverweigerung der Steuerpflichtigen geführt. Der Bürger muß sich wieder sicher sein können, daß gleiches Einkommen auch wirklich gleich besteuert wird, was durch die Abschaffung der Sonderregelungen erfolgt. Zudem würde die Abschaffung der Sonderregelungen und Vergünstigungen auch dazu führen, daß der Kon- trollaufwand sinkt und von vornherein mehr Steuerge- rechtigkeit herrschen würde. Aus Sicht der CDU/CSU-Fraktion kann der Antrag der PDS-Fraktion daher nicht zustimmend kommen- tiert werden. Wir möchten in diesem Zusammen- hang aber die Bundesregierung auffordern, das Steuer- system zu vereinfachen und die Steuersätze erheblich zu senken. Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Steuerhinterziehung und Wirtschaftskriminalität müssen wirksam bekämpft werden, darüber sind wir uns alle einig. Die Finanzverwaltung ist aber nach wie vor in der Hauptsache eine Ländersache, das ist ebenso unbestrit- ten. Der Bund hat es hier nicht einfach, sich einzumi- schen, und es müßte auch im ureigensten Interesse der Länder selbst liegen, effizient und konsequent zu prüfen. Dies tun sie auch. Das Bundesministerium der Finanzen wertet hier nämlich regelmäßig die Statistiken der Län- der aus. So haben beispielsweise die Steuerfahnder der Länder 1998 in rund 31 000 Fällen Prüfungen durchge- führt oder Amtshilfe geleistet – dies ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um mehr als 31 Prozent – und dabei allein mehr als 2,2 Milliarden DM Steuermehrein- nahmen erzielt, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von mehr als 12 Prozent. Dabei sind die Nachforderungen aus rechtskräftig gewordenen Mehrergebnissen der steuerlichen Betriebs- prüfungen noch gar nicht enthalten. So kommen noch folgende Mehrergebnisse hinzu: Durch allgemeine Be- triebsprüfungen wurde 1998 ein Mehrergebnis von über 22 Milliarden DM erzielt – das ist eine Steigerung ge- genüber dem Vorjahr von fast 16 Prozent –, durch die Umsatzsteuer-Sonderprüfungen wurde 1998 ein Mehr- ergebnis von über 3 Milliarden DM erzielt, durch die Lohnsteuer-Außenprüfungen kamen noch einmal rd. 1½ Milliarden DM hinzu. Alles zusammen haben Betriebsprüfung und Steuer- fahndung zusammen nahezu 30 Milliarden DM Steuer- mehreinnahmen erzielt. Dies ist enorm und zeigt – zu- sammen mit den beachtlichen Steigerungsraten gegen- über den Vorjahren – die aktuelle Effektivität von Be- triebsprüfung und Steuerfahndung. Außerdem sind im Rahmen der Steuerfahndung in 1998 gegenüber 1997 die Geldstrafen um rund 12 Prozent angestiegen, die Freiheitsstrafen um rund 17 Prozent. Dies zeigt: Steuerhinterziehung ist längst kein Kava- liersdelikt mehr, und Steuerhinterziehung wird auch wirksam bekämpft. Die Zahl der Steuerfahnder und Be- triebsprüfer ist bei den Ländern kontinuierlich erhöht worden. Andererseits kann die Bekämpfung von Steuer- hinterziehung und Wirtschaftskriminalität nicht heißen, daß Heeresstärken von Steuerfahndern und Betriebsprü- fern in die Lande geschickt werden und im Endeffekt neben jedem auch kleinsten Betrieb tagein tagaus ein Prüfer steht. Außerdem hat es schon in der Vergangenheit von Bundesseite aus Initiativen gegeben, damit die Länder einen größeren Teil ihrer Steuermehreinnahmen durch Betriebsprüfung behalten und nicht in den Länderfi- nanzausgleich abführen müssen. Wer aber war dagegen? Die Länder haben damals einstimmig gegen den Bun- desvorschlag gestimmt. Und der Bund kann für den Kompetenzbereich der Länder nur Anregungen geben und keine Maßnahmen mit Brachialgewalt durchsetzen. Grundsätzlich aber können wir Steuerhinterziehung und Wirtschaftskriminalität vor allem dadurch reduzie- ren, daß wir die Steuersätze senken und das Steuerrecht einfacher machen. Eine niedrigere Steuerbelastung ver- ringert den Anreiz zur Steuerhinterziehung erheblich. Und ein einfaches Steuerrecht schränkt den Spielraum für Steuergestaltungen nachhaltig ein. Einen ersten deutlichen Schritt in die richtige Rich- tung haben wir mit unserer dreistufigen Steuerreform 1999/2000/2002 getan. Damit haben wir den Eingangs- satz um ganze 6 Prozentpunkte und den Spitzensteuer- satz um 4½ Punkte