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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/31 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 31. Sitzung Bonn, Freitag, den 26. März 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Rainer Funke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Stif- tungsrechts (Drucksache 14/336) ............. 2561 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P.............. 2561 B Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/CSU.................................................... 2562 B Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ ..... 2563 A Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN..................................................... 2564 A Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. ........ 2564 B Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU .............. 2564 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD.............. 2564 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. ................. 2565 A Dr. Rita Süssmuth CDU/CSU.......................... 2565 B Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2567 A Dr. Heinrich Fink PDS..................................... 2568 B Jörg Tauss SPD................................................ 2569 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P.......... 2569 D Tagesordnungspunkt 14: Abgabe einer Erklärung der Bundesre- gierung zur aktuellen Lage im Kosovo nach dem Eingreifen der NATO und zu den Ergebnissen der Sondertagung des Europäischen Rates in Berlin Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2571 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 2575 C Dr. Peter Struck SPD....................................... 2579 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ........................ 2581 D Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 2583 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 2586 D Dr. Norbert Wieczorek SPD............................ 2589 D Ulrich Heinrich F.D.P. .................................... 2594 A Dr. Norbert Wieczorek SPD............................ 2594 C Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) 2595 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2598 C Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ....................... 2599 D Dr. Gerald Thalheim SPD................................ 2601 A Peter Hintze CDU/CSU ................................... 2602 D Günter Verheugen, Staatsminister AA ............ 2604 A Dr. Gerd Müller CDU/CSU............................. 2606 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2607 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2607 D Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 2610 A Paul Breuer CDU/CSU.................................... 2610 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2611 B Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2611 D Gernot Erler SPD............................................. 2612 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2613 C Nächste Sitzung ............................................... 2614 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 2615 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Ent- wurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Tagesordnungs- punkt 12) Hans Michelbach CDU/CSU ........................... 2615 D Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Entwurf eines Gesetzes über die allgemeine und die reprä- sentative Wahlstatistik bei der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland (Zusatzpunkt 6) Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.... 2616 C Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 2617 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 2561 (A) (C) (B) (D) 31. Sitzung Bonn, Freitag, den 26. März 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Hans-Christian Ströbele Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 2615 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.3.99 Austermann, Dietrich CDU/CSU 26.3.99 Belle, Meinrad CDU/CSU 26.3.99 Dr. Bergmann-Pohl, Sabine CDU/CSU 26.3.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 26.3.99 Bulmahn, Edelgard SPD 26.3.99 Burchardt, Ulla SPD 26.3.99 Buwitt, Dankward CDU/CSU 26.3.99 Carstens (Emstek), Manfred CDU/CSU 26.3.99 Diemers, Renate CDU/CSU 26.3.99 Formanski, Norbert SPD 26.3.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 26.3.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 26.3.99 Götz, Peter CDU/CSU 26.3.99 Gröhe, Hermann CDU/CSU 26.3.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 26.3.99 Hasenfratz, Klaus SPD 26.3.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 26.3.99 Kunik, Konrad SPD 26.3.99 Kutzmutz, Rolf PDS 26.3.99 Lennartz, Klaus SPD 26.3.99 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 26.3.99 Maaß (Wilhelmshaven), Erich CDU/CSU 26.3.99 Meckel, Markus SPD 26.3.99 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 26.3.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 26.3.99 Neuhäuser, Rosel PDS 26.3.99 Ostrowski, Christine PDS 26.3.99 Pau, Petra PDS 26.3.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 26.3.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 26.3.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 26.3.99 Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 26.3.99 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 26.3.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schütze (Berlin), Diethard CDU/CSU 26.3.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 26.3.99 Schulz (Everswinkel), Reinhard SPD 26.3.99 Seiters, Rudolf CDU/CSU 26.3.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 26.3.99 Steinbach, Erika CDU/CSU 26.3.99 Streb-Hesse, Rita SPD 26.3.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 26.3.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.3.99 Dr. Wegner, Konstanze SPD 26.3.99 Willner, Gert CDU/CSU 26.3.99 Wissmann, Matthias CSU/CSU 26.3.99 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Tagesordnungs- punkt 12) (vgl. 30. Sitzung, Seite 2542 A und Seite 2557, Anlage 4) Hans Michelbach (CDU/CSU): Der Entwurf der PDS zur Änderung des Einkommensteuergesetzes geht an dem eigentlichen Ziel von Entschädigungszahlungen grundlegend vorbei. Ziel kann es doch nur sein, den Zwangsarbeitern möglichst schnell und unkompliziert zu helfen. Dies ist um so wichtiger, da viele dieser Geschä- digten bereits ein hohes Alter erreicht haben. Die Frage der Entschädigung sollte daher nicht zu einer reinen steuerrechtlichen Frage degradiert werden, sondern sollte ohne langfristige Steuermaßnahmen den Opfern Abhilfe für das erlittene Unrecht verschaffen. Steuer- rechtliche Aspekte sollte man in anderen Zusammen- hängen erörtern, jedoch nicht im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Grausamkeiten. Wichtig ist daher allein die effiziente Errichtung ei- nes Entschädigungsfonds, der sich auf die humanitären und nicht auf die steuertechnischen Aspekte konzen- triert. Die ehemalige DDR, wie sie als Nachfolgepartei der SED wissen sollten, hat ihren Beitrag dazu übrigens nicht geleistet. Bis heute verweigern ehemalige kommu- nistisch regierte Länder, Schadensausgleich für Unrecht und Vertreibung zu leisten. Die Bundesrepublik Deutschland dagegen war und ist stets bemüht gewesen, durch umfangreiche Entschädigungsregeln das