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ID1404105800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/41 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers Ergebnisse des Europäischen Rates am 3. und 4. Juni 1999 in Köln und zum Stand der Friedensbemühungen im Ko- sovo-Konflikt ............................................ 3483 A b) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an einer interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Um- feldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung einer Friedensregelung für das Kosovo (Drucksache 14/1111) ................................ 3483 B Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 3483 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 3488 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 3492 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 3495 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 3497 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3501 C Michael Glos CDU/CSU.................................. 3504 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN................................................... 3505 A Gernot Erler SPD............................................. 3507 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 3509 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3511 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU...................... 3512 B Günter Verheugen, Staatsminister AA............. 3514 B Dr. Norbert Wieczorek SPD ............................ 3516 C Tagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Ankündigun- gen einer Mehrwertsteuererhöhung und einer fortlaufenden Erhöhung der Mi- neralölsteuer durch den Bundesfinanz- minister ..................................................... 3519 C Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 3519 D Jörg-Otto Spiller SPD...................................... 3520 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 3522 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3522 D Heidemarie Ehlert PDS.................................... 3524 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF.............. 3525 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 3526 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3527 D Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 3528 D Wolfgang Grotthaus SPD ................................ 3529 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 3531 A Lydia Westrich SPD ........................................ 3532 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 3533 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD.............. 3534 C Nächste Sitzung ............................................... 3535 C Berichtigungen................................................. 3535 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3537 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3483 (A) (C) (B) (D) 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 Beginn: 9.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigungen 40. Sitzung am Freitag, 7. Mai 1999, Seite 3414 D, na- mentliche Abstimmung zum Entschließungsantrag auf Drucksache 14/997: Abgeordneter Dr. Reinhard Loske (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) hat sich bei der namentli- chen Abstimmung nicht, wie angegeben, der Stim- me enthalten, sondern mit Nein gestimmt. Dement- sprechend ändert sich das endgültige Ergebnis der Abstimmung. Die Zahl der Nein-Stimmen beträgt tatsächlich 567 und der Enthaltungen 8. Im selben Plenarprotokoll ist auf Seite III sowie auf Seite 3473 A jeweils bei Anlage 6 statt Günter Veit ,,Rüdiger Veit“ zu lesen. Bei den unter Anlage 6 aufgeführten Namen gehört die Abgeordnete Claudia Roth (Hamburg) nicht der SPD- Fraktion an, sondern der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Auf Seite 3478 D ist bei dem Rednerkopf Petra Ernstberger statt PDS ,,SPD“ zu lesen. Reinhard Schultz (Everswinkel) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3537 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Blank, Renate CDU/CSU 8.6.99 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 8.6.99 Braun (Augsburg), Hildebrecht F.D.P. 8.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 8.6.99 Bruckmann, Hans-Günter SPD 8.6.99 Bulmahn, Edelgard SPD 8.6.99 Eichhorn, Maria CDU/CSU 8.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 8.6.99 Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Frick, Gisela F.D.P. 8.6.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Bayreuth), Horst F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 8.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 8.6.99 Gebhardt, Fred PDS 8.6.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 8.6.99 Gradistanac, Renate SPD 8.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 8.6.99 Hartenbach, Alfred SPD 8.6.99 Heinrich, Ulrich F.D.P. 8.6.99 Dr. Höll, Barbara PDS 8.6.99 Hoffmann (Wismar), Iris SPD 8.6.99 Hornung, Siegfried CDU/CSU 8.6.99 Hübner, Carsten PDS 8.6.99 Jäger, Renate SPD 8.6.99 Janz, Ilse SPD 8.6.99 Jüttermann, Gerhard PDS 8.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 8.6.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 8.6.99 Kasparick, Ulrich SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Köster-Lößack, Angelika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Kolbow, Walter SPD 8.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Kumpf, Ute SPD 8.6.99 Leidinger, Robert SPD 8.6.99 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 8.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 8.6.99 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine F.D.P. 8.6.99 Mante, Winfried SPD 8.6.99 Dr. Mayer (Siegertsbrunn), Martin CDU/CSU 8.6.99 Meckel, Markus SPD 8.6.99 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 8.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 8.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 8.6.99 Müller (Jena), Bernward CDU/CSU 8.6.99 Müller (Kirchheim), Elmar CDU/CSU 8.6.99 Nahles, Andrea SPD 8.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 8.6.99 Oswald, Eduard CDU/CSU 8.6.99 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 8.6.99 Philipp, Beatrix CDU/CSU 8.6.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 8.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 8.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 8.6.99 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 8.6.99 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 8.6.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 8.6.99 Schaich-Walch, Gudrun SPD 8.6.99 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 8.6.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 8.6.99 von Schmude, Michael CDU/CSU 8.6.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 8.6.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 3538 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 8.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 8.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 8.6.99 Spanier, Wolfgang SPD 8.6.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 8.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 8.6.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 Tappe, Joachim SPD 8.6.99 Tauss, Jörg SPD 8.6.99 Teuchner, Jella SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Uldall, Gunnar CDU/CSU 8.6.99 Voß, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Weißgerber, Gunter SPD 8.6.99 Wiesehügel, Klaus SPD 8.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 8.6.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 8.6.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 8.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 8.6.99 Wolff (Zielitz), Waltraud SPD 8.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 8.6.99 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Grotthaus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine
    sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man hier im
    Plenum zum erstenmal spricht, dann versucht man, sich
    auf solch eine Rede vorzubereiten. Man sucht nach der
    Begründung der F.D.P. für die heutige Aktuelle Stunde,

