Rede:
ID1404106200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 11
    1. Alsnächster: 1
    2. Redner: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Kollege: 1
    6. Klaus: 1
    7. Lippold: 1
    8. von: 1
    9. derCDU/CSU-Fraktion: 1
    10. das: 1
    11. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/41 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers Ergebnisse des Europäischen Rates am 3. und 4. Juni 1999 in Köln und zum Stand der Friedensbemühungen im Ko- sovo-Konflikt ............................................ 3483 A b) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an einer interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Um- feldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung einer Friedensregelung für das Kosovo (Drucksache 14/1111) ................................ 3483 B Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 3483 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 3488 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 3492 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 3495 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 3497 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3501 C Michael Glos CDU/CSU.................................. 3504 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN................................................... 3505 A Gernot Erler SPD............................................. 3507 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 3509 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3511 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU...................... 3512 B Günter Verheugen, Staatsminister AA............. 3514 B Dr. Norbert Wieczorek SPD ............................ 3516 C Tagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Ankündigun- gen einer Mehrwertsteuererhöhung und einer fortlaufenden Erhöhung der Mi- neralölsteuer durch den Bundesfinanz- minister ..................................................... 3519 C Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 3519 D Jörg-Otto Spiller SPD...................................... 3520 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 3522 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3522 D Heidemarie Ehlert PDS.................................... 3524 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF.............. 3525 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 3526 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3527 D Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 3528 D Wolfgang Grotthaus SPD ................................ 3529 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 3531 A Lydia Westrich SPD ........................................ 3532 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 3533 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD.............. 3534 C Nächste Sitzung ............................................... 3535 C Berichtigungen................................................. 3535 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3537 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3483 (A) (C) (B) (D) 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 Beginn: 9.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigungen 40. Sitzung am Freitag, 7. Mai 1999, Seite 3414 D, na- mentliche Abstimmung zum Entschließungsantrag auf Drucksache 14/997: Abgeordneter Dr. Reinhard Loske (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) hat sich bei der namentli- chen Abstimmung nicht, wie angegeben, der Stim- me enthalten, sondern mit Nein gestimmt. Dement- sprechend ändert sich das endgültige Ergebnis der Abstimmung. Die Zahl der Nein-Stimmen beträgt tatsächlich 567 und der Enthaltungen 8. Im selben Plenarprotokoll ist auf Seite III sowie auf Seite 3473 A jeweils bei Anlage 6 statt Günter Veit ,,Rüdiger Veit“ zu lesen. Bei den unter Anlage 6 aufgeführten Namen gehört die Abgeordnete Claudia Roth (Hamburg) nicht der SPD- Fraktion an, sondern der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Auf Seite 3478 D ist bei dem Rednerkopf Petra Ernstberger statt PDS ,,SPD“ zu lesen. Reinhard Schultz (Everswinkel) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3537 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Blank, Renate CDU/CSU 8.6.99 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 8.6.99 Braun (Augsburg), Hildebrecht F.D.P. 8.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 8.6.99 Bruckmann, Hans-Günter SPD 8.6.99 Bulmahn, Edelgard SPD 8.6.99 Eichhorn, Maria CDU/CSU 8.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 8.6.99 Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Frick, Gisela F.D.P. 8.6.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Bayreuth), Horst F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 8.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 8.6.99 Gebhardt, Fred PDS 8.6.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 8.6.99 Gradistanac, Renate SPD 8.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 8.6.99 Hartenbach, Alfred SPD 8.6.99 Heinrich, Ulrich F.D.P. 8.6.99 Dr. Höll, Barbara PDS 8.6.99 Hoffmann (Wismar), Iris SPD 8.6.99 Hornung, Siegfried CDU/CSU 8.6.99 Hübner, Carsten PDS 8.6.99 Jäger, Renate SPD 8.6.99 Janz, Ilse SPD 8.6.99 Jüttermann, Gerhard PDS 8.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 8.6.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 8.6.99 Kasparick, Ulrich SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Köster-Lößack, Angelika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Kolbow, Walter SPD 8.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Kumpf, Ute SPD 8.6.99 Leidinger, Robert SPD 8.6.99 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 8.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 8.6.99 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine F.D.P. 8.6.99 Mante, Winfried SPD 8.6.99 Dr. Mayer (Siegertsbrunn), Martin CDU/CSU 8.6.99 Meckel, Markus SPD 8.6.99 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 8.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 8.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 8.6.99 Müller (Jena), Bernward CDU/CSU 8.6.99 Müller (Kirchheim), Elmar CDU/CSU 8.6.99 Nahles, Andrea SPD 8.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 8.6.99 Oswald, Eduard CDU/CSU 8.6.99 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 8.6.99 Philipp, Beatrix CDU/CSU 8.6.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 8.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 8.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 8.6.99 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 8.6.99 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 8.6.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 8.6.99 Schaich-Walch, Gudrun SPD 8.6.99 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 8.6.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 8.6.99 von Schmude, Michael CDU/CSU 8.6.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 8.6.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 3538 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 8.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 8.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 8.6.99 Spanier, Wolfgang SPD 8.6.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 8.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 8.6.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 Tappe, Joachim SPD 8.6.99 Tauss, Jörg SPD 8.6.99 Teuchner, Jella SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Uldall, Gunnar CDU/CSU 8.6.99 Voß, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Weißgerber, Gunter SPD 8.6.99 Wiesehügel, Klaus SPD 8.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 8.6.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 8.6.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 8.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 8.6.99 Wolff (Zielitz), Waltraud SPD 8.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 8.6.99 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Lydia Westrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen! Herr Austermann, so einfach kann
    man die Verantwortung für 16 Jahre verfehlte Politik
    nicht wegschieben. Das geht auch hier im Hohen Hause
    nicht.

