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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/41 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers Ergebnisse des Europäischen Rates am 3. und 4. Juni 1999 in Köln und zum Stand der Friedensbemühungen im Ko- sovo-Konflikt ............................................ 3483 A b) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an einer interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Um- feldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung einer Friedensregelung für das Kosovo (Drucksache 14/1111) ................................ 3483 B Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 3483 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 3488 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 3492 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 3495 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 3497 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3501 C Michael Glos CDU/CSU.................................. 3504 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN................................................... 3505 A Gernot Erler SPD............................................. 3507 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 3509 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3511 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU...................... 3512 B Günter Verheugen, Staatsminister AA............. 3514 B Dr. Norbert Wieczorek SPD ............................ 3516 C Tagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Ankündigun- gen einer Mehrwertsteuererhöhung und einer fortlaufenden Erhöhung der Mi- neralölsteuer durch den Bundesfinanz- minister ..................................................... 3519 C Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 3519 D Jörg-Otto Spiller SPD...................................... 3520 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 3522 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3522 D Heidemarie Ehlert PDS.................................... 3524 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF.............. 3525 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 3526 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3527 D Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 3528 D Wolfgang Grotthaus SPD ................................ 3529 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 3531 A Lydia Westrich SPD ........................................ 3532 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 3533 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD.............. 3534 C Nächste Sitzung ............................................... 3535 C Berichtigungen................................................. 3535 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3537 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3483 (A) (C) (B) (D) 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 Beginn: 9.30 Uhr
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    Berichtigungen 40. Sitzung am Freitag, 7. Mai 1999, Seite 3414 D, na- mentliche Abstimmung zum Entschließungsantrag auf Drucksache 14/997: Abgeordneter Dr. Reinhard Loske (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) hat sich bei der namentli- chen Abstimmung nicht, wie angegeben, der Stim- me enthalten, sondern mit Nein gestimmt. Dement- sprechend ändert sich das endgültige Ergebnis der Abstimmung. Die Zahl der Nein-Stimmen beträgt tatsächlich 567 und der Enthaltungen 8. Im selben Plenarprotokoll ist auf Seite III sowie auf Seite 3473 A jeweils bei Anlage 6 statt Günter Veit ,,Rüdiger Veit“ zu lesen. Bei den unter Anlage 6 aufgeführten Namen gehört die Abgeordnete Claudia Roth (Hamburg) nicht der SPD- Fraktion an, sondern der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Auf Seite 3478 D ist bei dem Rednerkopf Petra Ernstberger statt PDS ,,SPD“ zu lesen. Reinhard Schultz (Everswinkel) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3537 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Blank, Renate CDU/CSU 8.6.99 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 8.6.99 Braun (Augsburg), Hildebrecht F.D.P. 8.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 8.6.99 Bruckmann, Hans-Günter SPD 8.6.99 Bulmahn, Edelgard SPD 8.6.99 Eichhorn, Maria CDU/CSU 8.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 8.6.99 Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Frick, Gisela F.D.P. 8.6.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Bayreuth), Horst F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 8.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 8.6.99 Gebhardt, Fred PDS 8.6.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 8.6.99 Gradistanac, Renate SPD 8.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 8.6.99 Hartenbach, Alfred SPD 8.6.99 Heinrich, Ulrich F.D.P. 8.6.99 Dr. Höll, Barbara PDS 8.6.99 Hoffmann (Wismar), Iris SPD 8.6.99 Hornung, Siegfried CDU/CSU 8.6.99 Hübner, Carsten PDS 8.6.99 Jäger, Renate SPD 8.6.99 Janz, Ilse SPD 8.6.99 Jüttermann, Gerhard PDS 8.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 8.6.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 8.6.99 Kasparick, Ulrich SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Köster-Lößack, Angelika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Kolbow, Walter SPD 8.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Kumpf, Ute SPD 8.6.99 Leidinger, Robert SPD 8.6.99 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 8.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 8.6.99 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine F.D.P. 8.6.99 Mante, Winfried SPD 8.6.99 Dr. Mayer (Siegertsbrunn), Martin CDU/CSU 8.6.99 Meckel, Markus SPD 8.6.99 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 8.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 8.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 8.6.99 Müller (Jena), Bernward CDU/CSU 8.6.99 Müller (Kirchheim), Elmar CDU/CSU 8.6.99 Nahles, Andrea SPD 8.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 8.6.99 Oswald, Eduard CDU/CSU 8.6.99 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 8.6.99 Philipp, Beatrix CDU/CSU 8.6.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 8.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 8.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 8.6.99 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 8.6.99 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 8.6.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 8.6.99 Schaich-Walch, Gudrun SPD 8.6.99 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 8.6.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 8.6.99 von Schmude, Michael CDU/CSU 8.6.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 8.6.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 3538 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 8.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 8.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 8.6.99 Spanier, Wolfgang SPD 8.6.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 8.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 8.6.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 Tappe, Joachim SPD 8.6.99 Tauss, Jörg SPD 8.6.99 Teuchner, Jella SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Uldall, Gunnar CDU/CSU 8.6.99 Voß, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Weißgerber, Gunter SPD 8.6.99 Wiesehügel, Klaus SPD 8.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 8.6.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 8.6.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 8.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 8.6.99 Wolff (Zielitz), Waltraud SPD 8.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 8.6.99 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus W. Lippold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-
    ren! Herr Diller, so einfach kann man es sich nicht ma-
    chen, indem man von einer sozial gerechten Politik nur
    spricht. Vor der Wahl haben Sie unsere Einführung einer
    demographischen Komponente in die Rentenpolitik
    verteufelt. Sie haben den Rentnern gesagt, daß damit das
    Niveau unverschämt abgesenkt würde und daß wir sie
    plündern würden. Jetzt auf einmal diskutieren Sie über
    die demographische Komponente und die Aussetzung
    der Anhebung der Renten. Das ist doch zynisch und eine
    klassische Rentenlüge: vor der Wahl auf der Koalition
    herumzuhauen und nach der Wahl Maßnahmen einzu-
    leiten, die größere Auswirkungen haben als die, die wir