    Dr. Günter Rexrodt






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    nämlich nach den Forderungen einer Mehrwertsteuer-
    erhöhung, die angeblich von SPD-Seite bzw. vom zu-
    ständigen Minister erhoben worden sind. Ich muß Ihnen
    sagen – die F.D.P. ist ja fast nicht mehr da –:


    (Zurufe von der F.D.P.: Doch, sie ist noch da!)

    Ich habe dazu nichts gefunden. Deshalb wäre es gut,
    wenn Sie tatsächlich einmal Roß und Reiter nennen, das
    heißt sagen könnten, wer eine Mehrwertsteuererhöhung
    gefordert hat. Ich habe nur gehört, daß die ehemalige
    Bundesministerin Nolte innerhalb des Wahlkampfes
    eine Mehrwertsteuererhöhung gefordert hat, wozu wir
    damals schon erklärt haben: Mit uns wird eine solche
    Mehrwertsteuererhöhung nicht durchgeführt werden.

    Ich habe die Vermutung, daß hier ein Popanz aufge-
    baut werden soll, um von einer – ich sage dies bewußt
    so – erfolgreichen Politik und auch einer erfolgreichen
    Steuerpolitik abzulenken.


    (Lachen der CDU/CSU)

    – Genau die Reaktion habe ich erwartet. Wir wissen, daß
    Ihnen das nicht paßt, Herr Merz. Sie werden sich das
    trotzdem anhören müssen.

    Ich will auch noch einmal darauf aufmerksam ma-
    chen, daß wir ohne Ihre Zustimmung eine Nettoentla-
    stung von über 20 Milliarden DM für Arbeitnehmerin-
    nen und Arbeitnehmer mit ihren Familien sowie für
    kleinere Unternehmen durch das Steuerentlastungsge-
    setz beschlossen haben.

    Ich will auch daran erinnern, daß wir eine Kinder-
    gelderhöhung – das hat mich als Neumitglied in diesem
    Hohen Haus sehr betroffen gemacht – ohne Ihre Zu-
    stimmung beschlossen haben. Keine 14 Tage später
    kommt die Opposition aus den Büschen heraus und for-
    dert zusätzliche Erhöhungen, ohne Gegenfinanzierungs-
    vorschläge zu machen. Das macht dann betroffen. Wenn
    man vorher in einem anderen Haus tätig war, fragt man
    sich schon, wie glaubwürdig die Politik der CDU/CSU
    und der F.D.P. in den letzten Jahren in diesem Haus ge-
    wesen ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich sage Ihnen mit aller Deutlichkeit: Die Senkung
    der Lohnnebenkosten, die Sie oft propagiert haben, ist
    von Ihnen in keinster Weise angegangen worden. Ich
    will nicht auf die 16 Jahre zurückgreifen, sondern nur
    auf die letzten vier Jahre. Sie haben immer die Senkung
    der Lohnnebenkosten gefordert, aber erreicht wurde gar
    nichts. Wir haben in unserem Wahlprogramm und in un-
    serem Koalitionspapier sehr deutlich gemacht, welchen
    Weg wir gehen werden. Diesen Weg haben wir einge-
    halten. Dieser Weg ist die ökologische Steuerreform, die
    wir auch in den nächsten Jahren sukzessive voranbrin-
    gen werden.

