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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/35 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Theodor Waigel.............................. 2761 A Eintritt des Abgeordneten Wolfgang Steiger in den Deutschen Bundestag............................ 2761 A Erweiterung der Tagesordnung.......... 2761 B, 2817 A Absetzung des Punktes 8 von der Tagesord- nung ................................................................. 2762 A Tagesordnungspunkt 5: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers anläßlich des 50. Jah- restages der Gründung der Nordatlan- tikpakt-Organisation................................ 2762 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN NATO-Gipfel in Washington und Wei- terentwicklung des Bündnisses (Druck- sache 14/599) ............................................. 2762 B c) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Die Handlungsfähigkeit der Nordatlan- tischen Allianz für das 21. Jahrhundert sichern (Drucksache 14/316)..................... 2762 B d) Antrag der Fraktion PDS Europäische Sicherheitsarchitektur statt Dominanz der Nordatlantischen Allianz (Drucksache 14/454 (neu)) ........................... 2762 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. 50 Jahre Nordatlantisches Bündnis (Drucksache 14/792) .................................. 2762 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2762 C Volker Rühe..................................................... 2766 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2770 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 2773 A Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 2776 A Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 2779 A Markus Meckel SPD.................................... 2781 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 2781 D Gernot Erler SPD............................................. 2784 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2786 C Markus Meckel SPD........................................ 2787 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU... 2789 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2791 B Peter Zumkley SPD ......................................... 2792 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 2794 B Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen), Friedrich Merz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Deutschland muß verläßlicher Partner in europäischer Raumfahrt bleiben (Drucksache 14/655) .................................. 2795 C Ilse Aigner CDU/CSU..................................... 2795 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2797 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Thomas Rachel CDU/CSU .......................... 2799 C Dr.Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU.. 2801 A Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2801 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2801 D Jürgen W. Möllemann F.D.P. .......................... 2804 B Jörg Tauss SPD............................................ 2805 C Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2806 D Stephan Hilsberg SPD ................................. 2807 A Lothar Fischer (Homburg) SPD....................... 2809 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 2809 D Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU .................. 2811 B Bodo Seidenthal SPD....................................... 2812 D Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2815 B Tagesordnungspunkt 15: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Reform des Staatsangehörig- keitsrechts (Drucksache 14/744)............... 2815 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Über- weisungsgesetzes (Drucksache 14/745) .... 2815 C c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 8. Dezem- ber 1997 über wirtschaftliche Partner- schaft, politische Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen der Euro- päischen Gemeinschaft und ihren Mit- gliedstaaten einerseits und den Ver- einigten Mexikanischen Staaten ande- rerseits (Drucksache 14/684)..................... 2815 D d) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung und Beschleunigung des arbeitsgerichtlichen Verfahrens (Arbeits- gerichtsbeschleunigungsgesetz) (Druck- sache 14/626) ............................................. 2815 D e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Dehnel, Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke), weiteren Abgeord- neten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Zweiten Geset- zes zur Änderung des Verkehrswege- planungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 14/544) .................................. 2815 D f) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 14/542) ....................................................... 2816 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 21. Dezember 1995 über den Beitritt der Republik Österreich, der Republik Finnland und des Königreichs Schwe- den zu dem Übereinkommen über die Beseitigung der Doppelbesteuerung im Falle von Gewinnberichtigungen zwischen verbundenen Unternehmen (Drucksache 14/748) .................................. 2816 A b) Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. Für eine sofortige Verhängung umfas- sender Handelssanktionen gegen Jugo- slawien (Drucksache 14/793) .................... 2816 A c) Antrag der Abgeordneten Gabriele Fogra- scher, Adelheid Tröscher, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Dr. Angelika Köster- Loßack, Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN UN-Sondergeneralversammlung – 5 Jah- re nach der Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung in Kairo – Aktive Be- völkerungspolitik in der Entwicklungs- zusammenarbeit (Drucksache 14/797)......... 