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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/50 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 50. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 I n h a l t : Festlegung der Zahl und Zusammensetzung der zur Mitwirkung an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Eu- ropäischen Union berechtigten Mitglieder des Europäischen Parlaments ................................. 4321 A Erweiterung der Tagesordnung........................ 4321 B Begrüßung der Oberbürgermeisterin von Bonn, Frau Bärbel Dieckmann, sowie des Altbundes- präsidenten Richard von Weizsäcker, der ehemaligen Präsidenten des Deutschen Bun- destages Annemarie Renger und Richard Stücklen, der ehemaligen Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Helmuth Becker, Dieter-Julius Cronenberg, Lieselotte Funcke und Dr. Burkhard Hirsch, des früheren polni- schen Außenministers Professor Wladyslaw Bartuszewski, des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Professor Dr. Karl Lehmann, des Metropoliten von Deutschland Augoustinos Labardakis, des früheren Frak- tions- und Parteivorsitzenden der SPD Dr. Hans-Jochen Vogel und des ehemaligen Ober- bürgermeisters von Bonn, Dr. Hans Daniels....... 4325 A, ........................................ 4344 C, 4348 D, 4349 D, 4352 D, Tagesordnungspunkt 14: e) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Überweisungsgesetzes (Drucksachen 14/745, 14/1067, 14/1301) .. 4321 D Zusatztagesordnungspunkt 4: a – h) Beschlußempfehlungen des Petitions- ausschusses Sammelübersichten 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66 zu Petitionen (Drucksachen 14/1320, 14/1321, 14/1322, 14/1323, 14/1324, 14/1325, 14/1326, 14/1327) ..................................................... 4322 A Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Dreiunddreißig- sten Gesetzes zur Änderung des La- stenausgleichsgesetzes (Drucksache 14/866) .................................. 4322 C Tagesordnungspunkt 12: Vereinbarte Debatte „50 Jahre Demokratie – Dank an Bonn“ Wolfgang Thierse SPD.................................... 4322 D Dr. Helmut Kohl CDU/CSU............................ 4325 B Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 4332 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 4334 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 4336 B Wolfgang Clement, Ministerpräsident (Nord- rhein-Westfalen) .............................................. 4337 C Michael Glos CDU/CSU ................................. 4340 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 4342 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ........................ 4344 D Angela Marquardt PDS ................................... 4346 B Iris Gleicke SPD .............................................. 4347 B Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 4349 A Hans-Ulrich Klose SPD................................... 4349 D Eberhard Diepgen, Regierender Bürgermeister (Berlin) ................................................................ 4352 D Nächste Sitzung ............................................... 4354 C Berichtigung .................................................... 4354 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 4355 A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hartmut Ko- schyk (CDU/CSU) zur namentlichen Ab- stimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Wolfgang Schulhoff, Dirk Fischer (Hamburg) und weiterer Abgeor- dneter, Drucksache 14/1269, zu Abschnitt II der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien (Drucksache 14/ 1238) zu den Anträgen zur Errichtung eines Mahn- mals oder Denkmals für die ermordeten Juden in Europa ......................................................... 4355 C Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Dr. Willfried Penner (SPD) zur namentlichen Schlußab- stimmung über Abschnitt II der Be- schlußempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien (Gestaltungsentwurf II), Druck- sache 14/1238 .................................................. 4355 D Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 4355 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 4321 (A) (C) (B) (D) 50. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 49. Sitzung, Seite 4259 B, vorletzter Absatz: In der vor- letzten Zeile ist das Wort „Inflationsrate“ durch das Wort „Lohnsteigerung“ zu ersetzen. Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (Berlin) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 4355 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 1.7.99 Bleser, Peter CDU/CSU 1.7.99 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 1.7.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 1.7.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 1.7.99 Gebhardt, Fred PDS 1.7.99 Gilges, Konrad SPD 1.7.99 Hartenbach, Alfred SPD 1.7.99 Hovermann, Eike SPD 1.7.99 Hübner, Carsten PDS 1.7.99 Ibrügger, Lothar SPD 1.7.99 Irmer, Ulrich F.D.P. 1.7.99 Klinkert, Ulrich CDU/CSU 1.7.