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ID1403514600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/35 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Theodor Waigel.............................. 2761 A Eintritt des Abgeordneten Wolfgang Steiger in den Deutschen Bundestag............................ 2761 A Erweiterung der Tagesordnung.......... 2761 B, 2817 A Absetzung des Punktes 8 von der Tagesord- nung ................................................................. 2762 A Tagesordnungspunkt 5: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers anläßlich des 50. Jah- restages der Gründung der Nordatlan- tikpakt-Organisation................................ 2762 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN NATO-Gipfel in Washington und Wei- terentwicklung des Bündnisses (Druck- sache 14/599) ............................................. 2762 B c) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Die Handlungsfähigkeit der Nordatlan- tischen Allianz für das 21. Jahrhundert sichern (Drucksache 14/316)..................... 2762 B d) Antrag der Fraktion PDS Europäische Sicherheitsarchitektur statt Dominanz der Nordatlantischen Allianz (Drucksache 14/454 (neu)) ........................... 2762 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. 50 Jahre Nordatlantisches Bündnis (Drucksache 14/792) .................................. 2762 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2762 C Volker Rühe..................................................... 2766 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2770 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 2773 A Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 2776 A Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 2779 A Markus Meckel SPD.................................... 2781 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 2781 D Gernot Erler SPD............................................. 2784 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2786 C Markus Meckel SPD........................................ 2787 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU... 2789 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2791 B Peter Zumkley SPD ......................................... 2792 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 2794 B Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen), Friedrich Merz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Deutschland muß verläßlicher Partner in europäischer Raumfahrt bleiben (Drucksache 14/655) .................................. 2795 C Ilse Aigner CDU/CSU..................................... 2795 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2797 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Thomas Rachel CDU/CSU .......................... 2799 C Dr.Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU.. 2801 A Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2801 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2801 D Jürgen W. Möllemann F.D.P. .......................... 2804 B Jörg Tauss SPD............................................ 2805 C Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2806 D Stephan Hilsberg SPD ................................. 2807 A Lothar Fischer (Homburg) SPD....................... 2809 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 2809 D Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU .................. 2811 B Bodo Seidenthal SPD....................................... 2812 D Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2815 B Tagesordnungspunkt 15: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Reform des Staatsangehörig- keitsrechts (Drucksache 14/744)............... 2815 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Über- weisungsgesetzes (Drucksache 14/745) .... 2815 C c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 8. Dezem- ber 1997 über wirtschaftliche Partner- schaft, politische Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen der Euro- päischen Gemeinschaft und ihren Mit- gliedstaaten einerseits und den Ver- einigten Mexikanischen Staaten ande- rerseits (Drucksache 14/684)..................... 2815 D d) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung und Beschleunigung des arbeitsgerichtlichen Verfahrens (Arbeits- gerichtsbeschleunigungsgesetz) (Druck- sache 14/626) ............................................. 2815 D e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Dehnel, Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke), weiteren Abgeord- neten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Zweiten Geset- zes zur Änderung des Verkehrswege- planungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 14/544) .................................. 2815 D f) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 14/542) ....................................................... 2816 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 21. Dezember 1995 über den Beitritt der Republik Österreich, der Republik Finnland und des Königreichs Schwe- den zu dem Übereinkommen über die Beseitigung der Doppelbesteuerung im Falle von Gewinnberichtigungen zwischen verbundenen Unternehmen (Drucksache 14/748) .................................. 2816 A b) Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. Für eine sofortige Verhängung umfas- sender Handelssanktionen gegen Jugo- slawien (Drucksache 14/793) .................... 2816 A c) Antrag der Abgeordneten Gabriele Fogra- scher, Adelheid Tröscher, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Dr. Angelika Köster- Loßack, Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN UN-Sondergeneralversammlung – 5 Jah- re nach der Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung in Kairo – Aktive Be- völkerungspolitik in der Entwicklungs- zusammenarbeit (Drucksache 14/797)......... 2816 B d) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Heidi Lippmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Ausschluß des Eintritts Minderjähriger in die Bundeswehr (Drucksache 14/551) . 2816 B e) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Carsten Hübner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Einsatz von Kindern als Soldaten wirk- sam verhindern (Drucksache 14/552) ...... 2816 C f) Antrag der Abgeordneten Karin Kort- mann, Brigitte Adler, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion SPD sowie der Ab- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 III geordneten Dr. Angelika Köster-Loßack, Hans-Christian Ströbele, Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten in bewaffneten Konflikten (Drucksache 14/806) .................................. 2816 C Tagesordnungspunkt 16: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Techno- logie zu der Verordnung der Bundesregie- rung Aufhebbare Einhundertachtunddrei- ßigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste – Anlage zum Außenwirt- schaftsgesetz – (Drucksachen 14/264, 14/305 Nr. 2.2, 14/729) ....................................................... 2816 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung Privatisierung von Bundesbeteiligungen hier: Veräußerung der Geschäftsan- teile an der Heimstätte Rheinland-Pfalz GmbH, Organ der staatlichen Woh- nungspolitik, Mainz (Drucksachen 14/186, 14/305 Nr. 1.1, 14/657) ....................................................... 2817 A Zusatztagesordnungspunkt 12: a) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 38, 39, 40, 41, 42 (Drucksachen 14/814, 14/815, 14/816, 14/817 und 14/818) .................................... 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes (Drucksa- chen 14/389, 14/474, 14/820)..................... 2817 C Brigitte Lange SPD.......................................... 2817 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU .......... 2819 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2820 D Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2821 D Dr. Klaus Grehn PDS....................................... 2822 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung als Bauherr zu Schwarzarbeit und außertariflicher Be- schäftigung auf den Baustellen des Bundes in Berlin und zu den Auswir- kungen auf die Beschäftigungssituation im Baugewerbe Berlins und Branden- burgs sowie die ostdeutsche Bauwirt- schaft insgesamt ....................................... 2823 D Petra Pau PDS.................................................. 2823 D Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVB ............................................................. 