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ID1404202800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Karl-Heinz Hornhues ....................... 3540 C Tagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bun- desregierung über die bekanntgeworde- nen Pläne des Bundesarbeitsministers, die Rentenanpassung für die Jahre 2000 und 2001 zu halbieren, und zu der beab- sichtigten Neuregelung zum Schlecht- wettergeld..................................................... 3539 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU........................... 3539 B Hans-Peter Repnik CDU/CSU (zur GO) ......... 3540 D Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD (zur GO)... 3541 A Roland Claus PDS (zur GO) ........................... 3541 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 3541 C Klaus Wiesehügel SPD.................................... 3541 D Peter Rauen CDU/CSU.................................... 3543 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3544 B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. ....................... 3544 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3545 D Andreas Storm CDU/CSU............................... 3547 B Walter Riester, Bundesminister BMA............. 3548 C Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3549 D Dr. Norbert Blüm CDU/CSU .......................... 3551 A Kurt Bodewig SPD .......................................... 3552 A Johannes Singhammer CDU/CSU................... 3553 D Gerd Andres SPD ............................................ 3554 C Konrad Gilges SPD ......................................... 3556 A Dr. Norbert Blüm CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO).......................................................... 3557 C Nächste Sitzung ............................................... 3557 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3559 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 3539 (A) (C) (B) (D) 42. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 Beginn: 12.30 Uhr
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    Konrad Gilges Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 3559 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 10.6.99 Austermann, Dietrich CDU/CSU 10.6.99 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Dr. Bergmann-Pohl, Sabine CDU/CSU 10.6.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 10.6.99 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 10.6.99 ** Dr. Blank, Joseph-Theodor CDU/CSU 10.6.99 Bohl, Friedrich CDU/CSU 10.6.99 Bonitz, Sylvia CDU/CSU 10.6.99 Brähmig, Klaus CDU/CSU 10.6.99 Dr. Brauksiepe, Ralf CDU/CSU 10.6.99 Dr. Brecht, Eberhard SPD 10.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 10.6.99 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 10.6.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 10.6.99 * Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 10.6.99 Büttner (Schönebeck), Hartmut CDU/CSU 10.6.99 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 10.6.99 Dehnel, Wolfgang CDU/CSU 10.6.99 Dreßler, Rudolf SPD 10.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 10.6.99 Ernstberger, Petra SPD 10.6.99 Fink, Ulf CDU/CSU 10.6.99 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 10.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 10.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 10.6.99 Gebhardt, Fred PDS 10.6.99 Gradistanac, Renate SPD 10.6.99 Graf (Friesoythe), Günter SPD 10.6.99 Grill, Kurt-Dieter CDU/CSU 10.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 10.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Hartenbach, Alfred SPD 10.6.99 Haschke (Groß- hennersdorf), Gottfried CDU/CSU 10.6.99 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 10.6.99 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 10.6.99 Hempelmann, Rolf SPD 10.6.99 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Jäger, Renate SPD 10.6.99 Jünger, Sabine PDS 10.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 10.6.99 Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 10.6.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 10.6.99 Kemper, Hans-Peter SPD 10.6.99 Kolbow, Walter SPD 10.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 10.6.99 Kumpf, Ute SPD 10.6.99 Lehn, Waltraud SPD 10.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 10.6.99 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 10.6.99 Dr. Lischewski, Manfred CDU/CSU 10.6.99 Lötzer, Ursula PDS 10.6.99 Meckel, Markus SPD 10.6.99 Merz, Friedrich CDU/CSU 10.6.99 Metzger, Oswald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 10.6.99 Müller (Kiel), Klaus Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Müntefering, Frank SPD 10.6.99 Nahles, Andrea SPD 10.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 10.6.99 Neumann (Gotha), Gerhard SPD 10.6.99 Pieper, Cornelia F.D.P. 10.6.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 10.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 10.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 10.6.99 3560 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 10.6.99 Dr. Rose, Klaus CDU/CSU 10.6.99 Rühe, Volker CDU/CSU 10.6.99 Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 10.6.99 Schenk, Christina PDS 10.6.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 10.6.99 Dr. Schnell, Emil SPD 10.6.99 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 10.6.99 Schwanhold, Ernst SPD 10.6.99 Schwanitz, Rolf SPD 10.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 10.6.99 Dr. Seifert, Ilja PDS 10.6.99 Siemann, Werner CDU/CSU 10.6.99 Dr. Solms, Hermann Otto F.D.P. 10.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 10.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 10.6.99 Steinbach, Erika CDU/CSU 10.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Streb-Hesse, Rita SPD 10.6.99 Strebl, Matthäus CDU/CSU 10.6.99 Thierse, Wolfgang SPD 10.6.99 Türk, Jürgen F.D.P. 10.6.99 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 10.6.99 Uldall, Gunnar CDU/CSU 10.6.99 Vaatz, Arnold CDU/CSU 10.6.99 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 10.6.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 10.6.99 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 10.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 10.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 10.6.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 10.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 10.6.99 ——————— ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident!
    Meine Damen und Herren! Der Arbeitsminister hat sein
    Schweigen gebrochen – und nichts gesagt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Arbeitsminister, die Frage läßt sich ganz einfach

