Rede:
ID1402017400

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14020

  • date_rangeDatum: 23. Februar 1999

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/20 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 I n h a l t : Erweiterung der Tagesordnung........................ 1383 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundes- regierung zu den gewalttätigen Aktionen aus Anlaß der Verhaftung des PKK- Vorsitzenden Abdullah Öcalan ................. 1383 B Otto Schily, Bundesminister BMI.................... 1383 B Erwin Marschewski CDU/CSU ....................... 1387 A Günter Graf (Friesoythe) SPD ..................... 1388 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1389 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ......................... 1391 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1393 A Petra Pau PDS.................................................. 1394 B Uta Zapf SPD................................................... 1395 B Ruprecht Polenz CDU/CSU............................. 1396 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 1398 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1399 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1399 D Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 1400 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 1409 D Joachim Poß SPD ........................................ 1412 D Volker Kröning SPD.................................... 1414 B Ingrid Matthäus-Maier SPD ............................ 1416 B Dr. Christa Luft PDS ................................... 1420 B Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 1420 C Ingrid Matthäus-Maier SPD ............ 1421 D, 1437 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1424 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 1425 B Hartmut Schauerte CDU/CSU..................... 1428 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 1430 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 1432 B Jürgen Koppelin F.D.P. .............................. 1433 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU........................ 1437 A Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1437 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ............................................................ 1440 B Jörg Tauss SPD............................................ 1442 B Dr. Konstanze Wegner SPD ............................ 1443 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 1445 A Dr. Barbara Höll PDS...................................... 1447 A Fritz Schösser SPD .......................................... 1448 A Susanne Jaffke CDU/CSU............................... 1450 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 1451 B Steffen Kampeter CDU/CSU........................... 1454 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Dr. Peter Eckart SPD ....................................... 1457 A Jürgen W. Möllemann F.D.P. ......................... 1458 B Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1460 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 1461 C Maritta Böttcher PDS....................................... 1463 A Jörg Tauss SPD................................................ 1464 B Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 1467 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1469 A Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 1470 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU............... 1472 A Jochen Borchert CDU/CSU ............................. 1473 B Ulrike Mehl SPD ............................................. 1475 A Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 1476 D Waltraud Lehn SPD..................................... 1478 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1479 A Eva Bulling-Schröter PDS............................... 1480 C Christoph Matschie SPD.................................. 1481 B Dr. Klaus Lippold (Offenbach) CDU/CSU ..... 1482 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 1485 A Nächste Sitzung .............................................. 1486 C Berichtigung ................................................... 1486 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten .......... 1487 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1383 (A) (C) (B) (D) 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 19. Sitzung, Seite 1327 A, 3. Absatz. Der Satzanfang ist zu lesen: „Wie das Sein das Bewußtsein verän- dert, ...“ Michael Müller (Düsseldorf) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1487 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Baumeister, Brigitte CDU/CSU 23.1.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 23.1.99 Diemers, Renate CDU/CSU 23.1.99 Ehlert, Heidemarie PDS 23.1.99 Erler, Gernot SPD 23.1.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Frick, Gisela F.D.P. 23.1.99 Hasenfratz, Klaus SPD 23.1.99 Hempelmann, Rolf SPD 23.1.99 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 23.1.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Michels, Meinolf CDU/CSU 23.1.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 23.1.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 23.1.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Rupprecht, Marlene SPD 23.1.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 23.1.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 23.1.99 Verheugen, Günter SPD 23.1.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 23.1.99 Willner, Gert CDU/CSU 23.1.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 23.1.99 Wohlleben, Verena SPD 23.1.99
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus W. Lippold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nein, wir machen jetzt erst weiter. Das muß im Zusam-
    menhang gesagt werden. Daß ich keine Angst vor Zwi-
    schenfragen habe, wissen hier alle Beteiligten im Hause.


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich spendiere Ihnen eine Flasche Nervipan!)


    Jetzt kommen wir zur Kernenergiepolitik: Ausstieg
    hin, Ausstieg her. Was ist denn nun? Dauert der soforti-
    ge Ausstieg 25, 30 oder 35 Jahre? Wenn das unsicher

    Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    ist, muß man herausgehen. Aber Herr Trittin will her-
    ausgehen, um dann still wieder hereinzugehen. Jetzt
    wird das von den Grünen verteidigt. Man könnte sich
    über Denkansätze irgendwo freuen, wenn sie wenigstens
    von inhaltlicher Überzeugung geprägt wären.

