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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/35 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Theodor Waigel.............................. 2761 A Eintritt des Abgeordneten Wolfgang Steiger in den Deutschen Bundestag............................ 2761 A Erweiterung der Tagesordnung.......... 2761 B, 2817 A Absetzung des Punktes 8 von der Tagesord- nung ................................................................. 2762 A Tagesordnungspunkt 5: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers anläßlich des 50. Jah- restages der Gründung der Nordatlan- tikpakt-Organisation................................ 2762 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN NATO-Gipfel in Washington und Wei- terentwicklung des Bündnisses (Druck- sache 14/599) ............................................. 2762 B c) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Die Handlungsfähigkeit der Nordatlan- tischen Allianz für das 21. Jahrhundert sichern (Drucksache 14/316)..................... 2762 B d) Antrag der Fraktion PDS Europäische Sicherheitsarchitektur statt Dominanz der Nordatlantischen Allianz (Drucksache 14/454 (neu)) ........................... 2762 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. 50 Jahre Nordatlantisches Bündnis (Drucksache 14/792) .................................. 2762 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2762 C Volker Rühe..................................................... 2766 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2770 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 2773 A Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 2776 A Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 2779 A Markus Meckel SPD.................................... 2781 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 2781 D Gernot Erler SPD............................................. 2784 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2786 C Markus Meckel SPD........................................ 2787 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU... 2789 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2791 B Peter Zumkley SPD ......................................... 2792 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 2794 B Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen), Friedrich Merz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Deutschland muß verläßlicher Partner in europäischer Raumfahrt bleiben (Drucksache 14/655) .................................. 2795 C Ilse Aigner CDU/CSU..................................... 2795 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2797 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Thomas Rachel CDU/CSU .......................... 2799 C Dr.Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU.. 2801 A Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2801 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2801 D Jürgen W. Möllemann F.D.P. .......................... 2804 B Jörg Tauss SPD............................................ 2805 C Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2806 D Stephan Hilsberg SPD ................................. 2807 A Lothar Fischer (Homburg) SPD....................... 2809 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 2809 D Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU .................. 2811 B Bodo Seidenthal SPD....................................... 2812 D Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2815 B Tagesordnungspunkt 15: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Reform des Staatsangehörig- keitsrechts (Drucksache 14/744)............... 2815 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Über- weisungsgesetzes (Drucksache 14/745) .... 2815 C c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 8. Dezem- ber 1997 über wirtschaftliche Partner- schaft, politische Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen der Euro- päischen Gemeinschaft und ihren Mit- gliedstaaten einerseits und den Ver- einigten Mexikanischen Staaten ande- rerseits (Drucksache 14/684)..................... 2815 D d) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung und Beschleunigung des arbeitsgerichtlichen Verfahrens (Arbeits- gerichtsbeschleunigungsgesetz) (Druck- sache 14/626) ............................................. 2815 D e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Dehnel, Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke), weiteren Abgeord- neten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Zweiten Geset- zes zur Änderung des Verkehrswege- planungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 14/544) .................................. 2815 D f) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 14/542) ....................................................... 2816 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 21. Dezember 1995 über den Beitritt der Republik Österreich, der Republik Finnland und des Königreichs Schwe- den zu dem Übereinkommen über die Beseitigung der Doppelbesteuerung im Falle von Gewinnberichtigungen zwischen verbundenen Unternehmen (Drucksache 14/748) .................................. 2816 A b) Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. Für eine sofortige Verhängung umfas- sender Handelssanktionen gegen Jugo- slawien (Drucksache 14/793) .................... 2816 A c) Antrag der Abgeordneten Gabriele Fogra- scher, Adelheid Tröscher, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Dr. Angelika Köster- Loßack, Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN UN-Sondergeneralversammlung – 5 Jah- re nach der Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung in Kairo – Aktive Be- völkerungspolitik in der Entwicklungs- zusammenarbeit (Drucksache 14/797)......... 2816 B d) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Heidi Lippmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Ausschluß des Eintritts Minderjähriger in die Bundeswehr (Drucksache 14/551) . 2816 B e) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Carsten Hübner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Einsatz von Kindern als Soldaten wirk- sam verhindern (Drucksache 14/552) ...... 2816 C f) Antrag der Abgeordneten Karin Kort- mann, Brigitte Adler, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion SPD sowie der Ab- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 III geordneten Dr. Angelika Köster-Loßack, Hans-Christian Ströbele, Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten in bewaffneten Konflikten (Drucksache 14/806) .................................. 2816 C Tagesordnungspunkt 16: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Techno- logie zu der Verordnung der Bundesregie- rung Aufhebbare Einhundertachtunddrei- ßigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste – Anlage zum Außenwirt- schaftsgesetz – (Drucksachen 14/264, 14/305 Nr. 2.2, 14/729) ....................................................... 2816 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung Privatisierung von Bundesbeteiligungen hier: Veräußerung der Geschäftsan- teile an der Heimstätte Rheinland-Pfalz GmbH, Organ der staatlichen Woh- nungspolitik, Mainz (Drucksachen 14/186, 14/305 Nr. 1.1, 14/657) ....................................................... 2817 A Zusatztagesordnungspunkt 12: a) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 38, 39, 40, 41, 42 (Drucksachen 14/814, 14/815, 14/816, 14/817 und 14/818) .................................... 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes (Drucksa- chen 14/389, 14/474, 14/820)..................... 2817 C Brigitte Lange SPD.......................................... 2817 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU .......... 2819 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2820 D Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2821 D Dr. Klaus Grehn PDS....................................... 2822 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung als Bauherr zu Schwarzarbeit und außertariflicher Be- schäftigung auf den Baustellen des Bundes in Berlin und zu den Auswir- kungen auf die Beschäftigungssituation im Baugewerbe Berlins und Branden- burgs sowie die ostdeutsche Bauwirt- schaft insgesamt ....................................... 2823 D Petra Pau PDS.................................................. 2823 D Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVB ............................................................. 2825 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU................. 2826 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 2827 C Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2828 B Renate Rennebach SPD ................................... 2829 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU...... 2830 C Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2831 C Dr. Klaus Grehn PDS ...................................... 2832 D Gabriele Iwersen SPD ..................................... 2833 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2834 D Wolfgang Weiermann SPD ............................. 2835 D Konrad Gilges SPD ......................................... 2837 A Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2838 B Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Entschuldungsinitiative anläßlich des Weltwirtschaftsgipfels der G-7/G-8- Staaten in Köln (Drucksache 14/794) ...... 2839 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: a) Antrag der Abgeordneten Klaus-Jürgen Hedrich, Dr. Christian Ruck, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU Entschuldung armer Entwicklungs- länder – Initiativen zum G-8-Gipfel in Köln (Drucksache 14/785)......................... 2839 A b) Antrag der Abgeordneten Carsten Hübner, Fred Gebhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Umfassender Schuldenerlaß für einen Neuanfang (Drucksache 14/800) .............. 2839 A IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 2839 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2841 C Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 2842 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2844 A Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 2845 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 2847 A Carsten Hübner PDS........................................ 2848 C Frank Hempel SPD .......................................... 2850 B Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU ....................... 2851 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ ...... 2853 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2854 D Dagmar Schmidt (Meschede) SPD .................. 2855 B Zusatztagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neurege- lung des Schutzes parlamentarischer Beratungen (Drucksache 14/183) ............. 2856 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Sabine Jünger und der Fraktion PDS eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Bannmeilenregelung (Drucksache 14/516) ....................................................... 2857 A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. ...................... 2857 A Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2858 A Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. .................. 2859 C Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2859 D Joachim Hörster CDU/CSU............................. 2860 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2861 B Roland Claus PDS ........................................... 2862 B Dieter Wiefelspütz SPD............................... 2862 D Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Margarete Späte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Beteiligung des Bundes an Gedenkstät- ten und Mahnmalen zur Erinnerung an die beiden deutschen Diktaturen und ihre Opfer (Drucksache 14/656) ............... 2863 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Gert Weisskir- chen (Wiesloch), Angelika Krüger-Leiß- ner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion SPD sowie der Abgeordneten Antje Vollmer, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Konzeption zur Förderung und Festi- gung der demokratischen Erinnerungs- kultur (Drucksache 14/796) ...................... 2864 A Hartmut Koschyk CDU/CSU .......................... 2864 B Angelika Krüger-Leißner SPD ........................ 2865 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P. ........... 2867 D Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2869 A Dr. Heinrich Fink PDS .................................... 2870 D Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 2871 D Margarete Späte CDU/CSU............................. 2873 C Zusatztagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Keine weitere Unterstützung der Atom- kraftwerke Khmelnytsky 2 und Rivne 4 in der Ukraine (Drucksache 14/795) ........ 2875 C b) Antrag der Abgeordneten Angela Mar- quardt, Eva-Maria Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion PDS Investitionen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Khmelnystky 2 und Rivne 4 (Drucksa- che 14/708) ................................................ 2875 C c) Antrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Festhalten an den Zusagen zum Bau von sichereren Ersatzreaktoren in der Ukraine (Drucksache 14/819) ................... 2875 C Monika Griefahn SPD ..................................... 2875 D Kurt-Dieter Grill CDU/CSU............................ 2876 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2878 A Ulrike Flach F.D.P........................................... 2879 B Eva-Maria Bulling-Schröter PDS .................... 2880 B Horst Kubatschka SPD .................................... 2881 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Roland Claus, weite- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 V ren Abgeordneten und der Fraktion PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bürgerlichen Ge- setzbuchs (Verjährung Schadensersatz- forderungen für Zwangsarbeit) (Druck- sache 14/554) ............................................. 2882 B Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 2882 B Joachim Stünker SPD ...................................... 2883 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU ..................... 2885 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2886 B Rainer Funke F.D.P. ........................................ 2887 C Nächste Sitzung ............................................... 2887 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 2889 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2761 (A) (C) (B) (D) 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Winfried Nachtwei Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2889 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Binding (Heidelberg), Lothar SPD 22.4.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 22.4.99* Fink, Ulf CDU/CSU 22.4.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 22.4.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 22.4.99 Hasenfratz, Klaus SPD 22.4.99 Ibrügger, Lothar SPD 22.4.99 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 22.4.99 Kolbow,Walter SPD 22.4.99 Moosbauer, Christoph SPD 22.4.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 22.4.99 Müntefering, Franz SPD 22.4.99 Nolte, Claudia CDU/CSU 22.4.99 Dr. Paziorek, Peter CDU/CDU 22.4.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 22.4.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Raidel, Hans CDU/CSU 22.4.99 Ronsöhr, Heinrich-Wilhelm CDU/CSU 22.4.99 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 22.4.99 Schmidbauer (Nürnberg), Horst SPD 22.4.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 22.4.99 Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 22.4.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22.4.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.4.99 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 22.4.99 Willner, Gert CDU/CSU 22.4.99 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 22.4.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 22.4.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 22.4.99 –––––––– *) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 2890 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 (A) (C) (B) (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerhard Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Deshalb wird der Gipfel auch auf eindrucksvolle Weise
    zeigen, wie fest die NATO-Mitgliedstaaten in diesem
    gemeinsamen Willen zusammenstehen. Es wird ein
    Gipfel der Gemeinsamkeit werden.

