Rede:
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Metadaten
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  • date_rangeDatum: 26. März 1999

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    Plenarprotokoll 14/31 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 31. Sitzung Bonn, Freitag, den 26. März 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Rainer Funke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Stif- tungsrechts (Drucksache 14/336) ............. 2561 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P.............. 2561 B Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/CSU.................................................... 2562 B Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ ..... 2563 A Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN..................................................... 2564 A Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. ........ 2564 B Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU .............. 2564 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD.............. 2564 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. ................. 2565 A Dr. Rita Süssmuth CDU/CSU.......................... 2565 B Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2567 A Dr. Heinrich Fink PDS..................................... 2568 B Jörg Tauss SPD................................................ 2569 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P.......... 2569 D Tagesordnungspunkt 14: Abgabe einer Erklärung der Bundesre- gierung zur aktuellen Lage im Kosovo nach dem Eingreifen der NATO und zu den Ergebnissen der Sondertagung des Europäischen Rates in Berlin Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2571 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 2575 C Dr. Peter Struck SPD....................................... 2579 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ........................ 2581 D Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 2583 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 2586 D Dr. Norbert Wieczorek SPD............................ 2589 D Ulrich Heinrich F.D.P. .................................... 2594 A Dr. Norbert Wieczorek SPD............................ 2594 C Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) 2595 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2598 C Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ....................... 2599 D Dr. Gerald Thalheim SPD................................ 2601 A Peter Hintze CDU/CSU ................................... 2602 D Günter Verheugen, Staatsminister AA ............ 2604 A Dr. Gerd Müller CDU/CSU............................. 2606 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2607 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2607 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 2610 A Paul Breuer CDU/CSU.................................... 2610 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2611 B Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2611 D Gernot Erler SPD............................................. 2612 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2613 C Nächste Sitzung ............................................... 2614 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 2615 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Ent- wurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Tagesordnungs- punkt 12) Hans Michelbach CDU/CSU ........................... 2615 D Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Entwurf eines Gesetzes über die allgemeine und die reprä- sentative Wahlstatistik bei der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland (Zusatzpunkt 6) Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.... 2616 C Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 2617 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 2561 (A) (C) (B) (D) 31. Sitzung Bonn, Freitag, den 26. März 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Hans-Christian Ströbele Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 2615 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.3.99 Austermann, Dietrich CDU/CSU 26.3.99 Belle, Meinrad CDU/CSU 26.3.99 Dr. Bergmann-Pohl, Sabine CDU/CSU 26.3.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 26.3.99 Bulmahn, Edelgard SPD 26.3.99 Burchardt, Ulla SPD 26.3.99 Buwitt, Dankward CDU/CSU 26.3.99 Carstens (Emstek), Manfred CDU/CSU 26.3.99 Diemers, Renate CDU/CSU 26.3.99 Formanski, Norbert SPD 26.3.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 26.3.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 26.3.99 Götz, Peter CDU/CSU 26.3.99 Gröhe, Hermann CDU/CSU 26.3.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 26.3.99 Hasenfratz, Klaus SPD 26.3.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 26.3.99 Kunik, Konrad SPD 26.3.99 Kutzmutz, Rolf PDS 26.3.99 Lennartz, Klaus SPD 26.3.99 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 26.3.99 Maaß (Wilhelmshaven), Erich CDU/CSU 26.3.99 Meckel, Markus SPD 26.3.99 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 26.3.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 26.3.99 Neuhäuser, Rosel PDS 26.3.99 Ostrowski, Christine PDS 26.3.99 Pau, Petra PDS 26.3.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 26.3.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 26.3.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 26.3.99 Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 26.3.99 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 26.3.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schütze (Berlin), Diethard CDU/CSU 26.3.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 26.3.99 Schulz (Everswinkel), Reinhard SPD 26.3.99 Seiters, Rudolf CDU/CSU 26.3.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 26.3.99 Steinbach, Erika CDU/CSU 26.3.99 Streb-Hesse, Rita SPD 26.3.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 26.3.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.3.99 Dr. Wegner, Konstanze SPD 26.3.99 Willner, Gert CDU/CSU 26.3.99 Wissmann, Matthias CSU/CSU 26.3.99 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Tagesordnungs- punkt 12) (vgl. 30. Sitzung, Seite 2542 A und Seite 2557, Anlage 4) Hans Michelbach (CDU/CSU): Der Entwurf der PDS zur Änderung des Einkommensteuergesetzes geht an dem eigentlichen Ziel von Entschädigungszahlungen grundlegend vorbei. Ziel kann es doch nur sein, den Zwangsarbeitern möglichst schnell und unkompliziert zu helfen. Dies ist um so wichtiger, da viele dieser Geschä- digten bereits ein hohes Alter erreicht haben. Die Frage der Entschädigung sollte daher nicht zu einer reinen steuerrechtlichen Frage degradiert werden, sondern sollte ohne langfristige Steuermaßnahmen den Opfern Abhilfe für das erlittene Unrecht verschaffen. Steuer- rechtliche Aspekte sollte man in anderen Zusammen- hängen erörtern, jedoch nicht im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Grausamkeiten. Wichtig ist daher allein die effiziente Errichtung ei- nes Entschädigungsfonds, der sich auf die humanitären und nicht auf die steuertechnischen