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ID1402113100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 I n h a l t : Gedenkworte für den verstorbenen König Hussein von Jordanien .................................. 1489 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Ab- geordneten Adelheid Tröscher, Ilse Schu- mann und Helmut Wieczorek (Duisburg)..... 1489 C Erweiterung der Tagesordnung........................ 1489 D Absetzung des Punktes 2c von der Tagesord- nung ................................................................. 1490 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1490 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1490 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 1490 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 1500 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 1505 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1510 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 1514 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 1519 B Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) ........................................................... 1526 C Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 1533 A Karl Lamers CDU/CSU................................... 1536 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 1538 C Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 1541 D Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 1543 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 1544 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 1546 B Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1549 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 1551 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 1552 C Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 1554 A Peter Zumkley SPD ......................................... 1555 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU .................... 1555 D Dietrich Austermann CDU/CSU ................. 1556 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 1556 C Paul Breuer CDU/CSU.................................... 1557 C Alfred Hartenbach SPD ................................... 1561 A Hans Jochen Henke CDU/CSU ....................... 1562 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 1563 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 1565 C Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 1566 D Norbert Geis CDU/CSU ...................... 1567 D, 1570 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .............................. 1569 D, 1584 B, 1589 D Dr. Guido Westerwelle F.D.P.............. 1570 B, 1589 B II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ ................................................................. 1571 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1574 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 1576 A Sebastian Edathy SPD.................................. 1578 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1579 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ..................... 1580 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. ................................. 1581 C Ulla Jelpke PDS............................................... 1583 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/ CSU ................................................................. 1585 A Otto Schily, Bundesminister BMI........ 1586 A, 1589 D Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ............................................... 1590 C, 1601 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 1592 D Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 1593 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1594 D Joachim Günther (Plauen) F.D.P. ................... 1596 D Carsten Hübner PDS........................................ 1598 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 1599 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 1601 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der militäri- schen Umsetzung eines Rambouillet- Abkommens für den KOSOVO sowie an NATO-Operationen im Rahmen der Notfalltruppe (Extraction Force) (Drucksache 14/397) .................................. 1559 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnis- se und für Sachen (Drucksache 14/343)... 1559 C c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD, CDU/CSU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag und bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksache 14/401) ....................................................... 1559 C d) Antrag der Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Leip- zig), Margareta Wolf (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Förderung der Luftfahrttechnologie (Drucksache 14/395) .................................. 1559 D Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Zu- ständigkeiten nach dem Sorgerechts- übereinkommens-Ausführungsgesetz (Drucksachen 14/33, 14/338) ..................... 1559 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/98 (Drucksache 14/321).......................... 1560 A c) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 15, 16 und 17 zu Petitionen (Drucksachen 14/322, 14/323, 14/324) ...... 1560 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für den Euro (Zwei- tes Euro-Einführungsgesetz) (Druck- sachen 14/229, 14/406) .............................. 1560 C Nächste Sitzung ............................................... 1603 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 1605 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1489 (A) (C) (B) (D) 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Adelheid Tröscher Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1605 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bartsch, Dietmar PDS 24.2.99 Behrendt, Wolfgang SPD 24.2.99 * Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24.2.99 Diemers, Renate CDU/CSU 24.2.99 Ehlert, Heidemarie PDS 24.2.99 Erler, Gernot SPD 24.2.99 Frick, Gisela F.D.P 24.2.99 Fuchs (Köln), Anke SPD 24.2.99 Großmann, Achim SPD 24.2.99 Haack (Extertal), Karl-Hermann SPD 24.2.99 Hartnagel, Anke SPD 24.2.99 Hasenfratz, Klaus SPD 24.2.99 Hempelmann, Rolf SPD 24.2.99 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 24.2.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.2.99 Mascher, Ulrike SPD 24.2.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 24.2.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 24.2.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.2.99 Rupprecht, Marlene SPD 24.2.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 24.2.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 24.2.99 Dr. Sonntag-Wolgast, Cornelie SPD 24.2.99 Verheugen, Günter SPD 24.2.99 Willner, Gert CDU/CSU 24.2.99 Wohlleben, Verena SPD 24.2.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 24.2.99 ––––––––––– * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Antje Hermenau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Schmu-
    de, haben Sie einen Zwillingsbruder? Die Zeiten ändern
    sich; wir ändern uns in ihnen. Das will ich Ihnen zubilli-
    gen. Aber heute haben Sie mich einigermaßen verblüf-
    fen können. Aber zumindest weiß ich jetzt aus Ihrer Re-
    de, was Sie in den nächsten zehn Monaten zu machen
    gedenken. Sie bewegen sich auf der Suche nach den
    Schnupperpreisen, den 124 Millionen DM, die Sie ir-
    gendwo versteckt vermuten. Aber reden wir über diesen
    Etat. Ich gehe auf bestimmte Punkte, die Sie gebracht
    haben, gerne ein.

