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ID1402112900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 I n h a l t : Gedenkworte für den verstorbenen König Hussein von Jordanien .................................. 1489 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Ab- geordneten Adelheid Tröscher, Ilse Schu- mann und Helmut Wieczorek (Duisburg)..... 1489 C Erweiterung der Tagesordnung........................ 1489 D Absetzung des Punktes 2c von der Tagesord- nung ................................................................. 1490 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1490 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1490 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 1490 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 1500 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 1505 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1510 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 1514 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 1519 B Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) ........................................................... 1526 C Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 1533 A Karl Lamers CDU/CSU................................... 1536 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 1538 C Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 1541 D Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 1543 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 1544 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 1546 B Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1549 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 1551 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 1552 C Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 1554 A Peter Zumkley SPD ......................................... 1555 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU .................... 1555 D Dietrich Austermann CDU/CSU ................. 1556 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 1556 C Paul Breuer CDU/CSU.................................... 1557 C Alfred Hartenbach SPD ................................... 1561 A Hans Jochen Henke CDU/CSU ....................... 1562 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 1563 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 1565 C Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 1566 D Norbert Geis CDU/CSU ...................... 1567 D, 1570 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .............................. 1569 D, 1584 B, 1589 D Dr. Guido Westerwelle F.D.P.............. 1570 B, 1589 B II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ ................................................................. 1571 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1574 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 1576 A Sebastian Edathy SPD.................................. 1578 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1579 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ..................... 1580 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. ................................. 1581 C Ulla Jelpke PDS............................................... 1583 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/ CSU ................................................................. 1585 A Otto Schily, Bundesminister BMI........ 1586 A, 1589 D Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ............................................... 1590 C, 1601 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 1592 D Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 1593 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1594 D Joachim Günther (Plauen) F.D.P. ................... 1596 D Carsten Hübner PDS........................................ 1598 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 1599 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 1601 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der militäri- schen Umsetzung eines Rambouillet- Abkommens für den KOSOVO sowie an NATO-Operationen im Rahmen der Notfalltruppe (Extraction Force) (Drucksache 14/397) .................................. 1559 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnis- se und für Sachen (Drucksache 14/343)... 1559 C c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD, CDU/CSU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag und bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksache 14/401) ....................................................... 1559 C d) Antrag der Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Leip- zig), Margareta Wolf (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Förderung der Luftfahrttechnologie (Drucksache 14/395) .................................. 1559 D Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Zu- ständigkeiten nach dem Sorgerechts- übereinkommens-Ausführungsgesetz (Drucksachen 14/33, 14/338) ..................... 1559 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/98 (Drucksache 14/321).......................... 1560 A c) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 15, 16 und 17 zu Petitionen (Drucksachen 14/322, 14/323, 14/324) ...... 1560 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für den Euro (Zwei- tes Euro-Einführungsgesetz) (Druck- sachen 14/229, 14/406) .............................. 1560 C Nächste Sitzung ............................................... 1603 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 1605 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1489 (A) (C) (B) (D) 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Adelheid Tröscher Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1605 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bartsch, Dietmar PDS 24.2.99 Behrendt, Wolfgang SPD 24.2.99 * Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24.2.99 Diemers, Renate CDU/CSU 24.2.99 Ehlert, Heidemarie PDS 24.2.99 Erler, Gernot SPD 24.2.99 Frick, Gisela F.D.P 24.2.99 Fuchs (Köln), Anke SPD 24.2.99 Großmann, Achim SPD 24.2.99 Haack (Extertal), Karl-Hermann SPD 24.2.99 Hartnagel, Anke SPD 24.2.99 Hasenfratz, Klaus SPD 24.2.99 Hempelmann, Rolf SPD 24.2.99 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 24.2.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.2.99 Mascher, Ulrike SPD 24.2.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 24.2.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 24.2.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.2.99 Rupprecht, Marlene SPD 24.2.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 24.2.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 24.2.99 Dr. Sonntag-Wolgast, Cornelie SPD 24.2.99 Verheugen, Günter SPD 24.2.99 Willner, Gert CDU/CSU 24.2.99 Wohlleben, Verena SPD 24.2.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 24.2.99 ––––––––––– * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael von Schmude