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 1.7.99 Lensing, Werner CDU/CSU 1.7.99 Ostrowski, Christine PDS 1.7.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 1.7.99 Roos, Gudrun SPD 1.7.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 1.7.99 Scheffler, Siegfried SPD 1.7.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 1.7.99 Dr. Schmidt-Jortzig, Edzard F.D.P. 1.7.99 Schöler, Walter SPD 1.7.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 1.7.99 Schulz (Everswinkel), Reinhard SPD 1.7.99 Schurer, Ewald SPD 1.7.99 Sothmann, Bärbel CDU/CSU 1.7.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 1.7.99 Uldall, Gunnar CDU/CSU 1.7.99 Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ände- rungsantrag der Abgeordneten Wolfgang Schulhoff, Dirk Fischer (Hamburg), und weite- rer Abgeordneter, Drucksache 14/1269, zu Ab- schnitt II der Beschlußempfehlung des Aus- schusses für Kultur und Medien (Drucksache 14/1238) zu den Anträgen zur Errichtung eines Mahn- mals oder Denkmals für die ermordeten Juden in Europa (48. Sitzung, Seite 4129 D ff) Ich habe an der namentlichen Abstimmung zum Än- derungsantrag auf Drucksache 14/1269 während der 48. Sitzung des Deutschen Bundestages am 25. Juni 1999 teilgenommen und mit Ja gestimmt, womit ich den Antrag auf Drucksache 14/1269, der sich für den soge- nannten Richard-Schröder-Entwurf für das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin ausgesprochen hat, unter- stützt habe. Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Dr. Willfried Penner (SPD) zur namentlichen Schlußabstimmung über Ab- schnitt II der Beschlußempfehlung des Aus- schusses für Kultur und Medien (Gestaltungs- entwurf II), Drucksache 14/1238 (48. Sitzung, Seite 4135 A) Im Protokoll des Deutschen Bundestages für o. a. Sit- zung ist für die letzte namentliche Abstimmung (Schlußabstimmung) mein Abstimmungsverhalten mit ungültig vermerkt. Hiermit erkläre ich, daß ich in der letzten namentli- chen Abstimmung (Schlußabstimmung über den Ge- staltungsentwurf II) mit Nein gestimmt habe. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Innenausschuß – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bun-destag gemäß § 5 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz(BStatG) für die Jahre 1997 und 1998 – Drucksachen 14/732, 14/829 Nr. 3 – 4356 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 (A) (C) (B) (D) Haushaltsausschuß – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1997 Über- und außerplanmäßige Ausgaben im erstenVierteljahr des Haushaltsjahres 1997 – Drucksachen 13/8299, 14/272 Nr. 73 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1997 Über- und außerplanmäßige Ausgaben im zweitenVierteljahr des Haushaltsjahres 1997 – Drucksachen 13/8408, 14/272 Nr. 74 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1997 Über- und außerplanmäßige Ausgaben im drittenVierteljahr des Haushaltsjahres 1997 – Drucksachen 13/9264, 14/272 Nr. 75 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1997 Über- und außerplanmäßige Ausgaben im viertenVierteljahr des Haushaltsjahres 1997 – Drucksachen 13/9984, 14/272 Nr. 76 – Amtliche Mitteilung ohne Verlesung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 14/488 Nr. 2.47 Innenausschuß Drucksache 14/671 Nr. 2.1 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 14/488 Nr. 2.4Drucksache 14/488 Nr. 2.5Drucksache 14/488 Nr. 2.6Drucksache 14/488 Nr. 2.7Drucksache 14/488 Nr. 2.10Drucksache 14/488 Nr. 2.11Drucksache 14/488 Nr. 2.12Drucksache 14/488 Nr. 2.18Drucksache 14/488 Nr. 2.21 Drucksache 14/488 Nr. 2.23Drucksache 14/671 Nr. 2.6.Drucksache 14/671 Nr. 2.11Drucksache 14/671 Nr. 2.16Drucksache 14/671 Nr. 2.33Drucksache 14/839 Nr. 1.2Drucksache 14/839 Nr. 2.1Drucksache 14/839 Nr. 2.4Drucksache 14/839 Nr. 2.5Drucksache 14/839 Nr. 2.6Drucksache 14/839 Nr. 2.7Drucksache 14/839 Nr. 2.8Drucksache 14/839 Nr. 2.9Drucksache 14/1016 Nr. 2.3Drucksache 14/1016 Nr. 2.4Drucksache 14/1016 Nr. 2.6Drucksache 14/1016 Nr. 2.8Drucksache 14/1016 Nr. 2.13Drucksache 14/1016 Nr. 2.15Drucksache 14/1016 Nr. 2.17Drucksache 14/1016 Nr. 2.21Drucksache 14/1016 Nr. 2.22 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 14/272 Nr. 112Drucksache 14/309 Nr. 2.9Drucksache 14/309 Nr. 2.19Drucksache 14/309 Nr. 2.24Drucksache 14/342 Nr. 1.9Drucksache 14/342 Nr. 2.25Drucksache 14/342 Nr. 2.41Drucksache 14/488 Nr. 2.13 Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/272 Nr. 145Drucksache 14/272 Nr. 148Drucksache 14/309 Nr. 1.4Drucksache 14/488 Nr. 1.3Drucksache 14/488 Nr. 2.40Drucksache 14/488 Nr. 2.45Drucksache 14/671 Nr. 2.7Drucksache 14/671 Nr. 2.13 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 14/74 Nr. 1.20Drucksache 14/74 Nr. 2.97Drucksache 14/342 Nr. 2.42Drucksache 14/671 Nr. 1.4Drucksache 14/671 Nr. 2.17Drucksache 14/1016 Nr. 2.20 Ausschuß für Bildung, Forschung undTechnikfolgenabschätzung Drucksache 14/839 Nr. 2.10Drucksache 14/839 Nr. 2.13Drucksache 14/839 Nr. 2.16Drucksache 14/1016 Nr. 2.14 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Das Wort hat nun
    der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen,
    Wolfgang Clement.


