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ID1404106000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/41 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers Ergebnisse des Europäischen Rates am 3. und 4. Juni 1999 in Köln und zum Stand der Friedensbemühungen im Ko- sovo-Konflikt ............................................ 3483 A b) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an einer interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Um- feldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung einer Friedensregelung für das Kosovo (Drucksache 14/1111) ................................ 3483 B Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 3483 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 3488 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 3492 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 3495 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 3497 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3501 C Michael Glos CDU/CSU.................................. 3504 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN................................................... 3505 A Gernot Erler SPD............................................. 3507 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 3509 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3511 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU...................... 3512 B Günter Verheugen, Staatsminister AA............. 3514 B Dr. Norbert Wieczorek SPD ............................ 3516 C Tagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Ankündigun- gen einer Mehrwertsteuererhöhung und einer fortlaufenden Erhöhung der Mi- neralölsteuer durch den Bundesfinanz- minister ..................................................... 3519 C Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 3519 D Jörg-Otto Spiller SPD...................................... 3520 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 3522 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3522 D Heidemarie Ehlert PDS.................................... 3524 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF.............. 3525 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 3526 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3527 D Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 3528 D Wolfgang Grotthaus SPD ................................ 3529 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 3531 A Lydia Westrich SPD ........................................ 3532 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 3533 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD.............. 3534 C Nächste Sitzung ............................................... 3535 C Berichtigungen................................................. 3535 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3537 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3483 (A) (C) (B) (D) 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 Beginn: 9.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigungen 40. Sitzung am Freitag, 7. Mai 1999, Seite 3414 D, na- mentliche Abstimmung zum Entschließungsantrag auf Drucksache 14/997: Abgeordneter Dr. Reinhard Loske (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) hat sich bei der namentli- chen Abstimmung nicht, wie angegeben, der Stim- me enthalten, sondern mit Nein gestimmt. Dement- sprechend ändert sich das endgültige Ergebnis der Abstimmung. Die Zahl der Nein-Stimmen beträgt tatsächlich 567 und der Enthaltungen 8. Im selben Plenarprotokoll ist auf Seite III sowie auf Seite 3473 A jeweils bei Anlage 6 statt Günter Veit ,,Rüdiger Veit“ zu lesen. Bei den unter Anlage 6 aufgeführten Namen gehört die Abgeordnete Claudia Roth (Hamburg) nicht der SPD- Fraktion an, sondern der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Auf Seite 3478 D ist bei dem Rednerkopf Petra Ernstberger statt PDS ,,SPD“ zu lesen. Reinhard Schultz (Everswinkel) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3537 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Blank, Renate CDU/CSU 8.6.99 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 8.6.99 Braun (Augsburg), Hildebrecht F.D.P. 8.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 8.6.99 Bruckmann, Hans-Günter SPD 8.6.99 Bulmahn, Edelgard SPD 8.6.99 Eichhorn, Maria CDU/CSU 8.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 8.6.99 Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Frick, Gisela F.D.P. 8.6.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Bayreuth), Horst F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 8.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 8.6.99 Gebhardt, Fred PDS 8.6.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 8.6.99 Gradistanac, Renate SPD 8.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 8.6.99 Hartenbach, Alfred SPD 8.6.99 Heinrich, Ulrich F.D.P. 8.6.99 Dr. Höll, Barbara PDS 8.6.99 Hoffmann (Wismar), Iris SPD 8.6.99 Hornung, Siegfried CDU/CSU 8.6.99 Hübner, Carsten PDS 8.6.99 Jäger, Renate SPD 8.6.99 Janz, Ilse SPD 8.6.99 Jüttermann, Gerhard PDS 8.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 8.6.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 8.6.99 Kasparick, Ulrich SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Köster-Lößack, Angelika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Kolbow, Walter SPD 8.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Kumpf, Ute SPD 8.6.99 Leidinger, Robert SPD 8.6.99 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 8.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 8.6.99 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine F.D.P. 8.6.99 Mante, Winfried SPD 8.6.99 Dr. Mayer (Siegertsbrunn), Martin CDU/CSU 8.6.99 Meckel, Markus SPD 8.6.99 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 8.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 8.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 8.6.99 Müller (Jena), Bernward CDU/CSU 8.6.99 Müller (Kirchheim), Elmar CDU/CSU 8.6.99 Nahles, Andrea SPD 8.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 8.6.99 Oswald, Eduard CDU/CSU 8.6.99 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 8.6.99 Philipp, Beatrix CDU/CSU 8.6.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 8.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 8.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 8.6.99 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 8.6.99 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 8.6.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 8.6.99 Schaich-Walch, Gudrun SPD 8.6.99 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 8.6.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 8.6.99 von Schmude, Michael CDU/CSU 8.6.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 8.6.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 3538 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 8.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 8.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 8.6.99 Spanier, Wolfgang SPD 8.6.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 8.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 8.6.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 Tappe, Joachim SPD 8.6.99 Tauss, Jörg SPD 8.6.99 Teuchner, Jella SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Uldall, Gunnar CDU/CSU 8.6.99 Voß, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Weißgerber, Gunter SPD 8.6.99 Wiesehügel, Klaus SPD 8.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 8.6.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 8.6.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 8.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 8.6.99 Wolff (Zielitz), Waltraud SPD 8.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 8.6.99 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dietrich Austermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident!
    Meine Damen und Herren! Es gibt keinen Grund, die
    Steuern zu erhöhen, aber viele Gründe, die Steuern zu
    senken. Darauf ist deutlich hingewiesen worden. Kein
    Grund, die Steuern zu erhöhen, ist insbesondere die
    Haushaltslage und das, was diese Bundesregierung vor-
    gefunden hat.