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich komme
    noch zu den Deckungsvorschlägen. Trotzdem bin ich
    Ihnen für diese Zwischenfrage dankbar. Lieber Herr
    Kollege Schuster, ich werde noch darauf hinweisen, wo
    wir Möglichkeiten sehen, durch Umschichtungen diesen
    Haushalt mit Substanz anzureichern, und wo wir zu
    mehr Haushaltswahrheit beitragen können, als dies bis-
    her der Fall ist.

    Wir haben ferner festzustellen, daß der Bundesfi-
    nanzminister vollmundig angekündigt hat, den Schat-
    tenhaushalt, nämlich die Erlöse durch den Verkauf von
    Forderungen, aus dem Einzelplan 23 zu entfernen. Er
    weist aber nirgendwo in seinem Haushalt aus – weder
    im Einzelplan 32 noch im Einzelplan 60 –, wo der Erlös
    aus diesen Forderungsverkäufen bleibt. Er steckt den
    Betrag von 124 Millionen DM irgendwo in seinen gro-
    ßen Haushalt, ohne ihn auszuweisen. Dieses Vorgehen
    ist nicht seriös. Sie haben sich auch in diesem Punkt,
    Frau Ministerin, vom BMF über den Tisch ziehen las-
    sen.

    Wir haben im vorigen Jahr gehört, daß das Volumen
    der Entwicklungshilfe weniger als ein Drittel der Ein-
    nahmen aus der Tabaksteuer ausmacht. Ich stelle fest,
    daß das Verhältnis in diesem Jahr noch schlechter wird.
    Wir haben ein Minus von 1,3 Prozent gegenüber den
    Entwicklungshilfeleistungen, die tatsächlich im Jahre
    1998 geleistet wurden. Wenn Sie sich die Steigerungs-
    rate in der Finanzplanung ansehen, dann werden Sie
    feststellen, daß die Entwicklung noch düsterer wird. Der
    Etat wird im Jahr 2000 nämlich nochmals um 1,6 Pro-
    zent zurückgehen. Nein, es geht nicht aufwärts, wie Sie
    gesagt haben, sondern abwärts.

    Abwärts geht es auch auf Grund der Wechselkurse.
    Sie haben im Haushalt mit einem Wechselkurs gegen-
    über dem Dollar von 1,6695 DM kalkuliert. Sie müssen
    heute schon 30 Millionen DM vom Bundesfinanzmi-
    nister nachfordern, damit Sie nicht an die Substanz her-
    angehen müssen, um die Differenz auf Grund des tat-
    sächlichen Wechselkurses auszugleichen. Ich hoffe, daß
    die Oppositionserfahrung bei einigen Kolleginnen und
    Kollegen noch ausreicht, um sich dafür einzusetzen.

    Ich habe den Eindruck, daß der Bundesfinanzminister
    diesen Haushalt als eine Art Reservekasse betrachtet, die
    man noch kräftig anzapfen kann. Er rechnet nämlich
    folgendermaßen: Die Einnahmen aus Zinsen und Til-
    gung lagen im letzten Jahr rund 500 Millionen DM hö-
    her als der mit 1,742 Milliarden DM veranschlagte Be-
    trag. Was soll das? Ein mehrjähriger Vergleich zeigt,
    daß hier ganz andere Summen anzusetzen sind. Wir
    werden da auf eine Korrektur drängen.

