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ID1402014700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/20 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 I n h a l t : Erweiterung der Tagesordnung........................ 1383 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundes- regierung zu den gewalttätigen Aktionen aus Anlaß der Verhaftung des PKK- Vorsitzenden Abdullah Öcalan ................. 1383 B Otto Schily, Bundesminister BMI.................... 1383 B Erwin Marschewski CDU/CSU ....................... 1387 A Günter Graf (Friesoythe) SPD ..................... 1388 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1389 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ......................... 1391 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1393 A Petra Pau PDS.................................................. 1394 B Uta Zapf SPD................................................... 1395 B Ruprecht Polenz CDU/CSU............................. 1396 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 1398 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1399 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1399 D Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 1400 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 1409 D Joachim Poß SPD ........................................ 1412 D Volker Kröning SPD.................................... 1414 B Ingrid Matthäus-Maier SPD ............................ 1416 B Dr. Christa Luft PDS ................................... 1420 B Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 1420 C Ingrid Matthäus-Maier SPD ............ 1421 D, 1437 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1424 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 1425 B Hartmut Schauerte CDU/CSU..................... 1428 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 1430 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 1432 B Jürgen Koppelin F.D.P. .............................. 1433 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU........................ 1437 A Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1437 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ............................................................ 1440 B Jörg Tauss SPD............................................ 1442 B Dr. Konstanze Wegner SPD ............................ 1443 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 1445 A Dr. Barbara Höll PDS...................................... 1447 A Fritz Schösser SPD .......................................... 1448 A Susanne Jaffke CDU/CSU............................... 1450 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 1451 B Steffen Kampeter CDU/CSU........................... 1454 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Dr. Peter Eckart SPD ....................................... 1457 A Jürgen W. Möllemann F.D.P. ......................... 1458 B Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1460 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 1461 C Maritta Böttcher PDS....................................... 1463 A Jörg Tauss SPD................................................ 1464 B Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 1467 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1469 A Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 1470 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU............... 1472 A Jochen Borchert CDU/CSU ............................. 1473 B Ulrike Mehl SPD ............................................. 1475 A Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 1476 D Waltraud Lehn SPD..................................... 1478 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1479 A Eva Bulling-Schröter PDS............................... 1480 C Christoph Matschie SPD.................................. 1481 B Dr. Klaus Lippold (Offenbach) CDU/CSU ..... 1482 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 1485 A Nächste Sitzung .............................................. 1486 C Berichtigung ................................................... 1486 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten .......... 1487 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1383 (A) (C) (B) (D) 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 19. Sitzung, Seite 1327 A, 3. Absatz. Der Satzanfang ist zu lesen: „Wie das Sein das Bewußtsein verän- dert, ...“ Michael Müller (Düsseldorf) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1487 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Baumeister, Brigitte CDU/CSU 23.1.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 23.1.99 Diemers, Renate CDU/CSU 23.1.99 Ehlert, Heidemarie PDS 23.1.99 Erler, Gernot SPD 23.1.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Frick, Gisela F.D.P. 23.1.99 Hasenfratz, Klaus SPD 23.1.99 Hempelmann, Rolf SPD 23.1.99 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 23.1.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Michels, Meinolf CDU/CSU 23.1.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 23.1.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 23.1.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Rupprecht, Marlene SPD 23.1.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 23.1.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 23.1.99 Verheugen, Günter SPD 23.1.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 23.1.99 Willner, Gert CDU/CSU 23.1.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 23.1.99 Wohlleben, Verena SPD 23.1.99
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Josef Fell


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Forschungs-
    politik ist Zukunftspolitik. Hier werden die Weichen ge-
    stellt; hier wird entschieden, wohin die Reise geht. Die
    alte Regierung hat die Weichen falsch gestellt.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gut, daß das Leben so einfach ist!)


