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ID1402106600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 I n h a l t : Gedenkworte für den verstorbenen König Hussein von Jordanien .................................. 1489 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Ab- geordneten Adelheid Tröscher, Ilse Schu- mann und Helmut Wieczorek (Duisburg)..... 1489 C Erweiterung der Tagesordnung........................ 1489 D Absetzung des Punktes 2c von der Tagesord- nung ................................................................. 1490 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1490 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1490 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 1490 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 1500 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 1505 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1510 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 1514 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 1519 B Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) ........................................................... 1526 C Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 1533 A Karl Lamers CDU/CSU................................... 1536 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 1538 C Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 1541 D Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 1543 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 1544 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 1546 B Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1549 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 1551 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 1552 C Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 1554 A Peter Zumkley SPD ......................................... 1555 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU .................... 1555 D Dietrich Austermann CDU/CSU ................. 1556 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 1556 C Paul Breuer CDU/CSU.................................... 1557 C Alfred Hartenbach SPD ................................... 1561 A Hans Jochen Henke CDU/CSU ....................... 1562 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 1563 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 1565 C Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 1566 D Norbert Geis CDU/CSU ...................... 1567 D, 1570 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .............................. 1569 D, 1584 B, 1589 D Dr. Guido Westerwelle F.D.P.............. 1570 B, 1589 B II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ ................................................................. 1571 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1574 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 1576 A Sebastian Edathy SPD.................................. 1578 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1579 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ..................... 1580 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. ................................. 1581 C Ulla Jelpke PDS............................................... 1583 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/ CSU ................................................................. 1585 A Otto Schily, Bundesminister BMI........ 1586 A, 1589 D Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ............................................... 1590 C, 1601 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 1592 D Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 1593 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1594 D Joachim Günther (Plauen) F.D.P. ................... 1596 D Carsten Hübner PDS........................................ 1598 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 1599 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 1601 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der militäri- schen Umsetzung eines Rambouillet- Abkommens für den KOSOVO sowie an NATO-Operationen im Rahmen der Notfalltruppe (Extraction Force) (Drucksache 14/397) .................................. 1559 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnis- se und für Sachen (Drucksache 14/343)... 1559 C c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD, CDU/CSU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag und bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksache 14/401) ....................................................... 1559 C d) Antrag der Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Leip- zig), Margareta Wolf (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Förderung der Luftfahrttechnologie (Drucksache 14/395) .................................. 1559 D Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Zu- ständigkeiten nach dem Sorgerechts- übereinkommens-Ausführungsgesetz (Drucksachen 14/33, 14/338) ..................... 1559 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/98 (Drucksache 14/321).......................... 1560 A c) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 15, 16 und 17 zu Petitionen (Drucksachen 14/322, 14/323, 14/324) ...... 1560 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für den Euro (Zwei- tes Euro-Einführungsgesetz) (Druck- sachen 14/229, 14/406) .............................. 1560 C Nächste Sitzung ............................................... 1603 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 1605 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1489 (A) (C) (B) (D) 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Adelheid Tröscher Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1605 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bartsch, Dietmar PDS 24.2.99 Behrendt, Wolfgang SPD 24.2.99 * Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24.2.99 Diemers, Renate CDU/CSU 24.2.99 Ehlert, Heidemarie PDS 24.2.99 Erler, Gernot SPD 24.2.99 Frick, Gisela F.D.P 24.2.99 Fuchs (Köln), Anke SPD 24.2.99 Großmann, Achim SPD 24.2.99 Haack (Extertal), Karl-Hermann SPD 24.2.99 Hartnagel, Anke SPD 24.2.99 Hasenfratz, Klaus SPD 24.2.99 Hempelmann, Rolf SPD 24.2.99 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 24.2.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.2.99 Mascher, Ulrike SPD 24.2.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 24.2.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 24.2.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.2.99 Rupprecht, Marlene SPD 24.2.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 24.2.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 24.2.99 Dr. Sonntag-Wolgast, Cornelie SPD 24.2.99 Verheugen, Günter SPD 24.2.99 Willner, Gert CDU/CSU 24.2.99 Wohlleben, Verena SPD 24.2.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 24.2.99 ––––––––––– * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Alfred Hartenbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Verehrte Frau Präsiden-
    tin! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich
    freue mich, daß ich auch die Damen und Herren der Op-
    positionsparteien wieder in voller Lebensgröße sehe. Es
    war eben im Rechtsausschuß ohne Sie etwas einsam. Es
    ist schön, daß Sie wieder dabei sind.


