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ID1404201900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/42 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 42. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Karl-Heinz Hornhues ....................... 3540 C Tagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bun- desregierung über die bekanntgeworde- nen Pläne des Bundesarbeitsministers, die Rentenanpassung für die Jahre 2000 und 2001 zu halbieren, und zu der beab- sichtigten Neuregelung zum Schlecht- wettergeld..................................................... 3539 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU........................... 3539 B Hans-Peter Repnik CDU/CSU (zur GO) ......... 3540 D Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD (zur GO)... 3541 A Roland Claus PDS (zur GO) ........................... 3541 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 3541 C Klaus Wiesehügel SPD.................................... 3541 D Peter Rauen CDU/CSU.................................... 3543 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3544 B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. ....................... 3544 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3545 D Andreas Storm CDU/CSU............................... 3547 B Walter Riester, Bundesminister BMA............. 3548 C Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3549 D Dr. Norbert Blüm CDU/CSU .......................... 3551 A Kurt Bodewig SPD .......................................... 3552 A Johannes Singhammer CDU/CSU................... 3553 D Gerd Andres SPD ............................................ 3554 C Konrad Gilges SPD ......................................... 3556 A Dr. Norbert Blüm CDU/CSU (Erklärung nach § 30 GO).......................................................... 3557 C Nächste Sitzung ............................................... 3557 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3559 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 3539 (A) (C) (B) (D) 42. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 Beginn: 12.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Konrad Gilges Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 3559 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 10.6.99 Austermann, Dietrich CDU/CSU 10.6.99 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Dr. Bergmann-Pohl, Sabine CDU/CSU 10.6.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 10.6.99 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 10.6.99 ** Dr. Blank, Joseph-Theodor CDU/CSU 10.6.99 Bohl, Friedrich CDU/CSU 10.6.99 Bonitz, Sylvia CDU/CSU 10.6.99 Brähmig, Klaus CDU/CSU 10.6.99 Dr. Brauksiepe, Ralf CDU/CSU 10.6.99 Dr. Brecht, Eberhard SPD 10.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 10.6.99 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 10.6.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 10.6.99 * Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 10.6.99 Büttner (Schönebeck), Hartmut CDU/CSU 10.6.99 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 10.6.99 Dehnel, Wolfgang CDU/CSU 10.6.99 Dreßler, Rudolf SPD 10.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 10.6.99 Ernstberger, Petra SPD 10.6.99 Fink, Ulf CDU/CSU 10.6.99 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 10.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 10.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 10.6.99 Gebhardt, Fred PDS 10.6.99 Gradistanac, Renate SPD 10.6.99 Graf (Friesoythe), Günter SPD 10.6.99 Grill, Kurt-Dieter CDU/CSU 10.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 10.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Hartenbach, Alfred SPD 10.6.99 Haschke (Groß- hennersdorf), Gottfried CDU/CSU 10.6.99 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 10.6.99 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 10.6.99 Hempelmann, Rolf SPD 10.6.99 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Jäger, Renate SPD 10.6.99 Jünger, Sabine PDS 10.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 10.6.99 Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 10.6.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 10.6.99 Kemper, Hans-Peter SPD 10.6.99 Kolbow, Walter SPD 10.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 10.6.99 Kumpf, Ute SPD 10.6.99 Lehn, Waltraud SPD 10.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 10.6.99 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 10.6.99 Dr. Lischewski, Manfred CDU/CSU 10.6.99 Lötzer, Ursula PDS 10.6.99 Meckel, Markus SPD 10.6.99 Merz, Friedrich CDU/CSU 10.6.99 Metzger, Oswald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 10.6.99 Müller (Kiel), Klaus Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.6.99 Müntefering, Frank SPD 10.6.99 Nahles, Andrea SPD 10.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 10.6.99 Neumann (Gotha), Gerhard SPD 10.6.99 Pieper, Cornelia F.D.P. 10.6.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 10.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 10.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 10.6.99 3560 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 42. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 10.6.99 Dr. Rose, Klaus CDU/CSU 10.6.99 Rühe, Volker CDU/CSU 10.6.99 Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 10.6.99 Schenk, Christina PDS 10.6.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 10.6.99 Dr. Schnell, Emil SPD 10.6.99 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 10.6.99 Schwanhold, Ernst SPD 10.6.99 Schwanitz, Rolf SPD 10.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 10.6.99 Dr. Seifert, Ilja PDS 10.6.99 Siemann, Werner CDU/CSU 10.6.99 Dr. Solms, Hermann Otto F.D.P. 10.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 10.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 10.6.99 Steinbach, Erika CDU/CSU 10.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Streb-Hesse, Rita SPD 10.6.99 Strebl, Matthäus CDU/CSU 10.6.99 Thierse, Wolfgang SPD 10.6.99 Türk, Jürgen F.D.P. 10.6.99 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 10.6.99 Uldall, Gunnar CDU/CSU 10.6.99 Vaatz, Arnold CDU/CSU 10.6.99 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 10.6.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 10.6.99 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 10.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 10.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 10.6.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 10.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 10.6.99 ——————— ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Irmgard Adam-Schwaetzer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident!
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die F.D.P. freut sich
    natürlich, daß Bundeskanzler Kohl jetzt das Programm
    der F.D.P. – –


