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ID1400909000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/9 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 9. Sitzung Bonn, Freitag, den 20. November 1998 I n h a l t : Erweiterung der Tagesordnung........................ 487 A Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Einstieg in die ökologische Steuer- reform (Drucksache 14/40) ....................... 487 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Entlastung durch Einführung einer ökologischen und sozialen Steuerreform (Drucksache 14/66 (neu))........................... 487 B Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 487 C Friedrich Merz CDU/CSU ............................... 490 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU............... 494 A Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 496 B Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 499 B Detlev von Larcher SPD .................................. 500 D Walter Hirche F.D.P............................ 501 C, 508 A Cornelia Pieper F.D.P. ............................... 502 D Hans Michelbach CDU/CSU ........................... 504 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 506 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P.......................... 509 C Dr. Barbara Höll PDS ...................................... 510 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 511 B Dr. Klaus Lippold (Offenbach) CDU/CSU ..... 512 D Hans Martin Bury SPD.................................... 515 B Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi... 516 B, 517 D Walter Hirche F.D.P. ....................................... 517 B Gunnar Uldall CDU/CSU................................ 518 A Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Enwurfs eines Gesetzes zu Korrekturen in der Sozialversicherung und zur Sicherung der Arbeitnehmer- rechte (Drucksache 14/45) ........................ 518 D b) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Versorgungsreform- gesetzes 1998 (Drucksache 14/46)............. 519 A c) Erste Beratung des von der Abgeord- neten Dr. Heidi Knake-Werner und der Fraktion der PDS eingebrachten Ent- wurfs eines Ersten Gesetzes zur Korrektur von Fehlentwicklungen im Recht der Ar- beitslosenhilfe (Erstes Arbeitslosenhilfe- Korrekturgesetz) (Drucksache 14/15)...... 519 A d) Erste Beratung des von der Abgeord- neten Dr. Heidi Knake-Werner und der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ar- beitszeitgesetzes und des Euro-Einfüh- rungsgesetzes (Drucksache 14/13)............ 519 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 9. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. November 1998 e) Erste Beratung des von der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Wiedereinführung des Schlecht- wettergeldes – Schlechtwettergeld-Ge- setz (Drucksache 14/39)............................. 519 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Irmgard Schwaetzer, Rainer Brüderle, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur beschäftigungswirksamen Änderung des Kündigungsschutzgeset- zes (Drucksache 14/44) .............................. 519 B Walter Riester, Bundesminister BMA ............. 519 C Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU ............... 522 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 525 B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P......................... 528 D Dr. Heidi Knake-Werner PDS ......................... 530 C Angelika Krüger-Leißner SPD ........................ 532 C Dr. Ilja Seifert PDS .................................... 533 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU................... 535 A Hubertus Heil SPD..................................... 536 A Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ............................ 537 C Olaf Scholz SPD.............................................. 538 B Johannes Singhammer CDU/CSU................... 540 C Peter Dreßen SPD ...................................... 541 A Kurt Bodewig SPD .......................................... 542 A Meinrad Belle CDU/CSU................................ 544 A Nächste Sitzung ............................................... 545 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 547 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 9. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. November 1998 487 (A) (C) (B) (D) 9. Sitzung Bonn, Freitag, den 20. November 1998 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsident Rudolf Seiters Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 9. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. November 1998 547 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Andres, Gerd SPD 20.11.98 Austermann, Dietrich CDU/CSU 20.11.98 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.98 Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.98 Blank, Renate CDU/CSU 20.11.98 Braun (Augsburg), Hildebrecht F.D.P. 20.11.98 Breuer, Paul CDU/CSU 20.11.98 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 20.11.98 * Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 20.11.98 Carstensen (Nordstrand), Peter Harry CDU/CSU 20.11.98 Caspers-Merk, Marion SPD 20.11.98 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 20.11.98 Dietzel, Wilhelm CDU/CSU 20.11.98 Fink, Ulf CDU/CSU 20.11.98 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.98 Frick, Gisela F.D.P. 20.11.98 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 20.11.98 Gebhard, Fred PDS 20.11.98 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 20.11.98 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 20.11.98 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 20.11.98 Hartnagel, Anke SPD 20.11.98 Hintze, Peter CDU/CSU 20.11.98 Irmer, Ulrich F.D.P. 20.11.98 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Jacoby, Peter CDU/CSU 20.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 20.11.98 Kahrs, Johannes SPD 20.11.98 Kolbe, Manfred CDU/CSU 20.11.98 Kolbow, Walter SPD 20.11.98 Lehn, Waltraud SPD 20.11.98 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 20.11.98 Michels, Meinolf CDU/CSU 20.11.98 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 20.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 20.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 20.11.98 Reiche, Katherina CDU/CSU 20.11.98 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 20.11.98 Ronsöhr, Heinrich-Wilhelm CDU/CSU 20.11.98 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 20.11.98 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 20.11.98 Schaich-Walch, Gudrun SPD 20.11.98 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 20.11.98 Dr. Schmidt-Jortzig, Edzard F.D.P. 20.11.98 Schmitz (Baesweiler), Hans-Peter CDU/CSU 20.11.98 von Schmude, Michael CDU/CSU 20.11.98 Thönnes, Franz SPD 20.11.98 Wimmer (Karlsruhe), Brigitte SPD 20.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 20.11.98 Wolf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20.11.98 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 20.11.98 —————— *) für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union 548 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 9. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. November 1998 (A) (C) (B) (D) Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn sellschaft mbH, Postfach 1320, 53003 Bonn, Telefon: 0228/3820840, Telefax: 0228/3820844 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Johannes Singhammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Kollege
    Dreßen, der entscheidende Unterschied zur bisherigen
    Regelung besteht, wie ich Ihnen gesagt habe, darin, daß
    es die Mitsprache auch der nicht tariflich Gebundenen
    über diesen Ausschuß beim Bundesarbeitsminister nicht
    mehr geben soll. Es findet keine weitere Befassung von
    Gremien mehr statt. Allein der Bundesarbeitsminister
    entscheidet. Das halte ich für sehr bedenklich.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    An dieser Stelle versichere ich Ihnen eines: Wir wer-