    Kollege Loske, der die Zusammenhänge in der Um-
    weltpolitik etwas besser als viele andere begreift, stellt
    dann ganz vernünftig klar, daß diese Kernenergiepolitik
    natürlich eine klimaschädliche Politik ist. Recht hat er.
    Er hat es gerade in einer ungeheuer höflichen und char-
    manten Art formuliert. Ich sage in meiner direkten Art
    das, was Herr Loske gesagt hat: Dieser Umweltminister
    ist nicht fähig, zu begreifen, daß seine Kernenergiepoli-
    tik international einen klimaschädlichen Effekt hat und
    national das Klimaschutzziel zu verfehlen anstrebt, das
    wir so nicht erreichen können.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Herr Loske sagt es ihm vermutlich intern deutlicher,
    als er es hier zum Ausdruck bringt. Die Formulierung
    gerade, Kollege Loske, war elegant. Ich gratuliere Ihnen
    dazu. Das alles trägt mit dazu bei, das Bild dieses Mi-
    nisters zu ergänzen.

    Ich würde übrigens an Stelle der Sozialdemokraten
    etwas zurückhaltend sein. Ich habe die Unterbrechung
    vorhin genutzt, mir einmal anzuhören, was der Kollege
    Vahrenholt zur Kernenergie, zum Ausstieg und zum
    Klimaschutz ungefähr 250 Meter weiter bei einer Veran-
    staltung der EU-Kommission erklärt hat. Er hat gesagt:
    Alle anderen bleiben bei der Kernenergie oder steigen
    ein, nur die Deutschen steigen aus; das ist keine klima-
    freundliche Politik. – Der Name Vahrenholt sagt Ihnen
    doch noch etwas, wenigstens einigen Eingeweihten un-
    ter Ihnen. Er soll einmal Umweltsenator für die Sozial-
    demokraten in Hamburg gewesen sein. Wo der Mann
    recht hat, hat er recht. Das ist nun einmal so.

    Es gibt noch einige andere Punkte, die wir hier auf-
    greifen müssen. Ich habe hier immer wieder gehört
    – Frau Kollegin Mehl hat es angesprochen –, daß neben
    der verfehlten Öko-Steuerpolitik und der verfehlten
    Kernenergiepolitik im Umweltschutz de facto nichts
    passiert. Haben Sie heute gehört, daß dieser Umweltmi-
    nister etwas zum Schwerpunkt gesagt hätte, den er auf
    dem nächsten EU-Gipfel verkünden will, etwa zur inte-
    grierten Produktpolitik? Das will er auf dem nächsten
    Gipfel verkünden. Das Konzept sehe ich noch nicht.

    Übrigens sehe ich auch nicht, was viele verlangen,
    auch einige Grüne, daß man den Kernenergieausstieg,
    wenn man ihn denn schon anstrebt, mit einem energiepo-
    litischen Konzept verknüpfen müßte. Das fehlt bei
    Ihnen. Das ist aber ein ganz wesentlicher Punkt. Zum
    Naturschutz ist die Kritik gerade schon geäußert worden.

    Wir können auch über das Öko-Audit sprechen. Das
    ist ein ganz wesentliches Element, das Sie anstreben. Im
    Ausschuß haben Sie einen Antrag eingebracht – die
    Koalitionsfraktionen haben sich auf das Ministerium ge-
    stützt –, mit dem Sie die Hürden für das Öko-Audit in
    Deutschland so hoch hängen, daß kein Unternehmen
    – das kann man jetzt schon prophezeien – die Öko-

    Audit-Zertifizierung beantragen wird. Sie werden alle in
    das internationale ISO-14001-System wechseln. Aber
    Sie sind nicht belehrbar. Sie hocken in Ihren eigenen
    Wänden, sprechen nicht mehr mit der Außenwelt und
    hören noch nicht einmal auf die Naturschutzverbände,
    die Ihnen sagen, daß Versprechen allein nichts nützen.