2816 B d) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Heidi Lippmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Ausschluß des Eintritts Minderjähriger in die Bundeswehr (Drucksache 14/551) . 2816 B e) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Carsten Hübner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Einsatz von Kindern als Soldaten wirk- sam verhindern (Drucksache 14/552) ...... 2816 C f) Antrag der Abgeordneten Karin Kort- mann, Brigitte Adler, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion SPD sowie der Ab- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 III geordneten Dr. Angelika Köster-Loßack, Hans-Christian Ströbele, Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten in bewaffneten Konflikten (Drucksache 14/806) .................................. 2816 C Tagesordnungspunkt 16: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Techno- logie zu der Verordnung der Bundesregie- rung Aufhebbare Einhundertachtunddrei- ßigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste – Anlage zum Außenwirt- schaftsgesetz – (Drucksachen 14/264, 14/305 Nr. 2.2, 14/729) ....................................................... 2816 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung Privatisierung von Bundesbeteiligungen hier: Veräußerung der Geschäftsan- teile an der Heimstätte Rheinland-Pfalz GmbH, Organ der staatlichen Woh- nungspolitik, Mainz (Drucksachen 14/186, 14/305 Nr. 1.1, 14/657) ....................................................... 2817 A Zusatztagesordnungspunkt 12: a) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 38, 39, 40, 41, 42 (Drucksachen 14/814, 14/815, 14/816, 14/817 und 14/818) .................................... 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes (Drucksa- chen 14/389, 14/474, 14/820)..................... 2817 C Brigitte Lange SPD.......................................... 2817 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU .......... 2819 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2820 D Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2821 D Dr. Klaus Grehn PDS....................................... 2822 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung als Bauherr zu Schwarzarbeit und außertariflicher Be- schäftigung auf den Baustellen des Bundes in Berlin und zu den Auswir- kungen auf die Beschäftigungssituation im Baugewerbe Berlins und Branden- burgs sowie die ostdeutsche Bauwirt- schaft insgesamt ....................................... 2823 D Petra Pau PDS.................................................. 2823 D Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVB ............................................................. 2825 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU................. 2826 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 2827 C Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2828 B Renate Rennebach SPD ................................... 2829 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU...... 2830 C Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2831 C Dr. Klaus Grehn PDS ...................................... 2832 D Gabriele Iwersen SPD ..................................... 2833 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2834 D Wolfgang Weiermann SPD ............................. 2835 D Konrad Gilges SPD ......................................... 2837 A Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2838 B Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Entschuldungsinitiative anläßlich des Weltwirtschaftsgipfels der G-7/G-8- Staaten in Köln (Drucksache 14/794) ...... 2839 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: a) Antrag der Abgeordneten Klaus-Jürgen Hedrich, Dr. Christian Ruck, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU Entschuldung armer Entwicklungs- länder – Initiativen zum G-8-Gipfel in Köln (Drucksache 14/785)......................... 2839 A b) Antrag der Abgeordneten Carsten Hübner, Fred Gebhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Umfassender Schuldenerlaß für einen Neuanfang (Drucksache 14/800) .............. 2839 A IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 2839 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2841 C Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 2842 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2844 A Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 2845 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 2847 A Carsten Hübner PDS........................................ 2848 C Frank Hempel SPD .......................................... 2850 B Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU ....................... 2851 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ ...... 2853 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2854 D Dagmar Schmidt (Meschede) SPD .................. 2855 B Zusatztagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neurege- lung des Schutzes parlamentarischer Beratungen (Drucksache 14/183) ............. 2856 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Sabine Jünger und der Fraktion PDS eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Bannmeilenregelung (Drucksache 14/516) ....................................................... 2857 A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. ...................... 2857 A Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2858 A Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. .................. 