    damals auf Grund unserer Verantwortung gegenüber der
    jüngeren Generation durchführen mußten.

    Herr Diller, Sie sprachen in diesem Zusammenhang
    von „wirtschaftlich vernünftig“. Schauen Sie sich doch
    einmal die Zahlen über die Investitionen aus anderen
    Ländern am Standort Deutschland an! Mini-Euro-
    Länder hängen uns hinsichtlich der Investitionszahlen
    ab. Mit dem Ausgangspunkt unserer Reformen hatten
    wir es in den letzten Jahren geschafft, diesen fatalen
    Trend zu brechen und erstmals wieder steigende Aus-
    landsinvestitionen in Deutschland herbeizuführen. Sie
    haben den grandiosen Erfolg geerbt. Frau Kollegin, Sie
    haben richtigerweise gesagt, daß Sie in drei Monaten
    viel verändert haben. Sie haben nämlich den positiven
    Trend umgekehrt. Jetzt geht es mit den Investitionen
    nach unten, und die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze
    ist gefährdet.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Kollege Grotthaus, Sie müssen noch lernen, sehr

    aufmerksam zuzuhören. Herr Diller hat in seinen For-
    mulierungen eine Mehrwertsteuererhöhung nicht ausge-
    schlossen. Wer über Jahre hinweg seine Formulierungen
    verfolgt, weiß ganz genau, was sie bedeuten. Er hat die
    Erhöhung der Mehrwertsteuer definitiv nicht ausge-
    schlossen. Das ist doch das Problem: Sie tasten sich
    durch solche Diskussionen daran heran, um hinterher
    sagen zu können, Sie hätten es machen müssen.

    Man muß Ihre Steuerdiskussion einmal werten. Ich
    tue das.

    „Ich bin entgeistert über diese Diskussion.“ Das sage
    nicht ich, das sagt Herr Clement. Da wird der Verzicht
    auf die zweite Stufe der Ökosteuerreform gefordert. Das
    sage nicht ich, das sagt Herr Clement. Und, Herr Diller,
    gerade in bezug auf Investitionen am Standort Deutsch-
    land: „Der nationale Alleingang überfordert energiein-
    tensive Industrien“. Gemeint ist: in der Bundesrepublik
    Deutschland. Auch das sage nicht ich, das sagt Herr
    Clement. Ist der Mann eigentlich so völlig unfähig, oder
    gehört er zur Opposition? Sie müssen doch langsam an-
    fangen, sich ernsthaft Fragen zu stellen.

    Dann heißt es: „nicht unentwegt Schnellschüsse!“ Ich
    will Sie trösten: Das sagt nicht der Kollege Clement, das
    sagt die Kollegin Simonis, ihres Zeichens Ministerpräsi-
    dentin in Schleswig-Holstein.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Noch!)

    – Noch.

    Dann gibt es jemanden, der zu dem Ganzen sagt:
    „Das ist völlig unvernünftig.“ Das ist der Ministerpräsi-
    dent von Niedersachsen, Herr Glogowski.

    Sie können uns doch jetzt nicht einreden, das sei – bei
    Herrn Loske fiel dieses böse Wort – schlicht und ergrei-
    fend Polemik. Es sind Sozialdemokraten, die das gesagt
    haben, und sie haben recht. Im übrigen sagt es auch Ihr
    Kollege Metzger so.

    Sehen wir uns die Ökosteuerdiskussion an! Erst hieß
    es: nur europäisch. Machen wir uns nichts vor: Dieses

    Lydia Westrich






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Wort haben Sie längst gebrochen. Jetzt ist nichts mehr
    mit „nur europäisch“.