Aspekte konzen- triert. Die ehemalige DDR, wie sie als Nachfolgepartei der SED wissen sollten, hat ihren Beitrag dazu übrigens nicht geleistet. Bis heute verweigern ehemalige kommu- nistisch regierte Länder, Schadensausgleich für Unrecht und Vertreibung zu leisten. Die Bundesrepublik Deutschland dagegen war und ist stets bemüht gewesen, durch umfangreiche Entschädigungsregeln das zugefügte 2616 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 (A) (C) (B) (D) Unrecht wiedergutzumachen, insofern dies überhaupt möglich ist. Ausdruck dieses Entschädigungswillens ist sehr deutlich in der Erklärung ,,Stiftungsinitiative deutscher Unternehmen“ zu sehen. Es wird ein Zeichen gesetzt, welches als eine unmittelbare gesellschaftliche Ergän- zung der staatlichen Wiedergutmachungspolitik anzuse- hen ist. Bislang erfolgte diese allein aus öffentlichen Steuermitteln. Eine Beteiligung deutscher Firmen an dieser Wiedergutmachungspolitik erfolgte somit bereits indirekt. Schon in der Nachkriegszeit hat die deutsche Wirtschaft aus den erwirtschafteten Erträgen einen ho- hen Steuerbeitrag für die staatliche Wiedergutma- chungspolitik geleistet. Schon bald werden sich deutsche Firmen auch direkt an dieser Wiedergutmachungspolitik beteiligen. We- sentlich ist daher die Unterstützung für die Einrichtung solcher Entschädigungsfonds statt langwieriger Diskus- sionen über eine verfassungsrechtlich bedenkliche Än- derung des deutschen Steuerrechts. Nachdem die Größenordnung der Zahlungen noch nicht feststeht, kann zu den fiskalischen Auswirkungen eigentlich keine Bewertung stattfinden. Einige Firmen haben schon aus Eigeninitiative versucht, den Opfern di- rekt und unmittelbar durch schnelle Zahlungen zu hel- fen. Hier ist insbesondere die Firma Diehl in Nürnberg zu nennen, die unkompliziert, ohne daß eine Rechts- pflicht vorgelegen hätte, an die ehemaligen Zwangsar- beiter Entschädigungsgelder gezahlt hat. Auch sollte man berücksichtigen, daß fast immer auch die Entschei- dungsträger und Eigentümer der Firmen ebenso wie alle anderen den unmenschlichen Zwangsmaßnahmen des totalitären Nazi-Regimes unterworfen waren. Die Errichtung des Entschädigungsfonds ,,Stiftungs- initiative deutscher Unternehmen“ zeigt, deutsche Fir- men scheuen sich nicht, die soziale und moralische Ver- antwortung zu übernehmen. Damit wird der Anerken- nung Deutschlands als freiheitlicher Demokratie ge- dient. Darüber hinaus würde eine Veränderung des Ein- kommensteuerrechts ein falsches Signal für andere Be- reiche aussenden: Das deutsche Recht darf nicht beliebig veränderbar sein. Der sogenannte Betriebsausgabenab- zug ist keine Steuervergünstigung, die einfach gestri- chen werden kann, er beruht vielmehr auf einem Grund- prinzip des Steuerrechts. Betriebsausgaben sind alle Aufwendungen, die durch den Betrieb veranlaßt worden sind, wozu auch die Entschädigungszahlungen an Zwangsarbeiter gehören. Eine Abzugsbeschränkung für Entschädigungszahlungen würde eine Gesetzesänderung voraussetzen, eine solche wäre verfassungsrechtlich nicht haltbar. Hintergrund dieser Vorschrift (§ 4 Abs. 5 EStG) ist, daß die Durchbrechung des im Steuerrecht geltenden Nettoprinzips ausnahmsweise auch gerecht- fertigt ist bei Aufwendungen mit Bezug zu einem recht- lich oder moralisch verwerflichen Verhalten. Bei den Leistungen an die NS-Zwangsarbeiter han- delt es sich um Wiedergutmachungsleistungen, die einen entstandenen Schaden ausgleichen sollen. Sie stellen somit Schadensersatzleistungen dar, da ihr Rechtsgrund in der beruflichen Sphäre der Banken liegt. Auf das Ver- schulden kommt es bei Schadensersatzleistungen nicht an; ansonsten dürften auch Leistungen für ärztliche Kunstfehler z.B. nicht als Betriebsausgaben abzugsfähig sein. Diese Steuerdebatte trägt zynische Züge gegenüber den Opfern der NS-Schreckensherrschaft. Die PDS schießt hiermit gerade als Nachfolgepartei der SED ein schwerwiegendes Eigentor. Die CDU/CSU-Fraktion dankt den Unternehmen für ihre Bereitschaft zur Mit- wirkung an der Einrichtung eines Entschädigungsfonds ohne eine Rechtspflicht. Damit wird die humanitäre Verpflichtung und Verantwortung wahrgenommen. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Entwurf eines Gesetzes über die allge- meine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutsch- land (Zusatzpunkt 6) (vgl. 30. Sitzung, Seite 2544 B und Seite 2557, Anlage 6) Cem Özdemir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): So- wohl 1994 als auch 1998 mußten die Bürgerinnen und Bürger nach den Bundestagswahlen auf eine Auswer- tung und eine umfassende Analyse des Wahlverhaltens nach Alter und Geschlecht verzichten. Der 12. Bundes- tag hatte Sonderauszählungen ausgesetzt, und der ge- ballte Sachverstand der deutschen Wahlforschung konnte die dadurch entstandene Erkenntnislücke nicht schließen. Wir wollen unter strenger Wahrung des Da- tenschutzes die amtliche Statistik wieder einführen. Sie ist nach einhelliger Auffassung von Experten, Wissen- schaftlern und Meinungsforschern unverzichtbar. Ich darf in diesem Zusammenhang übrigens an Entschlie- ßungen des Bundesrates erinnern: Die Landesregierun- gen haben uns schon 1994 und 1998 gedrängt, hier tätig zu werden. Bei Wahlen artikulieren sich die Bürgerinnen und Bürger. Das Ergebnis müssen wir formal hinnehmen: Darum sitzen wir hier in diesem wunderbaren Saal in dieser Zusammensetzung. Wir müssen uns bei unserer Arbeit aber auch im klaren sein, was hinter den Wahler- gebnissen steckt, wie die Parteipräferenzen sind, z.B. von jungen Menschen. Hier können wir Hinweise zur Nei- gung von Jungwählern zu Extremisten in bestimmten Wählergruppen erhalten. Die Meinungsforschung liefert uns nur ein ungenaues Bild. Sie erhebt nicht die tatsäch- lich abgegebenen Stimmen. Als Bürgerrechtspartei nehmen Bündnis 90/Die Grü- nen die datenschutzrechtlichen Einwände sehr, sehr ernst. Wir waren noch nie Freunde der staatlichen Da- tensammelwut. Die Anlage von staatlichen Daten- sammlungen und überflüssigen Datenbeständen haben wir immer abgelehnt. Wir werden das auch in Zukunft ablehnen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 2617 (A) (C) (B) (D) Bei der Wahlstatistik handelt es sich jedoch nicht um eine flächendeckende Abfrage wie bei einer Volkszäh- lung, sondern um eine sorgfältig erhobene Stichprobe. Hier hat es seit 1953 keine Probleme gegeben, und wir erwarten zukünftig auch keine. Ganz klar sei aber hier gesagt: Wir haben in das Gesetz strenge Sicherungen eingebaut, die es in den alten gesetzlichen Regelungen nicht gab. Zusätzlich haben wir mit der Mindestgröße der Wahlbezirke von 400 Wahlberechtigten auch eine hin- reichende Sperre gegen die Aushebelung des Wahlge- heimnisses. Weniger wäre problematisch. Eine größere Zahl – etwa 500 – wäre datenschutzrechtlich wün- schenswert. Für die Statistik wäre das allerdings pro- blematisch, da dann kleine Gemeinden, und ländliche Gebiete nicht berücksichtigt werden könnten. Dem Schutz des Wahlgeheimnisses dient auch die gesetzliche Festschreibung von zehn Geburtsjahrgangs- gruppen mit jeweils drei Jahrgängen. Weniger Gruppen lassen sich nicht bilden, da wir sonst beispielsweise nichts über das Wahlverhalten junger Erwachsene von 18 bis 21 Jahren in Erfahrung bringen. Bei diesem Gesetzentwurf haben wir sowohl die Be- dürfnisse der Wahlstatistik berücksichtigt als auch die des Datenschutzes. Wir haben also ein vernünftiges Ge- setz zustande gebracht, das sicherlich die begeisterte Zu- stimmung des gesamten hohen Hauses finden wird. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 736. Sitzung am 19. März 1999 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen, bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen: – Gesetz zum Einstieg in die ökologische Steuerreform – Gesetz zur Änderung von Zuständigkeiten nach demSorgerechtsübereinkommens-Ausführungsgesetz – Gesetz zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für denEuro (Zweites Euro-Einführungsgesetz) – Gesetz zur Neuregelung der geringfügigen Beschäfti-gungsverhältnisse – Gesetz zur Änderung der Berücksichtigung von Entlassungs-entschädigungen im Arbeitsförderungsrecht (Entlassungsent-schädigungs-Änderungsgesetz – EEÄndG) – Gesetz zu dem Abkommen vom 18. August 1998 zwischender Regierung der Bundesrepublik Deutschland, den Ver-einten Nationen und dem Sekretariat des Übereinkom-mens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wü-stenbildung über den Sitz des Ständigen Sekretariats desÜbereinkommens – Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat fol- gende Entschließung gefaßt: 1. Der Bundesrat begrüßt das vorliegende Steuerentlastungsge-setz 1999/2000/2002, das insbesondere darauf ausgerichtetist, Wachstum und Beschäftigung zu verbessern sowie Ar-beitnehmer/innen und Familien spürbar zu entlasten. Der Bundesrat stellt fest, daß in dem nun vom DeutschenBundestag beschlossenen Gesetzentwurf wesentliche steuerli-che Belange der mittelständischen Unternehmen eine ange-messene Berücksichtigung gefunden haben. Der Bundesratverweist in diesem Zusammenhang insbesondere auf die Bei-behaltung der Teilwertabschreibung, des Verlustrücktragesund der Ansparabschreibung sowie auf die Freibetragsrege-lung bei Veräußerungsgewinnen. Der Bundesrat erwartet, daß die Reform der Unternehmens-besteuerung ab dem Jahr 2000 umgesetzt wird. 2. Der Bundesrat weist – wie schon gegenüber der alten Bundes-regierung – auf den Ausgleichsanspruch der Länder aus derNeuregelung des Familienleistungsausgleichs hin, wonach derBund einen Anteil von 74 vom Hundert und die Länder einenAnteil von 26 vom Hundert der Lasten aus der Berücksichti-gung von Kindern im Einkommensteuerrecht zu tragen haben.Allein aus der Leistungsverbesserung beim Kindergeld abdem Jahr 1999 haben die Länder einen Anspruch von rund1,8 Mrd. DM. Zur Herstellung des vorgesehenen Lasten-teilungsverhältnisses haben die Länder darüber hinausAnsprüche von rund 2,4 Mrd. DM für das Jahr 1999 und vonrund 5,7 Mrd. DM für die Jahre 1996 bis 1998. Insgesamtbeläuft sich der Anspruch der Länder daher auf rund10 Mrd. DM. Die Länder halten daher ihre Forderung aufrecht, daß derBund der im Grundgesetz festgelegten Ausgleichspflicht ge-genüber den Ländern und ihren Gemeinden nachkommt. Die Fraktion der PDS hat mit Schreiben vom 18. März 1999 ihren Antrag „Verlängerung der Pachtver- träge für ehemals volkseigene Flächen“ – Drucksache 14/291 – zurückgezogen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Innenausschuß – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umfassender Bericht über bisherige Wiedergutma-chungsleistungen deutscher Unternehmen – Drucksachen 13/4787, 14/272 Nr. 6 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Ab-wicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungenan jüdische Verfolgte – Drucksachen 13/8684, 14/272 Nr. 7 – Ausschuß für Wirtschaft und Technologie – Fünfter Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Zu-kunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft –Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft“ zum Thema Verbraucherschutz in der Informationsgesellschaft – Drucksachen 13/11003, 14/272 Nr. 81 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Anwendung des Subsidiaritätsprinzipsim Jahr 1997 („Subsidiaritätsbericht 1997“) – Drucksachen 13/11074, 14/272 Nr. 82 – Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Stand der Planungen für umweltfreundli-che Ansätze bei den Bauten des Bundes in Berlin – Drucksachen 13/11211, 14/69 Nr. 1.3 – Ausschuß für Angelegenheiten der neuen Länder – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand derDeutschen Einheit 1998 – Drucksachen 13/10823, 14/272 Nr. 172 – 2618 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 (A) (C) (B) (D) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Perspektivbericht der Bundesregierung „Vorrang fürAufbau Ost“ – Drucksachen 13/11073, 14/272 Nr. 173 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 14/272 Nr. 2 Innenausschuß Drucksache 14/272 Nr. 10Drucksache 14/272 Nr. 11Drucksache 14/272 Nr. 12Drucksache 14/342 Nr. 1.1Drucksache 14/342 Nr. 2.43 Rechtsausschuß Drucksache 14/272 Nr. 22Drucksache 14/309 Nr. 2.3Drucksache 14/309 Nr. 2.40Drucksache 14/488 Nr. 2.14 Finanzausschuß Drucksache 14/342 Nr. 2.19Drucksache 14/488 Nr. 2.22Drucksache 14/488 Nr. 2.35Drucksache 14/488 Nr. 2.41 Ausschuß für Wirtschaft und Technologie Drucksache 14/342 Nr. 1.7Drucksache 14/342 Nr. 2.1Drucksache 14/342 Nr. 2.2Drucksache 14/342 Nr. 2.4Drucksache 14/342 Nr. 2.8Drucksache 14/342 Nr. 2.14Drucksache 14/342 Nr. 2.15Drucksache 14/342 Nr. 2.30Drucksache 14/342 Nr. 2.31Drucksache 14/342 Nr. 2.52Drucksache 14/342 Nr. 2.56Drucksache 14/342 Nr. 2.57 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 14/272 Nr. 103Drucksache 14/272 Nr. 104Drucksache 14/272 Nr. 105 Drucksache 14/272 Nr. 108Drucksache 14/272 Nr. 109Drucksache 14/272 Nr. 1.10Drucksache 14/309 Nr. 2.23Drucksache 14/309 Nr. 2.27Drucksache 14/309 Nr. 2.33Drucksache 14/309 Nr. 2.34Drucksache 14/309 Nr. 2.56Drucksache 14/309 Nr. 2.59Drucksache 14/309 Nr. 2.64Drucksache 14/309 Nr. 2.67Drucksache 14/309 Nr. 2.68Drucksache 14/342 Nr. 2.7Drucksache 14/342 Nr. 2.10Drucksache 14/342 Nr. 2.11Drucksache 14/342 Nr. 2.13Drucksache 14/342 Nr. 2.26Drucksache 14/342 Nr. 2.27Drucksache 14/342 Nr. 2.28Drucksache 14/342 Nr. 2.29Drucksache 14/342 Nr. 2.32Drucksache 14/342 Nr. 2.33Drucksache 14/342 Nr. 2.35Drucksache 14/342 Nr. 2.44Drucksache 14/342 Nr. 2.46Drucksache 14/342 Nr. 2.47Drucksache 14/342 Nr. 2.48Drucksache 14/342 Nr. 2.49Drucksache 14/342 Nr. 2.51Drucksache 14/342 Nr. 2.53Drucksache 14/342 Nr. 2.55Drucksache 14/431 Nr. 2.4Drucksache 14/488 Nr. 2.28 Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/272 Nr. 147Drucksache 14/272 Nr. 150Drucksache 14/272 Nr. 155Drucksache 14/272 Nr. 158Drucksache 14/309 Nr. 1.3Drucksache 14/309 Nr. 2.48 Ausschuß für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 14/74 Nr. 2.21Drucksache 14/74 Nr. 2.38 Ausschuß für Kultur und Medien Drucksache 14/74 Nr. 1.19Drucksache 14/74 Nr. 2.101Drucksache 14/272 Nr. 215 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Uni-on Drucksache 14/309 Nr. 2.63 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Wieczorek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin!
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Gysi, nur ein

