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ID1404102600

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    Vokabeln: 8
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    7. Pflüger,: 1
    8. CDU/CSU-Fraktion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/41 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers Ergebnisse des Europäischen Rates am 3. und 4. Juni 1999 in Köln und zum Stand der Friedensbemühungen im Ko- sovo-Konflikt ............................................ 3483 A b) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an einer interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Um- feldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung einer Friedensregelung für das Kosovo (Drucksache 14/1111) ................................ 3483 B Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 3483 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 3488 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 3492 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 3495 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 3497 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3501 C Michael Glos CDU/CSU.................................. 3504 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN................................................... 3505 A Gernot Erler SPD............................................. 3507 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 3509 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3511 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU...................... 3512 B Günter Verheugen, Staatsminister AA............. 3514 B Dr. Norbert Wieczorek SPD ............................ 3516 C Tagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Ankündigun- gen einer Mehrwertsteuererhöhung und einer fortlaufenden Erhöhung der Mi- neralölsteuer durch den Bundesfinanz- minister ..................................................... 3519 C Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 3519 D Jörg-Otto Spiller SPD...................................... 3520 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 3522 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3522 D Heidemarie Ehlert PDS.................................... 3524 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF.............. 3525 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 3526 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3527 D Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 3528 D Wolfgang Grotthaus SPD ................................ 3529 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 3531 A Lydia Westrich SPD ........................................ 3532 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 3533 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD.............. 3534 C Nächste Sitzung ............................................... 3535 C Berichtigungen................................................. 3535 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3537 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3483 (A) (C) (B) (D) 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 Beginn: 9.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigungen 40. Sitzung am Freitag, 7. Mai 1999, Seite 3414 D, na- mentliche Abstimmung zum Entschließungsantrag auf Drucksache 14/997: Abgeordneter Dr. Reinhard Loske (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) hat sich bei der namentli- chen Abstimmung nicht, wie angegeben, der Stim- me enthalten, sondern mit Nein gestimmt. Dement- sprechend ändert sich das endgültige Ergebnis der Abstimmung. Die Zahl der Nein-Stimmen beträgt tatsächlich 567 und der Enthaltungen 8. Im selben Plenarprotokoll ist auf Seite III sowie auf Seite 3473 A jeweils bei Anlage 6 statt Günter Veit ,,Rüdiger Veit“ zu lesen. Bei den unter Anlage 6 aufgeführten Namen gehört die Abgeordnete Claudia Roth (Hamburg) nicht der SPD- Fraktion an, sondern der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Auf Seite 3478 D ist bei dem Rednerkopf Petra Ernstberger statt PDS ,,SPD“ zu lesen. Reinhard Schultz (Everswinkel) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3537 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Blank, Renate CDU/CSU 8.6.99 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 8.6.99 Braun (Augsburg), Hildebrecht F.D.P. 8.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 8.6.99 Bruckmann, Hans-Günter SPD 8.6.99 Bulmahn, Edelgard SPD 8.6.99 Eichhorn, Maria CDU/CSU 8.