Plenarprotokoll 14/58
            Deutscher Bundestag
            Stenographischer Bericht
            58. Sitzung
            Berlin, Donnerstag, 30. September 1999
            I n h a l t :
            Gedenkworte für die Opfer der Erdbeben-
            katastrophe auf Taiwan ................................ 5121 A
            Eintritt des Abgeordneten Reinhold Strobl in
            den Deutschen Bundestag ............................... 5121 B
            Bestimmung der Abgeordneten Anke Fuchs
            (Köln) als stellvertretendes Mitglied im Ver-
            mittlungsausschuß ........................................... 5121 B
            Abwicklung des Tagesordnungspunktes 14 .... 5121 C
            Gratulation zur Verleihung des Nobelpreises
            für Literatur an Günter Grass ........................ 5198 A
            Zur Geschäftsordnung
            Jörg van Essen F.D.P. ...................................... 5121 D
            Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD.................. 5122 C
            Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 5122 D
            Roland Claus PDS ........................................... 5123 C
            Tagesordnungspunkt 3:
            Beschlußempfehlung des Wahlprü-
            fungsausschusses zu den gegen die Gül-
            tigkeit der Wahl zum 14. Deutschen
            Bundestag eingegangenen Wahlein-
            sprüchen (Drucksache 14/1560) ............... 5124 B
            Erika Simm SPD.............................................. 5124 C
            Tagesordnungspunkt 4:
            a) Beschlußempfehlung und Bericht des
            Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen
            und Jugend zu der Unterrichtung durch
            die Bundesregierung
            Bericht über die Lebenssituation von
            Kindern und die Leistungen der Kin-
            derhilfen in Deutschland
            – Zehnter Kinder- und Jugendbericht –
            und
            Stellungnahme der Bundesregierung
            (Drucksachen 13/11368, 14/272 Nr. 115,
            14/1681) ..................................................... 5126 A
            b) Beschlußempfehlung und Bericht des
            Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen
            und Jugend zu der Unterrichtung durch
            die Bundesregierung
            Vorschlag für einen Beschluß des Eu-
            ropäischen Parlaments und des Rates
            zur Einführung des Gemeinschaftlichen
            Aktionsprogramms „Jugend“ (Drucksa-
            chen 14/74 Nr. 2.69, 14/1065) ................... 5126 A
            c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heidi Kna-
            ke-Werner, Dr. Klaus Grehn, weiterer
            Abgeordneter und der Fraktion PDS
            Kindergelderhöhung auch für Kinder
            im Sozialhilfebezug (Drucksache 14/1308) 5126 B
            Iris Gleicke SPD ............................................. 5126 B
            Maria Eichhorn CDU/CSU ............................. 5128 D
            Hanna Wolf (München) SPD....................... 5130 D
            Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .. 5131 B
            Klaus Haupt F.D.P. ......................................... 5133 B
            Rosel Neuhäuser PDS ..................................... 5135 D
            Rolf Stöckel SPD............................................. 5137 B
            Wolfgang Dehnel CDU/CSU ......................... 5140 C
            Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
            NEN ................................................................ 5142 D
            II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
            Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU ... 5144 D
            Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
            NEN ................................................................ 5145 A
            Petra Pau PDS ................................................. 5145 B
            Dr. Hans Peter Bartels SPD ............................ 5146 A
            Katherina Reiche CDU/CSU .......................... 5146 D
            Dr. Christine Bergmann, Ministerin BMFSFJ 5148 C
            Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5151 A
            Thomas Strobl CDU/CSU ............................... 5152 B
            Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .. 5154 C
            Thomas Strobl CDU/CSU................................ 5155 A
            Tagesordnungspunkt 5:
            Antrag der Abgeordneten Birgit Schnie-
            ber-Jastram, Dr. Maria Böhmer, weiterer
            Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU
            Verbesserung der Nachhaltigkeit in der
            Alterssicherung durch eine gerechte
            und sozialverträgliche Rentenpolitik
            (Drucksache 14/1310) ............................... 5155 D
            Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU .............. 5155 D
            Kurt Bodewig SPD ......................................... 5157 D
            Andreas Storm CDU/CSU ........................... 5159 C
            Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5160 C
            Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ........................ 5161 D
            Peter Dreßen SPD ........................................ 5162 D
            Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE
            GRÜNEN ........................................................ 5164 D
            Andreas Storm CDU/CSU ........................... 5166 A
            Monika Balt PDS ............................................ 5167 D
            Erika Lotz SPD ............................................... 5168 D
            Johannes Singhammer CDU/CSU .................. 5170 C
            Walter Riester, Bundesminister BMA ............ 5172 B
            Julius Louven CDU/CSU............................. 5174 B
            Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ........................ 5175 B
            Walter Riester, Bundesminister BMA ............ 5176 A
            Dr. Maria Böhmer CDU/CSU ......................... 5176 B
            Ulrike Mascher SPD ....................................... 5178 D
            Dr. Maria Böhmer CDU/CSU ......................... 5179 B
            Tagesordnungspunkt 14:
            Antrag der Abgeordneten Jella Teuchner,
            Dr. Margrit Wetzel, weiterer Abgeordne-
            ter und der Fraktion SPD sowie der Abge-
            ordneten Ulrike Höfken, Winfried Her-
            mann, weiterer Abgeordneter und der
            Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
            Verbot quecksilberhaltiger Fieber-
            thermometer (Drucksache 14/1352)......... 5179 D
            Tagesordnungspunkt 17:
            Überweisungen im vereinfachten Verfah-
            ren
            a) Erste Beratung des von der Bundesregie-
            rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
            zes zu dem Vertrag vom 19. Juni 1997
            zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
            land und der Tschechischen Republik
            über den Eisenbahnverkehr über die
            gemeinsame Staatsgrenze und über den
            erleichterten Eisenbahndurchgangsver-
            kehr (Drucksache 14/1413) ...................... 5179 D
            b) Erste Beratung des von der Bundesregie-
            rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
            zes zur Umsetzung der Richtlinie
            97/74/EG des Rates vom 15. Dezember
            1997 zur Ausdehnung der Richtlinie
            94/45/EG über die Einsetzung eines
            Europäischen Betriebsrats oder die
            Schaffung eines Verfahrens zur Unter-
            richtung und Anhörung der Arbeit-
            nehmer in gemeinschaftsweit operie-
            renden Unternehmen und Unterneh-
            mensgruppen auf das Vereinigte König-
            reich (EBR-Anpassungsgesetz) (Druck-
            sache 14/1429) ........................................... 5180 A
            c) Erste Beratung des von der Bundesregie-
            rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
            zes zur Fortführung der ökologischen
            Steuerreform (Drucksache 14/1668) ........ 5180 A
            d) Erste Beratung des von der Bundesregie-
            rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
            zes zur Neuregelung der Förderung der
            ganzjährigen Beschäftigung in der
            Bauwirtschaft (Drucksache 14/1669) ...... 5180 B
            e) Erste Beratung des von der Bundes-
            regierung eingebrachten Entwurfs eines
            Gesetzes zur Familienförderung (Druck-
            sache 14/1670) ........................................... 5180 B
            f) Erste Beratung des vom Bundesrat ein-
            gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
            Änderung des Körperschaftsteuer- und
            Gewerbesteuergesetzes (Drucksache 14/
            1520) .......................................................... 5180 C
            Tagesordnungspunkt 18:
            b) Unterrichtung durch die Bundesregierung
            Bericht der Bundesregierung über ihre
            Bemühungen zur Stärkung der gesetz-
            geberischen Befugnisse des Euro-
            päischen Parlaments 1998 (Drucksache
            14/439) ....................................................... 5180 C
            Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 III
            Tagesordnungspunkt 18:
            Abschließende Beratungen ohne Aussprache
            a) Zweite und dritte Beratung des von der
            Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
            eines Gesetzes zur Änderung des Kraft-
            fahrzeugsteuergesetzes (Drucksachen
            14/864, 14/1651) ........................................ 5180 D
            c) – g)
            Beschlußempfehlungen des Petitionsaus-
            schusses
            Sammelübersichten 75, 76, 77, 78 zu Pe-
            titionen (Drucksachen 14/1596, 14/1597,
            14/1598, 14/1599,14/1600) ........................ 5180 D
            Zusatztagesordnungspunkt 2:
