Plenarprotokoll 14/58
Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht
58. Sitzung
Berlin, Donnerstag, 30. September 1999
I n h a l t :
Gedenkworte für die Opfer der Erdbeben-
katastrophe auf Taiwan ................................ 5121 A
Eintritt des Abgeordneten Reinhold Strobl in
den Deutschen Bundestag ............................... 5121 B
Bestimmung der Abgeordneten Anke Fuchs
(Köln) als stellvertretendes Mitglied im Ver-
mittlungsausschuß ........................................... 5121 B
Abwicklung des Tagesordnungspunktes 14 .... 5121 C
Gratulation zur Verleihung des Nobelpreises
für Literatur an Günter Grass ........................ 5198 A
Zur Geschäftsordnung
Jörg van Essen F.D.P. ...................................... 5121 D
Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD.................. 5122 C
Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 5122 D
Roland Claus PDS ........................................... 5123 C
Tagesordnungspunkt 3:
Beschlußempfehlung des Wahlprü-
fungsausschusses zu den gegen die Gül-
tigkeit der Wahl zum 14. Deutschen
Bundestag eingegangenen Wahlein-
sprüchen (Drucksache 14/1560) ............... 5124 B
Erika Simm SPD.............................................. 5124 C
Tagesordnungspunkt 4:
a) Beschlußempfehlung und Bericht des
Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend zu der Unterrichtung durch
die Bundesregierung
Bericht über die Lebenssituation von
Kindern und die Leistungen der Kin-
derhilfen in Deutschland
– Zehnter Kinder- und Jugendbericht –
und
Stellungnahme der Bundesregierung
(Drucksachen 13/11368, 14/272 Nr. 115,
14/1681) ..................................................... 5126 A
b) Beschlußempfehlung und Bericht des
Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend zu der Unterrichtung durch
die Bundesregierung
Vorschlag für einen Beschluß des Eu-
ropäischen Parlaments und des Rates
zur Einführung des Gemeinschaftlichen
Aktionsprogramms „Jugend“ (Drucksa-
chen 14/74 Nr. 2.69, 14/1065) ................... 5126 A
c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heidi Kna-
ke-Werner, Dr. Klaus Grehn, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion PDS
Kindergelderhöhung auch für Kinder
im Sozialhilfebezug (Drucksache 14/1308) 5126 B
Iris Gleicke SPD ............................................. 5126 B
Maria Eichhorn CDU/CSU ............................. 5128 D
Hanna Wolf (München) SPD....................... 5130 D
Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .. 5131 B
Klaus Haupt F.D.P. ......................................... 5133 B
Rosel Neuhäuser PDS ..................................... 5135 D
Rolf Stöckel SPD............................................. 5137 B
Wolfgang Dehnel CDU/CSU ......................... 5140 C
Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN ................................................................ 5142 D
II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU ... 5144 D
Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN ................................................................ 5145 A
Petra Pau PDS ................................................. 5145 B
Dr. Hans Peter Bartels SPD ............................ 5146 A
Katherina Reiche CDU/CSU .......................... 5146 D
Dr. Christine Bergmann, Ministerin BMFSFJ 5148 C
Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5151 A
Thomas Strobl CDU/CSU ............................... 5152 B
Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .. 5154 C
Thomas Strobl CDU/CSU................................ 5155 A
Tagesordnungspunkt 5:
Antrag der Abgeordneten Birgit Schnie-
ber-Jastram, Dr. Maria Böhmer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU
Verbesserung der Nachhaltigkeit in der
Alterssicherung durch eine gerechte
und sozialverträgliche Rentenpolitik
(Drucksache 14/1310) ............................... 5155 D
Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU .............. 5155 D
Kurt Bodewig SPD ......................................... 5157 D
Andreas Storm CDU/CSU ........................... 5159 C
Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5160 C
Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ........................ 5161 D
Peter Dreßen SPD ........................................ 5162 D
Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN ........................................................ 5164 D
Andreas Storm CDU/CSU ........................... 5166 A
Monika Balt PDS ............................................ 5167 D
Erika Lotz SPD ............................................... 5168 D
Johannes Singhammer CDU/CSU .................. 5170 C
Walter Riester, Bundesminister BMA ............ 5172 B
Julius Louven CDU/CSU............................. 5174 B
Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ........................ 5175 B
Walter Riester, Bundesminister BMA ............ 5176 A
Dr. Maria Böhmer CDU/CSU ......................... 5176 B
Ulrike Mascher SPD ....................................... 5178 D
Dr. Maria Böhmer CDU/CSU ......................... 5179 B
Tagesordnungspunkt 14:
Antrag der Abgeordneten Jella Teuchner,
Dr. Margrit Wetzel, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion SPD sowie der Abge-
ordneten Ulrike Höfken, Winfried Her-
mann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Verbot quecksilberhaltiger Fieber-
thermometer (Drucksache 14/1352)......... 5179 D
Tagesordnungspunkt 17:
Überweisungen im vereinfachten Verfah-
ren
a) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zu dem Vertrag vom 19. Juni 1997
zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
land und der Tschechischen Republik
über den Eisenbahnverkehr über die
gemeinsame Staatsgrenze und über den
erleichterten Eisenbahndurchgangsver-
kehr (Drucksache 14/1413) ...................... 5179 D
b) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Umsetzung der Richtlinie
97/74/EG des Rates vom 15. Dezember
1997 zur Ausdehnung der Richtlinie
94/45/EG über die Einsetzung eines
Europäischen Betriebsrats oder die
Schaffung eines Verfahrens zur Unter-
richtung und Anhörung der Arbeit-
nehmer in gemeinschaftsweit operie-
renden Unternehmen und Unterneh-
mensgruppen auf das Vereinigte König-
reich (EBR-Anpassungsgesetz) (Druck-
sache 14/1429) ........................................... 5180 A
c) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Fortführung der ökologischen
Steuerreform (Drucksache 14/1668) ........ 5180 A
d) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Neuregelung der Förderung der
ganzjährigen Beschäftigung in der
Bauwirtschaft (Drucksache 14/1669) ...... 5180 B
e) Erste Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Familienförderung (Druck-
sache 14/1670) ........................................... 5180 B
f) Erste Beratung des vom Bundesrat ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung des Körperschaftsteuer- und
Gewerbesteuergesetzes (Drucksache 14/
1520) .......................................................... 5180 C
Tagesordnungspunkt 18:
b) Unterrichtung durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung über ihre
Bemühungen zur Stärkung der gesetz-
geberischen Befugnisse des Euro-
päischen Parlaments 1998 (Drucksache
14/439) ....................................................... 5180 C
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 III
Tagesordnungspunkt 18:
Abschließende Beratungen ohne Aussprache
a) Zweite und dritte Beratung des von der
Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur Änderung des Kraft-
fahrzeugsteuergesetzes (Drucksachen
14/864, 14/1651) ........................................ 5180 D
c) – g)
Beschlußempfehlungen des Petitionsaus-
schusses
Sammelübersichten 75, 76, 77, 78 zu Pe-
titionen (Drucksachen 14/1596, 14/1597,
14/1598, 14/1599,14/1600) ........................ 5180 D
Zusatztagesordnungspunkt 2:
Aktuelle Stunde betr. Haltung der
Bundesregierung zur Sicherung des
Fortbestandes von Stadtwerken und
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen im
liberalisierten Strommarkt ...................... 5181 C
Rolf Kutzmutz PDS ........................................ 5181 C
Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMW . 5182 C
Dagmar Wöhrl CDU/CSU .............................. 5184 B
Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN ................................................................ 5185 B
Dr. Günter Rexrodt F.D.P. .............................. 5186 C
Volker Jung (Düsseldorf) SPD ....................... 5187 B
Dr. Peter Paziorek CDU/CSU ......................... 5188 C
Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN ........................................... 5189 D
Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 5191 A
Harald Friese SPD .......................................... 5192 A
Ulrich Klinkert CDU/CSU .............................. 5193 C
Ernst Schwanhold SPD ................................... 5194 C
Hartmut Schauerte CDU/CSU ........................ 5195 C
Michael Müller (Düsseldorf) SPD .................. 5196 D
Tagesordnungspunkt 6:
Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU,
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und F.D.P.