    Dr. Gregor Gysi






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Wort zu Ihnen: Wenn Sie von Notwehr sprechen und da-
    für sind, dann ist auch Nothilfe erforderlich.

    Zu dem, was jetzt passiert ist, möchte ich das wieder-
    holen, was andere bereits gesagt haben: Wir tun gut dar-
    an, an unsere Soldaten und ihre Angehörigen zu denken.
    Wir tun aber auch sehr gut daran – ich würde mir wün-
    schen, daß das stärker geschieht –, ebenfalls der Opfer
    dieser Politik von Milosevic zu gedenken. Die künftigen
    Planungen der EU sollten eine Hilfe für diese Opfer und
    diese Region vorsehen. Denn nur so kann dort eine auf
    die Zukunft gerichtete Entwicklung einsetzen. Aber der
    Kampf muß jetzt wohl ausgefochten werden.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe deshalb großen Respekt vor dem, was auf

    dem Gipfel in dieser Situation erreicht worden ist. Es
    war schon vorher schwierig genug, auf einen Kom-
    promiß hinzusteuern. In dieser Situation war der Gip-
    fel, glaube ich, ein großer Erfolg. Es sind auch die
    Grundlagen der EU deutlicher geworden; sie gehen im
    Gerangel um Milchquoten und Milchkühe manchmal
    unter.

    Lassen Sie mich zu diesem Gerangel etwas sagen: Ich
    sehe in diesem Streit um kleinliche Interessen in Wirk-
    lichkeit einen Teil der vollzogenen Integration. Denn in
    der EU sind mittlerweile überall Interessen betroffen,
    über die verhandelt werden muß. Aber sicherlich erin-
    nerte man sich auch daran, was die EU für uns darstellt:
    In Europa – jedenfalls in Westeuropa, wir hoffen, bald
    auch in Mittel- und Osteuropa – ist sie ein Garant für
    Frieden, Sicherheit, Freiheit und Wohlstand. Ich glaube,
    der erzielte Kompromiß ist auf dieser Grundlage ein
    großer Schritt in diese Richtung.


    ( V o r s i t z : Vizepräsidentin Petra Bläss )

    Deswegen gilt es als erstes, jetzt die Funktionsfähig-

    keit der EU-Institutionen zu sichern. Darum begrüße ich
    für die SPD-Fraktion ausdrücklich, daß sich die Staats-
    und Regierungschefs auf Romano Prodi als Präsidenten
    der EU-Kommission geeinigt haben. Ich begrüße eben-
    falls, daß bereits im April mit ihm über die weiteren an-
    stehenden Reformen geredet werden soll.


    (Beifall bei der SPD)

    Die Entwicklungen auf dem Balkan zeigen uns über-

    deutlich, welche Bedeutung der Handlungsfähigkeit der
    Europäischen Union für Frieden und Sicherheit in Euro-
    pa zukommt. Im Amsterdamer Vertrag, Herr Kohl, ist ja
    einiges erreicht worden; das ist begrüßenswert. Nun ist
    es erforderlich, daß der besondere Beauftragte – Mister
    GASP, oder wie immer man ihn benennt – eingesetzt
    wird, damit wir zu einer Strategie kommen. Es gilt jetzt,
    diese außenpolitischen Strategien zu entwickeln und an-
    zuwenden, und zwar mit Blick auf mehr gemeinsame
    europäische Politik, auch wenn sie weitgehend noch in-
    tergouvernemental bleibt. Ich sehe das als eine Aufgabe
    auch auf der Basis dieses Gipfels. Ohne eine Einigung
    bei der Agenda 2000 würde das im luftleeren Raum ste-
    hen.

    Ich möchte noch darauf hinweisen, daß es in der EU
    lange eine schwierige Periode gegeben hat. Ich glaube,

    daß mit dieser Agenda 2000 der Reformstau aufgehoben
    ist und daß wir wieder handlungsfähig geworden sind,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    und zwar in der Kombination von Agenda 2000, Reform
    der Kommission und der Verwaltung und der neuen
    Stellung des Präsidenten sowie durch die Bewältigung
    neuer Aufgaben, die uns zwar schon der Amsterdamer
    Vertrag aufgegeben hat, mit deren Bewältigung wir aber
    noch nicht sehr weit gekommen waren, weil über die
    Agenda 2000 noch nicht entschieden war.

