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ID1404203000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Karl-Heinz Hornhues ....................... 3540 C Tagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bun- desregierung über die bekanntgeworde- nen Pläne des Bundesarbeitsministers, die Rentenanpassung für die Jahre 2000 und 2001 zu halbieren, und zu der beab- sichtigten Neuregelung zum Schlecht- wettergeld..................................................... 3539 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU........................... 3539 B Hans-Peter Repnik CDU/CSU (zur GO) ......... 3540 D Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD (zur GO)... 3541 A Roland Claus PDS (zur GO) ........................... 3541 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 3541 C Klaus Wiesehügel SPD.................................... 3541 D Peter Rauen CDU/CSU.................................... 3543 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3544 B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. ....................... 3544 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3545 D Andreas Storm CDU/CSU............................... 3547 B Walter Riester, Bundesminister BMA............. 3548 C Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3549 D Dr. Norbert Blüm CDU/CSU .......................... 3551 A Kurt Bodewig SPD .......................................... 3552 A Johannes Singhammer CDU/CSU................... 3553 D Gerd Andres SPD ............................................ 3554 C Konrad Gilges SPD ......................................... 3556 A Dr. Norbert Blüm CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO).......................................................... 3557 C Nächste Sitzung ............................................... 3557 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3559 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 3539 (A) (C) (B) (D) 42. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 Beginn: 12.30 Uhr
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    Konrad Gilges Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 3559 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 10.6.99 Austermann, Dietrich CDU/CSU 10.6.99 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Dr. Bergmann-Pohl, Sabine CDU/CSU 10.6.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 10.6.99 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 10.6.99 ** Dr. Blank, Joseph-Theodor CDU/CSU 10.6.99 Bohl, Friedrich CDU/CSU 10.6.99 Bonitz, Sylvia CDU/CSU 10.6.99 Brähmig, Klaus CDU/CSU 10.6.99 Dr. Brauksiepe, Ralf CDU/CSU 10.6.99 Dr. Brecht, Eberhard SPD 10.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 10.6.99 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 10.6.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 10.6.99 * Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 10.6.99 Büttner (Schönebeck), Hartmut CDU/CSU 10.6.99 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 10.6.99 Dehnel, Wolfgang CDU/CSU 10.6.99 Dreßler, Rudolf SPD 10.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 10.6.99 Ernstberger, Petra SPD 10.6.99 Fink, Ulf CDU/CSU 10.6.99 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 10.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 10.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 10.6.99 Gebhardt, Fred PDS 10.6.99 Gradistanac, Renate SPD 10.6.99 Graf (Friesoythe), Günter SPD 10.6.99 Grill, Kurt-Dieter CDU/CSU 10.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 10.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Hartenbach, Alfred SPD 10.6.99 Haschke (Groß- hennersdorf), Gottfried CDU/CSU 10.6.99 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 10.6.99 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 10.6.99 Hempelmann, Rolf SPD 10.6.99 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Jäger, Renate SPD 10.6.99 Jünger, Sabine PDS 10.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 10.6.99 Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 10.6.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 10.6.99 Kemper, Hans-Peter SPD 10.6.99 Kolbow, Walter SPD 10.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 10.6.99 Kumpf, Ute SPD 10.6.99 Lehn, Waltraud SPD 10.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 10.6.99 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 10.6.99 Dr. Lischewski, Manfred CDU/CSU 10.6.99 Lötzer, Ursula PDS 10.6.99 Meckel, Markus SPD 10.6.99 Merz, Friedrich CDU/CSU 10.6.99 Metzger, Oswald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 10.6.99 Müller (Kiel), Klaus Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Müntefering, Frank SPD 10.6.99 Nahles, Andrea SPD 10.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 10.6.99 Neumann (Gotha), Gerhard SPD 10.6.99 Pieper, Cornelia F.D.P. 10.6.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 10.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 10.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 10.6.99 3560 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 10.6.99 Dr. Rose, Klaus CDU/CSU 10.6.99 Rühe, Volker CDU/CSU 10.6.99 Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 10.6.99 Schenk, Christina PDS 10.6.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 10.6.99 Dr. Schnell, Emil SPD 10.6.99 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 10.6.99 Schwanhold, Ernst SPD 10.6.99 Schwanitz, Rolf SPD 10.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 10.6.99 Dr. Seifert, Ilja PDS 10.6.99 Siemann, Werner CDU/CSU 10.6.99 Dr. Solms, Hermann Otto F.D.P. 10.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 10.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 10.6.99 Steinbach, Erika CDU/CSU 10.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Streb-Hesse, Rita SPD 10.6.99 Strebl, Matthäus CDU/CSU 10.6.99 Thierse, Wolfgang SPD 10.6.99 Türk, Jürgen F.D.P. 10.6.99 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 10.6.99 Uldall, Gunnar CDU/CSU 10.6.99 Vaatz, Arnold CDU/CSU 10.6.99 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 10.6.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 10.6.99 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 10.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 10.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 10.6.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 10.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 10.6.99 ——————— ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Kurt Bodewig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen! Allein der Titel dieser Aktuellen
    Stunde entlarvt Ihr Ziel. Er lautet: Haltung der Bundes-
    regierung über die bekanntgewordenen Pläne des Bun-
    desarbeitsministers. – Wem sind sie wo bekanntgewor-
    den? Das ist reine Spekulation.