    In den letzten Jahren ist das Bemühen darum, in der
    schwierigen Lebenswelt vieler Bürger in diesem Lande
    Verständnis dafür zu finden und um Verständnis dafür
    zu werben, wie wichtig die entwicklungspolitische Zu-
    sammenarbeit ist, von Ihnen kontinuierlich verachtet
    worden. Sie haben sich dem nicht gestellt, obwohl das

    Michael von Schmude






    (A) (C)



    (B) (D)


    Aufkommen an Spenden aus privaten Vermögen der
    Bürgerinnen und Bürger eine Ermutigung dargestellt
    hätte, diese Debatte offensiv und nicht defensiv zu füh-
    ren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)


    Reden wir über die Erblasten dieses Etats. Ich bin Ih-
    nen, Herr Kollege von Schmude, übrigens dankbar da-
    für, daß Sie selbst auf eine ganze Reihe von schwierigen
    Verhaltensweisen des vorigen Finanzministers aufmerk-
    sam gemacht haben, die in dieser Deutlichkeit von Ihrer
    Fraktion bisher noch nie zur Sprache gebracht worden
    sind.

    Sprechen wir zum Beispiel über das Verhältnis von
    multilateraler und bilateraler Zusammenarbeit. In
    den letzten Jahren bestand, von Ihnen konservativ-
    politisch vorgeschlagen, die Tendenz, mehr und mehr
    aus der multilateralen in die bilaterale Zusammenarbeit
    zu wechseln, weil die Kontrolle besser ist, und zwar in
    doppelter Weise. Auf der einen Seite sei es uns so
    möglich, die europäischen Partner unter Kontrolle zu
    halten, die das Geld sowieso nur verschlampten; auf
    der anderen Seite sei in der bilateralen Zusammenar-
    beit die Kontrolle über die Empfängerländer besser.
    Die Frage ist, wohin dieser Standpunkt führt. Er hat si-
    cherlich auf der einen Seite dazu geführt, daß wir eine
    Reihe von finanzpolitischen Instrumenten in der bilate-
    ralen Zusammenarbeit verschärfen und präzisieren
    konnten; das halte ich für gelungen. Er hat aber auf der
    anderen Seite dazu geführt, daß wir uns aus unserer
    europäischen Verantwortung in der multilateralen Zu-
    sammenarbeit verabschiedet haben, und zwar, wenn
    Sie mich fragen, mehr aus Knauserigkeit als aus politi-
    schen Gründen.

    Jetzt ist eine Pendelbewegung nötig. Oder hat sich
    Deutschland aus der Debatte in der Europäischen Union
    verabschiedet, als man für die Währungsunion gesorgt
    hatte? Hat man gesagt, jetzt mag Europa werden, wie es
    will; wir nehmen nicht mehr gestaltend an den Debatten
    in Europa teil? – Doch wie wollen wir an der Gestaltung
    der Debatten teilnehmen, wenn wir uns weigern, unsere
    Pflichtbeiträge zu zahlen? Dieser Zusammenhang muß
    hergestellt werden. Es war ziemlich wohlfeil, im Wahl-
    kampf zu behaupten, jetzt werde alles anders, man wer-
    de jetzt die multilaterale Hilfe aufstocken; selbst die
    Konservativen haben das gesagt.

