Rede:
ID1403107200

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Metadaten
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  • date_rangeDatum: 26. März 1999

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    Plenarprotokoll 14/31 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 31. Sitzung Bonn, Freitag, den 26. März 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Rainer Funke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Stif- tungsrechts (Drucksache 14/336) ............. 2561 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P.............. 2561 B Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/CSU.................................................... 2562 B Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ ..... 2563 A Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN..................................................... 2564 A Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. ........ 2564 B Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU .............. 2564 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD.............. 2564 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. ................. 2565 A Dr. Rita Süssmuth CDU/CSU.......................... 2565 B Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2567 A Dr. Heinrich Fink PDS..................................... 2568 B Jörg Tauss SPD................................................ 2569 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P.......... 2569 D Tagesordnungspunkt 14: Abgabe einer Erklärung der Bundesre- gierung zur aktuellen Lage im Kosovo nach dem Eingreifen der NATO und zu den Ergebnissen der Sondertagung des Europäischen Rates in Berlin Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2571 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 2575 C Dr. Peter Struck SPD....................................... 2579 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ........................ 2581 D Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 2583 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 2586 D Dr. Norbert Wieczorek SPD............................ 2589 D Ulrich Heinrich F.D.P. .................................... 2594 A Dr. Norbert Wieczorek SPD............................ 2594 C Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) 2595 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2598 C Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ....................... 2599 D Dr. Gerald Thalheim SPD................................ 2601 A Peter Hintze CDU/CSU ................................... 2602 D Günter Verheugen, Staatsminister AA ............ 2604 A Dr. Gerd Müller CDU/CSU............................. 2606 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2607 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2607 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 2610 A Paul Breuer CDU/CSU.................................... 2610 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2611 B Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2611 D Gernot Erler SPD............................................. 2612 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2613 C Nächste Sitzung ............................................... 2614 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 2615 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Ent- wurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Tagesordnungs- punkt 12) Hans Michelbach CDU/CSU ........................... 2615 D Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Entwurf eines Gesetzes über die allgemeine und die reprä- sentative Wahlstatistik bei der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland (Zusatzpunkt 6) Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.... 2616 C Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 2617 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 2561 (A) (C) (B) (D) 31. Sitzung Bonn, Freitag, den 26. März 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Hans-Christian Ströbele Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 2615 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.3.99 Austermann, Dietrich CDU/CSU 26.3.99 Belle, Meinrad CDU/CSU 26.3.99 Dr. Bergmann-Pohl, Sabine CDU/CSU 26.3.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 26.3.99 Bulmahn, Edelgard SPD 26.3.99 Burchardt, Ulla SPD 26.3.99 Buwitt, Dankward CDU/CSU 26.3.99 Carstens (Emstek), Manfred CDU/CSU 26.3.99 Diemers, Renate CDU/CSU 26.3.99 Formanski, Norbert SPD 26.3.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 26.3.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 26.3.99 Götz, Peter CDU/CSU 26.3.99 Gröhe, Hermann CDU/CSU 26.3.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 26.3.99 Hasenfratz, Klaus SPD 26.3.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 26.3.99 Kunik, Konrad SPD 26.3.99 Kutzmutz, Rolf PDS 26.3.99 Lennartz, Klaus SPD 26.3.99 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 26.3.99 Maaß (Wilhelmshaven), Erich CDU/CSU 26.3.99 Meckel, Markus SPD 26.3.99 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 26.3.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 26.3.99 Neuhäuser, Rosel PDS 26.3.99 Ostrowski, Christine PDS 26.3.99 Pau, Petra PDS 26.3.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 26.3.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 26.3.