    Ich glaube, daß dieser Gipfel ein großer Erfolg für die
    Bundesregierung war, insbesondere auch für den Bun-
    deskanzler.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich darf daran erinnern, daß bei der letzten Europade-
    batte in der vergangenen Woche die CDU/CSU der
    Bundesregierung Substanzlosigkeit in der Europapolitik
    vorgeworfen hat. Herr Ministerpräsident Stoiber hat an-
    gesichts des Rücktritts der Kommission sogar die Ver-
    schiebung des Berliner Gipfels gefordert; dies wurde
    mehrfach gesagt. Herr Schäuble wollte das in der letzten
    Debatte zwar nicht wahrhaben; aber dummerweise für
    ihn kam die Meldung während der Debatte hier herein.

    Es wäre verantwortungslos gewesen, so zu handeln.
    Durch ein Verschieben des Gipfels wäre die Europäi-
    sche Union sehenden Auges zu einer Zeit in eine ganz
    ernste Krise geraten, in der Europa insgesamt sich in
    einer Konfliktsituation befindet. Ich sage das gerade mit
    Blick auf den Kosovo, aber nicht ausschließlich.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Für uns stand daher immer fest: Es gibt keine Ver-
    schiebung der Agenda. Das gehörte nie zu unserer Stra-
    tegie. Unsere Standfestigkeit hat sich ausgezahlt. Die
    Agenda 2000 ist jetzt verabschiedet. Damit haben wir
    Europa an drei strategischen Punkten in eine gute Aus-
    gangslage gebracht: Die notwendigen internen Refor-
    men sind auf den Weg gebracht; sie werden zum Abbau
    von Bürokratie, zu mehr Transparenz in den Sachpoliti-
    ken, zum Beispiel im Agrarbereich, zu mehr Spielraum
    für die Mitgliedstaaten und Regionen, zum Beispiel bei
    der Prämiengestaltung, führen. Die Reformen sind des-
    halb auch ein Schritt zu mehr Subsidiarität in der Euro-
    päischen Union. Nur, Subsidiarität kann nicht heißen,
    alles wieder zu renationalisieren, so daß es dann keine
    Gemeinsamkeiten mehr gibt. Dieser Begriff meint etwas
    anderes.

    Die zentralen Reformschritte im Hinblick auf die EU-
    Finanzen sind: Die Ausgaben werden wesentlich lang-
    samer steigen, als es die Kommission in ihren eigenen
    Vorschlägen vorgesehen hatte; es wird mehr Beitragsge-
    rechtigkeit geben. Beispielhaft möchte ich auf den Ra-
    batt für Großbritannien eingehen. Es stimmt, daß er er-
    halten geblieben ist; das war auch nicht anders zu er-
    warten. Aber seine Berechnungsart und die Art und
    Weise, wie – und von wem – er finanziert wird, hat sich
    deutlich geändert; dieses wird sich günstig auf die Bei-

    Dr. Norbert Wieczorek






    (A) (C)



    (B) (D)


    tragszahlungen der Bundesrepublik Deutschland aus-
    wirken, um es einmal deutlich zu sagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Walter Hirche [F.D.P.])


    – Das ist so, ich könnte Ihnen die Zahlen jetzt nennen,
    möchte es aber mit Rücksicht auf Herrn Blair und die
    Diskussionen in seinem Land nicht machen. Sie können
    jedenfalls die vorläufigen Zahlen nachher gern von mir
    bekommen.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Wir werden sie noch diskutieren!)


    – Das werden wir mit Freude tun. Sie werden sich dann
    für die Fehlinformationen, die Sie gegeben haben, mit
    „mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“ entschuldi-
    gen. Ich hoffe zumindest, daß Sie diese Größe haben,
    Herr Hirche.

    Ich möchte auch darauf hinweisen, daß es gelungen
    ist, die reale Konstanz einzuhalten und insgesamt einen
    Oberdeckel von 1,27 Prozent vom BIP für den Haushalt
    festzuschreiben. Das schließt die Mittel für die Erweite-
    rung ein, die separiert bleiben. Herr Kollege Hauss-
    mann, Sie haben jetzt den Sitz von Herrn Gerhardt ein-
    genommen. Ist Ihnen völlig entgangen, was Herr Aznar
    für die spanische Regierung gefordert hat? Er forderte
    deutlich mehr als 1,27 Prozent und Deutschland möge
    noch mehr Beitrag zahlen. Haben Sie das nicht wahrge-
    nommen? Oder wollen Sie es nicht wahrnehmen, weil
    Sie nur noch an den Europa-Wahlkampf denken und
    deshalb Scheuklappen tragen?


    (Beifall bei der SPD)

    Ich möchte auch darauf hinweisen, daß mit der

    Agrarreform, die ich mir etwas weitgehender ge-
    wünscht hätte – ich sage das auch hier –, die deutsche
    Landwirtschaft in Europa insgesamt wieder wettbe-
    werbsfähiger, umweltverträglicher und marktorientierter
    wird. Die Strukturfondsförderung wird künftig viel stär-
    ker als bisher auf die strukturschwächsten und damit
    förderbedürftigsten Regionen konzentriert. Das ist bei
    uns zum Beispiel Ostdeutschland, das als Ziel-1-
    Fördergebiet eingestuft ist. Die Mittel werden also viel
    effizienter eingesetzt. Zudem wird die Förderung verein-
    facht und Bürokratie abgebaut. Das ist ja ein alter
    Wunsch, Herr Stoiber, der gerade vom Bundesrat immer
    geäußert wurde. In den Details wurden also Verbesse-
    rungen erzielt. Das ist zu begrüßen.

    Die Europäische Union ist auf dem Weg zur Erweite-
    rungsfähigkeit einen großen Schritt vorangekommen.
    Sie hat damit den Beitrittskandidaten in Mittel- und Ost-
    europa unmißverständlich signalisiert: Ihr könnt euch
    auf uns verlassen. Die deutsche Bundesregierung weiß
    auch um die Verantwortung für den Beitrittsprozeß.
    Verantwortung tragen – das sage ich an die Adresse
    derjenigen, die immer möglichst frühe Daten nennen
    wollen – heißt auch, keine leichtfertigen Versprechun-
    gen abzugeben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben jedenfalls zu keinem Zeitpunkt unrealistische
    Versprechungen gegenüber unseren Partnern im Osten
    gemacht. Wir haben vielmehr versprochen, alles zu tun,
    um die materiellen Voraussetzungen für die Erweite-
    rungsfähigkeit zu schaffen. Das ist mit dem in Berlin be-
    schlossenen Paket geschehen.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Nein! Das ist zuwenig, mein Lieber!)


