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ID1403514000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/35 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Theodor Waigel.............................. 2761 A Eintritt des Abgeordneten Wolfgang Steiger in den Deutschen Bundestag............................ 2761 A Erweiterung der Tagesordnung.......... 2761 B, 2817 A Absetzung des Punktes 8 von der Tagesord- nung ................................................................. 2762 A Tagesordnungspunkt 5: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers anläßlich des 50. Jah- restages der Gründung der Nordatlan- tikpakt-Organisation................................ 2762 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN NATO-Gipfel in Washington und Wei- terentwicklung des Bündnisses (Druck- sache 14/599) ............................................. 2762 B c) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Die Handlungsfähigkeit der Nordatlan- tischen Allianz für das 21. Jahrhundert sichern (Drucksache 14/316)..................... 2762 B d) Antrag der Fraktion PDS Europäische Sicherheitsarchitektur statt Dominanz der Nordatlantischen Allianz (Drucksache 14/454 (neu)) ........................... 2762 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. 50 Jahre Nordatlantisches Bündnis (Drucksache 14/792) .................................. 2762 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2762 C Volker Rühe..................................................... 2766 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2770 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 2773 A Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 2776 A Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 2779 A Markus Meckel SPD.................................... 2781 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 2781 D Gernot Erler SPD............................................. 2784 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2786 C Markus Meckel SPD........................................ 2787 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU... 2789 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2791 B Peter Zumkley SPD ......................................... 2792 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 2794 B Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen), Friedrich Merz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Deutschland muß verläßlicher Partner in europäischer Raumfahrt bleiben (Drucksache 14/655) .................................. 2795 C Ilse Aigner CDU/CSU..................................... 2795 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2797 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Thomas Rachel CDU/CSU .......................... 2799 C Dr.Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU.. 2801 A Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2801 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2801 D Jürgen W. Möllemann F.D.P. .......................... 2804 B Jörg Tauss SPD............................................ 2805 C Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2806 D Stephan Hilsberg SPD ................................. 2807 A Lothar Fischer (Homburg) SPD....................... 2809 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 2809 D Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU .................. 2811 B Bodo Seidenthal SPD....................................... 2812 D Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2815 B Tagesordnungspunkt 15: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Reform des Staatsangehörig- keitsrechts (Drucksache 14/744)............... 2815 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Über- weisungsgesetzes (Drucksache 14/745) .... 2815 C c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 8. Dezem- ber 1997 über wirtschaftliche Partner- schaft, politische Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen der Euro- päischen Gemeinschaft und ihren Mit- gliedstaaten einerseits und den Ver- einigten Mexikanischen Staaten ande- rerseits (Drucksache 14/684)..................... 2815 D d) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung und Beschleunigung des arbeitsgerichtlichen Verfahrens (Arbeits- gerichtsbeschleunigungsgesetz) (Druck- sache 14/626) ............................................. 2815 D e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Dehnel, Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke), weiteren Abgeord- neten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Zweiten Geset- zes zur Änderung des Verkehrswege- planungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 14/544) .................................. 2815 D f) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 14/542) ....................................................... 2816 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 21. Dezember 1995 über den Beitritt der Republik Österreich, der Republik Finnland und des Königreichs Schwe- den zu dem Übereinkommen über die Beseitigung der Doppelbesteuerung im Falle von Gewinnberichtigungen zwischen verbundenen Unternehmen (Drucksache 14/748) .................................. 2816 A b) Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. Für eine sofortige Verhängung umfas- sender Handelssanktionen gegen Jugo- slawien (Drucksache 14/793) .................... 2816 A c) Antrag der Abgeordneten Gabriele Fogra- scher, Adelheid Tröscher, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Dr. Angelika Köster- Loßack, Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN UN-Sondergeneralversammlung – 5 Jah- re nach der Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung in Kairo – Aktive Be- völkerungspolitik in der Entwicklungs- zusammenarbeit (Drucksache 14/797)......... 