gesenkt. Den Körperschaftsteuersatz für ausgeschüttete Gewinne haben wir auf 40 Prozent herabgesetzt und damit auf ein international durchaus konkurrenzfähiges Niveau. Aber das ist noch nicht das Ende. So wollen wir die Körperschaftsteuer auf einheitlich 25 Prozent senken, und zwar im Rahmen der Unternehmensteuerreform zum 1. Januar 2001. Gleichzeitig werden wir hier aber vor allem kleine und mittlere Unternehmen entlasten. Hierbei ist auch in jedem Fall noch einmal über eine 5274 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 (A) (C) (B) (D) weitere Senkung des Einkommensteuertarifs nachzu- denken. Gleichzeitig haben wir mit der dreistufigen Steuerreform 1999/2000/2002 die Steuervergünstigun- gen konsequent abgebaut und Steuergestaltungen einge- schränkt. Dies wird auch im Rahmen der Unterneh- mensteuerreform weiter fortgesetzt. Außerdem denken wir auch über eine Lockerung des Bankgeheimnisses nach – so wie das kürzlich auch der Bundesverfassungsrichter Kirchhof getan hat. In ande- ren Ländern sind Kontrollmitteilungen schon lange gang und gäbe, oft sogar zusätzlich zu einer Quellenbesteue- rung von Zinseinkünften. Das Bankgeheimnis in der jetzigen Form schützt vor allem diejenigen, die Steuern hinterziehen. Es kann nicht sein, daß gewisse Gesetzes- passagen gerade diejenigen schützen, die andere Gesetze – hier die Steuergesetze – nicht einhalten. Natürlich werden wir uns auch weiter für eine effi- ziente Erfassung grenzüberschreitender Zinseinkünfte in der EU einsetzen. Auch hier wird ja im Rahmen des so- genannten Koexistenzmodells angestrebt, zumindest entweder eine Quellensteuer zu erheben oder Kontroll- mitteilungen zu machen – oder noch besser beides. Denn der ehrliche Steuerbürger hätte hier ja nichts zu be- fürchten. Fest steht jedenfalls, daß wir Steuerhinterziehung und Wirtschaftskriminalität nicht hinnehmen können. Vor allem die Länder müssen massiv dagegen angehen. Auf Bundesebene wollen wir deshalb eine Steuerpolitik ma- chen, die zu einer weiteren Senkung der Steuersätze und zu einer Vereinfachung des Steuerrechts führt. Gisela Frick (F.D.P.): Der vorliegende Antrag zeugt nicht nur von der Hilflosigkeit der PDS gegenüber den anstehenden Problemen, er ist auch gekennzeichnet von der ideologisch geprägten Ignoranz gegenüber wirk- lichen Reformen. Die Aufstockung der Zahl der Be- triebsprüfer zur Verbesserung der Steuereinnahmen ist eine alte Forderung. Die PDS erkennt auch zutreffend, daß die Erzielung von Steuermehreinnahmen für viele Länder nicht lohnt, weil sie das Geld im Wege des Finanzausgleichs an andere Länder abführen müssen. Die klar auf der Hand liegenden Schlußfolgerungen zieht die PDS nicht, weil sie dazu entweder nicht in der Lage oder nicht willens ist. Erstens. Wenn das heutige System des Länderfinanz- ausgleichs keinen Anreiz für einzelne Länder bietet, Steuermehreinnahmen zu erzielen, dann muß es geän- dert werden. Wir brauchen mehr Wettbewerb zwischen den Ländern, das heißt Anreize, besser zu sein als ande- re Länder. Das gilt übrigens auch für die ostdeutschen Länder. Davon will die PDS nichts wissen. Sie steht für einen starken Zentralstaat, der eben auch die Länder mit Steuereinnahmen zu versorgen hat. Vor diesem Hinter- grund ist die dem föderalen Prinzip widersprechende Aufstockung der Zahl der Betriebsprüfer durch den Bund verständlich. Zweitens. Die PDS sollte sich fragen, warum Be- triebsprüfungen notwendig sind. Sicher gibt es schwarze Schafe, die nicht steuerehrlich sind. Fakt ist aber doch auch, daß unser Steuerrecht auch für Fachleute nahezu unverständlich ist und daß es daher zur fehlerhaften Anwendung kommt. Zudem führt die viel zu hohe Steuerbelastung zu immer mehr Steuerwiderstand. Konsequent ist es also nur, eine umfassende Steuerre- form anzugehen, die nicht nur Steuerbelastung spürbar senkt, sondern das Steuerrecht auch vereinfacht. Mit der Stärkung der Verwaltung oder mehr Betriebsprüfern werden wir den von der PDS zurecht beklagten Miß- ständen nicht beikommen. Die F.D.P. lehnt deshalb diesen Antrag der PDS ab. Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gustav-Adolf Schur