    (NordrheinWestfalen)

    Damen und Herren! Für mich ist es relativ leicht, an die
    Adresse der Bonnerinnen und Bonner sowie aller anderen
    Menschen in dieser Region zu sagen: Wir bleiben hier.


    (Heiterkeit bei der SPD)

    Ich bitte Sie, das nicht nur wörtlich – das ist für uns
    Nordrhein-Westfälinger selbstverständlich –, sondern
    auch politisch zu verstehen. Wir bleiben wirklich hier.
    Deshalb will ich der Stadt und den hier lebenden Men-
    schen gleich zu Anfang ein Kompliment machen, näm-
    lich daß sie alles mit rheinischer Fröhlichkeit und Gelas-
    senheit ertragen, auch all die Abschiede, die es in diesen
    Tagen zu feiern gilt.

    Was war der Reiz von Bonn? Der Reiz von Bonn war
    und ist für die Politik, daß von ihr für nichts und nie-
    manden eine Bedrohung ausgegangen ist. Diese Stadt
    hat niemanden bedroht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Das ist das Bild, das von dieser Stadt ausgegangen ist.
    Deshalb war diese Stadt auch die beste Garantin der
    föderalen Vielfalt, die wir in der Bundesrepublik
    Deutschland entwickelt haben. Diese Vielfalt war eine
    der wichtigsten Voraussetzungen auch für den ökonomi-
    schen Erfolg der Bundesrepublik Deutschland.

    Bonn, das steht für 50 Jahre Bundesrepublik
    Deutschland, die von sozialer Marktwirtschaft geprägt
    waren. Wir haben das in rheinischen Kapitalismus über-
    setzt. Das bedeutet alles in allem 50 Jahre politische,
    wirtschaftliche und soziale Stabilität. Ich möchte dies
    auch zum Anlaß nehmen, um von Bonn aus, von Nord-
    rhein-Westfalen aus sowohl diesem Parlament, den Vor-
    gängerregierungen als auch all denen Dank zu sagen, die
    dazu beigetragen haben, daß wir eine aus deutscher
    Sicht fast unglaubliche Phase politischer, wirtschaft-
    licher und sozialer Stabilität erleben durften.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Diese gesellschaftliche Stabilität ist von Bonn aus zu
    einem Markenzeichen der Bundesrepublik Deutschland

    Dr. Christa Luft






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    geworden, ein Markenzeichen, das diese Republik deut-
    lich und überaus positiv von all ihren Vorgängerinnen
    abhebt. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man sagt: Die
    vergangenen 50 Jahre waren die bisher besten 50 Jahre
    Deutschlands, jedenfalls aus der Sicht des Westens der
    Bundesrepublik.

    Die vergangenen 50 Jahre waren auch – so hat es
    der Historiker Fritz Stern kürzlich formuliert – eine
    Zeit der klar begrenzten Möglichkeiten, die man trotz
    vieler Versäumnisse gut ausgenützt hat. Soweit diese
    Begrenzungen außenpolitischer Art waren – sie gab es
    ja –, sind sie inzwischen weitgehend entfallen. Bonn,
    das steht jetzt auch für die Rückkehr in die volle inter-
    nationale Verantwortung. Mit Blick auf das aktuelle
    Reformpaket der Bundesregierung sage ich erst recht:
    Bonn steht auch überzeugend für eine – so hat es Fritz
    Stern ebenfalls formuliert – reformbereite deutsche
    Republik.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Nirgendwo besser als in dieser Stadt und in der – das
    muß man auch in Bonn wagen zu sagen – Region
    Köln/Bonn konnte man in den letzten acht Jahren beob-
    achten, wie Vergangenheit und Zukunft miteinander in
    Einklang gebracht werden können, wenn der politische
    Wille vorhanden ist, die gestellten Aufgaben – auch die
    Aufgaben von morgen – tatsächlich anzupacken.

    Der Beschluß des Deutschen Bundestages vor acht
    Jahren war für uns hier, für die Menschen in dieser Re-
    gion, ein Schock. Das ist angesichts der Leistungen, die
    hier seither vollbracht worden sind, vielleicht nicht mehr
    allen so vor Augen; aber damals, am 20. Juli 1991,
    herrschte durchaus so etwas wie Weltuntergangsstim-
    mung in der Region Bonn.

    Das ist heute vorbei; es ist überwunden. Die ganz
    überwältigende Mehrheit der Menschen in Bonn, im
    Rhein/Sieg-Kreis, in der Region Köln/Bonn hat überaus
    positive Zukunftserwartungen. Die Menschen in dieser
    Region haben allen Grund dazu. Die Menschen in der
    Region haben vor Augen, daß der Strukturwandel, den
    wir hier beginnen mußten, tatsächlich greift und daß die
    Ausgleichsvereinbarung von 1994 nicht Papier geblie-
    ben ist, sondern konsequent und verläßlich umgesetzt
    wurde und wird.

    Dafür möchte ich gern allen danken, die daran betei-
    ligt waren und die daran weiter mitarbeiten.