    Zum Kindergeld. Sie waren nicht im Finanzausschuß,
    Sie können nicht beurteilen, wie viele Kämpfe wir mit
    Ihrem leider verstorbenen Kollegen Dr. Fell ausgefoch-
    ten haben, damit eine gleichmäßige Erhöhung des Kin-
    dergeldes überhaupt hat stattfinden können. Im übrigen
    vergessen Sie das Urteil des Bundesverfassungsgerich-
    tes, das Ihnen ja ins Stammbuch geschrieben hat, daß
    Sie wieder einmal die Familien viel zu hoch belastet ha-
    ben.


    (Beifall bei der SPD)

    Sie sind durch das Bundesverfassungsgericht gezwun-
    gen worden, das Kindergeld anzuheben. Sie haben es bis

    auf den letzten Moment hinausgeschoben und es erst zu
    dem Zeitpunkt angehoben, den das Bundesverfassungs-
    gericht als spätesten Termin vorgeschrieben hat. Deswe-
    gen hat das Bundesverfassungsgericht jetzt gesagt, wenn
    es dieses Jahr nicht passiert, dann wird es so geschehen,
    wie wir es vorgeschrieben haben. Das haben Sie ver-
    schuldet.

    Sie täten als Opposition wirklich gut daran, wenn Sie
    zum Beispiel den Rat des Präsidenten des Bundes der
    Steuerzahler annehmen würden, der gesagt hat: Die Op-
    position wäre jetzt gut beraten, wenn sie den Bundesfi-
    nanzminister bei seinen Plänen nicht behindern würde.
    Er spricht in seinen beschwörenden Warnungen von den
    Folgen der zunehmenden Staatsverschuldung und be-
    dauert, daß sie erst jetzt unter der rotgrünen Bundesre-
    gierung als Bedrohung der öffentlichen Haushalte über-
    haupt wahrgenommen wird.