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 26.3.99 Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 26.3.99 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 26.3.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schütze (Berlin), Diethard CDU/CSU 26.3.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 26.3.99 Schulz (Everswinkel), Reinhard SPD 26.3.99 Seiters, Rudolf CDU/CSU 26.3.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 26.3.99 Steinbach, Erika CDU/CSU 26.3.99 Streb-Hesse, Rita SPD 26.3.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 26.3.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.3.99 Dr. Wegner, Konstanze SPD 26.3.99 Willner, Gert CDU/CSU 26.3.99 Wissmann, Matthias CSU/CSU 26.3.99 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Tagesordnungs- punkt 12) (vgl. 30. Sitzung, Seite 2542 A und Seite 2557, Anlage 4) Hans Michelbach (CDU/CSU): Der Entwurf der PDS zur Änderung des Einkommensteuergesetzes geht an dem eigentlichen Ziel von Entschädigungszahlungen grundlegend vorbei. Ziel kann es doch nur sein, den Zwangsarbeitern möglichst schnell und unkompliziert zu helfen. Dies ist um so wichtiger, da viele dieser Geschä- digten bereits ein hohes Alter erreicht haben. Die Frage der Entschädigung sollte daher nicht zu einer reinen steuerrechtlichen Frage degradiert werden, sondern sollte ohne langfristige Steuermaßnahmen den Opfern Abhilfe für das erlittene Unrecht verschaffen. Steuer- rechtliche Aspekte sollte man in anderen Zusammen- hängen erörtern, jedoch nicht im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Grausamkeiten. Wichtig ist daher allein die effiziente Errichtung ei- nes Entschädigungsfonds, der sich auf die humanitären und nicht auf die steuertechnischen Aspekte konzen- triert. Die ehemalige DDR, wie sie als Nachfolgepartei der SED wissen sollten, hat ihren Beitrag dazu übrigens nicht geleistet. Bis heute verweigern ehemalige kommu- nistisch regierte Länder, Schadensausgleich für Unrecht und Vertreibung zu leisten. Die Bundesrepublik Deutschland dagegen war und ist stets bemüht gewesen, durch umfangreiche Entschädigungsregeln das zugefügte 2616 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 (A) (C) (B) (D) Unrecht wiedergutzumachen, insofern dies überhaupt möglich ist. Ausdruck dieses Entschädigungswillens ist sehr deutlich in der Erklärung ,,Stiftungsinitiative deutscher Unternehmen“ zu sehen. Es wird ein Zeichen gesetzt, welches als eine unmittelbare gesellschaftliche Ergän- zung der staatlichen Wiedergutmachungspolitik anzuse- hen ist. Bislang erfolgte diese allein aus öffentlichen Steuermitteln. Eine Beteiligung deutscher Firmen an dieser Wiedergutmachungspolitik erfolgte somit bereits indirekt. Schon in der Nachkriegszeit hat die deutsche Wirtschaft aus den erwirtschafteten Erträgen einen ho- hen Steuerbeitrag für die staatliche Wiedergutma- chungspolitik geleistet. Schon bald werden sich deutsche Firmen auch direkt an dieser Wiedergutmachungspolitik beteiligen. We- sentlich ist daher die Unterstützung für die Einrichtung solcher Entschädigungsfonds statt langwieriger Diskus- sionen über eine verfassungsrechtlich bedenkliche Än- derung des deutschen Steuerrechts. Nachdem die Größenordnung der Zahlungen noch nicht feststeht, kann zu den fiskalischen Auswirkungen eigentlich keine Bewertung stattfinden. Einige Firmen haben schon aus Eigeninitiative versucht, den Opfern di- rekt und unmittelbar durch schnelle Zahlungen zu hel- fen. Hier ist insbesondere die Firma Diehl in Nürnberg zu nennen, die unkompliziert, ohne daß eine Rechts- pflicht vorgelegen hätte, an die ehemaligen Zwangsar- beiter Entschädigungsgelder gezahlt hat. Auch sollte man berücksichtigen, daß fast immer auch die Entschei- dungsträger und Eigentümer der Firmen ebenso wie alle anderen den unmenschlichen Zwangsmaßnahmen des totalitären Nazi-Regimes unterworfen waren. Die Errichtung des Entschädigungsfonds ,,Stiftungs- initiative deutscher Unternehmen“ zeigt, deutsche Fir- men scheuen sich nicht, die soziale und moralische Ver- antwortung zu übernehmen. Damit wird der Anerken- nung Deutschlands als freiheitlicher Demokratie ge- dient. Darüber hinaus würde eine Veränderung des Ein- kommensteuerrechts ein falsches Signal für andere Be- reiche aussenden: Das deutsche Recht darf nicht beliebig veränderbar sein. Der sogenannte Betriebsausgabenab- zug ist keine Steuervergünstigung, die einfach gestri- chen werden kann, er beruht vielmehr auf einem Grund- prinzip des Steuerrechts. Betriebsausgaben sind alle Aufwendungen, die durch den Betrieb veranlaßt worden sind, wozu auch die Entschädigungszahlungen an Zwangsarbeiter gehören. Eine Abzugsbeschränkung für Entschädigungszahlungen würde eine Gesetzesänderung voraussetzen, eine solche wäre verfassungsrechtlich nicht haltbar. Hintergrund dieser Vorschrift (§ 4 Abs. 5 EStG) ist, daß die Durchbrechung des im Steuerrecht geltenden Nettoprinzips ausnahmsweise auch gerecht- fertigt ist bei Aufwendungen mit Bezug zu einem recht- lich oder moralisch verwerflichen Verhalten. Bei den Leistungen an die NS-Zwangsarbeiter han- delt es sich um Wiedergutmachungsleistungen, die einen entstandenen Schaden ausgleichen sollen. Sie stellen somit Schadensersatzleistungen dar, da ihr Rechtsgrund in der beruflichen Sphäre der Banken liegt. Auf das Ver- schulden kommt es bei Schadensersatzleistungen nicht an; ansonsten dürften auch Leistungen für ärztliche Kunstfehler z.B. nicht als Betriebsausgaben abzugsfähig sein. Diese Steuerdebatte trägt zynische Züge gegenüber den Opfern der NS-Schreckensherrschaft. Die PDS schießt hiermit gerade als Nachfolgepartei der SED ein schwerwiegendes Eigentor. Die CDU/CSU-Fraktion dankt den Unternehmen für ihre Bereitschaft zur Mit- wirkung an der Einrichtung eines Entschädigungsfonds ohne eine Rechtspflicht. Damit wird die humanitäre Verpflichtung und Verantwortung wahrgenommen. