Rede:
ID1404202100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Ich: 1
    2. gebe: 1
    3. das: 1
    4. Wortdem: 1
    5. Kollegen: 1
    6. Andreas: 1
    7. Storm,: 1
    8. CDU/CSU-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Karl-Heinz Hornhues ....................... 3540 C Tagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bun- desregierung über die bekanntgeworde- nen Pläne des Bundesarbeitsministers, die Rentenanpassung für die Jahre 2000 und 2001 zu halbieren, und zu der beab- sichtigten Neuregelung zum Schlecht- wettergeld..................................................... 3539 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU........................... 3539 B Hans-Peter Repnik CDU/CSU (zur GO) ......... 3540 D Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD (zur GO)... 3541 A Roland Claus PDS (zur GO) ........................... 3541 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 3541 C Klaus Wiesehügel SPD.................................... 3541 D Peter Rauen CDU/CSU.................................... 3543 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3544 B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. ....................... 3544 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3545 D Andreas Storm CDU/CSU............................... 3547 B Walter Riester, Bundesminister BMA............. 3548 C Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3549 D Dr. Norbert Blüm CDU/CSU .......................... 3551 A Kurt Bodewig SPD .......................................... 3552 A Johannes Singhammer CDU/CSU................... 3553 D Gerd Andres SPD ............................................ 3554 C Konrad Gilges SPD ......................................... 3556 A Dr. Norbert Blüm CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO).......................................................... 3557 C Nächste Sitzung ............................................... 3557 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3559 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 3539 (A) (C) (B) (D) 42. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 Beginn: 12.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Konrad Gilges Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 3559 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 10.6.99 Austermann, Dietrich CDU/CSU 10.6.99 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Dr. Bergmann-Pohl, Sabine CDU/CSU 10.6.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 10.6.99 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 10.6.99 ** Dr. Blank, Joseph-Theodor CDU/CSU 10.6.99 Bohl, Friedrich CDU/CSU 10.6.99 Bonitz, Sylvia CDU/CSU 10.6.99 Brähmig, Klaus CDU/CSU 10.6.99 Dr. Brauksiepe, Ralf CDU/CSU 10.6.99 Dr. Brecht, Eberhard SPD 10.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 10.6.99 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 10.6.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 10.6.99 * Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 10.6.99 Büttner (Schönebeck), Hartmut CDU/CSU 10.6.99 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 10.6.99 Dehnel, Wolfgang CDU/CSU 10.6.99 Dreßler, Rudolf SPD 10.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 10.6.99 Ernstberger, Petra SPD 10.6.99 Fink, Ulf CDU/CSU 10.6.99 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 10.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 10.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 10.6.99 Gebhardt, Fred PDS 10.6.99 Gradistanac, Renate SPD 10.6.99 Graf (Friesoythe), Günter SPD 10.6.99 Grill, Kurt-Dieter CDU/CSU 10.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 10.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Hartenbach, Alfred SPD 10.6.99 Haschke (Groß- hennersdorf), Gottfried CDU/CSU 10.6.99 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 10.6.99 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 10.6.99 Hempelmann, Rolf SPD 10.6.99 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Jäger, Renate SPD 10.6.99 Jünger, Sabine PDS 10.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 10.6.99 Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 10.6.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 10.6.99 Kemper, Hans-Peter SPD 10.6.99 Kolbow, Walter SPD 10.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 10.6.99 Kumpf, Ute SPD 10.6.99 Lehn, Waltraud SPD 10.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 10.6.99 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 10.6.99 Dr. Lischewski, Manfred CDU/CSU 10.6.99 Lötzer, Ursula PDS 10.6.99 Meckel, Markus SPD 10.6.99 Merz, Friedrich CDU/CSU 10.6.99 Metzger, Oswald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 10.6.99 Müller (Kiel), Klaus Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Müntefering, Frank SPD 10.6.99 Nahles, Andrea SPD 10.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 10.6.99 Neumann (Gotha), Gerhard SPD 10.6.99 Pieper, Cornelia F.D.P. 10.6.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 10.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 10.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 10.6.99 3560 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 10.6.99 Dr. Rose, Klaus CDU/CSU 10.6.99 Rühe, Volker CDU/CSU 10.6.99 Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 10.6.99 Schenk, Christina PDS 10.6.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 10.6.99 Dr. Schnell, Emil SPD 10.6.99 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 10.6.99 Schwanhold, Ernst SPD 10.6.99 Schwanitz, Rolf SPD 10.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 10.6.99 Dr. Seifert, Ilja PDS 10.6.99 Siemann, Werner CDU/CSU 10.6.99 Dr. Solms, Hermann Otto F.D.P. 10.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 10.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 10.6.99 Steinbach, Erika CDU/CSU 10.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Streb-Hesse, Rita SPD 10.6.99 Strebl, Matthäus CDU/CSU 10.6.99 Thierse, Wolfgang SPD 10.6.99 Türk, Jürgen F.D.P. 10.6.99 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 10.6.99 Uldall, Gunnar CDU/CSU 10.6.99 Vaatz, Arnold CDU/CSU 10.6.99 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 10.6.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 10.6.99 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 10.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 10.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 10.6.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 10.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 10.6.99 ——————— ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Da-
    men und Herren! Natürlich war die Beseitigung des
    Schlechtwettergeldes in der letzten Legislaturperiode ei-
    ne der traurigsten Entscheidungen der alten Koalition.
    Durch diese Entscheidung hat sich die soziale Lage
    Zehntausender Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter in den
    Wintermonaten ganz erheblich verschlechtert. Dadurch
    gab es sehr viel Unruhe auf den Baustellen. Aber Sie
    haben auch für sehr viel Unruhe auf den Baustellen ge-
    sorgt, weil Sie das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Ar-
    beit am gleichen Ort nicht durchgesetzt haben, wohl
    wissend aller Folgen, die das bekanntlich hatte. Insofern