    Was haben Sie auf der rechten Seite immer gelästert,
    wenn Ingrid Matthäus-Maier zum Beispiel die Zinslast
    des Staates vorgerechnet hat. Sie haben nicht nur gelä-
    stert, Sie haben mit dieser Schuldenpolitik einfach wei-
    tergemacht. Die Steuererhöhungen waren zahlreich.
    Herr Diller hat sie ja aufgezählt. Sie geschahen mit Ihrer
    Zustimmung. Der Erfolg war gleich null bezüglich des
    Schuldenstandes; ganz im Gegenteil.

    In 16 Jahren haben Sie es geschafft, daß trotz deutlich
    wachsendem Bruttosozialprodukt die Steuereinnahmen
    stagniert haben, ja zurückgegangen sind. Sie haben es
    weiterhin geschafft, daß viele Gewinne in Niedrigsteu-
    ergebiete der ganzen Welt verlagert worden sind und
    daß Arbeitnehmer bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit
    geschröpft wurden.

    Sie haben mit Ihrer Politik zugelassen, daß Steuer-
    zahler mit komfortablen finanziellen Spielräumen ihre
    Steuerschuld durch Verlustzuweisungen und Sonderab-
    schreibungen mindern konnten.


    (Joachim Poß [SPD]: Sehr wahr!)

    Sie haben auch nichts gegen Schattenwirtschaft und
    Steuerkriminalität unternommen. In diesem Zusammen-
    hang denke ich an die Diskussion über § 30 a der Abga-
    benordnung.

    Wir haben schon in den ersten Monaten erste Maß-
    nahmen probiert; sie wirken.


    (Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/CSU]: „Probiert“ ist richtig!)


    – Ich muß Ihnen sagen, daß wir nicht in drei Monaten
    die Auswirkungen einer über 16 Jahre verfehlten Politik
    ändern können. Das ist zuviel der Ehre. Aber letztend-
    lich werden wir es schaffen.


    (Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/CSU]: Sie haben schon viel Unvernünftiges geschaffen!)


    – Es ist richtig, wir haben schon sehr viel Vernünftiges
    geschaffen.

    Wir haben im Wahlkampf soziale Gerechtigkeit ver-
    sprochen. Die Steuergerechtigkeit gehört untrennbar da-
    zu. Sie können sicher sein, daß wir unsere Versprechen

    Dietrich Austermann






    (A) (C)



    (B) (D)


    halten. Steuerpolitik unter einer rotgrünen Bundesregie-
    rung heißt, keine Steuererhöhungen mehr für die Masse
    der Steuerzahler, wie das bisher unter der alten Regie-
    rung der Fall war. Deshalb sind Ihre Versuche, uns
    Steuererhöhungen einzureden, völlig sinnlos.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer redet denn dauernd davon?)


    Zu Ihrer Steuerpolitik gehörte – wie die Luft zum
    Atmen –, irgendwelche Steuern zu erhöhen, wenn die
    geringsten Probleme anstanden. Dieses Vorgehen kön-
    nen Sie uns nicht unterschieben. Wir entdecken eine
    neue Tugend – nein, eine alte Tugend neu –, die norma-
    lerweise den konservativen Kräften zugeschrieben wird,
    nämlich das Sparen. Ich empfehle Ihnen als Opposition,
    ausnahmsweise den Rat des Präsidenten des Bundes der
    Steuerzahler ernst zu nehmen. Behindern Sie die Arbeit
    des Bundesfinanzministers in dieser Hinsicht nicht! Hel-
    fen Sie lieber mit! Reden Sie mit den Handwerksmei-
    stern!

    Erst gestern sagte mir ein Dachdecker, daß seit Jahren
    die Lohnnebenkosten das erste Mal gesunken sind. Die
    Schuhfabriken in meinem Wahlkreis Pirmasens, die ei-
    nen Lohnkostenanteil von mehr als 30 Prozent haben,
    warten schon auf die nächste Senkung der Lohnneben-
    kosten. Die Unternehmer sagen, daß wir damit konkur-
    renzfähig bleiben. Wenn Sie nicht mit Verbandsfunktio-
    nären, sondern mit den Menschen vor Ort reden – das ist
    notwendig –, dann sehen Sie unsere Politik in einem
    ganz anderen Licht.