    Sie hat eine Forschungspolitik betrieben, die ins Abseits
    führt. Sie hat Forschungsmittel in prestigeträchtige Di-
    nosaurier-Projekte gesteckt, die nicht zukunftsfähig sind.
    Der Forschungsreaktor in Garching, die Kernfusion, die
    bemannte Raumfahrt, die Müllverbrennung – Herr
    Friedrich, Sie haben selbst in Ihrem Nachbarort Fürth
    gesehen, wohin das führt –, der Transrapid – alle diese
    Techniken lösen keine Probleme; sie schaffen neue Pro-
    bleme.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS – Zuruf von der F.D.P.: Glauben Sie!)


    Die rotgrüne Bundesregierung muß heute mit diesen
    Altlasten fertig werden. Sie binden einen großen Teil der
    vorhandenen Mittel, Mittel, die dringend für wirklich
    wichtige Vorhaben benötigt werden. Union und F.D.P.
    haben nicht nur die Weichen falsch gestellt; sie haben
    sich ebenso als Bremser hervorgetan.

    Meine Damen und Herren von der Union und von der
    F.D.P., in den letzten zehn Jahren Ihrer Regierungszeit
    haben Sie die Forschungsausgaben kontinuierlich zu-
    rückgefahren. Das gilt sowohl im Verhältnis zum Brut-
    tosozialprodukt als auch in absoluten Zahlen. Sie haben
    ein zentrales Element verantwortungsvoller Politik ver-
    nachlässigt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Die neue rotgrüne Bundesregierung setzt den For-
    schungszug jetzt auf das richtige Gleis, auf das Gleis,
    das in eine nachhaltige und eine zukunftsfähige Gesell-
    schaft führt. Wir machen Nachhaltigkeit zum Schwer-
    punktthema der Forschungspolitik. Die nachhaltige
    Umweltforschung erhält unter Rotgrün einen viel höhe-
    ren Stellenwert. Das gilt zum einen für die technische
    Forschung; das gilt zum anderen für die Umweltfor-
    schung, die das Verhältnis der Menschen zu ihrer Um-
    welt zum Gegenstand hat. In der Raumfahrtforschung
    werden wir der Nachhaltigkeit zur Geltung verhelfen;


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist, glaube ich, eine Drohung!)


    die Mittel werden verstärkt in die unbemannte Erder-
    kundung fließen.

    Die Nachhaltigkeit ist auch für die rotgrüne Außen-
    politik prägend. Die Förderung der Friedens- und Kon-
    fliktforschung ist deshalb ein zentrales Element unserer
    Forschungspolitik. Die Regierung Kohl hat stärker auf
    militärische Lösungen gesetzt und den Anteil der Wehr-
    forschung an den Forschungs- und Entwicklungsausga-
    ben zuletzt auf über 17 Prozent erhöht. Gerade der Ko-
    sovo-Konflikt zeigt uns aber heute, wie wichtig es ist,
    im Vorfeld präventiv tätig zu werden. Hier werden wir
    in Zukunft stärkere Akzente setzen. Wir werden in den
    nächsten Jahren ein eigenes Institut aufbauen, das sich
    speziell der präventiven Konfliktforschung widmet.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das haben Sie doch schon!)


    Der rotgrüne Forschungszug fährt nicht nur auf dem
    richtigen Gleis; wir erhöhen auch das Tempo. Die For-
    schungspolitik erhält endlich den Stellenwert, den sie
    auch tatsächlich verdient.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Die Zukunftsinvestitionen im Forschungsetat steigen
    um 1 Milliarde DM. Damit schaffen wir die Vorausset-
    zungen dafür, technische Innovationen für eine lebens-
    werte Zukunft zu entwickeln. Wir schaffen aber nicht
    nur die Voraussetzungen; wir sorgen auch für den
    Transfer von der Forschung zur wirtschaftlichen An-
    wendung. Das haben wir mit dem 100 000-Dächer-
    Programm für Photovoltaik vorgemacht, und das wer-
    den wir weiter tun.


    (Norbert Hauser [Bonn] [CDU/CSU]: 1 Million!)


    – Diese Summe steht in diesem Haushalt nur deswegen
    so drin, weil erst im nächsten Haushalt die Kosten an-
    fallen.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wieviel denn?)


    Die Verpflichtungsermächtigung für den kommenden
    Haushalt ist groß genug, um diesem Programm zu genü-
    gen. 180 Millionen DM sind dafür veranschlagt.


