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ID1402109200

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    Plenarprotokoll 14/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 I n h a l t : Gedenkworte für den verstorbenen König Hussein von Jordanien .................................. 1489 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Ab- geordneten Adelheid Tröscher, Ilse Schu- mann und Helmut Wieczorek (Duisburg)..... 1489 C Erweiterung der Tagesordnung........................ 1489 D Absetzung des Punktes 2c von der Tagesord- nung ................................................................. 1490 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1490 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1490 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 1490 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 1500 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 1505 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1510 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 1514 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 1519 B Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) ........................................................... 1526 C Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 1533 A Karl Lamers CDU/CSU................................... 1536 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 1538 C Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 1541 D Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 1543 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 1544 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 1546 B Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1549 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 1551 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 1552 C Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 1554 A Peter Zumkley SPD ......................................... 1555 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU .................... 1555 D Dietrich Austermann CDU/CSU ................. 1556 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 1556 C Paul Breuer CDU/CSU.................................... 1557 C Alfred Hartenbach SPD ................................... 1561 A Hans Jochen Henke CDU/CSU ....................... 1562 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 1563 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 1565 C Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 1566 D Norbert Geis CDU/CSU ...................... 1567 D, 1570 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .............................. 1569 D, 1584 B, 1589 D Dr. Guido Westerwelle F.D.P.............. 1570 B, 1589 B II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ ................................................................. 1571 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1574 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 1576 A Sebastian Edathy SPD.................................. 1578 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1579 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ..................... 1580 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. ................................. 1581 C Ulla Jelpke PDS............................................... 1583 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/ CSU ................................................................. 1585 A Otto Schily, Bundesminister BMI........ 1586 A, 1589 D Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ............................................... 1590 C, 1601 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 1592 D Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 1593 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1594 D Joachim Günther (Plauen) F.D.P. ................... 1596 D Carsten Hübner PDS........................................ 1598 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 1599 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 1601 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der militäri- schen Umsetzung eines Rambouillet- Abkommens für den KOSOVO sowie an NATO-Operationen im Rahmen der Notfalltruppe (Extraction Force) (Drucksache 14/397) .................................. 1559 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnis- se und für Sachen (Drucksache 14/343)... 1559 C c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD, CDU/CSU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag und bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksache 14/401) ....................................................... 1559 C d) Antrag der Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Leip- zig), Margareta Wolf (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Förderung der Luftfahrttechnologie (Drucksache 14/395) .................................. 1559 D Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Zu- ständigkeiten nach dem Sorgerechts- übereinkommens-Ausführungsgesetz (Drucksachen 14/33, 14/338) ..................... 1559 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/98 (Drucksache 14/321).......................... 1560 A c) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 15, 16 und 17 zu Petitionen (Drucksachen 14/322, 14/323, 14/324) ...... 1560 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für den Euro (Zwei- tes Euro-Einführungsgesetz) (Druck- sachen 14/229, 14/406) .............................. 1560 C Nächste Sitzung ............................................... 1603 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 1605 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1489 (A) (C) (B) (D) 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Adelheid Tröscher Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1605 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bartsch, Dietmar PDS 24.2.99 Behrendt, Wolfgang SPD 24.2.99 * Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24.2.99 Diemers, Renate CDU/CSU 24.2.99 Ehlert, Heidemarie PDS 24.2.99 Erler, Gernot SPD 24.2.99 Frick, Gisela F.D.P 24.2.99 Fuchs (Köln), Anke SPD 24.2.99 Großmann, Achim SPD 24.2.99 Haack (Extertal), Karl-Hermann SPD 24.2.99 Hartnagel, Anke SPD 24.2.99 Hasenfratz, Klaus SPD 24.2.99 Hempelmann, Rolf SPD 24.2.99 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 24.2.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.2.99 Mascher, Ulrike SPD 24.2.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 24.2.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 24.2.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.2.99 Rupprecht, Marlene SPD 24.2.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 24.2.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 24.2.99 Dr. Sonntag-Wolgast, Cornelie SPD 24.2.99 Verheugen, Günter SPD 24.2.99 Willner, Gert CDU/CSU 24.2.99 Wohlleben, Verena SPD 24.2.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 24.2.99 ––––––––––– * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Rüttgers


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin!
    Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zur Rede die-
    ses Abgeordneten Stiegler sage ich nichts. Während wir
    in Berlin eine ausgesprochen schwierige Sicherheitslage
    haben, äußert er hier Diffamierungen und macht Aus-
    führungen zu Übungsleitern.


    (Zuruf von der SPD: Wo er recht hat, hat er recht!)


    Das soll verstehen, wer will, aber jede Rede hat halt das
    Niveau, das dem Redner entspricht.