    Ich muß ein paar Sätze zu den Unwahrheiten sagen,
    die die Kollegen Diller und Spiller über die Haushalts-
    situation 1998 verbreitet haben, um deutlich zu machen,
    auf welcher Basis wir heute diskutieren. Zunächst muß
    man feststellen: Die letzten fünf Haushalte des Bundes
    sind mit einem praktisch konstanten Ausgabevolumen
    abgehakt worden. Der erste Haushalt, den Sie und dieser
    Finanzminister zu verantworten haben, verzeichnet bei
    den Ausgaben eine Steigerung um 30 Milliarden DM.
    Zuvor konstante Ausgaben, jetzt Steigerung um 30 Mil-
    liarden DM! Jetzt sucht der Finanzminister 30 Milliar-
    den DM, wahrscheinlich um – das ist doch ganz einfach
    – die Löcher, die er in diesem Jahr zusammen mit seinen
    rotgrünen Freunden verursacht hat, wieder auszuglei-
    chen.

    Also muß ich da ansetzen, wo das Ausgabegebaren in
    die falsche Richtung gedrängt wurde. Dieser Bundes-
    haushalt, der noch nicht einmal in Kraft getreten ist –
    das Inkrafttreten wird wohl verschoben, damit man die
    Investitionen bloß nicht tätigen muß –, ist von einem
    Rekordwachstum gekennzeichnet, von einer Ausgaben-
    steigerung von 6,3 Prozent. In dieser Situation davon zu
    reden, wir hätten Ihnen marode Verhältnisse und ein
    Loch von 20 Milliarden DM hinterlassen, ist natürlich
    völlig falsch. Sie können das strukturelle Defizit nicht
    beziffern. Sie wissen nicht, wie Sie auf die 20 Milliarden
    DM gekommen sind. Und Sie können – das wissen Sie
    genau – die Privatisierungserlöse des letzten Jahres in
    dieses Jahr herübernehmen. Für Ihre Behauptung gibt es
    also überhaupt keinen Grund.

    Jetzt sage ich etwas zu dem Kollegen aus Oberhau-
    sen, der gerade vor mir gesprochen hat.


    (Susanne Kastner [SPD]: Er hat gut gesprochen!)


    Er hat gesagt, in der SPD rede keiner von Steuererhö-
    hungen. Da Sie ja nun aus Nordrhein-Westfalen kom-
    men, müßten Sie wissen: Die ersten, die nach der Wahl
    von Steuererhöhungen geredet haben, waren Steinbrück
    und Clement. Beide müßten Ihnen bekannt sein. Daß
    beide von Mehrwertsteuererhöhung gesprochen haben,
    haben wir nicht erfunden. Zuletzt, am Sonntag, hat auch
    Herr Eichel davon gesprochen und das „unter bestimm-
    ten Voraussetzungen“ nicht ausschließen wollen. Auch
    Herrn Diller habe ich heute nicht so verstanden, daß er
    das grundsätzlich ausschließt. Er hat lediglich gesagt: In

    diesem Zusammenhang wollen wir das nicht. Aber bis
    zum 30. Juni kann sich natürlich der Zwang entwickeln,
    diesen Schritt gehen zu müssen, auch wenn man es nicht
    will. Manch einer tut ja etwas, was er gar nicht möchte,
    weil er es muß. Diesen Eindruck habe ich hier; Sie reden
    sich in einen solchen Bedarf hinein.