2816 B d) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Heidi Lippmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Ausschluß des Eintritts Minderjähriger in die Bundeswehr (Drucksache 14/551) . 2816 B e) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Carsten Hübner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Einsatz von Kindern als Soldaten wirk- sam verhindern (Drucksache 14/552) ...... 2816 C f) Antrag der Abgeordneten Karin Kort- mann, Brigitte Adler, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion SPD sowie der Ab- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 III geordneten Dr. Angelika Köster-Loßack, Hans-Christian Ströbele, Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten in bewaffneten Konflikten (Drucksache 14/806) .................................. 2816 C Tagesordnungspunkt 16: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Techno- logie zu der Verordnung der Bundesregie- rung Aufhebbare Einhundertachtunddrei- ßigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste – Anlage zum Außenwirt- schaftsgesetz – (Drucksachen 14/264, 14/305 Nr. 2.2, 14/729) ....................................................... 2816 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung Privatisierung von Bundesbeteiligungen hier: Veräußerung der Geschäftsan- teile an der Heimstätte Rheinland-Pfalz GmbH, Organ der staatlichen Woh- nungspolitik, Mainz (Drucksachen 14/186, 14/305 Nr. 1.1, 14/657) ....................................................... 2817 A Zusatztagesordnungspunkt 12: a) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 38, 39, 40, 41, 42 (Drucksachen 14/814, 14/815, 14/816, 14/817 und 14/818) .................................... 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes (Drucksa- chen 14/389, 14/474, 14/820)..................... 2817 C Brigitte Lange SPD.......................................... 2817 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU .......... 2819 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2820 D Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2821 D Dr. Klaus Grehn PDS....................................... 2822 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung als Bauherr zu Schwarzarbeit und außertariflicher Be- schäftigung auf den Baustellen des Bundes in Berlin und zu den Auswir- kungen auf die Beschäftigungssituation im Baugewerbe Berlins und Branden- burgs sowie die ostdeutsche Bauwirt- schaft insgesamt ....................................... 2823 D Petra Pau PDS.................................................. 2823 D Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVB ............................................................. 2825 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU................. 2826 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 2827 C Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2828 B Renate Rennebach SPD ................................... 2829 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU...... 2830 C Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2831 C Dr. Klaus Grehn PDS ...................................... 2832 D Gabriele Iwersen SPD ..................................... 2833 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2834 D Wolfgang Weiermann SPD ............................. 2835 D Konrad Gilges SPD ......................................... 2837 A Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2838 B Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Entschuldungsinitiative anläßlich des Weltwirtschaftsgipfels der G-7/G-8- Staaten in Köln (Drucksache 14/794) ...... 2839 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: a) Antrag der Abgeordneten Klaus-Jürgen Hedrich, Dr. Christian Ruck, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU Entschuldung armer Entwicklungs- länder – Initiativen zum G-8-Gipfel in Köln (Drucksache 14/785)......................... 2839 A b) Antrag der Abgeordneten Carsten Hübner, Fred Gebhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Umfassender Schuldenerlaß für einen Neuanfang (Drucksache 14/800) .............. 2839 A IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 2839 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2841 C Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 2842 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2844 A Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 2845 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 2847 A Carsten Hübner PDS........................................ 2848 C Frank Hempel SPD .......................................... 2850 B Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU ....................... 2851 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ ...... 2853 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2854 D Dagmar Schmidt (Meschede) SPD .................. 2855 B Zusatztagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neurege- lung des Schutzes parlamentarischer Beratungen (Drucksache 14/183) ............. 2856 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Sabine Jünger und der Fraktion PDS eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Bannmeilenregelung (Drucksache 14/516) ....................................................... 2857 A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. ...................... 2857 A Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2858 A Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. .................. 