    Präsident Wolfgang Thierse






    (A) (C)



    (B) (D)


    Die Völkergemeinschaft hat – wir haben das hier häu-
    fig diskutiert – nichts unversucht gelassen, die Krise im
    Kosovo mit diplomatischen Mitteln beizulegen. Alle
    Bemühungen um eine friedliche Lösung sind jedoch an
    der unnachgiebigen Härte und dem verbrecherischen
    Willen der Belgrader Führung gescheitert. Deshalb
    mußte gehandelt werden, und deshalb muß weiter ge-
    handelt werden. Dem Diktator Milosevic, der gegen die
    albanische Bevölkerungsmehrheit im Kosovo nach wie
    vor mit brutalsten Mitteln vorgeht und auf das Recht des
    Stärkeren setzt, mußte gezeigt werden, daß die Schwa-
    chen in der NATO einen starken Verbündeten für die
    Durchsetzung ihrer unveräußerlichen Rechte, der Men-
    schenrechte, haben.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Gleichzeitig, meine Damen und Herren – auch das ist
    sichtbar und soll hier ausgesprochen werden –, tut die
    Allianz das ihr Mögliche, um das Elend der Vertriebe-
    nen, so gut es eben geht, zu mildern. Sie hat die angren-
    zenden Staaten, die unter den Strömen der Deportierten
    und der Flüchtlinge am meisten zu leiden haben, logi-
    stisch und finanziell unterstützt, und sie wird das auch
    weiterhin tun. Die NATO hat auch selbst für Zehntau-
    sende von Flüchtlingen Notunterkünfte zur Verfügung
    gestellt und damit bewiesen, daß sie in der Lage ist,
    nicht nur militärisch, sondern auch und gerade zutiefst
    humanitär zu agieren.

    Schließlich haben sich viele Staaten – Deutschland
    übrigens wieder einmal an vorderster Stelle – bereit
    erklärt, Flüchtlinge vorübergehend aufzunehmen. Ich
    teile die Kritik all derjenigen, die sich gelegentlich ent-
    täuscht über den Willen des einen oder anderen Partners
    in Europa geäußert haben, es in gleicher Weise zu hal-
    ten, was die – ich betone: vorübergehende – Aufnahme
    von Flüchtlingen angeht.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Das Bündnis war und ist aber – es ist wichtig, auch
    dies immer wieder zu betonen – jederzeit bereit, auf
    glaubwürdige, das heißt verifizierbare Signale zu reagie-
    ren. Eine politische Lösung des Konflikts im Kosovo
    und in Jugoslawien bleibt das Ziel aller unserer Bemü-
    hungen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Die militärischen Aktivitäten sind Mittel zum Zweck,
    sie sind nicht Selbstzweck. Das zu unterstreichen ist mir
    wichtig.

