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ID1402014100

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/20 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 I n h a l t : Erweiterung der Tagesordnung........................ 1383 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundes- regierung zu den gewalttätigen Aktionen aus Anlaß der Verhaftung des PKK- Vorsitzenden Abdullah Öcalan ................. 1383 B Otto Schily, Bundesminister BMI.................... 1383 B Erwin Marschewski CDU/CSU ....................... 1387 A Günter Graf (Friesoythe) SPD ..................... 1388 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1389 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ......................... 1391 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1393 A Petra Pau PDS.................................................. 1394 B Uta Zapf SPD................................................... 1395 B Ruprecht Polenz CDU/CSU............................. 1396 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 1398 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1399 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1399 D Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 1400 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 1409 D Joachim Poß SPD ........................................ 1412 D Volker Kröning SPD.................................... 1414 B Ingrid Matthäus-Maier SPD ............................ 1416 B Dr. Christa Luft PDS ................................... 1420 B Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 1420 C Ingrid Matthäus-Maier SPD ............ 1421 D, 1437 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1424 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 1425 B Hartmut Schauerte CDU/CSU..................... 1428 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 1430 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 1432 B Jürgen Koppelin F.D.P. .............................. 1433 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU........................ 1437 A Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1437 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ............................................................ 1440 B Jörg Tauss SPD............................................ 1442 B Dr. Konstanze Wegner SPD ............................ 1443 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 1445 A Dr. Barbara Höll PDS...................................... 1447 A Fritz Schösser SPD .......................................... 1448 A Susanne Jaffke CDU/CSU............................... 1450 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 1451 B Steffen Kampeter CDU/CSU........................... 1454 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Dr. Peter Eckart SPD ....................................... 1457 A Jürgen W. Möllemann F.D.P. ......................... 1458 B Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1460 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 1461 C Maritta Böttcher PDS....................................... 1463 A Jörg Tauss SPD................................................ 1464 B Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 1467 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1469 A Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 1470 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU............... 1472 A Jochen Borchert CDU/CSU ............................. 1473 B Ulrike Mehl SPD ............................................. 1475 A Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 1476 D Waltraud Lehn SPD..................................... 1478 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1479 A Eva Bulling-Schröter PDS............................... 1480 C Christoph Matschie SPD.................................. 1481 B Dr. Klaus Lippold (Offenbach) CDU/CSU ..... 1482 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 1485 A Nächste Sitzung .............................................. 1486 C Berichtigung ................................................... 1486 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten .......... 1487 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1383 (A) (C) (B) (D) 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 19. Sitzung, Seite 1327 A, 3. Absatz. Der Satzanfang ist zu lesen: „Wie das Sein das Bewußtsein verän- dert, ...“ Michael Müller (Düsseldorf) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1487 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Baumeister, Brigitte CDU/CSU 23.1.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 23.1.99 Diemers, Renate CDU/CSU 23.1.99 Ehlert, Heidemarie PDS 23.1.99 Erler, Gernot SPD 23.1.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Frick, Gisela F.D.P. 23.1.99 Hasenfratz, Klaus SPD 23.1.99 Hempelmann, Rolf SPD 23.1.99 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 23.1.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Michels, Meinolf CDU/CSU 23.1.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 23.1.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 23.1.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Rupprecht, Marlene SPD 23.1.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 23.1.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 23.1.99 Verheugen, Günter SPD 23.1.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 23.1.99 Willner, Gert CDU/CSU 23.1.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 23.1.99 Wohlleben, Verena SPD 23.1.99
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jörg Tauss


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (Plos)

    Auch dieses bleibt Ihnen nicht
    erspart, das ist wahr. – Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-
    gen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau
    Präsidentin! Wenn ich ein wenig Revue passieren lasse,
    was aus den Reihen der Opposition im Zusammenhang
    mit dem Bundeshaushalt 1999 vorgetragen worden ist,
    dann komme ich zu der Feststellung, daß doch offen-
    sichtlich große Zufriedenheit herrschen muß. Ihre Kritik
    haben Sie im wesentlichen, wenn man von etwas Gemä-
    kel an dem einen oder anderen Punkt absieht, auf Vor-
    gänge in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen redu-
    ziert. Sie sind auf die Länder ausgewichen und auf viele
    andere Dinge; über den Bundeshaushalt haben wir rela-
    tiv wenig gehört. Das können wir zumindest als Zufrie-
    denheit deuten, wenngleich auch ich Ihnen zugebe, daß
    in Baden-Württemberg, woher ich komme, an der Hoch-
    schule Karlsruhe im Bereich der Informatik ein Drittel

    der wissenschaftlichen Stellen weggenommen worden
    ist. Wir alle wissen, daß 100 000 Jobs im Bereich der In-
    formatik nicht besetzt sind. Da, wo die Zukunft liegt,
    wird gekürzt. Wir sollten uns also hier nicht die Länder
    vorhalten.