2859 C Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2859 D Joachim Hörster CDU/CSU............................. 2860 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2861 B Roland Claus PDS ........................................... 2862 B Dieter Wiefelspütz SPD............................... 2862 D Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Margarete Späte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Beteiligung des Bundes an Gedenkstät- ten und Mahnmalen zur Erinnerung an die beiden deutschen Diktaturen und ihre Opfer (Drucksache 14/656) ............... 2863 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Gert Weisskir- chen (Wiesloch), Angelika Krüger-Leiß- ner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion SPD sowie der Abgeordneten Antje Vollmer, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Konzeption zur Förderung und Festi- gung der demokratischen Erinnerungs- kultur (Drucksache 14/796) ...................... 2864 A Hartmut Koschyk CDU/CSU .......................... 2864 B Angelika Krüger-Leißner SPD ........................ 2865 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P. ........... 2867 D Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2869 A Dr. Heinrich Fink PDS .................................... 2870 D Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 2871 D Margarete Späte CDU/CSU............................. 2873 C Zusatztagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Keine weitere Unterstützung der Atom- kraftwerke Khmelnytsky 2 und Rivne 4 in der Ukraine (Drucksache 14/795) ........ 2875 C b) Antrag der Abgeordneten Angela Mar- quardt, Eva-Maria Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion PDS Investitionen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Khmelnystky 2 und Rivne 4 (Drucksa- che 14/708) ................................................ 2875 C c) Antrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Festhalten an den Zusagen zum Bau von sichereren Ersatzreaktoren in der Ukraine (Drucksache 14/819) ................... 2875 C Monika Griefahn SPD ..................................... 2875 D Kurt-Dieter Grill CDU/CSU............................ 2876 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2878 A Ulrike Flach F.D.P........................................... 2879 B Eva-Maria Bulling-Schröter PDS .................... 2880 B Horst Kubatschka SPD .................................... 2881 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Roland Claus, weite- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 V ren Abgeordneten und der Fraktion PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bürgerlichen Ge- setzbuchs (Verjährung Schadensersatz- forderungen für Zwangsarbeit) (Druck- sache 14/554) ............................................. 2882 B Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 2882 B Joachim Stünker SPD ...................................... 2883 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU ..................... 2885 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2886 B Rainer Funke F.D.P. ........................................ 2887 C Nächste Sitzung ............................................... 2887 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 2889 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2761 (A) (C) (B) (D) 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Winfried Nachtwei Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2889 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Binding (Heidelberg), Lothar SPD 22.4.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 22.4.99* Fink, Ulf CDU/CSU 22.4.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 22.4.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 22.4.99 Hasenfratz, Klaus SPD 22.4.99 Ibrügger, Lothar SPD 22.4.99 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 22.4.99 Kolbow,Walter SPD 22.4.99 Moosbauer, Christoph SPD 22.4.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 22.4.99 Müntefering, Franz SPD 22.4.99 Nolte, Claudia CDU/CSU 22.4.99 Dr. Paziorek, Peter CDU/CDU 22.4.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 22.4.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Raidel, Hans CDU/CSU 22.4.99 Ronsöhr, Heinrich-Wilhelm CDU/CSU 22.4.99 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 22.4.99 Schmidbauer (Nürnberg), Horst SPD 22.4.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 22.4.99 Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 22.4.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22.4.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.4.99 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 22.4.99 Willner, Gert CDU/CSU 22.4.99 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 22.4.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 22.4.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 22.4.99 –––––––– *) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 2890 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 (A) (C) (B) (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Antje Vollmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Das Wort hat
    jetzt der Abgeordnete Christian Ströbele.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Heute mor-
    gen ist – in einer ganz anderen Debatte, nämlich zur
    NATO – an diesem Pult erwähnt worden, daß einige aus
    meiner Fraktion sowie auch einige aus der SPD-Fraktion
    und aus anderen Fraktionen früher auf der Straße gewe-
    sen seien, um gegen bestimmte Strategien der NATO zu
    protestieren und eine Veränderung zu erwirken.