    In Übereinstimmung mit dem Generalsekretär der Ver-
    einten Nationen und der gesamten Europäischen Union
    hat die NATO ihre Bedingungen für eine Suspendie-
    rung der Luftschläge genannt. Angesichts der öffentli-
    chen Diskussion möchte ich sie noch einmal sehr deutlich
    herausstellen: Erstens geht es uns um die unverzügliche
    Beendigung aller Gewaltakte, zweitens um den Rückzug
    aller militärischen Kräfte, der Sonderpolizeikräfte sowie
    der paramilitärischen Einheiten aus dem Kosovo und

    drittens um die Stationierung internationaler Streitkräfte,
    damit die Vertriebenen ohne Furcht in ihre Heimat zu-
    rückkehren können. Dies, meine Damen und Herren, sind
    die Bedingungen, die akzeptiert sein müssen und deren
    Umsetzung verifizierbar begonnen sein muß, bevor die
    Luftschläge ausgesetzt werden können.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Deshalb und weil die Forderungen identisch sind,
    unterstützt die Bundesregierung die Initiative des Gene-
    ralsekretärs der Vereinten Nationen vom 9. April 1999.
    Die politischen Gremien der NATO-Staaten, allen voran
    der Bundesaußenminister, sind unermüdlich bemüht,
    eine politische Lösung und damit die Rückkehr an den
    Verhandlungstisch zu erreichen. Aber dies geht eben nur
    auf der Basis glasklar formulierter Bedingungen, die er-
    füllt sein müssen. Es liegt nach wie vor ausschließlich
    an der jugoslawischen Führung, die internationalen For-
    derungen ohne Abstriche anzunehmen und umgehend
    mit ihrer Umsetzung zu beginnen.

    Uns kommt es unverändert auch darauf an, Rußland
    zu einer aktiven Rolle bei der Suche nach einer friedli-
    chen Lösung zu bewegen. Ich bin davon überzeugt, daß
    eine dauerhafte Befriedung des Balkans im ureigensten
    Interesse nicht nur der Europäischen Union, sondern
    auch Rußlands liegt. Unser langfristiges Ziel muß und
    wird es sein, eine demokratische und damit wirklich
    friedliche Entwicklung in der gesamten Region sicher-
    zustellen. Dazu gehört ohne jeden Zweifel neben einer
    sicherheitspolitischen auch eine ökonomische Perspekti-
    ve für die Staaten Südosteuropas.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Europäische Union, OSZE und NATO werden sich im
    Rahmen einer gemeinsamen Strategie für die gesamte
    Region um die Eingliederung dieser Staaten in die euro-
    atlantischen Strukturen bemühen.

    Deutschland hat bei dem Einsatz der NATO im Ko-
    sovo seinen Anteil an der gemeinsamen Verantwortung
    übernommen. Unser Beitrag ist nicht nur selbstver-
    ständlicher Ausdruck unserer Bündnissolidarität. Nein,
    gerade wir Deutschen haben auch vor dem Hintergrund
    unserer eigenen Geschichte die Verpflichtung, im Rah-
    men der Gemeinschaft demokratischer Staaten für Frie-
    den und Sicherheit und gegen Unterdrückung, Vertrei-
    bung und Gewaltanwendung einzutreten.

    Wir alle wissen, daß unsere Soldaten bei diesem Ein-
    satz ein hohes persönliches Risiko tragen. Auch im
    Rahmen dieser Debatte sei ihnen deswegen für ihren
    aufopferungsvollen Dienst ausdrücklich gedankt.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Das gilt übrigens auch für alle anderen Deutschen, die
    auf dem Balkan Hilfe leisten. Auch sie setzen täglich ihr
    Leben ein, um der leidenden Bevölkerung vor Ort Hilfe
    zu geben.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Bundeskanzler Gerhard Schröder






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Mehr als vier Jahrzehnte hat der Ost-West-Gegen-
    satz die europäische Geschichte geprägt. Dieser Gegen-
    satz ist heute Gott sei Dank überwunden. Auf dem Gip-
    fel in Washington – das ist wirklich ein Stück Zeitge-
    schichte – werden wir drei neue Verbündete begrüßen:
    Polen, die Tschechische Republik und Ungarn, drei
    Staaten, die noch vor zehn Jahren Mitglieder des War-
    schauer Paktes gewesen sind. Uns Deutschen war die
    Aufnahme dieser drei neuen Mitglieder eine besondere
    Verpflichtung.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Wir haben und werden nicht vergessen, welchen un-
    schätzbaren Beitrag gerade diese drei Völker geleistet
    haben, als es uns um die Wiedererlangung der staatli-
    chen Einheit ging. Ohne die feste Verankerung
    Deutschlands in der Atlantischen Allianz wäre die Ein-
    heit – auch das gilt es, zu erkennen – nicht gelungen.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Die Öffnung des Bündnisses nach Mittel- und Osteu-

    ropa ist Teil unseres Wirkens für eine gesamteuropäi-
    sche Friedensordnung. Frühere Gegner sind unsere
    Partner geworden. Gemeinsam wollen wir nun eine
    strategische Vision für eine Friedens- und Stabili-
    tätsordnung entwickeln, die auf den Werten von Men-
    schenrecht, Gerechtigkeit, demokratischer und sozialer
    Entwicklung basiert.

    Dabei ist die Verantwortung Europas gewachsen. Die
    europäischen Staaten können nur dann ihrer gestärkten
    Bedeutung wirklich gerecht werden, wenn sie eine ge-
    meinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungs-
    politik entwickeln. Natürlich werden wesentliche Ele-
    mente des neuen strategischen Konzeptes in der Konti-
    nuität der NATO-Tradition seit 1949 stehen. Kernfunk-
    tion wird auch in Zukunft die Verteidigung des Bünd-
    nisgebietes bleiben. Gleichzeitig bildet die NATO wei-
    terhin das Fundament für ein stabiles Sicherheitsumfeld.
    Wie bisher ist die Allianz das zentrale Konsultationsfo-
    rum der Verbündeten.

    Im überarbeiteten strategischen Konzept wird zusätz-
    lich eine neue Kernfunktion verankert werden. Sie wird
    Antwort auf die neuen Herausforderungen für das
    Bündnis geben. Angesichts der neuen Bedrohungen muß
    es unser vordringliches Ziel sein, die Sicherheit und die
    Stabilität auf unserem Kontinent zu stärken. Die durch
    die Allianz gewährte Mitwirkung der USA und deren
    Präsenz in Europa bleiben wesentliche Voraussetzung
    für die Sicherheit auf unserem Kontinent.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Nach Überwindung des Ost-West-Konflikts gilt heute
    mehr denn je: Sicherheit kann immer weniger durch mi-
    litärische Mittel allein geleistet werden. Eine moderne
    Sicherheitspolitik muß Frieden und wirtschaftlich-
    soziale Entwicklung zusammendenken. Das verstehe ich
    unter effizientem Krisenmanagement und wirksamer
    Krisenprävention. Auch deshalb geht es im Kosovo

    nicht einfach darum, einen militärischen Sieg zu errin-
    gen. Es geht um eine politische und wirtschaftliche Per-
    spektive für den gesamten Balkanraum.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Europa hat dabei bereits eine Rolle übernommen, die
    seiner gewachsenen Verantwortung, vor allen Dingen
    seiner gewachsenen ökonomischen Verantwortung in
    der Welt angemessen ist. Indem dieses Europa bereit ist,
    Verantwortung für die Durchsetzung der Menschen-
    rechte, für Rechtssicherheit und Rechtsfrieden zu über-
    nehmen, leistet Europa im Rahmen der Allianz seinen
    Beitrag für eine politische Definition unseres Konti-
    nents: als ein Europa der Menschen und der Rechte der
    Menschen.