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Wer-
    te Kolleginnen und Kollegen! Die heutige Vormittags-
    debatte zum Zehnten Kinder- und Jugendbericht bein-
    haltete zwar auch gesundheitliche Probleme unserer
    Kinder und Jugendlichen, jedoch, wie ich empfunden
    habe, unterbelichtet. Was auf dieser Welt nicht käuflich
    ist, ist nun einmal die Gesundheit. Sie ist daher unser
    kostbarstes Gut.

    Es ist für mich ein Erfolgserlebnis, immer wieder
    feststellen zu können, daß es im Sportausschuß des
    Deutschen Bundestages zu diesem Fakt keine andere
    Auffassung gibt. Erst gestern wurde ich darin anläßlich
    der Diskussionen über die Bedeutung von Schul-, Ver-
    eins- und Leistungssport im neuen Jahrtausend bestätigt.
    Auch im vorliegenden Gesetzentwurf zur Verbesserung
    des Vereinsförderungsgesetzes findet das verbal in den
    allgemeinen Begründungen seinen Niederschlag, bleibt
    aber unvollständig.

    Deshalb sind einige Erweiterungen notwendig. Denn
    es geht mir nicht vornehmlich um sportliche Höchstlei-
    stungen, sondern um gesunde Kinder und Jugendliche,
    um unser aller Anliegen, nämlich um die Gesundheit der
    Bevölkerung. Jüngste Studien belegen, daß in Deutsch-
    land etwa 1 Million psychisch kranke und verhaltensauf-
    fällige Kinder und Jugendliche leben. Die Tendenz ist
    steigend. Fast 50 Prozent aller Schüler leiden an Hal-
    tungsschäden. Sechs von zehn können nicht normal
    rückwärts laufen. Gegenüber 1975 wiegen heute Vier-
    bis Fünfjährige im Schnitt 2 Kilogramm mehr. Bewe-
    gungsmangel führt zu Skeletterkrankungen und erhöht
    das Risiko für spätere Herz- und Kreislaufkrankheiten.
    Die körperliche Leistungsfähigkeit ist von 1986 bis 1995
    dramatisch gesunken. Schuldirektoren verstecken die
    Ehrentafeln ihrer Schulrekorde im Keller, weil die
    sportlichen Bestleistungen aus den 60er bis 80er Jahren
    für unsere derzeitige Schuljugend demotivierend wirken.

    Klaus Wolfgang Müller (Kiel)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Die Sportorganisationen bzw. der DSB mit seinen über
    80 000 Vereinen dürfen im neuen Jahrtausend nicht zur
    Reparaturwerkstatt für gesellschaftliche Fehlentwick-
    lungen werden.