    (Dr. R. Werner Schuster [SPD]: Das verbindet uns!)


    Viele von uns waren aber auch in den letzten Jahrzehn-
    ten auf der Straße, etwa bei der IWF- und Weltbankta-
    gung in Berlin, weil wir uns dagegen engagieren woll-
    ten, dagegen protestieren wollten und eine Veränderung
    der Politik erreichen wollten, die mit der hohen Ver-
    schuldung der Länder des Südens zu tun hatte, weil wir
    ein bißchen mehr Gerechtigkeit in der Weltwirtschaft
    und Entwicklungschancen auch für die Länder des Sü-
    dens erreichen wollten, sozusagen durch Demonstratio-
    nen herbeizwingen wollten.

    Jetzt stehen wir hier und haben eine Regierung und
    eine Regierungskoalition, die die Entlastung der am
    meisten verschuldeten Länder des Südens von hohen
    Schulden in ihr Regierungsprogramm aufgenommen ha-
    ben, eine Regierung, die eine Initiative dazu ergriffen
    hat, und ein Parlament, das drauf und dran ist, diese Re-
    gierung in diesem Bemühen zu unterstützen und ihr Hil-
    fen auf dem Weg zum G-7-/G-8-Gipfel zu geben, weil
    es in der Tat weltpolitisch unerträglich ist, daß es Länder
    wie Nicaragua oder Ruanda gibt, um einmal zwei Län-
    der in zwei verschiedenen Erdteilen zu nennen, die fünf
    Jahre lang ihre gesamten Exporteinnahmen ausgeben
    müßten, um ihre Schulden bei den Geberländern, den
    Industrieländern des Nordens, und den internationalen
    Organisationen zu bezahlen.

    Die Folge davon ist, daß diese Länder und deren
    Ökonomie derzeit faktisch keine Entwicklungschancen
    haben. Wenn sie überhaupt Kredite bedienen können,
    müssen sie dafür einen Großteil ihrer Einnahmen aus
    dem Export – wenn man das auf Deutschland umrech-
    net, wären das horrende Summen – aufbringen. Was viel
    schlimmer ist: Die Landwirtschaft, die gesamte Wirt-
    schaft ist auf die Bedürfnisse der Schuldenbedienung
    auszurichten. Wir alle kennen Beispiele dafür, daß Län-
    der in Afrika nicht mehr für die Versorgung bzw. die
    Ernährung ihrer Bevölkerung Landbau betreiben, son-
    dern dazu, um billiges Mastfutter für Kühe, Kälber und
    Schweine in Deutschland und in der EU exportieren zu
    können.

    Wir wollen das ändern. Dazu soll unsere Initiative
    dienen, die zunächst für eine Reihe von sehr wenigen
    Ländern, für diejenigen, die am meisten verschuldet
    sind, gelten soll. Mit unserem Antrag wollen wir errei-
    chen, daß die Initiative der Bundesregierung unterstützt
    wird. Es geht nicht um milde Gaben oder um Mitleid. Es

    geht um erste Korrekturen hin zu einer gerechteren
    Weltwirtschaftsordnung.

    Denn die Schulden der jeweiligen Länder sind – zum
    Beispiel durch Korruption oder Mißwirtschaft – nur zum
    Teil hausgemacht. Sie sind häufig auch Folge von nach-
    kolonialen Kriegen, Bürgerkriegen und Versuchen, eine
    neue Ordnung in Afrika oder in Lateinamerika zu schaf-
    fen. Aber sie sind eben auch – die Ministerin hat völlig
    zu Recht darauf hingewiesen – zu einem ganz überwie-
    genden Teil – dies ist im Hinblick auf die einzelnen
    Länder unterschiedlich – Folge ungerechter Aus-
    tauschverhältnisse und des Verfalls der Rohstoff- und
    Agrarpreise. Wenn heute zum Beispiel ein Pfund Kaf-
    fee in einem deutschen Supermarkt die Hälfte des Prei-
    ses, der vor zwölf Jahren üblich war, kostet, bedeutet
    dies, daß der Kaffeepflücker in Nicaragua oder Guate-
    mala doppelt so lange arbeiten muß, um seinen Reis
    oder sein Brot kaufen zu können.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Transfair-Kaffee kaufen!)