    Das gleiche gilt für den Verkauf von Forderungen.
    Wir wollen, daß diese Mehreinnahmen wieder voll dem
    Einzelplan 23 zugute kommen, Herr Dr. Schuster, und
    nicht nebulös irgendwo im großen Wust des Bundesfi-
    nanzministers verschwinden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Klärungsbedürftig ist auch die Tatsache, daß Sie sich

    auf der einen Seite über fehlende Stellen in Ihrem Hause
    beklagen, auf der anderen Seite aber Personalkosten-
    steigerungen von 4,3 Prozent ausweisen. Gleichzeitig
    gibt es aber eine Stellenkürzung von 1,5 Prozent, und es
    soll eine Lohnnebenkostensenkung auf breiter Basis er-
    folgen. Wir werden diesen Punkt noch besonders unter-
    suchen.

    Von großer Bedeutung sind die FZ und die TZ. Wir
    hatten bei der FZ 1998 ein Ergebnis von 2,533 Milliar-

    Michael von Schmude






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    den DM. Jetzt wollen Sie nur noch 2,289 Milliarden DM
    ansetzen. Das ist nicht zu akzeptieren.

    Für die nächsten Jahre wollen Sie außerdem auf
    1,5 Milliarden DM Forderungen verzichten.

    Vorrangig sollte nach meiner Meinung von dem In-
    strument der Umwandlung von Schulden in nationale
    Maßnahmen zur Armutsbekämpfung usw. Gebrauch
    gemacht werden. Hier haben wir gesehen, daß die hier-
    für bereitgestellten 210 Millionen DM erstmalig 1998
    fast voll ausgeschöpft wurden. Sie haben unsere Unter-
    stützung, wenn es darum geht, diesen Titel auszuweiten;
    da sind wir dabei.

    Die Mittel für die Technische Zusammenarbeit sind
    leicht erhöht worden, aber auch hier besteht eine Täu-
    schung. Wir haben jetzt 1,165 Milliarden DM; 1998 wa-
    ren es tatsächlich 1,151 Milliarden DM. Wir wollen, daß
    dieser Titel aufgestockt wird. Ich werde dazu noch einen
    Deckungsvorschlag machen.

    Die Verbundfinanzierung ist um 500 Millionen DM
    erhöht worden. Das begrüßen wir, aber das haben wir
    bereits im eigenen Regierungsentwurf so vorgesehen.

    Nun komme ich zu den europäischen Zahlungen.
    Diese Bundesregierung sagt immer: Wir zahlen zuviel
    an Europa. Ja, wir zahlen zuviel an Europa; wir zahlen
    auch jetzt zuviel. Die STABEX-Beiträge sind noch gar
    nicht fällig, aber sie werden voreilig zurückgeführt. Ihr
    eigener Staatssekretär legt den Berichterstattern ein Pa-
    pier auf den Tisch, nach dem man auch ganz anders ver-
    fahren könnte. Ich könnte Ihnen das im einzelnen vor-
    tragen, aber mir fehlt hier die Zeit. Er sagt, man könne
    beispielsweise in diesem Jahr 75 Millionen DM oder
    noch weniger zurückführen. Wir haben hier keinen
    Handlungszwang, so schnell zu reagieren.

    Ich sage Ihnen auch: Die Mittel für die Programme
    des EEF sind viel zu hoch veranschlagt. 1998 hatten wir
    sie 12 Millionen DM zu hoch, 1997 238 Millionen DM
    zu hoch und 1996 sogar 420 Millionen DM zu hoch ver-
    anschlagt. Vor dem Hintergrund der schleppenden Pro-
    grammittelumsetzung in Brüssel werden wir Kürzungen
    in diesem Titel zugunsten der FZ und der TZ sowie zu-
    gunsten von UNDP fordern.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Skandalös ist die Tatsache, daß Brüssel jetzt von uns

    STABEX-Beiträge zurückgezahlt bekommt, für deren
    Stundung wir allerdings Zinsen zahlen müssen.


    (Bundesministerin Heidemarie WieczorekZeul: So ist es!)


    Aber die Europäische Union braucht dieses Geld gar
    nicht. Sie legt es bei den Banken als Termingeld an. Das
    muß dem deutschen Steuerzahler einmal vermittelt wer-
    den.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. R. Werner Schuster [SPD])


    Da bin ich der Meinung, Sie sollten Ihren Kanzler auf-
    fordern, hier als EU-Ratspräsident für Abhilfe zu sorgen.