    (Beifall bei der PDS – Friedhelm Julius Beucher [SPD]: Sehr wahr!)


    Eine Verbesserung des Vereinsförderungsgesetzes
    von 1989 war und ist seit langem überfällig. Dieser Pro-
    blematik hat sich der Sportausschuß seit Jahren gestellt.
    Darüber wurde interfraktionell mit Vehemenz und gro-
    ßer Sachkompetenz diskutiert.

    Werter Kollege Riegert, Ihrem Dankeschön an unsere
    Ehrenamtlichen schließe ich mich selbstverständlich
    an. Ich bin Mitglied des Ausschusses für Ehrungen und
    Auszeichnungen des Landes Sachsen-Anhalt, und ich
    kann Ihnen versichern: Wir machen uns seit Jahren Ge-
    danken, wie wir das Engagement unserer Ehrenamtli-
    chen auf moralische Art und Weise ehren können. Da
    Sie für Ihre Fraktion den vorliegenden Gesetzesantrag
    federführend zeichnen, muß ich Ihnen heute in diesem
    Plenum mitteilen, was Kollegen schon vor mir ange-
    sprochen haben: Wenn Sie diesen Antrag zur Verbesse-
    rung des Ehrenamtes und der Vereinsförderung vor zwei
    Jahren eingebracht hätten, dann wären Sie für den deut-
    schen Sport in die Unsterblichkeit eingegangen.


    (Zustimmung bei der PDS)

    Darüber hinaus hätten alle Festredner zum 50. Bun-

    destagsjubiläum ein Vorzeigebeispiel dafür gehabt, daß
    man nicht erst Bundespräsident sein muß, um mit politi-
    scher Streitkultur und Sachkompetenz über verkrustete
    Parteizwänge hinaus seinem Wählerauftrag gerecht wer-
    den zu können.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich würde die Richtung als verfehlt betrachten, aber

    die Zielstellung des Antrages ist auch heute noch gut.
    Zwar fehlt mir darin einiges, beispielsweise eine deutli-
    che Absenkung des enormen Verwaltungsaufwandes im
    bürokratischen Gestrüpp von Formularen und Fragebö-
    gen für ehrenamtlich Tätige. Aber ich könnte Ihnen
    meine Zustimmung im Sinne eines bezahlbaren Sportes
    für jedermann, der Gesundheit der Bevölkerung und ei-
    ner den gesellschaftlichen Verhältnissen und Belastun-
    gen entsprechend notwendigen körperlichen Leistungs-
    fähigkeit geben.

    Abschließend ein Tip an die Regierungskoalition:
    Gesundheit ist, wie ich schon sagte und wie wir alle wis-
    sen, nicht käuflich. Aber bestimmte Rahmenbedingun-
    gen müssen gegeben sein, um gesünder leben zu kön-
    nen. Das muß bezahlt werden. Darüber sollten wir im
    Ausschuß weiter streiten.

    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der PDS)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nun erteile ich dem
Kollegen Norbert Barthle, CDU/CSU-Fraktion, das
Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Barthle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehr geehrte Frau
    Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! „Wer an
    den Dingen seines Staates keinen Anteil nimmt, ist kein
    stiller Bürger, sondern ein schlechter Bürger.“ So sagte
    nicht Günter Grass, der heute den Literaturnobelpreis
    erhalten hat, sondern Perikles vor genau 2 500 Jahren.

    Wir debattieren heute über den Entwurf eines Geset-
    zes zur Verbesserung der Vereinsförderung und zur
    Vereinfachung der Besteuerung der ehrenamtlich Täti-
    gen. Die Ziele, die sich die CDU/CSU-Bundestagsfrak-
    tion von diesem Gesetz verspricht, sind klar: Die Verei-
    ne in Deutschland und die in ihnen ehrenamtlich Tätigen
    – das sind im Sinne von Perikles gute Bürger – sollen
    gestärkt werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Welche Aufgaben das sind, hat uns der Kollege Klaus

    Riegert in klaren und deutlichen Worten bereits geschil-
    dert. Ich will das nicht alles wiederholen. Ich denke oh-
    nehin, daß wir uns mit Blick auf das Ziel einig sind.