    Die 75 Millionen DM, die jetzt für UNDP vorgese-
    hen sind, sind eine der traurigen Erblasten dieses Etats.


    (Klaus-Jürgen Hedrich [CDU/CSU]: Das hätten Sie doch korrigieren können!)


    Ich denke, es ist möglich, noch einmal daran zu arbeiten.
    Wir werden sehen, wie die Haushaltsberatungen im
    Parlament verlaufen. Ich halte es nicht für ausgeschlos-
    sen, daß wir da noch Verbesserungen erreichen.

    Aber ich möchte auf eines hinweisen: Es wird immer
    wieder versucht, einen Konflikt zwischen denjenigen,
    die als entwicklungspolitische Fachpolitiker gelten, und
    denjenigen, die als haushaltspolitische Fachpolitiker

    gelten, herzustellen. Damit möchte ich konstruktiv auf-
    räumen. Ich halte das für falsch.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wenn es den Finanzpolitikern nicht gelingt, entwick-
    lungspolitische Schwerpunktsetzungen zu verstehen, es
    aber andererseits den Entwicklungspolitikern nicht ge-
    lingt, sich mit der finanzpolitischen Verantwortung für
    das Ganze auseinanderzusetzen, dann werden wir weiter
    große Reibungsverluste in der parlamentarischen Arbeit
    haben. Aber es geht auch anders, und ich hoffe, daß das
    in den Beratungen des 99er Haushaltes spürbar zu wer-
    den beginnt. Ich hoffe sehr, daß angesichts der schwieri-
    gen strukturellen Veränderungen, die wir in den näch-
    sten vier Jahren gerade in diesem Etat vornehmen müs-
    sen, die Zusammenarbeit fruchtbar verläuft.

    Da sind wir wieder bei den Erblasten aus dem alten
    Etat. Denken wir zum Beispiel an die Pipeline bei den
    Verpflichtungsermächtigungen. Da kann man hier
    natürlich groß vom Leder ziehen und sagen: Dieser und
    jener Baransatz fehlt; da und dort müßten noch 10 Mil-
    lionen DM hinzugefügt werden. Sie selber, Herr Kollege
    von Schmude, wissen, wie sich die Abwärtsschraube der
    Verpflichtungsermächtigungen in den letzten Jahren ge-
    dreht hat.

    Für diejenigen, die nicht wissen, was eine Verpflich-
    tungsermächtigung ist: Das ist das Vorhaben einer Geld-
    ausgabe für das nächste und das übernächste Jahr. Man
    verpflichtet sich sozusagen, in den Folgejahren soundso
    viel für etwas auszugeben. Die Höhe dieser Verpflich-
    tungsermächtigungen wurde immer weiter herunterge-
    schraubt. Dann waren im folgenden Jahr auch weniger
    Barmittel eingestellt worden, weil ja die Höhe der Ver-
    pflichtungsermächtigung geringer war, und dann hat
    sich die Schraube immer weiter nach unten gedreht.

    Mit dieser sehr linearen, sehr einfachen und wenig
    konfliktfähigen Haushaltstitelverwaltung, mit einem
    Etat, der jahrelang an einem Tropf gehangen hat, trauen
    Sie sich jetzt hier in die Debatte und versuchen, uns die
    schwierigen Bemühungen, diesen Etat strukturell wieder
    lebensfähig und nachhaltig zu machen, vor die Füße zu
    werfen. Sie bemühen sich überhaupt nicht, sich an einer
    Verbesserung konstruktiv zu beteiligen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Sich über ein unerwartetes Problem wie die STA-
    BEX-Beiträge herzumachen, das ist schon frech und
    braucht eine gewisse Chuzpe. Sie wissen ganz genau,
    daß diese Beiträge in den letzten Jahren nicht abgefor-
    dert wurden und daß sie zum Wohl des Gesamthaushal-
    tes, aber nicht zum Wohl des BMZ verwendet worden
    sind. Insofern ist in der Sache durchaus eine Bringschuld
    des Gesamthaushaltes festzustellen.