2825 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU................. 2826 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 2827 C Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2828 B Renate Rennebach SPD ................................... 2829 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU...... 2830 C Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2831 C Dr. Klaus Grehn PDS ...................................... 2832 D Gabriele Iwersen SPD ..................................... 2833 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2834 D Wolfgang Weiermann SPD ............................. 2835 D Konrad Gilges SPD ......................................... 2837 A Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2838 B Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Entschuldungsinitiative anläßlich des Weltwirtschaftsgipfels der G-7/G-8- Staaten in Köln (Drucksache 14/794) ...... 2839 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: a) Antrag der Abgeordneten Klaus-Jürgen Hedrich, Dr. Christian Ruck, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU Entschuldung armer Entwicklungs- länder – Initiativen zum G-8-Gipfel in Köln (Drucksache 14/785)......................... 2839 A b) Antrag der Abgeordneten Carsten Hübner, Fred Gebhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Umfassender Schuldenerlaß für einen Neuanfang (Drucksache 14/800) .............. 2839 A IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 2839 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2841 C Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 2842 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2844 A Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 2845 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 2847 A Carsten Hübner PDS........................................ 2848 C Frank Hempel SPD .......................................... 2850 B Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU ....................... 2851 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ ...... 2853 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2854 D Dagmar Schmidt (Meschede) SPD .................. 2855 B Zusatztagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neurege- lung des Schutzes parlamentarischer Beratungen (Drucksache 14/183) ............. 2856 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Sabine Jünger und der Fraktion PDS eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Bannmeilenregelung (Drucksache 14/516) ....................................................... 2857 A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. ...................... 2857 A Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2858 A Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. .................. 2859 C Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2859 D Joachim Hörster CDU/CSU............................. 2860 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2861 B Roland Claus PDS ........................................... 2862 B Dieter Wiefelspütz SPD............................... 2862 D Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Margarete Späte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Beteiligung des Bundes an Gedenkstät- ten und Mahnmalen zur Erinnerung an die beiden deutschen Diktaturen und ihre Opfer (Drucksache 14/656) ............... 2863 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Gert Weisskir- chen (Wiesloch), Angelika Krüger-Leiß- ner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion SPD sowie der Abgeordneten Antje Vollmer, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Konzeption zur Förderung und Festi- gung der demokratischen Erinnerungs- kultur (Drucksache 14/796) ...................... 2864 A Hartmut Koschyk CDU/CSU .......................... 2864 B Angelika Krüger-Leißner SPD ........................ 2865 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P. ........... 2867 D Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2869 A Dr. Heinrich Fink PDS .................................... 2870 D Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 2871 D Margarete Späte CDU/CSU............................. 2873 C Zusatztagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Keine weitere Unterstützung der Atom- kraftwerke Khmelnytsky 2 und Rivne 4 in der Ukraine (Drucksache 14/795) ........ 2875 C b) Antrag der Abgeordneten Angela Mar- quardt, Eva-Maria Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion PDS Investitionen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Khmelnystky 2 und Rivne 4 (Drucksa- che 14/708) ................................................ 2875 C c) Antrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Festhalten an den Zusagen zum Bau von sichereren Ersatzreaktoren in der Ukraine (Drucksache 14/819) ................... 2875 C Monika Griefahn SPD ..................................... 2875 D Kurt-Dieter Grill CDU/CSU............................ 2876 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2878 A Ulrike Flach F.D.P........................................... 2879 B Eva-Maria Bulling-Schröter PDS .................... 2880 B Horst Kubatschka SPD .................................... 2881 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Roland Claus, weite- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 V ren Abgeordneten und der Fraktion PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bürgerlichen Ge- setzbuchs (Verjährung Schadensersatz- forderungen für Zwangsarbeit) (Druck- sache 14/554) ............................................. 2882 B Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 2882 B Joachim Stünker SPD ...................................... 2883 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU ..................... 2885 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2886 B Rainer Funke F.D.P. ........................................ 2887 C Nächste Sitzung ............................................... 2887 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 2889 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2761 (A) (C) (B) (D) 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Winfried Nachtwei Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2889 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Binding (Heidelberg), Lothar SPD 22.4.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 22.4.99* Fink, Ulf CDU/CSU 22.4.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 22.4.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 22.4.99 Hasenfratz, Klaus SPD 22.4.99 Ibrügger, Lothar SPD 22.4.99 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 22.4.99 Kolbow,Walter SPD 22.4.99 Moosbauer, Christoph SPD 22.4.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 22.4.99 Müntefering, Franz SPD 22.4.99 Nolte, Claudia CDU/CSU 22.4.99 Dr. Paziorek, Peter CDU/CDU 22.4.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 22.4.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Raidel, Hans CDU/CSU 22.4.99 Ronsöhr, Heinrich-Wilhelm CDU/CSU 22.4.99 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 22.4.99 Schmidbauer (Nürnberg), Horst SPD 22.4.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 22.4.99 Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 22.4.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22.4.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.4.99 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 22.4.99 Willner, Gert CDU/CSU 22.4.99 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 22.4.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 22.4.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 22.4.99 –––––––– *) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 2890 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 (A) (C) (B) (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Carsten Hübner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Meine
    sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen
    und Kollegen der Regierungsfraktionen! Frau Ministe-
    rin! In Ihrer Koalitionsvereinbarung ist zu lesen: „Inter-
    nationale Entschuldungsinitiativen für die ärmsten und
    höchstverschuldeten Länder werden unterstützt.“ Zu-
    mindest diesem einen Satz zur Entwicklungspolitik fol-
    gen mit der angekündigten Schuldeninitiative 1999 nun
    erste, wenn auch außerordentlich zaghafte Schritte. Das
    ist gut so, aber – das müssen Sie auch zugeben – das
    Versprechen war ja auch bescheiden und unkonkret
    genug.