2859 C Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2859 D Joachim Hörster CDU/CSU............................. 2860 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2861 B Roland Claus PDS ........................................... 2862 B Dieter Wiefelspütz SPD............................... 2862 D Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Margarete Späte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Beteiligung des Bundes an Gedenkstät- ten und Mahnmalen zur Erinnerung an die beiden deutschen Diktaturen und ihre Opfer (Drucksache 14/656) ............... 2863 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Gert Weisskir- chen (Wiesloch), Angelika Krüger-Leiß- ner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion SPD sowie der Abgeordneten Antje Vollmer, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Konzeption zur Förderung und Festi- gung der demokratischen Erinnerungs- kultur (Drucksache 14/796) ...................... 2864 A Hartmut Koschyk CDU/CSU .......................... 2864 B Angelika Krüger-Leißner SPD ........................ 2865 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P. ........... 2867 D Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2869 A Dr. Heinrich Fink PDS .................................... 2870 D Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 2871 D Margarete Späte CDU/CSU............................. 2873 C Zusatztagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Keine weitere Unterstützung der Atom- kraftwerke Khmelnytsky 2 und Rivne 4 in der Ukraine (Drucksache 14/795) ........ 2875 C b) Antrag der Abgeordneten Angela Mar- quardt, Eva-Maria Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion PDS Investitionen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Khmelnystky 2 und Rivne 4 (Drucksa- che 14/708) ................................................ 2875 C c) Antrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Festhalten an den Zusagen zum Bau von sichereren Ersatzreaktoren in der Ukraine (Drucksache 14/819) ................... 2875 C Monika Griefahn SPD ..................................... 2875 D Kurt-Dieter Grill CDU/CSU............................ 2876 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2878 A Ulrike Flach F.D.P........................................... 2879 B Eva-Maria Bulling-Schröter PDS .................... 2880 B Horst Kubatschka SPD .................................... 2881 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Roland Claus, weite- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 V ren Abgeordneten und der Fraktion PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bürgerlichen Ge- setzbuchs (Verjährung Schadensersatz- forderungen für Zwangsarbeit) (Druck- sache 14/554) ............................................. 2882 B Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 2882 B Joachim Stünker SPD ...................................... 2883 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU ..................... 2885 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2886 B Rainer Funke F.D.P. ........................................ 2887 C Nächste Sitzung ............................................... 2887 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 2889 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2761 (A) (C) (B) (D) 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Winfried Nachtwei Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2889 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Binding (Heidelberg), Lothar SPD 22.4.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 22.4.99* Fink, Ulf CDU/CSU 22.4.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 22.4.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 22.4.99 Hasenfratz, Klaus SPD 22.4.99 Ibrügger, Lothar SPD 22.4.99 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 22.4.99 Kolbow,Walter SPD 22.4.99 Moosbauer, Christoph SPD 22.4.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 22.4.99 Müntefering, Franz SPD 22.4.99 Nolte, Claudia CDU/CSU 22.4.99 Dr. Paziorek, Peter CDU/CDU 22.4.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 22.4.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Raidel, Hans CDU/CSU 22.4.99 Ronsöhr, Heinrich-Wilhelm CDU/CSU 22.4.99 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 22.4.99 Schmidbauer (Nürnberg), Horst SPD 22.4.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 22.4.99 Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 22.4.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22.4.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.4.99 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 22.4.99 Willner, Gert CDU/CSU 22.4.99 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 22.4.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 22.4.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 22.4.99 –––––––– *) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 2890 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 (A) (C) (B) (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Lippelt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
    gen! Die Anträge, über die wir heute eigentlich diskutie-
    ren wollen, sind Wochen vor dem 24. März 1999 verfaßt
    worden. Aus dem ursprünglich beabsichtigten Jubi-
    läumsgipfel ist jetzt ein Arbeitstreffen geworden. Sätze
    wie die von „der NATO als dem erfolgreichsten Sicher-
    heits- und Verteidigungsbündnis der Geschichte“ blei-
    ben uns heute leicht im Munde stecken. Denn wir wis-
    sen, daß sich die NATO in ihrer tiefsten Krise befindet,
    wenn ich auch nicht so weit wie der Kollege Gehrcke
    gehen möchte, der jetzt schon den Anfang ihres Endes
    eingeleitet sieht.