    Wir werden ebenfalls – ich gehe davon aus, daß auch
    das ohne Ihre Zustimmung geschehen wird – eine Ab-
    kehr von dem unter Ihrer Regierung, der Regierung
    Kohl, eingeschlagenen Weg in die immer höhere Staats-
    verschuldung vornehmen, und zwar durch Einsparungen
    im Bundeshaushalt und nicht durch Steuererhöhungen.

    Daß Ihnen von der F.D.P. und auch von der CDU/CSU
    das nicht passen wird, ist uns allen klar. Denn was haben
    Sie als Erfolge in den letzten Jahren aufzuweisen? Das
    sind höhere Steuern, höhere Sozialversicherungsbeiträge
    und immer wieder höhere Schulden, auf die der Kollege
    Spiller schon hingewiesen hat.

    Meine Damen und Herren, auch das will ich hier be-
    tonen: Dafür haben Sie letztendlich die Quittung be-
    kommen. Der Wähler hat Ihnen das am 27. September
    und nachfolgend honoriert. Sie werden dies am kom-
    menden Sonntag an unseren Zuwächsen wieder fest-
    stellen.

    20 Milliarden DM Deckungslücke im Haushalt ma-
    chen deutlich, wie Ihre Finanzpolitik in den letzten Jah-
    ren aussah. Wir werden den Bürgerinnen und Bürgern,
    wenn das Einsparpotential vom Finanzminister vorge-
    legt wird, sehr deutlich machen müssen, weshalb wir
    diesen Weg, der dann zu gehen ist, auch gehen werden.
    Ich bin der festen Überzeugung, daß die Bürgerinnen
    und Bürger diesen Weg mit uns gemeinsam gehen
    werden.

    Ich sage nochmals: Eine Mehrwertsteuererhöhung
    steht nicht an – lassen Sie mich dies stellvertretend für
    die SPD-Fraktion erklären –, auch wenn Sie sie herbei-
    reden wollen. Wir werden darauf nicht hereinfallen.

    Es ist richtig – das ist Fakt –: Wir wollen noch in die-
    ser Legislaturperiode einen weiteren Schritt bei der
    ökologischen Steuerreform machen. Dies ist nichts Neu-
    es. Dies haben wir in unserer Koalitionsvereinbarung
    gesagt. Das haben die Wählerinnen und Wähler auch
    gewußt. Wir haben auch sehr deutlich gemacht, daß wir
    den Energieverbrauch maßvoll und unter Sicherung der
    Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen belasten
    und dafür die Lohnnebenkosten senken wollen. Wir sind
    der Auffassung – das zeigt sich auch deutlich bei Ge-
    sprächen, die wir in den letzten Tagen mit Industriever-
    tretern getätigt haben –, daß wir damit für die Ökologie
    und die Ökonomie Gutes tun.


    (Peter Rauen [CDU/CSU]: Sie reden doch Unfug!)


    Ihre Reaktion zeigt mir sehr deutlich, daß Ihnen das
    nicht gefällt. Alle Dinge, die wahr sind, gefallen denen
    nicht, die mit der Wahrheit nicht leben können.


    (Beifall bei der SPD)

    Ihre Vorgehensweise ist mittlerweile auch draußen bei
    den Bürgerinnen und Bürgern bekannt. Sie wollen die
    Menschen verunsichern. Das wird Ihnen nicht gelingen.

    Wir haben deutlich gesagt, was wir machen wollen.
    Von diesem Weg werden wir uns nicht abbringen lassen.

    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD – Peter Rauen [CDU/CSU]: Weiter so in die Arbeitslosigkeit! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Grotthaus [SPD]: Den Zwischenruf hätten Sie gern früher machen können! Dann hätte ich noch ein paar Takte dazu gesagt!)


    Wolfgang Grotthaus






    (A) (C)



    (B) (D)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr
Kollege Grotthaus, ich gratuliere Ihnen zu Ihrer ersten
Rede vor dem Deutschen Bundestag.


(Beifall)

Als nächster Redner hat der Kollege Dietrich

Austermann von der CDU/CSU-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dietrich Austermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident!
    Meine Damen und Herren! Es gibt keinen Grund, die
    Steuern zu erhöhen, aber viele Gründe, die Steuern zu
    senken. Darauf ist deutlich hingewiesen worden. Kein
    Grund, die Steuern zu erhöhen, ist insbesondere die
    Haushaltslage und das, was diese Bundesregierung vor-
    gefunden hat.