    Aber, Herr Müller, eines muß ich Ihnen schon sagen:
    Lesen Sie doch den Gesetzentwurf, den Text genau bis
    zu der Stelle durch, bei der auch meine Unterschrift
    steht. Dann werden Sie feststellen, daß dort von einer
    Beschränkung auf Sportvereine nichts zu finden ist. Im
    Gegenteil: Dort ist von künstlerischen, pflegerischen,
    mildtätigen, kirchlichen und ähnlichen Zwecken die Re-
    de. Lediglich in der Begründung werden die Sportverei-
    ne hervorgehoben.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch der alte Gesetzestext!)


    – Das ist der eigentliche Gesetzestext im Entwurf. Lesen
    Sie es auf Seite 2 nach.

    Zur Verdeutlichung: Das Statistische Bundesamt hat
    1991 festgestellt, daß in Deutschland 48 Milliarden Er-
    werbsarbeitsstunden und – man höre – 76 Milliarden
    Ehrenamtsstunden geleistet werden. Konkreter: In unse-
    ren rund 11 000 Turn- und Sportvereinen beträgt der
    durchschnittliche Jahresbeitrag 120 DM. Müßte die eh-
    renamtlich geleistete Arbeit bezahlt werden, stiege der
    durchschnittliche Jahresbeitrag auf 1 400 DM an. Diese
    Zahl macht den Wert ehrenamtlicher Arbeit deutlich.

    Im Ziel, denke ich, sind wir uns einig, aber die Wege
    sind sehr verschieden. Die CDU/CSU-geführte Bundes-
    regierung hat mit dem Vereinsförderungsgesetz vom
    18. Dezember 1989 die steuerlichen Rahmenbedingun-
    gen für Vereine wesentlich vereinfacht und auch verbes-
    sert. Ich nenne nur noch einmal die Steuerfreiheit bei der
    Körperschaft- und Gewerbesteuer, die Besteuerung der
    Umsätze mit dem ermäßigten Steuersatz von 7,5 Pro-
    zent, die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden, die Be-
    freiung von Grund- und Erbschaftsteuer sowie die steu-
    erfreie Übungsleiterpauschale von jährlich 2 400 DM.
    Damit sind 90 Prozent aller Vereine seitdem von der
    Steuerpflicht befreit.

    Doch seit 1989 hat sich die Welt selbstverständlich
    auch für unsere Vereine verändert: auf der einen Seite
    Kommerzialisierung und Sponsoring im Sport ebenso
    wie in der Kultur, auf der anderen Seite knapper wer-

    Gustav-Adolf Schur






    (A) (C)



    (B) (D)


    dende Mittel der öffentlichen Hand, gestiegene Ansprü-
    che der Mitglieder an ihre Vereine und auch die Konkur-
    renz vieler anderer Anbieter. Hier muß sich vor allem in
    der mittelbaren Förderung der Vereine etwas tun, und
    hier wollen wir etwas tun.

    Unser Gesetzentwurf, liebe Kolleginnen und Kolle-
    gen von den Regierungsfraktionen, ist tatsächlich Hilfe
    zur Selbsthilfe. Wenn man in die Steuergesetze und in
    die geltende Rechtsprechung eingreift, sollte man das so
    tun, daß auch von einer echten Hilfe gesprochen werden
    kann. Was ihre Vorschläge anbelangt, bin ich mir nicht
    ganz sicher. Ihre Überlegungen sind halbherzig und ge-
    hen zum Teil auch in die falsche Richtung; ich werde
    das gleich noch erläutern.

    Unser Gesetzentwurf ist wesentlich konsequenter.
    Was wollen wir? Zunächst geht es um die Ergänzung
    des § 58 Nr. 7 Buchstabe b der Abgabenordnung. Damit
    wollen wir die Möglichkeit schaffen, daß die Vereine
    steuerfreie Rücklagen bis höchstens 50 000 DM bilden
    können, begrenzt auf höchstens 100 DM pro Jahr und
    Mitglied.