    Sie müssen Ihre Versprechen wenigstens einmal mit
    Zeithorizonten versehen. Lesen Sie sich einmal die Kri-
    tik vom BUND durch. Das steht dort, wo die kleinen
    Männchen immer die langen, traurigen Gesichter ma-
    chen. Das ist Kritik an Ihrer Regierung, und zwar des-
    halb, weil Sie zwar das eine oder andere in den Mund
    genommen, aber noch nicht einmal mit einem zeitlichen
    Rahmen versehen haben. Haben Sie etwa diesen Mi-
    nister gerade etwas zur nachhaltigen Politik sagen hö-
    ren?

    Früher, verehrte Freunde von der Sozialdemokratie
    und von den Grünen, haben wir den Jahreswirtschaftsbe-
    richt diskutiert. Dabei haben Sie uns vorgeworfen, daß
    im Jahreswirtschaftsbericht nicht auf mindestens 50
    Seiten der Umweltschutz behandelt wird –, wir würden
    Umweltpolitik vernachlässigen.

    Jetzt schaue ich einmal, wie das bei Ihnen aussieht.
    Sie kennen alle diese hübsche kleine Broschüre des
    Bundespresseamtes, des Presse- und Informationsdien-
    stes der Bundesregierung. Das sind jetzt Sie – nicht daß
    sich einige bei Ihnen vertun. Es geht um das Arbeitspro-
    gramm 1999 der Bundesregierung. Jetzt schauen Sie
    doch einmal im Inhaltsverzeichnis, wo der Schwerpunkt
    Umweltpolitik ist.

    Es gibt keinen Schwerpunkt Umweltpolitik. Da steht
    nichts zu Naturschutz; da steht nichts zum Öko-Audit;
    da steht nichts zu Selbstverpflichtungselementen. Sie
    haben im Zusammenhang mit zwei anderen Gesetzen ir-
    gendwo einmal gesagt, daß die Umweltverträglichkeit
    geprüft werden soll. Man sollte Ihnen das um die Ohren
    hauen! Im Jahreswirtschaftsbericht wollen Sie 50 Seiten
    über Umweltschutz haben, und im Schwerpunktpro-
    gramm der Bundesregierung findet sich die Umwelt-
    politik überhaupt nicht wieder.

    Was für einen Einfluß hat der Mann, der dort sitzt,
    eigentlich? Jetzt tanzt ihm auch schon das Presse- und
    Informationsamt auf der Nase herum. Beim Schwerge-
    wicht Hombach habe ich das noch einigermaßen verste-
    hen können, aber daß jetzt schon die nachgeordneten
    Behörden dem Umweltminister so mitspielen können,
    macht mich nachdenklich, Freunde. Das ist doch nicht
    gut.

    Herr Trittin, ich habe Ihnen damals gesagt, daß wir
    Sie in den ersten 100 Tagen schonend behandeln wer-
    den. Hinsichtlich einiger Grundüberzeugungen – es gibt
    einige Positionen, die ich jetzt nicht benennen werde –
    sind wir durchaus daran interessiert, mit Ihnen den Um-
    weltschutz weiterzutreiben. Deswegen kann ich in die-
    sem Amt keinen schwächlichen Kameraden gebrauchen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der F.D.P.)


    Aber allein wenn ich mir diese Broschüre ansehe,
    dann muß ich sagen, Sie sitzen auf dem falschen Stuhl.

    Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Darüber sollte Ihre Partei einmal nachdenken. Der
    Kanzler denkt schon darüber nach; wie Fischer das
    kommentiert, weiß ich noch nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie sollten nicht so viele Broschüren lesen, sondern lieber den Koalitionsvertrag!)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Letzter Redner in
dieser Debatte ist unser Kollege Michael Müller.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsiden-
    tin! Meine Damen und Herren! Wenn man den Kollegen
    Lippold hört, dann fällt einem vor allem eins ein, das
    wir vergessen haben, nämlich die Novellierung der TA
    Lärm; die ist dringend erforderlich.


    (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte Ihre Punkte gerne ernst nehmen, muß
    Ihnen aber auch ganz deutlich sagen: Mit Sonthofen ist
    bei Ihnen schon einmal ein Kandidat gescheitert. Den-
    ken Sie einmal daran. Das ist keine Strategie, die uns
    hilft. Sie sind doch im Grunde genommen nur neidisch,
    daß jetzt wenigstens ein paar Schritte in die richtige
    Richtung gemacht werden.