    Ich muß ein paar Sätze zu den Unwahrheiten sagen,
    die die Kollegen Diller und Spiller über die Haushalts-
    situation 1998 verbreitet haben, um deutlich zu machen,
    auf welcher Basis wir heute diskutieren. Zunächst muß
    man feststellen: Die letzten fünf Haushalte des Bundes
    sind mit einem praktisch konstanten Ausgabevolumen
    abgehakt worden. Der erste Haushalt, den Sie und dieser
    Finanzminister zu verantworten haben, verzeichnet bei
    den Ausgaben eine Steigerung um 30 Milliarden DM.
    Zuvor konstante Ausgaben, jetzt Steigerung um 30 Mil-
    liarden DM! Jetzt sucht der Finanzminister 30 Milliar-
    den DM, wahrscheinlich um – das ist doch ganz einfach
    – die Löcher, die er in diesem Jahr zusammen mit seinen
    rotgrünen Freunden verursacht hat, wieder auszuglei-
    chen.

    Also muß ich da ansetzen, wo das Ausgabegebaren in
    die falsche Richtung gedrängt wurde. Dieser Bundes-
    haushalt, der noch nicht einmal in Kraft getreten ist –
    das Inkrafttreten wird wohl verschoben, damit man die
    Investitionen bloß nicht tätigen muß –, ist von einem
    Rekordwachstum gekennzeichnet, von einer Ausgaben-
    steigerung von 6,3 Prozent. In dieser Situation davon zu
    reden, wir hätten Ihnen marode Verhältnisse und ein
    Loch von 20 Milliarden DM hinterlassen, ist natürlich
    völlig falsch. Sie können das strukturelle Defizit nicht
    beziffern. Sie wissen nicht, wie Sie auf die 20 Milliarden
    DM gekommen sind. Und Sie können – das wissen Sie
    genau – die Privatisierungserlöse des letzten Jahres in
    dieses Jahr herübernehmen. Für Ihre Behauptung gibt es
    also überhaupt keinen Grund.

    Jetzt sage ich etwas zu dem Kollegen aus Oberhau-
    sen, der gerade vor mir gesprochen hat.


    (Susanne Kastner [SPD]: Er hat gut gesprochen!)


    Er hat gesagt, in der SPD rede keiner von Steuererhö-
    hungen. Da Sie ja nun aus Nordrhein-Westfalen kom-
    men, müßten Sie wissen: Die ersten, die nach der Wahl
    von Steuererhöhungen geredet haben, waren Steinbrück
    und Clement. Beide müßten Ihnen bekannt sein. Daß
    beide von Mehrwertsteuererhöhung gesprochen haben,
    haben wir nicht erfunden. Zuletzt, am Sonntag, hat auch
    Herr Eichel davon gesprochen und das „unter bestimm-
    ten Voraussetzungen“ nicht ausschließen wollen. Auch
    Herrn Diller habe ich heute nicht so verstanden, daß er
    das grundsätzlich ausschließt. Er hat lediglich gesagt: In

    diesem Zusammenhang wollen wir das nicht. Aber bis
    zum 30. Juni kann sich natürlich der Zwang entwickeln,
    diesen Schritt gehen zu müssen, auch wenn man es nicht
    will. Manch einer tut ja etwas, was er gar nicht möchte,
    weil er es muß. Diesen Eindruck habe ich hier; Sie reden
    sich in einen solchen Bedarf hinein.

    Auch die Grünen reden dauernd von Steuererhöhun-
    gen. Herr Struck hat davon gesprochen, die Mineral-
    ölsteuer um 40 Pfennig zu erhöhen. Herr Schmidt, las-
    sen Sie mich einmal vorrechnen, was Ihre Transaktion
    beispielsweise für die Rente bedeutet: Im letzten Jahr
    hat der Bundeszuschuß zur Rentenversicherung
    100 Milliarden DM betragen. In diesem Jahr werden es
    auf Grund falscher Entscheidungen von Ihnen 120 Mil-
    liarden DM sein. Wenn Sie jetzt die Mineralölsteuer um
    40 Pfennig erhöhen – –


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wollen wir doch gar nicht!)