    Meine Damen und Herren, schon bald nach dem Fall
    des Eisernen Vorhanges hat das Bündnis das Angebot
    einer umfassenden Zusammenarbeit an die Staaten des
    ehemaligen Warschauer Paktes gerichtet. Mit dem
    Nordatlantischen Kooperationsrat – seit 1997 dem
    Euro-Atlantischen Partnerschaftsrat – wurde ein neues
    Gremium der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit ins
    Leben gerufen. Es bezieht neben der Russischen Föde-
    ration und der Ukraine auch alle anderen Nachfolge-
    staaten der ehemaligen Sowjetunion sowie die jungen
    Demokratien in Mittel- und Osteuropa ein.

    Die 1994 begründete Partnerschaft für den Frieden
    wurde das erfolgreichste Programm des Bündnisses
    überhaupt. In Bosnien stand diese Partnerschaft vor ihrer
    ersten großen Bewährungsprobe. Sie hat diese Probe
    eindrucksvoll bestanden. Heute gewährleistet die Alli-
    anz gemeinsam mit Rußland und anderen Partnern die
    Umsetzung des Friedensabkommens von Dayton für
    Bosnien und Herzegowina. Mit dem Abkommen von
    Dayton konnten unsägliche Grausamkeiten in diesem
    leidgeprüften Land beendet werden. Die Aufstellung der
    IFOR-Truppen und deren Weiterführung als SFOR-
    Truppen sind heute ein beispielgebendes Modell für das
    Engagement der NATO bei der Bewältigung von Kri-
    sen.

    Auf dem NATO-Gipfel werden wir ein Bündel von
    Initiativen verabschieden, um die Partnerschaft für den
    Frieden noch handlungsfähiger zu machen. Es wird dar-
    auf ankommen, die Zusammenarbeit zwischen den
    Streitkräften der Partnerstaaten weiter zu verbessern.
    Gleichzeitig wollen wir die zivilen Aspekte der Allianz
    ausbauen. Zusammenarbeit über Grenzen hinweg heißt
    für das Bündnis aber nicht nur, für den Dialog offen zu
    sein. Es heißt auch, für neue Mitglieder die Tür offenzu-
    halten. Die Aufnahme Polens, der Tschechischen Repu-
    blik und Ungarns am 12. März 1999 hat deutlich ge-
    macht: Die NATO war und ist kein geschlossener Club,
    und sie darf es auch nicht werden. Auf dem Gipfel wer-
    den wir interessierten Kandidaten Wege aufzeigen, sich
    bereits jetzt intern auf eine mögliche Mitgliedschaft vor-
    zubereiten. Dabei werden wir sie tatkräftig unterstützen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dirk Niebel [F.D.P.])


    Bundeskanzler Gerhard Schröder






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wir wollen auch das besondere Verhältnis zwischen
    der NATO und der Ukraine weiter vertiefen. Durch die
    1997 in Madrid verabschiedete Charta über die Partner-
    schaft zwischen der NATO und der Ukraine hat das
    Bündnis deren besondere Bedeutung hervorgehoben. In
    Washington wird nun das erste Gipfeltreffen der NATO-
    Ukraine-Kommission stattfinden. Dabei werden wir un-
    terstreichen: Das Bündnis wird auch in Zukunft die
    Entwicklung einer stabilen, unabhängigen Ukraine un-
    terstützen.

    Ob es sich um die Heranführung an die Mitglied-
    schaft oder – wie im Falle der Ukraine – um eine ver-
    stärkte Partnerschaft handelt, eines steht dabei immer im
    Vordergrund: Die betreffenden Staaten suchen militäri-
    sche Sicherheit. Aber sie wollen und sie brauchen auch
    wirtschaftliche und soziale Stabilität. Ein Export politi-
    scher Stabilität macht unseren Kontinent insgesamt
    sicherer. Niemand in Europa sollte diesem Prozeß miß-
    trauisch begegnen. Das gilt auch und gerade für Ruß-
    land. Die Russische Föderation bleibt der wichtigste
    Sicherheitspartner der Allianz.

    Die enge Einbindung Rußlands in die Verantwortung
    für die europäische Sicherheit ist und bleibt wesentlicher
    Bestandteil der Politik des Bündnisses.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der mit der NATO-Rußland-Grundakte ins Leben ge-
    rufene NATO-Rußland-Rat hat sich als ein wertvolles
    Instrument des Dialogs und der Kooperation bewährt. In
    den vergangenen zwei Jahren ist es uns gelungen, den
    NATO-Rußland-Rat mit Leben zu füllen. Gerade in den
    Bereichen, in denen das Bündnis und Rußland nicht
    einer Meinung waren, hat dieses Forum immer wieder
    eine wichtige Rolle gespielt. In vertrauensvoller Zu-
    sammenarbeit erhielt Rußland die Möglichkeit, die
    Denk- und Arbeitsweise der Allianz von innen heraus
    kennenzulernen. Wir wollen diese Zusammenarbeit
    weiter ausbauen. Auch Rußland sollte die Chancen einer
    Fortsetzung des seit Ende März ausgesetzten Dialogs im
    Rahmen des NATO-Rußland-Rates erkennen. Dabei
    muß allerdings auch Rußland selbst seiner Verantwor-
    tung gerecht werden, konstruktiv bei der Herstellung eu-
    ropäischer Sicherheit mitzuwirken. Das sage ich beson-
    ders im Hinblick auf die Kosovo-Krise, bei deren Lö-
    sung Rußland eine aktive Rolle spielen sollte.

    Meine Damen und Herren, die Gründung der NATO
    vor 50 Jahren war ein einmaliger historischer Einschnitt.
    Erstmals haben Europa und Amerika, „alte“ und „neue“
    Welt sich zusammengefunden, um gemeinsam die euro-
    päischen Werte zu verteidigen, die universale Werte
    geworden sind: Freiheit, Demokratie und Menschen-
    rechte. Für uns Deutsche und für die gesamte Europäi-
    sche Union gibt es zu dieser Westbindung politisch, aber
    auch kulturell keine Alternative. Die transatlantische
    Partnerschaft kann jedoch nur gedeihen, wenn sie der
    gewachsenen europäischen Verantwortung Rechnung
    trägt. Das wird übrigens auch von unseren amerikani-
    schen Freunden so gesehen.

    Wir wollen ein neues Europa für die neue NATO,
    und wir wollen die neue NATO für das neue Europa.

    Das gemeinsame Europa hat in den vergangenen Jahren
    große Schritte hin zu einer unumkehrbaren wirtschaftli-
    chen und politischen Einheit getan. Ein großer Teil der
    Europäischen Union hat durch die Einführung einer ge-
    meinsamen Währung einen genuinen Akt gemeinsamer
    Souveränität vollzogen.

    Nun geht es in Europa um zweierlei: Um die Vertie-
    fung und Erweiterung der Union und um eine Ge-
    meinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die diesen
    Namen verdient, sowie die Herausbildung einer europäi-
    schen Sicherheits- und Verteidigungsdimension als eines
    unabdingbaren Stützpfeilers in diesem Prozeß.