    Wenn wir in Zukunft wieder einen soliden Bundes-
    haushalt und entsprechende Einnahmen haben werden –
    für diese Entwicklung stellt diese Bundesregierung im
    Moment die Weichen –, dann werden auch die Länder
    wieder in der Lage sein, ihre Ausgaben vernünftig zu
    planen. Diesbezüglich sind wir ebenfalls auf einem gu-
    ten Wege.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich will im übrigen noch einmal daran erinnern, daß
    die alte Bundesregierung allein im Bereich des Hoch-
    schulbaus bei den Ländern mit rund 1 Milliarde DM in
    der Kreide stand. Ich erwähne diese Tatsache, da Sie
    über die Situation der Länder Krokodilstränen vergossen
    haben.


    (V o r s i t z : Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


    Es wurde das Thema BAföG angesprochen. Herr
    Möllemann droht mit einem Antrag zu diesem Thema.
    Das ist prima. Ich frage nur an dieser Stelle: Wo waren
    eigentlich in der letzten Legislaturperiode die Anträge
    zum BAföG? Lieber Kollege Guttmacher, wir haben Sie
    oft dazu aufgefordert, und Sie haben – wie jetzt auch –
    immer nett gelächelt. Wie der Kollege Laermann haben
    Sie immer wieder gesagt: Wir wollen gerne. – Vor der
    Tür haben Sie aber zugegeben: Mit dieser Koalition ist
    eine Reform nicht möglich. – Jetzt sind Sie vom Koali-
    tionszwang befreit; jetzt stellen Sie Ihre Anträge. Das
    finde ich prima. Vielleicht können wir in einigen Berei-
    chen zusammen etwas erreichen.

    Die Frau Präsidentin Vollmer hat sehr viel Energie in
    das neue Stiftungsrecht gesteckt. Entsprechende Rege-
    lungen waren mit der alten Koalition nicht möglich.
    Jetzt höre ich mit Freude, daß die F.D.P. und auch die
    CDU/CSU Anträge dazu einbringen wollen. Offensicht-
    lich hat dieser Regierungswechsel auch auf Sie innova-
    tiv und befruchtend gewirkt. Machen Sie weiter so, und
    legen Sie vernünftige Anträge auf den Tisch! Wir wer-
    den dann mit Ihnen darüber reden. Das ist der Unter-
    schied zur alten Regierung.

    Frau Kollegin Pieper, Seriosität sollten Ihre Vor-
    schläge schon aufweisen. Die F.D.P. hat ja die Bil-
    dungspolitik neu entdeckt. Das sage ich, obwohl im
    Moment nicht viele von Ihnen anwesend sind. Wo ist
    denn Herr Mittelwelle? Etwas mehr Engagement wür-
    den wir an dieser Stelle ganz gerne sehen.

    Die von Ihnen angesprochene Kritik an der Vorge-
    hensweise zum Drei-Körbe-Modell ist unseriös. Sie wis-
    sen doch ganz genau, daß wir auf Grund des Urteils des
    Bundesverfassungsgerichts im Bereich des Kindergeldes
    und der Elternfreibeträge zu Reformen kommen müssen.
    Weil die sich ergebenden Auswirkungen noch nicht ab-
    schließend geprüft sind, wäre es aber nach 100 Tagen
    wirklich nicht zu verantworten – Sie würden das zu

    Maritta Böttcher






    (A) (C)



    (B) (D)


    Recht kritisieren –, wenn wir sagen würden: Wir neh-
    men das alte Drei-Körbe-Modell und bringen es ohne
    Diskussion mit den Ländern einfach ein. Meine herzli-
    che Bitte ist, daß die Opposition diese Forderung nicht
    erhebt, weil Sie genau wissen, daß man beim besten
    Willen so nicht vorgehen kann. Wir werden aber in die-
    sem Bereich Korrekturen vornehmen, die schon längst
    überfällig sind. Am Freitag werden wir darüber diskutie-
    ren können.