    Der Agrarkompromiß – bei all seinen Feinheiten –
    hat auch die Ausgangsposition für die WTO-Runde ge-
    stärkt.


    (Lachen des Abg. Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.])


    – Sie brauchen gar nicht so zu lachen, Herr Haussmann.

    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Unglaublich! Nichts wurde erreicht!)

    – Nein, das ist schon so, die Preise werden abgesenkt
    usw. Das ist schon ein Einstieg.

    Ich sage aber ausdrücklich: Dies ist nicht ausrei-
    chend. Denjenigen, die ganz besonders auf ihren per-
    sönlichen, nationalen Interessen herumgeritten sind und
    deshalb den ursprünglichen Kompromiß, den Herr Fun-
    ke ausgehandelt hatte, verlassen hatten, rate ich nur,
    noch einmal zu überlegen, ob sie nicht zuviel gefordert
    haben und ob sie nicht sehr bald durch die WTO-
    Verhandlungen zu einer Revision gezwungen werden.
    Ich sage das in Richtung auf einen bestimmten westli-
    chen Nachbarn, der sogar in diesem Zusammenhang, in
    einer Situation von relativ geringer Bedeutung, das Wort
    der „vitalen nationalen Interessen“ ins Spiel gebracht
    hat. Ich halte dieses Wort für sehr gefährlich, denn das
    war damals die Begründung für den Rückzug von de
    Gaulle aus dem Brüsseler Geschehen. Ich erinnere daran
    für den Fall, daß das jemand nicht mehr weiß. Ich sage
    deshalb auch nicht, daß WTO und freier Welthandel für
    uns von vitalem nationalen Interesse sind, jedenfalls
    nicht in dem rechtlichen Sinne, in dem dieser Begriff
    verwendet wurde. Aber ich möchte doch darauf verwei-
    sen, daß die WTO für uns von ganz zentralem Interesse
    ist;


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Jawohl!)

    denn wir leben vom freien Welthandel, und das darf
    nicht durch ein kleinliches Durchsetzen von Partikular-
    interessen in der Landwirtschaftspolitik gefährdet wer-
    den.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich wollte damit deutlich machen: Man kann mit dem

    Ergebnis nicht hundertprozentig zufrieden sein. Aber ein
    alter Freund hat mir kurz vor den Verhandlungen gesagt:
    Weißt du, Norbert, wenn alle gleichermaßen unglücklich
    aus den Verhandlungen gehen, dann ist es eigentlich ein
    glückliches Ergebnis. Ich glaube, das haben wir fast er-
    reicht. Insofern bin ich ganz zufrieden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Auf dem Berliner Gipfel ist die Stabilisierung der

    Ausgaben im EU-Haushalt beschlossen worden. Die

    Dr. Norbert Wieczorek






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Ausgaben werden übrigens zwischen 2000 und 2006
    deutlich geringer steigen, als sie zwischen 1994 und
    1999 gestiegen sind. Bei den wichtigsten Ausgaben-
    blöcken, nämlich der Agrar- und Strukturpolitik, werden
    die Haushaltsansätze künftig erheblich unter dem
    Niveau liegen, das die Europäische Kommission im
    Rahmen der Agenda 2000 vorgeschlagen hatte. Die In-
    itiative der Kommission war die ursprüngliche Ver-
    handlungsgrundlage; daran muß erinnert werden.

    Das heißt aber auch, daß unsere Beiträge stabilisiert
    werden. Für die gemeinsame Agrarpolitik haben sich die
    Staats- und Regierungschefs auf die reale Konstanz ver-
    ständigt. Auch dies wird unseren Beitrag durch geringe-
    re Zahlungen an den EU-Haushalt stabilisieren.

    Es wird auch zu einer gerechteren Verteilung der
    finanziellen Lasten kommen. Das geht nicht von heute
    auf morgen; aber die Reform auf der Einnahmeseite ist
    fest vereinbart. Der Übergang vom Mehrwertsteuerre-
    gime zur Bemessungsgrundlage Bruttoinlandsprodukt
    – wobei Italien einen mutigen Schritt gemacht hat; auch
    das muß man einmal erwähnen – ist ein ganz erheblicher
    Fortschritt, der weit über das Jahr 2006 hinausgeht, ins-
    besondere im Hinblick darauf, daß entsprechend der
    Erweiterung der EU im Haushalt mehr Mittel zur Verfü-
    gung gestellt werden müssen. Dies halte ich für einen
    ganz entscheidenden Fortschritt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Den Korrekturmechanismus beim britischen Beitrags-

    rabatt habe ich schon genannt. Wenn ich es richtig gese-
    hen habe, ist das sogar Teil eines Korrekturmechanis-
    mus, der ein Einstieg in einen künftigen allgemeinen
    Korrekturmechanismus sein könnte.


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Könnte!)

    Dies wäre sehr positiv, wenn es im schriftlichen Ergeb-
    nis endgültig so geregelt wäre.

    Dann zur Kofinanzierung. Ich persönlich – ich glau-
    be, auch die SPD insgesamt – bedaure sehr, daß Ko-
    finanzierung nicht möglich war. Sie hätte nämlich einen
    viel besseren Einstieg in die Agrarreform bedeutet und
    manches erleichtert. Nur, eines verstehe ich nicht, Herr
    Schäuble: wie Sie Kofinanzierung so fordern können,
    obwohl in der Kofinanzierungsvariante von Herrn Stoi-
    ber ausdrücklich das enthalten war, was die Franzosen
    dauernd gegen die Kofinanzierung angeführt haben,
    nämlich eine Aufkündigung der gemeinsamen Agrar-
    politik, ein Weggehen von der obligatorischen Agrar-
    politik.


    (Horst Seehofer [CDU/CSU]: Quatsch! Das ist falsch!)


    – Wenn Sie sagen, das sei falsch, dann müssen Sie das
    Herrn Védrine, Herrn Chirac und dem französischen
    Parlament sagen, die das in ihren Beschlüssen festge-
    halten haben. Ich referiere hier lediglich, was Sie gesagt
    haben. Die Franzosen haben gesagt, wir wollten diese
    Kofinanzierung, während der Vorschlag der deutschen
    Bundesregierung anders war als der der CSU; das ist
    richtig. Denn wir haben gesagt: Das Ganze bleibt obli-
    gatorisch, und es geht lediglich darum, daß die Auszah-

    lungen nicht aus dem Brüsseler Haushalt, sondern natio-
    nal erfolgen; es soll aber keinen Spielraum mehr für dis-
    kretionäre nationale Maßnahmen geben. Das, was Sie
    als Kofinanzierung gefordert haben, war genau das, wo-
    gegen sich die Franzosen gewendet haben. Sie haben
    also mit diesem Gerede den Franzosen überhaupt erst
    den Vorwand geliefert, das insgesamt abzulehnen.