    (Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten [CDU/ CSU]: Nett, daß Sie uns vermißt haben! Wir freuen uns darüber!)


    Wir diskutieren heute über einen Haushalt, der äu-
    ßerlich zu den weniger umfangreichen gehört, der mit
    721 Millionen DM sicherlich auch zu den Haushalten
    mit den geringsten Ausgaben gehört, der aber, denke
    ich, von seinem Inhalt her das gesellschaftliche Leben in
    wesentlichen und wichtigen Punkten bestimmt. Es geht
    nämlich nicht nur um den Haushalt des Bundesjustizmi-
    nisteriums, in dem die Richtlinien der Justizpolitik be-
    stimmt werden, sondern auch um die Haushalte unserer
    obersten Gerichte.


    (Rainer Funke [F.D.P.]: Und des Patentamtes!)

    – Selbstverständlich auch den des Patentamtes, das übri-
    gens als einziges ein Plus macht. Da sieht man einmal,
    daß Justiz Geld kostet. Aber das ist nicht weiter drama-
    tisch.

    Der vorliegende Haushalt wird aber auch ein Neuan-
    fang in der Justizgeschichte der 80er und 90er Jahre
    sein.

    Wir haben heute zunächst einmal eine kurze Bilanz
    dessen zu ziehen, was 16 Jahre lang in der Justizpolitik
    nicht gemacht worden ist. Sie haben in all den 16 Jahren
    nichts dazu beigetragen, daß wir eine moderne, bürger-
    nahe und leistungsstarke Justiz bekommen. Sie haben in
    diesen 16 Jahren nicht einmal einen Finger gerührt, um
    den seit Kaiser Wilhelms Zeiten bestehenden Justizauf-
    bau zu ändern.


    (Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten [CDU/ CSU]: Es soll ja früher auch einmal eine sozialliberale Koalition gegeben haben!)


    So haben wir heute ein Justizsystem, das noch im-
    mer aus rund 700 Amtsgerichten, 21 Oberlandesgerich-
    ten plus Kammergericht und Bayerisches Oberstes Lan-
    desgericht, 19 Landesarbeitsgerichten, 16 Landessozial-
    gerichten, 19 Finanzgerichten und 16 Oberverwaltungs-
    gerichten, aus insgesamt 24 000 Richterinnen und
    Richtern und etwa 4 000 Staatsanwältinnen und Staats-
    anwälten besteht.


    (Rainer Funke [F.D.P.]: Einer davon ist der Abgeordnete Hartenbach!)


    Die Belastung der Gerichte ist in dieser Zeit immer grö-
    ßer geworden; aber es hat sich, sieht man von etwas
    Flickwerk, von etwas wenig strukturierten Dingen ab,
    nichts getan, damit man hier besser klarkäme.

    Auch die Ausbildung der Juristinnen und Juristen
    entspricht in ihren Grundzügen noch der zu Kaiser Wil-
    helms Zeiten.


    (Rainer Funke [F.D.P.]: Sie sind doch ganz gut ausgebildet!)


    Noch heute haben Juristinnen und Juristen denselben
    Ausbildungsgang, wie ich ihn schon vor 30 Jahren hatte.


    (Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten [CDU/ CSU]: Trotzdem sind Sie was geworden!)


    Immer noch wird nicht die universitäre Ausbildung in
    den Vordergrund gestellt, sondern die jungen Leute
    müssen zum Repetitor laufen, um sich ihr Wissen zu
    holen. Immer noch haben wir eine Juristenausbildung,
    die nicht modernen Anforderungen entspricht.


    (Dr. Jürgen Rüttgers [CDU/CSU]: Meine war gut! Ihre nicht?)


    – Herr Rüttgers, davon merkt man aber nicht viel.
    Mit dem Haushalt, den wir heute einbringen, werden

    wir eine neue Zeit in der Justiz beginnen.

    (Norbert Geis [CDU/CSU]: Oje!)


    Wir streben eine Justizreform an und laden Sie sehr
    herzlich ein, dabei mitzumachen. Wir werden das anti-
    quierte und teilweise unüberschaubare Rechtsmittelsy-
    stem so modern und vernünftig gestalten,


    (Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten [CDU/ CSU]: Daß keiner mehr recht bekommt!)


    daß es auch der einfache Bürger versteht.