    Die NATO befindet sich in dieser Krise, weil sich
    zwischen ihren Mitteln und Möglichkeiten einerseits
    und den politischen Zielen andererseits eine wachsende
    Inkongruenz entwickelt hat, wie es der ehemalige EU-
    Bosnien-Beauftragte Carl Bildt formulierte: daß ihre
    hochentwickelte Technologie der Präzisionsbomben und
    -raketen eben nicht die mordende und brandschatzende
    Soldateska treffen konnte, ja nicht treffen kann und sie
    in ihrem Geschäft sogar noch vorantreibt.

    Die NATO befindet sich in einer Krise, weil sich die
    Selbstdefinition der NATO als einer Wertegemeinschaft
    immer schwieriger in geeignete Mittel übersetzen läßt
    und weil sich die Abwehr des Völkermords im Koso-
    vo, von deren Notwendigkeit wir doch alle überzeugt
    sind, eben nicht in der Form des 3. September 1939
    vollzieht, als England und Frankreich dem expansiven
    Rassenwahn eines deutschen Diktators ein entschiedenes
    Halt entgegenriefen und vom Appeasement zum Krieg
    übergingen.

    Heute übertragen wir der NATO 14 Flugzeuge und
    delegieren die Kriegführung an einen Apparat NATO.
    Eine solche Delegation führt dann zu der perversen
    Trennung von Krieg und Geschäft, wie wir sie in der
    Frage der Erdöllieferungen gerade erlebt haben. Allen
    Vorstellungen von Alternativen zur Kriegführung wird
    hohngesprochen; die Glaubwürdigkeit der NATO steht
    auch an diesem Punkte ganz entschieden in Frage.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Es entspricht – das ist absolut richtig – unserem Ver-

    fassungsverständnis von parlamentarischer Kontrolle
    und Verantwortung, daß wir Auftrag und Mandat genau
    definieren und limitieren. Dennoch müssen wir zur
    Kenntnis nehmen, daß unser Einfluß auf die Art und
    Weise der Kriegführung begrenzt und in Relation zu
    den der NATO übertragenen Mitteln, nämlich den
    14 Flugzeugen, zu sehen ist. Unserer historischen Erfah-

    Gernot Erler






    (A) (C)



    (B) (D)


    rung, die wir eigentlich einzubringen hätten und die be-
    sagt, daß ein Bombenkrieg auch kontraproduktiv sein
    kann und den Graben zwischen Diktator und Volk nicht
    aufreißt, sondern überbrückt, können wir nicht in der
    notwendigen Weise Geltung verschaffen. Wir sind der
    Eskalation der Kriegführung ausgeliefert. Vorstellungen
    – ich trage sie hier als meine ganz persönliche Meinung
    vor – von einer Kombination von Festigkeit in den Zie-
    len, verbunden mit einer Konzentration der Kriegfüh-
    rung im Kosovo, die alles tut, um die Flüchtlinge dort zu
    retten, und einer Deeskalation der Kriegführung gegen-
    über dem übrigen Serbien, die sich als oberstes Ziel set-
    zen würde, die Loyalität zum Diktator aufzubrechen,
    haben wenig Chancen.

    Vor dem Hintergrund dieser Bemerkungen zur Krieg-
    führung der NATO nun noch einige Bemerkungen zu
    den inhaltlichen Fragen, die in Washington zur Verab-
    schiedung anstehen:

    Erstens. Klar dürfte doch wohl sein, daß die Vorstel-
    lungen, die um den Begriff einer neuen NATO als der
    Organisation des Krisenmanagements schlechthin krei-
    sen, hinfällig geworden sind. Die NATO sollte bleiben,
    was sie in ihrer Kernfunktion ist: ein atlantisch-
    europäisches Sicherheits- und Stabilitätsbündnis.
    Wer in diesen Wochen Gelegenheit zu Gesprächen mit
    Politikern außerhalb dieses Raums hatte, der weiß, daß
    das Mißtrauen gegenüber der NATO als einem Herr-
    schaftsinstrument der hochindustrialisierten Länder des
    Westens gewachsen ist – trotz aller Verständigungs-
    möglichkeiten in bezug auf den Kosovo-Konflikt.