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Entwurf eines Gesetzes über die allge- meine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutsch- land (Zusatzpunkt 6) (vgl. 30. Sitzung, Seite 2544 B und Seite 2557, Anlage 6) Cem Özdemir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): So- wohl 1994 als auch 1998 mußten die Bürgerinnen und Bürger nach den Bundestagswahlen auf eine Auswer- tung und eine umfassende Analyse des Wahlverhaltens nach Alter und Geschlecht verzichten. Der 12. Bundes- tag hatte Sonderauszählungen ausgesetzt, und der ge- ballte Sachverstand der deutschen Wahlforschung konnte die dadurch entstandene Erkenntnislücke nicht schließen. Wir wollen unter strenger Wahrung des Da- tenschutzes die amtliche Statistik wieder einführen. Sie ist nach einhelliger Auffassung von Experten, Wissen- schaftlern und Meinungsforschern unverzichtbar. Ich darf in diesem Zusammenhang übrigens an Entschlie- ßungen des Bundesrates erinnern: Die Landesregierun- gen haben uns schon 1994 und 1998 gedrängt, hier tätig zu werden. Bei Wahlen artikulieren sich die Bürgerinnen und Bürger. Das Ergebnis müssen wir formal hinnehmen: Darum sitzen wir hier in diesem wunderbaren Saal in dieser Zusammensetzung. Wir müssen uns bei unserer Arbeit aber auch im klaren sein, was hinter den Wahler- gebnissen steckt, wie die Parteipräferenzen sind, z.B. von jungen Menschen. Hier können wir Hinweise zur Nei- gung von Jungwählern zu Extremisten in bestimmten Wählergruppen erhalten. Die Meinungsforschung liefert uns nur ein ungenaues Bild. Sie erhebt nicht die tatsäch- lich abgegebenen Stimmen. Als Bürgerrechtspartei nehmen Bündnis 90/Die Grü- nen die datenschutzrechtlichen Einwände sehr, sehr ernst. Wir waren noch nie Freunde der staatlichen Da- tensammelwut. Die Anlage von staatlichen Daten- sammlungen und überflüssigen Datenbeständen haben wir immer abgelehnt. Wir werden das auch in Zukunft ablehnen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 2617 (A) (C) (B) (D) Bei der Wahlstatistik handelt es sich jedoch nicht um eine flächendeckende Abfrage wie bei einer Volkszäh- lung, sondern um eine sorgfältig erhobene Stichprobe. Hier hat es seit 1953 keine Probleme gegeben, und wir erwarten zukünftig auch keine. Ganz klar sei aber hier gesagt: Wir haben in das Gesetz strenge Sicherungen eingebaut, die es in den alten gesetzlichen Regelungen nicht gab. Zusätzlich haben wir mit der Mindestgröße der Wahlbezirke von 400 Wahlberechtigten auch eine hin- reichende Sperre gegen die Aushebelung des Wahlge- heimnisses. Weniger wäre problematisch. Eine größere Zahl – etwa 500 – wäre datenschutzrechtlich wün- schenswert. Für die Statistik wäre das allerdings pro- blematisch, da dann kleine Gemeinden, und ländliche Gebiete nicht berücksichtigt werden könnten. Dem Schutz des Wahlgeheimnisses dient auch die gesetzliche Festschreibung von zehn Geburtsjahrgangs- gruppen mit jeweils drei Jahrgängen. Weniger Gruppen lassen sich nicht bilden, da wir sonst beispielsweise nichts über das Wahlverhalten junger Erwachsene von 18 bis 21 Jahren in Erfahrung bringen. Bei diesem Gesetzentwurf haben wir sowohl die Be- dürfnisse der Wahlstatistik berücksichtigt als auch die des Datenschutzes. Wir haben also ein vernünftiges Ge- setz zustande gebracht, das sicherlich die begeisterte Zu- stimmung des gesamten hohen Hauses finden wird. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 736. Sitzung am 19. März 1999 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen, bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen: – Gesetz zum Einstieg in die ökologische Steuerreform – Gesetz zur Änderung von Zuständigkeiten nach demSorgerechtsübereinkommens-Ausführungsgesetz – Gesetz zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für denEuro (Zweites Euro-Einführungsgesetz) – Gesetz zur Neuregelung der geringfügigen Beschäfti-gungsverhältnisse – Gesetz zur Änderung der Berücksichtigung von Entlassungs-entschädigungen im Arbeitsförderungsrecht (Entlassungsent-schädigungs-Änderungsgesetz – EEÄndG) – Gesetz zu dem Abkommen vom 18. August 1998 zwischender Regierung der Bundesrepublik Deutschland, den Ver-einten Nationen und dem Sekretariat des Übereinkom-mens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wü-stenbildung über den Sitz des Ständigen Sekretariats desÜbereinkommens – Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat fol- gende Entschließung gefaßt: 1. Der Bundesrat begrüßt das vorliegende Steuerentlastungsge-setz 1999/2000/2002, das insbesondere darauf ausgerichtetist, Wachstum und Beschäftigung zu verbessern sowie Ar-beitnehmer/innen und Familien spürbar zu entlasten. Der Bundesrat stellt fest, daß in dem nun vom DeutschenBundestag beschlossenen Gesetzentwurf wesentliche steuerli-che Belange der mittelständischen Unternehmen eine ange-messene Berücksichtigung gefunden haben. Der Bundesratverweist in diesem Zusammenhang insbesondere auf die Bei-behaltung der Teilwertabschreibung, des Verlustrücktragesund der