    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus Wiesehügel [SPD]: Das ist schwer abzugewöhnen! Immer noch! – Weiterer Zuruf von der SPD: Neuen Textbaustein anlegen!)


    – daß Bundeskanzler Schröder jetzt das Programm der
    F.D.P. übernimmt. – Der alte hat das in der Tat schon an
    vielen Stellen getan, und wir haben das sehr geschätzt.
    Aber wir schätzen es natürlich auch, wenn der neue
    Bundeskanzler es übernimmt.

    Peter Rauen






    (A) (C)



    (B) (D)


    Aber das, was Sie jetzt hier in bezug auf das
    Schlechtwettergeld debattiert haben, macht doch seinen
    Ansatz völlig unglaubwürdig. Darin steht nämlich, daß
    die Arbeitsmärkte flexibilisiert werden sollen. Was Sie
    hier machen, ist das genaue Gegenteil: Die Flexibilisie-
    rung haben Sie zurückgedreht.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wie immer, wenn diese Bundesregierung, Gewerk-

    schaften und Arbeitgeber sich zusammenraufen, gibt es
    einen Kompromiß auf dem kleinsten gemeinsamen
    Nenner, und das ist wie immer der Beitragszahler, in
    diesem Fall derjenige, der Beiträge an die Bundesanstalt
    für Arbeit zahlt.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Konrad Gilges [SPD]: Das stimmt doch sachlich nicht!)


    Deswegen ist diese Schlechtwettergeldregelung über-
    flüssig; überflüssiger geht es gar nicht. Sie ist ein Rück-
    schritt.


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Schädlich!)

    Der Bundeskanzler hat dies als ein „kleines Bündnis

    für Arbeit“ bezeichnet. Wenn das die Konzeption des
    „Bündnisses für Arbeit“ ist, dann gute Nacht für Bei-
    trags- und Steuerzahler. Denn sie werden sich darauf
    einrichten müssen, daß ein solches Bündnis sie teuer zu
    stehen kommt. Wir werden versuchen, dies zu verhin-
    dern.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich möchte jetzt zum eigentlichen Thema dieser Ak-
    tuellen Stunde zurückkommen, zu den Rentenplänen der
    Bundesregierung.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    In diesem Zusammenhang muß auch ich auf das Papier
    des Bundeskanzlers Schröder verweisen. Es ist übrigens
    witzig, daß er nach England fahren mußte, um die Pläne
    zur Rentenanpassung zu verkünden. Hier hat er sich das
    offensichtlich nicht getraut.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    In diesem Papier ist festgelegt, daß die Sozialversiche-
    rungssysteme reformiert werden müssen. Wenn Sie das
    erreichen wollen, dann frage ich, warum Sie zuerst die
    richtigen Reformen zurücknehmen, um sie anschließend
    in einer verschärften und unsozialen Form wieder einzu-
    führen. Genau das ist es, was Sie jetzt planen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Es ist schlecht für die Rentner, wenn sie am heutigen