    Zweitens. Der Verzicht auf die UN-Mandatierung
    bei der NATO-Intervention muß eine absolute Ausnah-
    me bleiben. Er bedarf der Heilung, und zwar von beiden
    Seiten: auch von seiten des UN-Sicherheitsrats, in dem
    die Ausübung eines Vetos stärker an die Prinzipien der
    internationalen Gemeinschaft zu binden und von den
    nationalen Interessen eines einzelnen Sicherheitsrats-
    mitglieds zu lösen ist. Die Bundesregierung ist mit der
    verstärkten Einbeziehung Rußlands und des UN-
    Generalsekretärs in diese Richtung vorangegangen. Wir
    unterstützen sie darin und ermutigen sie, in diesem Sin-
    ne fortzufahren.

    Drittens. Die sich wandelnde NATO – ich sage das
    im Gegensatz zu dem vorhin über die sogenannte neue
    NATO Gesagten –, die NATO der Kooperation in ihren
    vielfältigen Formen von NATO-Rußland-Rat, NATO-
    Ukraine-Charta und Partnership for Peace, ist in jeder
    Weise auf diesem Wege zu bestärken. Das bedeutet: Die
    Öffnung der NATO muß in steter Wechselwirkung mit
    der Vertiefung der Einbindung Rußlands stehen. Die
    Risiken der gegenwärtigen Situation haben eben auch
    damit zu tun, daß die NATO, die im Kosovo zugunsten
    der Menschenrechte interveniert, in den Augen der rus-
    sischen Elite eben die NATO der Osterweiterung ist.
    Diese Wunden sind noch lange nicht verheilt. Um so
    höher ist es der Bundesregierung als Verdienst anzu-
    rechnen, daß sie sich in Kontinuität zur Politik des frü-
    heren Bundeskanzlers um die vertiefte Einbindung
    Rußlands bemüht.

    Viertens. Die NATO muß wieder verstärkt die NATO
    der Abrüstung, auch der nuklearen Abrüstung und des

    KSE-Prozesses werden. Auch wenn die Diskussion zu
    „first use“ auf dem Washingtoner Gipfel wohl keine
    Rolle spielen wird, so erwarten wir uns doch den Ar-
    beitsauftrag für ihre anschließende Fortsetzung.

    Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, bei
    all dem soll nicht vergessen werden, daß dies der erste
    Gipfel der 19 mit voller Partizipation unserer direkten
    östlichen Nachbarn ist. Auch und gerade zu der Kosovo-
    Problematik haben sie viel zu sagen. Dies soll und muß
    ein Signal auch für die Völker des ehemaligen Jugosla-
    wien sein – nicht im Sinne einer Zukunft in der NATO,
    wohl aber im Sinne einer Zukunft in Europa, die auch
    einem demokratischen Kosovo in einem demokratischen
    Serbien offensteht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort für die
SPD-Fraktion hat der Kollege Markus Meckel.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Markus Meckel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Da-
    men und Herren! Zum 50. Jahrestag ihrer Gründung ist
    die NATO in aller Munde, aber nicht wegen ihrer Ver-
    dienste und nicht wegen dieses Jubiläums, sondern we-
    gen des Krieges im Kosovo, wo die NATO versucht,
    dem Morden und den Vertreibungen durch das Milose-
    vic-Regime Einhalt zu gebieten und ein Ende zu setzen.