    (Rainer Funke [F.D.P.]: Nur noch eine In stanz!)

    Wir werden die Instanzen so gestalten, daß Recht in
    vertretbarer Zeit gewährt wird.

    Ich komme noch einmal auf die Ausbildung der Ju-
    ristinnen und Juristen zu sprechen. Sie ist im europäi-
    schen Vergleich eigentlich ein Jammer. Trotz Repetito-
    rium beträgt die durchschnittliche Ausbildung an der
    Universität 12 bis 14 Semester. Dabei bilden wir junge
    Juristinnen und Juristen mit einem Wissen aus, das Sie
    anschließend in aller Regel nicht mehr brauchen. Zum
    Teil werden sie für die universitäre Forschung ausgebil-
    det. Danach schließt sich eine praktische Ausbildung an,
    die auch nur zum Teil das beinhaltet, was Juristinnen
    und Juristen später einmal in ihrem Berufsleben brau-
    chen.

    Sie alle haben vernünftigerweise einer Europäischen
    Wirtschafts- und Währungsunion zugestimmt, die eine
    Vorstufe zu einem vereinigten Europa ist. Wir schicken
    unsere Juristinnen und Juristen in einem Alter in die be-
    rufliche Laufbahn, in dem Juristinnen und Juristen aus
    anderen Ländern schon längst Fuß gefaßt haben. Es wird
    daher dringend notwendig sein, das, was in den letzten
    Jahren versäumt wurde, nämliche eine moderne und den
    Bedürfnissen angepaßte Juristinnen- und Juristenausbil-
    dung, nach vorne zu bringen.

    Wir wollen gemeinsam mit den Ländern die Justizre-
    form, und wir wollen gemeinsam mit den Ländern, denn
    nur mit ihnen geht es, eine moderne Ausbildung der

    Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Juristinnen und Juristen. Ich bin sicher, diese Debatte ist
    der erste Schritt dazu. Wir werden diesen Weg sehr kon-
    sequent gehen. Ich bin überzeugt, daß Sie sich, meine
    Damen und Herren der Koalition, liebe Freunde und lie-
    be Rechtsfreunde auf der Seite der Opposition, an die-
    sem Weg voller Begeisterung beteiligen werden.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt der Abgeordnete Hans Jochen Henke.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Jochen Henke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsiden-
    tin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Justiz ist
    ein Bereich, wie Herr Hartenbach bereits angesprochen
    hat, der von unseren Bürgerinnen und Bürgern mit be-
    sonderer Sensibilität wahrgenommen wird. Daher darf
    ich für die CDU/CSU zunächst etwas Grundsätzliches
    anmerken. Wir werden Sie, Frau Ministerin, gerne über-
    all dort unterstützen, wo Sie mit praxisnahen Reformen,
    Herr Hartenbach, Verfahren vereinfachen und erleich-
    tern und zu einer Entlastung der Justiz nachhaltig beitra-
    gen. Wo aber Zentralismus, Ideologie und Bürokratie Ihr
    Leitbild sind, da werden wir mit Entschlossenheit dage-
    genhalten und uns dem widersetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir debattieren heute einen Haushaltsentwurf, der

    nicht nur schriftlich vorliegt. Er wird im Gegensatz zu
    vielen anderen Projekten von dieser Koalition wohl auch
    gemeinsam getragen, ein Vorteil, der in diesen Tagen so
    selbstverständlich gar nicht mehr ist. Nachteil der Haus-
    haltsdebatte zum jetzigen Zeitpunkt ist das Fehlen ganz
    konkreter rechtspolitischer Vorhaben dieser neuen Re-
    gierung. Man hört zwar Unterschiedliches zu unter-
    schiedlichen Themen. Aber auch hier gilt: Etwas Ge-
    naues weiß man nicht, und wo man etwas Genaues zu
    wissen meint, weiß man nicht, ob dies auch morgen
    noch Geltung hat. Zwar liegt der Anteil des Etats des
    Bundesjustizministeriums, am Rekordentwurf von Herrn
    Lafontaine gemessen, lediglich im Promillebereich.
    Nichtsdestotrotz ist die Arbeit des Justizministeriums
    von ganz entscheidender Bedeutung für die Arbeit einer
    jeden Bundesregierung.