    den jede Art von beginnendem Machtrausch entschieden
    bekämpfen.


    (Zurufe von der SPD: Au weia! – Das ist ja toll! – Weitere Zurufe von der SPD)


    Die Meßlatte Ihrer Regierung waren und sind mehr Ar-
    beitsplätze, und daran werden wir Sie messen.

    Der entscheidende Nachteil dieses ganzen Geset-
    zespaketes besteht darin, daß das Hauptziel nicht in
    mehr Arbeitsplätzen besteht, sondern in der Eröffnung
    von Abschöpfungs- und Finanzierungsmöglichkeiten,
    weil Sie Ihre Wahlversprechen einlösen wollen.


    (Zurufe von der SPD)

    – Sie brauchen jetzt nicht zu schreien. – Das Schlimme
    dabei ist, daß Sie vor allem die Kleinverdiener zur Kasse
    bitten, nämlich mit der Ökosteuer und Beitragsabschöp-
    fungen. Damit hatten die Kleinverdiener nicht gerech-
    net.

    Dabei haben Sie doch eine höchst komfortable Situa-
    tion. Für 1999, das kommende Jahr, werden gegenüber

    1998 höhere Steuereinnahmen von insgesamt 38 Milli-
    arden DM erwartet. Davon sollen 26 Milliarden DM die
    Kassen des Bundes prall füllen. Die vorhergehende
    Bundesregierung hat eine gute Grundlage geschaffen;
    Sie brauchten eigentlich nicht weiter abzukassieren. Ihre
    Vorschläge sind handwerklich schlecht und finanziell
    unseriös.