    Dr. Irmgard Schwaetzer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    ist es selbstverständlich zu begrüßen, wenn die neue Ko-
    alition eine Regelung zur Wiedereinführung des
    Schlechtwettergelds vorlegt.

    Aber ich möchte in diesem Zusammenhang hinzufü-
    gen, daß die alte Regelung, die beseitigt worden ist, bes-
    ser war als die, die jetzt eingeführt werden soll, allein
    schon deshalb, weil die Bauarbeiter dann, wenn die
    Baubetriebe nicht aus witterungsbedingten, sondern aus
    anderen Gründen kündigen, ihre Überstunden umsonst
    angesammelt haben. Dann war ihr Ansammeln „für
    naß“. Wenn die jetzt geplante Regelung eingeführt wird,
    dann befinden sich die Bauarbeiter in dieser Beziehung
    in derselben Situation wie vorher.


    (Beifall bei Abgeordneten der PDS – Zuruf von der SPD: Das ist Unfug! – Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Das hat er nicht verstanden!)


    Dennoch bin ich der Meinung, daß es sehr vernünftig ist,
    das Schlechtwettergeld wieder einzuführen.

    Ich möchte auf das eigentliche Schwerpunktthema
    zurückkommen, nämlich auf die Ankündigung Ihres
    Ministeriums, Herr Riester, die Rentensteigerungen im
    nächsten und übernächsten Jahr zu senken, also die
    Renten nicht mehr an die Nettolohnentwicklung anzu-
    passen. Das bedeutet faktisch immer eine Rentenkür-
    zung, wenn man sich die Gesamtkostenstrukturent-
    wicklung in diesem Zusammenhang anschaut.

    Ich muß Ihnen ehrlich sagen: Das ist nun wirklich ein
    starkes Stück. Das widerspricht eindeutig allen Wahl-
    versprechen der SPD vor der Septemberwahl 1998. Sie
    können natürlich sagen, das steht heute noch nicht fest.
    Ich befürchte, Sie werden auch keine Auskünfte geben,
    weil Sie sagen, das ist alles noch in der Diskussion und
    Vorbereitung. Aber auch das ist nur die Wiederholung
    der Fehler, die Sie früher gerügt haben, nämlich vor der
    Wahl nicht die Wahrheit zu sagen. Das ist nicht hin-
    nehmbar.

    Sagen Sie heute wenigstens klipp und klar, was Sie
    diesbezüglich vorhaben. Gewinnen oder verlieren Sie
    die Wahlen, aber gewinnen oder verlieren Sie sie ehrlich
    und nicht dadurch, daß Sie die Leute vor der Wahl im
    unklaren lassen, um nach der Wahl die Sparpläne be-
    kanntzugeben.