    (Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

    Herr Dr. Kohl, dafür danke ich ausdrücklich der alten
    Bundesregierung. Dafür danke ich der neuen Bundesre-
    gierung.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Die ist aber nicht da!)


    – Da sitzt der Kollege Verheugen. Herr Kollege, verlas-
    sen Sie sich darauf: Er ist mir wert genug.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn ich weitere Regierungsmitglieder brauche, dann
    finde ich sie immer. Ich habe sie auch in der Vergan-
    genheit immer gefunden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich danke der alten und der neuen Bundesregierung.

    Ich tue das in dem Bewußtsein, daß es bei allem Bemü-
    hen um Fairneß mit der alten Bundesregierung nicht
    immer leicht war. Das sage ich beispielsweise im Blick
    auf Herrn Kollegen Waigel.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Nehmen Sie das zurück!)


    Wenn Herr Kollege Eichel hier wäre, dann würde ich
    auch ihm sagen, daß es mit der neuen Bundesregierung
    nicht einfacher geworden ist. Aber wir verlassen uns auf
    die Zuverlässigkeit aller Beteiligten.

    Die Entwicklung seit 1991 gibt uns in dem einge-
    schlagenen Kurs recht.


    (Zuruf des Abg. Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU])


    – Sie haben doch bisher nur Gutes erfahren. Ab und zu
    einen kleinen Hinweis, daß auch Sie, Herr Kollege Wai-
    gel, recht kniepig waren, können Sie doch wirklich ver-
    tragen. Sie haben doch bei der Vereinbarung mit der
    Stadt Bonn ebenfalls Ihre Probleme gehabt, genauso wie
    der heutige Bundesfinanzminister.

    Dennoch gibt uns die Entwicklung seit 1991 in dem
    eingeschlagenen Kurs recht. In dieser Region Bonn sind
    seit 1991 beinahe auf Heller und Pfennig 16 000 zusätz-
    liche Arbeitsplätze entstanden, weit überwiegend im
    privaten Sektor. Das alles ist ein handfester, ein ganz
    konkreter Beweis dafür, daß der Strukturwandel hier auf
    einem sehr guten Weg ist. Die Bundesstadt Bonn hatte
    1997 mit 143 000 sozialversicherungspflichtig Beschäf-
    tigten einen neuen Rekord. Kurz gesagt, Bonn hat sich
    zu einem Wachstumszentrum entwickelt, wie es weni-
    ge Wachstumszentren in der Bundesrepublik Deutsch-
    land gibt.

    In meinen Augen ist die Entwicklung in dieser Stadt
    und in dieser Region der beste Beweis für einen gelun-
    genen Strukturwandel. Allerdings hat der Struktur-
    wandel von Beginn an auf höchstem Niveau stattgefun-
    den und nicht, wie im Ruhrgebiet oder erst recht in Ost-
    deutschland, auf sehr viel niedrigerem, schwierigerem
    Tableau. Der Strukturwandel ist auf hohem Niveau ge-
    lungen. Es ist sogar gelungen, das ökonomische Niveau
    in der Stadt und in der Region noch zu steigern.

    Ich sage für das Land Nordrhein-Westfalen und für
    die Landesregierung Nordrhein-Westfalen: Die weit
    über eine Milliarde DM, mit der das Land den Ausbau
    der Bundesstadt Bonn und der Region Köln/Bonn zu
    einem Verkehrszentrum, zu einem Zentrum der Wissen-
    schaft und Forschung, zu einem Zentrum der internatio-
    nalen Begegnung unterstützt ist aus unserer Sicht gut
    angelegtes Geld.

    Wenn ich heute eine positive Zwischenbilanz für den
    Ausgleich ziehe, dann sage ich in aller Deutlichkeit: Das
    ist nicht von allein gekommen, das ist ein Ergebnis har-

    Ministerpräsident Wolfgang Clement (Nordrhein-Westfalen)







    (A) (C)



    (B) (D)


    ter Verhandlungen, die zu führen waren. Aber es ist
    auch das Ergebnis des Willens zu unbürokratischer und
    zielgerichteter Zusammenarbeit. Es gab in all den Jahren
    und es gibt bis auf den heutigen Tag eine Zusammenar-
    beit über die Grenzen der Parteien in dieser gesamten
    Region hinweg, eine Zusammenarbeit zwischen den
    Ländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und
    den Städten und Gemeinden in dieser Region. Diese Zu-
    sammenarbeit ist überaus gut gelungen. Wir haben ein
    überaus gutes Beispiel für andere gegeben.