    (Beifall bei der SPD)


    Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Das 100 000-Dächer-Programm ist also vollständig ge-
    sichert.

    Wir schaffen in der Forschungsförderung eine Kon-
    zentration auf vor allem kleine und mittlere Unterneh-
    men. Ich möchte zum Abschluß aber aus grüner Sicht
    zugestehen, daß das Gleisbett noch nicht vollständig
    stabil ist und wir in zwei Bereichen einige andere Ak-
    zente setzen wollen.


    (Dr.-Ing. Rainer Jork [CDU/CSU]: Und die Lok fehlt!)


    Aus Zeitgründen will ich mich auf einen Aspekt kon-
    zentrieren: Auf dem Gebiet der Energieforschung wün-
    schen wir uns eine verstärkte Forschungstätigkeit, vor
    allem bei der Einspartechnologie und den erneuerbaren
    Energien, bei der Photovoltaik, der Geothermie, der
    solarthermischen Stromerzeugung, bei Biomasse und
    Windkraft. Sie müssen verstärkt werden zu Lasten we-
    nig zukunftsträchtiger Technologien wie der Kernfusion.

    Das ist eine Voraussetzung für eine nachhaltige
    Energiewende, die wir mit unseren beiden Zielen errei-
    chen wollen, nämlich dem Ausstieg aus der Atomener-
    gie und der Verminderung des Kohlendioxidausstoßes.
    Dazu bedarf es ressortübergreifender Aktivitäten, die
    wir, so denke ich, auch mit dem Wirtschaftsministerium
    gut voranbringen können.

    Ich danke für das Zuhören.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
letzter Redner zu diesem Einzelplan hat der Kollege
Thomas Rachel von der CDU/CSU-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Rachel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Sehr
    geehrte Damen und Herren! Sehr verehrte Frau Ministe-
    rin, zu gerne hätte ich Ihnen heute zur Erhöhung des
    Volumens des Bildungs- und Forschungshaushaltes
    gratuliert. Aber leider haben Sie sich um Ihren eigenen
    Erfolg gebracht. Denn das, was die Bundesregierung
    jetzt vorgelegt hat, ist und bleibt eine Mogelpackung.
    Sie haben im Wahlkampf die Verdoppelung der Bil-
    dungs- und Forschungsausgaben in fünf Jahren verspro-
    chen; das hieße, mindestens 3 Milliarden DM pro Jahr.
    Tatsächlich sind es in diesem Jahr gerade einmal 900
    Millionen DM. Damit erfüllt die Regierung weder ihr
    eigenes Versprechen noch die Erwartungen, die sie
    selbst geschürt hat. Sie haben die Wählerinnen und
    Wähler getäuscht.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Natürlich begrüßen wir, daß es mehr Gelder gibt.

    Aber wenn Herr Hilsberg in einer Pressemitteilung von
    einer „furiosen Steigerung der Investitionen“ spricht, so
    ist das ein billiger Versuch, vom Bruch Ihres eigenen
    Wahlversprechens abzulenken. Faktum ist: Die neuen
    Haushaltsmittel stehen im krassen Widerspruch zu Ihren
    eigenen Ankündigungen. An diesen Ankündigungen
    werden wir Sie auch in Zukunft messen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wer den vorliegenden Haushalt betrachtet, wird fest-
    stellen, daß das ehemalige Zukunftsministerium unter
    rotgrüner Führung wesentliche Säulen der Forschungs-
    politik verloren hat. Im Wirtschaftsministerium finden
    wir jetzt: die Sicherheitsforschung für kerntechnische
    Anlagen, die Energieforschung, die Forschung hinsicht-
    lich erneuerbarer Energien, die Informationstechnologi-
    en, die Luftfahrtforschung, die Forschung in wichtigen
    Bereichen in den neuen Bundesländern und schließlich
    die Förderung der Forschungszusammenarbeit und von
    Unternehmensgründungen. Diese originären For-
    schungsfelder sind ohne Not dem Bundesministerium
    für Bildung und Forschung entrissen worden. Ist da
    nicht ein Forschungsministerium überhaupt überflüssig?
    Was bleibt denn für das Forschungsministerium?