    Die Länder benötigen doppelt so hohe Einnahmen aus
    Exporten, um ihre Kredite bedienen zu können.

    Gemeinsam mit Initiativen wie zum Beispiel „Erlaß-
    jahr 2000“ fordern wir deshalb für die ärmsten Länder
    eine faire Chance durch einen Erlaß der Schulden. Es ist
    zwar einfach zu sagen – das sage ich jetzt in Richtung
    PDS –: „Wir streichen alle Schulden“, aber nicht immer
    richtig. – Das gilt gerade auch für die Streichung aller
    Schulden aus Krediten der ehemaligen DDR. – Denn wir
    haben in einer diesbezüglichen Anhörung unter anderem
    erfahren – das konnte man auch schon vorher wissen –,
    daß eine Streichung der Schulden die bestehenden Pro-
    bleme vieler Länder nicht löst, sondern möglicherweise
    nur verschiebt.

    Deshalb muß die Bundesrepublik Deutschland bereit
    sein, für eine Lösung zu kämpfen. Dabei muß darauf
    hingewiesen werden – das steht in unserem Antrag –,
    daß ein Erlaß der Schulden nicht nur den Oligarchien
    bzw. den Reichen in den jeweiligen Ländern zugute
    kommen darf. Es darf nicht dazu kommen, daß das
    Geld, das dann zur Verfügung steht, in die Rüstung bzw.
    in die Führung von Kriegen gesteckt wird. Uganda ist
    dafür nur ein Beispiel. Es gibt viele andere Länder in
    Afrika und auf anderen Kontinenten, wo wir ein solches
    Vorgehen feststellen können. Die freiwerdenden Mittel
    – so steht es in unserem Antrag – müssen im Sinne einer
    nachhaltigen, auf die Bekämpfung der Armut ausge-
    richteten Entwicklung eingesetzt werden. Das muß si-
    chergestellt werden.

    Sie, Herr Kollege Hedrich, haben gerade sieben Be-
    dingungen gestellt, unter anderem die, es müsse eine
    marktfreundliche Wirtschaftsordnung aufgebaut und
    praktiziert werden. Das kann man vielleicht wünschen.
    Auch darüber kann man sich streiten. Aber ob es richtig
    ist, dies zu einer Bedingung für eine faire Entwicklung
    zu machen, bezweifle ich. Man kann es auch übertreiben
    und kann die Länder mit einem Netz von Bedingungen
    überziehen, das einer freien, selbständigen und selbstbe-
    stimmten Entwicklung im Wege steht.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ich denke, das ist in Ihrem Antrag übertrieben. Der
    Schuldenerlaß soll helfen, eine demokratische Entwick-
    lung in den Ländern zu fördern und eine nachhaltige
    Entwicklung für den Umweltschutz, für die Verbesse-
    rung der Situation der Armen und für die Bildung zu
    ermöglichen. Darüber sind wir uns im Ausschuß einig,
    und das ist gut so.

    Die Bundesrepublik Deutschland gehört zu den
    wichtigsten Gläubigerländern. Sie verfügt darüber hin-
    aus mit ihrer ökonomischen Kraft über besonderen Ein-
    fluß in den internationalen Organisationen wie IWF und
    Weltbank. Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der
    neuen Koalition – so ist es im Programm beider Koaliti-
    onsparteien ebenso wie in der Koalitionsvereinbarung,
    die Grundlage unserer gemeinsamen Regierungsarbeit
    ist, festgeschrieben –, einen wesentlichen Beitrag zu lei-
    sten und die Vorreiterrolle zu übernehmen, um endlich
    zu einer anderen Wirtschaftsordnung zu kommen und
    damit ein bißchen mehr soziale und ökonomische Ge-
    rechtigkeit weltweit herzustellen.