    Zur Dienstrechtsreform. Auch in diesem Zusam-
    menhang habe ich die herzliche Bitte, die Kirche im
    Dorf zu lassen. Wo gibt es denn in diesem Bereich ent-
    sprechende Vorlagen von CDU/CSU und F.D.P.? Herr
    Kanther hätte euch in der letzten Legislaturperiode doch
    etwas gepfiffen, wenn ihr im Innenministerium aufge-
    taucht wäret und gesagt hättet: Wir machen eine Dienst-
    rechtsreform. – Sie haben in dieser Frage gekniffen. Wir
    nehmen uns dieser Aufgabe ruhig und seriös an. Sie
    können sich daran beteiligen. Wir wären sehr froh, wenn
    wir auch aus den Bundesländern von Ihnen den entspre-
    chenden Rückhalt bekommen würden.

    Ich will Herrn Möllemann – er hat sich für seine Ab-
    wesenheit entschuldigt, weil er eine Rede halten muß –
    einen Tip mit auf den Weg geben. Ich empfehle ihm als
    Fallschirmspringer: Wenn man keine Luft unter dem
    Fallschirm hat, dann sollte man sich zurückhalten, weil
    man ansonsten hart aufprallt.

    Wir waren das einzige Industrieland in der Welt – das
    muß man sich einmal vorstellen –, in dem die Ausgaben
    für Forschung und Wissenschaft zurückgefahren wur-
    den, während alle anderen Länder – da brauchen Sie
    nicht den Kopf zu schütteln, Herr Kollege Friedrich –
    die Ausgaben erhöht haben. Im Juli des letzten Jahres
    hat uns die amerikanische Regierung mitgeteilt – auch
    Herr Gingrich, der in der amerikanischen Politik erfreu-
    licherweise keine Rolle mehr spielt und der jede staatli-
    che Ausgabe als Übel ansieht, hat sich so geäußert –,
    daß die Investitionen in Forschung und Bildung in
    den nächsten acht Jahren verdoppelt werden sollen, und
    dies angesichts der Tatsache, daß die Ausgaben in den
    USA ständig gestiegen sind, während sie bei uns gesenkt
    wurden.

    Aus diesem Grunde: Wer diesen Bereich zum Stein-
    bruch gemacht hat, wie Sie es getan haben, wer in die-
    sem Bereich Zukunftschancen verspielt hat, sollte sich
    heute etwas mehr zurückhalten. Es war schon aus diesen
    Gründen gut, daß Sie die Wahl verloren haben.


    (Beifall bei der SPD)

    Dieser Skandal alleine wäre ein hinreichender Grund für
    Ihren Abgang gewesen.


    (Cornelia Pieper [F.D.P.]: Eigenlob stinkt!)

    – Ich stelle hier nur Realitäten dar.

    Jetzt kommen Sie mit dem alten Rüttgers-Etat.

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der war gut!)


    – Ja, der war gut. Wie Herr Rüttgers beim Herrn Waigel
    immer rausgekommen ist, Herr Kampeter: einen halben
    Meter kürzer, als er ohnehin ist. Selbst die schwärzesten

    Beamten im Bundesministerium für Bildung und For-
    schung zünden jeden Morgen eine Kerze an, weil sie
    froh sind, daß sie den los sind; das will ich Ihnen sagen.


    (Heiterkeit bei der SPD)

    Kein einziger Bildungsminister vor ihm hat sich so we-
    nig für sein Haus interessiert wie er. Da fragen Sie ein-
    mal parteiübergreifend nach. Im Grunde sind wir alle
    miteinander froh. Auch heute ist er nicht da. Ich habe
    gehört, sie wollen Nordrhein-Westfalen mit ihm als neu-
    em Hoffnungsträger beglücken. Ich wünsche viel Ver-
    gnügen. Ich hoffe nicht, daß sich Herr Rüttgers mit
    Nordrhein-Westfalen so intensiv auseinandersetzt wie
    mit Bildung und Forschung. Das hätte dieses Bundes-
    land nämlich nicht verdient – auch wenn ich mich aus
    parteipolitischen Gründen darüber freuen könnte, daß
    Sie diese Entscheidung getroffen haben.

    Jetzt kommen wir zu Herrn Kampeter. Herr Kampe-
    ter, ihr müßt euch einmal darüber unterhalten, was ihr
    eigentlich wollt. Auf der einen Seite ist hier ein Riesen-
    gejammer nach dem Motto: Die Investitionen – das ha-
    ben wir jetzt klargestellt – für Bildung und Forschung
    sind noch nicht verdoppelt. Jetzt wissen Sie noch nicht,
    was das Wort „Investitionen“ bedeutet. Ich bitte das Mi-
    nisterium für Bildung und Forschung, Herrn Kampeter
    entsprechende Literatur zur Verfügung zu stellen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wissen nicht, was Sie verdoppeln wollen!)