    Vor knapp zehn Jahren, am Ende des Kalten Krieges,
    glaubten viele noch, die NATO könne sich in naher Zu-
    kunft auflösen und in einem System gemeinsamer
    Sicherheit in Europa aufgehen. Auch ich hatte anfangs
    noch diese Hoffnung. Heute jedoch ist deutlich: Außer
    der NATO mit ihren militärischen Fähigkeiten gibt es
    niemanden in Europa, der nach dem Scheitern aller
    politischen Bemühungen fähig wäre, Milosevic in den
    Arm zu fallen und sein verbrecherisches Treiben zu be-
    enden.

    Hätten wir nicht die NATO, wir müßten sie erfinden.
    Ich glaube nicht, daß die NATO heute in einer Krise
    steckt. Sie steht vielmehr vor großen und schwierigen
    Herausforderungen, die heute bewältigt werden müssen.
    Wir brauchen die NATO nicht etwa – das unterstellen
    ihr heute noch viele – als ein Instrument zur Durchset-
    zung hegemonialer Interessen der reichen Länder des
    Nordens, sondern wir brauchen sie als Stabilitätsanker in
    Europa zur Verteidigung der westlichen, also der demo-
    kratischen Staatengemeinschaft sowie zum Schutz vor
    Mord und Vertreibung, die wir nach Bosnien nun im
    Kosovo wieder in schrecklichster Weise erleben müssen.
    Wir merken auch, wie schwer nach dem Scheitern der
    politischen Bemühungen selbst der militärische Schutz
    dieser Menschen ist.

    Durch die kollektive Verteidigungsbereitschaft der
    NATO und die Integrationsleistung der Europäischen
    Gemeinschaft konnte in der Nachkriegszeit in Westeu-
    ropa eine Zone der Sicherheit und des Wohlstandes
    geschaffen werden. Damit konnte ein neues Kapitel in
    der europäischen Geschichte aufgeschlagen werden. Da-
    zu gehört auch – dieser Punkt ist ganz wichtig für uns –

    Dr. Helmut Lippelt






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    die Schaffung einer stabilen Demokratie – zunächst
    nicht in ganz Deutschland, sondern nur im Westen
    Deutschlands. Nach 1990 wurde die Demokratie dann
    auch im Osten unter den Bedingungen möglich, die wir
    alle kennen.

    Angesichts der Bedrohung durch die kommunisti-
    schen Diktaturen des Ostens hat die NATO durch die
    Fähigkeit kollektiver Verteidigung diese Integrations-
    leistung erbracht, die gerade der Europäischen Union –
    dies ist der eigentlich zentral wichtige Punkt für die
    Gesellschaften – die Integration der Staaten und ihrer
    Gesellschaften ermöglicht hat.

    Der Antrag der Koalition, der Ihnen, meine Damen
    und Herren, heute vorliegt, würdigt die Leistungen der
    NATO in ihrer Geschichte und beschreibt Erwartungen,
    wie die NATO den Herausforderungen europäischer
    Sicherheit begegnen soll. Sie werden es vielleicht für
    bemerkenswert halten, daß diese positive Würdigung der
    NATO und ihrer Entwicklung von einer Koalition vor-
    gelegt wird, deren Parteien in der Vergangenheit in be-
    stimmten Phasen ein durchaus kritisches Verhältnis zur
    NATO und ihrer Strategie hatten. Auch ich selbst – in
    der DDR aufgewachsen – hatte, obwohl ich nun wirklich
    nicht ein Parteigänger der SED und ihrer Helfershelfer
    war, in den 80er Jahren ein kritisches Verhältnis zur
    NATO. In welchen Positionen ich falsch lag oder viel-
    leicht auch nicht, kann an dieser Stelle nicht verhandelt
    werden; das gehört ins historische Seminar.

    Die Würdigung der NATO, an der mir sehr liegt, soll
    sich heute insbesondere auf die Rolle und die Bedeutung
    der NATO nach dem Ende des Kalten Krieges beziehen.
    Die NATO war nach 1990, nach dem Wegfall der aku-
    ten Bedrohung durch die Sowjetunion, der Garant dafür,
    daß es eben keinen Rückfall und nicht den Versuch gibt,
    Sicherheit und Verteidigung wieder national zu organi-
    sieren. Denn das hätte eine hohe Instabilisierung nicht
    nur Ost-, sondern auch Westeuropas bedeutet.