    beantworten: Planen Sie eine Manipulation der Renten-
    anpassung? Soll die Rente gekürzt werden, ja oder nein?
    So einfach ist das.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie des Abg. Dr. Gregor Gysi [PDS])


    Diese Frage, Herr Kollege Riester, hätte ich Ihnen in den
    16 Jahren zu jeder Zeit – im Frühjahr, im Herbst, im
    Winter, morgens, abends – beantworten können: Zu kei-
    ner Zeit haben wir die Rentenanpassung manipuliert.


    (Lachen bei der SPD)

    – Sie verwechseln mich mit Ehrenberg; das ist Ihre Tra-
    dition.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Kollege Riester, Ihre Partei hat einen Wahl-

    kampf geführt mit der Behauptung, ein besseres Kon-
    zept zu haben. Neun Monate sind Sie nun im Amt. Neun
    Monate, verehrte Frau Kollegin, ist Wasser den Rhein
    heruntergeflossen. Neun Monate haben Sie kein Kon-
    zept vorgelegt, obwohl Sie im Wahlkampf behauptet
    haben, das bessere zu haben. Eine Rente, die von jährli-
    chen Entscheidungen einer Regierung abhängt, die nicht
    in einen Regelmechanismus eingebaut ist, die nicht in
    eine – das Jahr überlebende – Gesetzesform gegossen
    ist, ist eine – das wiederhole ich im vollen Bewußtsein
    dessen, was ich sage – Rente à la Honecker. So ist in der
    DDR Rentenpolitik gemacht worden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zurufe von der SPD: Pfui!)


    Ganz langsam zum Mitschreiben: Das ist – so wie da-
    mals in der DDR – eine Willkürrente – Anpassung nach
    Laune der Regierenden, Anpassung nach Kassenlage.
    Das hat es in den 16 Jahren unserer Regierungszeit nicht
    gegeben.


    (Zurufe von der SPD)

    – Sie können natürlich ein Konzept vorlegen, das ande-
    rer Art ist. Dann diskutieren wir das.

    Sehr verehrte Frau Kollegin Dückert, Sie sprechen
    die Verunsicherung in bezug auf die Rente und die
    Angst der Rentner an. Seit wann machen Leute, die eine
    Frage stellen, den Menschen Angst? Angst machen die-
    jenigen, die keine Antwort geben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Wir haben nicht nur ein Konzept vorgelegt, sondern sind
    mit einem Gesetz in den Wahlkampf gegangen – und
    nicht nur mit Ankündigungen. Dieses Gesetz haben Sie
    zurückgenommen, ohne den Menschen zu sagen, was
    Sie an die Stelle dieses Gesetzes setzen wollen. Das
    nenne ich Verunsicherung. Das nenne ich unsolide Sozi-
    alpolitik.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wie kommen Sie zu der Behauptung, wir hätten in

    diesem Jahr die Anpassung verhindern wollen? Wo ha-
    ben Sie das her? Ein Blick in die Gesetzeslage – von uns
    beschlossen, von Ihnen abgelehnt – beweist, daß die
    demographische Formel mit einer Rentenerhöhungs-
    minderung von 0,5 Prozent gezogen hätte, aber nicht
    eine Minderung der Rentenerhöhung um 1,5 Prozent, al-
    so eine Halbierung im nächsten Jahr.