50 Jahre Europarat: 50 Jahre europäi-
scher Menschenrechtsschutz (Drucksa-
che 14/1568)............................................... 5198 B
Wolfgang Behrendt SPD ................................ 5198 B
Klaus Bühler (Bruchsal) CDU/CSU ............... 5200 C
Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA .......... 5202 B
Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 5203 D
Manfred Müller (Berlin) PDS ......................... 5205 A
Rudolf Bindig SPD ......................................... 5206 A
Benno Zierer CDU/CSU ................................. 5207 D
Claudia Roth (Augsburg) BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN ....................................................... 5209 B
Tagesordnungspunkt 7:
a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN
Nationale Armuts- und Reichtumsbe-
richterstattung (Drucksache 14/999) ....... 5210 D
b) Antrag der Fraktion PDS
Regelmäßige Vorlage eines Berichts
über die Entwicklung von Armut und
Reichtum in der Bundesrepublik
Deutschland (Drucksache 14/1069) ......... 5211 A
c) Antrag der Abgeordneten Birgit Schnie-
ber-Jastram, Wolfgang Meckelburg, Hans-
Peter Repnik, Peter Weiß (Emmendingen)
und der Fraktion CDU/CSU
Bekämpfung der „verdeckten Armut“
in Deutschland (Drucksache 14/1213). .... 5211 A
Konrad Gilges SPD ........................................ 5211 B
Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ......... 5213 A
Dr. Klaus Grehn PDS .................................. 5214 A
Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .. 5215 D
Dr. Klaus Grehn PDS ................................. 5217 A
Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 5217 B
Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 5218 A
Konrad Gilges SPD .................................... 5218 C
Dr. Klaus Grehn PDS .................................. 5219 D
Dr. Christa Luft PDS ...................................... 5220 C
Ulrike Mascher, Parl. Staatssekretärin BMA .. 5221 D
Heinz Schemken CDU/CSU ........................... 5223 B
Kurt Bodewig SPD .......................................... 5225 A
Tagesordnungspunkt 8:
Zweite und dritte Beratung des von den
Abgeordneten Norbert Geis, Ronald
Pofalla, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion CDU/CSU eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zum verbesserten
Schutz der Bundeswehr vor Verun-
glimpfung (Drucksache 14/985) ............... 5225 D
Werner Siemann CDU/CSU ........................... 5226 A
Joachim Stünker SPD ..................................... 5227 D
Jörg van Essen F.D.P. ..................................... 5229 A
Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN ....................................................... 5230 A
Günther Friedrich Nolting F.D.P. ............... 5231 A
Sabine Jünger PDS ......................................... 5231 D
IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
Gerd Höfer SPD .............................................. 5232 C
Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU .................... 5233 C
Peter Zumkley SPD ........................................ 5235 A
Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN ........................................................ 5235 B
Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU .................... 5235 C
Tagesordnungspunkt 9:
a) Beschlußempfehlung und Bericht des
Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung
durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung zum Jah-
resgutachten 1997 Welt im Wandel:
Wege zu einem nachhaltigen Umgang
mit Süßwasser des Wissenschaftlichen
Beirates der Bundesregierung Globale
Umweltveränderungen (Drucksachen
13/11435, 14/69 Nr. 1.16, 14/837) ............. 5235 D
b) Beschlußempfehlung und Bericht des
Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung
durch die Bundesregierung
Bericht der Kommission
Durchführung der Richtlinie 91/271/
EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über
die Behandlung von kommunalem Ab-
wasser, geändert durch die Richtlinie
98/15/EG der Kommission vom 27. Fe-
bruar 1998
Zusammenfassung der von den Mit-
gliedstaaten getroffenen Maßnahmen
und Bewertung der in Anwendung von
Artikel 13 und 17 der Richtlinie enthal-
tenen Informationen (Drucksachen
14/488 Nr. 2.49, 14/1343) .......................... 5236 A
Petra Bierwirth SPD ........................................ 5236 B
Dr. Christian Ruck CDU/CSU ........................ 5238 A
Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN ................................................................ 5239 C
Birgit Homburger F.D.P. ................................ 5241 B
Eva-Maria Bulling-Schröter PDS ................... 5243 A
Gila Altmann, Parl. Staatssekretärin BMU ..... 5244 B
Birgit Homburger F.D.P. ................................ 5245 D
Gila Altmann, Parl. Staatssekretärin BMU ..... 5246 A
Werner Wittlich CDU/CSU ............................ 5246 C
Marga Elser SPD ............................................ 5247 D
Vera Lengsfeld CDU/CSU ............................. 5249 D
Eva-Maria Bulling-Schröter PDS ................... 5251 C
Vera Lengsfeld CDU/CSU ............................. 5251 D
Tagesordnungspunkt 10:
Erste Beratung des von den Abgeordneten
Klaus Riegert, Friedrich Bohl, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion
CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Verbesserung der Vereins-
förderung und der Vereinfachung der
Besteuerung der ehrenamtlich Tätigen
(Drucksache 14/1145) ................................ 5252 A
Klaus Riegert CDU/CSU ................................ 5252 B
Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN..................................................... 5254 B
Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD ................. 5255 A
Klaus Riegert CDU/CSU ................................ 5257 C
Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD ................. 5257 D
Ernst Burgbacher F.D.P................................... 5258 A
Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN ........................................... 5259 C
Ernst Burgbacher F.D.P............................... 5260 B
Gustav-Adolf Schur PDS ................................ 5261 C
Norbert Barthle CDU/CSU ............................. 5262 C
Ludwig Eich SPD ........................................... 5264 C
Tagesordnungspunkt 11:
Antrag der Abgeordneten Heidemarie
Ehlert, Dr. Barbara Höll, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion PDS
Bekämpfung der Steuerkriminalität
durch kontinuierliche und bundesein-
heitliche Betriebsprüfung (Drucksache
14/1192) ..................................................... 5266 B
Heidemarie Ehlert PDS ................................... 5266 C
Nächste Sitzung ............................................... 5267 D
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 5269 A
Anlage 2
Erklärung des Abgeordneten Jürgen Koppelin
F.D.P.