    Kollege Blüm hat soeben nach dem Motto „Blüm –
    Klappe, die zweite!“ genau das wiederholt, was er in
    seiner vorherigen Rede in einer Eingangsreflexion ge-
    sagt hat. Kollege Blüm, Ihrer Ankündigung, daß eine
    einjährige Abstinenz manchmal sinnvoll ist, sind Sie
    heute leider nicht nachgekommen.


    (Beifall bei der SPD)

    Sie hätten gut daran getan, dieser Ankündigung nachzu-
    kommen. Eines sollten Sie in jedem Fall tun: Sie sollten
    sich für Ihren ungehörigen Honecker-Vergleich ent-
    schuldigen.


    (Beifall bei der SPD)

    Jede Woche treiben Union und F.D.P. – heute in

    trauter Eintracht mit der PDS – eine, wie wir im Rhein-
    land sagen, neue Sau durchs Dorf. Dabei sprechen Sie
    immer in Halbwahrheiten. Lassen Sie mich Ihren Halb-
    wahrheiten ein paar Wahrheiten entgegensetzen, die et-
    was mit dem Sozialstaat und den Handlungsspielräumen
    in dieser Gesellschaft zu tun haben,


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    nämlich die bittere Wahrheit über den Schuldenberg,
    den Sie hinterlassen haben: Sie haben Bundesschulden
    in Höhe von 1 500 Milliarden DM hinterlassen.


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    Damit haben Sie Maßstäbe gesetzt, in denen wir uns
    bewegen müssen. Wir haben pro Jahr Zinsverpflichtun-
    gen in Höhe von 90 Milliarden DM und eine Zinssteuer-
    quote von 25 Prozent. Das sind die Maßstäbe, die Sie
    formuliert und die Sie gesetzt haben.

    Der Grund für die heutige Aktuelle Stunde ist ja der
    Wahlkampf.


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    Angesichts des Wahlkampfes sprechen Herr Schäuble,
    Herr Austermann und der Bundesvorstand der CDU in
    einer Erklärung davon, daß wir Rentenpolitik nach Kas-
    senlage betreiben. Das scheint die offizielle Sprachre-
    gelung für den Europa-Wahlkampf zu sein.


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    Machen Sie es sich nicht etwas leicht? Könnte es sein,
    daß es Ihnen wie der F.D.P. ergehen wird, die in Bremen
    für ihr Wahlkampfgetöse die entsprechende Antwort be-
    kommen hat, nämlich nur 2,5 Prozent der Stimmen und
    somit weniger Stimmen als PDS und DVU?