    Selbst die jetzt eingeleiteten Schritte lassen strukturell
    wie quantitativ leider wenig Innovatives und Neues er-
    kennen. Auch das muß, denke ich, gesagt werden. Statt
    dessen bewegen Sie sich in der Praxis – ich denke, das
    hat die Rede des Kollegen Hedrich deutlich gemacht –
    im wesentlichen in der Logik und den Spielräumen der
    bisherigen Regierung. Und diese waren längst nicht hin-
    reichend, gaben oft keine überzeugenden Antworten auf
    die Herausforderungen, mit denen wir auf Grund einer
    ungerechten Weltwirtschaftsordnung, Armut und Krieg
    in weiten Teilen der Erde konfrontiert sind.

    Ein erster Schritt also, für den Sie sich nicht allzu
    dolle auf die Schulter klopfen sollten, gerade wenn wir
    uns vor Augen halten, daß er ohne den Druck der mitt-
    lerweile über 500 Organisationen der Kampagne „Er-
    laßjahr 2000“ sicher nicht zustande gekommen wäre.
    Denn es sind, wie so oft, die NGOs, die dafür gesorgt
    haben, daß ein Problembewußtsein überhaupt erst ent-
    standen ist, daß Blockaden überwunden und von der
    Politik praktische Konsequenzen gezogen wurden.