    Das ist kein Problem. Wir sagen Ihnen selbstverständ-
    lich, was das Wort „Investitionen“ bedeutet; das ist
    überhaupt keine Frage. Ich bitte die Ministerin persön-
    lich darum, dafür zu sorgen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die kann die Frage nicht beantworten!)


    Es geht nicht, daß Sie hier sagen: Bei einigen Auf-
    wüchsen könnt ihr die Mittel nicht abfließen lassen, weil
    es an Projekten fehlt, und parallel dazu beklagen, daß
    zuwenig Geld in Projekte fließen würde. Jetzt müßt ihr
    euch darüber unterhalten, was ihr eigentlich wollt.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Hören Sie doch erst einmal zu, Herr Tauss! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben nicht zugehört!)


    – Ich weiß gar nicht, warum Sie so aufgeregt sind. War-
    um sind Sie denn so aufgeregt?

    Was wir gemacht haben, ist eine Steigerung der Aus-
    gaben für die Projektförderung – die Ministerin hat das
    dargestellt –, die Chancen bietet für neue, innovative
    Bereiche und übrigens auch für neuen Wettbewerb. Die
    Zahl 13 Prozent ist hier genannt worden. Überall haben
    wir hier etwas getan. Mein Kollege Eckardt hat die
    Hochschulen angesprochen. Wir reden nicht über Bil-
    dung und Forschung, wir halten keine Sonntagsreden,
    sondern wir handeln.

    Ein wichtiger Punkt an dieser Stelle sind die neuen
    Bundesländer. Merkwürdigerweise ist von Ihnen da
    überhaupt nichts gekommen; die neuen Bundesländer
    scheinen nicht mehr vorhanden zu sein. Denken wir
    einmal allein an die Förderung Ost. Daß Sie beide,

    Jörg Tauss






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Herr Kollege Guttmacher und Frau Kollegin Pieper –
    ich meine nicht von der Anwesenheit her, sondern von
    dem, was heute an diesem Rednerpult vorgetragen wor-
    den ist –, hier die Fahne hochhalten, will ich Ihnen an-
    rechnen. Aber die Fahne hochhalten allein genügt nicht.
    Da muß irgend etwas kommen. Wir halten die Fahne
    hoch und haben noch einen Geldbeutel dabei. 325 Mil-
    lionen DM allein im Bereich der neuen Bundesländer
    haben wir auf den Weg gebracht. Das ist eine hervorra-
    gende Geschichte. Alle loben uns dafür; nun lobt uns
    doch auch einmal an dieser Stelle!


    (Zuruf von der CDU/CSU)

    – Innoregio, Herr Kollege. Ich freue mich, daß er auf-
    wacht. Im Bereich Innoregio haben wir eine intelligente
    Vernetzung von Forschungseinrichtungen, von Akteu-
    ren, von kleinen und mittleren Unternehmen in den neu-
    en Bundesländern auf den Weg gebracht.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihr macht nicht nur Mist!)


    Alle sagen uns dort: Das ist das, worauf wir gewartet
    haben – warum nicht schon früher? Da kann ich nur sa-
    gen: Erst jetzt, weil wir jetzt erst an die Regierung ge-
    kommen sind.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Das ist ein innovativer Ansatz an Stelle klassischer
    Förderung. Auch das muß an dieser Stelle einmal gesagt
    werden.

    Jetzt zur Raumfahrt, meinem Hobby. Hier sitzen ein
    paar Kollegen, die sich sehr darum gekümmert haben:
    Kollege Fischer, Kollege Seidenthal. Gutes Stichwort,
    Herr Kampeter. Schade, daß Sie nicht länger dabei ge-
    blieben sind.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bei welchem?)


    Sie wollen uns an unsere Verantwortung erinnern?
    Das war ein starker Satz. An dieser Stelle, würde ich sa-
    gen, schweigen Sie besser. Sonst diskutieren wir tat-
    sächlich einmal ernsthaft über Ihre Verantwortung für
    den Haushalt Raumfahrt. Das ist ein Musterbeispiel für
    die Unsolidität, die uns die alte Bundesregierung hin-
    terlassen hat. Sie haben hier in historischen Stunden ir-
    gendwelche Verträge unterschrieben. Auch der ehemali-
    ge Kanzler war kurz da. Da wurde unter dem Blitzlicht-
    gewitter der Fotografen über Raumstation usw. gespro-
    chen.