zur Abstimmung über die Beschlußempfeh-
lung zum Bericht der Bundesregierung zum
Jahresgutachten 1997
Welt im Wandel: Wege zu einem nachhalti-
gen Umgang mit Süßwasser des Wissen-
schaftlichen Beirates der Bundesregierung
Globale Umweltveränderung – Drucksache
14/837 (Tagesordnungspunkt 9a) ................... 5269 C
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 V
Anlage 3
Erklärung des Abgeordneten Manfred Grund
CDU/CSU
zur Abstimmung über die Beschlußempfeh-
lung zur Durchführung der Richtlinie
91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991
über die Behandlung von kommunalem Ab-
wasser, geändert durch die Richtlinie
98/15/EG der Kommission vom 27. Februar
1998 – Drucksache 14/1343 (Tagesordnungs-
punkt 9b) ......................................................... 5269 C
Anlage 4
Erklärung des Abgeordneten Jürgen Koppelin
F.D.P.
zur Abstimmung über die Beschlußempfeh-
lung zur Durchführung der Richtlinie
91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991
über die Behandlung von kommunalem Ab-
wasser, geändert durch die Richtlinie
98/15/EG der Kommission vom 27. Februar
1998 – Drucksache 14/1343 (Tagesordnungs-
punkt 9b) ......................................................... 5269 D
Anlage 5
Zu Protokoll gegebene Reden
zum Antrag der Abgeordneten Heidemarie
Ehlert, Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft und
der Fraktion PDS:
Bekämpfung der Steuerkriminalität durch
kontinuierliche und bundeseinheitliche Be-
triebsprüfung
(Tagesordnungspunkt 11)
Simone Violka SPD ......................................... 5270 A
Hans Michelbach CDU/CSU .......................... 5272 A
Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5273 B
Gisela Frick F.D.P. ........................................ 5274 B
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5121
(A) (C)
(B) (D)
58. Sitzung
Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
Beginn: 9.00 Uhr
Heidemarie Ehlert
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5269
(A) (C)
(B) (D)
Anlagen zum Stenographischen Bericht
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten
Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich
Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 30.9.99 *)
Bläss, Petra PDS 30.9.99
Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 30.9.99
Böttcher, Maritta PDS 30.9.99
Brudlewsky, Monika CDU/CSU 30.9.99
Dr. Däubler-Gmelin,
Herta
SPD 30.9.99
Erler, Gernot SPD 30.9.99
Flach, Ulrike F.D.P. 30.9.99
Friedhoff, Paul K. F.D.P. 30.9.99
Friedrich (Altenburg),
Peter
SPD 30.9.99
Gebhardt, Fred PDS 30.9.99
Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 30.9.99
Hauser (Bonn), Norbert CDU/CSU 30.9.99
Hornung, Siegfried CDU/CSU 30.9.99
Hovermann, Eike SPD 30.9.99
Imhof, Barbara SPD 30.9.99
Jacoby, Peter CDU/CSU 30.9.99
Leidinger, Robert SPD 30.9.99
Lengsfeld, Vera CDU/CSU 30.9.99
Lennartz, Klaus SPD 30.9.99
Lietz, Ursula CDU/CSU 30.9.99
Meckel, Markus SPD 30.9.99
Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 30.9.99
Dr. Niehuis, Edith SPD 30.9.99
Ohl, Eckhard SPD 30.9.99
Ostrowski, Christine PDS 30.9.99
Pützhoven, Dieter CDU/CSU 30.9.99
Schmidt (Mülheim),
Andreas
CDU/CSU 30.9.99
Schösser, Fritz SPD 30.9.99
Schröder, Gerhard SPD 30.9.99
Seiters, Rudolf CDU/CSU 30.9.99
Dr. Frhr. von Stetten,
Wolfgang
CDU/CSU 30.9.99
Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 30.9.99
Dr. Thalheim, Gerald SPD 30.9.99
Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
30.9.99
Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 30.9.99
Dr. Zöpel, Christoph SPD 30.9.99
—————
*) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm-
lung der NATO
Anlage 2
Erklärung
des Abgeordneten Jürgen Koppelin (F.D.P.)
zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung
zum Bericht der Bundesregierung zum Jahres-
gutachten 1997
Welt im Wandel: Wege zu einem nachhaltigen
Umgang mit Süßwasser des Wissenschaftlichen
Beirates der Bundesregierung Globale Umwelt-
veränderung – Drucksache 14/837
(Tagesordnungspunkt 9a)
Die Fraktion der F.D.P. lehnt die Beschlußempfeh-
lung ab.
Anlage 3
Erklärung
des Abgeordneten Manfred Grund (CDU/CSU)
zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung
zur Durchführung der Richtlinie 91/271/EWG
des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behand-
lung von kommunalem Abwasser, geändert
durch die Richtlinie 98/15/EG der Kommission
vom 27. Februar 1998 – Drucksache 14/1343
(Tagesordnungspunkt 9b)
Die Fraktion der CDU/CSU stimmt der Beschluß-
empfehlung zu.
Anlage 4
Erklärung
des Abgeordneten Jürgen Koppelin (F.D.P.)
zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung
zur Durchführung der Richtlinie 91/271/EWG
des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behand-
lung von kommunalem Abwasser, geändert
durch die Richtlinie 98/15/EG der Kommission
vom 27. Februar 1998 – Drucksache 14/1343
(Tagesordnungspunkt 9b)
Die Fraktion der F.D.P. stimmt der Beschlußempfeh-
lung zu.