            Aktuelle Stunde betr. Haltung der
            Bundesregierung zur Sicherung des
            Fortbestandes von Stadtwerken und
            Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen im
            liberalisierten Strommarkt ...................... 5181 C
            Rolf Kutzmutz PDS ........................................ 5181 C
            Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMW . 5182 C
            Dagmar Wöhrl CDU/CSU .............................. 5184 B
            Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
            NEN ................................................................ 5185 B
            Dr. Günter Rexrodt F.D.P. .............................. 5186 C
            Volker Jung (Düsseldorf) SPD ....................... 5187 B
            Dr. Peter Paziorek CDU/CSU ......................... 5188 C
            Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS
            90/DIE GRÜNEN ........................................... 5189 D
            Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 5191 A
            Harald Friese SPD .......................................... 5192 A
            Ulrich Klinkert CDU/CSU .............................. 5193 C
            Ernst Schwanhold SPD ................................... 5194 C
            Hartmut Schauerte CDU/CSU ........................ 5195 C
            Michael Müller (Düsseldorf) SPD .................. 5196 D
            Tagesordnungspunkt 6:
            Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU,
            BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und F.D.P.
            50 Jahre Europarat: 50 Jahre europäi-
            scher Menschenrechtsschutz (Drucksa-
            che 14/1568)............................................... 5198 B
            Wolfgang Behrendt SPD ................................ 5198 B
            Klaus Bühler (Bruchsal) CDU/CSU ............... 5200 C
            Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA .......... 5202 B
            Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 5203 D
            Manfred Müller (Berlin) PDS ......................... 5205 A
            Rudolf Bindig SPD ......................................... 5206 A
            Benno Zierer CDU/CSU ................................. 5207 D
            Claudia Roth (Augsburg) BÜNDNIS 90/DIE
            GRÜNEN ....................................................... 5209 B
            Tagesordnungspunkt 7:
            a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND-
            NIS 90/DIE GRÜNEN
            Nationale Armuts- und Reichtumsbe-
            richterstattung (Drucksache 14/999) ....... 5210 D
            b) Antrag der Fraktion PDS
            Regelmäßige Vorlage eines Berichts
            über die Entwicklung von Armut und
            Reichtum in der Bundesrepublik
            Deutschland (Drucksache 14/1069) ......... 5211 A
            c) Antrag der Abgeordneten Birgit Schnie-
            ber-Jastram, Wolfgang Meckelburg, Hans-
            Peter Repnik, Peter Weiß (Emmendingen)
            und der Fraktion CDU/CSU
            Bekämpfung der „verdeckten Armut“
            in Deutschland (Drucksache 14/1213). .... 5211 A
            Konrad Gilges SPD ........................................ 5211 B
            Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ......... 5213 A
            Dr. Klaus Grehn PDS .................................. 5214 A
            Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .. 5215 D
            Dr. Klaus Grehn PDS ................................. 5217 A
            Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 5217 B
            Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 5218 A
            Konrad Gilges SPD .................................... 5218 C
            Dr. Klaus Grehn PDS .................................. 5219 D
            Dr. Christa Luft PDS ...................................... 5220 C
            Ulrike Mascher, Parl. Staatssekretärin BMA .. 5221 D
            Heinz Schemken CDU/CSU ........................... 5223 B
            Kurt Bodewig SPD .......................................... 5225 A
            Tagesordnungspunkt 8:
            Zweite und dritte Beratung des von den
            Abgeordneten Norbert Geis, Ronald
            Pofalla, weiterer Abgeordneter und der
            Fraktion CDU/CSU eingebrachten Ent-
            wurfs eines Gesetzes zum verbesserten
            Schutz der Bundeswehr vor Verun-
            glimpfung (Drucksache 14/985) ............... 5225 D
            Werner Siemann CDU/CSU ........................... 5226 A
            Joachim Stünker SPD ..................................... 5227 D
            Jörg van Essen F.D.P. ..................................... 5229 A
            Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE
            GRÜNEN ....................................................... 5230 A
            Günther Friedrich Nolting F.D.P. ............... 5231 A
            Sabine Jünger PDS ......................................... 5231 D
            IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
            Gerd Höfer SPD .............................................. 5232 C
            Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU .................... 5233 C
            Peter Zumkley SPD ........................................ 5235 A
            Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE
            GRÜNEN ........................................................ 5235 B
            Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU .................... 5235 C
            Tagesordnungspunkt 9:
            a) Beschlußempfehlung und Bericht des
            Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und
            Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung
            durch die Bundesregierung
            Bericht der Bundesregierung zum Jah-
            resgutachten 1997 Welt im Wandel:
            Wege zu einem nachhaltigen Umgang
            mit Süßwasser des Wissenschaftlichen
            Beirates der Bundesregierung Globale
            Umweltveränderungen (Drucksachen
            13/11435, 14/69 Nr. 1.16, 14/837) ............. 5235 D
            b) Beschlußempfehlung und Bericht des
            Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und
            Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung
            durch die Bundesregierung
            Bericht der Kommission
            Durchführung der Richtlinie 91/271/
            EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über
            die Behandlung von kommunalem Ab-
            wasser, geändert durch die Richtlinie
            98/15/EG der Kommission vom 27. Fe-
            bruar 1998
            Zusammenfassung der von den Mit-
            gliedstaaten getroffenen Maßnahmen
            und Bewertung der in Anwendung von
            Artikel 13 und 17 der Richtlinie enthal-
            tenen Informationen (Drucksachen
            14/488 Nr. 2.49, 14/1343) .......................... 5236 A
            Petra Bierwirth SPD ........................................ 5236 B
            Dr. Christian Ruck CDU/CSU ........................ 5238 A
            Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
            NEN ................................................................ 5239 C
            Birgit Homburger F.D.P. ................................ 5241 B
            Eva-Maria Bulling-Schröter PDS ................... 5243 A
            Gila Altmann, Parl. Staatssekretärin BMU ..... 5244 B
            Birgit Homburger F.D.P. ................................ 5245 D
            Gila Altmann, Parl. Staatssekretärin BMU ..... 5246 A
            Werner Wittlich CDU/CSU ............................ 5246 C
            Marga Elser SPD ............................................ 5247 D
            Vera Lengsfeld CDU/CSU ............................. 5249 D
            Eva-Maria Bulling-Schröter PDS ................... 5251 C
            Vera Lengsfeld CDU/CSU ............................. 5251 D
            Tagesordnungspunkt 10:
            Erste Beratung des von den Abgeordneten
            Klaus Riegert, Friedrich Bohl, weiteren
            Abgeordneten und der Fraktion
            CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines
            Gesetzes zur Verbesserung der Vereins-
            förderung und der Vereinfachung der
            Besteuerung der ehrenamtlich Tätigen
            (Drucksache 14/1145) ................................ 5252 A
            Klaus Riegert CDU/CSU ................................ 5252 B
            Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE
            GRÜNEN..................................................... 5254 B
            Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD ................. 5255 A
            Klaus Riegert CDU/CSU ................................ 5257 C
            Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD ................. 5257 D
            Ernst Burgbacher F.D.P................................... 5258 A
            Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS
            90/DIE GRÜNEN ........................................... 5259 C
            Ernst Burgbacher F.D.P............................... 5260 B
            Gustav-Adolf Schur PDS ................................ 5261 C
            Norbert Barthle CDU/CSU ............................. 5262 C
            Ludwig Eich SPD ........................................... 5264 C
            Tagesordnungspunkt 11:
            Antrag der Abgeordneten Heidemarie
            Ehlert, Dr. Barbara Höll, weiterer Abge-
            ordneter und der Fraktion PDS
            Bekämpfung der Steuerkriminalität
            durch kontinuierliche und bundesein-
            heitliche Betriebsprüfung (Drucksache
            14/1192) ..................................................... 5266 B
            Heidemarie Ehlert PDS ................................... 5266 C
            Nächste Sitzung ............................................... 5267 D
            Anlage 1
            Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 5269 A
            Anlage 2
            Erklärung des Abgeordneten Jürgen Koppelin
            F.D.P.