    Ich möchte das einmal am Beispiel der Frühverren-
    tung beschreiben. Sie erwecken den Eindruck, daß Ar-
    beitnehmer künftig mit 60 Jahren ohne irgendwelche
    Abstriche in Rente gehen können. Tatsache ist, daß die
    tarifgebundenen Arbeitnehmer über die Tariffonds
    gleichzeitig zur Kasse gebeten werden; statt in die Ren-
    tenversicherung zahlen sie zusätzlich in eine Art zweite
    Rentenversicherung, nämlich die Tariffonds, Monat für
    Monat ein. Dieses von Ihnen erfundene angebliche Per-
    petuum mobile der Politik bringt für jeden, der schuftet,
    einzahlt und auf Sicherheit im Alter hofft, zwei ent-
    scheidende Nachteile:

    Erstens. Statt eines dem Anspruch auf Eigentum ähn-
    lichen, garantiert abgesicherten Rentenanspruchs be-
    kommt der Arbeitnehmer über den Tariffonds einen
    Rechtsanspruch mit minderer Rechtssicherheit.

    Zweitens. Sie betreiben eine Umverteilung zwischen
    den Generationen, und zwar zu Lasten der Jüngeren. Ein
    20jähriger Arbeitnehmer muß 40 Jahre einzahlen, bis er
    über den Tariffonds als 60jähriger seine Ansprüche gel-
    tend machen kann. Wer 59 Jahre alt ist, der kann nach
    Ihren Plänen, nachdem er nur ein Jahr Beitrag gezahlt
    hat, erheblich früher in den Ruhestand gehen. Was glau-
    ben Sie, wie lange sich das die jüngeren Arbeitnehmer
    gefallen lassen werden?


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Die Wahrheit lautet: Ihre Rechnung wird nicht aufge-
    hen. Sie können sich der demographischen Entwicklung
    nicht entziehen und davonlaufen. Wunschdenken allein
    bringt nicht die notwendigen gigantischen Beträge ein,
    die Sie für diese Art der Umstellung brauchen. Wenn
    Sie das mir schon nicht glauben sollten, dann glauben
    Sie es wenigstens Ihrer Parteigenossin, der Ministerprä-
    sidentin von Schleswig-Holstein, Frau Simonis. In
    einem gestern veröffentlichten Interview mit dem
    „Stern“, hat sie auf die Frage, wer denn die Verrentung
    mit 60 bezahlen soll, erklärt: „Nach meiner bisherigen
    Kenntnis ist das nicht finanzierbar.“


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Recht hat sie!)


    Viele der Menschen, die jetzt diese Debatte verfol-
    gen, spüren doch, daß sich die Jüngeren dann, wenn
    immer weniger Arbeitnehmer immer mehr für die Al-
    tersversicherung zahlen sollen, irgendwann einmal ver-
    weigern werden. Wir brauchen nicht mehr Umvertei-
    lung, sondern mehr zukunftssichere Arbeitsplätze und
    eine verbreiterte Grundlage durch mehr Beitragszahler,
    die letztlich die Last schultern.

    Dieses Korrekturgesetz schlägt eine falsche Richtung
    ein. Wie nie zuvor mußte sich gerade diese Bundesregie-
    rung nach nur wenigen Wochen von Experten und Wis-
    senschaftlern eine niederschmetternde Kritik gefallen

    Johannes Singhammer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    lassen. Zum Gutachten des Sachverständigenrats, der
    fünf Weisen, das in dieser Woche veröffentlicht worden
    ist, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“, daß es präzise,
    hart und vernichtend sei.


    (Horst Kubatschka [SPD]: Und falsch!)

    Nach Einschätzung der fünf Weisen führe der rotgrüne
    Kurs weit weg vom Ziel der Vollbeschäftigung, weil
    sich die Arbeitslosigkeit weder durch das Heilsver-
    sprechen der Umverteilung noch durch Strohfeuerpro-
    gramme dauernd verringern lasse.