    (Peter Rauen [CDU/CSU]: Mit dem Dachdekkermeister reden Sie nicht!)


    Die Menschen, die Sie belastet haben, haben jetzt
    mehr Geld in den Lohntüten, Herr Rauen. Das soll na-
    türlich so bleiben. Sie können noch so viele Aktuelle
    Stunden beantragen: Wir schaffen eine soziale Steuerge-
    rechtigkeit, wie sie im Buche steht.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat der Kollege Klaus Lippold von der
CDU/CSU-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus W. Lippold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-
    ren! Herr Diller, so einfach kann man es sich nicht ma-
    chen, indem man von einer sozial gerechten Politik nur
    spricht. Vor der Wahl haben Sie unsere Einführung einer
    demographischen Komponente in die Rentenpolitik
    verteufelt. Sie haben den Rentnern gesagt, daß damit das
    Niveau unverschämt abgesenkt würde und daß wir sie
    plündern würden. Jetzt auf einmal diskutieren Sie über
    die demographische Komponente und die Aussetzung
    der Anhebung der Renten. Das ist doch zynisch und eine
    klassische Rentenlüge: vor der Wahl auf der Koalition
    herumzuhauen und nach der Wahl Maßnahmen einzu-
    leiten, die größere Auswirkungen haben als die, die wir

    damals auf Grund unserer Verantwortung gegenüber der
    jüngeren Generation durchführen mußten.

    Herr Diller, Sie sprachen in diesem Zusammenhang
    von „wirtschaftlich vernünftig“. Schauen Sie sich doch
    einmal die Zahlen über die Investitionen aus anderen
    Ländern am Standort Deutschland an! Mini-Euro-
    Länder hängen uns hinsichtlich der Investitionszahlen
    ab. Mit dem Ausgangspunkt unserer Reformen hatten
    wir es in den letzten Jahren geschafft, diesen fatalen
    Trend zu brechen und erstmals wieder steigende Aus-
    landsinvestitionen in Deutschland herbeizuführen. Sie
    haben den grandiosen Erfolg geerbt. Frau Kollegin, Sie
    haben richtigerweise gesagt, daß Sie in drei Monaten
    viel verändert haben. Sie haben nämlich den positiven
    Trend umgekehrt. Jetzt geht es mit den Investitionen
    nach unten, und die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze
    ist gefährdet.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Kollege Grotthaus, Sie müssen noch lernen, sehr

    aufmerksam zuzuhören. Herr Diller hat in seinen For-
    mulierungen eine Mehrwertsteuererhöhung nicht ausge-
    schlossen. Wer über Jahre hinweg seine Formulierungen
    verfolgt, weiß ganz genau, was sie bedeuten. Er hat die
    Erhöhung der Mehrwertsteuer definitiv nicht ausge-
    schlossen. Das ist doch das Problem: Sie tasten sich
    durch solche Diskussionen daran heran, um hinterher
    sagen zu können, Sie hätten es machen müssen.

    Man muß Ihre Steuerdiskussion einmal werten. Ich
    tue das.

    „Ich bin entgeistert über diese Diskussion.“ Das sage
    nicht ich, das sagt Herr Clement. Da wird der Verzicht
    auf die zweite Stufe der Ökosteuerreform gefordert. Das
    sage nicht ich, das sagt Herr Clement. Und, Herr Diller,
    gerade in bezug auf Investitionen am Standort Deutsch-
    land: „Der nationale Alleingang überfordert energiein-
    tensive Industrien“. Gemeint ist: in der Bundesrepublik
    Deutschland. Auch das sage nicht ich, das sagt Herr
    Clement. Ist der Mann eigentlich so völlig unfähig, oder
    gehört er zur Opposition? Sie müssen doch langsam an-
    fangen, sich ernsthaft Fragen zu stellen.