    Aber genau diese Initiativen, meine Damen und Her-
    ren, sind es auch, die sich inzwischen sehr kritisch zur
    Kölner Schuldeninitiative geäußert haben, sowohl was
    den Umfang als auch was die politischen Eckwerte die-
    ses Vorstoßes betrifft. In einer Erklärung von WEED
    heißt es etwa:

    Einen radikalen Plan für Schuldenerlasse stellt sie
    – also die Initiative –

    ebensowenig dar, wie sie einen neuen Start für eine
    zukunftsfähige Entwicklung einleiten wird. Eine

    Adelheid Tröscher






    (A) (C)



    (B) (D)


    glaubwürdige Rolle als Vorreiter in der internatio-
    nalen Schuldenpolitik kann die Bundesregierung
    nur dann für sich reklamieren, wenn sie konsequent
    ihre bilateralen Handlungsmöglichkeiten aus-
    schöpft und sich für weitreichende Schuldenerlasse
    und strukturelle Reformen auf der multilateralen
    Ebene einsetzt.

    Sie wissen so gut wie ich: Insbesondere bilateral hät-
    ten mit dem Haushaltsentwurf 1999 deutlichere Zeichen
    gesetzt werden müssen. Ich nenne hier nur einige Stich-
    punkte: zum Beispiel den sofortigen und hundertpro-
    zentigen Erlaß für die ärmsten Staaten über die
    80-Prozent-Quote des Pariser Clubs hinaus oder die
    konsequente Streichung der DDR-Schulden in Höhe von
    5,5 Milliarden DM, deren Legitimität durchaus nicht nur
    von uns angezweifelt wird und die sich gegebenenfalls,
    etwa bei undemokratischen Regimen, zumindest in Ge-
    genwertfonds mit einer sinnvollen Zielsetzung und
    Kontrolle umwandeln ließen.

    Darüber hinaus sind Schritte längst überfällig hin-
    sichtlich einer konsequenten Reform der Kreditvergabe
    über Hermes-Bürgschaften mit Zielrichtung Transparenz
    und Nachhaltigkeit, also nach sozialen, entwicklungs-
    politischen und ökologischen Kriterien. Schließlich ma-
    chen genau diese Kredite bekanntlich einen Löwenanteil
    der bilateralen Forderungen der Bundesrepublik aus.

    Und last, but not least ist längst überfällig, worauf
    auch der Kollege Hedrich hingewiesen hat: Dem Ziel,
    0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts für öffentliche
    Entwicklungshilfe einzusetzen, werden wir mit diesem
    Haushalt wahrscheinlich nicht näherkommen, sondern –
    das befürchte ich – wir werden uns davon weiter entfer-
    nen. Damit werden auch die notwendigen Zuschüsse für
    hochverschuldete arme Länder in weite Ferne rücken.
    Eines nämlich muß klar sein: Entschuldung darf nicht
    auf Kosten des eh schon sehr beschränkten Etats der
    Entwicklungszusammenarbeit gehen.