    Auch die Grünen reden dauernd von Steuererhöhun-
    gen. Herr Struck hat davon gesprochen, die Mineral-
    ölsteuer um 40 Pfennig zu erhöhen. Herr Schmidt, las-
    sen Sie mich einmal vorrechnen, was Ihre Transaktion
    beispielsweise für die Rente bedeutet: Im letzten Jahr
    hat der Bundeszuschuß zur Rentenversicherung
    100 Milliarden DM betragen. In diesem Jahr werden es
    auf Grund falscher Entscheidungen von Ihnen 120 Mil-
    liarden DM sein. Wenn Sie jetzt die Mineralölsteuer um
    40 Pfennig erhöhen – –


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wollen wir doch gar nicht!)


    – Natürlich, Sie haben die Mineralölsteuer erhöhen müs-
    sen, um damit die Senkung der Rentenbeiträge, also der
    Lohnnebenkosten, auszugleichen. Das heißt, Sie müssen
    die Zuwendungen des Bundes an die Rentenkasse erhö-
    hen. Die nämlich steigen im Gegenzug – auch wenn Sie
    um 40 Pfennig erhöhen – auf 151 Milliarden DM. Und
    Sie reden hier davon, man gehe mit den Staatsfinanzen
    sparsam um!

    Das kann man sich doch ausrechnen: Im letzten Jahr
    100 Milliarden DM Bundeszuschuß für die Rente, das
    nächste Mal – um die Senkung der Lohnnebenkosten
    auszugleichen – 151 Milliarden DM! Und gleichzeitig
    nehmen Sie den Rentnern noch das Geld aus der Tasche:
    im nächsten Jahr 3,5 Milliarden DM, im übernächsten
    Jahr 10,5 Milliarden DM. Sie haben den Anspruch ver-
    loren, überhaupt von sozialer Gerechtigkeit reden zu
    können. Mit Ihren Entscheidungen, die Sie in den letzten
    acht Monaten getroffen haben – mit denen Sie doch ge-
    rade die kleinen Leute treffen: Mineralölsteuererhöhung,
    Ökosteuer usw. –, haben Sie den Anspruch verloren, von
    sozialer Gerechtigkeit zu reden, die Sie mit Ihrer Politik
    angeblich erhöhen wollten. Gleichzeitig reden Sie pau-
    senlos von der Notwendigkeit, irgendeine Steuer zu er-
    höhen, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu
    können. Sie müssen sich schon einigen auf das, was Sie
    hier vortragen wollen.

    Es heißt immer, die Steuern in Deutschland seien ja
    gar nicht so hoch. Richtig ist, daß die Steuerquote in der
    Zeit, in der wir an der Regierung waren, gesunken ist.
    Richtig ist, daß sie in den ersten acht Monaten Ihrer Re-
    gierung wieder gestiegen ist.

    Tatsache ist also nach den ersten acht Monaten: Sie
    machen offensichtlich eine Politik, die die Steuer-
    lastquote in die Höhe treibt. Und was das Schlimme ist –
    deswegen ist das Ganze ja für die Bürger so belastend
    und besonders bemerkenswert –: Mit dieser falschen
    Politik werden Investitionen gedrosselt. Es werden keine
    zusätzlichen Arbeitsplätze geschaffen. Die Zahl der
    Leute, die in Deutschland Arbeit haben, wird am Ende
    des Jahres kleiner sein als zu Beginn des Jahres. Das ist
    das eigentlich Fatale an Ihrer Politik.