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 8.6.99 Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Frick, Gisela F.D.P. 8.6.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Bayreuth), Horst F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 8.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 8.6.99 Gebhardt, Fred PDS 8.6.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 8.6.99 Gradistanac, Renate SPD 8.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 8.6.99 Hartenbach, Alfred SPD 8.6.99 Heinrich, Ulrich F.D.P. 8.6.99 Dr. Höll, Barbara PDS 8.6.99 Hoffmann (Wismar), Iris SPD 8.6.99 Hornung, Siegfried CDU/CSU 8.6.99 Hübner, Carsten PDS 8.6.99 Jäger, Renate SPD 8.6.99 Janz, Ilse SPD 8.6.99 Jüttermann, Gerhard PDS 8.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 8.6.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 8.6.99 Kasparick, Ulrich SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Köster-Lößack, Angelika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Kolbow, Walter SPD 8.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Kumpf, Ute SPD 8.6.99 Leidinger, Robert SPD 8.6.99 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 8.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 8.6.99 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine F.D.P. 8.6.99 Mante, Winfried SPD 8.6.99 Dr. Mayer (Siegertsbrunn), Martin CDU/CSU 8.6.99 Meckel, Markus SPD 8.6.99 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 8.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 8.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 8.6.99 Müller (Jena), Bernward CDU/CSU 8.6.99 Müller (Kirchheim), Elmar CDU/CSU 8.6.99 Nahles, Andrea SPD 8.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 8.6.99 Oswald, Eduard CDU/CSU 8.6.99 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 8.6.99 Philipp, Beatrix CDU/CSU 8.6.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 8.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 8.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 8.6.99 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 8.6.99 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 8.6.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 8.6.99 Schaich-Walch, Gudrun SPD 8.6.99 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 8.6.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 8.6.99 von Schmude, Michael CDU/CSU 8.6.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 8.6.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 3538 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 8.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 8.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 8.6.99 Spanier, Wolfgang SPD 8.6.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 8.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 8.6.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 Tappe, Joachim SPD 8.6.99 Tauss, Jörg SPD 8.6.99 Teuchner, Jella SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Uldall, Gunnar CDU/CSU 8.6.99 Voß, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Weißgerber, Gunter SPD 8.6.99 Wiesehügel, Klaus SPD 8.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 8.6.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 8.6.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 8.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 8.6.99 Wolff (Zielitz), Waltraud SPD 8.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 8.6.99 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Lippelt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Trotz der
    Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit muß ich
    noch einige Polemik loswerden. Herr Gysi ist nun leider
    wieder nicht da. Ich hätte ihm sonst gern gesagt, daß er
    völlig recht damit hat: Es soll nicht mehr gebombt wer-
    den. Nur, warum bemerkt er nicht, daß in Serbien seit
    drei Tagen, bis auf die letzte Nacht, ja wirklich nicht
    mehr gebombt worden ist, daß aber die schweren serbi-
    schen Waffen die Dörfer im Kosovo weiter beschossen
    und daß sie auch bis nach Albanien hinein geschossen
    haben. Militärische Implementierungsverhandlungen
    sind Waffenstillstandsverhandlungen. Wir haben keinen
    Waffenstillstand. Wir brauchen den Waffenstillstand.
    Ich hoffe, er kommt bald. Aber das liegt an der serbi-
    schen Seite. Ich habe mir gerade noch eine Nachricht
    von heute über den Beschuß von Dörfern in Nordalbani-
    en herausgezogen.