    Deshalb wünschen wir mit unserem Antrag der Bun-
    desregierung viel Erfolg bei den Verhandlungen mit den
    G-7-/G-8-Staaten. Unser Antrag soll dazu dienen, sie auf
    dem Wege zu begleiten, zu unterstützen und ein wenig
    den Weg zu weisen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt der Abgeordnete Joachim Günther.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Günther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsiden-
    tin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bei der
    Entschuldungsfrage geht es seit langem nicht mehr um
    das Ob, sondern es geht darum, wer unter welchen Be-
    dingungen entschuldet wird. Wenn Länder nicht in der
    Lage sind, die Zinsverpflichtungen zu bedienen oder gar
    zu tilgen, müssen die Ursachen erforscht und muß den
    Ländern geholfen werden, aus eigener Kraft die Fähig-
    keit zum Schuldendienst und zur Entwicklung des Lan-
    des zu erlangen.

    Dies entspricht auch unseren liberalen Forderungen
    nach der Förderung der Selbsthilfebereitschaft und der
    Selbsthilfefähigkeit der Partnerländer. Die in den 80er
    Jahren rasch angewachsene Auslandsverschuldung vie-
    ler Entwicklungsländer bleibt deshalb eine große Her-
    ausforderung auf wirtschaftlichem und politischem Ge-
    biet. Bei allem dringenden Handlungsbedarf muß jedoch
    positiv vermerkt werden, daß die Verschuldungskrise
    heute nicht mehr ein Problem ist, das die Staaten der so-
    genannten dritten Welt alle in gleicher Weise betrifft.
    Denn eine große Anzahl ehemals hochverschuldeter
    Entwickungsländer hat inzwischen ihre Schuldenpro-
    bleme unter Kontrolle oder zum Teil gelöst.

    Entscheidend hierfür war die wirksame internationale
    Zusammenarbeit von Gläubiger- und Schuldnerländern,
    von internationalen Organisationen und Banken, die da-
    für gesorgt hat, daß trotz der asiatischen Finanzkrise die

    Schuldenprobleme einzelner Länder nicht zu einer Krise
    des internationalen Finanzsystems wurden.

    Bei aller Notwendigkeit, die Verschuldungssituation
    insbesondere in den am höchsten verschuldeten Ent-
    wicklungsländern in den Griff zu bekommen, muß auch
    gesehen werden, daß die Verschuldung an sich kein Ma-
    kel ist; denn jedes aufstrebende Unternehmen wäre
    schlecht beraten, wenn es in der Entwicklungsphase sei-
    nes Unternehmens ohne Kreditaufnahme arbeiten wür-
    de.

    Auch die Auslandsverschuldung ist zur Sicherstel-
    lung des notwendigen Zustroms internationalen Kapitals
    ein normaler und ökonomisch sinnvoller Vorgang. Dies
    setzt jedoch voraus, daß mit diesem Geld tragfähige In-
    vestitionen getätigt und Produktivitätssteigerungen er-
    wirtschaftet werden, durch die im Endeffekt der Schul-
    dendienst bedient werden kann.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Die langjährigen Erfahrungen mit teilweise geschei-

    terten Ansätzen für eine wirtschaftlich und politisch ver-
    nünftige Strukturanpassungspolitik in vielen Ent-
    wicklungsländern haben gezeigt, daß dauerhaftes
    Wachstum nur auf der Grundlage einer marktorientier-
    ten Politik und durch Eigenanstrengungen der Schuld-
    nerländer insgesamt erreicht werden kann.

    Schuldenerleichterungen ohne durchgreifende Re-
    formprozesse in der Wirtschafts- und Finanzpolitik der
    Entwicklungsländer sind keine Grundlage zur dauerhaf-
    ten Lösung der Finanzprobleme.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ich begrüße es daher ausdrücklich, daß dieser zentrale
    Aspekt in dem vorliegenden Koalitionsantrag aufgegrif-
    fen wurde.