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    Sie sollten darüber nachdenken, was eine Verrohung
    der Sitten bedeutet, von der Kollege Ramsauer in einer
    Presseerklärung gesprochen hat. Er belegt dies mit For-
    mulierungen wie „Rentendiebe“, „Stehler“, „Hehler“,
    „Bandenchef Schröder“ usw. Ich glaube, Sie tun nicht
    gut daran, in unserer Gesellschaft mit diesen Maßstäben
    und Formulierungen Sachdebatten zu führen. Sie errei-
    chen damit im Gegenteil etwas, was angesichts eines
    solch diffizilen Systems, wie es das Rentensystem ist,
    fatale Folgen hat: Gerade das Rentensystem lebt davon,
    daß die Menschen Vertrauen in seine Funktionsfähigkeit
    haben.


    (Beifall bei der F.D.P. – Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Dann sagen Sie doch, was Sie vorhaben!)


    Dieses Vertrauen zerstören Sie mit Ihrer Art und Weise
    der Darstellung.

    Frau Schwaetzer – Sie machen Ihrem Namen ja im-
    mer alle Ehre –,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der F.D.P.)


    es stellt sich einfach die Frage: Wo sind denn Ihre
    Hemmschwellen, wenn Sie unbewiesene Spekulationen
    als Tatsachen darstellen?


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das ist unterste Schublade! Typisch Gewerkschafter!)


    Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Das erinnert mich dar-
    an, daß ein Mieter in seiner Wohnung eine Brandbombe
    mit Zeitzünder hinterläßt, das Haus brennt und Sie auf
    den Nachmieter zeigen und rufen: Brandstifter!.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Beschreiben Sie Ihre Rolle, oder was?)


    Damit dies deutlicher wird, will ich es daran belegen,
    wie Sie, Kollege Blüm, Rentenpolitik betreiben – ich
    will Ihr Gedächtnis auffrischen –: Im Jahre 1983 haben
    Sie als erstes die fällige Rentenerhöhung vom 1. Januar
    auf den 1. Juli verschoben. Sie haben zum 1. Juli 1983
    eine Beteiligung der Rentner in Höhe von 1 Prozent an
    der Krankenversicherung eingeführt.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Keine Ahnung!)


    Dr. Norbert Blüm






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dies haben Sie in den folgenden Jahren um weitere Pro-
    zentpunkte bis auf 5,2 Prozent im Jahr 1986 erhöht.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: System war das!)


    Herr Blüm – hören Sie zu; denn es waren Ihre Worte,
    daß Sie nicht manipuliert haben; hiermit will ich Ihnen
    das Gegenteil belegen –, Sie haben 1991 die sozialen Si-
    cherungssysteme im Sinne eines Verschiebebahnhofes
    zur Finanzierung der deutschen Einheit benutzt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Das ist gar nicht wahr!)


    Auch das ist nachweisbar. Sie haben den Rentenzahlern
    immer mehr Leistungen aufgebürdet.

    Das kann man so fortsetzen: 1994 haben Sie am Bei-
    tragssatz manipuliert, indem Sie ihn vor der Bundes-
    tagswahl im Jahre 1994 auf 19,2 Prozent hochgezogen
    und vor der Wahl im gleichen Jahr auf 18,6 Prozent
    wieder abgesenkt haben. Das ist die von Ihnen immer
    wieder herausgestellte Solidität.

    Sie haben mit dem Arbeitslosenhilfe-Reformgesetz
    die Zwangsverrentung von Arbeitslosen, die Anspruch
    auf Altersrente haben, eingeführt. Sie haben mit dem
    Altersteilzeitgesetz das Vorziehen der Anhebung der
    Altersgrenze von 60 Jahren für die Altersrente wegen
    Arbeitslosigkeit zuerst auf 63 und jetzt auf 65 Jahre be-
    wirkt. Die vorzeitige Inanspruchnahme der Altersrente
    wegen Arbeitslosigkeit ist nur mit versicherungsmathe-
    matischen Abschlägen möglich: minus 3,6 Prozent pro
    Jahr. Das sind Eingriffe in Rentenbestandteile und in
    Leistungen für Rentner. Das haben Sie eben mit dem
    Begriff Manipulation gut beschrieben.