    Ich sage Ihnen ebenfalls, daß beim EEF-Titel nicht
    sauber gearbeitet wurde, auch seitens des BMF. Hier
    wird als Wechselkurs jetzt der offizielle Euro-Kurs von
    1,95583 zugrunde gelegt. Die alte Bundesregierung
    mußte noch schätzen. Sie hat ihn mit 1,97632 geschätzt.
    Aber an der Gesamtsumme hat sich im Entwurf nichts
    geändert. Das heißt, Sie haben jetzt 10 Millionen DM
    Luft in diesem Titel. Diese muß abgelassen werden.
    Entweder macht das der Finanzminister, oder wir sorgen
    gemeinsam dafür, daß das Geld dem Haus durch Um-
    schichtung erhalten bleibt. Ich bin dabei.

    Unzureichend ist natürlich auch der Ansatz für die
    Expo. Sie haben hier nur 30 Millionen DM vorgesehen,
    aber 45 Millionen DM müßten es sein. Darüber hinaus
    legt die Bundesregierung fest, daß es für die Expo keine
    Verpflichtungsermächtigung geben soll. Wir haben aber
    eine Bundesbürgschaft beschlossen, und es ist so gut wie
    sicher, daß diese Bürgschaft in Anspruch genommen
    werden muß. Wir lassen das durch den Rechnungshof
    und auch durch andere prüfen. Hier liegt ein Verstoß
    gegen geltendes Haushaltsrecht vor. Wenn erkannt wird,
    daß eine Bürgschaft gefährdet ist, muß eine Verpflich-
    tungsermächtigung ausgebracht werden.

    Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß wir dies so
    nicht hinnehmen können.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Haushalt hat
    versteckte und offenkundige Mängel. Neue Akzente sind
    kaum erkennbar. Der Wille zum Sparen ist ebensowenig
    zu spüren wie das Ausnutzen von Möglichkeiten, den
    Einzelplan effizienter und effektiver zu machen. Eine
    negative Signalwirkung geht von diesem Haushalt für
    die deutsche Entwicklungshilfe aus.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Emil Schnell [SPD]: Das kann doch nicht wohl wahr sein!)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächste Rednerin hat die Kollegin Antje Hermenau von
Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Antje Hermenau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Schmu-
    de, haben Sie einen Zwillingsbruder? Die Zeiten ändern
    sich; wir ändern uns in ihnen. Das will ich Ihnen zubilli-
    gen. Aber heute haben Sie mich einigermaßen verblüf-
    fen können. Aber zumindest weiß ich jetzt aus Ihrer Re-
    de, was Sie in den nächsten zehn Monaten zu machen
    gedenken. Sie bewegen sich auf der Suche nach den
    Schnupperpreisen, den 124 Millionen DM, die Sie ir-
    gendwo versteckt vermuten. Aber reden wir über diesen
    Etat. Ich gehe auf bestimmte Punkte, die Sie gebracht
    haben, gerne ein.

    In den letzten Jahren ist das Bemühen darum, in der
    schwierigen Lebenswelt vieler Bürger in diesem Lande
    Verständnis dafür zu finden und um Verständnis dafür
    zu werben, wie wichtig die entwicklungspolitische Zu-
    sammenarbeit ist, von Ihnen kontinuierlich verachtet
    worden. Sie haben sich dem nicht gestellt, obwohl das

    Michael von Schmude






    (A) (C)



    (B) (D)


    Aufkommen an Spenden aus privaten Vermögen der
    Bürgerinnen und Bürger eine Ermutigung dargestellt
    hätte, diese Debatte offensiv und nicht defensiv zu füh-
    ren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)


    Reden wir über die Erblasten dieses Etats. Ich bin Ih-
    nen, Herr Kollege von Schmude, übrigens dankbar da-
    für, daß Sie selbst auf eine ganze Reihe von schwierigen
    Verhaltensweisen des vorigen Finanzministers aufmerk-
    sam gemacht haben, die in dieser Deutlichkeit von Ihrer
    Fraktion bisher noch nie zur Sprache gebracht worden
    sind.