    Die Frage, was machbar ist, müssen wir aber im De-
    tail besprechen. Ich werbe in dieser Diskussion dafür,
    daß wir sehr konstruktiv versuchen, die strukturellen
    Defizite, die Sie über Jahre aufgehäuft haben, Schritt für

    Antje Hermenau






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Schritt und Jahr für Jahr abzubauen und diesen Haushalt
    lebensfähiger zu machen. Ich weiß, daß es in der ent-
    wicklungspolitischen Gemeinde eine große Ungläubig-
    keit darüber gibt, ob das ernstgemeint sein kann. Sie
    schüren das auch noch auf verantwortungslose Art.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Ich bin der Meinung: Wenn wir es jetzt nicht schaf-
    fen, diesen Haushalt nachhaltig und strukturbildend zu
    gestalten, dann verpassen wir wirklich die Chance, die
    die entwicklungspolitische Zusammenarbeit auch für
    Deutschland verheißt.

    An dieser Stelle möchte ich auf die Instrumente ein-
    gehen, die wir zur Verfügung haben. Es gibt ja – das ist
    zu Recht so festgestellt worden – zwei gegenläufige
    Entwicklungen: Die eine betrifft Länder, deren Situation
    sich wirtschaftlich deutlich verbessert und die zu
    Schwellenländern werden und mehr und mehr ohne un-
    sere Unterstützung auskommen oder andere Formen un-
    serer Unterstützung, die durch mehr Eigenverantwor-
    tung gekennzeichnet sind, in Anspruch nehmen können.
    Die andere betrifft die Länder, die aus der Verschul-
    dungsfalle nicht herauskommen und noch mehr verar-
    men. Diese beiden Tendenzen sind vorhanden. Zur Un-
    terstützung dieser Länder gibt es Instrumente, wobei wir
    es jetzt in Angriff nehmen müssen, diese Instrumente zu
    modernisieren, zu verfeinern und zu differenzieren.

    Sprechen wir über die finanzielle Zusammenarbeit.
    Wir sollten die Möglichkeiten der finanziellen Zusam-
    menarbeit – das sage ich hier in aller Klarheit – berei-
    chern und erweitern. Denn die kärglichen Möglichkeiten
    des Bundesetats werden auf Dauer nicht ausreichend
    sein. Ich stehe für eine konstruktive Debatte über eine
    Verbundfinanzierung bereit. Ich bin der Meinung, daß
    wir im Bereich der finanziellen Zusammenarbeit mit
    Schwellenländern dieses Mittel durchaus deutlich stär-
    ker ausschöpfen können, als dies in den letzten Jahren
    geschehen ist.

    Ich bitte darum, daß wir uns nicht mehr mit einer ge-
    wissen falschen Scham dahinter verstecken, um Gottes
    willen keine wirtschaftlichen Interessen mit der Ent-
    wicklungszusammenarbeit verbinden zu wollen. Ich fin-
    de, es ist Zeit für eine neue Ehrlichkeit, die darin be-
    steht, daß man zugibt: Es gibt Länder, bei denen wir von
    christlicher Nächstenliebe und menschlicher Solidarität
    sprechen. Da wird es sicherlich ein Unding sein, von
    wirtschaftlichen Interessen zu sprechen. Aber es gibt
    auch Schwellenländer, wo gemeinsame wirtschaftliche
    Interessen auch gemeinsam wahrgenommen und ausge-
    handelt werden können.