    Wir wollen zweitens durch Änderung des § 64 Abs. 3
    der Abgabenordnung die Besteuerungsgrenze von
    60 000 auf 120 000 DM erhöhen. Das erleichtert die
    Steuerpraxis und reduziert Verwaltungsaufwand. Das
    brauchen unsere Vereine; dies ist übrigens ein Projekt,
    dem Sie sich in ihrer einjährigen Regierungszeit trotz
    vollmundiger Wahlversprechen bislang bemerkenswert
    erfolglos gewidmet haben. Zunehmend mehr Vereine,
    auch kleine und mittelgroße, überschreiten diese Grenze
    und werden dann mit der ganzen Unübersichtlichkeit
    unseres Steuersystems konfrontiert.

    Auch die großen Vereine, die oft nur auf Grund der
    Anzahl ihrer Abteilungen groß sind, werden durch die
    bisherige Grenze in ihrer Tätigkeit eingeschränkt. Nun
    sehen auch wir kaum eine Möglichkeit, jeder einzelnen
    Abteilung von Großvereinen, auch wenn diese teilweise
    größer als Einzelvereine sind, einen eigenen Freibetrag
    einzuräumen. Aber wenn man dann schon eine Besteue-
    rungsgrenze zieht, dann muß sie so ausgerichtet sein,
    daß sie der Größe, die unsere Vereine inzwischen er-
    reicht haben, auch gerecht wird.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: In Konsequenz ihres Populismus hätten Sie das doch zu Ihrer Regierungszeit machen können!)


    – Das ist kein Populismus, darauf komme ich noch zu-
    rück.

    Wir wollen drittens die Zweckbetriebsgrenze des
    § 67a der Abgabenordnung entsprechend anpassen.
    Auch hier ist eine Verdoppelung von 60 000 auf
    120 000 DM sachgerecht und notwendig.

    Als viertes nenne ich die Änderung in § 23a Abs. 2
    des Umsatzsteuergesetzes. Die Erhöhung der Grenze für
    die Pauschalierung der Vorsteuer von 60 000 auf
    120 000 DM folgt der Logik der bisherigen Argumente.

    Schließlich wollen wir fünftens – darum geht es uns
    insbesondere – die steuerfreie Übungsleiterpauschale

    in § 3 Nr. 26 des Einkommensteuergesetzes von bislang
    2 400 DM auf 4 800 DM verdoppeln.

    Nun wissen wir wohl, liebe Kolleginnen und Kolle-
    gen, daß dies Steuerausfälle von einigen hundert Millio-
    nen DM zur Folge hätte, seien es 400 oder 500 Millio-
    nen DM. Wir sind aber dennoch der Auffassung, daß vor
    dem Hintergrund der Tatsache, daß wir wieder mit stei-
    genden Steuereinnahmen zu rechnen haben – ich bin auf
    die Steuerschätzung im November gespannt; dann wer-
    den meine Worte bestätigt sein –, diese Weichenstellung
    richtig und angemessen ist.

    Herr Schmidt, wir haben diesen Gesetzentwurf in un-
    serer Fraktion sehr seriös diskutiert. Das ist nicht Popu-
    lismus. Vor dem seriösen Hintergrund, daß wir jederzeit
    damit rechnen, auch wieder die Regierungsverantwor-
    tung zu übernehmen, haben wir diesen Entwurf vorge-
    legt.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist jetzt der zweite Trugschluß!)


    Die begünstigten Personen üben ihr Ehrenamt in der
    Regel neben einem Hauptberuf aus. Soweit es sich um
    ein Entgelt handelt, sollen damit die zum Teil hohen
    finanziellen Aufwendungen aufgefangen werden. Es
    handelt sich also um echte Aufwandsentschädigungen,
    die grundsätzlich zu versteuern sind. Der bisher geltende
    Freibetrag in Höhe von 2 400 DM entbindet die
    Übungsleiter von der sonst üblichen Pflicht zum Nach-
    weis jeder einzelnen Aufwendung und ermöglicht, daß
    diese Personen – das ist ganz wichtig – sozusagen nichts
    mit dem Finanzamt zu tun haben.