zugefügte 2616 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 (A) (C) (B) (D) Unrecht wiedergutzumachen, insofern dies überhaupt möglich ist. Ausdruck dieses Entschädigungswillens ist sehr deutlich in der Erklärung ,,Stiftungsinitiative deutscher Unternehmen“ zu sehen. Es wird ein Zeichen gesetzt, welches als eine unmittelbare gesellschaftliche Ergän- zung der staatlichen Wiedergutmachungspolitik anzuse- hen ist. Bislang erfolgte diese allein aus öffentlichen Steuermitteln. Eine Beteiligung deutscher Firmen an dieser Wiedergutmachungspolitik erfolgte somit bereits indirekt. Schon in der Nachkriegszeit hat die deutsche Wirtschaft aus den erwirtschafteten Erträgen einen ho- hen Steuerbeitrag für die staatliche Wiedergutma- chungspolitik geleistet. Schon bald werden sich deutsche Firmen auch direkt an dieser Wiedergutmachungspolitik beteiligen. We- sentlich ist daher die Unterstützung für die Einrichtung solcher Entschädigungsfonds statt langwieriger Diskus- sionen über eine verfassungsrechtlich bedenkliche Än- derung des deutschen Steuerrechts. Nachdem die Größenordnung der Zahlungen noch nicht feststeht, kann zu den fiskalischen Auswirkungen eigentlich keine Bewertung stattfinden. Einige Firmen haben schon aus Eigeninitiative versucht, den Opfern di- rekt und unmittelbar durch schnelle Zahlungen zu hel- fen. Hier ist insbesondere die Firma Diehl in Nürnberg zu nennen, die unkompliziert, ohne daß eine Rechts- pflicht vorgelegen hätte, an die ehemaligen Zwangsar- beiter Entschädigungsgelder gezahlt hat. Auch sollte man berücksichtigen, daß fast immer auch die Entschei- dungsträger und Eigentümer der Firmen ebenso wie alle anderen den unmenschlichen Zwangsmaßnahmen des totalitären Nazi-Regimes unterworfen waren. Die Errichtung des Entschädigungsfonds ,,Stiftungs- initiative deutscher Unternehmen“ zeigt, deutsche Fir- men scheuen sich nicht, die soziale und moralische Ver- antwortung zu übernehmen. Damit wird der Anerken- nung Deutschlands als freiheitlicher Demokratie ge- dient. Darüber hinaus würde eine Veränderung des Ein- kommensteuerrechts ein falsches Signal für andere Be- reiche aussenden: Das deutsche Recht darf nicht beliebig veränderbar sein. Der sogenannte Betriebsausgabenab- zug ist keine Steuervergünstigung, die einfach gestri- chen werden kann, er beruht vielmehr auf einem Grund- prinzip des Steuerrechts. Betriebsausgaben sind alle Aufwendungen, die durch den Betrieb veranlaßt worden sind, wozu auch die Entschädigungszahlungen an Zwangsarbeiter gehören. Eine Abzugsbeschränkung für Entschädigungszahlungen würde eine Gesetzesänderung voraussetzen, eine solche wäre verfassungsrechtlich nicht haltbar. Hintergrund dieser Vorschrift (§ 4 Abs. 5 EStG) ist, daß die Durchbrechung des im Steuerrecht geltenden Nettoprinzips ausnahmsweise auch gerecht- fertigt ist bei Aufwendungen mit Bezug zu einem recht- lich oder moralisch verwerflichen Verhalten. Bei den Leistungen an die NS-Zwangsarbeiter han- delt es sich um Wiedergutmachungsleistungen, die einen entstandenen Schaden ausgleichen sollen. Sie stellen somit Schadensersatzleistungen dar, da ihr Rechtsgrund in der beruflichen Sphäre der Banken liegt. Auf das Ver- schulden kommt es bei Schadensersatzleistungen nicht an; ansonsten dürften auch Leistungen für ärztliche Kunstfehler z.B. nicht als Betriebsausgaben abzugsfähig sein. Diese Steuerdebatte trägt zynische Züge gegenüber den Opfern der NS-Schreckensherrschaft. Die PDS schießt hiermit gerade als Nachfolgepartei der SED ein schwerwiegendes Eigentor. Die CDU/CSU-Fraktion dankt den Unternehmen für ihre Bereitschaft zur Mit- wirkung an der Einrichtung eines Entschädigungsfonds ohne eine Rechtspflicht. Damit wird die humanitäre Verpflichtung und Verantwortung wahrgenommen. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu dem Entwurf eines Gesetzes über die allge- meine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutsch- land (Zusatzpunkt 6) (vgl. 30. Sitzung, Seite 2544 B und Seite 2557, Anlage 6) Cem Özdemir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): So- wohl 1994 als auch 1998 mußten die Bürgerinnen und Bürger nach den Bundestagswahlen auf eine Auswer- tung und eine umfassende Analyse des Wahlverhaltens nach Alter und Geschlecht verzichten. Der 12. Bundes- tag hatte Sonderauszählungen ausgesetzt, und der ge- ballte Sachverstand der deutschen Wahlforschung konnte die dadurch entstandene Erkenntnislücke nicht schließen. Wir wollen unter strenger Wahrung des Da- tenschutzes die amtliche Statistik wieder einführen. Sie ist nach einhelliger Auffassung von Experten, Wissen- schaftlern und Meinungsforschern unverzichtbar. Ich darf in diesem Zusammenhang übrigens an Entschlie- ßungen des Bundesrates erinnern: Die Landesregierun- gen haben uns schon 1994 und 1998 gedrängt, hier tätig zu werden. Bei Wahlen artikulieren sich die Bürgerinnen und Bürger. Das Ergebnis müssen wir formal hinnehmen: Darum sitzen wir hier in diesem wunderbaren Saal in dieser Zusammensetzung. Wir müssen uns bei unserer Arbeit aber auch im klaren sein, was hinter den Wahler- gebnissen steckt, wie die Parteipräferenzen sind, z.B. von jungen Menschen. Hier können wir Hinweise zur Nei- gung von Jungwählern zu Extremisten in bestimmten Wählergruppen erhalten. Die Meinungsforschung liefert uns nur ein ungenaues Bild. Sie erhebt nicht die tatsäch- lich abgegebenen Stimmen. Als Bürgerrechtspartei nehmen Bündnis 90/Die Grü- nen die datenschutzrechtlichen Einwände sehr, sehr ernst. Wir waren noch nie Freunde der staatlichen Da- tensammelwut. Die Anlage von staatlichen Daten- sammlungen und überflüssigen Datenbeständen haben wir immer abgelehnt. Wir werden das auch in Zukunft ablehnen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 2617 (A) (C) (B) (D) Bei der Wahlstatistik handelt es sich jedoch nicht um eine flächendeckende Abfrage wie bei einer Volkszäh- lung, sondern um eine sorgfältig erhobene Stichprobe. Hier hat es seit 1953 keine Probleme gegeben, und wir erwarten zukünftig auch keine. Ganz klar sei aber hier gesagt: Wir haben in das Gesetz strenge Sicherungen eingebaut, die es in den alten gesetzlichen Regelungen nicht gab. Zusätzlich haben wir mit der Mindestgröße der Wahlbezirke von 400 Wahlberechtigten auch eine hin- reichende Sperre gegen die Aushebelung des Wahlge- heimnisses. Weniger wäre problematisch. Eine größere Zahl – etwa 500 – wäre datenschutzrechtlich wün- schenswert. Für die Statistik wäre das allerdings pro- blematisch, da dann kleine Gemeinden, und ländliche Gebiete nicht berücksichtigt werden könnten. Dem Schutz des Wahlgeheimnisses dient auch die gesetzliche Festschreibung von zehn Geburtsjahrgangs- gruppen mit jeweils drei Jahrgängen. Weniger Gruppen lassen sich nicht bilden, da wir sonst beispielsweise nichts über das Wahlverhalten junger Erwachsene von 18 bis 21 Jahren in Erfahrung bringen. Bei diesem Gesetzentwurf haben wir sowohl die Be- dürfnisse der Wahlstatistik berücksichtigt als auch die des Datenschutzes. Wir haben also ein vernünftiges Ge- setz zustande gebracht, das sicherlich die begeisterte Zu- stimmung des gesamten hohen Hauses finden wird. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 736. Sitzung am 19. März 1999 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen, bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen: – Gesetz zum Einstieg in die ökologische Steuerreform – Gesetz zur Änderung von Zuständigkeiten nach demSorgerechtsübereinkommens-Ausführungsgesetz – Gesetz zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für denEuro (Zweites Euro-Einführungsgesetz) – Gesetz zur Neuregelung der geringfügigen Beschäfti-gungsverhältnisse – Gesetz zur Änderung der Berücksichtigung von Entlassungs-entschädigungen im Arbeitsförderungsrecht (Entlassungsent-schädigungs-Änderungsgesetz – EEÄndG) – Gesetz zu dem Abkommen vom 18. August 1998 zwischender Regierung der Bundesrepublik Deutschland, den Ver-einten Nationen und dem Sekretariat des Übereinkom-mens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wü-stenbildung über den Sitz des Ständigen Sekretariats desÜbereinkommens – Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat fol- gende Entschließung gefaßt: 1. Der Bundesrat begrüßt das vorliegende Steuerentlastungsge-setz 1999/2000/2002, das insbesondere darauf ausgerichtetist, Wachstum und Beschäftigung zu verbessern sowie Ar-beitnehmer/innen und Familien spürbar zu entlasten. Der Bundesrat stellt fest, daß in dem nun vom DeutschenBundestag beschlossenen Gesetzentwurf wesentliche steuerli-che Belange der mittelständischen Unternehmen eine ange-messene Berücksichtigung gefunden haben. Der Bundesratverweist in diesem Zusammenhang insbesondere auf die Bei-behaltung der Teilwertabschreibung, des Verlustrücktragesund der Ansparabschreibung sowie auf die Freibetragsrege-lung bei Veräußerungsgewinnen. Der Bundesrat erwartet, daß die Reform der Unternehmens-besteuerung ab dem Jahr 2000 umgesetzt wird. 2. Der Bundesrat weist – wie schon gegenüber der alten Bundes-regierung – auf den Ausgleichsanspruch der Länder aus derNeuregelung des Familienleistungsausgleichs hin, wonach derBund einen Anteil von 74 vom Hundert und die Länder einenAnteil von 26 vom Hundert der Lasten aus der Berücksichti-gung von Kindern im Einkommensteuerrecht zu tragen haben.Allein aus der Leistungsverbesserung beim Kindergeld abdem Jahr 1999 haben die Länder einen Anspruch von rund1,8 Mrd. DM. Zur Herstellung des vorgesehenen Lasten-teilungsverhältnisses haben die Länder darüber hinausAnsprüche von rund 2,4 Mrd. DM für das Jahr 1999 und vonrund 5,7 Mrd. DM für die Jahre 1996 bis 1998. Insgesamtbeläuft sich der Anspruch der Länder daher auf rund10 Mrd. DM. Die Länder halten daher ihre Forderung aufrecht, daß derBund der im Grundgesetz festgelegten Ausgleichspflicht ge-genüber den Ländern und ihren Gemeinden nachkommt. Die Fraktion der PDS hat mit Schreiben vom 18. März 1999 ihren Antrag „Verlängerung der Pachtver- träge für ehemals volkseigene Flächen“ – Drucksache 14/291 – zurückgezogen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Innenausschuß – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umfassender Bericht über bisherige Wiedergutma-chungsleistungen deutscher Unternehmen – Drucksachen 13/4787, 14/272 Nr. 6 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Ab-wicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungenan jüdische Verfolgte – Drucksachen 13/8684, 14/272 Nr. 7 – Ausschuß für Wirtschaft und Technologie – Fünfter Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Zu-kunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft –Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft“ zum Thema Verbraucherschutz in der Informationsgesellschaft – Drucksachen 13/11003, 14/272 Nr. 81 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Anwendung des Subsidiaritätsprinzipsim Jahr 1997 („Subsidiaritätsbericht 1997“) – Drucksachen 13/11074, 14/272 Nr. 82 – Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Stand der Planungen für umweltfreundli-che Ansätze bei den Bauten des Bundes in Berlin – Drucksachen 13/11211, 14/69 Nr. 1.3 – Ausschuß für Angelegenheiten der neuen Länder – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand derDeutschen Einheit 1998 – Drucksachen 13/10823, 14/272 Nr. 172 – 2618 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 31. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. März 1999 (A) (C) (B) (D) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Perspektivbericht der Bundesregierung „Vorrang fürAufbau Ost“ – Drucksachen 13/11073, 14/272 Nr. 173 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 14/272 Nr. 2 Innenausschuß Drucksache 14/272 Nr. 10Drucksache 14/272 Nr. 11Drucksache 14/272 Nr. 12Drucksache 14/342 Nr. 1.1Drucksache 14/342 Nr. 2.43 Rechtsausschuß Drucksache 14/272 Nr. 22Drucksache 14/309 Nr. 2.3Drucksache 14/309 Nr. 2.40Drucksache 14/488 Nr. 2.14 Finanzausschuß Drucksache 14/342 Nr. 2.19Drucksache 14/488 Nr. 2.22Drucksache 14/488 Nr. 2.35Drucksache 14/488 Nr. 2.41 Ausschuß für Wirtschaft und Technologie Drucksache 14/342 Nr. 1.7Drucksache 14/342 Nr. 2.1Drucksache 14/342 Nr. 2.2Drucksache 14/342 Nr. 2.4Drucksache 14/342 Nr. 2.8Drucksache 14/342 Nr. 2.14Drucksache 14/342 Nr. 2.15Drucksache 14/342 Nr. 2.30Drucksache 14/342 Nr. 2.31Drucksache 14/342 Nr. 2.52Drucksache 14/342 Nr. 2.56Drucksache 14/342 Nr. 2.57 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 14/272 Nr. 103Drucksache 14/272 Nr. 104Drucksache 14/272 Nr. 105 Drucksache 14/272 Nr. 108Drucksache 14/272 Nr. 109Drucksache 14/272 Nr. 1.10Drucksache 14/309 Nr. 2.23Drucksache 14/309 Nr. 2.27Drucksache 14/309 Nr. 2.33Drucksache 14/309 Nr. 2.34Drucksache 14/309 Nr. 2.56Drucksache 14/309 Nr. 2.59Drucksache 14/309 Nr. 2.64Drucksache 14/309 Nr. 2.67Drucksache 14/309 Nr. 2.68Drucksache 14/342 Nr. 2.7Drucksache 14/342 Nr. 2.10Drucksache 14/342 Nr. 2.11Drucksache 14/342 Nr. 2.13Drucksache 14/342 Nr. 2.26Drucksache 14/342 Nr. 2.27Drucksache 14/342 Nr. 2.28Drucksache 14/342 Nr. 2.29Drucksache 14/342 Nr. 2.32Drucksache 14/342 Nr. 2.33Drucksache 14/342 Nr. 2.35Drucksache 14/342 Nr. 2.44Drucksache 14/342 Nr. 2.46Drucksache 14/342 Nr. 2.47Drucksache 14/342 Nr. 2.48Drucksache 14/342 Nr. 2.49Drucksache 14/342 Nr. 2.51Drucksache 14/342 Nr. 2.53Drucksache 14/342 Nr. 2.55Drucksache 14/431 Nr. 2.4Drucksache 14/488 Nr. 2.28 Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/272 Nr. 147Drucksache 14/272 Nr. 150Drucksache 14/272 Nr. 155Drucksache 14/272 Nr. 158Drucksache 14/309 Nr. 1.3Drucksache 14/309 Nr. 2.48 Ausschuß für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 14/74 Nr. 2.21Drucksache 14/74 Nr. 2.38 Ausschuß für Kultur und Medien Drucksache 14/74 Nr. 1.19Drucksache 14/74 Nr. 2.101Drucksache 14/272 Nr. 215 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Uni-on Drucksache 14/309 Nr. 2.63 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
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    Rede von Dr. Peter Struck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler,
    im Namen der SPD-Fraktion gratuliere ich Ihnen zu den
    Ergebnissen, die Sie in Berlin erreicht haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Bevor ich darauf und auch auf die Bemerkungen
    meines Vorredners näher eingehe, möchte ich noch eini-
    ge Ausführungen zur aktuellen Situation im Kosovo
    machen. Niemand in diesem Hause wird in diesen Tagen
    und Stunden ohne Skrupel sein; niemand wird unbeein-
    druckt von den Fernsehbildern der letzten beiden Nächte
    sein. Es wird niemanden geben, der sich nicht eindring-
    lich fragt und prüft, ob der militärische Einsatz in Jugo-
    slawien wirklich berechtigt ist. Es wird auch niemanden
    geben, der sich nicht der gewaltigen Zäsur bewußt ist,
    daß erstmals nach dem zweiten Weltkrieg deutsche Sol-
    daten in Kampfeinsätze geschickt werden mußten.