5270 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
(A) (C)
(B) (D)
Anlage 5
Zu Protokoll gegebene Reden
zum
Antrag der Abgeordneten Heidemarie Ehlert,
Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft und der
Fraktion der PDS:
Bekämpfung der Steuerkriminalität durch kon-
tinuierliche und bundeseinheitliche Betriebs-
prüfung
(Tagesordnungspunkt 12)
Simone Violka (SPD): Durch Steuerhinterziehung
und Wirtschaftskriminalität gehen diesem Staat jährlich
Milliardenbeträge verloren, und diese schwarzen Schafe
verschaffen sich auf diese Art und Weise in der Wirt-
schaft auch noch einen unlauteren Wettbewerbsvorteil.
Das ist ein sehr bedenklicher Auswuchs, der selbst-
verständlich bekämpft werden muß, weil er ungeheuren
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden anrich-
tet, vor allem natürlich, wenn man bedenkt, wie hoch die
Staatsverschuldung ist, und es eigentlich zur morali-
schen Selbstverständlichkeit gehören sollte, wenn man
in diesem Staat lebt, nicht nur seinen Rechten, sondern
auch seinen Pflichten nachzukommen.
Das, sehr geehrte Damen und Herren der PDS, wird
sicherlich von niemand bestritten und ist uns selbstver-
ständlich auch nicht neu.
Es ist uns ebensowenig neu wie Ihr Antrag, über den
wir jetzt zu beraten haben. Wenn ich es näher betrachte,
ist es ja eigentlich nicht einmal komplett Ihr Antrag,
denn ein in einigen Passagen verblüffend ähnlich lau-
tender Antrag der SPD-Fraktion aus der 13. Legislatur-
periode müßte den meisten von Ihnen ja sicher noch be-
kannt sein.
An dieser Stelle wäre es für mich ein leichtes, in
blumigen Worten darzulegen, was ich von dieser Ihrer
Arbeitsweise halte. Aber ich tue es nicht in Anbetracht
der Tatsache, daß das Thema, über welches wir hier
reden, einfach zu wichtig und ernst ist, um meine Rede-
zeit für solch einen verbalen Schlagabtausch zu ver-
geuden.
Nun könnten Sie ja vielleicht vermuten, sehr geehrte
Damen und Herren der PDS, wir würden Ihrem Antrag
zustimmen, weil er unsere eigenen guten und richtigen
Ideen enthält, die wir ja auch immer noch vertreten. Es
tut mir leid! Ich fürchte, wenn Sie das erreichen wollten,
dann hätten Sie diesen Antrag nicht durch ihre Vor-
schläge ergänzen dürfen. Diese Ergänzungen erweisen
sich teilweise nämlich bei näherer Betrachtung als völlig
undurchführbar. Das werde ich Ihnen nachfolgend auch
gern näher erläutern.
Die SPD-Fraktion hat schon 1996 durch ihren Antrag
zum Ausdruck gebracht, daß sie es befürwortet, durch
ein Aktionsprogramm von Bund und Ländern diesen
Mißstand der Steuerkriminalität entgegenzuwirken. Und
Betriebsprüfungen sind ein Instrument steuerlicher Ge-
rechtigkeit.
Allerdings ist es in erster Linie eine Sache der Län-
der. Daher können wir an dieser Stelle nur sehr bedingt
auf die verschiedenen Gegebenheiten vor Ort in den ein-
zelnen Bundesländern Einfluß nehmen.
Deshalb ist eine Zusammenarbeit mit den Ländern in
dieser Frage wesentlich fruchtbarer, als ihnen mit ihrem
Antrag einfach ungefragt etwas überzustülpen.
Daß ein Miteinander mit den Ländern auch ohne zu-
sätzliche Gesetze geht, können wir den Auswertungen
aus der jüngsten Vergangenheit bereits entnehmen, und
natürlich setzt das Finanzministerium an dieser Stelle
seine Zusammenarbeit mit den Ländern weiter fort.
Durch den Druck der deutschen Steuergewerkschaft,
des Bundesrechnungshofs und auch der SPD-Fraktion
mahnte der damalige Bundesfinanzminister bei seinen
Kolleginnen und Kollegen eine Verstärkung des Perso-
nals bei den zuständigen Ämtern an, und trotz unter-
schiedlichster Probleme in den Ländern konnte bereits
von 1996 zu 1997 ein Zuwachs an Betriebsprüfern fest-
gestellt werden, die – und das ist vor allem wichtig –
auch tatsächlich einen Mehrerfolg bei den Prüfungen für
sich verbuchen konnten. Dieser Trend setzte sich in Be-
zug auf Personal und Erfolg erfreulicherweise auch in
dem folgenden Jahr fort.
Das zeigt, daß sich solch ein Personaleinsatz lohnt,
auch für die Betriebe. Denn selbstverständlich ist nicht
jeder Betrieb, bei dem durch die Betriebsprüfer Un-
regelmäßigkeiten festgestellt wurden, auch gleich krimi-
nell.
Es gibt immer Betriebe, die durch Unkenntnis oder
andere widrige Umstände in eine prekäre Lage kom-
men, und je länger sich solch ein Mißstand unerkannt
über die Jahre hinzieht, um so schlimmer wird es für den
betroffenen Betrieb bei der Aufdeckung. Daß das im
schlimmsten Fall auch die Vernichtung von Arbeitsplät-
zen bedeuten kann, ist ein nicht zu unterschätzender
Fakt.
Daher werden wir uns auch weiterhin um eine bessere
personelle Besetzung bemühen und um einen damit ver-
bundenen geringeren Prüfzyklus vor allem für die mitt-
leren und Kleinstbetriebe.
Wir lehnen es aber ab, Ihren Vorschlag zu unterstüt-
zen, in dem Sie eine bundeseinheitliche Regelung für
den Rhythmus der Betriebsprüfungen fordern, der für
alle Bundesländer gleich sein soll und auch noch den
Umfang der Prüfungen beinhalten soll. Die obersten Fi-
nanzbehörden der Länder haben schon mehrfach darauf
hingewiesen, daß sowohl hinsichtlich der Verteilungs-
struktur der Betriebe als auch der organisatorischen
Ausgestaltung der Prüfungsdienste so große regionale
Unterschiede bestehen, daß unmittelbare Vergleiche
nicht möglich sind und erst recht dadurch auch keine
bundeseinheitlichen Regeln.
Die einzelnen Firmen und Betriebe kann man doch
nicht nach Schema F prüfen. Da sind zum Beispiel die
verschiedensten Abrechnungssysteme im Einsatz.