    Tag hören müssen – Sie wollen das gut zwei Tage vor
    der Europawahl vertuschen –, daß die Haushaltslöcher,
    die der fahnenflüchtige frühere Bundesfinanzminister
    Oskar Lafontaine mit verursacht hat,


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Gerd Andres [SPD]: Das ist ja unglaublich! – Konrad Gilges [SPD]: Noch so ein Spruch!)


    jetzt durch eine Halbierung der Rentensteigerungen in
    den Jahren 2000 und 2001 gestopft werden sollen. Dies
    ist in höchstem Maße unsozial. Dies ist Wählerbetrug.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Konrad Gilges [SPD]: Jetzt weiß ich, weshalb Sie nur noch 2,5 Prozent kriegen! Die PDS ist ja schon stärker als Sie!)


    Die alte Regierung und die sie tragenden Fraktionen
    haben einen demographischen Faktor in die Rentenver-
    sicherung eingeführt. Danach hätten die Rentner mit ei-
    nem zwar etwas kleineren, aber sicheren und ständigen
    Anstieg ihrer Renten rechnen können. Das, was Sie jetzt
    einführen wollen – ich bin ziemlich sicher, daß Sie es
    auch einführen werden; Sie versuchen das jetzt nur zu
    vertuschen –, belastet die Rentner deutlich stärker als
    alles, was die alte Regierung beschlossen hatte.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wenn ich mich hier umschaue, dann frage ich mich,

    wo eigentlich der Kollege Dreßler geblieben ist, der hier
    mit unübertroffenem Zynismus die alte Bundesregierung
    gegeißelt hat.


    (Gerd Andres [SPD]: Wollen Sie den auch hierherzitieren? Noch eine Unterbrechung?)


    Haben Sie ihn stillgelegt? Was sagt er zu Ihren Renten-
    plänen?

    Ich bin sicher, daß die Bundestagswahl im September
    letzten Jahres auch ein Stückchen durch die Ankündi-
    gungen der die jetzige Bundesregierung stellenden Par-
    teien in der Sozialpolitik gewonnen worden ist. Was Sie
    jetzt machen – Sie haben die Neue Mitte mit Ihrem Ge-
    setz über die 630-Mark-Jobs und über die Scheinselb-
    ständigkeit sowieso schon vertrieben; diesen Punkt
    möchte ich festhalten –, ist glatter Wählerbetrug an den
    Rentnern.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Aber gerade die Rentenversicherung braucht Kontinui-
    tät, Stabilität und Verläßlichkeit. Sie machen das genaue
    Gegenteil.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Dirk Niebel [F.D.P.]: Riesters Rentenbetrug!)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort für die
PDS-Fraktion hat der Kollege Dr. Gregor Gysi.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Da-
    men und Herren! Natürlich war die Beseitigung des
    Schlechtwettergeldes in der letzten Legislaturperiode ei-
    ne der traurigsten Entscheidungen der alten Koalition.
    Durch diese Entscheidung hat sich die soziale Lage
    Zehntausender Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter in den
    Wintermonaten ganz erheblich verschlechtert. Dadurch
    gab es sehr viel Unruhe auf den Baustellen. Aber Sie
    haben auch für sehr viel Unruhe auf den Baustellen ge-
    sorgt, weil Sie das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Ar-
    beit am gleichen Ort nicht durchgesetzt haben, wohl
    wissend aller Folgen, die das bekanntlich hatte. Insofern

    Dr. Irmgard Schwaetzer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    ist es selbstverständlich zu begrüßen, wenn die neue Ko-
    alition eine Regelung zur Wiedereinführung des
    Schlechtwettergelds vorlegt.