    – Natürlich, Sie haben die Mineralölsteuer erhöhen müs-
    sen, um damit die Senkung der Rentenbeiträge, also der
    Lohnnebenkosten, auszugleichen. Das heißt, Sie müssen
    die Zuwendungen des Bundes an die Rentenkasse erhö-
    hen. Die nämlich steigen im Gegenzug – auch wenn Sie
    um 40 Pfennig erhöhen – auf 151 Milliarden DM. Und
    Sie reden hier davon, man gehe mit den Staatsfinanzen
    sparsam um!

    Das kann man sich doch ausrechnen: Im letzten Jahr
    100 Milliarden DM Bundeszuschuß für die Rente, das
    nächste Mal – um die Senkung der Lohnnebenkosten
    auszugleichen – 151 Milliarden DM! Und gleichzeitig
    nehmen Sie den Rentnern noch das Geld aus der Tasche:
    im nächsten Jahr 3,5 Milliarden DM, im übernächsten
    Jahr 10,5 Milliarden DM. Sie haben den Anspruch ver-
    loren, überhaupt von sozialer Gerechtigkeit reden zu
    können. Mit Ihren Entscheidungen, die Sie in den letzten
    acht Monaten getroffen haben – mit denen Sie doch ge-
    rade die kleinen Leute treffen: Mineralölsteuererhöhung,
    Ökosteuer usw. –, haben Sie den Anspruch verloren, von
    sozialer Gerechtigkeit zu reden, die Sie mit Ihrer Politik
    angeblich erhöhen wollten. Gleichzeitig reden Sie pau-
    senlos von der Notwendigkeit, irgendeine Steuer zu er-
    höhen, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu
    können. Sie müssen sich schon einigen auf das, was Sie
    hier vortragen wollen.

    Es heißt immer, die Steuern in Deutschland seien ja
    gar nicht so hoch. Richtig ist, daß die Steuerquote in der
    Zeit, in der wir an der Regierung waren, gesunken ist.
    Richtig ist, daß sie in den ersten acht Monaten Ihrer Re-
    gierung wieder gestiegen ist.

    Tatsache ist also nach den ersten acht Monaten: Sie
    machen offensichtlich eine Politik, die die Steuer-
    lastquote in die Höhe treibt. Und was das Schlimme ist –
    deswegen ist das Ganze ja für die Bürger so belastend
    und besonders bemerkenswert –: Mit dieser falschen
    Politik werden Investitionen gedrosselt. Es werden keine
    zusätzlichen Arbeitsplätze geschaffen. Die Zahl der
    Leute, die in Deutschland Arbeit haben, wird am Ende
    des Jahres kleiner sein als zu Beginn des Jahres. Das ist
    das eigentlich Fatale an Ihrer Politik.






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Deswegen müssen Sie heute, spätestens aber in der
    nächsten Sitzungswoche – damit, wie der Kollege Merz
    gesagt hat, wir vor der Sommerpause darüber diskutie-
    ren können – ganz klar sagen, welche Absicht bezüglich
    zusätzlicher Belastung von Bürgern und Industrie Sie
    verfolgen. Das muß auf den Tisch, darüber muß disku-
    tiert werden. Ich hoffe, es kommt dann möglichst bald
    wieder vom Tisch. Dieses Land verträgt nämlich alles,
    bloß keine zusätzlichen Steuererhöhungen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Den letzten Satz möchte ich sagen, damit sich nichts

    Falsches in den Köpfen festsetzt. Wir haben angeblich
    nichts für die Familien getan. Wir haben das Kindergeld
    in den letzten drei Jahren vor dem Regierungswechsel
    zweimal erhöht. Als wir die Regierung übernommen ha-
    ben, betrug das Kindergeld für das erste Kind 50 DM,
    als wir aufhörten, lag es bei 220 DM. Die Familienlei-
    stungen im Jahre 1982 lagen bei 25 Milliarden DM, im
    letzten Jahr bei 75 Milliarden DM. Sie können doch hier
    nicht den Eindruck vermitteln, als hätten wir in den
    letzten Jahren nicht eine ganz bewußt auf sozialen Aus-
    gleich bezogene Politik betrieben. Darin wird uns keiner
    überholen.

    Politik, die von Sozialpolitik redet, aber unter dem
    Strich den kleinen Leuten, den Rentnern, den Schwa-
    chen, den Arbeitslosen, den Sozialhilfeempfängern das
    Geld aus der Tasche zieht, das paßt hinten und vorne
    nicht zusammen. Deswegen sage ich: Wir lehnen diese
    investitionsfeindliche Politik der ständigen Steuererhö-
    hungen ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)