    (Klaus-Jürgen Hedrich [CDU/CSU]: Sehr gut!)


    Diese Debatte werden wir in den nächsten Jahren füh-
    ren. Denn wenn es uns gelingt, die finanzielle Zusam-
    menarbeit mehr und mehr in den wirtschaftlichen Sektor
    einzufügen, dann haben wir wieder Luft für eine Stabili-
    sierung der technischen Zusammenarbeit. Die, glaube
    ich, ist dringend geboten. Wir müssen die technische

    Zusammenarbeit stabilisieren. Das soll in den nächsten
    vier Jahren der Trend sein.

    Ich möchte folgendes zum Schuldenerlaß, der hier
    von konservativer Seite kritisiert worden ist, sagen: Wie
    können wir denn den in Deutschland entwickelten Maß-
    stab der Haushaltssanierung, der darin besteht, nach und
    nach die Verschuldung abzubauen – wir haben deutlich
    gesagt, daß das eines unserer wichtigsten Ziele ist; denn
    wir denken auch an unsere Kinder und an die Nachhal-
    tigkeit auf diesem Gebiet –, nicht auf die Entwicklungs-
    länder übertragen, indem wir ihnen zumuten, neue Gel-
    der aufzunehmen und uns die Zinsen für ihre Schulden
    bei uns zu zahlen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich möchte noch auf ein letztes Beispiel eingehen:
    Vielleicht wissen die einen oder anderen, daß die Öko-
    bank ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert hat. Wenn es
    etwas gibt, was wir aus dem zehnjährigen Bestehen der
    Ökobank lernen können, dann ist es das, daß man nicht
    unbedingt auf eine Rendite verzichten muß. Wir spre-
    chen nicht immer nur vom „Gutmenschentum“, wie Sie
    es immer diffamieren. Vielleicht könnte man sich ja auf-
    raffen, zugunsten ökologischer und sozialer Ziele auf die
    höchstmögliche Rendite zu verzichten.

    Danke schön.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat der Kollege Joachim Günther von
der F.D.P.-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Günther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit großem
    Interesse habe ich in unserer ersten Ausschußsitzung als
    Neuer in diesem Ausschuß Ihre Ausführungen, Frau
    Ministerin, verfolgt, und ich habe mir gesagt: Donner-
    wetter, jetzt versucht sie, aus dem BMZ wieder ein rich-
    tiges Ministerium zu machen, das heißt, wirtschaftliche
    Zusammenarbeit und Entwicklungspolitik sollen nicht
    als notwendiges Übel betrachtet werden. So haben Sie
    das dargestellt.

    Ihre Hauptpunkte waren, die Entwicklungspolitik
    müsse in den Kernbereich von Politik gestellt und dort
    verankert werden; es gehe um die Bündelung der ent-
    wicklungspolitischen Aufgaben – die Federführung bei
    den Verhandlungen von Lomé soll also beim BMZ lie-
    gen; das soll auch für den gesamten Bereich der Trans-
    form-Programme für Osteuropa gelten –, und andere
    Teilbereiche, die verstreut in anderen Ministerien ange-
    siedelt sind, wollen Sie zurückholen. Gemessen an den
    guten Absichten, ist der Haushaltsansatz mit seiner Stei-
    gerung um 1,8 Prozent – wenn ich das, was Herr von
    Schmude gesagt habe, hinzunehme, muß ich sagen, daß
    dieser Haushaltsansatz unter dem des letzten Jahres

    Antje Hermenau






    (A) (C)



    (B) (D)


    bleibt – noch nicht ein Ergebnis, das diesen ersten An-
    kündigungen entspricht.


    (Zuruf von der SPD: Das ist ja Quatsch! – Gegenruf von der CDU/CSU: Rechnet euch nicht reich!)