    (Jörg Tauss [SPD]: Ach, Herr Rachel, mehr Phantasie!)


    Die großen Forschungseinrichtungen wie Max-
    Planck-Gesellschaft, DFG und FhG arbeiten mit pau-
    schaler Finanzzuweisung und definieren ihre For-
    schungsschwerpunkte selbstverantwortlich. Eine Haupt-
    aufgabe des Forschungsministeriums war bisher, den
    Prozeß der Umsetzung von der Grundlagenforschung
    hin zu Innovationen und Produkten zu fördern. Aber ge-
    rade hier haben Sie das Forschungsministerium ampu-
    tiert. Denn mit der Übertragung der Förderung tech-
    nologieorientierter Unternehmensgründungen in das
    Wirtschaftsministerium ist die Kette zwischen Grundla-
    genforschung und angewandter Forschung zerrissen
    worden. Das schadet der Forschungslandschaft, und das
    kritisieren wir.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [F.D.P.])


    Sie hätten doch jetzt eigentlich die Möglichkeit, das
    wahrzumachen, was Sie immer gefordert haben – zum
    Beispiel beim BAföG. Sie sind angetreten mit einer
    Fundamentalkritik am geltenden BAföG und der An-
    kündigung, eine umfassende BAföG-Reform vorzuneh-
    men. Noch 1998 haben Sie Herrn Rüttgers dafür kriti-
    siert, daß er das BAföG in der Art und Weise erhöht hat,
    wie Sie es jetzt tun wollen. Faktum ist: Ihr BAföG-
    Vorschlag führt nicht dazu, daß sich die Quote der ge-
    förderten Studenten wesentlich erhöht. Das kritisiert
    auch das Studentenwerk. Das muß aber Hauptziel der
    BAföG-Reform sein. Ihre Anhebung um 2 Prozent
    macht maximal 15 DM pro Monat und Student aus.
    Meine Damen und Herren, das ist eine Pizza mehr im
    Monat für jeden BAföG-Studenten.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber eine gut belegte!)


    Das ist das Ergebnis Ihrer „großen“ BAföG-Reform.
    Wir lassen uns von Ihrer neuen BAföG-Reform nicht ins
    neue Jahrtausend vertrösten. Anspruch und Wirklichkeit
    liegen bei Ihnen weit auseinander.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zuruf von der CDU/CSU: Das war zu erwarten!)


    Vollmundig hat die SPD im Wahlkampf das klare
    Versprechen abgegeben, Studiengebühren mit einem

    Hans-Josef Fell






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesgesetz auf Dauer zu verbieten. Was ist aus dem
    Versprechen geworden?


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nichts!)

    Frau Bulmahn macht in Bonn verbal mobil gegen Studi-
    engebühren. Realität ist aber, daß dort, wo sie als SPD-
    Landesvorsitzende in Niedersachsen politisch Verant-
    wortung trägt, nämlich in Niedersachsen, eine Studien-
    gebühr von 200 DM pro Student und Jahr eingeführt
    wird.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Als Verwaltungsgebühr getarnt!)


    Die SPD ist in der Frage der Studiengebühren – wir
    sehen es an Ihren Gesichtern – heillos zerstritten. Wis-
    senschaftsminister Oppermann aus Niedersachsen kün-
    digt nicht nur an, daß er ein Studiengebührenverbot ver-
    hindern will; er könnte sich sogar Studiengebühren in
    der Größenordnung von 1 000 DM bis 3 000 DM vor-
    stellen.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Wem die Durchsetzungskraft schon in der eigenen nie-
    dersächsischen Landespartei fehlt, wird die Glaubwür-
    digkeit in Bonn nie gewinnen. Anspruch und Wirklich-
    keit klaffen auch hier weit auseinander.

    Frau Ministerin Bulmahn, bezeichnenderweise
    kommt in Ihrer Pressemitteilung zum Bundeshaushalt
    1999 das Wort „Raumfahrt“ überhaupt nicht vor.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Weil die bemannt ist!)