    Wenn wir uns, verehrte Kolleginnen und Kollegen,
    die Echternacher Springprozession dieser Regierung in
    den letzten Wochen vergegenwärtigen, dann sind Sie,
    Frau Ministerin, um Ihre Aufgabe in doppelter Hinsicht
    eigentlich nicht zu beneiden.


    (Alfred Hartenbach [SPD]: Die macht das aber gerne!)


    Zum einen sind Sie über Gebühr und ständig damit be-
    schäftigt, handwerkliche Fehler Ihrer Kabinettskollegen
    wegzuräumen, zum anderen stehen Sie mit in der Ge-
    samtverantwortung für eine höchst gefahrgeneigte Ge-
    samtrichtung. Wenn hier von einer neuen Zeitrechnung
    im Justizbereich die Rede ist,


    (Alfred Hartenbach [SPD]: Zeitalter!)


    dann ist das noch viel mehr als die Ankündigung in
    Wahlkampfzeiten und in der Regierungserklärung, daß
    man zwar nicht alles anders, aber vieles besser machen
    wolle. Widerstehen Sie der Versuchung, in dieselben
    Fehler wie Ihre Kolleginnen und Kollegen zu verfallen,
    alles gleichzeitig machen zu wollen! Setzen Sie die
    richtigen Prioritäten! Dann wird auch das Personal in
    Ihrem Haus reichen, und es wird obendrein hochmoti-
    viert sein.

    Nicht zufällig meinte der Präsident eines mittelständi-
    schen Industrieverbandes kürzlich, während man der al-
    ten Regierung zu Recht vorwerfen konnte, daß sie zuviel
    gedacht und manchmal zuwenig gehandelt habe, sei der
    Vorwurf, der der neuen Regierung gemacht werden
    müsse, viel gravierender. Sie handele allzuoft, ohne et-
    was zu denken.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kol-
    legen, wenn das nicht zu denken gibt.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Wieder eine Standardformel!)


    Im Haushaltsausschuß wird in den nächsten Wochen
    über Einzelheiten des Entwurfs und damit zusammen-
    hängende Fragen zu reden sein. So laufen zum Beispiel
    seit vier Jahren im Justizministerium Untersuchungen
    über eine zukunftsorientierte Reorganisation mit ent-
    sprechenden Arbeits- und Ablaufoptimierungen. In Kür-
    ze, so vernimmt man, sollen diese Untersuchungen ab-
    geschlossen sein. Wir sind auf die Ergebnisse und die
    zusätzlichen Freiräume, die damit hoffentlich zur Verfü-
    gung stehen, gespannt.

    Frau Ministerin, Sie wollen für den europäischen Ju-
    stizministerrat wenig ausgeben. Das verdient Anerken-
    nung. Aber statt dessen wollen Sie zusätzliche interna-
    tionale Seminare veranstalten lassen. Es ist verständ-
    lich, daß die Justizministerin hier zusätzliche Chancen
    sieht, um Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Aber dafür
    gibt es genügend andere Etatansätze in Ihrem Einzel-
    plan, so zum Beispiel für internationale rechtliche Zu-
    sammenarbeit. Ich weiß nicht, ob EU-Seminare wie
    „Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts nach
    dem Amsterdamer Vertrag“ oder „Videotechnologie im
    Strafverfahren“ vorrangige Angelegenheiten der Justiz
    oder der Bundesregierung sein müssen.

    Man muß auch über die Stellen im Haushalt reden, an
    denen geplant ist, daß der Bund zusätzliche Kosten
    übernehmen soll, die die Länder bei Gemeinschaftspro-
    jekten nicht länger oder gar nicht zu tragen bereit sind,
    zum Beispiel bei der Servicestelle „Täter-Opfer-
    Ausgleich“ oder dem Forum „Kriminalprävention“. Dies
    kann nicht alleinige oder überwiegende Aufgabe des
    Bundes sein, genausowenig, wie für ausfallende Länder-
    anteile einzuspringen.

    Aus dem Bundespatent- und Markenamt kann man
    den Wunsch nach zusätzlichen Patentprüfern hören.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Wer hat das denn bisher immer abgelehnt?)


    Sogar der Bundesrechnungshof will hier 17 zusätzliche
    Stellen – so die wörtliche Formulierung – „hinnehmen“.