Ansparabschreibung sowie auf die Freibetragsrege-lung bei Veräußerungsgewinnen. Der Bundesrat erwartet, daß die Reform der Unternehmens-besteuerung ab dem Jahr 2000 umgesetzt wird. 2. Der Bundesrat weist – wie schon gegenüber der alten Bundes-regierung – auf den Ausgleichsanspruch der Länder aus derNeuregelung des Familienleistungsausgleichs hin, wonach derBund einen Anteil von 74 vom Hundert und die Länder einenAnteil von 26 vom Hundert der Lasten aus der Berücksichti-gung von Kindern im Einkommensteuerrecht zu tragen haben.Allein aus der Leistungsverbesserung beim Kindergeld abdem Jahr 1999 haben die Länder einen Anspruch von rund1,8 Mrd. DM. Zur Herstellung des vorgesehenen Lasten-teilungsverhältnisses haben die Länder darüber hinausAnsprüche von rund 2,4 Mrd. DM für das Jahr 1999 und vonrund 5,7 Mrd. DM für die Jahre 1996 bis 1998. Insgesamtbeläuft sich der Anspruch der Länder daher auf rund10 Mrd. DM. Die Länder halten daher ihre Forderung aufrecht, daß derBund der im Grundgesetz festgelegten Ausgleichspflicht ge-genüber den Ländern und ihren Gemeinden nachkommt. Die Fraktion der PDS hat mit Schreiben vom 18. März 1999 ihren Antrag „Verlängerung der Pachtver- träge für ehemals volkseigene Flächen“ – Drucksache 14/291 – zurückgezogen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Innenausschuß – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umfassender Bericht über bisherige Wiedergutma-chungsleistungen deutscher Unternehmen – Drucksachen 13/4787, 14/272 Nr. 6 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Ab-wicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungenan jüdische Verfolgte – Drucksachen 13/8684, 14/272 Nr. 7 – Ausschuß für Wirtschaft und Technologie – Fünfter Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Zu-kunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft –Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft“ zum Thema Verbraucherschutz in der Informationsgesellschaft – Drucksachen 13/11003, 14/272 Nr. 81 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Anwendung des Subsidiaritätsprinzipsim Jahr 1997 („Subsidiaritätsbericht 1997“) – Drucksachen 13/11074, 14/272 Nr. 82 – Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Stand der Planungen für umweltfreundli-che Ansätze bei den Bauten des Bundes in Berlin – Drucksachen 13/11211, 14/69 Nr. 1.3 – Ausschuß für Angelegenheiten der neuen Länder – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand derDeutschen Einheit 1998 – Drucksachen 13/10823, 14/272 Nr. 172 – 2618 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 (A) (C) (B) (D) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Perspektivbericht der Bundesregierung „Vorrang fürAufbau Ost“ – Drucksachen 13/11073, 14/272 Nr. 173 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 14/272 Nr. 2 Innenausschuß Drucksache 14/272 Nr. 10Drucksache 14/272 Nr. 11Drucksache 14/272 Nr. 12Drucksache 14/342 Nr. 1.1Drucksache 14/342 Nr. 2.43 Rechtsausschuß Drucksache 14/272 Nr. 22Drucksache 14/309 Nr. 2.3Drucksache 14/309 Nr. 2.40Drucksache 14/488 Nr. 2.14 Finanzausschuß Drucksache 14/342 Nr. 2.19Drucksache 14/488 Nr. 2.22Drucksache 14/488 Nr. 2.35Drucksache 14/488 Nr. 2.41 Ausschuß für Wirtschaft und Technologie Drucksache 14/342 Nr. 1.7Drucksache 14/342 Nr. 2.1Drucksache 14/342 Nr. 2.2Drucksache 14/342 Nr. 2.4Drucksache 14/342 Nr. 2.8Drucksache 14/342 Nr. 2.14Drucksache 14/342 Nr. 2.15Drucksache 14/342 Nr. 2.30Drucksache 14/342 Nr. 2.31Drucksache 14/342 Nr. 2.52Drucksache 14/342 Nr. 2.56Drucksache 14/342 Nr. 2.57 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 14/272 Nr. 103Drucksache 14/272 Nr. 104Drucksache 14/272 Nr. 105 Drucksache 14/272 Nr. 108Drucksache 14/272 Nr. 109Drucksache 14/272 Nr. 1.10Drucksache 14/309 Nr. 2.23Drucksache 14/309 Nr. 2.27Drucksache 14/309 Nr. 2.33Drucksache 14/309 Nr. 2.34Drucksache 14/309 Nr. 2.56Drucksache 14/309 Nr. 2.59Drucksache 14/309 Nr. 2.64Drucksache 14/309 Nr. 2.67Drucksache 14/309 Nr. 2.68Drucksache 14/342 Nr. 2.7Drucksache 14/342 Nr. 2.10Drucksache 14/342 Nr. 2.11Drucksache 14/342 Nr. 2.13Drucksache 14/342 Nr. 2.26Drucksache 14/342 Nr. 2.27Drucksache 14/342 Nr. 2.28Drucksache 14/342 Nr. 2.29Drucksache 14/342 Nr. 2.32Drucksache 14/342 Nr. 2.33Drucksache 14/342 Nr. 2.35Drucksache 14/342 Nr. 2.44Drucksache 14/342 Nr. 2.46Drucksache 14/342 Nr. 2.47Drucksache 14/342 Nr. 2.48Drucksache 14/342 Nr. 2.49Drucksache 14/342 Nr. 2.51Drucksache 14/342 Nr. 2.53Drucksache 14/342 Nr. 2.55Drucksache 14/431 Nr. 2.4Drucksache 14/488 Nr. 2.28 Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/272 Nr. 147Drucksache 14/272 Nr. 150Drucksache 14/272 Nr. 155Drucksache 14/272 Nr. 158Drucksache 14/309 Nr. 1.3Drucksache 14/309 Nr. 2.48 Ausschuß für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 14/74 Nr. 2.21Drucksache 14/74 Nr. 2.38 Ausschuß für Kultur und Medien Drucksache 14/74 Nr. 1.19Drucksache 14/74 Nr. 2.101Drucksache 14/272 Nr. 215 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Uni-on Drucksache 14/309 Nr. 2.63 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine
    sehr geehrten Damen und Herren! Erfolg oder nicht
    Erfolg, das ist die Frage in dieser Debatte. Ich glaube,
    der bisherige Diskussionsstand hat deutlich gemacht:
    Das Ergebnis von Berlin hat bei kritischer und auch bei
    vorsichtiger Würdigung schwere Mängel.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nun ist in dieser Debatte vom Herrn Außenminister