    Ist das Zufall? – Nein. Damit soll kaschiert werden, daß
    die Bundesregierung durch wiederholtes Kürzen das
    Austrocknen der Raumfahrt betreibt. Ihre Kampfansage
    im Bildungs- und Forschungsausschuß an die bemannte
    Raumfahrt, Frau Ministerin Bulmahn, ist das falsche
    politische Signal – auch gegenüber unseren internatio-
    nalen Partnern.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die Kürzungen des Raumfahrthaushaltes bedeuten, daß
    Deutschlands internationale Stellung in der Raumfahrt
    gefährdet wird. Wissenschaft und Raumfahrtindustrie
    sprechen von gravierenden wissenschaftlich-technischen
    und industriellen Einbrüchen. Nachdem Sie uns schon in
    der Energiepolitik international um jedes Ansehen ge-
    bracht haben, ist Rotgrün dabei, das gleiche auch in der
    Raumfahrtpolitik zu tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Mit dem weiteren Austrocknen der Raumfahrt ge-

    fährden Sie die Erfolgsgeschichte der europäischen Trä-
    gerrakete Ariane und die deutsche Spitzenposition in der
    wissenschaftlichen Erd- und Umweltbeobachtung. Es
    würde faktisch zu einem Fadenriß kommen.

    Meine Damen und Herren, ich empfinde es schon als
    eine ziemlich üble Heuchelei, daß sich Bundeskanzler
    Gerhard Schröder noch vor zehn Tagen mit dem US-
    Astronauten John Glenn Arm in Arm von den Medien
    ablichten ließ, Sie mit Ihrer Mehrheit im Parlament aber
    gleichzeitig den Geldhahn für die Weltraumforschung

    zudrehen. Auch hier klaffen Anspruch und Wirklichkeit
    weit auseinander.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sehr geehrte Damen und Herren, es gibt noch einen

    anderen Aspekt, der vielleicht viel schwerwiegender ist
    als manche anderen Fehler, die Sie machen.


    (Jörg Tauss [SPD]: Bis jetzt war noch nicht viel!)


    Die von der Bundesregierung gesetzten Rahmenbedin-
    gungen, Herr Tauss, stimmen nicht. Die rotgrüne Steu-
    erreform und die Ökosteuer führen dazu, daß den klei-
    nen und den größeren Unternehmen die eigenen Investi-
    tionsmittel für Forschung und Entwicklung genommen
    werden. Der Bundesverband der Deutschen Industrie hat
    berechnet,


    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Was der alles berechnet!)


    daß die deutsche Wirtschaft durch die von Ihnen zu ver-
    antwortenden Steuer- und Ökosteuergesetze in den
    kommenden Jahren mit insgesamt 35 Milliarden DM zu-
    sätzlich belastet wird.


    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Herr Stihl ist gerade wiedergekommen!)


    Das ist der Grundfehler Ihrer politischen Konzeption.
    Daran ändern auch erhöhte Fördermittel in wenigen Be-
    reichen nichts. Es wäre besser, den Unternehmen Spiel-
    räume für eigene Forschung und Entwicklung zu lassen,
    als ihnen zuerst das Geld wegzunehmen und es nachher
    stückchenweise gezielt einzelnen Unternehmen zuzu-
    schaufeln.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wohl wahr! – Jörg Tauss [SPD]: Nichts mehr von jungen Wilden hier!)


    Mittelstand und Wirtschaft brauchen die Schaffung
    günstiger Rahmenbedingungen und eines innovations-
    freundlichen Klimas. Das ist weitaus wichtiger als ein-
    zelne Fördermaßnahmen im Forschungsbereich. Aber
    genau hier versagen Sie.

    Deswegen kann ich zusammenfassen: Ihre ersten 100
    Tage, dieser Bundeshaushalt und Ihre Steuergesetzge-
    bung sind ein Schritt gegen das wirtschaftliche Wachs-
    tum und gegen die forschenden Betriebe in Deutschland.
    Deshalb werden wir den Haushalt auch ablehnen.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)