    Bedenken wir, was Sie im ersten Durchgang gemacht
    haben! Sie haben regenerative Energien belastet. Das ist
    doch wohl nicht ökologisch. Herr Loske; darüber sind
    wir uns doch einig.

    Ich meine, es ist durchaus kennzeichnend, daß in die-
    ser Diskussion derjenige auf seiten der SPD-Fraktion,
    der sich in Sachen Ökologie etwas auskennt, der Kollege
    von Weizsäcker, nicht dabei ist, obgleich er in den Deut-
    schen Bundestag kam, weil er gerade an dieser Stelle
    ansetzen wollte. Aber ich kann es verstehen. Diese Form
    von Unvernunft muß einem doch weh tun.

    Herr Kollege Loske, Sie haben gesagt: „in stetigen,
    kleinen Schritten.“ Da erinnere ich kurz an den Kollegen
    Struck, der kein anderer ist als der Vorsitzende der so-
    zialdemokratischen Fraktion. Wenn 40 Pfennig für Sie,
    Herr Loske, stetige, kleine Schritte sind, dann verstehe
    ich die Welt nicht mehr. Aber die Mineralölsteueranhe-
    bung müssen Sie in der Koalition unter sich ausmachen.

    Herr Poß, machen Sie sich doch nichts vor! Sie hat es
    doch genauso geärgert, mit wieviel Unvernunft Ihr
    Fraktionsvorsitzender in diese Diskussion gegangen ist.
    Sie haben ihn doch aus den eigenen Reihen kräftig nie-
    dergemacht.


    (Joachim Poß [SPD]: Wir machen keinen nieder!)


    – Sie brauchen gar nicht den Kopf zu schütteln. So ist
    das.

    Das heißt also: Sie kassieren ab. Ein Konzept ist nicht
    zu erkennen.

    Herr Kollege Loske, Sie waren selten so wortlos wie
    heute. Sie haben gut drei Viertel Ihrer Redezeit auf den
    Kosovo verwandt, auf Polemik, auf Fragen der Famili-
    enpolitik und, und, und. Nur auf die ökologische Kom-
    ponente ist der ökologische Sprecher der Grünen er-
    staunlicherweise fast überhaupt nicht eingegangen.


    (Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen besser zuhören, Herr Lippold!)


    – Nein, Sie wissen, ich höre Ihnen immer zu. – Vier,
    fünf magere Sätze haben Sie darauf verwandt. Ich sage
    ganz deutlich: Das ist zuwenig.

    Das kann nicht anders sein, weil Sie selbst um die
    Schwächen Ihres eigenen Konzepts wissen. Sie selbst
    wissen, daß diese Diskussion schädlich ist, unter ökolo-
    gischen Aspekten genauso wie für den Standort
    Deutschland. Deshalb wäre es bestens, wenn diese un-
    vernünftigen Pläne schnellstens vom Tisch kämen.

    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
letzter Redner in dieser Aktuellen Stunde hat der Kolle-
ge Reinhard Schultz von der SPD-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Reinhard Schultz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsi-
    dent! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, wir
    müssen uns darauf einstellen, daß bis zu den nächsten
    Bundestagswahlen in einem gewissen Rhythmus –
    zweimonatlich – ein Gespenst von Ihnen hervorgeholt
    wird: die Erhöhung der Mehrwertsteuer.

    Kein Mensch hat aus der SPD, aus der Regierung, aus
    der Koalition, soweit es um den Bund geht, in den letz-
    ten Wochen und Monaten dieses Wort überhaupt in den
    Mund genommen. Daß Sie Diskussionsbeiträge vom
    November letzten Jahres aus den Ländern zum Anlaß
    nehmen, heute eine Aktuelle Stunde zu beantragen – Sie
    zitierten Herrn Clement, der sich in einer völlig anderen
    Situation geäußert hat –, zeigt, was eigentlich die Ab-
    sicht ist: Mangels anderer denkbarer Wahlkampfaktivi-
    täten nimmt die F.D.P., die Schwierigkeiten hat, noch
    den einen oder anderen Bürger auf dem Marktplatz zu
    treffen, hier eine kleine Ersatzhandlung vor, um alle an-
    deren davon abzuhalten, sich erfolgreich auf die Euro-
    pawahl einzustellen. Das ist der Sinn der Übung.

    Ich sage es noch einmal und unterstreiche es aus-
    drücklich: Im Mittelpunkt der Bemühungen um die
    Konsolidierung der öffentlichen Haushalte wird ein
    Sparprogramm stehen, das sozial gerecht und nachhaltig
    ist und sicherstellt, daß wir nach einer überschaubaren
    Zeit wieder Grund unter den Füßen haben werden. Für
    diese Konsolidierung wird es keine zusätzliche Steuer-
    einnahme geben.