    Zweiter Punkt: Herr Glos, Sie haben dem Kollegen
    Volmer Einmischung in russische Politik vorgewor-
    fen. Nichteinmischung sollte aber nicht so weit gehen,
    daß sie zu Ignoranz wird.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Daß es in Rußland einen scharfen Kampf zweier Linien
    gibt, daß die Duma die eine Linie sehr deutlich vertritt
    und das Rückwirkungen auf die Implementierungsver-
    handlungen hat, die zur Zeit in Mazedonien stattfinden,
    muß man schon sehen.


    (Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU])


    – Nur, wenn man das selber diskutiert, darf man es nicht
    einem anderen zum Vorwurf machen, der das gleiche
    getan hat. Tschernomyrdin ist nicht der Vertreter Ruß-
    lands, wie es durch die Duma repräsentiert wird. Er ist
    in der Tat von Jelzin beauftragt – Herr Altbundeskanz-
    ler, das ist Ihr Verdienst –, und wir brauchen ihn drin-
    gend, obwohl in der Duma inzwischen eine Resolution
    eingebracht wurde, ihn abzuberufen. Diese Zusammen-
    hänge muß man sehen. Insofern darf man sich zum
    Wechsel in der Person des Verhandlers schon eine Mei-
    nung bilden.

    Damit bin ich beim dritten Punkt: Herr Glos, wenn
    man sich mit einer anderen Partei auseinandersetzt,
    sollte man auch da nicht ignorant sein. Die Grünen ha-
    ben über den Unterschied zwischen Unterbrechung
    und Stopp der NATO-Bombardierungen gestritten.
    Der Unterschied ist ziemlich groß. Mit letzterem arbeitet
    man Milosevic in die Hände, mit ersterem – was wir be-
    schlossen haben – ermöglicht man Verhandlungen,
    schafft ein besseres Klima dafür.

    Letzter Punkt: Man soll nicht danken, bevor die Ar-
    beit von Erfolg gekrönt ist. Trotzdem zähle ich die In-
    itiativen deutscher Außenpolitik auf. Ich erinnere an

    Dr. Helmut Haussmann






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    die Wiederaktivierung der Kontaktgruppe, an die – zwar
    vergebliche – Suche nach einer politischen Lösung in
    Rambouillet, ich erinnere an die Suche nach Lösungen
    zum Stopp des Bombenkriegs, die gleich danach ein-
    setzte, an den Entwurf des Friedensplans, ich erinnere an
    die kreative Nutzung der G 8 als neuen Verhandlungs-
    rahmen, an die G-8-Resolution im Rahmen der Außen-
    ministerkonferenz, ich erinnere an die „Aufstockung“
    der russischen Vermittlungen zu Verhandlungen von EU
    und Rußland mit Milosevic – das war ein sehr wichtiger
    diplomatischer Schub –; ich erwähne nur die Initiative
    zum Stabilisierungspakt, die bei Ihnen die Angst ausge-
    löst hat, daß es Sie bayerisches Geld kostet.

    Ich möchte nun nicht die einzelnen Stationen der
    Umsetzung ansprechen, aber ich möchte darauf hinwei-
    sen, daß wir im letzten halben Jahr eine erstaunlich
    kreative Phase deutscher Außenpolitik erlebt haben mit
    dem Versuch etwas einzudämmen, wofür die Grundla-
    gen schon vor der Zeit dieser Koalition gelegt waren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir haben allen Grund, unserem Außenminister für
    seine Verhandlungen die besten Wünsche mit auf den
    Weg zu geben. Die grundsätzliche Frage, die eigentlich
    vertieft behandelt werden müßte, besteht darin, daß die-
    ser Prozeß im Rahmen der G 8 vorbereitet wird. Es geht
    dort nicht nur darum, für den Kosovo gute Friedensbe-
    dingungen zu schaffen. Der G-8-Gipfel hat noch weitere
    Aufgaben.

    Man braucht für den Bau Europas das Zusammen-
    wirken von Europa und Rußland. Wenn auf der einen
    Seite politisch geholfen wird, dann steht es uns auf der
    anderen Seite sehr wohl an, im Rahmen der G 8 einen
    Stabilisierungsplan, einen Restrukturierungsplan der
    Altschulden zu entwickeln, der letztlich zu einem Mo-
    ratorium führen muß. Das ist heute wenig angesprochen
    worden.