    – der nicht mehr auf der Regierungsbank sitzt –, die Frage
    aufgeworfen worden, was denn eine Regierung – –


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da ist er! Sie sollten nicht nur nach rechts gucken, sondern auch geradeaus!)


    Es wurde die Frage aufgeworfen, was denn eine Regie-
    rung Helmut Kohl in einer solchen Situation erreicht
    hätte. Ich stehe hier nicht an zu sagen: Ich weiß nicht,
    welches Ergebnis wir in einer solchen Situation erreicht
    hätten. Ich weiß aber, daß eine Regierung Helmut Kohl
    am Anfang einer deutschen Präsidentschaft Frankreich
    und Großbritannien in der Frage der Einhaltung von
    Verträgen zur Entsorgung von Brennelementen nicht
    verprellt hätte. Ich weiß, daß ein Bundeskanzler Helmut
    Kohl in Paris den französischen Staatspräsidenten nicht
    dadurch angegangen hätte, daß er ihm sagte, ich will
    nicht französischer Bauernpräsident werden. Ich weiß
    auch, daß in einer Regierung Helmut Kohl der Finanz-
    minister Theo Waigel nicht durch vorzeitige Selbstpen-

    Dr. Gerald Thalheim






    (A) (C)



    (B) (D)


    sionierung den Ecofin-Rat und die deutsche Präsident-
    schaft ins Schleudern gebracht hätte. Soviel weiß ich,
    meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nun hat der Herr Bundeskanzler in seiner ersten Ein-

    schätzung im Fernsehen – ich berücksichtige, daß sie
    nach einer Nachtsitzung erfolgte und er erschöpft war –
    gesagt, dies und jenes sei erreicht worden und man sei
    froh, daß man überhaupt etwas geschafft habe. So eine
    Grundbewertung muß ja auch zulässig sein. Dann hat er
    gesagt, für Deutschland sei aber „kein Lottogewinn“ da-
    bei herausgesprungen. Das ist eine lockere Formulie-
    rung, die aber vielleicht doch einiges verrät.


    (Staatsminister Günter Verheugen: Kein Lottogewinn!)


    – Ja eben, den haben wir nicht erreicht. Der Begriff
    „Lottogewinn“ ist das Interessante; das möchte ich dem
    Zwischenrufer von der Regierungsbank sagen.

    Eine solche Präsidentschaft ist eben kein Lotterie-
    spiel, bei dem man abwartet, was herauskommt, und
    hinterher enttäuscht feststellen muß, daß nichts heraus-
    gekommen ist,


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    sondern eine solche Präsidentschaft hat die Aufgabe, die
    Reformen, die nötig sind, um die Erweiterung der
    Europäischen Union zu ermöglichen und im Prozeß der
    Globalisierung klarzukommen, anzupacken.

    Unser Urteil, Herr Verheugen, wäre vielleicht nicht
    so kritisch ausgefallen, wenn es nur um Mark und Pfen-
    nig ginge. Wir haben in diesem Hause schon oft darüber
    gesprochen, daß man große und überragende Ziele nicht
    immer nur in kleine Münze umrechnen kann. Unser
    Vorwurf ist aber – Wolfgang Schäuble hat das in seinem
    Debattenbeitrag deutlich gemacht; ich will das hier am
    Ende der Debatte noch einmal sagen –, daß die grund-
    sätzliche Reform und die mit ihr verbundenen großen
    Ziele, also mehr Subsidiarität, mehr Bürgernähe in
    Europa, mehr Gerechtigkeit bei der Lastenverteilung,
    nicht so von Ihnen angegangen wurde, daß sie in ihrer
    Struktur die nächsten Jahre über trägt. Das haben Sie
    nicht geschafft. Deshalb sind die kläglichen finanziellen
    Ergebnisse auch Ausdruck der Konzeptionslosigkeit in
    der Gesamtanlage.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die anderen fahren strahlend nach Hause. Robin

    Cook, der englische Außenminister: Wir haben keinen
    Penny unseres Rabattes abgegeben. Die Spanier sagen:
    Das Ergebnis ist prima für Spanien. Der Bundeskanzler
    hat hier gesagt: Wir wollen doch einmal würdigen, daß
    Berlin erfreulicherweise weiterhin in der Phasing-out-
    Förderung verbleibt. Ich habe eben in dem englischen
    Bericht nachgeschaut. Es ist ja auch eine neue Mode in
    Europa, daß selbst dann, wenn wir Deutschen die Präsi-
    dentschaft innehaben, die Schlußfolgerungen zuerst in
    englischer Sprache erscheinen. Sei es, wie es sei.

    Es ist erfreulich, daß Berlin durch die Phasing-out-
    Förderung 100 Millionen bekommt; aber Lissabon erhält

    durch das Phasing-out 500 Millionen. Es sei den Portu-
    giesen und auch Lissabon gegönnt. Aber man muß es ins
    Verhältnis setzen.

    Besonders interessant in diesem Bericht ist – das ist
    in den vorab herausgekommenen Pressemeldungen nicht
    deutlich geworden –, daß das ursprüngliche Verspre-
    chen, den Kohäsionsfonds wenigstens abzuschmelzen
    und ihn auslaufen zu lassen, glatt gebrochen wurde. Der
    Kohäsionsfonds wird eher noch aufgebläht. Von einem
    Auslaufen ist nicht die Rede. Diese Grundsatzentschei-
    dung geht in die völlig falsche Richtung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn wir ihn nicht auslaufen lassen, dann werden wir
    die zusätzlichen Mittel, die wir für die Osterweiterung
    brauchen, nicht schultern können.

    Nun hat hier eben der Vertreter des Herrn Landwirt-
    schaftsministers zur Landwirtschaft gesprochen. Ich
    möchte darauf nur ganz kurz eingehen, weil Gerd Müller
    es gleich für unsere Fraktion noch auf den Punkt bringen
    wird.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    – Jawohl.