    Aber ich möchte in diesem Zusammenhang hinzufü-
    gen, daß die alte Regelung, die beseitigt worden ist, bes-
    ser war als die, die jetzt eingeführt werden soll, allein
    schon deshalb, weil die Bauarbeiter dann, wenn die
    Baubetriebe nicht aus witterungsbedingten, sondern aus
    anderen Gründen kündigen, ihre Überstunden umsonst
    angesammelt haben. Dann war ihr Ansammeln „für
    naß“. Wenn die jetzt geplante Regelung eingeführt wird,
    dann befinden sich die Bauarbeiter in dieser Beziehung
    in derselben Situation wie vorher.


    (Beifall bei Abgeordneten der PDS – Zuruf von der SPD: Das ist Unfug! – Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Das hat er nicht verstanden!)


    Dennoch bin ich der Meinung, daß es sehr vernünftig ist,
    das Schlechtwettergeld wieder einzuführen.

    Ich möchte auf das eigentliche Schwerpunktthema
    zurückkommen, nämlich auf die Ankündigung Ihres
    Ministeriums, Herr Riester, die Rentensteigerungen im
    nächsten und übernächsten Jahr zu senken, also die
    Renten nicht mehr an die Nettolohnentwicklung anzu-
    passen. Das bedeutet faktisch immer eine Rentenkür-
    zung, wenn man sich die Gesamtkostenstrukturent-
    wicklung in diesem Zusammenhang anschaut.

    Ich muß Ihnen ehrlich sagen: Das ist nun wirklich ein
    starkes Stück. Das widerspricht eindeutig allen Wahl-
    versprechen der SPD vor der Septemberwahl 1998. Sie
    können natürlich sagen, das steht heute noch nicht fest.
    Ich befürchte, Sie werden auch keine Auskünfte geben,
    weil Sie sagen, das ist alles noch in der Diskussion und
    Vorbereitung. Aber auch das ist nur die Wiederholung
    der Fehler, die Sie früher gerügt haben, nämlich vor der
    Wahl nicht die Wahrheit zu sagen. Das ist nicht hin-
    nehmbar.

    Sagen Sie heute wenigstens klipp und klar, was Sie
    diesbezüglich vorhaben. Gewinnen oder verlieren Sie
    die Wahlen, aber gewinnen oder verlieren Sie sie ehrlich
    und nicht dadurch, daß Sie die Leute vor der Wahl im
    unklaren lassen, um nach der Wahl die Sparpläne be-
    kanntzugeben.


    (Beifall bei der PDS – Gerd Andres [SPD]: Wir gewinnen immer ehrlich!)


    Man darf in der Gesellschaft selbstverständlich spa-
    ren. Man darf das aber nicht bei den Alten tun, die ihre
    Arbeit und ihre Beiträge bereits geleistet haben. Man
    darf das nicht bei den Kranken tun und auch nicht bei
    den Kindern und der Jugend, die die Zukunft bedeuten.
    Diese müssen ebenso wie Kultur und Bildung Tabube-
    reiche sein.


    (Beifall bei der PDS)

    Im Dezember 1998 die alte Regierung zu schelten,

    die Senkung des Rentenniveaus wieder zurückzuneh-
    men, um im Juni 1999 die Kürzung der Renten für das
    nächste Jahr anzukündigen, ist wirklich ein starkes

    Stück. Dann hätten Sie es auch bei der alten Regelung
    lassen können.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Ich sage Ihnen jetzt, worin der Unterschied besteht
    und was die Sache sogar gefährlicher macht. Wir haben
    die alte Regelung kritisiert – wir werden auch Ihre Vor-
    schläge ganz deutlich kritisieren. Aber das hatte wenig-
    stens noch eine gesetzliche Grundlage. Das, was Sie
    jetzt einführen, ist Willkür anstelle einer gesetzlichen
    Grundlage. Sie wollen Jahr für Jahr entscheiden, um
    wieviel Sie erhöhen oder nicht erhöhen werden. Dann
    weiß man, ein Jahr vor der Wahl wird erhöht, und an-
    schließend wird drei Jahre lang gesenkt. Nein, das geht
    nicht, dann ist Berechenbarkeit wichtiger als Willkür
    und Unberechenbarkeit. Deshalb meine ich, man hätte
    diesen Weg überhaupt nicht gehen dürfen.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Ich sage Ihnen jetzt etwas zu den Plänen zur Renten-
    senkung, auf die es hinausläuft. Ich habe gehört, auch
    bei den Arbeitslosen soll gesenkt werden. Es wird im-
    mer dramatischer. Ich meine, die Leute haben nicht nur
    einen Regierungswechsel gewählt, sie wollten einen Po-
    litikwechsel. Sie wollten nicht, daß sich der Sozialabbau
    noch dramatischer fortsetzt.