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Deswegen müssen Sie heute, spätestens aber in der
    nächsten Sitzungswoche – damit, wie der Kollege Merz
    gesagt hat, wir vor der Sommerpause darüber diskutie-
    ren können – ganz klar sagen, welche Absicht bezüglich
    zusätzlicher Belastung von Bürgern und Industrie Sie
    verfolgen. Das muß auf den Tisch, darüber muß disku-
    tiert werden. Ich hoffe, es kommt dann möglichst bald
    wieder vom Tisch. Dieses Land verträgt nämlich alles,
    bloß keine zusätzlichen Steuererhöhungen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Den letzten Satz möchte ich sagen, damit sich nichts

    Falsches in den Köpfen festsetzt. Wir haben angeblich
    nichts für die Familien getan. Wir haben das Kindergeld
    in den letzten drei Jahren vor dem Regierungswechsel
    zweimal erhöht. Als wir die Regierung übernommen ha-
    ben, betrug das Kindergeld für das erste Kind 50 DM,
    als wir aufhörten, lag es bei 220 DM. Die Familienlei-
    stungen im Jahre 1982 lagen bei 25 Milliarden DM, im
    letzten Jahr bei 75 Milliarden DM. Sie können doch hier
    nicht den Eindruck vermitteln, als hätten wir in den
    letzten Jahren nicht eine ganz bewußt auf sozialen Aus-
    gleich bezogene Politik betrieben. Darin wird uns keiner
    überholen.

    Politik, die von Sozialpolitik redet, aber unter dem
    Strich den kleinen Leuten, den Rentnern, den Schwa-
    chen, den Arbeitslosen, den Sozialhilfeempfängern das
    Geld aus der Tasche zieht, das paßt hinten und vorne
    nicht zusammen. Deswegen sage ich: Wir lehnen diese
    investitionsfeindliche Politik der ständigen Steuererhö-
    hungen ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächste Rednerin hat die Kollegin Lydia Westrich von
der SPD das Wort.


(Joachim Poß [SPD]: Jetzt erzählt mal, was mit dem Kindergeld war! – Nicolette Kressl [SPD]: Die 220 DM sind von uns im Bundesrat erzwungen worden! Sind Sie so vergeßlich?)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lydia Westrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen! Herr Austermann, so einfach kann
    man die Verantwortung für 16 Jahre verfehlte Politik
    nicht wegschieben. Das geht auch hier im Hohen Hause
    nicht.

    Zum Kindergeld. Sie waren nicht im Finanzausschuß,
    Sie können nicht beurteilen, wie viele Kämpfe wir mit
    Ihrem leider verstorbenen Kollegen Dr. Fell ausgefoch-
    ten haben, damit eine gleichmäßige Erhöhung des Kin-
    dergeldes überhaupt hat stattfinden können. Im übrigen
    vergessen Sie das Urteil des Bundesverfassungsgerich-
    tes, das Ihnen ja ins Stammbuch geschrieben hat, daß
    Sie wieder einmal die Familien viel zu hoch belastet ha-
    ben.


    (Beifall bei der SPD)

    Sie sind durch das Bundesverfassungsgericht gezwun-
    gen worden, das Kindergeld anzuheben. Sie haben es bis

    auf den letzten Moment hinausgeschoben und es erst zu
    dem Zeitpunkt angehoben, den das Bundesverfassungs-
    gericht als spätesten Termin vorgeschrieben hat. Deswe-
    gen hat das Bundesverfassungsgericht jetzt gesagt, wenn
    es dieses Jahr nicht passiert, dann wird es so geschehen,
    wie wir es vorgeschrieben haben. Das haben Sie ver-
    schuldet.

    Sie täten als Opposition wirklich gut daran, wenn Sie
    zum Beispiel den Rat des Präsidenten des Bundes der
    Steuerzahler annehmen würden, der gesagt hat: Die Op-
    position wäre jetzt gut beraten, wenn sie den Bundesfi-
    nanzminister bei seinen Plänen nicht behindern würde.
    Er spricht in seinen beschwörenden Warnungen von den
    Folgen der zunehmenden Staatsverschuldung und be-
    dauert, daß sie erst jetzt unter der rotgrünen Bundesre-
    gierung als Bedrohung der öffentlichen Haushalte über-
    haupt wahrgenommen wird.

    Was haben Sie auf der rechten Seite immer gelästert,
    wenn Ingrid Matthäus-Maier zum Beispiel die Zinslast
    des Staates vorgerechnet hat. Sie haben nicht nur gelä-
    stert, Sie haben mit dieser Schuldenpolitik einfach wei-
    tergemacht. Die Steuererhöhungen waren zahlreich.
    Herr Diller hat sie ja aufgezählt. Sie geschahen mit Ihrer
    Zustimmung. Der Erfolg war gleich null bezüglich des
    Schuldenstandes; ganz im Gegenteil.