    (Beifall bei der SPD)

    Für die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen

    will ich ebenso klar hinzufügen: Wir werden auf diesem
    Weg, Frau Oberbürgermeisterin, weitergehen. Wir sehen
    uns in der Pflicht für Bonn und für die Region. Wir wer-
    den an der Höhe der Mittel, die wir bisher für die Regi-
    on und für die Stadt zur Verfügung gestellt haben, erst
    recht in der Phase des Umbruchs festhalten. Wir wollen,
    daß die Stadt und die Region auch in Zukunft zu den er-
    sten Adressen in Deutschland und in Europa gehören.
    Ich gehe ganz klar davon aus, daß diese Bereitschaft bei
    allen Beteiligten vorhanden ist und daß vor allen Dingen
    Abmachungen und Gesetze, gerade auch Abmachungen,
    die in Gesetzen festgehalten wurden, wie beispielsweise
    das Berlin/Bonn-Gesetz, eingehalten werden. Ich halte
    das für selbstverständlich: pacta sunt servanda – das gilt
    natürlich auch hier.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und der PDS)


    Sie tun gut daran, meine Damen und Herren, jetzt in
    Berlin die Erfahrungen der ersten 50 Jahre nicht hinter
    sich zu lassen, sondern konstruktiv weiterzuentwickeln.
    Manche befürchten, die Bundesrepublik könnte zentrali-
    stischer werden. Ich will die Diskussionen von einst
    nicht wieder aufnehmen. Auch für mich begründete die-
    se Sorge mein Eintreten für Bonn. Wenn aber die deut-
    sche Verfassung und der Staatsaufbau bei uns das nach-
    vollziehen sollen, was uns die wirtschaftliche Entwick-
    lung, die Europäisierung und die Globalisierung tat-
    sächlich vorgeben, dann wird der Bundesrepublik
    Deutschland gar nichts anderes übrigbleiben, als föderal
    zu bleiben, Herr Dr. Kohl, bzw. aus meiner Sicht eher
    noch föderaler zu werden, als sie heute ist. Dabei denke
    ich besonders an die mit höchstem Tempo wachsenden
    europäischen Verflechtungen, die das wirkliche Leben
    der Menschen und der Unternehmen bei uns viel tiefer
    prägen, als vielen von uns bewußt ist.

    Der Umzug von Teilen der Bundesregierung nach
    Berlin mag die Tonlage und den Blickwinkel der politi-
    schen Diskussionen verändern. Ich bin überzeugt, daß er
    sie verändern wird. Das ändert aber nichts daran, daß
    wir in einem außerordentlich dynamischen Prozeß der
    Europäisierung leben und versuchen müssen, ihn mitzu-
    gestalten.


    (V o r s i t z : Vizepräsident Rudolf Seiters)

    Nehmen Sie, meine Damen und Herren, unser Land

    Nordrhein-Westfalen mit seinen Nachbarn, den Nieder-
    landen, Belgien und Luxemburg, als ein Beispiel. Sie
    könnten auch Baden-Württemberg, Brandenburg oder

    Sachsen jeweils mit deren Nachbarn jenseits der Gren-
    zen nehmen. Es bildet sich hier bei uns über bisherige
    Grenzen hinaus eine nordwesteuropäische Region her-
    aus, in der 44 Millionen Menschen leben, die ein Brut-
    toinlandsprodukt von fast 2 000 Milliarden DM erwirt-
    schaften und damit 15 Prozent zur Wirtschaftsleistung
    der Europäischen Union beisteuern. Eine Wirtschafts-
    region hat sich hier herausgebildet, die sich viel rascher
    und viel intensiver verflochten hat, als vielen von uns
    bewußt ist. Es gibt hier beispielsweise Vorläufer ge-
    meinsamer Tarifgebiete, die sich bald herausbilden kön-
    nen. Das ist das konkrete und das tatsächliche Europa.
    Auch in dieser Kooperation zwischen den Regionen
    über die bisherigen Grenzen hinaus liegen die Potentiale
    für ein Deutschland, das die Strukturen der Industriege-
    sellschaft hinter sich läßt und in die Wissensgesellschaft
    des 21. Jahrhunderts hineinwächst.

    Europas stärkster Trumpf sind seine gesellschaftliche,
    seine kulturelle und seine politische Vielfalt, seine
    Werte der Solidarität und des sozialen Zusammenhalts.
    Wenn wir diese Trümpfe im nächsten Jahrhundert voll
    ausspielen wollen, brauchen wir nicht mehr Zentralis-
    mus, sondern mehr Verantwortung vor Ort und starke
    föderale Strukturen. Ich bin absolut sicher: Wir werden
    sie bekommen.

    Meine Damen und Herren, deshalb wird die Politik
    von Berlin aus ihren Einfluß sehr viel mehr mit dem,
    was in Brüssel gestaltet wird, teilen müssen. Über
    50 Prozent der Entscheidungen, die die Bürgerinnen und
    Bürger sowie die Unternehmen in unserem Lande be-
    treffen, fallen heute in Brüssel. In manchen Sektoren
    – von der Agrarwirtschaft ganz zu schweigen – liegt die-
    ser Anteil in der Nähe von 100 Prozent. Das ist die
    europäische Realität, in der wir leben. Von diesen Rea-
    litäten geht auch ein Land wie Nordrhein-Westfalen aus:
    Es richtet den Blick sowohl nach Berlin als auch nach
    Brüssel, auf Europa und auf unsere unmittelbaren Nach-
    barregionen jenseits der Grenzen. Das ist das Potential
    dieses Landes.