    Anspruch und Wirklichkeit Ihrer Politik sind umge-
    kehrt proportional zu den Ergebnissen, die Sie erreichen
    wollen. Ich sage Ihnen eines: Note „Eins“ bei den An-
    kündigungen und Versprechungen und Note „Sechs“ bei
    der Umsetzung. Das wird immer mehr Menschen in un-
    serem Land davon überzeugen, daß der Weg, den Sie
    eingeschlagen haben, der falsche ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat für die
SPD-Fraktion der Kollege Kurt Bodewig.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kurt Bodewig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Sehr geehrte
    Damen und Herren! Ich freue mich, daß wir hier am
    Ende einer längeren Debatte doch noch so zahlreich an-
    wesend sind und dieser Debatte Aufmerksamkeit wid-
    men. Ich finde das sehr schön. Denn gerade diese De-
    batte hat ja einen Kernpunkt, auf den ich mich in mei-
    nem Beitrag beschränken möchte, nämlich das Arbeit-
    nehmer-Entsendegesetz. Was haben Sie da für Horror-
    gemälde an die Wand gemalt! Ich will mich damit gern
    auseinandersetzen. Ich will aber sehr deutlich machen:
    Diese Änderung des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes ist
    nur ein Baustein unserer arbeitsrechtlichen Sofortmaß-
    nahmen.

    Ich kann nur sagen – ich freue mich, daß Bundes-
    minister Walter Riester das noch einmal sehr deutlich
    gemacht hat –, daß es um Reformen geht. Das, was Sie
    praktiziert haben, nämlich eine Verschlechterung, indem
    Sie systematisch den Reformbegriff entwertet haben, ist
    keine Reform. Reformen sind Verbesserungen für die
    Menschen in diesem Land. In diesem Sinne machen wir
    Reformen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir brauchen die Wiederherstellung von Recht und
    Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Das ist zwingend erfor-
    derlich angesichts von illegalen Tätigkeiten, von Akti-
    vitäten einer Bau-Mafia, von Verfahren, die wir nicht
    akzeptieren können. Wir brauchen auch die Beseitigung
    von Wettbewerbsverzerrungen. Sie hier, die letzten vier
    überlebenden Gralshüter des Liberalismus,


    (Heiterkeit)

    müssen doch daran interessiert sein, daß wir Dumping
    verhindern.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir brauchen natürlich auch einen Schutz der Ar-
    beitnehmerrechte. Ich sage mit deutlichem Blick auf
    die Opposition: Die Bilanz Ihrer Arbeit in den letzten
    16 Jahren zwingt uns dazu, heute Korrekturen vorzu-
    nehmen – das haben Sie zu verantworten –, damit wir
    das Leben hier wieder besser machen können.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dies gilt insbesondere für das Arbeitnehmer-
    Entsendegesetz. Aus meiner Erfahrung in einer Grenz-
    region zu den Niederlanden kann ich nur sagen, daß die
    vorgeschlagenen Korrekturen und ergänzenden Rege-
    lungen dringend erforderlich sind. In meinem Wahlkreis
    sprechen mich Bauunternehmer an und sagen, sie halten
    das nicht durch. Kolleginnen und Kollegen der IG BAU
    sagen deutlich, daß sie Angst um ihre Arbeitsplätze
    haben. Das hat etwas mit der bestehenden Praxis zu tun,
    und diese Praxis muß geändert werden.


    (Beifall bei der SPD)

    Wettbewerbsverzerrungen durch Dumpingangebote

    müssen wir verhindern. Ich sage mit Blick auf die Arbeit
    an unserem zukünftigen Parlamentsort: Es kann doch
    nicht sein, daß in Berlin der größte Bauboom seit
    Kriegsende herrscht, und gleichzeitig haben wir die
    höchste Arbeitslosigkeit bei inländischen Bauarbeitern.
    Das ist doch absurd!