    Trotz der finanziellen Sonderbelastung infolge der
    deutschen Wiedervereinigung hat sich die frühere Bun-
    desregierung mit Unterstützung unserer Fraktion nach-
    träglich für eine umfassende Entlastung hochverschul-
    deter und armer Entwicklungsländer eingesetzt. Gegen-
    über den am wenigsten entwickelten Ländern hat
    Deutschland unter unserer Mitverantwortung Forderun-
    gen aus der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit
    von über 9 Milliarden DM erlassen. Darüber hinaus
    wurde im Rahmen multilateraler Umschuldungsverein-
    barungen gegenüber Entwicklungsländern auch auf For-
    derungen aus Handelsgeschäften in einer Gesamthöhe
    von 3 Milliarden DM verzichtet.

    Die F.D.P.-Bundestagsfraktion ist überdies der Auf-
    fassung, daß pauschale Schuldenerlasse auch unter
    entwicklungspolitischen Gesichtspunkten keine befrie-
    digende Lösung bilden.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Erfahrungen aus vier Entwicklungsdekaden haben
    gezeigt, daß Ent- bzw. Umschuldungsmaßnahmen in der
    Regel nur dann einen wirkungsvollen Beitrag zur Errei-
    chung des Zieles der nachhaltigen Entwicklung leisten
    können, wenn sie gleichzeitig mit wirtschaftlichen In-

    Hans-Christian Ströbele






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    itiativen verbunden sind. Auch insofern stimmen wir mit
    dem Ansatz des Koalitionsantrages überein.

    Die F.D.P.-Bundestagsfraktion unterstützt die Forde-
    rung, das bestehende bilaterale und multilaterale Instru-
    mentarium zur Erleichterung von Schulden besonders
    verschuldeter Entwicklungsländer weiterzuentwickeln
    und vor allem den Kreis der zugangsberechtigten Länder
    zu erweitern.

    Ferner gibt es immer auch aktuelle Situationen. Da ist
    zwischen Soforthilfe, Krediten und Schuldenerlaß stets
    ein Zusammenhang herstellbar. Nehmen wir als Beispiel
    die vom Wirbelsturm „Mitch“ betroffenen Länder, die
    durch diese Katastrophe in ihrer Entwicklung um viele
    Jahre zurückgeworfen wurden. Hier gibt es aus unserer
    Sicht keine Alternative zum Schuldenerlaß, zumal ein
    Land wie Honduras sowieso zu den ärmsten Ländern
    Lateinamerikas zählt.

    Denken wir an die heute vom Kosovo-Elend, also an
    die von den Folgen der Flucht und Vertreibung betroffe-
    nen Anrainerstaaten Albanien und Mazedonien. Soweit
    das Thema Schuldenerlaß hier überhaupt ein zentrales
    Thema ist, muß es als Teil der Maßnahmen verstanden
    werden, die ergriffen werden, um die Folgen des
    Flüchtlingselends für die wirtschaftliche und sozialpoli-
    tische Entwicklung dieser Länder abzumildern oder so-
    gar umzukehren. In Mazedonien geht es darum, dem
    Land trotz wachsender ethnischer Konflikte und extre-
    mer Belastungen der innenpolitischen Situation durch
    die Flüchtlinge zu helfen, einen eigenen marktwirt-
    schaftlichen und demokratischen Entwicklungsweg zu
    konsolidieren.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Albanien – das wurde vorhin bereits gesagt –, nach
    wie vor das Armenhaus Europas, wo es zum Teil hoff-
    nungsvolle Entwicklungsanstrengungen gibt, sollten
    wir angesichts der großen Hilfsbereitschaft darin unter-
    stützen, die Lasten des Flüchtlingselends weiter zu
    mildern.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bei der Entschuldung muß also für jedes Entwick-
    lungsland im Hinblick auf seine spezifische Entwick-
    lungssituation eine angemessene Antwort gefunden
    werden.