    Die Verträge von Maastricht und Amsterdam eröff-
    nen uns dafür neue, bisher nicht gekannte Handlungs-
    möglichkeiten. Der Europäische Rat wird gegenüber der
    Westeuropäischen Union eine Leitlinienkompetenz in
    verteidigungspolitischen Fragen haben. Die Europäi-
    sche Union braucht in Zukunft auch eine eigene militä-
    rische Entscheidungsstruktur. Dabei wollen wir kei-
    nesfalls bestehende Strukturen verdoppeln. Aber mit
    dem Vorschlag, das Amt des Generalsekretärs der West-
    europäischen Union dem Hohen Vertreter der Gemein-
    samen Außen- und Sicherheitspolitik der EU in Perso-
    nalunion zu übertragen, wollen wir ein sichtbares Zei-
    chen dafür setzen, daß Europa künftig auch in sicher-
    heits- und verteidigungspolitischen Fragen wirklich mit
    einer Stimme sprechen kann.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist in der
    Allianz unumstritten, daß internationale Militärein-
    sätze über das Bündnisgebiet hinaus eine eindeutige
    völkerrechtliche Grundlage zur Voraussetzung haben.
    Ich will deshalb an dieser Stelle sagen, daß ich die Ar-
    gumente derjenigen, die eine solche Grundlage im Fall
    des NATO-Einsatzes im Kosovo für nicht gegeben hal-
    ten, durchaus respektieren kann. Aber nach sorgfältiger
    Abwägung halte ich sie für falsch. Ich glaube, daß die
    völkerrechtliche Grundlage des NATO-Einsatzes zur
    Eindämmung einer humanitären Katastrophe gegeben ist
    und daß sie ausreichend ist.

    Das Völkerrecht trifft eindeutige Vorkehrungen für
    die Behandlung von Flüchtlingen und ihr Recht auf
    sichere Rückkehr in ihre Heimat. Ich betone: Niemand
    ist daran interessiert, die Vereinten Nationen als Gremi-
    um der Völkerverständigung und der Krisenbewältigung
    zu entwerten. Im Gegenteil: Deswegen habe ich den Ge-
    neralsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, zum
    Treffen mit den europäischen Staats- und Regierungs-
    chefs vergangene Woche in Brüssel eingeladen, und
    deshalb begrüße ich ausdrücklich die Bereitschaft des
    Generalsekretärs, an einer friedlichen Lösung des Koso-
    vo-Konflikts nach wie vor mitzuwirken.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Ich freue mich darüber, daß ich Kofi Annan nächste
    Woche in Berlin zu weiteren Gesprächen, nicht zuletzt
    über die Lösung der Kosovo-Krise, empfangen kann.

    Meine Damen und Herren, hinsichtlich der Achtung
    vor den Vereinten Nationen besteht im Bündnis Kon-
    sens. Die NATO ist keine Allianz, in der ein Partner den

    Bundeskanzler Gerhard Schröder






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    anderen seine Meinung diktiert. Sie ist und bleibt eine
    Wertegemeinschaft. Deshalb sind wir Partner dieses
    Bündnisses, und deshalb übernehmen wir im Rahmen
    dieses Bündnisses Verantwortung. Wir tun dies nicht
    und niemals, weil wir dazu gezwungen wurden. Wir tun
    dies aus tiefer Überzeugung und aus der Erfahrung, daß
    wir uns auf die NATO beim Einsatz für unsere gemein-
    samen Werte immer verlassen konnten und auch in Zu-
    kunft verlassen können.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort für die
CDU/CSU-Fraktion hat nun Kollege Volker Rühe.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volker Rühe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine
    Damen und Herren! Als die NATO vor etwa einem Jahr
    das Datum für ihr Treffen in Washington festlegte, stan-
    den drei Ziele fest: Das Bündnis wollte 50 Jahre erfolg-
    reicher Friedenspolitik würdigen; die NATO wollte ihre
    drei neuen Mitglieder feierlich begrüßen, und sie wollte
    bestätigen, daß weitere folgen; die Allianz wollte ihre
    künftigen Aufgaben bestimmen und einen neuen strate-
    gischen Konsens präsentieren.

    Das Gipfeltreffen wird jetzt von der Kosovo-Krise
    überschattet. Das Bündnis braucht eine nüchterne Be-
    standsaufnahme auf höchster Ebene über das, was in den
    letzten vier Wochen geschehen ist. Von Washington
    muß nach Meinung der Union ein richtungweisendes
    Signal ausgehen, wie Amerika, Europa und Rußland im
    konstruktiven Miteinander die Krise beilegen wollen,
    wie einer durch Vertreibung und Krieg verwüsteten Re-
    gion geholfen werden kann und wie dem Balkan
    schließlich Frieden und Stabilität gegeben werden kön-
    nen.

    Es geht um einen politisch-militärischen Gesamt-
    ansatz. Wenn Krieg oder militärische Auseinanderset-
    zung die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln ist,
    dann ist dies immer die Fortsetzung von Politik. Das
    muß im Vordergrund stehen. Wir müssen uns zum Bei-
    spiel selbstkritisch fragen, ob die Selbstdarstellung der
    NATO, wie sie täglich durch Militärsprecher und militä-
    rische Videos aus Brüssel kommt, diesem Gesamtansatz
    – der Bundeskanzler hat es zu Recht gesagt: es ist ein
    politisches Bündnis auf der Grundlage gemeinsamer
    Werte – immer gerecht wird. Das ist für unsere Öffent-
    lichkeit wichtig. Aber es zeigt sich auch, daß es noch
    wichtiger für die Öffentlichkeit der neuen Teilnehmer-
    staaten ist. Deswegen begrüße ich es ausdrücklich, wenn
    dieser politisch-militärische Gesamtansatz wieder voll in
    den Mittelpunkt gestellt wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dennoch sollte über diese aktuellen Herausforderun-

    gen nicht der Blick auf die Leistungen der NATO in den
    letzten 50 Jahren verstellt werden. Ich stelle fest: Die
    NATO hat allen Grund an ihrem 50. Geburtstag stolz
    auf den erfolgreichen Schutz von Frieden und Freiheit in
    Europa und auf die transatlantische Bindung, die vielen
    Belastungen getrotzt hat, zu sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Sie werden es mir gestatten, einen Schlenker vom
    50. Geburtstag der NATO zu einem 60. Geburtstag zu
    machen: Theo Waigel, der das Glück hatte, im Westen
    Deutschlands aufzuwachsen und als Politiker zu wirken,
    feiert diesen Geburtstag; er hat sein politisches Leben im
    Bündnis verbracht und für dieses Bündnis in einer Zeit
    gearbeitet, in der es keine Schönwetterperiode gab: Er
    erlebte die deutsche Wiederbewaffnung, die hier in
    Bonn im alten Plenarsaal in einer leidenschaftlichen
    Auseinandersetzung durchgesetzt wurde


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Leider!)

    – nicht leider, sondern dieser Beschluß war die Grundla-
    ge für all das, was wir heute im wiedervereinigten
    Deutschland gemeinsam genießen können –,


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    die Kuba-Krise, die Bedrohung des freien Westberlin –
    wir hätten Anfang dieser Woche nicht gemeinsam im
    Reichstag zusammenkommen können, wenn damals die-
    ses Bündnis nicht entschieden auf die Bedrohung des
    freien Berlin reagiert hätte –,


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    den NATO-Doppelbeschluß – es war nicht leicht, dazu
    zu stehen –


    (Zuruf von der CDU/CSU: Joschka Fischer!)