    (Dr.-Ing. Rainer Jork [CDU/CSU]: Da verwechseln Sie was!)


    Das sind alles Dinge, über die man diskutieren kann.
    Nur in der mittelfristigen Finanzplanung, Herr Kolle-

    ge Kampeter, finden wir zu dem, was Sie unterschrieben
    haben, nichts. Das ist die Erbschaft, die Sie uns hinter-
    lassen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


    – Stellen Sie doch eine Frage, wenn Sie etwas interes-
    siert. Ich kann nur noch einmal sagen: Das war unseriös.
    Herr Kampeter, wo waren Sie, als es darum gegangen
    ist, die Mittel für die Raumfahrt in die mittelfristige Fi-
    nanzplanung dieses Ministeriums aufzunehmen? Wo
    waren Sie? Nun mosern Sie rum.

    Es war nicht sehr fair, Herr Kollege Kampeter, daß
    Sie – ich setze mich mit Ihnen ernsthaft auseinander, es
    gibt nicht viele bei Ihnen, mit denen man das tun kann;
    nehmen Sie das positiv auf – die Mittel herausgerechnet
    haben, die ins Bundesministerium für Wirtschaft flos-
    sen. Nun kann man das tun, aber es ist nicht seriös; denn
    auch dort sind die Bereiche, die die anwendungsorien-
    tierte Forschung betrafen, ebenfalls mit einem Aufwuchs
    versehen worden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Schade, daß niemand von Ihnen kürzlich bei der Gue-

    ricke-Vereinigung war. Die Leute dort haben gejubelt,
    als Staatssekretär Mosdorf seinen Vortrag gehalten hat.
    Auch dort gab es Aufwuchs.

    Es geht aber nicht nur ums Geld. Die alte Bundesre-
    gierung war von schönen Erklärungen und wenigen Ta-
    ten geprägt. Wir machen es andersherum. Ein kleines
    Beispiel: Herr Rüttgers hat gelegentlich tolle Reden ge-
    halten. Er sprach von der Verfügbarkeit von aktuellen
    wissenschaftlichen und technischen Grundinformationen
    in einer entstehenden Informationsgesellschaft. Tolle
    Reden, aber was haben wir vorgefunden? Wo sind bei-
    spielsweise die Konzepte, die wir in der entstehenden
    Informationsgesellschaft, in der Wissen zu einem Pro-
    duktionsfaktor wird, tatsächlich umsetzen können? Es ist
    ein stupides Privatisierungsprogramm beispielsweise im
    Bereich der Fachinformationszentren und der wissen-
    schaftlichen Datenbanken übriggeblieben.

    Sie haben die Hochschulen noch nicht einmal in die
    Diskussion einbezogen und nachgefragt, welche Infor-
    mationen sie künftig brauchen und welche nicht. Auch
    hier gab es keine Konzepte. Hier geht es nicht um mehr
    Geld, hier geht es darum, neue Wege zu beschreiten.

    Genauso werden neue Wege in einer neuen Kultur
    der Zusammenarbeit zwischen Forschungspolitik und
    anderen Ressorts beschritten. Dazu hat die Ministerin
    auch heute wichtige Signale ausgesandt. Ich denke an
    den Bereich der Gesundheit. Wer jemals – ich meine es
    wirklich ernst – an einer Schmerzkonferenz – ich meine
    keine Schmerzkonferenz hier im Saal, bei der ich mir
    gelegentlich Ihre Reden anhören mußte – teilgenommen
    hat, auf der Ärzte, Mediziner und betroffene Patientin-
    nen und Patienten anwesend waren, weiß, auf was ich
    hinauswill.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihre Rede löst Schmerzen aus!)


    – Nein, meine Rede verursacht keine Schmerzen, son-
    dern Freude auf Ihrer Seite.

    In diesem Bereich der Schmerzforschung warten
    Menschen darauf, daß sich etwas tut. Hier wird die neue
    Bundesregierung einen ihrer Schwerpunkte setzen. Dar-
    über freuen sich die Menschen. Freuen Sie sich mit uns!

    Jörg Tauss






    (A) (C)



    (B) (D)


    Das gilt auch für andere Bereiche, beispielsweise den
    Verkehr, die Umwelt und die Nachhaltigkeit. Ich sehe
    meine Kollegin Ulrike Burchardt, die dieses zentrale
    Thema über Jahre hinweg bearbeitet hat und von Ihrer
    Seite nicht gehört worden ist. Die Kollegin Burchardt
    weiß mit allen anderen: Die Nachhaltigkeit bedarf weite-
    rer Untermauerung. Das werden wir tun.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Viel Pathos, wenig Inhalte!)