    Das, meine Damen und Herren, haben Sie im Wahl-
    kampf als Rentenkürzung, als Kaputtschlagen und als
    Kahlschlag bezeichnet. So haben Sie die Rentner auf die
    Barrikaden geschickt. Aber jetzt kommen Sie daher und
    planen willkürlich eine Halbierung. Warum planen Sie,
    Herr Riester, nicht eine Viertelung oder eine Verminde-
    rung um zwei Drittel, weil die Kassenlage es erfordert?
    „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ In diesem
    Fall bestrafen Sie die Rentner. Sie bestrafen die Rentner,
    indem Sie die Reform, die wir gemacht haben, aussetzen
    und doppelt und dreifach nachholen müssen, was wir
    mit Augenmaß in einer Rentenreform beschlossen und
    vor den Wahlen den Wählern gesagt haben.

    Herr Riester, ich fordere Sie in aller Kollegialität
    auf – –


    (Zurufe von der SPD: Oh!)

    – Ich kann ihn auch als Gewerkschafter auffordern! –
    Ich bleibe dabei: Das ist eine Rente à la Honecker. Ich
    habe nicht gesagt, Herr Riester sei Honecker.

    Herr Riester, beantworten Sie folgende Frage: Was
    beabsichtigen Sie mit der Anpassung? Soll sie halbiert
    werden oder nicht? Beantworten Sie sie vor dem 13. Ju-
    ni und nicht danach. Die Rentner wollen die Antwort bis
    zum Wahltag wissen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das, verehrte Frau Kollegin, hat nichts mit Angstma-
    chen zu tun, sondern mit Ehrlichkeit und Klarheit.

    Zur Rentenversicherung. Ich weiß, daß die Bäume
    nicht in den Himmel wachsen. Was wir in diesem Be-
    reich brauchen, ist ein verläßliches Regelsystem, das
    nicht von den jährlichen Entscheidungen einer Regie-
    rung oder einer Regierungsmehrheit abhängig ist, ein
    Regelmechanismus, den man berechnen kann, eine de-
    mographische Formel, die verantwortbar ist. Was wir
    aber nicht brauchen, ist eine Rente gemäß dem Motto
    „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“. Vor
    den Wahlen Versprechungen zu machen und diese an-
    schließend wieder einzukassieren – das nenne ich unso-
    lide. Herr Riester, ich erwarte von Ihnen, daß Sie in die-
    ser Diskussion ja oder nein sagen. Soll die Anpassung
    halbiert werden, ja oder nein? Das ist die Frage, die wir
    heute stellen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Sie brauchen, um sie zu beantworten, keine Ausflüge
    zur Sparphilosophie zu machen; Sie müssen nicht der
    ganzen Welt erklären, was Sie – nachdem Sie 30 Milli-
    arden DM mehr ausgegeben haben – nicht alles sparen
    können. Sie können die Frage mit einem Wort beant-
    worten: ja oder nein. Das ist die Frage, die heute hier an
    diesem Pult beantwortet werden muß.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort für die
SPD-Fraktion hat der Kollege Kurt Bodewig.


(Gerd Andres [SPD]: Hat der auch zehn Minuten wie Blüm?)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kurt Bodewig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen! Allein der Titel dieser Aktuellen
    Stunde entlarvt Ihr Ziel. Er lautet: Haltung der Bundes-
    regierung über die bekanntgewordenen Pläne des Bun-
    desarbeitsministers. – Wem sind sie wo bekanntgewor-
    den? Das ist reine Spekulation.

    Kollege Blüm hat soeben nach dem Motto „Blüm –
    Klappe, die zweite!“ genau das wiederholt, was er in
    seiner vorherigen Rede in einer Eingangsreflexion ge-
    sagt hat. Kollege Blüm, Ihrer Ankündigung, daß eine
    einjährige Abstinenz manchmal sinnvoll ist, sind Sie
    heute leider nicht nachgekommen.


    (Beifall bei der SPD)

    Sie hätten gut daran getan, dieser Ankündigung nachzu-
    kommen. Eines sollten Sie in jedem Fall tun: Sie sollten
    sich für Ihren ungehörigen Honecker-Vergleich ent-
    schuldigen.