    – ich sage später noch etwas dazu, im Augenblick wür-
    dige ich noch Theo Waigel und spreche nicht das abwei-
    chende Verhalten anderer in der Vergangenheit an –, in
    den letzten Jahren, nach der deutschen Wiedervereini-
    gung die Bereitschaft Deutschlands, ein gleichberech-
    tigter Partner zu sein, die Wiedervereinigung Europas
    und jetzt die schwierige Situation der NATO auf Grund
    der Kosovo-Krise. Meinen herzlichsten Glückwunsch an
    Theo Waigel zum 60. Geburtstag! Ein Leben im und für
    das Bündnis!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die NATO und die Europäische Union haben im
    westlichen Europa einen Stabilitätsraum geschaffen,
    der in der Geschichte ohne Beispiel ist. Die Kraft der
    Atlantischen Allianz hat dem Übel der klassischen euro-
    päischen Machtpolitik ein Ende bereitet. All das darf
    man in der jetzigen Situation nicht vergessen. Bei der
    Gründung der NATO hatte niemand auf die Überwin-
    dung der Teilung des Kontinents zu hoffen gewagt, die
    durch den Umbruch in den letzten zehn Jahren vollendet
    werden konnte. Auch hieran hat die Atlantische Allianz
    einen entscheidenden Anteil, ebenso an der Wiederver-
    einigung Deutschlands und an der Wiedervereinigung
    Europas, die jetzt politisch geschieht. Die NATO hat
    aber auch bewiesen, daß sie in der Lage ist, flexibel auf
    die neuen politischen und strategischen Aufgaben und
    Herausforderungen durch eine innere Reform und durch
    die Öffnung für neue Mitglieder zu reagieren.

    Es ist schon ein wenig tragisch, daß der Zeitpunkt,
    auf den sich die Völker Mittel- und Osteuropas aus vol-
    lem Herzen gefreut hatten, nämlich Mitglied der NATO

    Bundeskanzler Gerhard Schröder






    (A) (C)



    (B) (D)


    zu werden, durch die Kosovo-Krise überschattet wird.
    Deswegen möchte ich auch an dieser Stelle einmal den
    polnischen Schriftsteller Andrzej Szczypiorski zitieren,
    der deutlich macht, worum es in diesem Zusammenhang
    geht. Diese Aussage muß auch die Grundlage für die
    nächsten Jahre bleiben. Er hat gesagt:

    Es gibt kein Europa ohne die Gotik von Krakau und
    Prag, ohne den Dresdener Zwinger, ohne die Brük-
    ken von Budapest und ohne Leipzig, das früher die
    Hauptstadt des europäischen Buches war. Die
    Westeuropäer erlagen einer süßen und ziemlich be-
    quemen Täuschung, daß Big Ben, die Gassen von
    Siena, die Anhöhe von Montmartre, der Dom von
    Worms genügen, um die Geschichte, die Tradition
    und die Kultur Europas für die Zukunft zu erhalten.

    Er führte weiterhin aus:
    Wir waren in diesem europäischen, politischen
    Osten nicht taub und blind. Wir hörten Big Ben in
    London läuten, wir sahen von einer weiten Entfer-
    nung die Kolonnade von Bernini und den Eiffel-
    turm und die alten Häuser von Lübeck.

    Sie gestatten mir die Bemerkung, daß mir das letzte be-
    sonders gut gefällt.

    Wir werden in den nächsten Jahrzehnten nur dann
    den politischen Kurs halten, wenn wir uns weiterhin von
    diesem Grundton leiten lassen. Das gilt auch für Jugo-
    slawien.

    Ich war in der zweiten Hälfte der 80er Jahre oft und
    gezielt, vor allen Dingen mit Hans-Peter Repnik, in Ju-
    goslawien. Wir haben dort gespürt, welche Gefahren
    sich abzeichneten, als die Autonomie der Vojvodina und
    des Kosovo zerstört wurde. Aber erinnern wir uns an die
    internationale Stellung Jugoslawiens. Damals waren
    Polen, Ungarn und Tschechien im Warschauer Pakt weit
    zurück, sowohl politisch als auch ökonomisch, und als
    Beitrittskandidaten für die Europäische Union überhaupt
    nicht im Gespräch. Aber die Hälfte der Gespräche hat
    sich mit der Frage beschäftigt, wie es mit den Chancen
    Jugoslawiens auf einen Beitritt zur Europäischen Union
    steht. Im Süden gab es ja schon Griechenland als Mit-
    glied.

    Deswegen sage ich an dieser Stelle – das muß man
    sich vor Augen führen –: Die Politik von Milosevic ist
    nicht nur eine verbrecherische Politik gegen die Musli-
    me in Europa, ob es die Bosniaken oder die Kosovaren
    sind; es ist auch eine verbrecherische Politik gegen das
    Interesse des serbischen Volkes, in Europa seinen richti-
    gen Platz zu finden.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    So großartig es für Polen, Ungarn und Tschechien ist,
    daß sie zur Zeit über einen Beitritt verhandeln, so tra-
    gisch ist es für Jugoslawien, daß es, obwohl es schon
    weiter war, im Augenblick keine Beitrittsverhandlungen
    führen kann und von der Zukunft Europas wieder weiter
    weggerückt ist. Es liegt in unserem Interesse, die in
    Westeuropa erreichte Stabilität auf ganz Europa auszu-
    weiten. Das gilt auch für den Balkan. Deshalb muß die

    NATO bei ihrem Gipfeltreffen ein deutliches Zeichen
    setzen, daß ihre Tür auch für weitere Beitritte offen-
    bleibt.

    Stabilität werden wir für das gesamte Europa aber
    nur dann haben, wenn Rußland daran als verantwor-
    tungsvoller Partner teilhat. Das ist der Grundgedanke
    der strategischen Partnerschaft mit Rußland. Aber sie
    bleibt Papier, wenn sie nicht auch auf beiden Seiten
    gelebt wird. Ich war ja ein bißchen an der Schaffung
    des NATO-Rußland-Rats beteiligt. Herr Bundeskanz-
    ler, Sie haben zu Recht dessen Bedeutung hervorgeho-
    ben. Aber ist es nicht ein Fehler, wenn in einer so zu-
    gespitzten Situation, wie wir sie vor fünf Wochen hat-
    ten, dieser NATO-Rußland-Rat nicht zusammentritt
    und statt dessen Primakow im Flugzeug über dem At-
    lantik über die bevorstehenden militärischen Aktionen
    informiert wird? Ich mache mir keine Illusionen über
    die Möglichkeiten, die es dort gegeben hätte. Aber ge-
    rade in einer so schwierigen Situation sollte die Bereit-
    schaft von NATO und Rußland bestehen, das gemein-
    sam zu leben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie des Abg. Wolfgang Gehrcke [PDS])


    Das wichtigste Ziel der strategischen Partnerschaft ist
    es, Krisen und Konflikte in Europa nach Möglichkeit
    gemeinsam zu bewältigen. Deshalb ist es richtig und
    notwendig, mit der russischen Regierung in engem
    Kontakt zu bleiben und nach gemeinsamen Lösungs-
    möglichkeiten im Kosovo-Konflikt zu suchen. Ich
    möchte hier ausdrücklich zum einen, was der bayerische
    Ministerpräsident Edmund Stoiber mit Karl Lamers in
    Moskau besprochen hat, und zum anderen die gute Zu-
    sammenarbeit mit der Bundesregierung in dieser Frage
    noch einmal loben. Ich glaube, was dort an Gesprächen
    geführt worden ist, war im deutschen Interesse.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der F.D.P.)