            zur Abstimmung über die Beschlußempfeh-
            lung zum Bericht der Bundesregierung zum
            Jahresgutachten 1997
            Welt im Wandel: Wege zu einem nachhalti-
            gen Umgang mit Süßwasser des Wissen-
            schaftlichen Beirates der Bundesregierung
            Globale Umweltveränderung – Drucksache
            14/837 (Tagesordnungspunkt 9a) ................... 5269 C
            Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 V
            Anlage 3
            Erklärung des Abgeordneten Manfred Grund
            CDU/CSU
            zur Abstimmung über die Beschlußempfeh-
            lung zur Durchführung der Richtlinie
            91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991
            über die Behandlung von kommunalem Ab-
            wasser, geändert durch die Richtlinie
            98/15/EG der Kommission vom 27. Februar
            1998 – Drucksache 14/1343 (Tagesordnungs-
            punkt 9b) ......................................................... 5269 C
            Anlage 4
            Erklärung des Abgeordneten Jürgen Koppelin
            F.D.P.
            zur Abstimmung über die Beschlußempfeh-
            lung zur Durchführung der Richtlinie
            91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991
            über die Behandlung von kommunalem Ab-
            wasser, geändert durch die Richtlinie
            98/15/EG der Kommission vom 27. Februar
            1998 – Drucksache 14/1343 (Tagesordnungs-
            punkt 9b) ......................................................... 5269 D
            Anlage 5
            Zu Protokoll gegebene Reden
            zum Antrag der Abgeordneten Heidemarie
            Ehlert, Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft und
            der Fraktion PDS:
            Bekämpfung der Steuerkriminalität durch
            kontinuierliche und bundeseinheitliche Be-
            triebsprüfung
            (Tagesordnungspunkt 11)
            Simone Violka SPD ......................................... 5270 A
            Hans Michelbach CDU/CSU .......................... 5272 A
            Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5273 B
            Gisela Frick F.D.P. ........................................ 5274 B
            Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5121
            (A) (C)
            (B) (D)
            58. Sitzung
            Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
            Beginn: 9.00 Uhr
        
        
        
        
          
          
        Heidemarie Ehlert
        Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5269
        (A) (C)
        (B) (D)
        Anlagen zum Stenographischen Bericht
        Anlage 1
        Liste der entschuldigten Abgeordneten
        Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich
        Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 30.9.99 *)
        Bläss, Petra PDS 30.9.99
        Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 30.9.99
        Böttcher, Maritta PDS 30.9.99
        Brudlewsky, Monika CDU/CSU 30.9.99
        Dr. Däubler-Gmelin,
        Herta
        SPD 30.9.99
        Erler, Gernot SPD 30.9.99
        Flach, Ulrike F.D.P. 30.9.99
        Friedhoff, Paul K. F.D.P. 30.9.99
        Friedrich (Altenburg),
        Peter
        SPD 30.9.99
        Gebhardt, Fred PDS 30.9.99
        Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 30.9.99
        Hauser (Bonn), Norbert CDU/CSU 30.9.99
        Hornung, Siegfried CDU/CSU 30.9.99
        Hovermann, Eike SPD 30.9.99
        Imhof, Barbara SPD 30.9.99
        Jacoby, Peter CDU/CSU 30.9.99
        Leidinger, Robert SPD 30.9.99
        Lengsfeld, Vera CDU/CSU 30.9.99
        Lennartz, Klaus SPD 30.9.99
        Lietz, Ursula CDU/CSU 30.9.99
        Meckel, Markus SPD 30.9.99
        Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 30.9.99
        Dr. Niehuis, Edith SPD 30.9.99
        Ohl, Eckhard SPD 30.9.99
        Ostrowski, Christine PDS 30.9.99
        Pützhoven, Dieter CDU/CSU 30.9.99
        Schmidt (Mülheim),
        Andreas
        CDU/CSU 30.9.99
        Schösser, Fritz SPD 30.9.99
        Schröder, Gerhard SPD 30.9.99
        Seiters, Rudolf CDU/CSU 30.9.99
        Dr. Frhr. von Stetten,
        Wolfgang
        CDU/CSU 30.9.99
        Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 30.9.99
        Dr. Thalheim, Gerald SPD 30.9.99
        Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        30.9.99
        Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 30.9.99
        Dr. Zöpel, Christoph SPD 30.9.99
        —————
        *) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm-
        lung der NATO
        Anlage 2
        Erklärung
        des Abgeordneten Jürgen Koppelin (F.D.P.)
        zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung
        zum Bericht der Bundesregierung zum Jahres-
        gutachten 1997
        Welt im Wandel: Wege zu einem nachhaltigen
        Umgang mit Süßwasser des Wissenschaftlichen
        Beirates der Bundesregierung Globale Umwelt-
        veränderung – Drucksache 14/837
        (Tagesordnungspunkt 9a)
        Die Fraktion der F.D.P. lehnt die Beschlußempfeh-
        lung ab.