    Ich habe das Papier von Blair und Schröder gelesen.
    Das ist Neoliberalismus in Reinkultur. Ich verstehe den
    Urheberrechtsstreit, den die F.D.P. jetzt mit Schröder
    führen will.


    (Heiterkeit und Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    In dem Papier steht kein Satz, den nicht auch Gerhardt
    und Westerwelle hätten unterschreiben können. Natür-
    lich sind die jetzt ein wenig sauer, weil sie es schon seit
    Jahren sagen und Schröder es jetzt verkündet. Ein sol-
    cher Urheberrechtsstreit, befürchte ich, würde zugunsten
    der F.D.P. ausgehen.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Das sagt aber nichts Gutes über die F.D.P., es sagt nur
    etwas Schlechtes über den Bundeskanzler.


    (Heiterkeit bei der PDS)

    Ich finde es einfach verheerend, wenn der Kanzler

    den Sprachgebrauch übernimmt und mit „modern“ Sozi-
    alabbau und Deregulierung, das heißt, Einschränkung
    der Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,
    gleichsetzt.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich finde das überhaupt nicht modern. Das Ziel soziale
    Gerechtigkeit ist nicht verstaubt, sondern ein höchst ak-
    tuelles, das gerade im nächsten Jahrhundert besonders
    wichtig wird.

    Deshalb geht die Entwicklung, die Schröder einge-
    leitet hat – dabei unterscheidet ihn von Blair nur, daß er
    es während seiner Regierungszeit macht und nicht vor-

    Dr. Gregor Gysi






    (A) (C)



    (B) (D)


    her in seiner Partei klärt, was ein beachtlicher Unter-
    schied ist –, wirklich zu weit. Das verletzt auch sozial-
    demokratische Traditionen in großem Umfang.

    Ich lese das Ganze als Angebot zur Koalition entwe-
    der an die CDU oder an die F.D.P. Insofern ist mir auch
    klar, was in Bremen passiert. Das heißt, daß die in dieser
    Gesellschaft von sozialen Kürzungen Betroffenen in Ih-
    rer Partei niemanden mehr haben, der ihre Interessen
    vertritt. Es ist schon eine Veränderung dieser Gesell-
    schaft, wenn auch die Sozialdemokratie nur noch Sozi-
    alabbau und Deregulierung fordert.


    (Beifall bei der PDS)

    Das ist der eigentliche Skandal. Deshalb bin ich der

    Meinung, hier muß mehr Ehrlichkeit her. Es muß gesagt
    werden, was man vorhat. Wenn Sie mit neuen Personen
    einfach das fortsetzen, was die alte Koalition gemacht
    hat, dann hätte man sich den Regierungswechsel auch
    schenken können. Das ist nicht das, was die Leute im
    September 1998 gewählt haben.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Noch etwas ist bedauerlich: Damit verleiht der
    Kanzler der Politik der alten Koalition im nachhinein die
    Weihe. Wenn er heute dasselbe verkündet, dann hatte
    die alte Koalition doch recht.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aus diesem Widerspruch werden wir Sie nicht entlas-
    sen. Wir finden: Sie hatten nicht recht, und auch der
    Kanzler hat nicht recht. Das ist der Unterschied zwi-
    schen uns, und der bleibt auch bestehen.


    (Beifall bei der PDS)