    Sprechen wir zum Beispiel über das Verhältnis von
    multilateraler und bilateraler Zusammenarbeit. In
    den letzten Jahren bestand, von Ihnen konservativ-
    politisch vorgeschlagen, die Tendenz, mehr und mehr
    aus der multilateralen in die bilaterale Zusammenarbeit
    zu wechseln, weil die Kontrolle besser ist, und zwar in
    doppelter Weise. Auf der einen Seite sei es uns so
    möglich, die europäischen Partner unter Kontrolle zu
    halten, die das Geld sowieso nur verschlampten; auf
    der anderen Seite sei in der bilateralen Zusammenar-
    beit die Kontrolle über die Empfängerländer besser.
    Die Frage ist, wohin dieser Standpunkt führt. Er hat si-
    cherlich auf der einen Seite dazu geführt, daß wir eine
    Reihe von finanzpolitischen Instrumenten in der bilate-
    ralen Zusammenarbeit verschärfen und präzisieren
    konnten; das halte ich für gelungen. Er hat aber auf der
    anderen Seite dazu geführt, daß wir uns aus unserer
    europäischen Verantwortung in der multilateralen Zu-
    sammenarbeit verabschiedet haben, und zwar, wenn
    Sie mich fragen, mehr aus Knauserigkeit als aus politi-
    schen Gründen.

    Jetzt ist eine Pendelbewegung nötig. Oder hat sich
    Deutschland aus der Debatte in der Europäischen Union
    verabschiedet, als man für die Währungsunion gesorgt
    hatte? Hat man gesagt, jetzt mag Europa werden, wie es
    will; wir nehmen nicht mehr gestaltend an den Debatten
    in Europa teil? – Doch wie wollen wir an der Gestaltung
    der Debatten teilnehmen, wenn wir uns weigern, unsere
    Pflichtbeiträge zu zahlen? Dieser Zusammenhang muß
    hergestellt werden. Es war ziemlich wohlfeil, im Wahl-
    kampf zu behaupten, jetzt werde alles anders, man wer-
    de jetzt die multilaterale Hilfe aufstocken; selbst die
    Konservativen haben das gesagt.

    Die 75 Millionen DM, die jetzt für UNDP vorgese-
    hen sind, sind eine der traurigen Erblasten dieses Etats.


    (Klaus-Jürgen Hedrich [CDU/CSU]: Das hätten Sie doch korrigieren können!)


    Ich denke, es ist möglich, noch einmal daran zu arbeiten.
    Wir werden sehen, wie die Haushaltsberatungen im
    Parlament verlaufen. Ich halte es nicht für ausgeschlos-
    sen, daß wir da noch Verbesserungen erreichen.

    Aber ich möchte auf eines hinweisen: Es wird immer
    wieder versucht, einen Konflikt zwischen denjenigen,
    die als entwicklungspolitische Fachpolitiker gelten, und
    denjenigen, die als haushaltspolitische Fachpolitiker

    gelten, herzustellen. Damit möchte ich konstruktiv auf-
    räumen. Ich halte das für falsch.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wenn es den Finanzpolitikern nicht gelingt, entwick-
    lungspolitische Schwerpunktsetzungen zu verstehen, es
    aber andererseits den Entwicklungspolitikern nicht ge-
    lingt, sich mit der finanzpolitischen Verantwortung für
    das Ganze auseinanderzusetzen, dann werden wir weiter
    große Reibungsverluste in der parlamentarischen Arbeit
    haben. Aber es geht auch anders, und ich hoffe, daß das
    in den Beratungen des 99er Haushaltes spürbar zu wer-
    den beginnt. Ich hoffe sehr, daß angesichts der schwieri-
    gen strukturellen Veränderungen, die wir in den näch-
    sten vier Jahren gerade in diesem Etat vornehmen müs-
    sen, die Zusammenarbeit fruchtbar verläuft.