        Anlage 3
        Erklärung
        des Abgeordneten Manfred Grund (CDU/CSU)
        zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung
        zur Durchführung der Richtlinie 91/271/EWG
        des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behand-
        lung von kommunalem Abwasser, geändert
        durch die Richtlinie 98/15/EG der Kommission
        vom 27. Februar 1998 – Drucksache 14/1343
        (Tagesordnungspunkt 9b)
        Die Fraktion der CDU/CSU stimmt der Beschluß-
        empfehlung zu.
        Anlage 4
        Erklärung
        des Abgeordneten Jürgen Koppelin (F.D.P.)
        zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung
        zur Durchführung der Richtlinie 91/271/EWG
        des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behand-
        lung von kommunalem Abwasser, geändert
        durch die Richtlinie 98/15/EG der Kommission
        vom 27. Februar 1998 – Drucksache 14/1343
        (Tagesordnungspunkt 9b)
        Die Fraktion der F.D.P. stimmt der Beschlußempfeh-
        lung zu.
        5270 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
        (A) (C)
        (B) (D)
        Anlage 5
        Zu Protokoll gegebene Reden
        zum
        Antrag der Abgeordneten Heidemarie Ehlert,
        Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft und der
        Fraktion der PDS:
        Bekämpfung der Steuerkriminalität durch kon-
        tinuierliche und bundeseinheitliche Betriebs-
        prüfung
        (Tagesordnungspunkt 12)
        Simone Violka (SPD): Durch Steuerhinterziehung
        und Wirtschaftskriminalität gehen diesem Staat jährlich
        Milliardenbeträge verloren, und diese schwarzen Schafe
        verschaffen sich auf diese Art und Weise in der Wirt-
        schaft auch noch einen unlauteren Wettbewerbsvorteil.
        Das ist ein sehr bedenklicher Auswuchs, der selbst-
        verständlich bekämpft werden muß, weil er ungeheuren
        wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden anrich-
        tet, vor allem natürlich, wenn man bedenkt, wie hoch die
        Staatsverschuldung ist, und es eigentlich zur morali-
        schen Selbstverständlichkeit gehören sollte, wenn man
        in diesem Staat lebt, nicht nur seinen Rechten, sondern
        auch seinen Pflichten nachzukommen.
        Das, sehr geehrte Damen und Herren der PDS, wird
        sicherlich von niemand bestritten und ist uns selbstver-
        ständlich auch nicht neu.
        Es ist uns ebensowenig neu wie Ihr Antrag, über den
        wir jetzt zu beraten haben. Wenn ich es näher betrachte,
        ist es ja eigentlich nicht einmal komplett Ihr Antrag,
        denn ein in einigen Passagen verblüffend ähnlich lau-
        tender Antrag der SPD-Fraktion aus der 13. Legislatur-
        periode müßte den meisten von Ihnen ja sicher noch be-
        kannt sein.
        An dieser Stelle wäre es für mich ein leichtes, in
        blumigen Worten darzulegen, was ich von dieser Ihrer
        Arbeitsweise halte. Aber ich tue es nicht in Anbetracht
        der Tatsache, daß das Thema, über welches wir hier
        reden, einfach zu wichtig und ernst ist, um meine Rede-
        zeit für solch einen verbalen Schlagabtausch zu ver-
        geuden.
        Nun könnten Sie ja vielleicht vermuten, sehr geehrte
        Damen und Herren der PDS, wir würden Ihrem Antrag
        zustimmen, weil er unsere eigenen guten und richtigen
        Ideen enthält, die wir ja auch immer noch vertreten. Es
        tut mir leid! Ich fürchte, wenn Sie das erreichen wollten,
        dann hätten Sie diesen Antrag nicht durch ihre Vor-
        schläge ergänzen dürfen. Diese Ergänzungen erweisen
        sich teilweise nämlich bei näherer Betrachtung als völlig
        undurchführbar. Das werde ich Ihnen nachfolgend auch
        gern näher erläutern.
        Die SPD-Fraktion hat schon 1996 durch ihren Antrag
        zum Ausdruck gebracht, daß sie es befürwortet, durch
        ein Aktionsprogramm von Bund und Ländern diesen
        Mißstand der Steuerkriminalität entgegenzuwirken. Und
        Betriebsprüfungen sind ein Instrument steuerlicher Ge-
        rechtigkeit.
        Allerdings ist es in erster Linie eine Sache der Län-
        der. Daher können wir an dieser Stelle nur sehr bedingt
        auf die verschiedenen Gegebenheiten vor Ort in den ein-
        zelnen Bundesländern Einfluß nehmen.
        Deshalb ist eine Zusammenarbeit mit den Ländern in
        dieser Frage wesentlich fruchtbarer, als ihnen mit ihrem
        Antrag einfach ungefragt etwas überzustülpen.
        Daß ein Miteinander mit den Ländern auch ohne zu-
        sätzliche Gesetze geht, können wir den Auswertungen
        aus der jüngsten Vergangenheit bereits entnehmen, und
        natürlich setzt das Finanzministerium an dieser Stelle
        seine Zusammenarbeit mit den Ländern weiter fort.
        Durch den Druck der deutschen Steuergewerkschaft,
        des Bundesrechnungshofs und auch der SPD-Fraktion
        mahnte der damalige Bundesfinanzminister bei seinen
        Kolleginnen und Kollegen eine Verstärkung des Perso-
        nals bei den zuständigen Ämtern an, und trotz unter-
        schiedlichster Probleme in den Ländern konnte bereits
        von 1996 zu 1997 ein Zuwachs an Betriebsprüfern fest-
        gestellt werden, die – und das ist vor allem wichtig –
        auch tatsächlich einen Mehrerfolg bei den Prüfungen für
        sich verbuchen konnten. Dieser Trend setzte sich in Be-
        zug auf Personal und Erfolg erfreulicherweise auch in
        dem folgenden Jahr fort.
        Das zeigt, daß sich solch ein Personaleinsatz lohnt,
        auch für die Betriebe. Denn selbstverständlich ist nicht
        jeder Betrieb, bei dem durch die Betriebsprüfer Un-
        regelmäßigkeiten festgestellt wurden, auch gleich krimi-
        nell.
        Es gibt immer Betriebe, die durch Unkenntnis oder
        andere widrige Umstände in eine prekäre Lage kom-
        men, und je länger sich solch ein Mißstand unerkannt
        über die Jahre hinzieht, um so schlimmer wird es für den
        betroffenen Betrieb bei der Aufdeckung. Daß das im
        schlimmsten Fall auch die Vernichtung von Arbeitsplät-
        zen bedeuten kann, ist ein nicht zu unterschätzender
        Fakt.
        Daher werden wir uns auch weiterhin um eine bessere
        personelle Besetzung bemühen und um einen damit ver-
        bundenen geringeren Prüfzyklus vor allem für die mitt-
        leren und Kleinstbetriebe.