    Was hier mit der Landwirtschaft geschieht, ist mehr
    als bedenklich. Schauen wir uns nur einmal die Situation
    eines normalen Hofes, eines kleinen Betriebes mit
    40 Milchkühen und 47 Hektar landwirtschaftlicher Flä-
    che an. Gewinn im Wirtschaftsjahr 1997/98: 45 000
    DM. Gewinn am Ende der Reform im Jahr 2006: ab-
    züglich der Agenda-Lasten 35 000 DM, abzüglich wei-
    terer 2 000 DM wegen der Senkung der Vorsteuerpau-
    schalierung und abzüglich 1 500 DM Ökosteuer – die
    mögliche Mehrwertsteuererhöhung und die Erhöhung
    der Unfallversicherung lassen wir einmal weg –: etwa
    31 000 DM. Und da sagen Sie, Sie hätten für die Land-
    wirtschaft etwas herausgeholt! Diese Aussage liegt auf
    der Grenze zwischen Zynismus und Unkenntnis.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist es, was uns so beschwert. Wenn es im Bereich

    der Landwirtschaft gelungen wäre, den zentralen Pro-
    blemen, etwa daß wir eine Überproduktion haben, so zu
    begegnen, daß sie gelöst und gleichzeitig die Einkom-
    men der Landwirtschaft gesichert werden können,
    könnte man darüber reden. Aber was macht man? Man
    senkt den Preis, schafft einen Teilausgleich, zwingt die
    Landwirtschaft, die Produktivität eher noch zu erhöhen
    und dafür zu sorgen, daß die Einkommensverluste hier
    ausgeglichen werden, und drückt kleine und mittlere
    Betriebe langsam, aber sicher über die Kante. Der Bun-
    deskanzler nannte den Agrarkompromiß heute morgen
    eine „auskömmliche Lösung“. Ich finde diesen Begriff
    fehl am Platze, wenn man sich die Zahlen ganz genau
    anschaut.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Wir haben für die heutige Debatte einen Entschlie-
    ßungsantrag eingebracht, über den wir auch gerne ab-
    stimmen würden. Aber die Mehrheit im Hause verwei-

    Peter Hintze






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    gert uns die Abstimmung. Deswegen wird er an den
    Ausschuß überwiesen. Ich schlage aber hier vor, daß wir
    uns, wenn die Dokumente dieses Gipfels und die Ein-
    zelheiten vorliegen – einige Details habe ich Ihnen eben
    aus der englischen Fassung vorgetragen –, im Plenum
    des Deutschen Bundestages noch einmal Zeit nehmen


    (Ernst Burgbacher [F.D.P.]: Ja!)

    – Sie von der SPD nicken, das freut mich –, die Dinge
    ganz gründlich zu besprechen und bei dieser Debatte
    auch zu überlegen, wie wir in Deutschland durch mög-
    liche innerstaatliche Maßnahmen, etwa im Bereich der
    Landwirtschaft, die gröbsten Härten für die Menschen
    abwenden können, die nach dem jetzigen politischen
    Stand der Dinge die Agenda 2000 durch massive Ein-
    kommensverluste bezahlen sollen. Die Agenda 2000 ist
    weiß Gott kein großer Wurf. Sie greift wesentlich zu
    kurz. Es kommt darauf an, daß wir mit unseren inner-
    staatlichen Möglichkeiten das zum Besseren korrigieren,
    was dieser Regierung auf europäischer Ebene nicht
    gelungen ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Es spricht jetzt der
Staatsminister im Auswärtigen Amt, Günter Verheugen.

G
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Günter Verheugen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen
    und Herren! Ich mache einmal einen Vorschlag zur
    Güte: Ich glaube, daß die etwas aufgeregten Reaktionen
    des bayerischen Ministerpräsidenten – der hier, wie auch
    bei der letzten Unterrichtung der Ministerpräsidenten
    durch den Bundeskanzler, nicht mehr anwesend ist –
    und der Kollegen Haussmann und Hintze zurückgestellt
    werden sollten, bis wir die tatsächlichen Zahlen haben.
    Es hat doch gar keinen Zweck, jetzt ein Ergebnis zu be-
    urteilen, dessen Einzelheiten niemand hier bewerten
    kann, weil sie nicht vorliegen. Herr Hintze, machen Sie
    bitte den Übersetzern keinen Vorwurf dafür, daß Sie,
    wenn morgens um viertel nach sechs die Verhandlun-
    gen abgeschlossen sind, mittags keine deutsche Fassung
    haben können. Wir sind froh, daß wir um sieben Uhr
    eine englische Fassung hatten. Das sollten Sie bitte ver-
    stehen.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wichtig ist, daß Sie wissen, was drinsteht! Aber das wissen Sie ja gar nicht!)


    Hier einen billigen Punkt zu Lasten von Mitarbeitern zu
    machen, die 58 Stunden ununterbrochen zu arbeiten
    hatten, finde ich schäbig, Herr Hintze.