    Wir haben in der Wahl angekündigt und in den Ko-
    alitionsvertrag aufgenommen: Wir wollen, festgemacht
    am Leitparameter Energie, stetig die Belastung der
    Umwelt verteuern. Das tun wir über die Ökosteuer.
    Gleichzeitig wollen wir die Mehreinnahmen komplett
    zur Entlastung des Faktors Arbeit zurückgeben. Dabei
    bleibt es auch. Über die Ökosteuer wird es keinerlei
    Haushaltsfinanzierung anderer Art oder weitere vorstell-
    bare Aktivitäten geben. Statt dessen wird jede Mark, die
    wir über die Ökosteuer einnehmen, in die Senkung der
    Lohnnebenkosten gesteckt. Bei dieser Aussage bleibt es.


    (Zuruf von der F.D.P.: Das ist doch Roßtäuscherei!)


    Jetzt reden wir darüber – das ist offensichtlich –, in
    welchen Schritten und mit welchem Tempo man das
    macht. Das Ziel ist klar: Wir wollen die Lohnnebenko-
    stensenkung um 2,4 Prozent in dieser Wahlperiode er-
    reichen. Daraus errechnet die interessierte Presse, wie-
    viel Volumen man auf die verschiedenen Energieträger
    verlagern muß. So kommen bestimmte Größenordnun-
    gen zustande, wie zum Beispiel auch die 40 Pfennig von
    Herrn Struck.

    Herr Struck hat nichts anderes gesagt als das, was ich
    noch einmal klarstellen will. Wir werden in einem Ge-
    setz alle weiteren Stufen der Ökosteuer festlegen. Ob es
    zwei Stufen werden, wie es in der Koalitionsvereinba-
    rung steht, oder drei, oder ob wir über das Jahr 2002
    hinausgehen, was viele von uns für sinnvoll halten, wird
    sich zeigen. All das mündet in ein Gesamtpaket, das die
    Unternehmensteuer, den Familienlastenausgleich und
    die Ökosteuer beinhaltet, so daß jeder Bürger sehen
    kann, wo es mehr Be- und wo es mehr Entlastungen

    Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)







    (A) (C)



    (B) (D)


    gibt. Unterm Strich gesehen wird es mehr Entlastungen
    geben.

    Herr Brüderle hat gesagt, wir hätten einen Kanzler
    der Bosse. Wenn die SPD mit Gerhard Schröder sowohl
    den großen Versicherungsunternehmen als auch den
    Energieversorgungsunternehmen – inzwischen ist der
    Konsens hergestellt – 16 Milliarden DM, die sie an der
    Steuer vorbeigeführt haben, aus den Rippen leiert, kann
    man das nicht gerade als Streicheleinheit für die Groß-
    konzerne bezeichnen.

    Es war völlig richtig, daß wir das gemacht haben,
    weil wir dieses Geld brauchen, um an anderer Stelle
    wieder Gerechtigkeit herzustellen. Der Mittelstand ist
    entlastet worden, und er wird auch in der Unternehmen-
    steuerreform weiter entlastet werden.

    Ich weiß auch nicht, warum Sie so hetzen. Wenn die
    Unternehmensteuerreformkommission und alle Verbän-
    de sagen, wir sollten lieber sorgfältig herangehen, als ir-
    gendwelche Experimente zu machen, die später teilwei-
    se wieder korrigiert werden müssen, weil man sich vor-
    her nicht im einzelnen darüber im klaren war, wie wel-
    che Änderung im Körperschaftsteuerrecht, im Einkom-
    mensteuerrecht oder im Gewerbesteuerrecht tatsächlich
    wirkt, dann sage ich, es ist besser, die Reform für die
    rechtsformgebundenen Gesellschaften und die Perso-
    nengesellschaften erst im Jahre 2001 umzusetzen, und
    zwar richtig, ordentlich und überschaubar, nach einer

    guten Vorbereitung durch Planspiele und mit einer deut-
    lichen Entlastung der tatsächlichen Steuerbelastung
    durch Änderung der Steuersätze, statt irgendwelche
    Fummeleien vorzunehmen, die nur vorgaukeln, man
    hätte damit wirtschaftspolitisch eine Glanztat vollbracht.

    Wir werden sorgfältig arbeiten. Wir werden unser
    Programm Schritt für Schritt abarbeiten, und daran wer-
    den Sie uns nicht hindern, auch wenn wir uns darauf
    einstellen müssen, alle zwei Monate zur Mehrwertsteuer
    eine Aktuelle Stunde erleben zu dürfen. Das geht zwar
    von unserer Lebenszeit ab, bringt uns aber nicht um.


    (Zuruf von der SPD: Aber auch nicht weiter!)

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)