    Alfred Hartenbach






    (A) (C)



    (B) (D)


    Aber aus einem KPMG-Gutachten geht hervor, daß der-
    zeit eingesetzte Informationstechnologien mit moderner
    Arbeitsorganisation nicht kompatibel sind. Die Erkennt-
    nisse über Modernisierung und Reorganisation müssen
    rasch und im Zusammenhang umgesetzt werden. Der
    Übergang muß funktionieren und bewältigt werden. Eile
    tut in der Tat not. Wir bitten Sie, uns Konkretes über
    Umfang, Kosten und den Zeitplan der notwendigen Mo-
    dernisierung einschließlich der personellen Konsequen-
    zen vorzulegen. Schlagen Sie uns vor, wie diese Maß-
    nahmen mit dem Haushalt in Einklang gebracht werden
    können.

    Das Hohe Haus wäre auch dankbar, wenn jetzt Klar-
    heit über die Kosten für den Umbau des Reichsge-
    richtshofs zum Bundesverwaltungsgericht in Leipzig
    geschaffen werden könnte. Im Haushalt stehen 169 Mil-
    lionen DM dafür bereit. Der Bundesrechnungshof hält
    110 Millionen DM, der Bundesfinanzminister 130 Mil-
    lionen DM und Ihr Haus 150 Millionen DM für die
    richtige Größenordnung. Was ist denn nun richtig?

    Diese Frage stellt sich auch bei einigen der wichtig-
    sten Probleme im rechtspolitischen Bereich. Es gibt zum
    Beispiel Ihr Ziel einer dreistufigen Gerichtsbarkeit,
    mit dem bereits vor 25 Jahren eine Regierung unter so-
    zialdemokratischer Führung angetreten und gescheitert
    ist. Eine solche Reform hätte für Flächenstaaten wie
    zum Beispiel Baden-Württemberg gravierende Nachteile
    für eine bürgernahe Rechtspflege. Sie hätte dort die
    Schließung von 30 Amtsgerichten, also den Rückzug der
    ortsnahen Rechtsprechung, mit nur geringen Stellenein-
    sparungen zur Folge.


    (Alfred Hartenbach [SPD]: Das ist eine Legende!)


    Wir können uns in diesem Zusammenhang vorstellen, –

    (Der Redner unterbricht zur Vervollständigung des Manuskripts seine Rede)

    – daß die Mehrkosten für die Länder angemessen aufge-
    fangen werden.

    Ein weiterer Punkt betrifft die weitgehende Gebüh-
    renfreiheit der sozialgerichtlichen Verfahren. Wollen
    wir diese in der Zukunft beibehalten? – Gebührenfreiheit
    hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun. 98 Prozent der Ko-
    sten tragen die Steuerzahler. Es kommt nicht von unge-
    fähr, daß die Präsidentinnen und Präsidenten der Lan-
    dessozialgerichte wiederholt die Einführung von Ge-
    richtsgebühren gefordert haben. Hier sollte über Ände-
    rungen nachgedacht und dem Gerechtigkeitsprinzip über
    Kostenhilfe Rechnung getragen werden.

    Ein anderes Lieblingskind der Ministerin ist das
    Strafgeld. Bisher sind mit beschleunigten Verfahren
    sehr gute Erfahrungen gemacht worden. Ob hier eine
    weitere Sanktionskategorie die richtigen Signale setzt,
    ist ebenso fraglich wie die Vereinbarkeit mit dem
    Schuldgrundsatz und anderen Fragen.

    Lassen Sie mich abschließend beispielhaft die in der
    letzten Legislaturperiode weit vorangebrachte Projektion
    einer zweiten Stufe des Rechtspflege-Vereinfachungs-
    gesetzes mit der Konzentration auf eine Tatsachenin-

    stanz und weiteren Verbesserungen ansprechen. Letzt-
    endlich ist dieses wichtige zukunftsweisende Projekt am
    Bundesrat und damit an der Ländermehrheit gescheitert.
    Machen Sie sich die von der Vorgängerregierung gelei-
    stete gute Vorarbeit zu eigen!

    Frau Ministerin, Ihr kleiner, aber feiner Einzelplan
    bietet hinreichende Chancen für die Modernisierung un-
    seres Rechtssystems. Wir sind bereit, auf diesem Weg
    kritisch, aber konstruktiv mitzugehen.

    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge ordneten der F.D.P.)