    Rußland muß seinen Einfluß auf den jugoslawischen
    Präsidenten wahrnehmen, um die Beendigung von Ver-
    treibung und Völkermord, den Rückzug der serbischen
    Streitkräfte und Sondereinheiten sowie den Einsatz einer
    internationalen Schutztruppe zu erreichen. Wie es das
    tut, wird auch großen Einfluß auf Rußlands künftiges
    Verhältnis zum Westen haben und ausschlaggebend da-
    für sein, ob sich ein partnerschaftliches Verhältnis ent-
    wickelt, das auch Belastungen in schwierigen Zeiten
    standhält.

    Deutschland ist heute nur noch von Freunden umge-
    ben. Das wurde möglich, weil sich die Regierung unter
    Konrad Adenauer mit ihrer Richtungsentscheidung für
    die Westintegration, für die Wiederbewaffnung und für
    den Beitritt zur NATO gegen den erbitterten Widerstand
    der Sozialdemokraten durchgesetzt hatte. Die Grünen
    gab es bei dieser Auseinandersetzung noch nicht. Aber
    es war auch eine große Leistung, daß Herbert Wehner,
    Helmut Schmidt und andere dann den Kurs der Sozial-
    demokratie korrigiert haben, damit in diesen wichtigen
    Grundfragen der deutschen Außen- und Sicherheitspoli-
    tik wieder die Chance für eine neue Gemeinsamkeit ent-
    stehen konnte.

    Volker Rühe






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Deutschland wurde Mitglied einer Allianz, die sich in
    den letzten 50 Jahren als der stabilste Staatenverbund
    erwiesen hat. Daß unser Land heute nur noch von
    Freunden umgeben ist, wurde auch möglich, weil die
    Bundesrepublik Deutschland unter Helmut Kohl zum
    NATO-Doppelbeschluß gestanden und damit eine ge-
    fährliche Erosion des Bündnisses vermieden hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der NATO-Doppelbeschluß ist übrigens ein erfolg-

    reiches Beispiel dafür, wie durch eine überzeugende Mi-
    schung von militärischem Druck sowie politischen An-
    geboten und Lösungsvorschlägen Krisen überwunden
    werden können, wenn diese Politik mit Ausdauer und
    Überzeugungskraft betrieben wird. Heute ist die Zahl
    der Nuklearwaffen in Europa um 90 Prozent und die der
    konventionellen Streitkräfte um 40 Prozent niedriger als
    zur Zeit des NATO-Doppelbeschlusses. Dies war mög-
    lich, weil wir in dieser schwierigen Situation zum Bünd-
    nis und seinen Beschlüssen gestanden haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich will keine Polemik betreiben; aber über die Ge-

    schichte darf man sprechen:

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Die Wahrheit darf man sagen!)

    Rot und Grün waren damals auf der Straße, um diese
    Politik zu bekämpfen.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Aber nicht mit vornehmen Mitteln! – Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn daran schlimm?)


    Ich halte fest: Es ist gut, daß wir uns durchgesetzt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Wenn ich mir die jetzige Konstellation anschaue, Herr
    Bundeskanzler, dann habe ich eine Hoffnung und Bitte –
    ich will nicht darüber spekulieren, wie die Verhältnisse
    wären und wer auf der Straße wäre, wenn es hier eine
    andere Regierung gäbe;


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Gehrcke [PDS]: Das wäre schon spannend!)


    ich anerkenne die Leistung, die mit der Wahrung der
    Kontinuität der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik
    verbunden ist –: Wenn hier in der Regierung wieder
    einmal andere sitzen,


    (Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hoffen Sie!)


    sollten diejenigen, die jetzt Verantwortung für die Au-
    ßen- und Sicherheitspolitik dieses Landes tragen, nicht
    wieder auf die Straße gehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben schließlich dafür gesorgt, daß das wieder-

    vereinigte Deutschland auch in der schwierigen Frage
    der militärischen Krisenbewältigung zu einem be-
    rechenbaren und zuverlässigen Bündnispartner wurde.

    Ich frage mich angesichts der jetzigen Situation manch-
    mal, ob es nicht richtig ist, zu sagen: Wer in schwieriger
    Zeit zur NATO gestanden sowie wichtige und richtige
    Beschlüsse durchgesetzt hat, kann jetzt auch die Gelas-
    senheit haben, zu sagen, was er tut und was er nicht tut.

    Genau so verhält sich die Union. Ich bin der Mei-
    nung, daß Zuverlässigkeit etwas sehr Wichtiges ist. Aber
    es darf nicht die einzige und überwiegende Eigenschaft
    sein, an der Deutschland gemessen wird. Wir müssen
    unser eigenes Gewicht einbringen. Deswegen finde ich
    es gut, daß von seiten der Union, aber auch der Freien
    Demokraten immer wieder ein klares Wort zu dem ge-
    sagt worden ist, was wir zum Beispiel im Zusammen-
    hang mit einer drohenden militärischen Eskalation und
    einem Einsatz von Bodenkampftruppen machen werden
    und was wir nicht machen werden. Wir können dies tun,
    weil wir in schwieriger Situation immer wieder zum
    Bündnis gestanden haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das, was ich in bezug auf das deutsche Gewicht fest-

    gestellt habe, gilt auch für die Ausgestaltung des neuen
    strategischen Konzepts der NATO. Gestalten kann
    man nur, wenn man die konzeptionelle Initiative hat und
    für die anderen Bündnismitglieder ein innovativer Ge-
    sprächspartner ist, der die sich herausbildende Politik
    von Anfang an mit vorantreibt. Wer seine Rolle darauf
    beschränken würde, schließlich einem Konsens beizu-
    treten, hat seine gestalterischen Möglichkeiten einge-
    schränkt oder aufgegeben.

    Die NATO braucht ein strategisches Konzept, das die
    richtige Balance zwischen Bewahren und Erneuern fin-
    det. Natürlich muß die NATO die Fähigkeit zur kollek-
    tiven Verteidigung bewahren. Daraus erwächst Stabilität
    auf dem Kontinent. Die Hauptaufgabe der NATO war
    also immer die Verteidigung oder Abschreckung gegen-
    über potentiellen Aggressoren. Das ist und bleibt der
    Kern des Washingtoner Vertrages.

    Zugleich muß sich die NATO zu einer Gemeinschaft
    verändern, die nicht nur ihr Territorium, sondern auch
    gemeinsame Interessen verteidigt, die für die Stabilität
    in und für Europa von Belang sind. Ich glaube, die beste
    Formel, die es gibt, ist noch immer die, in Europa und
    für Europa für Sicherheit zu sorgen. Der Feind von
    heute und morgen heißt Instabilität. Die Krisenherde auf
    dem Balkan, im Kaukasus, im Nahen Osten und in
    Nordafrika bergen Gefahren auch für uns in Europa. Das
    strategische Umfeld Europas im Auge zu behalten ist
    somit eine selbstverständliche Notwendigkeit. Wer aber
    deshalb die Allianz als weltweites Interventionsbündnis
    karikieren will, hat nichts von der Welt, in der wir leben,
    und von der Wahrnehmung unserer Interessen für die
    Sicherheit in und für Europa verstanden. Darum geht es.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Für die Übernahme größerer Verantwortung bei der
    Bewältigung von Krisen und Konflikten muß Europa
    handlungsfähiger werden. Solange Europa geteilt war,
    lag es nahe, daß sich die größte Energie nach innen
    richtete. Europas Beitrag zur kollektiven Sicherheit be-

    Volker Rühe






    (A) (C)



    (B) (D)


    stand aber nicht nur in Truppen für die NATO. Eine be-
    sondere Leistung lag auch in seiner Fähigkeit zur Inte-
    gration, weil mit ihr alte Konfliktmuster überwunden
    und zugleich Demokratie, Prosperität und Stabilität ge-
    festigt wurden.