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Deswegen schlagen wir eine entschlossene und ziel-
    gerichtete Vorgehensweise vor. Unsere Ziele sind deut-
    lich: die Bekämpfung von Lohndumping auf den deut-
    schen Baustellen, die notwendige Beseitigung der Be-
    nachteiligung inländischer Unternehmen und Arbeit-
    nehmer – beides gehört zusammen –, die volle Einbe-
    ziehung aller Baugewerbe, also auch der Baunebenge-
    werbe, und die wirksame Kontrolle der Subunterneh-
    men, dies über die Durchgriffshaftung der Unterneh-
    mer für die Entgeltansprüche. Ich sage Ihnen deutlich,
    Frau Kollegin Schwaetzer: Da haben Sie unrecht. Die
    Durchgriffshaftung wird nämlich dazu führen, daß von
    den Subunternehmern andere Angebote gemacht werden
    müssen, und das schützt die kleinen und mittleren Un-
    ternehmen. Ich weiß, wovon ich spreche.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Annelie Buntenbach [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Zu unseren Zielen gehört auch die Verbesserung der
    Kontrolle und natürlich die Ahndung der Vergehen. Die
    Ahndung gehört dazu. Ich habe mit Interesse den Be-
    richt des Staatssekretärs Tegtmeier für den Ausschuß für
    Arbeit und Sozialordnung gelesen. Er beschreibt eine
    Vielzahl vorhandener Mißbrauchsmöglichkeiten; Miß-
    bräuche etwa in der Form, daß Arbeitnehmer nur für die
    Tätigkeit in Deutschland eingestellt werden, und in dem
    jeweiligen Heimatland dieser Unternehmen existieren
    nur Briefkastenfirmen. Wir alle in diesem Haus müßten
    doch ein Interesse daran haben, eine solche Praxis end-
    lich zu beseitigen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Johannes Singhammer






    (A) (C)



    (B) (D)


    Auch unsere Maßnahmen sind eindeutig. Sie sind klar
    nachlesbar. Ich glaube, daß dieser Gesetzentwurf eine
    gute und solide Handschrift trägt. Wir heben die Entfri-
    stung auf. Wir schaffen eine Rechtsverordnungsermäch-
    tigung für das BMA. Auch das ist ja hier von Herrn
    Singhammer soeben angesprochen worden, ebenso von
    anderen. Schauen Sie sich doch einmal die Hintergründe
    an! Wie war das denn 1996? Die Tarifpartner im Bau-
    gewerbe setzen sich zusammen, handeln einen Min-
    destlohntarifvertrag aus, und die Vertreter der BDA
    zwingen die Tarifpartner im Tarifausschuß, ihre selbst
    getroffenen Vereinbarungen aufzuheben und den Min-
    destlohn abzusenken.

    Daß es dabei um Geld geht, kann ich Ihnen an Hand
    der Zahlen zeigen. Die Einigung der Tarifpartner in den
    alten Ländern lag bei 18,60 DM pro Stunde. Dann wur-
    de dies auf Druck der BDA im Tarifausschuß auf
    17 DM und dann 1997 auf 16 DM abgesenkt. Das sind
    Einkommensverluste unserer Kolleginnen und Kollegen,
    die nicht hinnehmbar sind.


    (Beifall bei der SPD)

    Deswegen sage ich ganz deutlich: Diese Praxis der

    Erpressungspolitik im Tarifausschuß gehört der Vergan-
    genheit an. Das finde ich gut.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Schnieber-Jastram, ein Wort zum Kaisererlaß.
    Ich will Sie daran erinnern, daß es ein Sozialdemokrat
    war, der 1918 die Republik ausgerufen und die Demo-
    kratie in Deutschland begründet hat.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Nein!)

    Insofern sind wir sehr beruhigt, wenn Sie hier diese

    Begriffe falsch verwenden. Es geht nicht um einen Kai-
    sererlaß, sondern um den Erhalt von Mindeststan-
    dards: beim Mindestlohn, der Urlaubsdauer und dem
    Urlaubsgeld. Es geht endlich darum, dieses Geschachere
    im Tarifausschuß zu beenden und diese Standards für
    alle verbindlich zu machen. Das ist eine vernünftige
    Politik.


    (Beifall bei der SPD)

    Die Voraussetzung dafür ist nämlich, daß sich die Tarif-
    partner vorher geeinigt haben. Dagegen hat überhaupt
    keiner etwas.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich glaube, diese Politik ist bei uns in guten Händen.