    Sie haben mit dem Rentenreformgesetz – damit
    komme ich zu Herrn Storm – die schrittweise Absen-
    kung des Standardrentenniveaus auf 64 Prozent durch
    Einführung eines demographischen Faktors beschlossen.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das war noch etwas Verläßliches im Gegensatz zu dem, was Sie machen!)


    Das hat auch Professor Rürup noch einmal deutlich kri-
    tisiert, weil Sie gerade nach unten keinerlei Absicherung
    des demographischen Faktors eingeführt haben.

    Sie haben die Anhebung der Altersgrenze für
    Schwerbehinderte eingeführt und die arbeitsmarktbe-
    dingten Erwerbsminderungsrenten abgeschafft. Das sind
    ganz massive Eingriffe, die Rentner auch in ihrem
    Portemonnaie deutlich spüren können.

    Ich will Ihnen auch sagen: Die schwierige Lage, in
    der sich die Rentenversicherung befindet, ist das Ergeb-
    nis Ihrer Regierungszeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und F.D.P.)


    Sie haben jahrelange Belastungen der Rentenkassen
    durch sogenannte versicherungsfremde Leistungen ver-
    ursacht.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Wer hat denn die Rentenreform zurückgenommen?)


    Sie haben nie die Transparenz eingeführt, die wir brau-
    chen. Durch die Zustimmung zur Mehrwertsteuererhö-
    hung im letzten Jahr, bei der wir einen Teil der Mehr-
    einnahmen dazu verwendet haben, die Rentenkassen zu
    entlasten, haben wir Verantwortung gezeigt.

    Regierungsverantwortung ist mir immer lieber als die
    Frustration, die ich zur Zeit bei Ihnen feststelle.


    (Lachen bei CDU/CSU – Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Die Gesichter bei der SPD sind ganz schön frustriert!)


    Zu dem, was wir vorgestern von Ihrem Fraktionsvorsit-
    zenden gehört haben, sage ich Ihnen: Man muß schon
    ganz schön wirr oder zynisch sein, wenn man meint,
    schon die Freude über einen wahrscheinlichen Frieden
    mache uns zu Komplizen von Milosevic. Eine solche
    Behauptung ist ungehörig; das ist kein Stil. Deswegen
    appelliere ich an Sie: Lassen Sie diese Rhetorik, und
    kehren Sie wieder zurück zu einer konstruktiven Ver-
    antwortung! Dies wäre im Sinne aller Beitragszahler und
    aller Rentenbezieher.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Ja oder nein? – Walter Hirche [F.D.P.]: Wieder kein Wort zur aktuellen Rentensituation!)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort für die
CDU/CSU-Fraktion hat der Kollege Johannes Sing-
hammer.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Johannes Singhammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsi-
    dent! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Ar-
    beitsminister Riester, Sie hätten hier und heute die Gele-
    genheit gehabt, mit einem einzigen Satz für Klarheit zu
    sorgen, nämlich indem Sie gesagt hätten: Nein, diese
    Pläne wollen wir nicht verwirklichen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Weil Sie das nicht getan haben, müssen 19 Millionen
    Rentnerinnen und Rentner in Deutschland nach wie vor
    davon ausgehen, daß die Rentenerhöhung halbiert wer-
    den wird.


    (Gerd Andres [SPD]: Herr Singhammer: Huhu!)


    Deshalb sage ich Ihnen: Wenn es einen Straftatbestand
    „Täuschung von Rentnern vor Wahlen“ gäbe, für den
    Freiheitsentzug vorgesehen wäre, dann wäre die Regie-
    rungsbank noch leerer, als sie heute ohnehin schon ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Vor der Wahl hatten wir unser Rentenkonzept mit der

    demographischen Komponente beschlossen und auf den
    Weg gebracht. Sie haben das als Teufelszeug kritisiert
    und angekündigt, Sie wollten es wieder ändern. Sie ha-
    ben die Rentenreform der vergangenen Bundesregierung
    in einer ersten Phase auch tatsächlich ausgesetzt – das ist
    richtig. Aber nun kommt das Heimtückische: Jetzt be-

    Kurt Bodewig






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    ginnen Sie nämlich, weit mehr als alles andere die Ren-
    tenerhöhungen herunterzufahren.