    Ich muß für meine Person bedrückt feststellen, daß ich
    keine Alternative zu diesen Entscheidungen gefunden ha-
    be. Ich halte die begonnenen Luftschläge gegen militäri-
    sche Ziele in Jugoslawien für unabdingbar. Die Gewalt-
    herrschaft des jugoslawischen Präsidenten Milosevic und
    das blutige, menschenverachtende Vorgehen der serbi-
    schen Polizei- und Militärkräfte im Kosovo konnten mit
    diplomatischen und politischen Mitteln nicht mehr ge-
    stoppt werden. Im Gegenteil: Je intensiver sich die USA,
    Europa und auch die Vereinten Nationen um Lösungen
    bemühten, desto grausamer gingen die Schergen von Mi-
    losevic im Kosovo vor: mehr als 2 000 Tote, über 500
    zerstörte Dörfer und 500 000 Vertriebene. Die Tragödie
    der Kosovo-Albaner mußte ein Ende haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Es gab viele Stimmen, die das Zuwarten der NATO
    seit dem Massaker von Racak im letzten Januar kritisiert

    Dr. Wolfgang Schäuble






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    haben. Sie könnten vielleicht sogar recht haben. Un-
    zweifelhaft ist aber auf jeden Fall, daß die Regierungen
    der NATO-Mitgliedstaaten, die Bosnien-Kontaktgruppe,
    die Europäische Union, die OSZE und die Vereinten
    Nationen alles versucht und alle Möglichkeiten ausge-
    schöpft haben, um Milosevic zu einer friedlichen Lö-
    sung des Konflikts zu bewegen. Auch die russische Re-
    gierung hat sich intensiv an solchen Überzeugungsver-
    suchen beteiligt.