    Ich habe noch eine Minute Redezeit und will zusam-
    menfassen.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Nein!)

    Alle freuen sich, der Kanzler freut sich, die Ministerin
    freut sich, und der Finanzminister freut sich. Beide ha-
    ben sich geeinigt. Sie haben es nie geschafft, daß sich
    die Finanzminister mit den Bildungsministern geeinigt
    haben. Alle Forschungseinrichtungen freuen sich. Das
    Max-Planck-Institut und das Fraunhofer-Institut freuen
    sich ebenso wie die Hochschulen. Verflixt noch mal,
    liebe Opposition: Freuen Sie sich doch auch einmal mit
    uns! Machen Sie konstruktiv mit! Bildung und For-
    schung haben in diesem Land wieder einen Stellenwert.
    Das ist das Signal, das vom Haushalt 1999 ausgeht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat der Kollege Dr. Gerhard Friedrich,
CDU/CSU, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Friedrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei
    der Rede des Kollegen Tauss, vor allem bei deren
    Schluß, hatte ich den Eindruck, daß in Baden-
    Württemberg der Fasching verlängert wurde.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie tragen viel zu unserer Unterhaltung bei. Insofern lie-
    ben wir Sie, aber nur Sie persönlich, nicht das, was Sie
    sagen. Wir schätzen Sie nur als Person.

    Meine Damen und Herren, obwohl es manchmal in
    diesem Bundestag üblich ist, bin ich nicht bereit, künst-
    lich Gegensätze herbeizureden.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Staatsmännisch!)

    Wenn ich mich recht erinnere, habe ich schon in der De-
    batte über die Regierungserklärung gesagt, daß sich
    nach dem damals Bekannten in der Forschungspolitik,
    weniger in der Bildungspolitik, viele Gemeinsamkeiten
    abzeichnen. Ich bin auch nicht bereit, das heute mit Ge-
    walt zurückzunehmen. Was so ist, ist so. Wir haben
    doch gemeinsame Überzeugungen. Wir wissen: Wenn
    wir uns auf dem Weltmarkt behaupten wollen, dann ist
    Innovation durch Forschung und Entwicklung auf
    jeden Fall genauso wichtig wie eine Kostensenkung.

    Sie sollten allerdings nicht den Eindruck erwecken,
    als ob Sie nach der Vereidigung des neuen Bundeskabi-

    netts eine Forschungslandschaft hinterlassen bekamen,
    die in tiefes Elend versunken war. Die Bildungs- und
    Forschungsministerin Bulmahn hat ja den neuesten Be-
    richt zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutsch-
    lands erwähnt. Wir haben in der Presse von Untersu-
    chungen des Stifterverbandes für die Deutsche Wissen-
    schaft gelesen. Es ist doch wirklich erfreulich, zu sehen,
    welche Zahlen da für 1997 und 1998 bekanntgegeben
    wurden. Das sollten auch Sie anerkennen. Die Ausgaben
    der Unternehmen für Forschung und Entwicklung sind
    in diesen beiden Jahren erstmals wieder kräftig gestie-
    gen. Frau Ministerin Bulmahn hat angesprochen, daß der
    Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttosozialprodukt jah-
    relang abgesunken ist. Wir liegen jetzt wieder bei 2,4
    Prozent, haben also eine Trendwende erreicht.

    Wir behaupten bei den höherwertigen Technologien
    Weltmarktanteile von 18 Prozent. Die Sachverständigen
    bestätigen uns, daß wir bei den Spitzentechnologien
    aufholen und dort inzwischen Welthandelsanteile von
    11,5 Prozent haben. Die Sachverständigen sind sich ins-
    besondere einig, daß wir im Bereich der Biotechnologie
    nachgewiesen haben, daß wir mit nicht viel Geld, aber
    mit einem konzentrierten Einsatz von Geld, verbunden
    mit Deregulierung, in der Lage sind, ganz gewaltig auf-
    zuholen.


    (Zuruf von der F.D.P.: Richtig!)

    Freuen Sie sich als neue Regierung doch, daß Sie und
    auch die Ministerin in ihren Presseerklärungen Zahlen
    verkünden können, die nicht nur erfreulich sind, sondern
    eigentlich in die Schlußbilanz des früheren Bundesfor-
    schungsministers Rüttgers gehören.