    Deswegen sage ich: Das gemeinsame Korps in Stettin
    von Deutschland, Polen und Dänemark, in dem die Sol-
    daten dieser drei Länder integriert zusammenarbeiten,
    schafft mehr Frieden für Europa als manche quantitative
    Truppenzusammenstellung. Wenn wir überall in Europa
    ein Konzept wie das für das deutsch-niederländische
    Korps, das Eurokorps in Straßburg oder das Stettiner
    Korps durchsetzen könnten, dann müßten wir uns keine
    Sorgen um die Stabilität und Sicherheit in Europa ma-
    chen; denn dann ist das Vertrauen gewachsen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Europa muß aber als strategischer Partner noch stär-
    ker nach außen schauen. Ich stimme mit Ihnen überein,
    Herr Bundeskanzler, wir brauchen die Vereinigten
    Staaten von Amerika auch im 21. Jahrhundert in Euro-
    pa. Sie werden aber nicht in Europa bleiben, wenn sie
    ein hilfloses Europa vorfinden. Es geht nicht nach dem
    Motto „Je schwächer wir sind, um so eher werden die
    Amerikaner in Europa bleiben“. Wir werden die Ameri-
    kaner im 21. Jahrhundert nur in Europa binden können,
    wenn wir ein gleichgewichtiger strategischer Partner
    sind. Das ist ganz wichtig.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Michael Glos [CDU/ CSU]: Sehr richtig!)


    Ich erinnere mich im übrigen an die Debatten über das
    Eurokorps, das Helmut Kohl zusammen mit François
    Mitterrand gegen viele Skeptiker durchgesetzt hat. Man-
    che Nationen – die Engländer und Amerikaner – haben
    dazu gefragt: Vertreibt ihr nicht die Amerikaner aus Euro-
    pa, wenn ihr europäische Strukturen aufbaut? Ich glaube,
    inzwischen hat jeder begriffen, daß das Gegenteil richtig
    ist. Nur wenn wir die europäische Sicherheits- und Ver-
    teidigungsidentität stärken und Strukturen aufbauen, wer-
    den wir eine größere Rolle spielen können. Nur dann, wenn
    wir einmal eine Krise ohne die Amerikaner lösen können,
    sind wir ein wichtiger strategischer Partner und binden die
    Vereinigten Staaten auch in Zukunft in Europa.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [F.D.P.])


    Ich muß allerdings sagen, daß Europa auch allen An-
    laß zur Selbstkritik hat. Ich will nicht darüber sprechen,
    wie man die Überlegungen zu einem Ölembargo oder
    die Tatsache, daß noch während des Bombenkriegs Öl
    geliefert worden ist, bewertet.


    (Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])

    Dazu könnte ich manches sagen. Man muß sehr sorgfäl-
    tig darüber nachdenken, ob es gerechtfertigt ist, das Le-
    ben von Soldaten zu gefährden, wenn man nicht in der
    Lage ist, so etwas vorher zu unterbinden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Ich weiß, daß Klaus Kinkel als Außenminister noch
    vor einem Jahr einen Kampf über Monate hinweg ge-
    führt und gesagt hat: Bevor es um militärische Dinge
    geht, müssen wir wenigstens dafür sorgen, daß die
    Fluglinien unterbunden werden. – Viele der europäi-
    schen Partner, die heute Bomben werfen, waren aus
    ökonomischen Interessen nicht bereit, ihre Fluglinien
    nach Belgrad zu unterbinden. Das ist nicht in Ordnung,
    das ist kein einsdrucksvolles Verhalten der Europäer.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Für die neuen Mitglieder der NATO ist durch die Ko-
    sovo-Krise die Zeit der Bewährung schneller als erwar-
    tet gekommen. Man kann für die Beiträge, die dort ge-
    leistet werden, nur dankbar sein. Im Hinblick auf die
    Debatte in Tschechien möchte ich aber auch sagen: Die
    Situation in Tschechien ist hinsichtlich der öffentlichen
    Meinung schwierig. Das bestätigt all diejenigen, die ge-
    sagt haben: Bewertet neue Mitglieder nicht danach, wie
    modern ihre Panzer und Flugzeuge – haben sie amerika-
    nische Flugzeuge oder die modernsten deutschen Pan-
    zer? – sind. Was sie in unser Bündnis einzubringen
    haben, ist vor allen Dingen eine öffentliche Meinung,
    die in Krisensituationen zur NATO steht.

    Wir sollten deswegen sehr vorsichtig darüber spre-
    chen. Man kann erklären, warum es mit der öffentlichen
    Meinung in Tschechien so schwierig ist. Das sollte uns
    aber auch dazu führen, daß wir uns erneut auf die
    eigentlichen Stärken und Notwendigkeiten der NATO
    besinnen. Eine Flugzeug- oder Panzermodernisierung
    bei den neuen Mitgliedstaaten kann ruhig etwas warten.
    Was wir aber brauchen, ist das Stehen der öffentlichen
    Meinung auch in den neuen Beitrittsstaaten zur NATO
    in einer schwierigen, einer zugespitzten internationalen
    Situation.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das Bündnis hat alle Instrumente, um handeln zu

    können. Aber Instrumente können eine weitsichtige und
    konsistente Politik mit klaren Zielen nicht ersetzen. Das
    zeigt auch die Kosovo-Krise. Es darf nicht dazu kom-
    men, daß der NATO als Folge des Krisengeschehens nur
    noch der Zwang zum Handeln bleibt und die Initiative
    verlorengeht. Der Schlüssel zum Erfolg und damit zu
    Frieden und Stabilität liegt im zeitgerechten, entschiede-
    nen Handeln. Zum richtigen Verständnis gleichberech-
    tigter strategischer Partnerschaft zwischen Europa und
    Amerika gehört auch, darauf Einfluß zu nehmen und zu-
    gleich handlungsbereit zu sein, wenn es politisch gebo-
    ten ist.

    Die deutsche Stimme hat ein ungeheures Gewicht,
    Herr Bundeskanzler. Ich persönlich hätte es zum Bei-
    spiel nicht unbedingt als Kompliment empfunden, wenn
    mir als Verteidigungsminister ständig gesagt worden
    wäre: Du bist aber wirklich zuverlässig.


    (Unruhe bei der SPD – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber peinlich! Sich selber auf diese Art zu loben! Sie waren Verteidigungsminister!)


    Volker Rühe






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    – Das war jetzt wirklich nicht böse gemeint; das können
    Sie dem Duktus, glaube ich, entnehmen. Ich habe die öf-
    fentliche Meinung im Westen verfolgt.

    Jetzt kommt es darauf an, daß Deutschland zuverläs-
    sig zu den Entscheidungen steht und auch das unter-
    stützt, was wir noch unter der Vorgängerregierung be-
    schlossen haben. Es kommt aber auch darauf an, daß wir
    unser eigenes Gewicht einbringen – das ist größer als
    das von anderen –, damit Amerika, Europa und Rußland
    versuchen können, einen Weg aus dieser schwierigen
    Krise zu finden. Darum geht es in dieser Situation.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)