        Wir lehnen es aber ab, Ihren Vorschlag zu unterstüt-
        zen, in dem Sie eine bundeseinheitliche Regelung für
        den Rhythmus der Betriebsprüfungen fordern, der für
        alle Bundesländer gleich sein soll und auch noch den
        Umfang der Prüfungen beinhalten soll. Die obersten Fi-
        nanzbehörden der Länder haben schon mehrfach darauf
        hingewiesen, daß sowohl hinsichtlich der Verteilungs-
        struktur der Betriebe als auch der organisatorischen
        Ausgestaltung der Prüfungsdienste so große regionale
        Unterschiede bestehen, daß unmittelbare Vergleiche
        nicht möglich sind und erst recht dadurch auch keine
        bundeseinheitlichen Regeln.
        Die einzelnen Firmen und Betriebe kann man doch
        nicht nach Schema F prüfen. Da sind zum Beispiel die
        verschiedensten Abrechnungssysteme im Einsatz.
        Nie kann man vorher einschätzen, wie weit man bei
        der einen oder anderen Firma in die Vergangenheit prü-
        Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5271
        (A) (C)
        (B) (D)
        fen muß, und daher kann man pro Firma meinetwegen
        nach Größe und Produkt und Umsatz auch kein Zeitlimit
        für die Dauer der Prüfung setzen.
        Mit dieser Forderung setzen Sie die Prüfer unter
        Druck, Ihr Soll – oder da der Vorschlag ja von Ihnen
        kommt, sollte ich wohl besser „Plansoll“ sagen – zu er-
        reichen. Denken Sie tatsächlich, daß solch ein Druck
        einen positiven Einfluß auf die Gründlichkeit von Prü-
        fungen hätte?
        Immerhin liefern Sie ja wenigstens eine Idee zur Um-
        setzung Ihres Antrages mit. Sie fordern eine Aufstok-
        kung um 10 000 Betriebsprüfer und 1 000 Steuerfahn-
        der. An dieser Forderung ist auf den ersten Blick viel-
        leicht nichts auszusetzen. Allerdings muß man beachten,
        daß nicht sofort glänzend ausgebildete Betriebsprüfer in
        dieser geforderten Anzahl zur Verfügung stehen.
        Solch einen Berufsabschluß kann man nicht einfach
        durch eine Umschulung machen. Diese Qualifikation er-
        fordert einen Fachhochschulabschluß, der in der Regel
        mindestens acht bis neun Semester, also ca. vier Jahre
        Ausbildungszeit benötigt. Erst danach erfolgt der Ein-
        satz bei Betriebsprüfungen in kleineren Unternehmen.
        Neben diesen praktischen Einsätzen vor Ort ist der
        Besuch von Schulungen, Kursen, EDV-Lehrgängen und
        Seminaren erforderlich, wenn man nach einer gewissen
        Zeit überhaupt zu Großbetriebsprüfungen zum Einsatz
        kommen will. Auch in dieser Zeit ist eine oben schon
        aufgezählte Weiterbildung unbedingt erforderlich, denn
        erst bei entsprechender Eignung und Qualifikation hat
        man die Chance, in der Steuerfahndung zum Einsatz zu
        kommen.
        Sie sehen also selbst, wie lang der Weg ist, bis Ihre
        geforderten 10 000 Betriebsprüfer und 1 000 Steuer-
        fahnder zum Einsatz kommen könnten und genügend
        sorgfältig ausgebildete und befähigte Menschen die Rei-
        hen der Betriebsprüfer und Steuerfahnder verstärken
        würden. Solch eine Aufstockung kann nicht im Hau-
        Ruck-Verfahren per Gesetz erfolgen, sondern muß sich
        auch für die Zukunft kontinuierlich entwickeln.
        Dazu gehört natürlich, daß genügend junge Menschen
        für diese Berufsrichtung interessiert werden können.
        Auch das geht nicht ohne die Länder, die ja bereit sein
        müssen, diese Menschen, wenn sie ausgebildet sind,
        auch zu übernehmen.
        Die Zunahme der Zahl der Betriebsprüfer von 1996
        zu 1998 von immerhin um die 2 000 entspricht dem ge-
        meinsamen Willen von Bund und Ländern, die Prü-
        fungsdichte zu verbessern und eine Angleichung der
        Prüfungsbedingungen anzustreben.
        Immerhin konnte durch diesen erhöhten Einsatz der
        durchschnittliche Prüfungsturnus in Großbetrieben von
        1995 5,4 Jahre zu 1998 auf 4,4 Jahre abgesenkt werden.
        Noch erfreulicher, wenn auch längst noch nicht aus-
        reichend, ist der Prüfungsturnus bei mittleren Unter-
        nehmen. Dort konnte der Prüfungsturnus, der 1995 noch
        bei ca. 14,5 Jahren lag, bis 1998 auf 11,8 Jahre gesenkt
        werden. Damit hat sich der Zyklus um ein ganzes Jahr
        bei Großbetrieben und bei mittleren Betrieben sogar um
        2,7 Jahre gesenkt. Bei derzeitlicher Entwicklung ist ein
        weiteres Absenken des Prüfungsturnus zu erwarten und
        selbstverständlich auch wünschenswert.
        Da sich durch eine hohe Zahl der An- und Abmel-
        dungen innerhalb relativ kurzer Zeit bei Kleinstbetrieben
        ein aussagekräftiger Durchschnittswert des Prüfungs-
        turnus über die Jahre nicht ermitteln läßt, muß in dieser
        Gruppe auf einen Vergleich der Jahre verzichtet werden.
        Was man aber sagen kann, ist die Tatsache, daß die
        Zahl der Betriebsprüfungen in dieser Gruppe von etwa
        81 000 im Jahre 1995 auf ca. 117 000 im Jahr 1998 ge-
        stiegen sind. Also auch in dieser Gruppe macht sich der
        vermehrte Personaleinsatz seit dem Jahr 1996 stark be-
        merkbar.
        Natürlich weiß ich, daß die von mir genannten Zah-
        len Mittelwerte sind und die absoluten Zahlen in den
        einzelnen Ländern ganz anders aussehen. Vor allem die
        neuen Länder haben oft im Prüfungsturnus wesentlich
        höhere Werte.
        Aber auch in diesen Ländern sind die Zahlen im an-
        gegebenen Zeitraum rückläufig. In Anbetracht der kur-
        zen Zeit, wo sich dort Betriebe von oft jahrzehntelanger
        sozialistischer Abrechnungstechnik und der damit ver-
        bundenen Gesetze umstellen mußten und Neugründer,
        wenn sie aus den neuen Ländern selbst kamen, oft auf
        diesem Wissensgebiet bei Null anfingen und nicht selten
        bei Betriebsübernahmen durch einen Betrieb aus den
        alten Ländern auch die Mitarbeiter auf diesem Gebiet
        völlig umdenken mußten, ist es verständlich, daß dort
        die Prüfungen ganz einfach noch länger dauern, weil oft
        die Schwierigkeiten der Anfänge heute nur noch sehr
        schwer nachvollziehbar sind. Das liegt nicht nur an den
        dort eingesetzten Prüfern, sondern auch an den verant-
        wortlichen Mitarbeitern selbst, weil Sie halt keine jah-
        relange Abrechnungsroutine als Grundlage haben.
        Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe schon an-
        fangs ausgeführt, wie wichtig die SPD-Fraktion dieses
        Problem nimmt, und natürlich sehen wir, solange die
        Prüfungen noch solch hohe Ergebniszahlen aufdecken,
        auch einen enormen Handlungsbedarf auf diesem Ge-
        biet.
        Es ist einfach unabdingbar für die soziale Gerechtig-
        keit in diesem Land, daß sich einzelne des Profites we-
        gen nicht aus ihren Pflichten ausklinken und damit die
        Lasten auf Schwächere verteilen. Das verurteilen wir auf
        das schärfste und deshalb haben wir ja auch einen Riegel
        vorgeschoben, indem zumindest die legalen Steuer-
        schlupflöcher gestopft wurden.
        Allerdings muß man dieses Problem von verschiede-
        nen Seiten angehen. Den bisher eingeschlagenen Weg,
        zusammen mit den Ländern eine kontinuierliche Ein-
        dämmung dieses Problems anzustreben, halte ich für
        einen richtigen. Wenn dieser Weg konstant beibehalten
        wird, schaffen wir nicht nur mehr soziale Gerechtigkeit,
        sondern fördern auch ein gutes Klima zwischen dem
        Bund und den Ländern, wenn es um die sachliche
        Lösung von ähnlichen Problemen geht.
        Daher lehnen wir heute den Vorschlag der PDS-
        Fraktion ab.
        5272 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
        (A) (C)
        (B) (D)
        Hans Michelbach (CDU/CSU): Die deutsche Wirt-
        schaft ist es inzwischen von der rotgrünen Bundesregie-
        rung gewohnt, daß sie in der Steuerpolitik immer wieder
        auf die Belastungsprobe gestellt wird und mit dem
        schlichten Wort „Gegenfinanzierung“ die steuerpoliti-
        schen Folterwerkzeuge angelegt werden.
        Alle wissenschaftlichen Vergleiche zeigen inzwi-
        schen die Steuerhöchstbelastung der deutschen Wirt-
        schaft auf. So steigen die Steuerbelastungen der Betriebe
        stark an.
        Die offizielle Steuerschätzung zeigt bei der Körper-
        schaftsteuer eine Mehreinnahme des Fiskus im Jahr
        1999 im Vergleich zum Vorjahr von 32 v.H. auf. Bei der
        veranlagten Einkommensteuer bemißt sich die Steige-
        rung sogar auf 55 v.H.
        Trotzdem drängt die SPD auf die Neueinführung
        einer Vermögensbesteuerung. Unter dem falschen Titel
        „Gerechtigkeitslücke“ wird Neid und Klassenkampf-
        stimmung erzeugt. Doch Neid zersetzt sich selbst. Neid
        ist genauso alt wie unfähige Politik. Der Gipfel der Un-
        fähigkeit ist die Diskriminierung von Steuerzahlern, die
        in die Steueranreize des Staates investiert haben und
        sich anschließend als Nutzer von Steuerschlupflöchern
        und als Steuerkriminelle beschimpfen lassen müssen.
        Der heutige Antrag der PDS zeigt deutlich die Ein-
        stellung der Linken zur Wirtschaft: Die Unternehmen
        und Unternehmer werden mit Neid überzogen, krimina-
        lisiert und generell grundsätzlich der Steuerhinterzie-
        hung verdächtigt.
        Leider läßt sich die SPD von der PDS in dieser Neid-
        frage immer wieder anstecken. In Sachsen-Anhalt läßt
        sie sich von der PDS sogar zu einer Bundesinitiative zur
        Wiedereinführung der Vermögensteuer zwingen.
        Wir sagen generell nein zu jeder weiteren Steuerer-
        höhung. Wir sagen ja zur Steuervereinfachung und
        Steuerentlastung durch eine zielführende Steuerreform.
        Natürlich sagen wir auch ja zu einer ideologiefreien
        Mißbrauchsbekämpfung und sachgerechten Betriebsprü-
        fung.
        Tatsache bei den Betriebsprüfungen ist: Gemäß der
        statistischen Aufzeichnungen der obersten Finanzbehör-
        den der Länder haben die Betriebsprüfungen im Jahr
        1998 zu rechtskräftigen Mehrsteuern von 22,2 Mrd. DM
        geführt. Dabei ist die Zahl der geprüften Unternehmen
        von 1995 bis zum Jahr 1998 extrem gestiegen. 1998
        wurden 8 592 Großbetriebe mehr als 1995 geprüft; bei
        den Mittelbetrieben belief sich die zahlenmäßige Steige-
        rung der abgeschlossenen Prüfungsfälle auf 14 454, bei
        den Klein- und Kleinstbetrieben sogar auf 35 266 (vgl.
        Bundesministerium der Finanzen, Finanznachrichten
        20/99, v. 14. September 1999). Die Zahl der vorhande-
        nen Prüfer hat im Zeitraum von 1995 bis 1998 um 2 832
        zugenommen.
        Diese Daten veranschaulichen deutlich, daß die Fi-
        nanzbehörden ihrer Pflicht zur Prüfung der Unterneh-
        men durchaus nachkommen und sogar die Zahl der ab-
        geschlossenen Prüfungsfälle als auch der vorhandenen
        Betriebsprüfer kontinuierlich zugenommen hat, so daß
        die einheitliche Besteuerung grds. gewährleistet ist.
        Was fehlt wirklich? Die Vorbildfunktion für die
        Steuermoral fehlt.
        Die Bundesregierung geht bei ihrer Steuerpolitik
        mit schlechtem Beispiel voran. Wer Steuermoral von
        seinen Steuerzahlern erwartet, sollte das Prinzip der Be-
        steuerung nach der Leistungsfähigkeit nicht mit Füßen
        treten.
        Die rotgrüne Steuerpolitik ist jedoch teilweise Will-
        kür und damit ein schlechtes Beispiel für die Steuer-
        zahler.
        Die rotgrüne Steuerpolitik zerstört das Vertrauen der
        Steuerzahler. Ihnen vertrauen heißt einen ungedeckten
        Scheck ausstellen.
        Das Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 ist für
        die Wirtschaft ein Steuererhöhungsgesetz. Viele einzel-
        ne Regelungen enthalten unbestimmte Rechtsbegriffe,
        sind nicht administrierbar und damit verfassungsrecht-
        lich bedenklich. Wir fordern daher folgende Änderun-
        gen: erstens Scheingewinnbesteuerung bei Verlust-
        verrechnung und Verlustrücktrag, zweitens steuerliche
        Behandlung von Verlusten aus der Beteiligung an Ver-
        lustzuweisungsgesellschaften – § 2b EStG –, drittens
        Abschaffung des Mehrkontenmodells – § 4 Abs. 4a
        EStG –, viertens Abschaffung des halben durchschnittli-
        chen Steuersatzes bei Betriebsveräußerungs- und Be-
        triebsaufgabegewinnen – § 34 EStG –, fünftens unbe-
        grenzte Rückwirkung des Wertaufholungsgebotes, sech-
        stens Abzinsungspflicht für bestimmte Verbindlichkei-
        ten, siebtens Einschränkung von Bilanzänderungen,
        achtens Absenkung des Vorsteuerabzugs aus Aufwen-
        dungen für nicht ausschließlich betrieblich genutzte
        PKW, neuntens Streichung des Vorsteuerabzugs bei
        Verpflegungsmehraufwendungen, ferner für Reisekosten
        und Umzugskosten des Arbeitnehmers.