    Ich weiß ja auch, wie schwierig solche Verteilungs-
    kämpfe sind. Aber daß die Entwicklungszusammen-
    arbeit in dem vom Bundespresseamt herausgegebenen
    Arbeitsprogramm der Bundesregierung für 1999 mit
    überhaupt keinem Wort erwähnt wird, das finde ich
    schon bedenklich. Wir möchten Sie dabei unterstützen,
    wenn Sie Ihr Ressort wieder im Kernbereich von Politik
    verankern wollen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Es gibt aber auch Festlegungen Ihrer Regierung,

    deren Interpretation mir größte Schwierigkeiten bereitet.
    So sprechen Sie von einer Aufwertung der Entwick-
    lungspolitik zu einer globalen Strukturpolitik, und
    gleichzeitig lassen Sie die zur Wahrnehmung dieser
    Aufgaben zur Verfügung stehenden Planstellen zum
    31. Dezember 2000 entfallen. Das ist eigentlich un-
    glaubwürdig. Wenn jetzt auch noch der deutsche Beitrag
    zum UN-Entwicklungsprogramm – Sie haben es zwar
    vorhin mit Altlasten begründet – um 25 Prozent gekürzt
    wird, dann steht das eigentlich im Widerspruch zu Ihrem
    Koalitionsvertrag,


    (Beifall bei der F.D.P.)

    in dem eine eindeutige Stärkung des UN-Entwick-
    lungsprogramms angekündigt wird. Abgesehen davon,
    daß hierdurch das Ansehen Deutschlands als eines zu-
    verlässigen Partners der Entwicklungsländer geschädigt
    wird, wäre die Kürzung auch entwicklungssystematisch
    ein Fehler.

    Daß international koordinierte Entwicklungshilfe ef-
    fizienter ist als eine Vielzahl von bilateralen Ansätzen,
    ist eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der letzten Zeit,
    und deshalb wäre nicht eine Streichung, sondern eine
    Erhöhung des deutschen Beitrags – Sie haben davon ge-
    sprochen, daß Sie das pro Jahr um 100 Millionen DM
    aufstocken wollen, wenn ich Sie richtig verstanden habe
    – ein Gebot der Stunde. Darüber hinaus ist offensichtlich
    übersehen worden, daß Sie mit diesen Kürzungsplänen
    auch das in Bonn angesiedelte UN-Freiwilligenpro-
    gramm, eine Unterorganisation des UNDP, indirekt
    treffen.

    Im übrigen wäre die Bundesregierung gut beraten,
    wenn sie ihre Koordinierungsrolle im Rahmen der deut-
    schen EU-Präsidentschaft bei den Verhandlungen über
    die zukünftige Entwicklungszusammenarbeit der Euro-
    päischen Union mit den AKP-Ländern nicht durch Kür-
    zungen belasten würde.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Unsere Partner erwarten, daß von der deutschen EU-
    Präsidentschaft entscheidende Impulse für die laufenden
    Verhandlungen ausgehen. Bisher sind noch keine klaren
    Standpunkte erkennbar,


    (Beifall bei der F.D.P.)


    und wir müssen die Gestaltung einer zukünftigen euro-
    päischen Entwicklungspolitik deutlicher erkennbar wer-
    den lassen.

    Dem von Außenminister Fischer bei der EU/AKP-
    Ministerkonferenz am 8. Februar 1999 in Dakar ange-
    kündigten neuen Schub für die Verhandlungen müssen
    jetzt Taten folgen. Sie haben gesagt: bis Jahresende. Das
    heißt, wir brauchen ein umfassendes Reformkonzept,
    das durch die deutsche EU-Präsidentschaft unterstützt
    wird.