    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Wir würden gerne mehr machen, ganz klar. Aber Sie
    haben doch noch nicht einmal die Kraft gehabt, die
    Mehrheiten, die Sie in Ihrer Fraktion für die ökologische
    Steuerreform hatten, umzusetzen. Blasen Sie sich doch
    nicht so auf! Sie wissen ganz genau, daß Sie seit etwa
    vier bis fünf Jahren überhaupt nichts mehr zu sagen ge-
    habt haben. Das ist doch die Realität.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich zwei Punkte ansprechen, die mir
    sehr große Sorge machen und die auch in diese Debatte
    gehören. Das ist zum einen die Sorge der Menschen um
    das immer häufigere Hochwasser, und das ist zum ande-
    ren die Sorge über die extremen Vorfälle in den Gebir-
    gen, zum Beispiel in den Alpen. Es ist sicher richtig, daß
    diese Vorfälle etwas mit Zyklen des Wettergeschehens
    und auch etwas mit menschlichen Fehlern wie bei-
    spielsweise Begradigungen, Versiegelungen und ähnli-
    chem zu tun haben. Wenn man sich die langfristige
    Wetterstatistik anschaut, so macht es uns Sorge, daß die
    Extreme dramatisch zunehmen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Klimaschutz!)

    – Ja, genau. Ich komme jetzt zum Punkt Klimaschutz.

    Wir haben dort international Verpflichtungen über-
    nommen, weshalb wir in diesem Punkt, unbeschadet al-
    ler Kontroversen, zumindest versuchen sollten, kon-
    struktiv miteinander umzugehen. Wir stellen fest – diese
    Fakten muß man einmal nennen –: Seit 20 bis 30 Jahren
    gibt es eine deutliche Zunahme von Wetterextremen,

    insbesondere im Winterhalbjahr. Es gibt extreme Tem-
    peraturschwankungen, die alarmieren – das sind keine
    Kleinigkeiten. Wir haben im Vergleich zu vor 100 Jah-
    ren etwa 5 Prozent mehr Wasserdampf in der Atmosphä-
    re. Wir verzeichnen eine deutliche Abschmelzung, ja
    eine Halbierung der Gebirgsgletscher in den Alpen. Das
    alles führt dazu, daß solche Wetterextreme häufiger
    werden und eine größere Dimension annehmen. Ich
    denke an Hochwasser, an Lawinen und allgemein an die
    Zunahme von Abschmelzungsprozessen.

    Der Klimaschutz wird deswegen für diese Bundesre-
    gierung nach wie vor einen hohen Stellenwert haben. In
    dieser Frage werden wir nicht wackeln. Im Gegenteil:
    Klimaschutz sehen wir sogar als eine Chance für ökolo-
    gische Modernisierung an, national und international.
    Das muß so bleiben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir wissen allerdings auch, daß Klimaschutz jetzt
    sehr viel schwieriger wird. Die Zahlen sind eindeutig:
    Wir haben Ende 1997 eine Reduktion von 43,6 Prozent
    gegenüber 1990 in den neuen Bundesländern, aber ein
    Plus von 1,9 Prozent in den alten Bundesländern. Natür-
    lich hat es Bevölkerungsbewegungen gegeben; das
    streite ich gar nicht ab. Aber ich muß daran erinnern –
    das wissen Sie vielleicht auch noch, Kollege Lippold –,
    daß wir in unseren Berechnungen eine gewisse Bevölke-
    rungsbewegung von Ost nach West berücksichtigt hat-
    ten. Das ist also nicht völlig überraschend, es ist nur in
    der Größenordnung mehr, als wir vorhergesagt haben.

    Tatbestand ist aber, daß wir jetzt unter den Bedin-
    gungen liberalisierter Energiemärkte und vor allem ten-
    denziell fallender Energiepreise etwas durchsetzen müs-
    sen, was wegen dieser Bedingungen noch sehr viel
    schwieriger geworden ist: Energie einsparen, die Brücke
    ins Solarzeitalter schlagen, die Effizienz erhöhen etc.
    Das bedeutet eine unglaubliche Kraftanstrengung; dar-
    über muß man sich im klaren sein. Ich halte diese Her-
    ausforderung für eine der zentralen Fragen für die
    Glaubwürdigkeit Europas und für die Rolle, die wir zu-
    künftig unter dem Anspruch sozialökologischer Moder-
    nisierung in der Welt spielen. Deshalb werden wir in
    dieser Frage auch keine Späßchen machen.