    In 16 Jahren haben Sie es geschafft, daß trotz deutlich
    wachsendem Bruttosozialprodukt die Steuereinnahmen
    stagniert haben, ja zurückgegangen sind. Sie haben es
    weiterhin geschafft, daß viele Gewinne in Niedrigsteu-
    ergebiete der ganzen Welt verlagert worden sind und
    daß Arbeitnehmer bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit
    geschröpft wurden.

    Sie haben mit Ihrer Politik zugelassen, daß Steuer-
    zahler mit komfortablen finanziellen Spielräumen ihre
    Steuerschuld durch Verlustzuweisungen und Sonderab-
    schreibungen mindern konnten.


    (Joachim Poß [SPD]: Sehr wahr!)

    Sie haben auch nichts gegen Schattenwirtschaft und
    Steuerkriminalität unternommen. In diesem Zusammen-
    hang denke ich an die Diskussion über § 30 a der Abga-
    benordnung.

    Wir haben schon in den ersten Monaten erste Maß-
    nahmen probiert; sie wirken.


    (Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/CSU]: „Probiert“ ist richtig!)


    – Ich muß Ihnen sagen, daß wir nicht in drei Monaten
    die Auswirkungen einer über 16 Jahre verfehlten Politik
    ändern können. Das ist zuviel der Ehre. Aber letztend-
    lich werden wir es schaffen.


    (Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/CSU]: Sie haben schon viel Unvernünftiges geschaffen!)


    – Es ist richtig, wir haben schon sehr viel Vernünftiges
    geschaffen.

    Wir haben im Wahlkampf soziale Gerechtigkeit ver-
    sprochen. Die Steuergerechtigkeit gehört untrennbar da-
    zu. Sie können sicher sein, daß wir unsere Versprechen

    Dietrich Austermann






    (A) (C)



    (B) (D)


    halten. Steuerpolitik unter einer rotgrünen Bundesregie-
    rung heißt, keine Steuererhöhungen mehr für die Masse
    der Steuerzahler, wie das bisher unter der alten Regie-
    rung der Fall war. Deshalb sind Ihre Versuche, uns
    Steuererhöhungen einzureden, völlig sinnlos.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer redet denn dauernd davon?)


    Zu Ihrer Steuerpolitik gehörte – wie die Luft zum
    Atmen –, irgendwelche Steuern zu erhöhen, wenn die
    geringsten Probleme anstanden. Dieses Vorgehen kön-
    nen Sie uns nicht unterschieben. Wir entdecken eine
    neue Tugend – nein, eine alte Tugend neu –, die norma-
    lerweise den konservativen Kräften zugeschrieben wird,
    nämlich das Sparen. Ich empfehle Ihnen als Opposition,
    ausnahmsweise den Rat des Präsidenten des Bundes der
    Steuerzahler ernst zu nehmen. Behindern Sie die Arbeit
    des Bundesfinanzministers in dieser Hinsicht nicht! Hel-
    fen Sie lieber mit! Reden Sie mit den Handwerksmei-
    stern!

    Erst gestern sagte mir ein Dachdecker, daß seit Jahren
    die Lohnnebenkosten das erste Mal gesunken sind. Die
    Schuhfabriken in meinem Wahlkreis Pirmasens, die ei-
    nen Lohnkostenanteil von mehr als 30 Prozent haben,
    warten schon auf die nächste Senkung der Lohnneben-
    kosten. Die Unternehmer sagen, daß wir damit konkur-
    renzfähig bleiben. Wenn Sie nicht mit Verbandsfunktio-
    nären, sondern mit den Menschen vor Ort reden – das ist
    notwendig –, dann sehen Sie unsere Politik in einem
    ganz anderen Licht.


    (Peter Rauen [CDU/CSU]: Mit dem Dachdekkermeister reden Sie nicht!)


    Die Menschen, die Sie belastet haben, haben jetzt
    mehr Geld in den Lohntüten, Herr Rauen. Das soll na-
    türlich so bleiben. Sie können noch so viele Aktuelle
    Stunden beantragen: Wir schaffen eine soziale Steuerge-
    rechtigkeit, wie sie im Buche steht.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)