    Sagen Sie mir nicht, daß das nicht zu bezahlen sei
    von einem Staat, dessen Verteidigungshaushalt milliar-
    denschwer ist und der täglich Millionen Mark für einen
    irrsinnigen und perspektivlosen Krieg aus dem Fenster
    wirft! Wann, meine Damen und Herren von der Regie-
    rungskoalition und natürlich auch von CDU/CSU und
    F.D.P. – das frage ich Sie ernsthaft –, hat die Bundesre-
    publik in ihrer Geschichte jemals soviel Geld für eine
    gerechtere Weltwirtschaftsordnung, gegen Armut und
    Verelendung sowie zur Krisenprävention und Friedens-
    sicherung eingesetzt wie für die Finanzierung der Bun-
    deswehr und, wie in den letzten Jahren, für verschiedene
    internationale Militäreinsätze? Wenn ich nicht irre, hat
    allein die Bundesrepublik 16 Milliarden DM zur Finan-
    zierung des Irak-Krieges beigesteuert; das macht rund
    zwei Haushalte des BMZ aus. Das muß man sich einmal
    vorstellen.

    Meine Damen und Herren von der Regierungskoaliti-
    on, ich will dennoch nicht bestreiten, daß Sie sich, wie
    Ihrem Antrag zu entnehmen ist, schon eines Teils der
    Kritik angenommen und versucht haben, diese im For-
    derungsteil zu verarbeiten. Es bleibt aber weiterhin un-
    klar, in welchem Zeitraum damit begonnen werden soll.

    Wann, wenn nicht jetzt mit dem Haushalt 1999, soll mit
    ersten Schritten in Richtung Abbau bilateraler Schulden
    begonnen werden?

    Ich möchte noch einen weiteren Aspekt ansprechen,
    und zwar die Frage der Verantwortung für die hohe
    Schuldenlast, unter der viele Staaten leiden und die in
    der Regel von der dortigen Bevölkerung ausgebadet
    wird. Die hohe Schuldenlast liegt nämlich mitnichten
    allein bei den ärmsten und hochverschuldeten bzw. bei
    den am wenigsten entwickelten Staaten, wobei ich na-
    türlich nicht die Verantwortung der häufig wiederum
    von den Industrienationen gestützten Eliten in diesen
    Ländern abstreiten will. Dennoch: Die Industriestaaten
    des Nordens mit ihrer kolonialen Vergangenheit und ih-
    rer überwiegend gewinn- und eigennutzorientierten Ge-
    genwart, die Geberländer und multilateralen Geberin-
    stitutionen wie IWF und Weltbank tragen eine wesentli-
    che Verantwortung für die Schuldenkrise, die nun schon
    seit Ende der 70er Jahre anhält. Dieser Verantwortung
    müssen sie sich endlich stellen und ihr im Sinne der
    Menschen dort gerecht werden. Das betrifft insbesonde-
    re Deutschland als einen der größten Geber und als An-
    teilseigner an den multilateralen Geberinstitutionen.

    Die in langwierigen und zähen Verhandlungen aus-
    gehandelten Erleichterungen und Umschuldungen haben
    in der Vergangenheit nachweislich keinen Neuanfang
    für Länder wie zum Beispiel Nicaragua – mit inzwi-
    schen 29 Umschuldungsabkommen – oder für die afri-
    kanischen Staaten gebracht. Strukturanpassungspro-
    gramme von IWF und Weltbank haben die Schulden-
    spirale statt dessen weitergedreht und zum Teil so-
    zioökonomische Abraumhalden zurückgelassen. Wer
    das heute noch leugnet, der fällt sogar hinter den zag-
    haften Lernprozeß zurück, den die Weltbank derzeit in
    der Entschuldungsfrage durchmacht, weshalb mit Blick
    auf den IWF eigentlich nur noch gesagt werden kann,
    daß seine sogenannten Strukturanpassungsprogramme
    schlichtweg abgeschafft gehören und statt dessen seitens
    der Geberländer und -institutionen endlich mit dem
    Aufbau eines fairen Insolvenzrechts begonnen werden
    muß.