    Da sind wir wieder bei den Erblasten aus dem alten
    Etat. Denken wir zum Beispiel an die Pipeline bei den
    Verpflichtungsermächtigungen. Da kann man hier
    natürlich groß vom Leder ziehen und sagen: Dieser und
    jener Baransatz fehlt; da und dort müßten noch 10 Mil-
    lionen DM hinzugefügt werden. Sie selber, Herr Kollege
    von Schmude, wissen, wie sich die Abwärtsschraube der
    Verpflichtungsermächtigungen in den letzten Jahren ge-
    dreht hat.

    Für diejenigen, die nicht wissen, was eine Verpflich-
    tungsermächtigung ist: Das ist das Vorhaben einer Geld-
    ausgabe für das nächste und das übernächste Jahr. Man
    verpflichtet sich sozusagen, in den Folgejahren soundso
    viel für etwas auszugeben. Die Höhe dieser Verpflich-
    tungsermächtigungen wurde immer weiter herunterge-
    schraubt. Dann waren im folgenden Jahr auch weniger
    Barmittel eingestellt worden, weil ja die Höhe der Ver-
    pflichtungsermächtigung geringer war, und dann hat
    sich die Schraube immer weiter nach unten gedreht.

    Mit dieser sehr linearen, sehr einfachen und wenig
    konfliktfähigen Haushaltstitelverwaltung, mit einem
    Etat, der jahrelang an einem Tropf gehangen hat, trauen
    Sie sich jetzt hier in die Debatte und versuchen, uns die
    schwierigen Bemühungen, diesen Etat strukturell wieder
    lebensfähig und nachhaltig zu machen, vor die Füße zu
    werfen. Sie bemühen sich überhaupt nicht, sich an einer
    Verbesserung konstruktiv zu beteiligen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Sich über ein unerwartetes Problem wie die STA-
    BEX-Beiträge herzumachen, das ist schon frech und
    braucht eine gewisse Chuzpe. Sie wissen ganz genau,
    daß diese Beiträge in den letzten Jahren nicht abgefor-
    dert wurden und daß sie zum Wohl des Gesamthaushal-
    tes, aber nicht zum Wohl des BMZ verwendet worden
    sind. Insofern ist in der Sache durchaus eine Bringschuld
    des Gesamthaushaltes festzustellen.

    Die Frage, was machbar ist, müssen wir aber im De-
    tail besprechen. Ich werbe in dieser Diskussion dafür,
    daß wir sehr konstruktiv versuchen, die strukturellen
    Defizite, die Sie über Jahre aufgehäuft haben, Schritt für

    Antje Hermenau






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Schritt und Jahr für Jahr abzubauen und diesen Haushalt
    lebensfähiger zu machen. Ich weiß, daß es in der ent-
    wicklungspolitischen Gemeinde eine große Ungläubig-
    keit darüber gibt, ob das ernstgemeint sein kann. Sie
    schüren das auch noch auf verantwortungslose Art.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Ich bin der Meinung: Wenn wir es jetzt nicht schaf-
    fen, diesen Haushalt nachhaltig und strukturbildend zu
    gestalten, dann verpassen wir wirklich die Chance, die
    die entwicklungspolitische Zusammenarbeit auch für
    Deutschland verheißt.

    An dieser Stelle möchte ich auf die Instrumente ein-
    gehen, die wir zur Verfügung haben. Es gibt ja – das ist
    zu Recht so festgestellt worden – zwei gegenläufige
    Entwicklungen: Die eine betrifft Länder, deren Situation
    sich wirtschaftlich deutlich verbessert und die zu
    Schwellenländern werden und mehr und mehr ohne un-
    sere Unterstützung auskommen oder andere Formen un-
    serer Unterstützung, die durch mehr Eigenverantwor-
    tung gekennzeichnet sind, in Anspruch nehmen können.
    Die andere betrifft die Länder, die aus der Verschul-
    dungsfalle nicht herauskommen und noch mehr verar-
    men. Diese beiden Tendenzen sind vorhanden. Zur Un-
    terstützung dieser Länder gibt es Instrumente, wobei wir
    es jetzt in Angriff nehmen müssen, diese Instrumente zu
    modernisieren, zu verfeinern und zu differenzieren.