    (Beifall bei der SPD)

    Jede Woche treiben Union und F.D.P. – heute in

    trauter Eintracht mit der PDS – eine, wie wir im Rhein-
    land sagen, neue Sau durchs Dorf. Dabei sprechen Sie
    immer in Halbwahrheiten. Lassen Sie mich Ihren Halb-
    wahrheiten ein paar Wahrheiten entgegensetzen, die et-
    was mit dem Sozialstaat und den Handlungsspielräumen
    in dieser Gesellschaft zu tun haben,


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    nämlich die bittere Wahrheit über den Schuldenberg,
    den Sie hinterlassen haben: Sie haben Bundesschulden
    in Höhe von 1 500 Milliarden DM hinterlassen.


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    Damit haben Sie Maßstäbe gesetzt, in denen wir uns
    bewegen müssen. Wir haben pro Jahr Zinsverpflichtun-
    gen in Höhe von 90 Milliarden DM und eine Zinssteuer-
    quote von 25 Prozent. Das sind die Maßstäbe, die Sie
    formuliert und die Sie gesetzt haben.

    Der Grund für die heutige Aktuelle Stunde ist ja der
    Wahlkampf.


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    Angesichts des Wahlkampfes sprechen Herr Schäuble,
    Herr Austermann und der Bundesvorstand der CDU in
    einer Erklärung davon, daß wir Rentenpolitik nach Kas-
    senlage betreiben. Das scheint die offizielle Sprachre-
    gelung für den Europa-Wahlkampf zu sein.


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    Machen Sie es sich nicht etwas leicht? Könnte es sein,
    daß es Ihnen wie der F.D.P. ergehen wird, die in Bremen
    für ihr Wahlkampfgetöse die entsprechende Antwort be-
    kommen hat, nämlich nur 2,5 Prozent der Stimmen und
    somit weniger Stimmen als PDS und DVU?


    (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Ja oder nein?)


    Sie sollten darüber nachdenken, was eine Verrohung
    der Sitten bedeutet, von der Kollege Ramsauer in einer
    Presseerklärung gesprochen hat. Er belegt dies mit For-
    mulierungen wie „Rentendiebe“, „Stehler“, „Hehler“,
    „Bandenchef Schröder“ usw. Ich glaube, Sie tun nicht
    gut daran, in unserer Gesellschaft mit diesen Maßstäben
    und Formulierungen Sachdebatten zu führen. Sie errei-
    chen damit im Gegenteil etwas, was angesichts eines
    solch diffizilen Systems, wie es das Rentensystem ist,
    fatale Folgen hat: Gerade das Rentensystem lebt davon,
    daß die Menschen Vertrauen in seine Funktionsfähigkeit
    haben.


    (Beifall bei der F.D.P. – Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Dann sagen Sie doch, was Sie vorhaben!)


    Dieses Vertrauen zerstören Sie mit Ihrer Art und Weise
    der Darstellung.

    Frau Schwaetzer – Sie machen Ihrem Namen ja im-
    mer alle Ehre –,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der F.D.P.)


    es stellt sich einfach die Frage: Wo sind denn Ihre
    Hemmschwellen, wenn Sie unbewiesene Spekulationen
    als Tatsachen darstellen?


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das ist unterste Schublade! Typisch Gewerkschafter!)


    Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Das erinnert mich dar-
    an, daß ein Mieter in seiner Wohnung eine Brandbombe
    mit Zeitzünder hinterläßt, das Haus brennt und Sie auf
    den Nachmieter zeigen und rufen: Brandstifter!.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Beschreiben Sie Ihre Rolle, oder was?)


    Damit dies deutlicher wird, will ich es daran belegen,
    wie Sie, Kollege Blüm, Rentenpolitik betreiben – ich
    will Ihr Gedächtnis auffrischen –: Im Jahre 1983 haben
    Sie als erstes die fällige Rentenerhöhung vom 1. Januar
    auf den 1. Juli verschoben. Sie haben zum 1. Juli 1983
    eine Beteiligung der Rentner in Höhe von 1 Prozent an
    der Krankenversicherung eingeführt.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Keine Ahnung!)


    Dr. Norbert Blüm






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dies haben Sie in den folgenden Jahren um weitere Pro-
    zentpunkte bis auf 5,2 Prozent im Jahr 1986 erhöht.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: System war das!)