Nie kann man vorher einschätzen, wie weit man bei
der einen oder anderen Firma in die Vergangenheit prü-
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5271
(A) (C)
(B) (D)
fen muß, und daher kann man pro Firma meinetwegen
nach Größe und Produkt und Umsatz auch kein Zeitlimit
für die Dauer der Prüfung setzen.
Mit dieser Forderung setzen Sie die Prüfer unter
Druck, Ihr Soll – oder da der Vorschlag ja von Ihnen
kommt, sollte ich wohl besser „Plansoll“ sagen – zu er-
reichen. Denken Sie tatsächlich, daß solch ein Druck
einen positiven Einfluß auf die Gründlichkeit von Prü-
fungen hätte?
Immerhin liefern Sie ja wenigstens eine Idee zur Um-
setzung Ihres Antrages mit. Sie fordern eine Aufstok-
kung um 10 000 Betriebsprüfer und 1 000 Steuerfahn-
der. An dieser Forderung ist auf den ersten Blick viel-
leicht nichts auszusetzen. Allerdings muß man beachten,
daß nicht sofort glänzend ausgebildete Betriebsprüfer in
dieser geforderten Anzahl zur Verfügung stehen.
Solch einen Berufsabschluß kann man nicht einfach
durch eine Umschulung machen. Diese Qualifikation er-
fordert einen Fachhochschulabschluß, der in der Regel
mindestens acht bis neun Semester, also ca. vier Jahre
Ausbildungszeit benötigt. Erst danach erfolgt der Ein-
satz bei Betriebsprüfungen in kleineren Unternehmen.
Neben diesen praktischen Einsätzen vor Ort ist der
Besuch von Schulungen, Kursen, EDV-Lehrgängen und
Seminaren erforderlich, wenn man nach einer gewissen
Zeit überhaupt zu Großbetriebsprüfungen zum Einsatz
kommen will. Auch in dieser Zeit ist eine oben schon
aufgezählte Weiterbildung unbedingt erforderlich, denn
erst bei entsprechender Eignung und Qualifikation hat
man die Chance, in der Steuerfahndung zum Einsatz zu
kommen.
Sie sehen also selbst, wie lang der Weg ist, bis Ihre
geforderten 10 000 Betriebsprüfer und 1 000 Steuer-
fahnder zum Einsatz kommen könnten und genügend
sorgfältig ausgebildete und befähigte Menschen die Rei-
hen der Betriebsprüfer und Steuerfahnder verstärken
würden. Solch eine Aufstockung kann nicht im Hau-
Ruck-Verfahren per Gesetz erfolgen, sondern muß sich
auch für die Zukunft kontinuierlich entwickeln.
Dazu gehört natürlich, daß genügend junge Menschen
für diese Berufsrichtung interessiert werden können.
Auch das geht nicht ohne die Länder, die ja bereit sein
müssen, diese Menschen, wenn sie ausgebildet sind,
auch zu übernehmen.
Die Zunahme der Zahl der Betriebsprüfer von 1996
zu 1998 von immerhin um die 2 000 entspricht dem ge-
meinsamen Willen von Bund und Ländern, die Prü-
fungsdichte zu verbessern und eine Angleichung der
Prüfungsbedingungen anzustreben.
Immerhin konnte durch diesen erhöhten Einsatz der
durchschnittliche Prüfungsturnus in Großbetrieben von
1995 5,4 Jahre zu 1998 auf 4,4 Jahre abgesenkt werden.
Noch erfreulicher, wenn auch längst noch nicht aus-
reichend, ist der Prüfungsturnus bei mittleren Unter-
nehmen. Dort konnte der Prüfungsturnus, der 1995 noch
bei ca. 14,5 Jahren lag, bis 1998 auf 11,8 Jahre gesenkt
werden. Damit hat sich der Zyklus um ein ganzes Jahr
bei Großbetrieben und bei mittleren Betrieben sogar um
2,7 Jahre gesenkt. Bei derzeitlicher Entwicklung ist ein
weiteres Absenken des Prüfungsturnus zu erwarten und
selbstverständlich auch wünschenswert.
Da sich durch eine hohe Zahl der An- und Abmel-
dungen innerhalb relativ kurzer Zeit bei Kleinstbetrieben
ein aussagekräftiger Durchschnittswert des Prüfungs-
turnus über die Jahre nicht ermitteln läßt, muß in dieser
Gruppe auf einen Vergleich der Jahre verzichtet werden.
Was man aber sagen kann, ist die Tatsache, daß die
Zahl der Betriebsprüfungen in dieser Gruppe von etwa
81 000 im Jahre 1995 auf ca. 117 000 im Jahr 1998 ge-
stiegen sind. Also auch in dieser Gruppe macht sich der
vermehrte Personaleinsatz seit dem Jahr 1996 stark be-
merkbar.
Natürlich weiß ich, daß die von mir genannten Zah-
len Mittelwerte sind und die absoluten Zahlen in den
einzelnen Ländern ganz anders aussehen. Vor allem die
neuen Länder haben oft im Prüfungsturnus wesentlich
höhere Werte.
Aber auch in diesen Ländern sind die Zahlen im an-
gegebenen Zeitraum rückläufig. In Anbetracht der kur-
zen Zeit, wo sich dort Betriebe von oft jahrzehntelanger
sozialistischer Abrechnungstechnik und der damit ver-
bundenen Gesetze umstellen mußten und Neugründer,
wenn sie aus den neuen Ländern selbst kamen, oft auf
diesem Wissensgebiet bei Null anfingen und nicht selten
bei Betriebsübernahmen durch einen Betrieb aus den
alten Ländern auch die Mitarbeiter auf diesem Gebiet
völlig umdenken mußten, ist es verständlich, daß dort
die Prüfungen ganz einfach noch länger dauern, weil oft
die Schwierigkeiten der Anfänge heute nur noch sehr
schwer nachvollziehbar sind. Das liegt nicht nur an den
dort eingesetzten Prüfern, sondern auch an den verant-
wortlichen Mitarbeitern selbst, weil Sie halt keine jah-
relange Abrechnungsroutine als Grundlage haben.
Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe schon an-
fangs ausgeführt, wie wichtig die SPD-Fraktion dieses
Problem nimmt, und natürlich sehen wir, solange die
Prüfungen noch solch hohe Ergebniszahlen aufdecken,
auch einen enormen Handlungsbedarf auf diesem Ge-
biet.
Es ist einfach unabdingbar für die soziale Gerechtig-
keit in diesem Land, daß sich einzelne des Profites we-
gen nicht aus ihren Pflichten ausklinken und damit die
Lasten auf Schwächere verteilen. Das verurteilen wir auf
das schärfste und deshalb haben wir ja auch einen Riegel
vorgeschoben, indem zumindest die legalen Steuer-
schlupflöcher gestopft wurden.