    Zu diesen erfreulichen Zahlen gehört übrigens auch,
    daß zum Stichtag 30. September letzten Jahres 4,4 Pro-
    zent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden.
    Ich freue mich, daß die Rufe von Frau Ministerin Bul-
    mahn nach einer Umlagefinanzierung in der betriebli-
    chen Ausbildung immer leiser geworden sind. Inzwi-
    schen hört man sie überhaupt nicht mehr. Das ist etwas
    Positives. Wir haben uns von dieser Bürokratie nie et-
    was versprochen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich würde mich freuen – das wurde von einem Kolle-

    gen schon angesprochen –, wenn das 100 000-Plätze-
    Programm für Jugendliche ein Erfolg wäre. Ich habe
    da noch Zweifel. Ich habe in der letzten Woche anläß-
    lich einer Veranstaltung bei mir im Wahlkreis mit dem
    Leiter des Arbeitsamtes von Nürnberg gesprochen. Er
    hat gesagt, sie hätten über 4 000 arbeitslose Jugendliche
    unter 25 Jahren angesprochen und nicht einmal 400 sei-
    en bereit gewesen, sich in solche Maßnahmen hineinzu-
    begeben.


    (Jörg Tauss [SPD]: Da muß man etwas tun!)

    – Das will ich Ihnen nicht vorwerfen. Aber das müssen
    wir beobachten und analysieren.

    Wir müssen ganz nüchtern feststellen: Nicht jeder ist
    ausbildungsfähig, und nicht jeder ist ausbildungsbereit.
    Aber die Probleme, die früher bestanden, haben Sie im-
    mer uns angelastet. Wir haben also durchaus ein positi-

    Jörg Tauss






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    ves Interesse an Ihrer neuen Maßnahme und loben diese
    grundsätzlich. Aber wir warten ab, was wirklich dabei
    herauskommt.

    Nach dem bisher Gesagten ist es natürlich ein richti-
    ges Signal, wenn die Bundesregierung im Einzelplan 30
    die Ausgaben für Bildung und Forschung um etwa
    900 Millionen DM erhöht. Das ist erfreulich. Ich muß
    wiederholen – dafür gibt es einen Grund –, daß dies ge-
    genüber dem Waigel-Rüttgers-Entwurf für das Jahr
    1999 nur ein Plus von 400 Millionen DM ist.

    Ich stelle, wenn ich mir die Haushaltsabschlußzahlen
    des letzten Jahres ansehe, fest, daß sich die Ausgaben
    und die Einnahmen des Bundes positiv entwickelt ha-
    ben. Es wird weniger Geld für die Bundesanstalt für Ar-
    beit ausgegeben, und es sind höhere Steuereinnahmen zu
    erwarten. Deshalb hatte schon Herr Waigel die Mög-
    lichkeit gesehen, eine Priorität, die wir lange Zeit leider
    nur ankündigen konnten, jetzt in die Praxis umzusetzen.
    Der neue Bundesfinanzminister – so sagen mir die
    Haushälter – hat jetzt sogar die Möglichkeit, Privatisie-
    rungserlöse in der Größenordnung von, so glaube ich,
    10 Milliarden DM vom letzten Jahr in das Haushaltsjahr
    1999 zu übertragen.

    Wir freuen uns, daß Sie die Mittel erhöhen, aber allzu
    schwer war das in diesem Jahr offensichtlich nicht. –
    Wir warten auch auf den Finanzplan. Wir wollen sehen,
    ob es Ihnen gelingt – es ist überall zurückgeschraubt
    worden; darüber will ich jetzt nicht reden –, in den näch-
    sten vier Jahren je 1 Milliarde DM zusätzlich in den
    Haushalt einzubringen.

    Ich verstehe ja, daß Sie gern möchten, daß Soll mit
    Soll verglichen wird. Wenn man aber bei den Ankündi-
    gungen den Mund zu voll nimmt, dann darf man sich
    eben nicht wundern, wenn man dem Vorwurf ausgesetzt
    ist, daß relativ kleine Brötchen übriggeblieben sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und

    Kollegen, wir wissen, daß der Haushalt nominal nur um
    72 Millionen DM steigt, weil Kompetenzen an das Bun-
    deswirtschaftsministerium abgegeben werden mußten.
    Wir hätten allerdings erwartet, daß bei verringerten
    Kompetenzen auch die Verwaltung etwas verschlankt
    würde. Es hat mich beim Durchzählen der Unterabtei-
    lungen etwas überrascht, daß weniger Kompetenzen in-
    zwischen durch zusätzliche Unterabteilungen verwaltet
    werden müssen.