    Lassen Sie mich eine Vorbemerkung machen. Das ist
    die erste Lesung des Einzelplans des Bundesinnenmi-
    nisters. Nach einem alten parlamentarischen Brauch ist
    es gute Übung, daß der zuständige Minister seinen Ein-
    zelplan hier vorträgt und begründet. Der jetzt amtierende
    Bundesinnenminister hat sich geweigert, als erster in
    dieser Debatte zu sprechen; deshalb mußten wir die
    Ausführungen von Herrn Stiegler hören. Herr Schily, ich
    kann verstehen, daß Sie sich schämen, diesen Einzelplan
    hier vorzutragen. Sie werden jetzt am Schluß reden. Sie
    kommen anscheinend immer zu spät.


    (Bundesminister Otto Schily: Das ist Ihr Niveau!)


    Nach etwas mehr als 100 Tagen steht der Bundesin-
    nenminister Schily vor dem Scherbenhaufen seiner
    Politik bei der Zuzugsbegrenzung von Ausländern, bei
    der Staatsangehörigkeit und auch im Fall Öcalan. Es gibt
    eine alte Erkenntnis – auch in der Innenpolitik –: Wer
    Schwäche sät, der erntet Gewalt. So sieht das Resultat
    Ihrer Politik im Fall Öcalan aus.

    Ängstlich und leichtfertig hat die Schröder-Regierung
    gehandelt, als sie im November auf die Auslieferung
    von Öcalan verzichtet hat.


    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Schäuble sagt: legitim!)


    Sie hat damit eine schwere Verantwortung auf sich ge-
    laden. Die Justiz wurde aus Opportunitätsgründen daran
    gehindert, Recht zu sprechen. Internationale Haftbefeh-
    le, von deutschen Behörden veranlaßt, wurden Makula-
    tur. Die Bundesrepublik Deutschland setzt sich dem
    Verdacht der Erpreßbarkeit aus.

    Die Schröder-Regierung – ich erinnere an die gestrige
    Regierungserklärung von Herrn Schily – hat versucht,
    die Kapitulation des Rechtsstaats damit zu rechtferti-
    gen, daß bei einem Strafverfahren gegen Öcalan in
    Deutschland gewaltkriminelle Ausschreitungen auf
    deutschen Straßen zu befürchten seien. Jetzt haben wir
    bürgerkriegsähnliche Zustände trotz dieser Kapitulation.

    Was hat die Schröder-Regierung eigentlich national
    wie international seit Dezember unternommen? Wo ist
    der internationale Gerichtshof, der hier groß angekün-
    digt worden ist? Wo ist der internationale Gerichtshof,
    vor den Öcalan gebracht werden sollte, damit auch seine
    Menschenrechte gewahrt bleiben? – Nichts ist passiert!

    Schlechter als jetzt konnte man es jedenfalls im Ergeb-
    nis nicht machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Herr Schily, damit das klar ist: Ich werfe weder der
    Bundesregierung noch Ihnen vor, daß Sie eine Schuld an
    den Krawallen, die zuletzt stattgefunden haben, haben.
    Aber Sie haben durch Ihr Verhalten den Eindruck er-
    weckt, daß der deutsche Rechtsstaat den Kopf einzieht,
    wenn es schwierig wird, und daß er vor Drohungen auf
    die Knie geht. Sie haben ein Umfeld der Erpreßbarkeit
    und der Nachgiebigkeit geschaffen.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Ein Hau-draufPolitiker!)


    Niemals darf Deeskalation so weit gehen, daß Politik
    und Rechtsstaat vor der Gewalt kapitulieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. – Zuruf von der SPD: Ein Brunnenvergifter ist das!)


    Eine Kapitulation des Rechtsstaats war der Verzicht
    auf das Auslieferungsbegehren. Eine Kapitulation des
    Rechtsstaats ist aber auch das, was wir in den vergange-
    nen Tagen gesehen haben: daß Unterstützer der verbote-
    nen PKK alles kurz und klein geschlagen und anschlie-
    ßend freien Abzug bekommen haben. Der Bundeskanz-
    ler und der Bundesinnenminister haben davon gespro-
    chen, daß die gewaltkriminellen Demonstranten die gan-
    ze Härte des Gesetzes treffen müsse. – Richtig! Wie
    paßt aber dazu das Vorgehen – besser gesagt: das
    Nichtstun – in Düsseldorf und in Hamburg? Büros und
    Geschäftsräume wurden verwüstet. Ich war da und habe
    mir das Konsulat und auch die mittelständische Firma,
    die zufällig das Pech hatte, zwischen zwei Etagen des
    Konsulates zu liegen, angesehen. Nichts paßte dort
    mehr.