    Bonn ist ein Gewinn für die Bundesrepublik
    Deutschland. Ich bin so überzeugt wie Sie – ich habe
    das aus all Ihren Reden herausgehört –: Einen solchen
    Gewinn verspielt man nicht. Diesen Schatz müssen wir
    gemeinsam hüten und bewahren. Um dieser Aussage
    mehr Gestalt zu geben, möchte ich sagen, daß dies na-
    türlich auch für das – wie ich es empfinde – wunder-
    bare, sehr leichte und transparente Parlamentsgebäude
    gilt. Das gilt für das alte und neue Bundeshaus, für das
    Wasserwerk und das gesamte Parlamentsviertel. Die-
    sen vorhandenen Schatz müssen wir bewahren. Daraus
    sollten wir in der Verantwortung des Bundes gemein-
    sam etwas Unveräußerliches und Unnachahmliches
    machen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Was in Ihrer Verantwortung hier geschaffen wurde, gibt
    es sonst nirgendwo auf der Welt. Ich bin davon über-
    zeugt, daß wir diese Verantwortung weiter tragen wer-
    den.

    Ministerpräsident Wolfgang Clement (Nordrhein-Westfalen)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Wie die Diskussion zwischen den Parteien zeigt, gibt
    es in der Politik Erblasten. Aber es gibt auch das kostba-
    re Erbe. Was hier in der Stadt Bonn entstanden ist, ist
    ein kostbares Erbe. Ich möchte Ihnen ans Herz legen,
    daß wir dieses Erbe gemeinsam wahren und weiter-
    geben.

    Ich möchte von hier aus Dank sagen an die Bonne-
    rinnen und Bonner, an die Stadt Bonn und an die, die
    den bisherigen Regierungen und Abgeordneten über
    viele Jahre Heimat gegeben haben.

    Ich möchte aber auch einen Gruß nach Berlin senden.
    Wir wünschen von hier aus Berlin alles Gute. Wir geben
    den Staffelstab weiter und hoffen auf den gemeinsamen
    Erfolg, der in Zukunft von Berlin aus mit all seiner Viel-
    falt für die gesamte Bundesrepublik Deutschland und für
    das gemeinsame Europa geschaffen wird.

    Alles Gute für Berlin! Ein herzliches Glück auf!

    (Beifall im ganzen Hause)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächster Redner
spricht nunmehr für die CDU/CSU-Fraktion der Kollege
Michael Glos.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Glos


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte zuvor-
    derst dem Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, dem wir es
    verdanken, daß Berlin wieder deutsche Hauptstadt und
    Sitz des Parlamentes sein kann, für eine große Rede
    danken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir nehmen heute Abschied von Bonn und ziehen in

    den Reichstag nach Berlin. Bonn und Berlin sind Sym-
    bole der jüngeren deutschen Geschichte. Bonn steht für
    den demokratischen Wiederaufbau und für die Rückkehr
    der Deutschen in die Wertegemeinschaft des Westens.
    Berlin, sowohl West-Berlin als auch der Ostteil, stehen
    für den ungebrochenen Willen der Deutschen zur Ein-
    heit in Frieden und Freiheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Fünf Jahrzehnte Politik aus Bonn waren alles in
    allem 50 gute Jahre für unser Vaterland. Mit dem Na-
    men Bonn verbindet sich der längste von Frieden und
    Freiheit geprägte Zeitabschnitt in der jüngeren deut-
    schen Geschichte. Bismarcks Reich war lediglich ein
    Lebensalter von 43 Jahren beschieden. Die Weimarer
    Republik brachte es auf 14 Jahre. Das Tausendjährige
    Reich ist nach 12 Jahren in Schutt und Asche gefallen.
    Die mit dem Namen Bonn verknüpfte Bundesrepublik
    Deutschland konnte dagegen ihren 50. Geburtstag in
    Frieden, Freiheit, Wohlstand und in sozialer Sicherheit
    feiern.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Unsere Aufgabe ist, diese Werte auch nach dem Umzug
    vom Rhein an die Spree für die Zukunft sicherzustellen.

    Es hat der Bundesrepublik Deutschland gutgetan, daß
    in ihren Anfängen politische Entscheidungen nicht in
    der unruhigen Atmosphäre einer Metropole gereift sind,
    sondern in dieser schönen Stadt am Rhein. Bescheiden-
    heit, Offenheit, Toleranz und rheinische Liberalität
    zeichnen Bonn bis zum heutigen Tag aus. Ich bin sicher,
    dies wird auch so sein, wenn der Bundestag und die
    Regierung hier weggezogen sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Für die langjährige Gastfreundschaft sind wir der

    Stadt Bonn sowie allen Bonnerinnen und Bonnern dau-
    erhaft zu Dank verpflichtet. Deswegen sage ich im Ge-
    gensatz zu anderen: Ich weine der Stadt Bonn schon
    Tränen nach. Mir tut es schon auch leid, daß wir nach
    Berlin umziehen müssen. Aber wenn der liebe Gott ge-
    wollt hätte, daß wir nach hinten schauen, hätte er uns
    hinten Augen wachsen lassen. Ich sehe genauso zuver-
    sichtlich nach vorne, nach Berlin.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Bayern und hier insbesondere die CSU haben

    sich in Bonn immer wohl gefühlt. Das mag sicher auch
    von historischen Bezugspunkten herrühren, die Bayern
    und das Rheinland miteinander verbinden. In Bonn ha-
    ben die Bayern schon immer eine besondere Rolle ge-
    spielt. Als einst ein Kurfürst in Köln vom katholischen
    ins protestantische Lager gewechselt ist, nahmen ihm
    die Wittelsbacher dies übel


    (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Daran wollen wir aber nicht erinnert werden!)


    und zum Anlaß, die Godesburg zu stürmen und zurück-
    zuerobern, Herr Westerwelle. Das sollten Sie wissen.