Allerdings muß man dieses Problem von verschiede-
nen Seiten angehen. Den bisher eingeschlagenen Weg,
zusammen mit den Ländern eine kontinuierliche Ein-
dämmung dieses Problems anzustreben, halte ich für
einen richtigen. Wenn dieser Weg konstant beibehalten
wird, schaffen wir nicht nur mehr soziale Gerechtigkeit,
sondern fördern auch ein gutes Klima zwischen dem
Bund und den Ländern, wenn es um die sachliche
Lösung von ähnlichen Problemen geht.
Daher lehnen wir heute den Vorschlag der PDS-
Fraktion ab.
5272 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
(A) (C)
(B) (D)
Hans Michelbach (CDU/CSU): Die deutsche Wirt-
schaft ist es inzwischen von der rotgrünen Bundesregie-
rung gewohnt, daß sie in der Steuerpolitik immer wieder
auf die Belastungsprobe gestellt wird und mit dem
schlichten Wort „Gegenfinanzierung“ die steuerpoliti-
schen Folterwerkzeuge angelegt werden.
Alle wissenschaftlichen Vergleiche zeigen inzwi-
schen die Steuerhöchstbelastung der deutschen Wirt-
schaft auf. So steigen die Steuerbelastungen der Betriebe
stark an.
Die offizielle Steuerschätzung zeigt bei der Körper-
schaftsteuer eine Mehreinnahme des Fiskus im Jahr
1999 im Vergleich zum Vorjahr von 32 v.H. auf. Bei der
veranlagten Einkommensteuer bemißt sich die Steige-
rung sogar auf 55 v.H.
Trotzdem drängt die SPD auf die Neueinführung
einer Vermögensbesteuerung. Unter dem falschen Titel
„Gerechtigkeitslücke“ wird Neid und Klassenkampf-
stimmung erzeugt. Doch Neid zersetzt sich selbst. Neid
ist genauso alt wie unfähige Politik. Der Gipfel der Un-
fähigkeit ist die Diskriminierung von Steuerzahlern, die
in die Steueranreize des Staates investiert haben und
sich anschließend als Nutzer von Steuerschlupflöchern
und als Steuerkriminelle beschimpfen lassen müssen.
Der heutige Antrag der PDS zeigt deutlich die Ein-
stellung der Linken zur Wirtschaft: Die Unternehmen
und Unternehmer werden mit Neid überzogen, krimina-
lisiert und generell grundsätzlich der Steuerhinterzie-
hung verdächtigt.
Leider läßt sich die SPD von der PDS in dieser Neid-
frage immer wieder anstecken. In Sachsen-Anhalt läßt
sie sich von der PDS sogar zu einer Bundesinitiative zur
Wiedereinführung der Vermögensteuer zwingen.
Wir sagen generell nein zu jeder weiteren Steuerer-
höhung. Wir sagen ja zur Steuervereinfachung und
Steuerentlastung durch eine zielführende Steuerreform.
Natürlich sagen wir auch ja zu einer ideologiefreien
Mißbrauchsbekämpfung und sachgerechten Betriebsprü-
fung.
Tatsache bei den Betriebsprüfungen ist: Gemäß der
statistischen Aufzeichnungen der obersten Finanzbehör-
den der Länder haben die Betriebsprüfungen im Jahr
1998 zu rechtskräftigen Mehrsteuern von 22,2 Mrd. DM
geführt. Dabei ist die Zahl der geprüften Unternehmen
von 1995 bis zum Jahr 1998 extrem gestiegen. 1998
wurden 8 592 Großbetriebe mehr als 1995 geprüft; bei
den Mittelbetrieben belief sich die zahlenmäßige Steige-
rung der abgeschlossenen Prüfungsfälle auf 14 454, bei
den Klein- und Kleinstbetrieben sogar auf 35 266 (vgl.
Bundesministerium der Finanzen, Finanznachrichten
20/99, v. 14. September 1999). Die Zahl der vorhande-
nen Prüfer hat im Zeitraum von 1995 bis 1998 um 2 832
zugenommen.
Diese Daten veranschaulichen deutlich, daß die Fi-
nanzbehörden ihrer Pflicht zur Prüfung der Unterneh-
men durchaus nachkommen und sogar die Zahl der ab-
geschlossenen Prüfungsfälle als auch der vorhandenen
Betriebsprüfer kontinuierlich zugenommen hat, so daß
die einheitliche Besteuerung grds. gewährleistet ist.
Was fehlt wirklich? Die Vorbildfunktion für die
Steuermoral fehlt.
Die Bundesregierung geht bei ihrer Steuerpolitik
mit schlechtem Beispiel voran. Wer Steuermoral von
seinen Steuerzahlern erwartet, sollte das Prinzip der Be-
steuerung nach der Leistungsfähigkeit nicht mit Füßen
treten.
Die rotgrüne Steuerpolitik ist jedoch teilweise Will-
kür und damit ein schlechtes Beispiel für die Steuer-
zahler.
Die rotgrüne Steuerpolitik zerstört das Vertrauen der
Steuerzahler. Ihnen vertrauen heißt einen ungedeckten
Scheck ausstellen.
Das Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 ist für
die Wirtschaft ein Steuererhöhungsgesetz. Viele einzel-
ne Regelungen enthalten unbestimmte Rechtsbegriffe,
sind nicht administrierbar und damit verfassungsrecht-
lich bedenklich. Wir fordern daher folgende Änderun-
gen: erstens Scheingewinnbesteuerung bei Verlust-
verrechnung und Verlustrücktrag, zweitens steuerliche
Behandlung von Verlusten aus der Beteiligung an Ver-
lustzuweisungsgesellschaften – § 2b EStG –, drittens
Abschaffung des Mehrkontenmodells – § 4 Abs. 4a
EStG –, viertens Abschaffung des halben durchschnittli-
chen Steuersatzes bei Betriebsveräußerungs- und Be-
triebsaufgabegewinnen – § 34 EStG –, fünftens unbe-
grenzte Rückwirkung des Wertaufholungsgebotes, sech-
stens Abzinsungspflicht für bestimmte Verbindlichkei-
ten, siebtens Einschränkung von Bilanzänderungen,
achtens Absenkung des Vorsteuerabzugs aus Aufwen-
dungen für nicht ausschließlich betrieblich genutzte
PKW, neuntens Streichung des Vorsteuerabzugs bei
Verpflegungsmehraufwendungen, ferner für Reisekosten
und Umzugskosten des Arbeitnehmers.