    Im Hochschulbereich – das ist schon von meinem
    Kollegen Kampeter angesprochen worden – wollten wir
    zusätzlich 200 Millionen DM für die Erprobung und
    Entwicklung innovativer Hochschulstrukturen bereit-
    stellen. Angesichts des großen Nachholbedarfs im
    Hochschulbau kann man die andere Auffassung vertre-
    ten und sagen: Da stocken wir kräftig auf.

    Es ist schon gesagt worden: In Bayern finanzieren wir
    in großem Stil vor. Wir erwarten allerdings, daß wir
    eines Tages wie die anderen Bundesländer anteilig unse-
    re Finanzierungsbeiträge erhalten werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wenn ein Kollege aus dem Norden über den schreck-
    lichen baulichen Zustand in seinem Land klagt, dann
    liegt dies überwiegend an seiner Landesregierung. Ich
    bin gern bereit, mit Ihnen und, wenn Sie wollen, auch
    mit dem gesamten Ausschuß die Neubaustellen in
    Bayern zu besichtigen, egal ob in München oder bei mir
    in Erlangen. Da würden Sie sich wundern. Lassen wir
    also die Verantwortung bei den Ländern!

    Zum BAföG möchte ich kurz anmerken, daß die
    Presseerklärung des Ministeriums, daß die Mittel um
    142 Millionen DM erhöht werden, nicht ganz richtig ist;
    denn verglichen mit dem Waigel-Entwurf für die
    BAföG-Novelle sind es nur 50 Millionen DM mehr.
    Auch Sie lassen sich also Zeit, den zugegebenermaßen
    bestehenden großen Nachholbedarf – dazu bekenne ich
    mich – zu befriedigen.

    Ich persönlich werfe Ihnen nicht vor, daß Sie die gro-
    ße BAföG-Novelle nicht kurzfristig vorlegen. Wir wis-
    sen, daß die Finanzminister, unabhängig vom Partei-
    buch, alle Vorschläge schlicht abgelehnt haben, gesagt
    haben, es müsse alles kostenneutral sein. Wir wissen,
    daß es im Bereich des Steuerrechts und im Bereich des
    Unterhaltsrechts, in dem Streichungen bei Unterhaltsan-
    sprüchen vorgenommen werden mußten, große Proble-
    me gibt. Sie sollten also ruhig solide arbeiten.

    Ich möchte abschließend noch einen Satz der Mi-
    nisterin aufgreifen, nämlich daß es bei der Forschungs-
    förderung und bei der Förderung von Innovationen nicht
    nur um das Verteilen von Geld geht, sondern daß die
    Rahmenbedingungen insgesamt stimmen müssen. Weil
    meine Redezeit praktisch abgelaufen ist, nenne ich nur
    Stichworte.

    Erstens. Die Wirtschaft hat mehrfach deutlich ge-
    macht, daß sie wenig von zusätzlichen und höheren Zu-
    schüssen hat, wenn sie nicht insgesamt im Bereich Steu-
    ern und Abgaben entlastet wird. Es ist kein Zufall, daß
    die Wirtschaft gerade in den letzten beiden Jahren ihr
    Engagement in Sachen Forschung und Entwicklung
    deutlich erhöht hat, nachdem sich die Ertragslage klar
    verbessert hatte.

    Zweitens. Unsere Forschungseinrichtungen klagen
    noch immer über zu lange Genehmigungsverfahren und
    nicht vorhersehbare Auflagen. Deshalb bitten wir die
    neue Bundesregierung, daß das, was wir an Deregulie-
    rung, an Beschleunigungen von Genehmigungsverfahren
    in den letzten acht Jahren begonnen haben, fortgesetzt
    wird.

    Ich sage Ihnen: Bei mir im Büro stapeln sich inzwi-
    schen die Briefe im Hinblick auf das Staatsziel Tier-
    schutz, das Sie durchbringen wollen. Hier gibt es ganz
    beträchtliche Auffassungsunterschiede, Herr Staatsse-
    kretär. Es gibt eine ganz große Verunsicherung in gro-
    ßen Teilen der Wissenschaft. Hier müssen wir ansetzen,
    damit nicht erneut Wissenschaftler ins Ausland vertrie-
    ben werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Schließlich gibt es nach wie vor Probleme mit der
    Akzeptanz. Die Kolleginnen und Kollegen der SPD und

    Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen)







    (A) (C)



    (B) (D)


    vor allem der Grünen sind daran mitschuldig. Sie haben
    ja nicht nur gegen die Kernenergie Kampagnen losge-
    treten, –