    Alle diese Versuche hatten das Ziel, einerseits Ver-
    treibungen, Dorfzerstörungen und Tötungen durch serbi-
    sche Einheiten zu beenden, andererseits den Gewaltak-
    ten der albanischen UCK Einhalt zu gebieten. Sie zielten
    auf eine menschenrechtskonforme Lösung des Konflikts
    im Rahmen einer fairen Lösung für beide Konfliktpar-
    teien: Bewahrung und Sicherstellung der Souveränität
    und der territorialen Integrität Jugoslawiens, weitgehen-
    de Autonomie und Selbstverwaltung für die albanische
    Mehrheit im Kosovo, Garantie der individuellen Men-
    schenrechte. Alle diese Bemühungen aber prallten an
    dem machtversessenen, zynischen Diktator Milosevic
    ab.

    Angesichts dieser Erfahrungen darf Europa kein
    zweites Srebrenica zulassen!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.])


    In Bosnien haben wir zu lange gewartet, nicht frühzeitig
    genug schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit
    unterbunden und haben dadurch einen Völkermord mit-
    ten in Europa geschehen lassen. Das darf und wird uns
    nicht noch einmal passieren. – Wenn wir glaubhaft für
    den Aufbau und die Schaffung eines demokratischen
    Europas eintreten wollen, wenn wir für dieses Europa
    die höchsten Menschenrechtsnormen beanspruchen, dann
    bleibt uns nichts, als gegen die humanitäre Katastrophe,
    gegen Gewalt und Willkür im Kosovo entschieden vor-
    zugehen.

    Ich sehe das Dilemma, das eine Reihe von Ihnen hier
    im Haus, auch aus meiner Fraktion beklagen. Wir stan-
    den vor der schwierigen Alternative, entweder ethnische
    Säuberungen und andere schwerste Menschenrechts-
    verletzungen geschehen zu lassen oder ohne die Zu-
    stimmung Rußlands und Chinas im Sicherheitsrat für ei-
    ne Beendigung dessen zu sorgen. Ich halte unsere Ent-
    scheidung und die unserer Partnerstaaten für letzteres
    unter den konkreten Umständen für angemessen, vor
    allem deshalb, weil die Verhinderung von Völkermord
    schwerer ins Gewicht fällt als der Respekt vor dem Ve-
    torecht von zwei Mitgliedern des Sicherheitsrates, zumal
    dies aus sachfremden Gründen mißbraucht worden ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Von dieser Stelle aus wende ich mich an all die vielen
    Mitbürgerinnen und Mitbürger jugoslawischer Herkunft
    in unserem Land. Ihnen und dem serbischen Volk
    möchte ich eindringlich klarmachen, daß weder die
    NATO noch die Europäische Union, daß weder die USA
    noch Deutschland oder ein anderer europäischer Staat

    Feindschaft gegen das serbische Volk, die Republik
    Serbien oder die Bundesrepublik Jugoslawien hegen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Unser Vorgehen richtet sich allein gegen den Diktator
    und gewalttätigen Hasardeur Milosevic und die von ihm
    befehligten Polizei- und Streitkräfte. Er handelt gegen
    die Interessen seines eigenen Volkes, indem er es vom
    demokratischen Europa isoliert.

    Meine Damen und Herren, mit Genugtuung und Re-
    spekt habe ich verfolgt, wie der Bundesverteidigungs-
    minister mit großer Umsicht und Fürsorge den größt-
    möglichen Schutz für unsere am Einsatz beteiligten Sol-
    daten veranlaßt hat.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)


    Um die Last, die in diesen Tagen auf ihm liegt, ist er
    nicht zu beneiden. Er verdient für diese Aufgabe die
    Unterstützung aller, auch die seines Vorgängers im Amt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Trotz aller Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahmen
    bleibt ein hohes Gefahrenpotential für die Gesundheit
    und das Leben unserer Soldaten. Zum erstenmal nach
    dem zweiten Weltkrieg beteiligen sie sich an einem
    Kampfeinsatz, nach dem sich niemand von uns gedrängt
    hat. Sie sind beteiligt an einem Einsatz, der Terror und
    Völkermord mitten in Europa beenden und die Grundla-
    ge für ein friedliches Miteinander garantieren soll. Unse-
    re Gedanken und unsere Anteilnahme sind bei den Tor-
    nadopiloten und bei den Bodentruppen in Mazedonien.
    Wir bangen mit ihren Familien. Wir hoffen mit ihnen,
    daß alle unbeschadet zurückkehren.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Schrecken im Kosovo machen uns bewußt, daß es
    zur europäischen Integration keine Alternative gibt. Sie
    allein ist der Weg zu Frieden und gemeinsamem Wohl-
    stand auf diesem Kontinent.

    Einen weiteren wichtigen Schritt in diese Richtung ist
    in diesen Tagen die Europäische Union auf dem Son-
    dergipfel in Berlin gegangen. Erstmals in der Ge-
    schichte der Europäischen Union mußten drei große Po-
    litikbereiche reformiert werden: die gemeinsame Agrar-
    politik, der Strukturfonds und das gesamte EU-
    Finanzsystem. Daß bei dieser komplexen Gemengelage
    ein umfassender und tragfähiger Kompromiß gefunden
    werden konnte, ist eine große Leistung des Europäi-
    schen Rates.


    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Mit liederlichem Ausgang!)