Das Steuerbereinigungsgesetz 1999, das eigentlich
die für die Wirtschaft nachteiligen Bestimmungen des
Steuerentlastungsgesetzes 1999/2000/2002 korrigieren
sollte, sieht im wesentlichen neue Steuererhöhungen
vor. Wir fordern, folgende Regelungen des Gesetzes-
vorschlages zurückzuziehen: erstens Besteuerung der
Erträge aus Kapitallebensversicherungen und Renten-
versicherungen mit Kapitalwahlrecht, soweit das Kapi-
talwahlrecht ausgeübt wird, sowie die Streichung des
Sonderausgabenabzugs für die jeweiligen Beiträge,
zweitens Änderung der Bedarfsbewertung bei Grund-
stücken im Ertragswertverfahren unter Zugrundelegung
der Mieten der letzten 12 Monate, drittens die Erhöhung
des Verspätungszuschlages auf 50 000 DM, viertens
die Möglichkeit der Verböserung bei der Ablauf-
hemmung im Falle des gerichtlichen und außergericht-
lichen Verfahrens, fünftens die Abschaffung der Be-
grenzung des Zinslaufes auf maximal vier Jahre bei der
Verzinsung von Steuernachforderungen und Steuer-
erstattungen.
Die Steuererhöhungen im Steuerentlastungsgesetz
1999/2000/2002 und im Steuerbereinigungsgesetz 1999
stellen für die Wirtschaft eine erhebliche Belastung dar
und sind nur der Versuch, Steuermehreinnahmen für
weitere sozialistische Umverteilungsmaßnahmen zu er-
zielen.
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999 5273
(A) (C)
(B) (D)
Eine weitere schleichende Steuererhöhung wird sich
durch die geplante Änderung der AfA-Tabellen ergeben.
Die Verlängerung der Nutzungsdauern um bis zu 100
v.H. wird für die Wirtschaft eine erhebliche Mehrbela-
stung bedeuten und zu Wettbewerbsverzerrungen füh-
ren, da andere Länder hier für die Wirtschaft viel gün-
stigere Regelungen vorsehen.
Die hier vorgestellten Regelungen sind nur ein winzi-
ger Teil aus dem Sammelsurium von Steuererhöhungen,
die durch die rotgrüne Bundesregierung auf den Weg
gebracht wurden bzw. noch geplant sind und die zu im-
mer mehr Wut und Resignation sowohl bei der Wirt-
schaft als auch der Bevölkerung geführt haben.
Es gibt nur einen Weg, die Akzeptanz der Steuer-
pflichtigen gegenüber dem Steuersystem wieder zu stär-
ken: Es muß ein steuerliches Gesamtkonzept mit Steuer-
vereinfachung und niedrigen Steuersätzen eingeführt
werden, das zu einer schrittweiten Senkung der Ein-
kommensteuersätze von 15 v.H. bis 35 v.H. führt.
Gleichzeitig muß die Bemessungsgrundlage durch die
Abschaffung nahezu aller Sonderregelungen und Ver-
günstigungen verbreitert werden. Ebenso müssen auch
die Körperschaftsteuersätze auf 35 v.H. bei den thesau-
rierten und 25 v.H. bei den ausgeschütteten Gewinnen
sinken.
Denn die hohen Steuersätze, die im Ergebnis auch zu
hohen Steuerzahlungen führen, haben zu einer stillen
Steuerverweigerung der Steuerpflichtigen geführt. Der
Bürger muß sich wieder sicher sein können, daß gleiches
Einkommen auch wirklich gleich besteuert wird, was
durch die Abschaffung der Sonderregelungen erfolgt.
Zudem würde die Abschaffung der Sonderregelungen
und Vergünstigungen auch dazu führen, daß der Kon-
trollaufwand sinkt und von vornherein mehr Steuerge-
rechtigkeit herrschen würde.
Aus Sicht der CDU/CSU-Fraktion kann der Antrag
der PDS-Fraktion daher nicht zustimmend kommen-
tiert werden. Wir möchten in diesem Zusammen-
hang aber die Bundesregierung auffordern, das Steuer-
system zu vereinfachen und die Steuersätze erheblich zu
senken.
Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Steuerhinterziehung und Wirtschaftskriminalität müssen
wirksam bekämpft werden, darüber sind wir uns alle
einig. Die Finanzverwaltung ist aber nach wie vor in der
Hauptsache eine Ländersache, das ist ebenso unbestrit-
ten.
Der Bund hat es hier nicht einfach, sich einzumi-
schen, und es müßte auch im ureigensten Interesse der
Länder selbst liegen, effizient und konsequent zu prüfen.
Dies tun sie auch. Das Bundesministerium der Finanzen
wertet hier nämlich regelmäßig die Statistiken der Län-
der aus. So haben beispielsweise die Steuerfahnder der
Länder 1998 in rund 31 000 Fällen Prüfungen durchge-
führt oder Amtshilfe geleistet – dies ist eine Steigerung
gegenüber dem Vorjahr um mehr als 31 Prozent – und
dabei allein mehr als 2,2 Milliarden DM Steuermehrein-
nahmen erzielt, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr
von mehr als 12 Prozent.
Dabei sind die Nachforderungen aus rechtskräftig
gewordenen Mehrergebnissen der steuerlichen Betriebs-
prüfungen noch gar nicht enthalten. So kommen noch
folgende Mehrergebnisse hinzu: Durch allgemeine Be-
triebsprüfungen wurde 1998 ein Mehrergebnis von über
22 Milliarden DM erzielt – das ist eine Steigerung ge-
genüber dem Vorjahr von fast 16 Prozent –, durch die
Umsatzsteuer-Sonderprüfungen wurde 1998 ein Mehr-
ergebnis von über 3 Milliarden DM erzielt, durch die
Lohnsteuer-Außenprüfungen kamen noch einmal rd. 1½
Milliarden DM hinzu.
Alles zusammen haben Betriebsprüfung und Steuer-
fahndung zusammen nahezu 30 Milliarden DM Steuer-
mehreinnahmen erzielt. Dies ist enorm und zeigt – zu-
sammen mit den beachtlichen Steigerungsraten gegen-
über den Vorjahren – die aktuelle Effektivität von Be-
triebsprüfung und Steuerfahndung. Außerdem sind im
Rahmen der Steuerfahndung in 1998 gegenüber 1997
die Geldstrafen um rund 12 Prozent angestiegen, die
Freiheitsstrafen um rund 17 Prozent.