        Das Steuerbereinigungsgesetz 1999, das eigentlich
        die für die Wirtschaft nachteiligen Bestimmungen des
        Steuerentlastungsgesetzes 1999/2000/2002 korrigieren
        sollte, sieht im wesentlichen neue Steuererhöhungen
        vor. Wir fordern, folgende Regelungen des Gesetzes-
        vorschlages zurückzuziehen: erstens Besteuerung der
        Erträge aus Kapitallebensversicherungen und Renten-
        versicherungen mit Kapitalwahlrecht, soweit das Kapi-
        talwahlrecht ausgeübt wird, sowie die Streichung des
        Sonderausgabenabzugs für die jeweiligen Beiträge,
        zweitens Änderung der Bedarfsbewertung bei Grund-
        stücken im Ertragswertverfahren unter Zugrundelegung
        der Mieten der letzten 12 Monate, drittens die Erhöhung
        des Verspätungszuschlages auf 50 000 DM, viertens
        die Möglichkeit der Verböserung bei der Ablauf-
        hemmung im Falle des gerichtlichen und außergericht-
        lichen Verfahrens, fünftens die Abschaffung der Be-
        grenzung des Zinslaufes auf maximal vier Jahre bei der
        Verzinsung von Steuernachforderungen und Steuer-
        erstattungen.
        Die Steuererhöhungen im Steuerentlastungsgesetz
        1999/2000/2002 und im Steuerbereinigungsgesetz 1999
        stellen für die Wirtschaft eine erhebliche Belastung dar
        und sind nur der Versuch, Steuermehreinnahmen für
        weitere sozialistische Umverteilungsmaßnahmen zu er-
        zielen.
        Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5273
        (A) (C)
        (B) (D)
        Eine weitere schleichende Steuererhöhung wird sich
        durch die geplante Änderung der AfA-Tabellen ergeben.
        Die Verlängerung der Nutzungsdauern um bis zu 100
        v.H. wird für die Wirtschaft eine erhebliche Mehrbela-
        stung bedeuten und zu Wettbewerbsverzerrungen füh-
        ren, da andere Länder hier für die Wirtschaft viel gün-
        stigere Regelungen vorsehen.
        Die hier vorgestellten Regelungen sind nur ein winzi-
        ger Teil aus dem Sammelsurium von Steuererhöhungen,
        die durch die rotgrüne Bundesregierung auf den Weg
        gebracht wurden bzw. noch geplant sind und die zu im-
        mer mehr Wut und Resignation sowohl bei der Wirt-
        schaft als auch der Bevölkerung geführt haben.
        Es gibt nur einen Weg, die Akzeptanz der Steuer-
        pflichtigen gegenüber dem Steuersystem wieder zu stär-
        ken: Es muß ein steuerliches Gesamtkonzept mit Steuer-
        vereinfachung und niedrigen Steuersätzen eingeführt
        werden, das zu einer schrittweiten Senkung der Ein-
        kommensteuersätze von 15 v.H. bis 35 v.H. führt.
        Gleichzeitig muß die Bemessungsgrundlage durch die
        Abschaffung nahezu aller Sonderregelungen und Ver-
        günstigungen verbreitert werden. Ebenso müssen auch
        die Körperschaftsteuersätze auf 35 v.H. bei den thesau-
        rierten und 25 v.H. bei den ausgeschütteten Gewinnen
        sinken.
        Denn die hohen Steuersätze, die im Ergebnis auch zu
        hohen Steuerzahlungen führen, haben zu einer stillen
        Steuerverweigerung der Steuerpflichtigen geführt. Der
        Bürger muß sich wieder sicher sein können, daß gleiches
        Einkommen auch wirklich gleich besteuert wird, was
        durch die Abschaffung der Sonderregelungen erfolgt.
        Zudem würde die Abschaffung der Sonderregelungen
        und Vergünstigungen auch dazu führen, daß der Kon-
        trollaufwand sinkt und von vornherein mehr Steuerge-
        rechtigkeit herrschen würde.
        Aus Sicht der CDU/CSU-Fraktion kann der Antrag
        der PDS-Fraktion daher nicht zustimmend kommen-
        tiert werden. Wir möchten in diesem Zusammen-
        hang aber die Bundesregierung auffordern, das Steuer-
        system zu vereinfachen und die Steuersätze erheblich zu
        senken.
        Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
        Steuerhinterziehung und Wirtschaftskriminalität müssen
        wirksam bekämpft werden, darüber sind wir uns alle
        einig. Die Finanzverwaltung ist aber nach wie vor in der
        Hauptsache eine Ländersache, das ist ebenso unbestrit-
        ten.
        Der Bund hat es hier nicht einfach, sich einzumi-
        schen, und es müßte auch im ureigensten Interesse der
        Länder selbst liegen, effizient und konsequent zu prüfen.
        Dies tun sie auch. Das Bundesministerium der Finanzen
        wertet hier nämlich regelmäßig die Statistiken der Län-
        der aus. So haben beispielsweise die Steuerfahnder der
        Länder 1998 in rund 31 000 Fällen Prüfungen durchge-
        führt oder Amtshilfe geleistet – dies ist eine Steigerung
        gegenüber dem Vorjahr um mehr als 31 Prozent – und
        dabei allein mehr als 2,2 Milliarden DM Steuermehrein-
        nahmen erzielt, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr
        von mehr als 12 Prozent.
        Dabei sind die Nachforderungen aus rechtskräftig
        gewordenen Mehrergebnissen der steuerlichen Betriebs-
        prüfungen noch gar nicht enthalten. So kommen noch
        folgende Mehrergebnisse hinzu: Durch allgemeine Be-
        triebsprüfungen wurde 1998 ein Mehrergebnis von über
        22 Milliarden DM erzielt – das ist eine Steigerung ge-
        genüber dem Vorjahr von fast 16 Prozent –, durch die
        Umsatzsteuer-Sonderprüfungen wurde 1998 ein Mehr-
        ergebnis von über 3 Milliarden DM erzielt, durch die
        Lohnsteuer-Außenprüfungen kamen noch einmal rd. 1½
        Milliarden DM hinzu.
        Alles zusammen haben Betriebsprüfung und Steuer-
        fahndung zusammen nahezu 30 Milliarden DM Steuer-
        mehreinnahmen erzielt. Dies ist enorm und zeigt – zu-
        sammen mit den beachtlichen Steigerungsraten gegen-
        über den Vorjahren – die aktuelle Effektivität von Be-
        triebsprüfung und Steuerfahndung. Außerdem sind im
        Rahmen der Steuerfahndung in 1998 gegenüber 1997
        die Geldstrafen um rund 12 Prozent angestiegen, die
        Freiheitsstrafen um rund 17 Prozent.