    Die Ergebnisse des Gipfeltreffens in Berlin sind ein
    großer persönlicher Erfolg auch für Sie, Herr Bundes-
    kanzler, und für Sie, Herr Bundesaußenminister.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dr. Peter Struck






    (A) (C)



    (B) (D)


    Die unermüdlichen Bemühungen des Bundeskanzlers im
    Vorfeld und auf dem Gipfel des Europäischen Rates ha-
    ben zu sehr beachtlichen Resultaten geführt. Sie, Herr
    Bundeskanzler, habe Ihre Kritiker damit Lügen gestraft
    und in kürzester Zeit diplomatische und europapolitische
    Akzente gesetzt. Für Europa sind diese Ergebnisse sehr
    ermutigend.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn die Opposition hier im Hause das Ergebnis von
    Berlin kritisiert, so gehört dies zu ihrer Aufgabe. Sie
    würde ihre Aufgabe verfehlen, wenn sie dies nicht täte.
    Wenn sich allerdings Ihre Kritik, Herr Kollege
    Schäuble, vor allen Dingen auf die Beschlüsse im Be-
    reich der gemeinsamen Agrarpolitik konzentriert, dann,
    denke ich, springen Sie viel zu kurz. Europa ist mehr als
    nur eine gemeinsame europäische Agrarpolitik.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Verabschiedung der Agenda 2000 ist nach der
    sehr schnellen und sehr übereinstimmenden Entschei-
    dung zugunsten von Romano Prodi das zweite wesentli-
    che Ergebnis des Gipfels. Mit der Agenda 2000 ist ein
    Handlungsrahmen geschaffen worden, der die finan-
    zielle Solidität der Gemeinschaft und die Stabilität der
    Europäischen Währungsunion garantiert. Gleichzeitig
    sind die in der Agenda 2000 getroffenen Regelungen
    entscheidende Voraussetzungen für die Osterweiterung
    der Europäischen Union. Jedem Kenner war klar, daß
    nicht jedes Detail der deutschen Vorstellungen durchzu-
    setzen war und daß alle Beteiligten Kompromißfähigkeit
    zeigen mußten. Wesentlich ist aber, daß im Hinblick auf
    die Agrarausgaben eine reale Konstante erreicht worden
    ist. Sie liegt nur gering oberhalb der angestrebten Gren-
    ze von jährlich 40,5 Milliarden Euro.

    Sie, Herr Kollege Schäuble, haben festgestellt, daß
    alle beteiligten Regierungschefs in ihren Ländern aus ih-
    rer nationalen Sicht das Ergebnis des Gipfels als Erfolg
    bezeichnet haben. Ich denke, der Bundeskanzler hat ge-
    nau das erreicht, was man auf einem solchen Gipfel
    überhaupt erreichen kann: Alle sind zufrieden, das heißt,
    alle tragen diesen Kompromiß mit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Alles in allem konnte die deutsche Nettobelastung
    durch die Berliner Entscheidungen gesenkt werden. Die
    Entlastung ist nicht so hoch, wie wir es uns gewünscht
    hätten. Sie ist ganz sicherlich nicht so hoch, wie es von
    der Opposition absurderweise gefordert wurde, die von
    einer Entlastung in Höhe von 14 Milliarden DM sprach
    und die Möglichkeit der Durchsetzung einer solchen
    Forderung suggerieren wollte. Jeder Experte wußte, daß
    das eine unsinnige Forderung war.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Zufriedenheit auf niedrigem Niveau!)


    Wir haben die Hypotheken, die wir von der Regierung
    Kohl übernehmen mußten, nicht von heute auf morgen

    abtragen können. Das dauert etwas länger, meine Damen
    und Herren. Aber wir sind auf dem richtigen Wege.


    (Beifall bei der SPD)

    Es ist eine Tendenzumkehr erreicht worden. Weitere
    Schritte müssen folgen.

    Mit dem erfolgreichen Abschluß des Berliner Gipfels
    ist die Europäische Union dem Ziel, auf dem globalen
    Markt wirtschaftlich konkurrenzfähig und mitgestaltend
    bestehen zu können, ein gutes Stück nähergerückt.


    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das kann bloß ein Ahnungsloser sagen!)


    Die neue Regierung, die nur zwei Monate Vorberei-
    tungszeit hatte, kann mit dem Ergebnis mehr als zufrie-
    den sein. Sie hat ihre europapolitische Kompetenz be-
    wiesen.


    (Beifall bei der SPD)

    Damit sind die Weichen für Erfolge beim Beschäfti-
    gungspakt und in der Weiterentwicklung der Gemein-
    samen Außen- und Sicherheitspolitik positiv gestellt.

    Berlin war ein entscheidender Meilenstein für den er-
    folgreichen Abschluß der deutschen Präsidentschaft. Da-
    für danken wir dem Bundeskanzler Gerhard Schröder
    und seiner Bundesregierung.


    (Lebhafter Beifall bei der SPD – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Jetzt hat das
Wort der Franktionsvorsitzende der F.D.P., Dr. Wolf-
gang Gerhardt.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Gerhardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin!
    Meine Damen und Herren! In der heutigen Debatte wer-
    den wir bei SPD, den Grünen, der CDU/CSU und der
    F.D.P. Gemeinsamkeiten feststellen; wir werden auch
    Unterschiede markieren müssen. Das ist ein normaler
    Vorgang in einer demokratischen Ordnung.

    Zunächst zu den Punkten, bei denen Übereinstim-
    mung besteht.

    Herr Bundeskanzler, wir stimmen Ihnen – ich füge
    hinzu: wir danken ausdrücklich auch dem Verteidi-
    gungsminister – beim Thema Kosovo zu, was Engage-
    ment, Zielrichtung, Verhandlungsführung und Entschei-
    dung anbelangt.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Das konnten Sie erwarten. Wir haben es so beschlossen,
    als wir noch Regierungsverantwortung hatten; das gilt
    auch heute.

    Mit Blick auf die gestrige Debatte möchte ich mich
    nicht mit defensiven Auskünften begnügen. In einer sol-
    chen Debatte und angesichts der ersten europäischen
    Herausforderung durch Gewalt muß man Festigkeit in
    der Sache bewahren. Mir geht es nicht um general-
    stabsmäßige Diskussionen über den NATO-Einsatz dort.
    Mir geht es darum, hier noch einmal klarzustellen, daß

    Dr. Peter Struck






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    sich dieses Hohe Haus bewußt ist, daß wir dort Prinzipi-
    en, die sich aus der Kulturgeschichte Europas ergeben,
    verteidigen – gegen Menschen, die sie nicht achten und
    die über andere Menschen herfallen. Deshalb sage ich
    Ihnen, Herr Kollege Gysi: Pazifismus ist eine respekta-
    ble Haltung. Wenn aber Pazifismus am Ende nicht mehr
    fähig ist, Menschen in Not zu helfen, dann verliert er
    seinen Bezug zur Menschlichkeit.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das ist der Kernpunkt der Auseinandersetzung, die wir
    führen.