    Ich habe mir in der letzten Minute meiner Redezeit
    erlaubt, der Regierung diesen Gedanken mit auf den
    Weg zu geben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der
Kollege Dr. Friedbert Pflüger, CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Friedbert Pflüger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Kollege
    Lippelt hat eben völlig zu Recht einen Dank an die Di-
    plomaten gerichtet. Ich bin für den Europaausschuß in
    Albanien gewesen und habe vor Ort gesehen, was dort
    geleistet worden ist. Ich möchte vor diesem Hintergrund
    vor allen Dingen den Kräften der Bundeswehr, des
    Technischen Hilfswerks und der humanitären Organisa-
    tionen für ihre phantastische Arbeit vor Ort danken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    In einem Flüchtlingslager in Albanien habe ich eine
    kosovarische Frau Ende 40 kennengelernt. Diese Frau
    hat von serbischen Soldaten erzählt, die sie von ihrem
    Bauernhof vertrieben haben. Sie hatte einen Ehemann,
    einen Sohn und zwei Töchter. Während der Vertreibung
    fanden die serbischen Soldaten die Töchter attraktiv und
    haben sie angefaßt. Der Bruder und der Ehemann haben
    sich vor sie gestellt und versucht, die Töchter zu be-
    schützen. Daraufhin wurden vor den Augen der Frau
    beide kurzerhand mit dem Messer umgebracht und die
    Töchter vergewaltigt. Diese Frau steht jetzt vor einem
    und erzählt einem das. Sie hat Haus und Hof verloren,
    den Ehemann verloren, den Sohn verloren; und die bei-
    den Töchter sind, wenn sie noch leben, in irgendeinem
    Verlies. Das ist die Realität. Das konnte man tausend-
    fach im Kosovo erleben. Angesichts dieses Mordens und
    Vertreibens können wir alle miteinander – bis auf Herrn
    Gysi – feststellen: Das, was wir gemacht haben, war
    richtig und notwendig.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Diese Frau hat hinzugefügt, sie hoffe, daß die NATO
    nicht auf halbem Wege stehenbleibe und der Westen die
    Nerven behalte. Es war ja abzusehen, daß die Morde und
    die Vertreibungen im Kosovo, die wir nicht im Fernse-
    hen sehen konnten, weil es dort keine Kameras gibt, in
    der innenpolitischen Auseinandersetzung oftmals gerin-
    ger bewertet wurden als die Zivilopfer unter der serbi-
    schen Bevölkerung, die es auch gegeben hat.


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Beides ist schlimm!)


    – Beides ist schlimm, aber wir müssen auch Ursache
    und Wirkung berücksichtigen, Herr Kollege. Wir müs-
    sen doch einsehen und anerkennen, daß keine Alternati-
    ve dazu bestand – darum ging es hier jetzt vor allen
    Dingen –, militärisch einzugreifen.

    An allererster Stelle beklage und hinterfrage ich bei
    dem jetzigen Friedensschluß, daß der eigentlich Haupt-
    verantwortliche für das Übel auf dem Balkan weiter re-
    giert. Herr Milosevic bleibt an der Macht. Wir haben mit
    ihm diesen Frieden geschlossen. Vielleicht ist das not-
    wendig gewesen, weil wir keine andere Möglichkeit
    hatten, aber ein wenig sollten wir dieses problematisie-
    ren. Berthold Kohler schrieb jedenfalls am 4. Juni in der
    „FAZ“:

    Die Bekämpfung der Hauptursache für Völkermord
    und Vertreibung auf dem Balkan wurde jedoch
    abermals verschoben.

    Wir müssen im Hinterkopf behalten, was wir hier ge-
    macht haben. Ich jedenfalls halte fest, daß ich Herrn
    Milosevic im Rahmen einer Wiederaufbauhilfe und
    eines Stabilitätspaktes nicht gern deutsches Entwick-
    lungsgeld für den Aufbau von Serbien geben möchte.
    Vorher müssen die ihr Land demokratisieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Wir haben in der letzten Woche erlebt, wie die ersten
    Lorbeerkränze geflochten wurden. Es hat an einer Stelle

    Dr. Helmut Lippelt






    (A) (C)



    (B) (D)


    Friedenseuphorie gegeben, wo sie noch nicht angebracht
    war; denn das Morden und das Vertreiben, von dem ich
    eben berichtet habe, hat nicht zu einem einzigen Mo-
    ment aufgehört. Ich bin gerne bereit, allen möglichen
    Leuten, auch der Bundesregierung, zu gratulieren, wenn
    die ersten Flüchtlinge sicher in der Heimat zurück sind,
    aber keine Minute früher. Das Entscheidende ist näm-
    lich, daß sie zurückkehren. Bisher gibt es nirgendwo ei-
    ne Bereitschaft hierfür. Im Gegenteil, wir hören von al-
    len Seiten: Macht jetzt in den nächsten Tagen den Frie-
    den so sicher, daß wir auch wirklich sicher zurückkehren
    können! Wenn ich mir anschaue, was es bei den Ver-
    handlungen in den nächsten Tagen und Wochen noch
    alles zu besprechen gibt, dann kann ich daraus nur ab-
    leiten, daß wir weit davon entfernt sind, von Frieden re-
    den zu können.