    Sie können jetzt fragen, wieso wir aus der Atomener-
    gie aussteigen. Zunächst einmal ist die Reduktion der
    CO2-Emissionen auch mit Atomenergie nicht zu errei-chen. Sie wissen selbst, daß in den Gutachten für die
    Enquetekommission niemand einem expansiven Ausbau
    der Atomenergie das Wort geredet hat.


    (Widerspruch des Abg. Dr. Paul Laufs [CDU/ CSU])


    – Kollege Laufs winkt ab; aber er war ja auch nicht da-
    bei.


    (Dr. Paul Laufs [CDU/CSU]: Ich war wohl dabei! Ich bin hier länger dabei als Sie!)


    – Sie waren nicht in der Kommission. – Niemand in der
    Kommission ist für den Ausbau der Atomkraft einge-
    treten, weil jeder weiß, daß das Entscheidende Einspa-

    Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    ren, Einsparen, Einsparen sowie der Ausbau von erneu-
    erbaren Energien ist. Das ist die eigentlich richtige Ant-
    wort auf die Klimaveränderungen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Ausstieg aus der Atomkraft, ganz egal, wie Sie
    ihn werten, bedeutet zumindest eines: Wir beenden den
    Stillstand und die Stagnation, die in der Energiepolitik
    seit Jahren herrschen. Der Ausstieg aus der Atomkraft
    ist also ein ganz wichtiger Punkt, für den viele Gründe
    sprechen, übrigens auch Klimaschutzgründe. Schauen
    Sie sich einmal die Weltszenarien an. Nicht ein einziges
    Weltszenario, das auf den Ausbau der Atomkraft setzt,
    löst das CO2-Problem, weil die Logik eines Energie-systems, das auf Expansion und hohen Verbrauch setzt,
    bestehenbleibt.


    (Dr. Paul Laufs [CDU/CSU]: Unsinn!)

    – Gut, bei Ihnen ist das Unsinn. In der Zwischenzeit ist
    die wissenschaftliche Diskussion aber schon ein bißchen
    weiter. Bevor man über Innovationen redet, sollte man
    auch einmal die neuere Literatur lesen.

    Wer über Ausstieg redet, muß auch über Neuordnung
    reden. Ich sehe vier Punkte, die dafür entscheidend sind,
    daß wir das schaffen können: erstens eine starke Erhö-
    hung der Energieproduktivität. Wir haben heute ein
    Wachstum der Energieproduktivität von 1,6 bis
    1,7 Prozent. Angesichts unserer technologischen Mög-
    lichkeiten können wir das auf gut 3 Prozent steigern.
    Wir können zweitens den Anteil der Kraft-Wärme-
    Kopplung auf etwa 110 Terawattstunden verdoppeln.
    Drittens können wir – heute ist das ja ein bescheidener

    Anteil von nur 2,3 Prozent der Endenergie – den Anteil
    der regenerativen Energie verdreifachen. Wenn wir
    diese drei Schritte gehen und dies mit einer neuen Gene-
    ration effizienter, schonender und hochwirksamer
    Kraftwerke vor allem für bestimmte Bereiche der
    Grundlast verbinden, dann werden wir das Klimaschutz-
    problem lösen, gerade weil wir durch den Ausstieg aus
    der Atomkraft zu einer Neuordnung der Energieversor-
    gung gezwungen sind.

    Ich sage Ihnen umgekehrt: Wenn Sie den Status quo
    so lassen, wie er heute ist, wird die Bundesrepublik auf
    dem Feld der Energiepolitik nur verlieren; denn einen
    reinen Preiswettbewerb werden wir nicht durchhalten.
    Wer Beschäftigung sichern will, wer will, daß die mo-
    dernen Technologien zum Einsatz kommen, muß zu
    Veränderungen in der Energiepolitik kommen. Das ist
    die große Chance, um Beschäftigung, Ökologie und
    Ökonomie in sinnvoller Weise miteinander zu verbin-
    den. Das werden wir machen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)