    Es mag richtig sein, auf den Zusammenbruch oder je-
    denfalls die Gefahr des Zusammenbruchs einer Welt-
    ordnung hinzuweisen, der sich dadurch ergibt, daß das
    Gewaltmonopol der Vereinten Nationen und die Ent-
    scheidung der NATO in einen Konflikt miteinander ge-
    raten. Aber Weltordnungen, die am Ende nicht mehr in
    der Lage sind, Gewaltanwendung gegen Menschen zu-
    rückzudrängen, verlieren an Legitimität. Deshalb kann
    über die Weltordnung hier nicht nur unter dem Aspekt
    diskutiert werden, ob sie verletzt wird. Eine Weltord-
    nung muß sich mit allen ihren politischen Anstrengun-
    gen ständig dahin gehend legitimieren, daß sie der Idee
    der Menschlichkeit auf dieser Welt gerecht wird. Des-
    halb ist nicht nur eine formale völkerrechtliche Diskus-
    sion zulässig, sondern auch eine zutiefst emotionale,
    menschliche in der Zuwendung zu den Menschen.

    Ich habe hier eine Meldung vor mir. Ob sie zutrifft,
    kann ich noch nicht einmal sagen. Aber wir spüren alle,
    daß sie zutreffen könnte. Diese Reuters-Meldung ist von
    11.39 Uhr. Danach haben im Kosovo nach Informatio-
    nen der albanischen Nachrichtenagentur jugoslawische
    Soldaten und serbische Polizisten 21 Lehrer albanischer
    Abstammung vor den Augen ihrer Schüler umgebracht.
    Man vermutet, daß das so sein könnte. Wenn ich so et-
    was lese, bin ich nicht mehr in der Lage, eine Diskussi-
    on darüber zu führen, ob man sich da heraushalten kann.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Dr. Norbert Wieczorek [SPD])


    Daß das vor den Toren Europas, nach den Massakern,
    die wir schon erlebt haben, passieren kann, verlangt von
    jedem Mitglied dieses Hauses sehr persönliche Stel-
    lungnahmen und sehr persönliche Bekenntnisse.

    Deshalb, glaube ich, sind die getroffenen politischen
    Entscheidungen der alten und der neuen Bundesregie-
    rung, der Mehrheit hier im Hause, auch Ihre Erklärung,
    richtig. Daß wir uns in einem Dilemma befinden, stimmt
    ebenso, wie die Tatsache richtig ist, daß wir dazu keine
    Alternative haben. Wenn wir jetzt nicht diesem Rechts-
    brecher entgegentreten, werden wir nie mehr in der Lage
    sein, Rechtsbrechern entgegenzutreten.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deshalb ist die Entscheidung richtig gewesen.
    Das Handling des Bundesverteidigungsministers,

    den ich an dieser Stelle für meine gesamte Fraktion aus-

    drücklich persönlich loben möchte, ist vorsichtig, der
    Lage angemessen und, was den Schutz der deutschen
    Soldaten betrifft, völlig richtig gewesen. Dafür danken
    wir Ihnen. Auch das gehört zum Thema.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Deutschen wünschen sich immer international
    geordnete Verhältnisse, wie das ordentlichen Menschen
    wünschenswert erscheint. Aber leider entwickeln sich
    die internationalen Verhältnisse nicht immer so, wie das
    diesen guten deutschen Menschen wünschenswert er-
    scheint.

    Sie haben uns am Ende Ihrer Regierungserklärung
    zum Thema „europäische Politik“ aufgefordert, mög-
    lichst den Versuch zu machen, europäische Entschei-
    dungen aus Binnenwahlkämpfen und aus der Wettbe-
    werbssituation deutscher Parteien herauszunehmen. Das
    hätten wir uns früher gewünscht, als wir Ihre Äußerun-
    gen als niedersächsischer Ministerpräsident zu europäi-
    schen Themen gehört haben.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Darf ich Sie daran erinnern, was Sie zu dem wichtigsten
    europäischen Projekt, dem Euro, der mit großen Kraft-
    anstrengungen realisiert werden mußte, gesagt haben?


    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das ist noch kein Jahr her!)


    „Endlich haben wir ein nationales Thema“, haben Sie
    erklärt. Sie haben zum Euro gesprochen wie Gauweiler.
    – Heute appellieren Sie an uns, europäische Entschei-
    dungen aus Binnenwahlkämpfen herauszuhalten.

    Was hat Ihren früheren Finanzminister denn die Un-
    abhängigkeit der Europäischen Zentralbank geschert?
    Das ist ein hohes Gut. Es geht nicht nur um Gipfel wie
    den in Berlin, sondern auch um Ansehen, Souveränität
    und Unabhängigkeit europäischer Institutionen. Was hat
    ihn dazu getrieben, diese Institution eher anzugreifen,
    ihre Unabhängigkeit in den Augen vieler Deutscher zu
    beschädigen, die Geldwertstabilitätspolitik eher in Miß-
    kredit zu bringen? Das war doch nicht hehres europäi-
    sches Bewußtsein. Das, was er vorgeführt hat, war ganz
    kleines deutsches, sozialdemokratisches Karo.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Zu europäischer Politik gehört im Grunde nicht nur,

    sich zu den europäischen Themen zu äußern. Was haben
    die Auftritte Ihres Umweltministers Trittin in Frankreich
    zum deutsch-französischen Verhältnis als Achse für die
    Vorphase des Berliner Gipfels beigetragen? Das war
    doch keine europäische Dimension. Das war noch klei-
    neres Karo. Das war die alte 68er Bewegung, die den
    Kernenergieausstieg will. Daß man damit am Ende die-
    ses Jahrhunderts in Europa ein gutes Klima schaffen
    kann, bezweifle ich.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Ingrid Mätthäus-Maier [SPD]: Nichts gegen die 68er!)