    (Beifall bei der SPD)

    Soweit zur historischen Wahrheit, wenn Sie sich schon
    nicht um die Details kümmern.

    Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich das Protokoll der
    Beratung im französischen Parlament anzuschauen.
    Dann werden Sie genau sehen, wie dort Kofinanzierung
    interpretiert wurde, nämlich wie von Herrn Stoiber und
    nicht so wie wir es gefordert haben. Das müssen Sie ein-
    fach zur Kenntnis nehmen. Ich kann Ihnen nicht helfen,
    wenn Sie sich zuwenig in der Europapolitik tummeln
    und das nicht mitbekommen. Das ist Ihr Problem.

    Mit dem Agrarkompromiß wird übrigens die Politik
    der schrittweisen Anpassung an den Markt fortgesetzt.
    Ich halte das für positiv, wenn ich es mir auch besser
    gewünscht hätte. Aber eines möchte ich auch sagen: Die
    unsachliche Begleitmusik, die von den Bauernverbänden
    kam, halte ich auf dieser Basis nicht für gerechtfertigt.
    Um einmal mit einer Mär aufzuräumen: Die alte Agrar-
    reform hat durchaus eine Verbesserung der Einkom-
    menssituation gebracht. Ich nehme an, daß die Bauern
    das sehr viel schneller begreifen werden als ihre Funk-
    tionäre.

    Da Sie so skeptisch schauen: Vor mir liegt der Agrar-
    bericht des Jahres 1999 der alten Bundesregierung. Die
    Steigerung der Gewinne der landwirtschaftlichen Haupt-
    erwerbsbetriebe betrug 1995/96 7,2 Prozent, 1996/97
    3,4 Prozent und 1997/98 3,7 Prozent. Diese Steigerung
    liegt weit über der Steigerung der Arbeitnehmerein-
    kommen insgesamt. Auf diesen Punkt wollte ich verwei-
    sen.


    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Sie haben es wirklich nicht begriffen!)


    – Ihre Koalition war doch für diesen Bericht verant-
    wortlich. Entweder nehmen Sie den Bericht zur Kennt-
    nis, oder Sie sagen, daß Ihre damalige Bundesregierung
    einen falschen Bericht vorgelegt hat. Ich kann mir aber
    nicht vorstellen, daß die zuständigen Beamten so gehan-
    delt haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Jetzt wundert mich gar nichts mehr!)


    Ein Wort zu den Strukturfonds. In diesem Bereich
    finde ich das Ergebnis besonders respektabel. Die
    Kommission hatte 240 Milliarden Euro gefordert; her-
    ausgekommen sind jetzt 213 Milliarden Euro mit einer
    gleichzeitigen Konzentration auf die Ziel-1-Gebiete, was
    insbesondere für die neuen Bundesländer wichtig ist. Es
    wird noch eine weitere Verbesserung des Rückflusses in
    die neuen Bundesländer geben. Eine Quote von 68 Pro-
    zent für die Ziel-1-Gebiete ist sogar höher als geplant.

    Dr. Norbert Wieczorek






    (A) (C)



    (B) (D)


    In diesem Zusammenhang muß man darauf hinwei-
    sen, daß Berlin auf Grund der positiven Entwicklung in
    Ostberlin nicht mehr ein Ziel-1-Gebiet sein kann. Die
    Übergangshilfen werden aber mit der „kleinen“ Summe
    von 100 Millionen Euro großzügig bemessen. Dies ist
    ein sehr gutes Signal. Ich finde es ferner sehr positiv,
    daß die Ziel-2-Gebiete zusammengeschnitten worden
    sind. Aber auch hier wurden Sicherheitssätze eingebaut,
    die den Übergang erleichtern.

    Ein Wort zum Kohäsionsfonds. Es hat die Legende
    gegeben – leider ist sie von vielen geteilt worden –, der
    Kohäsionsfonds sei nur zur Heranführung an die Wäh-
    rungsunion geschaffen worden. Ich muß daran erinnern,
    daß sich darüber kein einziges Wort im Vertrag findet.
    Ich habe aber in einem alten Ecofin-Bericht gelesen, daß
    1992 der damalige Staatssekretär von Theo Waigel, den
    ich nach wie vor sehr schätze, ausdrücklich darauf hin-
    gewiesen hat, daß es sich beim Kohäsionsfonds nicht um
    Mittel handeln sollte, die die Konvergenz – damit ist die
    Annäherung an die Maastricht-Kriterien gemeint – be-
    wirken sollten.

    In diesem Zusammenhang will ich daran erinnern,
    daß der Kohäsionsfonds eine andere Funktion hatte.
    Herr Kohl weiß vermutlich – ich will diesen Punkt aber
    nicht weiter vertiefen oder sein Handeln gar kritisieren –,
    was die Folgen auf Grund seiner Zusage waren, daß
    nach der Aufnahme der ostdeutschen Länder in die Ziel-
    1-Gebiete die bisherigen Ziel-1-Gebiete nicht weniger
    Geld bekommen sollten. Ich habe für diese Haltung
    volles Verständnis und kritisiere sie nicht. Aber man
    kann nicht den Popanz aufbauen, als sei der Kohäsions-
    fonds nur für die Heranführung an die Währungsunion
    eingerichtet worden.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich will an dieser Stelle noch einen Punkt hinzufügen:

    Ich halte den Kohäsionsfonds gerade in bezug auf die
    Osterweiterung für ein zielgerichtetes und daher erhal-
    tenswertes Instrument.


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: In bezug auf die neuen und nicht auf die alten Länder!)


    – Ich rede über den Kohäsionsfonds als Instrument; ich
    rede nicht über Dotierung. – Dieses Instrument hat sich
    in der Praxis als besonders zielgerichtet in Fragen des
    Umweltschutzes und der Verbesserung der Infrastruktur
    erwiesen. Ich bitte, über diesen Punkt einmal nachzu-
    denken und dann vielleicht die Debatte anders zu führen.
    Das heißt nicht, daß Spanien noch Geld erhalten sollte,
    wenn sein Bruttoinlandsprodukt 90 Prozent des Durch-
    schnitts der EU überschritten hat. In diesem Punkt sind
    wir uns doch einig.