    (Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


    – Das ist so; das müssen Sie sich schon gefallen lassen.
    Zum anderen müssen Sie sich endlich einmal ent-

    scheiden, was Sie nun eigentlich für Ihre Argumentation
    als Maßstab nehmen wollen. Beim letzten Mal hat uns
    Herr Schäuble hier vorgetragen, was für eine grauen-
    hafte Vorlage diese Agenda 2000 – eine Vorlage der
    Kommission, was Sie nicht vergessen dürfen – eigent-

    lich sei. Da stimme ich zu; sie war wirklich grauenhaft.
    Wenn Sie aber nun anfangen zu vergleichen, dann müs-
    sen Sie das Ergebnis des heutigen Tages mit der
    ursprünglichen Vorlage vergleichen. Sie, Herr Hintze,
    der Sie nun, glaube ich, der europapolitische Sprecher
    Ihrer Fraktion sind, sollten inzwischen wissen, daß wir
    eine Agenda, die auf einem Vorschlag der Kommission
    beruht, nicht einfach mit neuen Vorschlägen und neuen
    Themen befrachten können. Sie haben hier eine Reihe
    von Forderungen aufgestellt, was wir hätten tun sollen.
    Das war aber nicht das Thema dieser Agenda.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hätten Sie doch das Kappungsmodell übernommen!)


    Das war nicht der Vorschlag der Kommission. Das ist
    das Thema für den nächsten Gipfel. Dazu sage ich
    gleich noch etwas.

    Nun will ich einmal etwas zu den Zahlen sagen. Das
    sind jetzt bereits verbindliche Zahlen; ich kann Ihnen
    sagen, daß sie stimmen. Die Kommission hatte vorge-
    schlagen, für Struktur- und Kohäsionsfonds in der
    vollen Periode 239 Milliarden Euro auszugeben. Wir
    sind bei 213 Milliarden Euro gelandet. Ich finde,
    26 Milliarden Euro weniger als vorgeschlagen sind ein
    schönes Ergebnis.


    (Beifall bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Kommt drauf an, wer sie bezahlt!)


    Wenn wir das hätten bezahlen müssen, was in der finan-
    ziellen Vorausschau vorgesehen war, dann würden unse-
    re Nettobeiträge ganz anders aussehen.

    Dasselbe ist bei der Landwirtschaftspolitik der Fall.
    Nach dem Vorschlag der Kommission waren als
    Grundlage der Agenda 2000 – Herr Schäuble hat uns das
    letztes Mal vorgehalten, als sei es unsere Grundlage ge-
    wesen – 313 Milliarden Euro für die Agrarpolitik in der
    ganzen Periode vorgesehen. Aus den Verhandlungen
    herausgekommen sind wir mit 283,5 Milliarden Euro.
    Das ist wiederum eine Ersparnis von knapp 30 Milliar-
    den Euro. Damit sind wir zusammen bereits bei fast
    60 Milliarden Euro. Wenn das für Sie Peanuts sind –
    bitte schön. Bei einem Volumen von 1,3 Billionen Euro
    mögen 60 Milliarden Euro keine große Rolle spielen.
    Für mich spielt es aber eine große Rolle, ob wir in den
    nächsten sieben Jahren 60 Milliarden Euro zusätzlich
    finanzieren müssen oder nicht.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich denke, Sie sollten einmal abwarten, wie das tat-

    sächliche Ergebnis aussieht. Warten Sie bitte auch ein-
    mal ab, wie die Verordnungen aussehen, die bekanntlich
    noch durch das Parlament müssen. Die Agenda 2000 in
    der Berliner Fassung ist eine politische Einigung. Hier
    werden zum Teil bereits Details verlangt, oder es wird
    schon über Details geredet, die überhaupt noch nicht in
    Verordnungstexten formuliert sind.

    Ich möchte noch einmal auf ein sehr ernstes Thema
    zurückkommen, das in mehreren Reden angesprochen
    wurde, damit das wirklich einmal aus der Welt ist. Es
    geht um die angeblich aus der Hand gegebenen Ver-

    Peter Hintze






    (A) (C)



    (B) (D)


    handlungsinstrumente; als Beispiel wurde immer die
    Kofinanzierung genannt. Das ist wirklich ein sehr ern-
    stes Thema. Ich habe gar keinen Zweifel daran, daß die
    Kofinanzierung genau die positiven Elemente hat, die
    Sie alle beschrieben haben. Sie ist das für uns genau
    maßgeschneiderte Instrument; daran besteht gar kein
    Zweifel. Darum haben wir es, zusammen mit einer Rei-
    he von anderen Instrumenten, auch in die Verhandlun-
    gen eingeführt. Aber fragen Sie, Herr Kollege Hintze,
    doch einmal die Kolleginnen und Kollegen aus Ihrer
    Fraktion, die schon Mitglied einer Regierung waren
    – Herr Schäuble, der einmal Chef des Kanzleramtes war,
    weiß es ganz genau –: An einem bestimmten Punkt wis-
    sen Sie, was mit einem wichtigen Partner – in diesem
    Fall dem wichtigsten, nämlich Frankreich – geht und
    was mit ihm nicht geht. Es gab, wie Sie wissen, eine
    wirkliche Störung im deutsch-französischen Verhältnis.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben das verursacht!)


    – Ich werde Ihnen sagen, wodurch sie ausgelöst worden
    war.


    (Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    – Schreien Sie doch nicht dazwischen. Hier geht es
    wirklich um ein sehr ernstes Thema. – Sie war dadurch
    ausgelöst worden, daß unsere französischen Partner
    nicht verstanden haben, warum wir das Thema Kofinan-
    zierung auf der Tagesordnung der Agendaverhandlun-
    gen gelassen haben, obwohl Frankreich ganz klar gesagt
    hatte: Wir machen das unter keinen Umständen mit. –
    Ich muß Ihnen wirklich sagen: Das war der späteste
    Zeitpunkt, das Thema fallenzulassen. Frankreich hat
    selbstverständlich erwartet, daß der engste Partner in
    dem Augenblick, in dem er weiß, daß Frankreich etwas
    als eine Zumutung betrachtet, die es nicht akzeptieren
    wird, dieses Thema nicht weiter verfolgt. Wenn wir
    Ihrem Rat gefolgt wären, wäre das deutsch-
    französische Verhältnis jetzt in Trümmern. Das müs-
    sen Sie ganz deutlich sehen. Das konnte man nicht
    riskieren.