    (Zuruf des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])

    – Ich war wenigstens da; sonst war keiner anwesend,
    weder von der Bundesregierung noch von der Düssel-
    dorfer Regierung. Ich finde es übrigens ziemlich schä-
    big, diejenigen Menschen, die Gewalt erlebt und Angst
    gehabt haben, völlig alleine zu lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig [F.D.P.])


    Nachdem dort alles verwüstet war, zogen die Täter völ-
    lig unbehelligt ab, von Festnahme keine Spur, nicht
    einmal die Personalien sind aufgenommen worden.


    (Zuruf von der SPD: Dummes Zeug!)

    All das wird durch handwerkliches Unvermögen,

    peinliche Informationspannen im Kanzleramt und im
    Innenministerium umrahmt.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Mit einem alten Dienst!)


    Es ist ein Aberwitz, daß Kurdenorganisationen und
    Nachrichtenagenturen Stunden vor den zuständigen Mi-
    nistern über die Verhaftung Öcalans unterrichtet waren.
    Herr Schily, kümmern Sie sich endlich um Ihr Ministe-






    (A) (C)



    (B) (D)


    rium! Sorgen Sie endlich für Sicherheit in unserem
    Land, statt immer nur zu reden, zu prüfen und anzukün-
    digen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: 16 Jahre gepennt und jetzt den Mund aufreißen! – Weitere Zurufe von der SPD)


    Gegen die Gewalttäter muß entschlossen und konse-
    quent vorgegangen werden – bis hin zur Ausweisung
    und Abschiebung. Wir können und wir dürfen nicht
    dulden, daß innertürkische Konflikte gewaltsam auf
    deutschem Boden ausgetragen werden. Deutsche Ge-
    setze gelten für alle, für Kurden, für Türken und für
    Deutsche.


    (Zuruf von der SPD: Auch für Rüttgers!)

    Wer hier Straftaten begeht, seien sie politisch motiviert
    oder nicht, verwirkt sein Gastrecht und muß raus.


    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Sagen Sie mal wie!)


    Die Kurdenkrawalle geben eine Lehre über den Tag
    hinaus.


    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Sie sollen sagen, wie!)


    Ich weiß, daß Sie das nicht gerne hören, aber ich sage es
    trotzdem.


    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Sagen Sie, daß Sie dafür sind, daß in ein Folterland abgeschoben wird!)


    – Sie können hier soviel schreien, wie Sie wollen, ich
    habe jetzt das Wort. Wir sind noch nicht soweit, daß in
    diesem Parlament jemand durch Brüllen mundtot ge-
    macht wird, Herr Penner, damit das ein für allemal klar
    ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Willfried Penner [SPD]: Sie sollen sagen, wie!)


    Ich wiederhole, ob Sie das nervt oder nicht: Über den
    Tag hinaus kann man lernen: Die doppelte Staatsange-
    hörigkeit als Regelfall darf nicht eingeführt werden.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: So ein Unsinn!)

    Wären die Pläne der Schröder-Regierung bereits gelten-
    des Recht, wären viele der kurdischen Gewalttäter längst
    deutsche Staatsbürger und könnten alleine schon deshalb
    nicht ausgewiesen oder abgeschoben werden.


    (Zuruf von der SPD: Übrigens, der Wahlkampf ist vorbei!)


    Jetzt hat der Bundesinnenminister angekündigt, er
    wolle Gesetzesverschärfungen im Bereich des Auswei-
    sungsrechts prüfen. Herr Schily, wir nehmen Sie beim
    Wort. Es darf aber nicht wie so oft bei Verbalkosmetik
    bleiben.


    (Zuruf von der SPD: So wie bei Ihnen damals!)


    Es darf nicht nur geredet werden, es muß auch gehandelt
    werden. Im übrigen ist es ja auch noch gar nicht so lange

    her, daß SPD und Grüne im Bundestag wie übrigens
    auch im Bundesrat Vorschläge der CDU/CSU-Fraktion
    sowie entsprechende Initiativen der Bayerischen Staats-
    regierung zur Verschärfung des Ausweisungsrechtes
    scharf bekämpft haben.


    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


    Wir schlagen folgende Gesetzesänderungen vor:
    Erstens. Zwingende Ausweisung muß künftig bereits

    bei einer rechtskräftigen Verurteilung zu einem Jahr
    stattfinden.

    Zweitens. Ausländer, die an kollektiven und gewalt-
    tätigen, insbesondere extremistischen Ausschreitungen
    teilnehmen, müssen auch ohne rechtskräftige Verurtei-
    lung ausgewiesen und abgeschoben werden können.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: So ein ahnungsloser Schwätzer!)


    Schon die nachweisliche Beteiligung an gewalttätigen
    Demonstrationen muß zwingend zur Ausweisung füh-
    ren.


    (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Das ist schon so!)