    Ich möchte noch einen kurzen Ausblick auf das ge-
    ben, was noch vor uns liegt. Wir haben einen Gipfel er-
    folgreich abgeschlossen; ein anderer steht uns bevor. Bei
    diesem Gipfel geht es unter anderem um die Reform der
    Europäischen Kommission. Mit Prodi als neuem Präsi-
    denten wird der Einstieg in die Reform der Kommissi-
    on vollzogen. Unter Reform verstehe ich insbesondere
    die Schaffung neuer interner Verhaltensvorschriften. Es
    muß mehr Transparenz, mehr Verantwortlichkeit und

    mehr Effizienz geben. Man muß sich in diesem Zusam-
    menhang auch überlegen, ob das Kabinetts- und Gene-
    raldirektorensystem in der bisherigen Art und Weise
    fortgeführt werden sollte.


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Unverbrauchte Kommissare!)


    Zu der anstehenden institutionellen Reform wird die
    Bundesregierung im Auftrag des Gipfels von Wien auf
    dem Gipfel in Köln einen Verfahrensvorschlag machen.
    Auch die Überprüfung der im Amsterdamer Vertrag
    festgelegten Stellung der Kommission gehört dazu. Ich
    kann mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, daß der Präsi-
    dent der Europäischen Kommission künftig vom Euro-
    päischen Parlament gewählt wird – das wollen wir alle –,
    daß es aber nach wie vor keine Vorschrift gibt, die be-
    sagt, daß er selbst die Vertrauensfrage im Parlament
    stellen kann. In diesem Bereich liegt ein Revisionsbe-
    darf. Man muß sich ferner fragen, welche Regelung gilt,
    wenn die gesamte Kommission zurücktritt. Heute tut
    man so, als könne sie weiterarbeiten, wenn nur ein
    Kommissar aus irgendeinem Grund ausgeschieden wäre.
    Dieser Punkt ist nicht in Ordnung. Er muß in das La-
    stenheft aufgenommen werden.

    Ich warne davor, die Regierungskonferenz mit ande-
    ren Dingen, zum Beispiel mit der WEU-Integration, zu
    überfrachten. Wir müssen uns auf die institutionellen
    Reformen beschränken, weil das der zweite Teil der
    Beitrittsfähigkeit der EU ist. Ich bin sehr dafür und auch
    sicher, daß wir das machen werden.

    Ein Wort noch zum europäischen Beschäftigungs-
    pakt. Es wird eine große Aufgabe sein, die beschäfti-
    gungs- und wirtschaftspolitischen Leitlinien zusammen-
    zuführen. Wenn wir die Arbeitslosigkeit gemeinsam be-
    kämpfen wollen – es ist unbestritten, daß dies vor allen
    Dingen eine nationale Aufgabe ist, aber wir können uns
    gegenseitig helfen –, dann gilt es, zu einer vernünftigen
    Kombination aus makroökonomischen Strategien – das
    Modewort lautet: Policy-mix –, richtigen Strukturrefor-
    men und einem maßgeschneiderten arbeits- und be-
    schäftigungspolitischen Instrumentarium zu kommen;
    für mich sind alle drei Punkte gleichwertig. Das wird
    unsere Aufgabe für den Gipfel in Köln sein. Ich erwähne
    dies hier, weil die Entscheidung des Ältestenrates eine
    Debatte im Plenum vor dem Gipfel in Köln praktisch
    nicht möglich macht.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich wünsche mir, daß dieser Gipfel in diesen Fragen im
    Ergebnis genauso erfolgreich ist wie der Gipfel in Berlin.


    (Beifall bei der SPD)

    Gestatten Sie mir zum Abschluß noch eine Bemer-

    kung: Natürlich bedanken wir uns beim Bundeskanzler
    und bei den Kabinettsmitgliedern, die mitgewirkt haben,
    für das erreichte Ergebnis. Ich möchte aber ausdrücklich
    alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Dank
    einschließen, die eine gewaltige Arbeit geleistet und die-
    sen Erfolg möglich gemacht haben.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dr. Norbert Wieczorek






    (B)



    (A) (C)



    (D)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Zu einer Kurzinter-
vention erteile ich dem Kollegen Ulrich Heinrich,
F.D.P., das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Heinrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin, ich habe
    mich wegen der Aussagen des Herrn Kollegen Wieczo-
    rek zur Agrarpolitik zu einer Kurzintervention gemeldet.

    Eine Einigung ist erfolgt; das stimmt. Die Probleme
    aber sind nicht gelöst. Die Einkommen der Landwirte
    werden sinken. Die Landwirte werden mit bis zu 2 Mil-
    liarden DM zusätzlich belastet. Im Gegensatz zu dem,
    was Sie gesagt haben, Herr Wieczorek, ist nicht zu er-
    warten, daß von dieser Reform positive Impulse für die
    Einkommensentwicklung in der Landwirtschaft ausge-
    hen werden. Die Überschüsse werden nicht abgebaut.
    Vor allen Dingen aber werden die Exportsubventionen
    nicht geregelt. Das heißt, im Herbst, wenn wir diese
    Politik in der WTO-Runde darzustellen haben, werden
    wir entsprechend unter Druck geraten. Wenn die 15 Re-
    gierungen nur einen solchen Kompromiß zustande brin-
    gen, frage ich mich, warum wir als Parlament dies auch
    noch beklatschen sollen. Dafür habe ich kein Verständ-
    nis.

    Meine Damen und Herren, zu der Entwicklung der
    Weltmarktpreise. Die eingeschlagene Richtung ist
    falsch. Es wird nämlich nicht zu einer stärkeren Wett-
    bewerbsfähigkeit der Landwirtschaft kommen. Vielmehr
    wird die Abhängigkeit der Landwirtschaft von der Poli-
    tik erhöht, und das können wir nicht gebrauchen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie werfen den Landwirten nachher wieder vor, sie
    seien Subventionsempfänger. Monatelang ist von Ihnen
    aufs Tapet gebracht worden, daß wir einen zu hohen
    Anteil an Subventionen kassieren und daß die Landwirte
    nur deshalb gegen die Agenda 2000 sind, weil sie dann
    weniger an Subventionen bekommen. Dies wird natür-
    lich durch die Weltmarktpreisphilosophie noch ver-
    stärkt. Genau das ist der Punkt, wo wir ansetzen müssen.

    Anstatt eine eigenständige europäische Preispolitik zu
    betreiben, mit der wir die Überschüsse planmäßig ab-
    bauen können und mit der wir die Abhängigkeit der
    Landwirtschaft von dem Geld der Steuerzahler reduzie-
    ren, gehen Sie in eine völlig falsche Richtung.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Weil Sie nicht reden dürfen, strapazieren Sie unsere Geschäftsordnung!)


    – Ich habe eine Redezeit von drei Minuten.