    Neben der Armutsbekämpfung sollte dabei vor allem
    der Stärkung der Eigeninitiative Vorrang eingeräumt
    werden. Voraussetzung hierfür sind rechtsstaatliche
    Rahmenbedingungen, Wettbewerb, Privatisierungen, die
    wirksame Bekämpfung von Korruption und die Her-
    stellung von Bedingungen für einen freien Handel. Sie
    haben gesagt, daß verantwortungsvolle Staatsführung
    ein wichtiges Thema der nächsten Zeit ist. Das ist rich-
    tig; denn verantwortungsvolle Staatsführung, Eigen-
    initiative und freier Handel haben im Endeffekt für die
    dritte Welt eine viel größere Bedeutung als die gesamte
    öffentliche Entwicklungshilfe. Die F.D.P.-Fraktion wird
    daher einen eigenen Antrag zur europäischen Entwick-
    lungspolitik einbringen. Im Mittelpunkt stehen dabei die
    Stärkung der Eigenverantwortlichkeit, die Rechtsstaat-
    lichkeit und eine marktwirtschaftlich orientierte Wirt-
    schafts- und Handelspolitik.

    Aus den vier Jahrzehnten der Entwicklungspolitik
    haben wir gelernt, daß reine Ressorttransfers und neue
    Verteilungsmechanismen das Ziel einer nachhaltigen
    Entwicklung eher behindern. Die zur Verfügung stehen-
    den Mittel müssen vorrangig zur Förderung von nach-
    haltiger Eigeninitiative eingesetzt werden. Staatliche
    Entwicklungspolitik sollte in ihrer Rahmenplanung ne-
    ben dem multilateralen Ansatz in erster Linie auf die
    Kooperation mit der Privatwirtschaft setzen.

    Das beachtliche entwicklungspolitische Potential wirt-
    schaftlicher Investitionen muß stärker gefördert werden.
    Es ist selbstverständlich, daß eine so verstandene echte
    wirtschaftliche Zusammenarbeit für beide Seiten von
    Nutzen sein muß. Ebenso selbstverständlich sollte es
    daher sein, daß die finanzielle staatliche Flankierung der
    Zusammenarbeit zumindest dort, wo es möglich ist, mit
    entsprechenden Lieferbindungen verbunden wird.
    Warum zum Beispiel sollten Wasserpumpen für deut-
    sche Bewässerungsprojekte in der Sahelzone nicht auch
    in Deutschland gekauft werden? Für unsere britischen
    und französischen Partner ist es eine Selbstverständlich-
    keit, daß der Einsatz derartiger Mittel auch der heimi-
    schen Wirtschaft zugute kommt.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    In Zeiten knapper Kassen gilt es, über die Entwick-

    lungspolitik generell nachzudenken. 60 Prozent der
    Weltwirtschaftshilfe kommen aus Europa. Um es aus
    meiner Sicht zu sagen: Jeder kocht sein eigenes Süpp-
    chen. Die EU vergibt Projekte – es erfolgt lediglich ein
    kritisches Abnicken durch die Staatssekretärsrunde –,
    die Länder machen Einzelprojekte, und zur Freude vie-
    ler, die sich auf diesem Gebiet schon kennen, trifft man
    sich irgendwo im Urwald wieder.

    Joachim Günther (Plauen)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Die F.D.P. möchte Sie, Frau Ministerin, auffordern,
    die gegenwärtige Krise der EU-Kommission zu nutzen,
    um für eine Neuordnung der Verhältnisse zwischen den
    EU-Staaten und in der EU selbst zu sorgen. Wir brau-
    chen eine klare Arbeitsteilung, die aufeinander richtig
    abgestimmt ist. Nicht über mehr finanzielle Mittel ist
    mehr Einfluß zu erreichen, sondern durch politische
    Entscheidungen. Man muß einmal den Mut haben, Posi-
    tionen in Weltbank, regionalen Entwicklungsbanken
    und anderen Entscheidungsgremien verstärkt mit deut-
    schem Personal zu bestücken bzw. dies zumindest zu
    versuchen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Zusammengefaßt kann ich sagen, daß der Einzelplan 23

    noch nicht alle Möglichkeiten einer effektiven Ent-
    wicklungshilfe aufzeigt. Aber wir sichern zumindest un-
    sere Unterstützung zu.

    Danke.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)