    (Beifall bei der PDS – Gerd Andres [SPD]: Wir gewinnen immer ehrlich!)


    Man darf in der Gesellschaft selbstverständlich spa-
    ren. Man darf das aber nicht bei den Alten tun, die ihre
    Arbeit und ihre Beiträge bereits geleistet haben. Man
    darf das nicht bei den Kranken tun und auch nicht bei
    den Kindern und der Jugend, die die Zukunft bedeuten.
    Diese müssen ebenso wie Kultur und Bildung Tabube-
    reiche sein.


    (Beifall bei der PDS)

    Im Dezember 1998 die alte Regierung zu schelten,

    die Senkung des Rentenniveaus wieder zurückzuneh-
    men, um im Juni 1999 die Kürzung der Renten für das
    nächste Jahr anzukündigen, ist wirklich ein starkes

    Stück. Dann hätten Sie es auch bei der alten Regelung
    lassen können.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Ich sage Ihnen jetzt, worin der Unterschied besteht
    und was die Sache sogar gefährlicher macht. Wir haben
    die alte Regelung kritisiert – wir werden auch Ihre Vor-
    schläge ganz deutlich kritisieren. Aber das hatte wenig-
    stens noch eine gesetzliche Grundlage. Das, was Sie
    jetzt einführen, ist Willkür anstelle einer gesetzlichen
    Grundlage. Sie wollen Jahr für Jahr entscheiden, um
    wieviel Sie erhöhen oder nicht erhöhen werden. Dann
    weiß man, ein Jahr vor der Wahl wird erhöht, und an-
    schließend wird drei Jahre lang gesenkt. Nein, das geht
    nicht, dann ist Berechenbarkeit wichtiger als Willkür
    und Unberechenbarkeit. Deshalb meine ich, man hätte
    diesen Weg überhaupt nicht gehen dürfen.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Ich sage Ihnen jetzt etwas zu den Plänen zur Renten-
    senkung, auf die es hinausläuft. Ich habe gehört, auch
    bei den Arbeitslosen soll gesenkt werden. Es wird im-
    mer dramatischer. Ich meine, die Leute haben nicht nur
    einen Regierungswechsel gewählt, sie wollten einen Po-
    litikwechsel. Sie wollten nicht, daß sich der Sozialabbau
    noch dramatischer fortsetzt.

    Ich habe das Papier von Blair und Schröder gelesen.
    Das ist Neoliberalismus in Reinkultur. Ich verstehe den
    Urheberrechtsstreit, den die F.D.P. jetzt mit Schröder
    führen will.


    (Heiterkeit und Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    In dem Papier steht kein Satz, den nicht auch Gerhardt
    und Westerwelle hätten unterschreiben können. Natür-
    lich sind die jetzt ein wenig sauer, weil sie es schon seit
    Jahren sagen und Schröder es jetzt verkündet. Ein sol-
    cher Urheberrechtsstreit, befürchte ich, würde zugunsten
    der F.D.P. ausgehen.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Das sagt aber nichts Gutes über die F.D.P., es sagt nur
    etwas Schlechtes über den Bundeskanzler.


    (Heiterkeit bei der PDS)

    Ich finde es einfach verheerend, wenn der Kanzler

    den Sprachgebrauch übernimmt und mit „modern“ Sozi-
    alabbau und Deregulierung, das heißt, Einschränkung
    der Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,
    gleichsetzt.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich finde das überhaupt nicht modern. Das Ziel soziale
    Gerechtigkeit ist nicht verstaubt, sondern ein höchst ak-
    tuelles, das gerade im nächsten Jahrhundert besonders
    wichtig wird.

    Deshalb geht die Entwicklung, die Schröder einge-
    leitet hat – dabei unterscheidet ihn von Blair nur, daß er
    es während seiner Regierungszeit macht und nicht vor-

    Dr. Gregor Gysi






    (A) (C)



    (B) (D)


    her in seiner Partei klärt, was ein beachtlicher Unter-
    schied ist –, wirklich zu weit. Das verletzt auch sozial-
    demokratische Traditionen in großem Umfang.

    Ich lese das Ganze als Angebot zur Koalition entwe-
    der an die CDU oder an die F.D.P. Insofern ist mir auch
    klar, was in Bremen passiert. Das heißt, daß die in dieser
    Gesellschaft von sozialen Kürzungen Betroffenen in Ih-
    rer Partei niemanden mehr haben, der ihre Interessen
    vertritt. Es ist schon eine Veränderung dieser Gesell-
    schaft, wenn auch die Sozialdemokratie nur noch Sozi-
    alabbau und Deregulierung fordert.