    (Dr. R. Werner Schuster [SPD]: Da haben Sie recht!)


    Aber mit einer einmaligen Entschuldung allein – ich
    denke, da herrscht fraktionsübergreifend Einigkeit –
    werden die meisten Länder nicht vom Tropf kommen.
    Zahlreiche Maßnahmen und Programme müssen diesen
    Prozeß flankieren. So zum Beispiel müssen Weltbank
    und IWF, das gesamte Instrumentarium sowie der Krite-
    rienkatalog des Schuldenmanagements grundsätzlich re-
    formiert werden, muß sich der IWF aus der Entwick-
    lungszusammenarbeit zurückziehen, muß eine Tobin-
    Tax eingeführt werden, tut eine internationale Banken-
    aufsicht not und muß der Handel mit risikoreichem Ka-
    pital unterbunden oder zumindest restriktiv flankiert
    werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der PDS und der SPD)


    Außerdem darf die Entwicklungspolitik nicht in dem
    Sinne zusätzlich konditioniert werden – dies ist vorhin

    Carsten Hübner






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    angeklungen –, daß sie zu einem von den Reichen dik-
    tierten Korsett für die Armen wird. Das hätte mit einer
    Partnerschaft wenig zu tun. Diese, so denke ich, streben
    wir gemeinsam an.

    Letztendlich bedeutet all das nichts anderes, als daß
    die Bundesrepublik gemeinsam mit den anderen Indu-
    strienationen zukünftig endlich bereit sein muß, über
    schöne Worte und temporäre Betroffenheit hinaus wirk-
    liche Schritte zur Herstellung einer gerechten Weltwirt-
    schaftsordnung zu unternehmen – nicht mehr und nicht
    weniger. Das heißt, die Ungleichgewichte sind aktiv ab-
    zubauen und die noch verbliebenen Strukturen dürfen
    nicht durch Druck zu wirtschaftlicher Liberalisierung
    und ökologischem und sozialem Standortwettbewerb
    zerschlagen werden. Im Gegenteil, der Schutz von re-
    gionalen und eigenständigen Wirtschaftskreisläufen und
    Entwicklungsansätzen in den Ländern des Südens und
    des Osten muß akzeptiert und ausgeweitet werden.

    Das sind Rahmenbedingungen, die in Ihrem Antrag
    leider deutlich zu kurz kommen. Den Teufelskreis der
    Unterentwicklung, zu dem die Überschuldung unstrittig
    gehört, werden wir aber nur so durchbrechen können.

    Danke.

    (Beifall bei der PDS sowie des Abg. Dr. R. Werner Schuster [SPD])




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt der Abgeordnete Frank Hempel.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Frank Hempel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Sehr geehrte Frau Präsiden-
    tin! Sehr geehrte Kolleginnen! Sehr geehrte Kollegen!
    Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung hat in
    Vorbereitung des G-7-Gipfels in Deutschland die Kölner
    Schuldeninitiative ergriffen. Ziel ist es, den ärmsten
    hochverschuldeten Entwicklungsländern durch zusätzli-
    che Schuldenerleichterungen zu helfen. Die Fraktion der
    SPD begrüßt ausdrücklich diesen Schritt.