    Dann heißt es: „nicht unentwegt Schnellschüsse!“ Ich
    will Sie trösten: Das sagt nicht der Kollege Clement, das
    sagt die Kollegin Simonis, ihres Zeichens Ministerpräsi-
    dentin in Schleswig-Holstein.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Noch!)

    – Noch.

    Dann gibt es jemanden, der zu dem Ganzen sagt:
    „Das ist völlig unvernünftig.“ Das ist der Ministerpräsi-
    dent von Niedersachsen, Herr Glogowski.

    Sie können uns doch jetzt nicht einreden, das sei – bei
    Herrn Loske fiel dieses böse Wort – schlicht und ergrei-
    fend Polemik. Es sind Sozialdemokraten, die das gesagt
    haben, und sie haben recht. Im übrigen sagt es auch Ihr
    Kollege Metzger so.

    Sehen wir uns die Ökosteuerdiskussion an! Erst hieß
    es: nur europäisch. Machen wir uns nichts vor: Dieses

    Lydia Westrich






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Wort haben Sie längst gebrochen. Jetzt ist nichts mehr
    mit „nur europäisch“.

    Bedenken wir, was Sie im ersten Durchgang gemacht
    haben! Sie haben regenerative Energien belastet. Das ist
    doch wohl nicht ökologisch. Herr Loske; darüber sind
    wir uns doch einig.

    Ich meine, es ist durchaus kennzeichnend, daß in die-
    ser Diskussion derjenige auf seiten der SPD-Fraktion,
    der sich in Sachen Ökologie etwas auskennt, der Kollege
    von Weizsäcker, nicht dabei ist, obgleich er in den Deut-
    schen Bundestag kam, weil er gerade an dieser Stelle
    ansetzen wollte. Aber ich kann es verstehen. Diese Form
    von Unvernunft muß einem doch weh tun.

    Herr Kollege Loske, Sie haben gesagt: „in stetigen,
    kleinen Schritten.“ Da erinnere ich kurz an den Kollegen
    Struck, der kein anderer ist als der Vorsitzende der so-
    zialdemokratischen Fraktion. Wenn 40 Pfennig für Sie,
    Herr Loske, stetige, kleine Schritte sind, dann verstehe
    ich die Welt nicht mehr. Aber die Mineralölsteueranhe-
    bung müssen Sie in der Koalition unter sich ausmachen.

    Herr Poß, machen Sie sich doch nichts vor! Sie hat es
    doch genauso geärgert, mit wieviel Unvernunft Ihr
    Fraktionsvorsitzender in diese Diskussion gegangen ist.
    Sie haben ihn doch aus den eigenen Reihen kräftig nie-
    dergemacht.


    (Joachim Poß [SPD]: Wir machen keinen nieder!)


    – Sie brauchen gar nicht den Kopf zu schütteln. So ist
    das.

    Das heißt also: Sie kassieren ab. Ein Konzept ist nicht
    zu erkennen.

    Herr Kollege Loske, Sie waren selten so wortlos wie
    heute. Sie haben gut drei Viertel Ihrer Redezeit auf den
    Kosovo verwandt, auf Polemik, auf Fragen der Famili-
    enpolitik und, und, und. Nur auf die ökologische Kom-
    ponente ist der ökologische Sprecher der Grünen er-
    staunlicherweise fast überhaupt nicht eingegangen.


    (Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen besser zuhören, Herr Lippold!)


    – Nein, Sie wissen, ich höre Ihnen immer zu. – Vier,
    fünf magere Sätze haben Sie darauf verwandt. Ich sage
    ganz deutlich: Das ist zuwenig.

    Das kann nicht anders sein, weil Sie selbst um die
    Schwächen Ihres eigenen Konzepts wissen. Sie selbst
    wissen, daß diese Diskussion schädlich ist, unter ökolo-
    gischen Aspekten genauso wie für den Standort
    Deutschland. Deshalb wäre es bestens, wenn diese un-
    vernünftigen Pläne schnellstens vom Tisch kämen.

    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)