    Diese Aufgaben kann der Freibetrag aber nur dann er-
    füllen, wenn und solange er ausreicht, um die erfah-
    rungsgemäß anfallenden Aufwendungen eines Übungs-
    leiters unbürokratisch und ohne Einzelnachweis erstatten
    zu können. Was von seiten der Regierungsfraktionen
    bislang zu diesem Thema gekommen ist, wird diesem
    Anspruch jedenfalls nicht gerecht und reiht sich in die
    Chaoscombo der bisherigen Steuergesetze ein.

    Nebenbei bemerkt, Herr Müller: Mit Ihrer sogenann-
    ten Ökosteuer belasten Sie – das sollten Sie endlich
    einmal zur Kenntnis nehmen – viele, insbesondere grö-
    ßere, Sportvereine ganz erheblich. Ich kann Ihnen das
    Beispiel eines großen deutschen Sportvereins nennen,
    der allein durch die Ökosteuer Mehrkosten von 15 000
    DM pro Jahr hat. Da müssen Sie mir sagen, wie dieser
    Verein das auffangen soll.


    (Zuruf von der SPD: Wie fangen die denn die Ölpreiserhöhungen durch die Scheichs auf?)


    Ihr aktueller Vorschlag – Erhöhung auf 3 600 DM
    und sonst nichts – wird den veränderten Anforderungen,
    die man mit denen 1989 nicht mehr vergleichen kann,
    jedenfalls nicht gerecht. Meine Hauptkritik setzt aber an
    zwei weiteren Punkten an, die keine Fortentwicklung
    des Vereinsteuergesetzes mehr darstellen, sondern eine
    grundlegende Veränderung – wenn Sie so wollen, eine
    Verschlimmbesserung.

    Norbert Barthle






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Zum ersten wollen Sie den Kreis der Empfänger der
    Übungsleiterpauschale nach meinem jetzigen Kennt-
    nisstand relativ unüberlegt ausweiten. Neben Übungs-
    leitern, Ausbildern und Erziehern sollen fortan auch Be-
    treuer und alle vergleichbar nebenberuflich Tätigen in
    ihren Genuß kommen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob
    Ihnen die Tragweite dieser Änderung überhaupt bewußt
    ist. Denn schon jetzt sind – das weiß auch ich – zu viele
    Personengruppen begünstigt


    (Ludwig Eich [SPD]: Ist Ihnen das bewußt?)

    – das ist mir bewußt – und können diese Übungsleiter-
    pauschale in Anspruch nehmen. Andererseits gibt es eh-
    renamtliche Funktionsträger, zum Beispiel bei den Feu-
    erwehren, zum Beispiel in Ortschaftsräten, in den Ge-
    meinderäten, die ehrenamtliches Engagement par ex-
    cellence ausüben und die gleich behandelt werden soll-
    ten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Ludwig Eich [SPD]: Und warum haben Sie die nicht reingenommen?)


    Daher mein Rat an Sie: Bevor Sie den Empfängerkreis
    nahezu unkontrollierbar und womöglich ungerecht ver-
    ändern, fördern Sie lieber die Richtigen, und zwar so,
    daß sie etwas davon haben, also in dem notwendigen
    Umfang! Lieber den Richtigen mehr als vielen wenig
    geben!

    Der zweite wichtige Punkt. An dem von Ihnen ver-
    wendeten Begriff „Einnahmen“ bin ich hängengeblie-
    ben. Einnahmen – klingt nach Einkommen, nach Lohn
    für geleistete Dienste. Das sind die Leistungen, die mit
    dem Übungsleiterfreibetrag freigestellt werden sollen,
    eben nicht. Es sind Entschädigungen für Aufwendungen,
    die im Rahmen eines ehrenamtlichen, also grundsätzlich
    unentgeltlichen Engagements für die Gesellschaft er-
    bracht werden. Die Aufwandsentschädigung für den ty-
    pischen Ehrenamtler – denken Sie doch einmal an den
    Übungsleiter im Sportverein – ist doch nicht mit den ne-
    benberuflichen Einkünften einer Erwerbsperson gleich-
    zusetzen.