    (Gerd Andres [SPD]: Woher wissen Sie das?)

    Die Mehrausgaben, die durch die Aussetzung der Ren-
    tenreform notwendig waren, betragen 4 Milliarden DM.
    Ihre Pläne, die Sie heute nicht dementiert haben, bedeu-
    ten Rentenkürzungen von 14 Milliarden DM. Das heißt,
    4 Milliarden DM geben Sie, und dann kassieren Sie
    14 Milliarden DM wieder ein, also das Dreieinhalbfa-
    che. Das nenne ich unehrlich und schäbig.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Blümsche Reform sah mit dem demographischen

    Faktor eine moderate Berücksichtigung der Verlänge-
    rung der Lebenserwartung bei der Rentenanpassung vor.
    Passen Sie nun genau auf – jetzt kommt der entschei-
    dende Punkt –: Innerhalb von 30 Jahren sollte das Ren-
    tenniveau von derzeit zirka 69 Prozent um 5 Prozent auf
    64 Prozent sinken, damit die Rente sicher und der Gene-
    rationenvertrag in einem stabilen Gleichgewicht bleibt.
    So weit richtig. Mit Ihren Plänen allerdings, Herr Rie-
    ster,


    (Zuruf von der SPD: Die kennen Sie doch gar nicht!)


    senken Sie das Rentenniveau schon innerhalb von zwei
    Jahren um 2,4 Prozent auf 66,6 Prozent. Das ist unge-
    recht und verwerflich, weil diese Mittel nicht zur Sanie-
    rung Ihres Haushalts aufgewandt werden dürfen.


    (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: So ist das!)

    Sie tun noch ein Zweites: Künftig benutzen Sie die

    Rente nach Kassenlage als Steinbruch zum Stopfen von
    Haushaltslöchern.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Dieser Systembruch wird gravierende Folgen haben. Die
    Rentner, von denen viele auf eine klare Perspektive an-
    gewiesen sind, werden diese künftig nicht mehr haben,
    weil sie nicht wissen, wie die Kassenlage ist. Wenn ich
    sehe, welche Mehrkosten beispielsweise auf Grund des
    Kosovo-Kriegs auf die öffentlichen Kassen zukommen,
    muß ich sagen: Bei Ihnen ist die Kassenlage im Zweifel
    schlecht.


    (Zuruf von der SPD: Selbsterkenntnis!)

    Wenn ich sehe, wie schlecht der Bundeskanzler in bezug
    auf Europa verhandelt hat, – er hat den deutschen Bei-
    trag nicht verringert –, dann sage ich Ihnen voraus, daß
    die Kassenlage eher ungünstiger als günstiger werden
    wird.

    Die Folgen für die 35 Millionen Beitragszahler wer-
    den nicht ausbleiben; denn wer keine Sicherheit mehr
    hat, für seine eingezahlten Beiträge später ein entspre-
    chendes Äquivalent für seine Lebensleistung in ausrei-
    chender Höhe zu bekommen, der wird immer weniger
    bereit sein, seine Beiträge zu zahlen. Vielmehr wird er
    versuchen, Umwege zu finden, um weniger Beiträge
    zahlen zu müssen. Damit wird der Generationenvertrag
    in eine Schieflage kommen, für die Sie mit Ihrer Kam-
    pagne, mit Ihren Ankündigungen und mit Ihren Plänen
    die Voraussetzungen geschaffen haben.

    Deshalb komme ich noch einmal abschließend zu Ih-
    nen, Herr Riester: Sie haben jetzt und hier die Gelegen-
    heit, alles klarzumachen. Sagen Sie vor dem 13. Juni
    klipp und klar, ob Sie Ihre Pläne umsetzen werden oder
    nicht. Ich fordere Sie ein letztes Mal auf: Sagen Sie der
    deutschen Öffentlichkeit, was Sie wirklich vorhaben!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)