    Die NATO hat sich 1990 und in den Jahren danach
    gründlich verändert. 1991 gab sie sich ein neues strate-
    gisches Konzept – damals erstmals öffentlich –, um
    Durchsichtigkeit und Vertrauen zu schaffen. Seitdem hat
    sich die Welt weiter verändert: durch den Zusammen-
    bruch der Sowjetunion und durch den Aufbau verbindli-
    cher Kooperationsstrukturen mit Rußland und mit der
    Ukraine; davon ist heute schon ausführlich gesprochen
    worden. Diese Kooperationsstrukturen und diese
    Dimensionen der NATO, die eben nicht nur militärisch
    handelt, sondern ganz wesentliche politische und zivile
    Funktionen hat, stellen die Aufgabe der NATO dar,
    Sicherheit und Stabilität für den transatlantischen Raum
    zu schaffen und nicht – wie manche befürchten und an-
    dere durchaus hoffen – weltweit zu agieren.

    Für die Sicherheit Europas ist, wie wir alle betonen,
    die Kooperation mit Rußland und der Ukraine von
    zentraler Bedeutung. Auch das ist heute mehrfach ange-
    sprochen worden. Dazu gehört – nicht in Spannung,
    sondern komplementär, wie ich meine – die Frage der
    Öffnung und der Möglichkeit für andere Staaten, der
    NATO beizutreten. Nach 1990 war es ja nicht die Initia-
    tive der NATO, sich nach Osten zu erweitern; vielmehr
    hat es eine Weile gedauert, bis die Mitgliedstaaten bereit

    waren, dem Drängen der Staaten Ostmitteleuropas nach-
    zukommen und sich neuen Mitgliedern zu öffnen. Seit
    einigen Wochen sind Polen, Tschechien und Ungarn
    gleichberechtigte Mitglieder. Das ist nicht nur für diese
    Länder wichtig, sondern auch für Europa. Denn die
    Länder kommen damit aus einer Zwischenlage heraus,
    die ihnen in der Geschichte verheerende Beziehungen
    bescherte. Sie wollten nichts anderes als Deutschland:
    im Westen verankert zu sein, um damit die Möglichkeit
    und Freiheit zu haben, zum Osten kooperative Struktu-
    ren aufzubauen.


    (Beifall des Abg. Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU])


    In Washington wird die NATO deutlich machen, daß
    die Tür offenbleibt. Es wird gut sein, daß das nicht nur
    abstrakt behauptet, sondern durch die Nennung von
    Staaten konkretisiert wird, die entsprechend ihrem eige-
    nen Wunsch eine Perspektive der Mitgliedschaft haben
    sollen. Wichtig ist es deshalb, Kooperationsmöglichkei-
    ten mit der NATO für die daran interessierten Staaten
    über die bisherigen Instrumente hinaus zu stärken. Des-
    wegen ist sehr zu begrüßen, wenn die NATO künftig in
    „Membership Action Plans“ die Heranführung beitritts-
    williger Staaten noch tatkräftiger als bisher unterstützt.

    1991 hatte sich, wie gesagt, die NATO ein Konzept
    gegeben; nun gibt sie sich ein neues. Wichtig ist, daß die
    Kooperationsstrukturen ganz zentral in dieses Konzept
    eingebaut sind – und ebenso die neuen Aufgaben, vor
    denen wir heute in Europa stehen, nämlich auch außer-
    halb des Bereichs der NATO für Frieden, für Freiheit
    und für Rechte, für Völkerrecht und für die Rechte der
    Menschen, einzutreten. In Bosnien übrigens – das war
    der erste Ort, an dem die NATO außerhalb ihres Territo-
    riums militärisch aktiv wurde – geschah das nicht allein,
    sondern gemeinsam mit Nicht-NATO-Staaten, insbe-
    sondere auch mit Rußland. Man vergesse nicht, daß die-
    se Zusammenarbeit in Bosnien trotz aller Krisen, Fragen
    und Spannungen, die es heute zwischen Rußland und der
    NATO gibt, bis jetzt funktioniert und wirksam ist.