        Dies zeigt: Steuerhinterziehung ist längst kein Kava-
        liersdelikt mehr, und Steuerhinterziehung wird auch
        wirksam bekämpft. Die Zahl der Steuerfahnder und Be-
        triebsprüfer ist bei den Ländern kontinuierlich erhöht
        worden. Andererseits kann die Bekämpfung von Steuer-
        hinterziehung und Wirtschaftskriminalität nicht heißen,
        daß Heeresstärken von Steuerfahndern und Betriebsprü-
        fern in die Lande geschickt werden und im Endeffekt
        neben jedem auch kleinsten Betrieb tagein tagaus ein
        Prüfer steht.
        Außerdem hat es schon in der Vergangenheit von
        Bundesseite aus Initiativen gegeben, damit die Länder
        einen größeren Teil ihrer Steuermehreinnahmen durch
        Betriebsprüfung behalten und nicht in den Länderfi-
        nanzausgleich abführen müssen. Wer aber war dagegen?
        Die Länder haben damals einstimmig gegen den Bun-
        desvorschlag gestimmt. Und der Bund kann für den
        Kompetenzbereich der Länder nur Anregungen geben
        und keine Maßnahmen mit Brachialgewalt durchsetzen.
        Grundsätzlich aber können wir Steuerhinterziehung
        und Wirtschaftskriminalität vor allem dadurch reduzie-
        ren, daß wir die Steuersätze senken und das Steuerrecht
        einfacher machen. Eine niedrigere Steuerbelastung ver-
        ringert den Anreiz zur Steuerhinterziehung erheblich.
        Und ein einfaches Steuerrecht schränkt den Spielraum
        für Steuergestaltungen nachhaltig ein.
        Einen ersten deutlichen Schritt in die richtige Rich-
        tung haben wir mit unserer dreistufigen Steuerreform
        1999/2000/2002 getan. Damit haben wir den Eingangs-
        satz um ganze 6 Prozentpunkte und den Spitzensteuer-
        satz um 4½ Punkte gesenkt. Den Körperschaftsteuersatz
        für ausgeschüttete Gewinne haben wir auf 40 Prozent
        herabgesetzt und damit auf ein international durchaus
        konkurrenzfähiges Niveau.
        Aber das ist noch nicht das Ende. So wollen wir die
        Körperschaftsteuer auf einheitlich 25 Prozent senken,
        und zwar im Rahmen der Unternehmensteuerreform
        zum 1. Januar 2001. Gleichzeitig werden wir hier aber
        vor allem kleine und mittlere Unternehmen entlasten.
        Hierbei ist auch in jedem Fall noch einmal über eine
        5274 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
        (A) (C)
        (B) (D)
        weitere Senkung des Einkommensteuertarifs nachzu-
        denken. Gleichzeitig haben wir mit der dreistufigen
        Steuerreform 1999/2000/2002 die Steuervergünstigun-
        gen konsequent abgebaut und Steuergestaltungen einge-
        schränkt. Dies wird auch im Rahmen der Unterneh-
        mensteuerreform weiter fortgesetzt.
        Außerdem denken wir auch über eine Lockerung des
        Bankgeheimnisses nach – so wie das kürzlich auch der
        Bundesverfassungsrichter Kirchhof getan hat. In ande-
        ren Ländern sind Kontrollmitteilungen schon lange gang
        und gäbe, oft sogar zusätzlich zu einer Quellenbesteue-
        rung von Zinseinkünften. Das Bankgeheimnis in der
        jetzigen Form schützt vor allem diejenigen, die Steuern
        hinterziehen. Es kann nicht sein, daß gewisse Gesetzes-
        passagen gerade diejenigen schützen, die andere Gesetze
        – hier die Steuergesetze – nicht einhalten.
        Natürlich werden wir uns auch weiter für eine effi-
        ziente Erfassung grenzüberschreitender Zinseinkünfte in
        der EU einsetzen. Auch hier wird ja im Rahmen des so-
        genannten Koexistenzmodells angestrebt, zumindest
        entweder eine Quellensteuer zu erheben oder Kontroll-
        mitteilungen zu machen – oder noch besser beides. Denn
        der ehrliche Steuerbürger hätte hier ja nichts zu be-
        fürchten.
        Fest steht jedenfalls, daß wir Steuerhinterziehung und
        Wirtschaftskriminalität nicht hinnehmen können. Vor
        allem die Länder müssen massiv dagegen angehen. Auf
        Bundesebene wollen wir deshalb eine Steuerpolitik ma-
        chen, die zu einer weiteren Senkung der Steuersätze und
        zu einer Vereinfachung des Steuerrechts führt.
        Gisela Frick (F.D.P.): Der vorliegende Antrag zeugt
        nicht nur von der Hilflosigkeit der PDS gegenüber den
        anstehenden Problemen, er ist auch gekennzeichnet von
        der ideologisch geprägten Ignoranz gegenüber wirk-
        lichen Reformen. Die Aufstockung der Zahl der Be-
        triebsprüfer zur Verbesserung der Steuereinnahmen ist
        eine alte Forderung. Die PDS erkennt auch zutreffend,
        daß die Erzielung von Steuermehreinnahmen für viele
        Länder nicht lohnt, weil sie das Geld im Wege des
        Finanzausgleichs an andere Länder abführen müssen.
        Die klar auf der Hand liegenden Schlußfolgerungen
        zieht die PDS nicht, weil sie dazu entweder nicht in der
        Lage oder nicht willens ist.
        Erstens. Wenn das heutige System des Länderfinanz-
        ausgleichs keinen Anreiz für einzelne Länder bietet,
        Steuermehreinnahmen zu erzielen, dann muß es geän-
        dert werden. Wir brauchen mehr Wettbewerb zwischen
        den Ländern, das heißt Anreize, besser zu sein als ande-
        re Länder. Das gilt übrigens auch für die ostdeutschen
        Länder. Davon will die PDS nichts wissen. Sie steht für
        einen starken Zentralstaat, der eben auch die Länder mit
        Steuereinnahmen zu versorgen hat. Vor diesem Hinter-
        grund ist die dem föderalen Prinzip widersprechende
        Aufstockung der Zahl der Betriebsprüfer durch den
        Bund verständlich.
        Zweitens. Die PDS sollte sich fragen, warum Be-
        triebsprüfungen notwendig sind. Sicher gibt es schwarze
        Schafe, die nicht steuerehrlich sind. Fakt ist aber doch
        auch, daß unser Steuerrecht auch für Fachleute nahezu
        unverständlich ist und daß es daher zur fehlerhaften
        Anwendung kommt. Zudem führt die viel zu hohe
        Steuerbelastung zu immer mehr Steuerwiderstand.
        Konsequent ist es also nur, eine umfassende Steuerre-
        form anzugehen, die nicht nur Steuerbelastung spürbar
        senkt, sondern das Steuerrecht auch vereinfacht. Mit der
        Stärkung der Verwaltung oder mehr Betriebsprüfern
        werden wir den von der PDS zurecht beklagten Miß-
        ständen nicht beikommen.
        Die F.D.P. lehnt deshalb diesen Antrag der PDS ab.
        Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn
        53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44
        20