    Aber ich möchte Sie an etwas anderes erinnern, näm-
    lich daran, daß man im Rheinland in Erinnerung an die-
    se Herrschaft lange gesagt hat: „Bei Kurfürst Clemens
    August trug man blau und weiß und lebte wie im Para-
    deis.“


    (Heiterkeit bei der F.D.P.)

    Ich will mir jetzt ersparen, alle bayerischen Bezie-

    hungen zu Berlin aufzuzählen. Jedoch auch an der Spree
    waren die Bayern. Es war ja Kaiser Ludwig der Bayer,
    der über die Mark Brandenburg geherrscht hat. Das ging
    allerdings nicht allzu lange gut.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das neue Herrschergeschlecht in der Mark Brandenburg
    waren dann später die Nürnberger Burggrafen aus dem
    Hause Hohenzollern. Inzwischen sind die Bayern so
    liberal, daß sie die Franken voll dazurechnen. Bayern
    hat dadurch den Vorteil, Brandenburg über uns Franken
    reklamieren zu können. Insofern ziehen wir wieder auf
    vertrautes Gelände.

    Die CSU-Landesgruppe hat stets versucht, für die
    Politik in Deutschland eine konstruktive Rolle zu spie-
    len.


    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist gelungen! – Zuruf von der SPD: Sie hat es versucht!)


    Ministerpräsident Wolfgang Clement (Nordrhein-Westfalen)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Wir haben unsere Möglichkeiten in Bayern für bürgerli-
    che Mehrheiten voll ausgeschöpft. Wenn wir dies nicht
    getan hätten, wären manche Regierungen, die zum Se-
    gen unseres Landes gewirkt haben, nicht möglich gewe-
    sen.

    Historisch richtig war auch – wir werden dies in Zu-
    kunft fortsetzen –, mit der CDU eine Fraktionsgemein-
    schaft zu gründen, um die getrennt gewonnenen Kräfte
    gemeinsam in die deutsche Politik einzubringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Daß die CSU sehr zum Gelingen der deutschen Politik
    beigetragen hat, war von Anfang an Fakt; inzwischen ist
    das historisch unbestritten. Franz Josef Strauß und die
    CSU haben bei den Rhöndorfer Gesprächen die Voraus-
    setzung für die kleine Koalition und damit für die Ein-
    führung der sozialen Marktwirtschaft durch den fränki-
    schen Bayern Ludwig Erhard geschaffen. Gleiches gilt
    für die Westbindung Deutschlands sowie den Beitritt zur
    nordatlantischen Allianz und zur Europäischen Gemein-
    schaft.

    Franz Josef Strauß und Fritz Schäffer haben die Jahre
    des Wiederaufbaus an entscheidender Stelle politisch
    mitgestaltet. Später konnten politische Persönlichkeiten,
    wie Richard Jaeger, Hermann Höcherl, Richard Stück-
    len, Werner Dollinger, Fritz Zimmermann, Theo Waigel
    und Wolfgang Bötsch, um nur ein paar Namen zu nen-
    nen, dieses Werk fortsetzen. Alle haben sie in der politi-
    schen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland die
    unverkennbare wie auch unverwechselbare Handschrift
    der bayerischen CSU hinterlassen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Diese Handschrift ist ebenfalls im Stadtbild Bonns hin-
    terlassen worden. Auch im Stadtbild Berlin ist sie schon
    zu sehen.

    Ich möchte an dieser Stelle unseren Freund Oscar
    Schneider erwähnen, der sein Engagement im Bereich
    der Kunst, letztendlich auch durch die Mitgestaltung der
    Kunsthalle in Bonn, sehr stark manifestiert hat. Herr
    Bundeskanzler Kohl hat ihn immer zu Rate gezogen.
    Angesichts dessen, daß wir nach Berlin ziehen und sich
    auf dem Reichstag eine Kuppel befindet, auf die der Ar-
    chitekt, der sie eigentlich verhindern wollte, ganz be-
    sonders stolz ist, muß man auch noch einmal den Namen
    Oscar Schneider


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der F.D.P.)


    und den Kampf der CSU-Landesgruppe innerhalb und
    außerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion erwähnen,
    durch den der Bau dieser Kuppel letztendlich ermöglicht
    worden ist. Insofern haben wir nicht nur politische, son-
    dern auch optische Spuren hinterlassen, und tun dies
    auch in Zukunft.