    (Beifall bei der PDS)

    Das ist der eigentliche Skandal. Deshalb bin ich der

    Meinung, hier muß mehr Ehrlichkeit her. Es muß gesagt
    werden, was man vorhat. Wenn Sie mit neuen Personen
    einfach das fortsetzen, was die alte Koalition gemacht
    hat, dann hätte man sich den Regierungswechsel auch
    schenken können. Das ist nicht das, was die Leute im
    September 1998 gewählt haben.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Noch etwas ist bedauerlich: Damit verleiht der
    Kanzler der Politik der alten Koalition im nachhinein die
    Weihe. Wenn er heute dasselbe verkündet, dann hatte
    die alte Koalition doch recht.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aus diesem Widerspruch werden wir Sie nicht entlas-
    sen. Wir finden: Sie hatten nicht recht, und auch der
    Kanzler hat nicht recht. Das ist der Unterschied zwi-
    schen uns, und der bleibt auch bestehen.


    (Beifall bei der PDS)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich gebe das Wort
dem Kollegen Andreas Storm, CDU/CSU-Fraktion.


(Gerd Andres [SPD]: Jetzt kommt der Rentenrechner Storm mit dem demographischen Faktor!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Andreas Storm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine
    Damen und Herren! Der Bundesarbeitsminister hat in
    der vergangenen Woche verkündet, er habe dem Bun-
    desfinanzminister Sparvorschläge in einer Größenord-
    nung von 12,8 Milliarden DM für das nächste Jahr un-
    terbreitet. Nun weiß jeder, der die Struktur des Sozial-
    etats kennt: Dieses Einsparziel ist ohne massive Ein-
    schnitte bei der Rente bis hin zur Nullrunde nicht er-
    reichbar. Alle fragen: Wie wird denn nun gekürzt, Herr
    Minister? – Aber der Sozialminister schweigt.


    (Gerd Andres [SPD]: Aber Sie haben schon einmal gerechnet!)


    Am Wochenende wurde bekannt, daß das Arbeitsmi-
    nisterium eine Halbierung der Rentenanpassung in den
    beiden kommenden Jahren vorgeschlagen hat. Detail-

    lierte Berechnungen wurden vorgelegt. – Aber der So-
    zialminister schweigt.


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Das grenzt ja an Wahlbetrug! – Gerd Andres [SPD]: Aber Sie haben es schon einmal nachgerechnet!)


    Am Montag erklärte der Rentenberater des Bundesar-
    beitsministers, Professor Rürup, im „Focus“ zu den Plä-
    nen für eine faktische Aussetzung der Rentenanpassung
    wörtlich:

    Ich hoffe nicht, daß die Regierung zu solch einer
    Maßnahme greift. Ein solcher Schritt würde das
    Vertrauen in unsere Alterssicherung endgültig zer-
    stören und die Regierung sozialpolitisch disqualifi-
    zieren.

    So weit Ihr Rentenexperte, Herr Riester. – Aber der So-
    zialminister schweigt.


    (Gerd Andres [SPD]: Sie haben es aber nachgerechnet!)


    Am Dienstag erklärte DAG-Vorstandsmitglied Lutz
    Freitag, der auch alternierender Vorstandsvorsitzender
    der BfA, mithin des größten Rentenversicherungsträ-
    gers, ist, eine Halbierung der Nettoanpassung sei sozial
    unerträglich. Der Grundsatz, daß die Renten mit einjäh-
    riger Verzögerung dem Zuwachs der Nettolöhne folgen,
    dürfe nicht fallengelassen werden wie eine heiße Kartof-
    fel. – Aber der Sozialminister schweigt!


    (Gerd Andres [SPD]: Sie haben aber nachgerechnet!)


    Gestern, lieber Herr Andres, erklärte der Staatssekre-
    tär im Arbeitsministerium im „ZDF“, diese Einsparun-
    gen müßten kommen. Bundesfinanzminister Eichel er-
    gänzt, es werde bei der Rente zwar keine Kürzungen,
    aber auch nicht immer einen Zuwachs geben. Im Klar-
    text: Die Bundesregierung kündigt durch die Hintertür
    die Rente nach Kassenlage an. – Der Sozialminister
    schweigt.