    (Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


    Wenn Sie also Kritik üben wollen, daß ein ganz be-
    stimmtes Instrument nicht angewandt werden kann,
    melden Sie diese Kritik bitte in Paris bei Herrn Präsident
    Chirac an, der ja seine Gründe hat, warum er das nicht
    wollte.

    Bei den anderen Punkten ist es genauso. Sie tun gera-
    dezu so, als lägen hier die Elemente auf dem Tisch, und
    Deutschland bräuchte nur noch zuzugreifen: Wir neh-
    men dieses Element, wir nehmen jenes Element; dann
    setzen wir das zusammen, und alle anderen haben dann
    gefälligst zu parieren – als ginge es in Europa immer nur
    nach der Mütze eines einzigen Landes! Sie müssen eine
    Lösung finden, der 15 Staaten zustimmen können, nicht
    nur einer. All diese wunderschönen Elemente – wir
    kennen sie und hatten sie immer im Blick – haben leider
    einen schwerwiegenden Nachteil: Über kein einziges
    dieser Instrumente konnte mit allen 15 EU-Staaten eine
    Einigung erreicht werden.

    Was macht man in einem solchen Fall, angesichts
    einer Lage, die wir in Europa noch nie hatten: eine
    zurückgetretene EU-Kommission,


    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Eine Amateurmannschaft aus Bonn!)


    eine Kosovo-Krise auf dem Höhepunkt

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ein zurückgetrete ner Finanzminister!)

    und das schwierigste und umfangreichste Finanzpaket in
    der Geschichte der Europäischen Union auf der Tages-
    ordnung? Gemäß Ihrem Rat hätten wir den Gipfel nach
    einigen Stunden abbrechen und sagen sollen: Leider
    können die deutschen Vorstellungen hier nicht durch-
    gesetzt werden, lassen wir es also sein! –


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Keiner von uns hat gesagt, daß Sie ihn abbrechen sollen!)


    Herr Hintze, das ist doch eine lächerliche Vorstellung.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    In einer solchen Situation steht man immer vor der

    Frage: Ist es dieses eine Element wert, daß in Europa ein
    völlig falsches Signal gesetzt wird, daß der Einigungs-
    prozeß zum Stehen kommt, daß vielleicht sogar ein
    Rückschritt erfolgt? Sie würden dann genau wie ich im-
    mer sagen: Nein, der Prozeß der europäischen Einigung
    ist wichtiger als ein einzelnes Element. So haben wir uns
    verhalten; das war auch richtig so.

    Ich will Ihnen noch etwas sagen: Eine Reihe von
    Außenministern und Regierungschefs in Europa haben
    im vergangenen Jahr, vor der Bundestagswahl, wissen
    lassen, warum sie wollen, daß die Agenda 2000 unter
    deutscher Präsidentschaft behandelt wird. Die Agenda
    war alt genug; man hätte sie bereits im vergangenen Jahr
    abschließen können. Es war aber gewollt, daß dies unter
    deutscher Präsidentschaft geschieht. Was glauben Sie,
    warum? Dafür gibt es einen sehr einfachen Grund; dar-
    auf kann jeder leicht kommen. Der Grund war der Ge-
    danke, daß Deutschland im Rahmen seiner Präsident-
    schaft in dem Zwang, einen Kompromiß anzubieten, am
    Ende auch bereit sein würde, diesen Kompromiß zu
    bezahlen.

    Darum war es notwendig, zu Beginn der Präsident-
    schaft deutlich zu machen, daß es für uns eine Grenze
    gibt. Diese Grenze wurde klar beschrieben: Neben der
    Stabilisierung und der Beachtung der Haushaltsdisziplin
    mußte erreicht werden, daß bezüglich der Lastenvertei-
    lung innerhalb der EU Gerechtigkeit eintritt.

    Was ist in dieser Hinsicht gelungen? Italien konnte
    durch die Umstellung der Mehrwertsteuer-Eigenmittel
    auf Bruttosozialprodukt-Eigenmittel 50 Prozent abge-
    nommen werden, wenn auch in einer etwas verklausu-
    lierten Form.


    (Zuruf von der F.D.P.: Etwas? Sehr!)

    – Es war eine diplomatische Veranstaltung. Sie müssen
    schon erlauben, daß man Formulierungen wählt, die es
    einem befreundeten Regierungschef erlauben, damit in
    seinem Land vor das Parlament zu treten.

    Staatsminister Günter Verheugen






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Zur Frage des Rabatts für Großbritannien hat der
    Bundeskanzler gesagt, daß Modifikationen vereinbart
    wurden. Das heißt auf deutsch: Der Rabatt wird anders
    aufgebracht und nach anderen Maßstäben berechnet, und
    zwar nicht zugunsten Großbritanniens, sondern zu unse-
    ren Gunsten.

    Das ist ein Einstieg in die Veränderung dieses
    Systems; dies hat es bisher nicht gegeben. – Herr Hintze,
    das ist eine ganze Menge, viel mehr, als man erwarten
    konnte, auf diesem Gipfel zu erreichen.

    Wenn ich unter all das einen Strich ziehe, dann
    komme ich zu dem Ergebnis:


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Desaster!)

    Dieser Gipfel ist, verglichen mit vielen anderen in den
    zurückliegenden Jahren, der wahrscheinlich erfolgreich-
    ste Gipfel in der Geschichte deutscher EU-Präsi-
    dentschaften gewesen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)