Dies zeigt: Steuerhinterziehung ist längst kein Kava-
liersdelikt mehr, und Steuerhinterziehung wird auch
wirksam bekämpft. Die Zahl der Steuerfahnder und Be-
triebsprüfer ist bei den Ländern kontinuierlich erhöht
worden. Andererseits kann die Bekämpfung von Steuer-
hinterziehung und Wirtschaftskriminalität nicht heißen,
daß Heeresstärken von Steuerfahndern und Betriebsprü-
fern in die Lande geschickt werden und im Endeffekt
neben jedem auch kleinsten Betrieb tagein tagaus ein
Prüfer steht.
Außerdem hat es schon in der Vergangenheit von
Bundesseite aus Initiativen gegeben, damit die Länder
einen größeren Teil ihrer Steuermehreinnahmen durch
Betriebsprüfung behalten und nicht in den Länderfi-
nanzausgleich abführen müssen. Wer aber war dagegen?
Die Länder haben damals einstimmig gegen den Bun-
desvorschlag gestimmt. Und der Bund kann für den
Kompetenzbereich der Länder nur Anregungen geben
und keine Maßnahmen mit Brachialgewalt durchsetzen.
Grundsätzlich aber können wir Steuerhinterziehung
und Wirtschaftskriminalität vor allem dadurch reduzie-
ren, daß wir die Steuersätze senken und das Steuerrecht
einfacher machen. Eine niedrigere Steuerbelastung ver-
ringert den Anreiz zur Steuerhinterziehung erheblich.
Und ein einfaches Steuerrecht schränkt den Spielraum
für Steuergestaltungen nachhaltig ein.
Einen ersten deutlichen Schritt in die richtige Rich-
tung haben wir mit unserer dreistufigen Steuerreform
1999/2000/2002 getan. Damit haben wir den Eingangs-
satz um ganze 6 Prozentpunkte und den Spitzensteuer-
satz um 4½ Punkte gesenkt. Den Körperschaftsteuersatz
für ausgeschüttete Gewinne haben wir auf 40 Prozent
herabgesetzt und damit auf ein international durchaus
konkurrenzfähiges Niveau.
Aber das ist noch nicht das Ende. So wollen wir die
Körperschaftsteuer auf einheitlich 25 Prozent senken,
und zwar im Rahmen der Unternehmensteuerreform
zum 1. Januar 2001. Gleichzeitig werden wir hier aber
vor allem kleine und mittlere Unternehmen entlasten.
Hierbei ist auch in jedem Fall noch einmal über eine
5274 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. September 1999
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weitere Senkung des Einkommensteuertarifs nachzu-
denken. Gleichzeitig haben wir mit der dreistufigen
Steuerreform 1999/2000/2002 die Steuervergünstigun-
gen konsequent abgebaut und Steuergestaltungen einge-
schränkt. Dies wird auch im Rahmen der Unterneh-
mensteuerreform weiter fortgesetzt.
Außerdem denken wir auch über eine Lockerung des
Bankgeheimnisses nach – so wie das kürzlich auch der
Bundesverfassungsrichter Kirchhof getan hat. In ande-
ren Ländern sind Kontrollmitteilungen schon lange gang
und gäbe, oft sogar zusätzlich zu einer Quellenbesteue-
rung von Zinseinkünften. Das Bankgeheimnis in der
jetzigen Form schützt vor allem diejenigen, die Steuern
hinterziehen. Es kann nicht sein, daß gewisse Gesetzes-
passagen gerade diejenigen schützen, die andere Gesetze
– hier die Steuergesetze – nicht einhalten.
Natürlich werden wir uns auch weiter für eine effi-
ziente Erfassung grenzüberschreitender Zinseinkünfte in
der EU einsetzen. Auch hier wird ja im Rahmen des so-
genannten Koexistenzmodells angestrebt, zumindest
entweder eine Quellensteuer zu erheben oder Kontroll-
mitteilungen zu machen – oder noch besser beides. Denn
der ehrliche Steuerbürger hätte hier ja nichts zu be-
fürchten.
Fest steht jedenfalls, daß wir Steuerhinterziehung und
Wirtschaftskriminalität nicht hinnehmen können. Vor
allem die Länder müssen massiv dagegen angehen. Auf
Bundesebene wollen wir deshalb eine Steuerpolitik ma-
chen, die zu einer weiteren Senkung der Steuersätze und
zu einer Vereinfachung des Steuerrechts führt.
Gisela Frick (F.D.P.): Der vorliegende Antrag zeugt
nicht nur von der Hilflosigkeit der PDS gegenüber den
anstehenden Problemen, er ist auch gekennzeichnet von
der ideologisch geprägten Ignoranz gegenüber wirk-
lichen Reformen. Die Aufstockung der Zahl der Be-
triebsprüfer zur Verbesserung der Steuereinnahmen ist
eine alte Forderung. Die PDS erkennt auch zutreffend,
daß die Erzielung von Steuermehreinnahmen für viele
Länder nicht lohnt, weil sie das Geld im Wege des
Finanzausgleichs an andere Länder abführen müssen.
Die klar auf der Hand liegenden Schlußfolgerungen
zieht die PDS nicht, weil sie dazu entweder nicht in der
Lage oder nicht willens ist.
Erstens. Wenn das heutige System des Länderfinanz-
ausgleichs keinen Anreiz für einzelne Länder bietet,
Steuermehreinnahmen zu erzielen, dann muß es geän-
dert werden. Wir brauchen mehr Wettbewerb zwischen
den Ländern, das heißt Anreize, besser zu sein als ande-
re Länder. Das gilt übrigens auch für die ostdeutschen
Länder. Davon will die PDS nichts wissen. Sie steht für
einen starken Zentralstaat, der eben auch die Länder mit
Steuereinnahmen zu versorgen hat. Vor diesem Hinter-
grund ist die dem föderalen Prinzip widersprechende
Aufstockung der Zahl der Betriebsprüfer durch den
Bund verständlich.
Zweitens. Die PDS sollte sich fragen, warum Be-
triebsprüfungen notwendig sind. Sicher gibt es schwarze
Schafe, die nicht steuerehrlich sind. Fakt ist aber doch
auch, daß unser Steuerrecht auch für Fachleute nahezu
unverständlich ist und daß es daher zur fehlerhaften
Anwendung kommt. Zudem führt die viel zu hohe
Steuerbelastung zu immer mehr Steuerwiderstand.
Konsequent ist es also nur, eine umfassende Steuerre-
form anzugehen, die nicht nur Steuerbelastung spürbar
senkt, sondern das Steuerrecht auch vereinfacht. Mit der
Stärkung der Verwaltung oder mehr Betriebsprüfern
werden wir den von der PDS zurecht beklagten Miß-
ständen nicht beikommen.
Die F.D.P. lehnt deshalb diesen Antrag der PDS ab.
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