    Herr Blüm – hören Sie zu; denn es waren Ihre Worte,
    daß Sie nicht manipuliert haben; hiermit will ich Ihnen
    das Gegenteil belegen –, Sie haben 1991 die sozialen Si-
    cherungssysteme im Sinne eines Verschiebebahnhofes
    zur Finanzierung der deutschen Einheit benutzt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Das ist gar nicht wahr!)


    Auch das ist nachweisbar. Sie haben den Rentenzahlern
    immer mehr Leistungen aufgebürdet.

    Das kann man so fortsetzen: 1994 haben Sie am Bei-
    tragssatz manipuliert, indem Sie ihn vor der Bundes-
    tagswahl im Jahre 1994 auf 19,2 Prozent hochgezogen
    und vor der Wahl im gleichen Jahr auf 18,6 Prozent
    wieder abgesenkt haben. Das ist die von Ihnen immer
    wieder herausgestellte Solidität.

    Sie haben mit dem Arbeitslosenhilfe-Reformgesetz
    die Zwangsverrentung von Arbeitslosen, die Anspruch
    auf Altersrente haben, eingeführt. Sie haben mit dem
    Altersteilzeitgesetz das Vorziehen der Anhebung der
    Altersgrenze von 60 Jahren für die Altersrente wegen
    Arbeitslosigkeit zuerst auf 63 und jetzt auf 65 Jahre be-
    wirkt. Die vorzeitige Inanspruchnahme der Altersrente
    wegen Arbeitslosigkeit ist nur mit versicherungsmathe-
    matischen Abschlägen möglich: minus 3,6 Prozent pro
    Jahr. Das sind Eingriffe in Rentenbestandteile und in
    Leistungen für Rentner. Das haben Sie eben mit dem
    Begriff Manipulation gut beschrieben.

    Sie haben mit dem Rentenreformgesetz – damit
    komme ich zu Herrn Storm – die schrittweise Absen-
    kung des Standardrentenniveaus auf 64 Prozent durch
    Einführung eines demographischen Faktors beschlossen.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das war noch etwas Verläßliches im Gegensatz zu dem, was Sie machen!)


    Das hat auch Professor Rürup noch einmal deutlich kri-
    tisiert, weil Sie gerade nach unten keinerlei Absicherung
    des demographischen Faktors eingeführt haben.

    Sie haben die Anhebung der Altersgrenze für
    Schwerbehinderte eingeführt und die arbeitsmarktbe-
    dingten Erwerbsminderungsrenten abgeschafft. Das sind
    ganz massive Eingriffe, die Rentner auch in ihrem
    Portemonnaie deutlich spüren können.

    Ich will Ihnen auch sagen: Die schwierige Lage, in
    der sich die Rentenversicherung befindet, ist das Ergeb-
    nis Ihrer Regierungszeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und F.D.P.)


    Sie haben jahrelange Belastungen der Rentenkassen
    durch sogenannte versicherungsfremde Leistungen ver-
    ursacht.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Wer hat denn die Rentenreform zurückgenommen?)


    Sie haben nie die Transparenz eingeführt, die wir brau-
    chen. Durch die Zustimmung zur Mehrwertsteuererhö-
    hung im letzten Jahr, bei der wir einen Teil der Mehr-
    einnahmen dazu verwendet haben, die Rentenkassen zu
    entlasten, haben wir Verantwortung gezeigt.

    Regierungsverantwortung ist mir immer lieber als die
    Frustration, die ich zur Zeit bei Ihnen feststelle.


    (Lachen bei CDU/CSU – Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Die Gesichter bei der SPD sind ganz schön frustriert!)


    Zu dem, was wir vorgestern von Ihrem Fraktionsvorsit-
    zenden gehört haben, sage ich Ihnen: Man muß schon
    ganz schön wirr oder zynisch sein, wenn man meint,
    schon die Freude über einen wahrscheinlichen Frieden
    mache uns zu Komplizen von Milosevic. Eine solche
    Behauptung ist ungehörig; das ist kein Stil. Deswegen
    appelliere ich an Sie: Lassen Sie diese Rhetorik, und
    kehren Sie wieder zurück zu einer konstruktiven Ver-
    antwortung! Dies wäre im Sinne aller Beitragszahler und
    aller Rentenbezieher.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Ja oder nein? – Walter Hirche [F.D.P.]: Wieder kein Wort zur aktuellen Rentensituation!)