    Sprechen wir über die finanzielle Zusammenarbeit.
    Wir sollten die Möglichkeiten der finanziellen Zusam-
    menarbeit – das sage ich hier in aller Klarheit – berei-
    chern und erweitern. Denn die kärglichen Möglichkeiten
    des Bundesetats werden auf Dauer nicht ausreichend
    sein. Ich stehe für eine konstruktive Debatte über eine
    Verbundfinanzierung bereit. Ich bin der Meinung, daß
    wir im Bereich der finanziellen Zusammenarbeit mit
    Schwellenländern dieses Mittel durchaus deutlich stär-
    ker ausschöpfen können, als dies in den letzten Jahren
    geschehen ist.

    Ich bitte darum, daß wir uns nicht mehr mit einer ge-
    wissen falschen Scham dahinter verstecken, um Gottes
    willen keine wirtschaftlichen Interessen mit der Ent-
    wicklungszusammenarbeit verbinden zu wollen. Ich fin-
    de, es ist Zeit für eine neue Ehrlichkeit, die darin be-
    steht, daß man zugibt: Es gibt Länder, bei denen wir von
    christlicher Nächstenliebe und menschlicher Solidarität
    sprechen. Da wird es sicherlich ein Unding sein, von
    wirtschaftlichen Interessen zu sprechen. Aber es gibt
    auch Schwellenländer, wo gemeinsame wirtschaftliche
    Interessen auch gemeinsam wahrgenommen und ausge-
    handelt werden können.


    (Klaus-Jürgen Hedrich [CDU/CSU]: Sehr gut!)


    Diese Debatte werden wir in den nächsten Jahren füh-
    ren. Denn wenn es uns gelingt, die finanzielle Zusam-
    menarbeit mehr und mehr in den wirtschaftlichen Sektor
    einzufügen, dann haben wir wieder Luft für eine Stabili-
    sierung der technischen Zusammenarbeit. Die, glaube
    ich, ist dringend geboten. Wir müssen die technische

    Zusammenarbeit stabilisieren. Das soll in den nächsten
    vier Jahren der Trend sein.

    Ich möchte folgendes zum Schuldenerlaß, der hier
    von konservativer Seite kritisiert worden ist, sagen: Wie
    können wir denn den in Deutschland entwickelten Maß-
    stab der Haushaltssanierung, der darin besteht, nach und
    nach die Verschuldung abzubauen – wir haben deutlich
    gesagt, daß das eines unserer wichtigsten Ziele ist; denn
    wir denken auch an unsere Kinder und an die Nachhal-
    tigkeit auf diesem Gebiet –, nicht auf die Entwicklungs-
    länder übertragen, indem wir ihnen zumuten, neue Gel-
    der aufzunehmen und uns die Zinsen für ihre Schulden
    bei uns zu zahlen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich möchte noch auf ein letztes Beispiel eingehen:
    Vielleicht wissen die einen oder anderen, daß die Öko-
    bank ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert hat. Wenn es
    etwas gibt, was wir aus dem zehnjährigen Bestehen der
    Ökobank lernen können, dann ist es das, daß man nicht
    unbedingt auf eine Rendite verzichten muß. Wir spre-
    chen nicht immer nur vom „Gutmenschentum“, wie Sie
    es immer diffamieren. Vielleicht könnte man sich ja auf-
    raffen, zugunsten ökologischer und sozialer Ziele auf die
    höchstmögliche Rendite zu verzichten.

    Danke schön.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)