    (Gerd Andres [SPD]: Sie haben es schon einmal nachgerechnet!)


    Herr Riester, Ihre rentenpolitische Bilanz fällt verhee-
    rend aus. Drei Akte in nur acht Monaten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Erster Akt. Der demographische Faktor in der Ren-

    tenformel wird ausgesetzt, weil die damit verbundene
    Minderung der Rentenerhöhung um ein halbes Prozent
    pro Jahr als untragbar hoch und somit unsozial erklärt
    wird.

    Zweiter Akt. Durch die erste Stufe der Ökosteuer
    zum 1. April wird der Realwert der Renten um 1 Prozent
    gemindert. VdK-Präsident Walter Hirrlinger hat vorge-
    rechnet, daß ein Rentnerhaushalt mit 2 000 DM im Mo-
    nat durch die Preissteigerungen in der Folge der Öko-
    steuer mit 20 DM monatlich belastet wird. Falls die
    Rentenanpassung im kommenden Jahr nach Kassenlage
    erfolgt, hat das zur Folge, daß die Rentner nicht an den
    sich aus der Senkung der Rentenbeiträge ergebenden
    Nettoeinkommenszuwächsen der Arbeitnehmer teilha-

    Dr. Gregor Gysi






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    ben können. Das wäre ganz klar Betrug. Die Rentner
    müßten einseitig die Belastungen aus der ökologischen
    Steuerreform tragen, ohne daß sie von den Entlastungen
    profitieren könnten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dritter Akt. Eine Halbierung des Rentenanstiegs in

    den nächsten beiden Jahren hätte eine Kürzung der Lei-
    stungsansprüche um 3 bis 4 Prozent zur Folge. Mit an-
    deren Worten: Die dadurch verursachten Einschnitte wä-
    ren bereits zum Jahresende 2001 höher als bei Beibe-
    haltung der demographischen Komponente in der Ren-
    tenformel bis zum Jahre 2005.


    (Gerd Andres [SPD]: Aber Sie haben schon einmal nachgerechnet!)


    Besonders schlimm: Durch die beabsichtigte Rente
    nach Kassenlage wird nicht nur das Vertrauen in die
    Rentenpolitik erschüttert. Es wird vor allen Dingen kein
    einziges der langfristigen strukturellen Probleme der
    Rentenversicherung gelöst. Die Regierung stopft ledig-
    lich diejenigen Löcher,


    (Zurufe von der SPD: Eure Löcher!)

    die sie durch ihre teuren Wahlversprechen und nicht
    zuletzt durch die Rücknahme der Reform von Norbert
    Blüm selbst geschaffen hat. Sie betreiben reine Flick-
    schusterei. Die Rentner werden bei Ihnen als Spar-
    schweine mißbraucht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Durch Tricks und Schönrechnen versucht das Bun-

    desarbeitsministerium, die wahre Lage der Rentenfinan-
    zen zu verschleiern. Wir haben schon im März vorge-
    rechnet, daß wegen der Aussetzung des demographi-
    schen Faktors und der von Ihnen beschlossenen Steuer-
    reform der Beitragssatz bereits im übernächsten Jahr auf
    20 Prozent und bis 2005 auf 21 Prozent steigt.


    (Gerd Andres [SPD]: Das hätten Sie gern!)

    Was macht der Arbeitsminister? Er greift in die Trick-

    kiste; er ignoriert bei seinen Berechnungen die Steuerre-
    form und den Demographiefaktor. Aber Professor
    Rürup, Ihr Berater, hat am Montag im „Focus“ die Katze
    aus dem Sack gelassen: Ohne Abstriche am Leistungs-
    niveau werde der Beitragssatz schon nächstes Jahr auf
    20,5 Prozent steigen. Eine Lücke von 15 Milliarden DM
    klafft in der Rentenkasse.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Meine Damen und Herren, das riecht nach Rentenlüge.

    Herr Minister, brechen Sie endlich Ihr Schweigen und
    sagen Sie den Menschen die Wahrheit! Sonst müssen
    wir bei der nächsten Rentendebatte die Bilanz ziehen:
    Erst folgt er dem Walter Arendt. Wann folgt er dem La-
    fontaine?


    (Beifall und Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)