    Sicherheit hat viele Dimensionen. Darüber ist in den
    letzten Jahren in unserem Hause viel gesprochen wor-
    den. Es ist deutlich, daß viele unterschiedliche Institu-
    tionen nicht nur Europas, sondern weltweit – allen voran
    die Vereinten Nationen, aber eben auch die OSZE, der
    Europarat und nicht zuletzt die Europäische Union –
    ganz wesentliche Dimensionen der Sicherheit zum
    Thema haben, daß sie sogar besser damit umgehen kön-
    nen als die NATO, weil sie die Kompetenzen dazu ha-
    ben und weil dieses Thema eben wirtschaftliche, soziale,
    kulturelle und politische Dimensionen hat.

    Entscheidend ist – dies ist eine zentrale Frage –, daß
    der Frieden künftig durch eine Zusammenarbeit der
    NATO mit diesen Institutionen wirklich gesichert wird.
    Wir lernen nicht zuletzt in Bosnien, daß Frieden durch
    militärische Mittel nicht geschaffen werden kann, son-
    dern daß dadurch nur die Voraussetzungen für Frieden
    geschaffen werden können, indem Mord und Gewalt
    Einhalt geboten wird.

    Deshalb ist es für die Zukunft sehr wichtig, daß der
    zivile und auch der politische Friedensprozeß in Gang

    Markus Meckel






    (A) (C)



    (B) (D)


    gebracht werden und daß dafür übrigens auch die not-
    wendigen Ressourcen bereitgehalten werden. Es ist
    durchaus so, daß die Ressourcen für militärische Akti-
    vitäten sehr schnell bereitgestellt werden, daß es uns al-
    len aber sehr viel größere Mühe macht, die erforderli-
    chen Mittel für die ebenfalls notwendigen zivilen Akti-
    vitäten sowohl in finanzieller Hinsicht wie auch in Form
    ausgebildeter Beobachter beizusteuern. Auch das ist eine
    – leider nicht so gute – Erfahrung aus Bosnien.

    Für die NATO wird es in Zukunft eine zentrale Rolle
    spielen, daß die ihr angehörenden Länder gemeinsam
    handeln. Sie ist eine Konsensgemeinschaft. Manche in
    unserem Land glauben ja, sie sei ein Aggressionspoten-
    tial. Ich halte dies wirklich für eine falsche Aussage. Ich
    verweise auf die Schwierigkeiten beim Konsensprozeß
    innerhalb der NATO und darauf, daß es in der NATO
    eben nicht darum geht, daß alle Mitglieder Gefolgsleute
    einer Führungsmacht sind, der sie bedingungslos folgen.
    In demokratischen Staaten sind Mehrheiten und Regie-
    rungen nur dann möglich, wenn man einen Konsens ge-
    funden hat. Dies ist, gerade wenn es darum geht, militä-
    rische Gewalt anzuwenden, nicht so einfach. Deshalb
    ist, glaube ich, allein von der Struktur her gewährleistet,
    daß die demokratische Staatengemeinschaft nicht auf-
    grund hegemonialer Interessen Krieg führt. Vielmehr
    geht es darum – ich bin gleich am Ende meiner Ausfüh-
    rungen, Herr Präsident –, Recht durchzusetzen, Men-
    schen zu helfen, den Menschen und ihren Rechten ent-
    gegenzukommen bzw. dem Morden und der Vertreibung
    ein Ende zu bereiten. Deshalb ist es wichtig, daß eine
    große Mehrheit in diesem Hohen Hause zur NATO und
    zu ihren Bemühungen steht, den Menschen im Kosovo
    zu helfen.

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)