    Der Kollege Walter Riester, unser neuer Bundesarbeits-
    minister, ist jemand, der hierfür mit Sicherheit die sensi-
    ble Handhabung durchsetzen wird.

    Ich komme zum nächsten Punkt. Unsere Regelung ist
    sinnvoll, vernünftig und verläßlich. Sie beläßt die Ge-
    staltungsspielräume bei den Tarifvertragsparteien.

    Ich komme zu dem anderen Punkt, dem der Durch-
    griffshaftung. Generalunternehmer sind zukünftig für ih-
    re Subunternehmer haftbar. Dieses Wegwieseln wie in
    der Vergangenheit wird es nicht mehr geben. Das ist
    wichtig und richtig. Die Generalunternehmer haften ab

    dem 1. Januar 1999 unmittelbar, falls der Subunterneh-
    mer das Mindestentgelt nicht zahlt oder nicht in die Ur-
    laubskasse der Bauwirtschaft einzahlt.

    Was auch wichtig ist: Bei diesen Kassen werden üb-
    rigens auch die Werkvertragsarbeitgeber aus Mittel- und
    Osteuropa einbezogen. Auch das bedeutet mehr Sicher-
    heit in der Arbeitswelt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Kontrollen müssen wirksamer werden. Deshalb sind
    wir für die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-
    gungen für die Kontrolltätigkeit der Behörde. Das fängt
    mit dem Bußgeld an. Ich finde es gut, daß der Bußgeld-
    rahmen deutlich erweitert wird. Für Ordnungswidrig-
    keiten, etwa die Nichtzahlung des Mindestlohns, wird
    statt bisher 500 000 DM 1 Million DM zu zahlen sein.
    Ich kann nur sagen: Wer auf diesem sozialen Ohr taub
    ist, der muß eben fühlen. Ich hoffe, daß es richtig weh
    tut.


    (Beifall bei der SPD)

    Die organisierte Kriminalität auf unseren Baustellen –

    damit meine ich nicht die illegalen Arbeitnehmer, die
    sich dort aufhalten, sondern die Bau-Mafia, die dort sy-
    stematisch die Not der Menschen benutzt – bedingt eine
    Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen für
    die Kontrolltätigkeit der Behörden.

    Das wird so geschehen, daß wir endlich die Rechts-
    grundlage dafür schaffen, daß die Weitergabe von Er-
    kenntnissen bei Staatsanwaltschaften und Gerichten über
    mögliche Ordnungswidrigkeiten nach diesem Gesetz an
    die zuständigen Verfolgungsbehörden im Heimatland er-
    folgt. Es geht darum, dies nachhaltig zu verfolgen. Es
    geht darum, daß das, was aufgeklärt wird, dann auch ge-
    ahndet wird. Ich denke, das ist ein guter Ansatz.

    Unser Gesetzesvorschlag ist durch den Grundsatz ge-
    prägt: gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort.
    Ich denke, dagegen kann niemand etwas haben. Das ent-
    spricht unserem Rechtsverständnis, und es gilt für aus-
    ländische und inländische Arbeitnehmer.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich sage Ihnen folgendes, damit Sie noch Zeit haben,
    sich zu ereifern. Nach dem Scheitern im Rahmen der
    deutschen Ratspräsidentschaft beim letztenmal, nach
    dem unzureichenden Arbeitnehmer-Entsendegesetz vom
    Februar 1996, nach der zwischenzeitlich verabschiede-
    ten EU-Entsenderichtlinie kann ich nun feststellen: Die
    unendliche Geschichte des Entsendegesetzes muß ein er-
    folgreiches Ende haben. Wir sind dazu bereit.

    In Anknüpfung an die Diskussion vom Vortag – ich
    sehe zwar Herrn Schauerte nicht, aber ich sage es trotz-
    dem – kann ich jetzt mit Freude erklären: Wir werden
    Entscheidendes verändern. Wir werden verdammt vieles
    verbessern. Darauf freue ich mich.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Kurt Bodewig






    (B)



    (A) (C)



    (D)