    Die Bundesregierung verbindet mit dieser Initiative
    die nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung in
    den ärmsten Entwicklungsländern. Viele entwicklungs-
    politisch engagierte Nichtregierungsorganisationen,
    Gruppen, Kirchen und Einzelpersonen haben sich im
    Rahmen der Kampagne „Erlaßjahr 2000“ zur Entschul-
    dungsproblematik geäußert. Die Bundesregierung hat
    die Hinweise dankbar in ihrer Initiative aufgegriffen. Ih-
    re Initiative richtet sich an arme Entwicklungsländer mit
    einer Schuldenlast, die so hoch ist, daß die zu zahlenden
    Zinsen und Tilgungen eine nachhaltige und auf die Be-
    seitigung von Armut und Ungerechtigkeit gerichtete
    Entwicklung stark behindern.

    Die Überschuldung der armen Länder ist unter ande-
    rem eine Folge von ungewöhnlichen wirtschaftlichen
    Belastungen der Vergangenheit. Beispielhaft seien der
    Rückgang der Rohstoffpreise, hohe internationale Zin-
    sen, aber auch die mangelnde Entwicklungsorientierung
    der Schuldnerregierungen genannt. Die unvorsichtigen
    Kreditvergabepolitiken öffentlicher und privater Gläubi-
    ger taten ihr übriges.

    Ein weiterer Aspekt der Überschuldung und ihrer Ur-
    sachen ist am Beispiel der Länder im südlichen Afrika
    bisher weitestgehend außer acht gelassen worden. Ich
    spreche von den sogenannten Apartheidschulden. Ich
    bitte, meine folgenden Ausführungen als Denkanstoß zu
    nehmen. Mir ist selbstverständlich bewußt, daß Südafri-
    ka selbst nicht für die HIPC-Initiative in Frage kommt,
    da es nicht zu den ärmsten Ländern gehört. Die Politik
    des Apartheidregimes hatte jedoch Auswirkungen auf
    die Nachbarstaaten.

    Was sind nun Apartheidschulden? Thabo Mbeki, de-
    signierter Nachfolger Nelson Mandelas in Südafrika,
    sagte:

    Das herrschende Apartheidregime bürdete dem
    Land eine beispiellose Schuldenlast auf, um durch
    deren Übernahme das Machtverhältnis während der
    Übergangsphase von der Apartheid zur Demokratie
    zugunsten der antidemokratischen Gruppierungen
    zu verschieben und die demokratische Bewegung
    zu schwächen.

    Von der internationalen Öffentlichkeit bislang kaum
    wahrgenommen, geht nach Meinung von Finanzexper-
    ten ein hoher Anteil der Verschuldung der Länder im
    südlichen Afrika auf das Konto des ehemaligen Apart-
    heidsystems.


    (Beifall bei der SPD)

    Damit beschränken sich die Apartheidschulden nicht nur
    auf Südafrika und seine unverantwortliche Schulden-
    politik. Jahrelang destabilisierte es die sogenannten
    Frontstaaten, die ein Opfer von Rebellenbewegungen
    wurden, wie zum Beispiel der Renamo in Mosambik
    und der Unita in Angola. Die Stellvertreterkriege wur-
    den massiv von Südafrika unterstützt und verwüsteten
    die gesamte Region. Millionen Menschen wurden zu
    Flüchtlingen. Einer ganzen Generation wurde eine schu-
    lische Ausbildung vorenthalten. Aber auch Simbabwe,
    Sambia und Tansania waren Zielscheibe des Apart-
    heidterrors und litten stark unter der von Südafrika ver-
    hängten Handelsblockade.

    Zwar gehören zu der 14köpfigen Staatengruppe
    der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas,
    SADC, mit Südafrika und Mauritius die reichsten und
    proportional am wenigsten verschuldeten Länder des
    Kontinents. Aber mit Angola, der Republik Kongo, mit
    Malavi, Mosambik, Sambia und Tansania gehören auch
    die ärmsten der hochverschuldeten Länder des Südens
    zu ihren Mitgliedern.

    Gewiß, Mißwirtschaft und Korruption sind auch Ur-
    sachen der Verschuldung in diesen Ländern. Das dama-
    lige Apartheidregime Südafrikas ist jedoch durch seine
    Destabilisierungspolitik mitverantwortlich zu machen.
    Bei der Frage der Entstehung von Schulden und Armut
    in der Region ist das auf alle Fälle zu berücksichtigen.