    Erster Punkt: In der Hauptfrage gibt es keinen Kon-
    sens. Selbst wenn wir einen UN-Sicherheitsratsbeschluß
    bekommen, bleibt festzuhalten: Die Albaner wollen kein
    Kosovo als Teil der Republik Jugoslawien, während
    sich die NATO darauf festgelegt hat, daß das Kosovo
    integraler Bestandteil Jugoslawiens bleibt. Das heißt, in
    der entscheidenden Frage gibt es Unterschiede. Herr
    Bukoshi – das ist der Chef der Exilregierung der Koso-
    vo-Albaner – sagte diese Woche im „Focus“:

    Eine Autonomie ist eine Beleidigung für die Alba-
    ner, unter serbischer Oberhoheit ist das inakzepta-
    bel.

    Sie werden weiterkämpfen und nicht bereit sein, sich
    von Serbien noch einmal kontrollieren zu lassen.


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Was heißt das?)

    Zweiter Punkt: Nun sagen die Serben: Wir ziehen ab,

    aber zunächst erst muß die UCK entwaffnet sein. Die
    UCK-Leute sagen: Erst wenn alle bewaffneten serbi-
    schen Formationen abgezogen sind, werden wir uns
    entwaffnen lassen. Allein daraus werden wochenlange
    diplomatische Streitigkeiten entstehen. Herr Milosevic
    hat dadurch wieder die Chance, Zeit zu gewinnen. Es
    wird sehr schwierig sein, das gleichzeitig zu organisie-
    ren. Ich möchte nicht – diese Sorge habe ich; das müs-
    sen wir hier klären, bevor wir zustimmen –, daß die
    deutschen und alliierten Soldaten in Kriege und militäri-
    sche Konfrontationen dieser beiden Seiten hineingezo-
    gen werden. Wir müssen diese Möglichkeit zumindest
    soweit wie möglich minimieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Dritter Punkt. Es gibt völlig unterschiedliche Auffas-
    sungen über die Kommandostrukturen. Die Russen
    fordern, daß über alles die UNO die Oberhoheit haben
    soll. Wir wollen, daß die UNO formal die NATO beauf-
    tragt, damit dann die NATO Schutztruppen, die unter ih-
    rem Kommando stehen, in den Kosovo entsenden kann.

    Es gibt auch unterschiedliche Einschätzungen dar-
    über, ob sich die Russen einem NATO-Kommando un-
    terstellen oder ein eigenes Kommando haben wollen.
    Wenn die Russen ein eigenes Kommando, vielleicht so-
    gar eine eigene Schutzzone durchsetzen, in der sie die
    maßgebende Kraft sind, dann wird in diese Zone jeden-

    falls kein einziger Kosovo-Albaner zurückkehren. Das
    würde de facto die Teilung des Kosovo und den Erfolg
    der ethnischen Säuberung bedeuten. Bevor wir also
    Friedensschalmeien erklingen lassen, sollten wir bis zum
    letzten Moment besser ganz hart – mit kühlem Kopf und
    ohne Euphorie – verhandeln.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Vierter Punkt. Barton Haxhiu, einer der führenden
    Intellektuellen in Albanien, sagt: Die Flüchtlinge werden
    nicht zurückkommen, wenn sie serbische Grenz- und
    Polizeiposten passieren müssen. Aber wir haben in dem
    Papier, über das Herr Ahtisaari und Herr Tscher-
    nomyrdin mit Belgrad verhandelt haben, festgelegt, daß
    einer vereinbarten Zahl serbischer Offizieller zur Auf-
    rechterhaltung einer Präsenz an den Grenzübergängen
    die Rückkehr erlaubt wird. Wie viele von diesen Offizi-
    ellen werden zurückkehren? Wie sieht das aus? Wollen
    wir wirklich den Kosovo-Albanern zumuten, in ihr Land
    wieder an den serbischen Patrouillen vorbei zurückzu-
    kehren, die gerade ihr Land zerstört haben? Ich finde,
    das ist eine äußerst schwierige Sache.