    – Das ist noch nicht so, Herr Westerwelle.
    Drittens. Auch die Unterstützung einer verbotenen

    Organisation, wie sie die PKK ist, muß zwingend zu
    einer Ausweisung führen.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Viertens. Die Genfer Konvention wird abgeschafft! Fünftens: Die Genfer Konvention wird abgeschafft!)


    Viertens. Der Ausweisungserlaß ist wertlos ohne tat-
    sächliche Abschiebung. Bereits Bundesminister Kanther
    hatte mit seinem türkischen Amtskollegen eine Verfah-
    rensabsprache für die Rückführung von PKK-Anhän-
    gern getroffen.


    (Zuruf von der SPD: Alles papperlapapp! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kennen Sie die Menschenrechtskonvention, Herr Rüttgers?)


    Diese stellt sicher, daß kein Abgeschobener nach Rück-
    kehr in die Heimat rechtsstaatswidrig behandelt wird.


    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Wie Öcalan beweist!)


    Wir sind der Auffassung, daß diese Vereinbarung jetzt
    konsequent angewendet werden muß.

    Sollten Sie der Auffassung sein, daß dies nicht aus-
    reicht, dann fordere ich die Bundesregierung auf,
    schnellstens eine entsprechende völkerrechtliche Rege-
    lung mit der Türkei abzuschließen. Es darf nicht sein,
    daß ausländische Straftäter nur deshalb vor Abschiebung
    in die Türkei geschützt sind, weil sie sich hier zur PKK
    bekennen. Es ist pervers, wenn PKK-Mitglieder nicht in
    die Türkei abgeschoben werden können, weil sie in
    Deutschland Gewalt anwenden. Es kann nicht bei dem
    paradoxen Ergebnis bleiben, daß Kurden vor Abschie-

    Dr. Jürgen Rüttgers






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    bung um so besser geschützt sind, je mehr sie sich hier
    durch antitürkische Gewaltaktionen hervortun. Das Be-
    gehen von Straftaten darf nicht länger mit einem Bleibe-
    recht in Deutschland belohnt und prämiert werden.


    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Wer schiebt denn ab? Die Länder!)


    Meine Damen und Herren, die Wähler in Hessen ha-
    ben der doppelten Staatsangehörigkeit eine Abfuhr er-
    teilt. Jetzt sucht die Regierung nach einem Ausweg.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Er liest etwas vor, was er gar nicht versteht!)


    Sie glaubt, ihn in dem Optionsmodell gefunden zu ha-
    ben. Die SPD irrt, wenn sie meint, dieses Modell ließe
    sich ohne die CDU/CSU durchsetzen. Richtig ist viel-
    mehr, daß das Optionsmodell verfassungsfest nur durch
    eine Änderung des Art. 16 eingeführt werden könnte.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Ein miserabler Jurist ist er auch noch!)


    Das entspricht übrigens auch der Auffassung des Bun-
    desinnenministers. Art. 16 unseres Grundgesetzes läßt
    eine Entziehung der deutschen Staatsangehörigkeit nicht
    zu. Eine Einführung von Verlustgründen ist nur unter
    bestimmten engen Voraussetzungen möglich. Unver-
    zichtbar dafür ist – diesen Punkt hat das Bundesverfas-
    sungsgericht nachdrücklich klargestellt – eine aktive
    Mitwirkung des Betroffenen.


    (Zuruf von der SPD: Warten Sie doch den Entwurf ab!)


    Eine verfassungsrechtlich unbedenkliche Optionsfrist
    kann also nur dann vorgesehen werden, wenn gleichzei-
    tig Art. 16 des Grundgesetzes dahin gehend ergänzt
    wird, daß auch ohne aktives Mitwirken des Betroffenen,
    zum Beispiel im Falle seiner Untätigkeit die deutsche
    Staatsangehörigkeit kraft Gesetzes untergehen kann.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Jetzt haben wir wieder einen Beleg für die schlechte Juristenausbildung!)


    Eine solche Verfassungsänderung ist nur mit Zu-
    stimmung der CDU/CSU-Fraktion möglich. Wer also
    etwas von uns will, der muß mit uns verhandeln.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Das könnte euch so passen!)


    Dazu muß die Regierung aber zunächst einmal sagen,
    was sie überhaupt will und was sie überhaupt durchset-
    zen kann. Ich habe mit großem Interesse der Presse ent-
    nommen, daß 18 Abgeordnete der SPD-Fraktion in
    einem Papier das Optionsmodell als „größten anzuneh-
    menden Unfug“ bezeichnet haben.


    (Zuruf von der SPD: Das war ein „Spiegel“Zitat!)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Herr Kollege
Rüttgers, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Rüttgers


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ja, gerne.