    Bonn war nie ein Name für einen zentralistischen
    Machtanspruch. Herr Bundeskanzler Kohl hat dies vor-
    hin schon erwähnt. Bonn wurde zur Wiege des Födera-
    lismus. Dieser Föderalismus hat ganz entscheidend zum
    Aufstieg unseres Landes und zum Aufstieg der Demo-
    kratie in Deutschland beigetragen. Deswegen müssen

    wir dieses Modell mit nach Europa nehmen und ein
    föderalistisches Europa schaffen.

    Unser Respekt, unsere Sympathie und unsere Zunei-
    gung für das, was hier in Bonn in Jahrzehnten geschaf-
    fen worden ist, was wir in Jahrzehnten erfahren haben,
    werden erhalten bleiben. Hierfür möchte ich den Bon-
    nern im Namen aller Bayern ein herzliches „Vergelt's
    Gott“ zurufen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der F.D.P.)


    Ich möchte an dieser Stelle auch einmal ganz herzlich
    allen dienstbaren Geistern danken, all denen, die bei uns
    gearbeitet, die uns in unserer Arbeit unterstützt haben,


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der F.D.P. und der PDS)


    und zwar – stellvertretend für viele andere – den Mitar-
    beiterinnen und Mitarbeitern der Fraktionen und der
    Abgeordneten, den Pförtnern, den Fahrern und den
    Boten. Sie alle haben eine großartige Arbeit geleistet.

    Zur Bonner Demokratie gehört das Bekenntnis zu
    Europa. An unserer Verpflichtung zur Fortsetzung des
    europäischen Einigungsprozesses darf sich auch nach
    dem Umzug, nach einer weiteren räumlichen Entfernung
    von Brüssel nichts ändern.

    Ich möchte an dieser Stelle insbesondere die großar-
    tige Leistung von Theo Waigel erwähnen, der als einer
    der Väter des Euro dafür gesorgt hat, daß in Europa
    nicht zu verändernde Tatsachen geschaffen worden sind,
    die dieses Europa festigen und zusammenschweißen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Der Föderalismus steht für eine Dezentralisierung
    politischer Entscheidungsprozesse, für eine breite Ver-
    teilung der Macht und für eine bürgerliche und vor allen
    Dingen bürgernahe Politik. Deshalb wäre es kontrapro-
    duktiv, würde man in Deutschland einen Schritt zurück
    in Richtung Zentralstaat machen. Wir werden auch in
    Berlin dafür kämpfen, daß dies in Zukunft nicht gesche-
    hen wird.

    Bonn ist eine sehr liebenswerte Stadt, in der ich
    23 Jahre lang ausgesprochen gerne meine Arbeit als Ab-
    geordneter meines unterfränkischen Wahlkreises getan
    habe. – Wir Unterfranken sind sowieso ein Stück weit
    Brücke zwischen Bayern und dem übrigen Deutsch-
    land. – Der Rhein und der Petersberg, das Beethoven-
    Haus und – nicht zu vergessen – die Bayerische Vertre-
    tung mit ihrem legendären Bierkeller, der rheinische
    Frohsinn und die Liberalität der Menschen sind mir sehr
    ans Herz gewachsen.

    Aus dem Provisorium Bonn ist in diesen 50 Jahren
    ein Symbol demokratischer Tradition entstanden, das
    weltweit Anerkennung und Bewunderung hervorgerufen
    hat. Bonn steht für das, was unsere Nachbarn und Part-
    ner heute an Positivem mit der Bundesrepublik
    Deutschland verbinden: historische Verantwortung, mo-
    ralische Rückbesinnung auf christliche Grundsätze,

    Michael Glos






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Fleiß und Leistungsbereitschaft, Eigenverantwortung
    und Solidarität der Menschen, vor allen Dingen das un-
    verbrüchliche Bekenntnis zu parlamentarischer Demo-
    kratie, freiheitlichem Rechtsstaat und sozialer Markt-
    wirtschaft sowie die Garantie für internationale Verläß-
    lichkeit und Bündnistreue.

    Auch wenn wir heute vor neuen Aufgaben und Her-
    ausforderungen stehen und wenn wir heute neue Ant-
    worten und Perspektiven aufzeigen müssen: Es darf
    keine Berliner Republik geben – genausowenig wie es
    eine Bonner Republik gegeben hat. Unser Land muß die
    Bundesrepublik Deutschland bleiben, wie wir sie gebaut
    haben und auch für die Zukunft bewahren wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der F.D.P.)


    Mit bewundernswerter Gelassenheit haben die Men-
    schen in dieser Region den sehr knappen Mehrheitsbe-
    schluß des Deutschen Bundestages vom 20. Juni 1991
    respektiert. Es ist bereits gesagt worden: Bonn braucht
    Verläßlichkeit. Das sind wir dieser Stadt und diesen
    Menschen schuldig. Ein herzliches Wort des Dankes für
    50 Jahre gute Gastfreundschaft!


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der F.D.P. sowie des Abg. Dr. Gregor Gysi [PDS])