    Dr. Wolfgang Gerhardt






    (A) (C)



    (B) (D)


    Herr Bundeskanzler, die Aufforderung an uns geht
    bemerkenswert ins Leere. Ordnen Sie erst einmal Ihre
    Truppen, vermitteln Sie denen europäisches Bewußtsein,
    ehe Sie an die übrigen Fraktionen des Bundestages
    Empfehlungen geben, sich europäisch zu verhalten. Wir
    als F.D.P. haben da keinen Nachholbedarf. Es ist eher in
    Ihrem Lager einiges nachzuholen.


    (Zustimmung bei der F.D.P. und der CDU/CSU)


    Sie haben in Ihrer Regierungserklärung daran erin-
    nert, daß die damalige Regierung und die damalige Op-
    position in diesem Hause der Übereinkunft von Edin-
    burgh, die zur heutigen Nettozahlerposition geführt hat,
    gemeinsam zugestimmt haben. Sie fügten hinzu: „Jetzt
    ist es an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.“
    Richtig. Hätten Sie zur Nettozahlerposition von Anfang
    an in diesem Stil geredet, dann könnte ich jetzt gelassen
    sagen: Er hat eine schöne Formulierung gefunden, daß
    wir keinen Lottogewinn gemacht haben. – Aber da Sie
    von Scheckbuchdiplomatie und davon, daß unser Geld
    verbraten wird und unsere nationalen Interessen nicht
    gewahrt werden, geredet haben, muß ich Ihnen sagen:
    Sie haben nicht nur keinen Lottogewinn gemacht, Sie
    haben nicht einmal drei Richtige aus Berlin mitgebracht,
    Herr Bundeskanzler.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Oh! Oh!)


    Dieses Vokabular stört mich ausdrücklich. In der
    Vorphase der deutschen Ratspräsidentschaft haben Sie
    mit diesem Vokabular die anderen erst in ihre Positionen
    gebracht.


    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: So ist es!)

    Das hat sie eher dazu veranlaßt, ihre Interessen wieder
    stärker national zu behaupten, als in europäischer Di-
    mension zu denken. Dadurch sind Sie natürlich in eine
    Situation gekommen, in der Ihnen am Ende nichts ande-
    res übrigblieb, als eine Addition von Interessen neu zu
    verrechnen. Das ist der Vorgang des Berliner Gipfels,
    den wir beklagen,


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    den wir uns so nicht gewünscht haben.

    Unsere Kritik bezieht sich doch nicht darauf, daß Sie
    sagen: Was konnte ich in der Situation anderes machen?
    Unsere Kritik, Herr Bundeskanzler, bezieht sich darauf,
    daß die Art Ihres Herangehens an das Thema nichts
    weiter gebracht hat als dieses Ergebnis in Berlin. Das
    Ergebnis sind traditionelle, alte westeuropäische Aus-
    tauschsysteme in Finanzierungsfragen, Agrarkompro-
    misse, Verlängerung der Milchquoten um zwei Jahre,
    Absetzen von Struktur- und Kohäsionsfonds. Das Er-
    gebnis ist keine Perspektive und das neue Kapitel für die
    Osterweiterung der Europäischen Union.

    Der Berliner Kompromiß ist zu schmal; er ist kein
    großer Wurf, aus der westeuropäischen Union in die
    Europäische Union nach Osten. Mit Ihrer Verhaltens-
    weise – ich denke an die mangelnde Klugheit bei
    der Wortwahl und dem Umgang mit europäischen Part-

    nern – haben Sie – nicht nur Sie alleine, sondern manche
    Mitglieder Ihres Kabinetts – vorher eine so schlechte
    Aussaat gestreut, daß in Berlin nur diese schmale Ernte
    übriggeblieben ist. Das ist der Vorgang, der uns zur Kri-
    tik bringt.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Deshalb ist das, was heute allgemein mitgeteilt wor-

    den ist – Haushaltsdisziplin, Zusammenhalt und Beitritts-
    chancen – für meine Fraktion nicht ausreichend, um Ih-
    nen zu avisieren, ob wir das gut fänden oder dem zu-
    stimmen könnten. Wir möchten das schon etwas genauer
    wissen; wir möchten dem, was verhandelt worden ist,
    auf den Grund gehen. Deshalb werden wir eine weitere
    Debatte darüber im Deutschen Bundestag brauchen –


    (Dr. Gregor Gysi [PDS]: Das ist sehr richtig!)

    vertiefter, inhaltlicher und konzeptioneller, als das heute
    nach Ihren Mitteilungen möglich war. Deshalb meinen
    wir, daß dieser kleine Schritt in Berlin – wenn auch in
    einer durchaus bedrängten Situation – nicht ausreichend
    ist. Gerade in kritischen Situationen liegen größere
    Chancen, als Sie sie in Berlin verhandeln konnten. Sie
    hätten sie verhandeln können, wenn Sie die Verhand-
    lungen nicht durch die Aussagen der bundesdeutschen
    Regierung vorher so gestört hätten.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, ich will mich auch des-
    halb nicht damit begnügen, weil Sie und der Bundesau-
    ßenminister, der nach mir reden wird, als Kritiker des
    früheren Bundeskanzlers Kohl immer diese ambitio-
    nierte Europapolitik, diese Leidenschaft und diese Emo-
    tionen, Europa weiterzubringen, gefordert haben. Jetzt
    sind Sie in der Verantwortung und sehen auf einmal, wo
    Sie an Grenzen kommen. Natürlich – der Bundesau-
    ßenminister hat es dazwischengerufen – wissen wir, was
    auch dann nur möglich gewesen wäre, wenn wir neben
    Herrn Chirac gesessen hätten. Ich muß Ihnen aber vor-
    werfen: Sie haben vorher den Boden zerstört, auf dem
    ein besserer Berliner Kompromiß hätte herauskommen
    können.


    (Lebhafter Beifall bei der F.D.P. – Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)