    Ich unterstütze ausdrücklich, daß beim Zugang zur
    HIPC-Initiative eine Erleichterung angestrebt wird. Die
    bisher geforderten sechs Jahre erfolgreicher Durchfüh-
    rung eines Strukturanpassungsprogramms sind zu lange
    und unakzeptabel. In den Anhörungen des Ausschusses

    Carsten Hübner






    (A) (C)



    (B) (D)


    ist darauf hingewiesen worden. Das Institut Südwind sei
    hier stellvertretend genannt.

    Eine Halbierung des Zeitraumes sollte angestrebt
    werden. Ich begrüße, daß die Bundesregierung dieses
    Problem erkannt hat und an einer Verkürzung arbeitet.
    Frau Ministerin hat dies in ihrer Rede bestätigt.

    Ich freue mich, daß die Bundesregierung grund-
    sätzlich ihre Bereitschaft zum Erlaß der Ex-DDR-
    Forderungen erklärt hat. Dabei handelt es sich ja um
    einen Sonderfall der bilateralen Handelsschulden. Mo-
    sambik, aber auch Angola sind beispielsweise davon
    betroffen. Die Umwandlung der Ex-DDR-Forderungen
    in Gegenwertfonds für Vorhaben der Armutsbekämp-
    fung oder der Stärkung der Demokratiebewegungen in
    den ärmsten Ländern ist ein wichtiger Ansatz.

    Gerade in Mosambik und Angola müssen wir dabei
    auf folgende Entwicklungsziele achten: daß es erstens
    zu einer Konsolidierung des Friedens- und des Versöh-
    nungsprozesses kommt, daß zweitens die Demokratisie-
    rung der Gesellschaft und der Aufbau der Zivilgesell-
    schaft vorangetrieben werden, daß drittens die ökonomi-
    sche und soziale Reintegration von Flüchtlingen, Ver-
    triebenen, demobilisierten Soldaten, Kriegsversehrten
    und kriegstraumatisierten Kindern erfolgt, daß viertens
    die wirtschaftliche Entwicklung beschleunigt vorange-
    trieben wird und daß fünftens die Armutsbekämpfung
    im Auge behalten wird. Dies erfordert hohe Anstren-
    gungen der in Frage kommenden Länder. Unsere Initia-
    tive verschafft ihnen mehr finanziellen Spielraum, um
    das anzupacken.

    Generell ist jedoch zu sagen, daß wir den Regierun-
    gen, denen wir eine Hilfe in Aussicht stellen, sehr ge-
    nau auf die Finger schauen müssen. Wir erwarten
    selbstverständlich „good governance“ in all seinen
    Formen wie die Bekämpfung der Korruption sowie die
    Wahrung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlich-
    keit. Es ist auch nicht hinzunehmen, wenn Regierungen
    von Staaten, die zu den ärmsten Ländern Afrikas gehö-
    ren, in Kampfhandlungen im Kongo involviert sind,
    was selbstverständlich auch für Angola gilt. Überpro-
    portionale Rüstungsausgaben sind dabei ebenfalls zu
    hinterfragen.

    Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, die Bundesre-
    gierung greift all diese Aspekte in ihrer Initiative auf. Es
    ist festzustellen, daß für die ärmsten verschuldeten Ent-
    wicklungsländer ein Weg aus ihrer Verschuldung hin zu
    einer nachhaltigen Entwicklung aufgezeigt wird. Die In-
    itiative ist ein Schritt in die richtige Richtung, und ich
    bedanke mich ausdrücklich bei Ministerin Heidi
    Wieczorek-Zeul für ihr Engagement in der Sache. Statt
    wie in der Vergangenheit restriktiv geht die neue Bun-
    desregierung die Problematik sehr konstruktiv an.

    Herzlichen Dank noch einmal an die Frau Ministerin
    sowie Dank an Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, für
    Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)