    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Ein genereller Schuldenerlaß ist nach wie vor nicht
    sinnvoll,


    (Zuruf von der SPD: Wer will denn das?)

    da dann die Gerechten und die Ungerechten gleichbe-
    handelt werden. Gute Regierungsführung im Rahmen
    eines demokratischen und, Herr Kollege Ströbele, eines
    marktwirtschaftlichen Entwicklungsweges muß mit
    Kraft unterstützt werden. Der differenzierte Umgang mit
    dem Thema „Entschuldung“ muß gesichert werden.

    Unsere Fraktion hat sich bereits vor einem guten hal-
    ben Jahr, gegen Ende der letzten Legislaturperiode, in

    einem Entschließungsantrag für die HIPC-Initiative
    ausgesprochen und dafür plädiert, das bestehende bi-
    und multilaterale Entschuldungsinstrumentarium behut-
    sam fortzuentwickeln. Nach unserer Auffassung ist diese
    Initiative ein wesentlicher Schritt, um hochverschuldete
    arme Länder substantiell von ihren erdrückenden Schul-
    den zu entlasten, damit sie ihre wirtschaftlichen Re-
    formprogramme und auch die Maßnahmen zur Armuts-
    bekämpfung auf den Weg bringen können.

    Diese Initiative fügt sich in den Rahmen der von uns
    mitgetragenen internationalen Schuldenstrategie ein,
    die die wirtschaftliche Reform der Schuldnerländer und
    eine Verbesserung der weltwirtschaftlichen Rahmenbe-
    dingungen vorsieht. Insofern begrüßen wir auch die in
    dem vorliegenden Antrag enthaltene Aufforderung an
    die Bundesregierung, sich für eine Verbesserung der
    volkswirtschaftlichen Effizienz der hochverschuldeten
    Länder einzusetzen und dafür zu sorgen, daß Handels-
    hemmnisse abgebaut werden.

    Die im Koalitionsantrag geforderte Umwandlung von
    Altschulden in den sogenannten Gegenwertfonds, insbe-
    sondere beim zukünftigen Erlaß von Forderungen aus
    der ehemaligen DDR, ist zu begrüßen. Die frühere Bun-
    desregierung hat mit Zustimmung unserer Fraktion be-
    reits Schuldenumwandlungen von Forderungen gegen
    Umweltschutzmaßnahmen und Armutsbekämpfung in
    Höhe von 310 Millionen DM geleistet. Selbstverständ-
    lich sollte von diesem Instrument insbesondere bei den
    Ländern Gebrauch gemacht werden, die von Naturkata-
    strophen heimgesucht wurden.

    Ebenfalls im Gegensatz zum vorliegenden Antrag
    sind wir der Ansicht, daß zukünftig von dem Instrument
    nicht rückzahlbarer Zuschüsse grundsätzlich nicht
    mehr, sondern eher weniger Gebrauch gemacht werden
    sollte. Auch hier zeigt die Erfahrung, daß vernünftige
    Kreditkonditionen zu verantwortlichem Umgang mit den
    Mitteln und somit zu einer höheren Effizienz der ent-
    wicklungspolitischen Projekte führen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das gleiche gilt für die Vergabe von Darlehen der inter-
    nationalen Finanzinstitutionen.

    Wir meinen, daß in begründeten Einzelfällen zwar
    erhebliche Konzessionen hinsichtlich der Marktkondi-
    tionen gemacht werden können, auf die Marktkonfor-
    mität der Maßnahmen jedoch nicht völlig verzichtet
    werden sollte. Die Forderung nach einer stärkeren Ein-
    bindung des Privatsektors bei der Vorbeugung und
    Lösung internationaler Finanzkrisen hingegen verstehen
    wir als einen Anstoß, die von der F.D.P.-Bundes-
    tagsfraktion seit langem geforderte privatwirtschaftliche
    Komponente in der Entwicklungspolitik weiter zu för-
    dern.

    Unter diesen erwähnten Vorbehalten und unter Zu-
    rückstellung von Bedenken in Einzelfragen stimmen wir
    dem Koalitionsantrag zu.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Joachim Günther (Plauen)







    (A) (C)



    (B) (D)