    (Zuruf des Abg. Wolfgang Gehrcke [PDS])

    – Herr Kollege, wir wollen ja, daß es anders wird. – Ich
    hoffe sehr, daß die Bundesregierung, die EU und die
    Vertreter der G-8-Staaten, die im Moment in Köln ta-
    gen, bei ihren Bemühungen Erfolg haben werden. Im
    Moment haben sie sich gerade wieder einmal vertagt
    und ihre Sitzung unterbrochen. Ich möchte nur hinzufü-
    gen: Wir dürfen doch die riesigen Probleme auf dem
    Weg zum Frieden und auch die Probleme für unsere
    Soldaten, die zum Beispiel auch in den Minenfeldern
    bestehen, nicht geringschätzen. Wir haben eine große
    Verantwortung für jeden einzelnen Soldaten, den wir in
    diese Region schicken. Es haben sich einige Leute zu
    früh gefreut und sich zu früh gegenseitig auf die Schul-
    ter geschlagen. Das wird man hier im Deutschen Bun-
    destag vor so wichtigen Entscheidungen noch anspre-
    chen dürfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir lernen aus all dem, so finde ich, daß wir die Er-

    weiterung der Europäischen Union nicht langsamer,
    sondern schneller vorantreiben müssen und daß das Ar-
    gument der Kosten, das wir sehr lange von Ihnen gehört
    haben, vor dem Hintergrund des Jugoslawien-Krieges ad
    absurdum geführt worden ist.


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Sehr richtig!)


    Ein Krieg kostet eben sehr viel mehr Geld. Deshalb ist
    es sehr wichtig, die Stabilität der EU zu exportieren, be-
    vor die Instabilität aus anderen Teilen Europas auf uns
    zurückschlägt.

    Ich freue mich, daß sich das offensichtlich herumge-
    sprochen hat. Ich freue mich, daß wir jetzt einen Stabili-
    tätspakt initiieren. Ich hoffe, daß es dabei eine sehr fai-
    re Lastenteilung geben wird und daß die Bundesrepublik
    Deutschland nicht der einzige Staat sein wird, der zahlen
    muß, wenn die CNN-Kameras abgeschaltet werden und

    Dr. Friedbert Pflüger






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    die internationale Öffentlichkeit nicht mehr an den Fol-
    gen dieses Krieges interessiert ist. Faire Lastenteilung
    im Rahmen des Stabilitätspaktes ist ein ganz wichtiger
    Punkt, der in den nächsten Wochen besprochen werden
    muß.

    Zuletzt möchte ich noch etwas zu unserer Gemein-
    samen Außen- und Sicherheitspolitik sagen. Ich freue
    mich, daß es in Umsetzung des Amsterdamer Vertrages,
    den Helmut Kohl ausgehandelt hat, eine Gemeinsame
    Außen- und Sicherheitspolitik geben wird. Ich freue
    mich auch, daß mit Herrn Solana ein hochqualifizierter
    Mann an der Spitze der GASP steht. Ich möchte nur vor
    dem Unterton warnen, mit dem man anklingen läßt, daß
    es gut sei, wenn die Europäer jetzt alleine über eine Ge-
    meinsame Außen- und Sicherheitspolitik entscheiden
    könnten; denn die Amerikaner seien ein bißchen zu sehr
    für den Krieg. Die Unterscheidung, daß die Amerikaner
    für den Krieg zuständig sind und die Europäer Frieden
    machen, wofür sie sich feiern lassen, ist das Dümmste
    und Gefährlichste, das wir machen können. Beide haben
    den Krieg geführt. Beide sind auch dafür verantwortlich,
    daß wir den Frieden geschaffen haben.

    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)