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ID1400903400

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    Plenarprotokoll 14/9 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 9. Sitzung Bonn, Freitag, den 20. November 1998 I n h a l t : Erweiterung der Tagesordnung........................ 487 A Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Einstieg in die ökologische Steuer- reform (Drucksache 14/40) ....................... 487 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Entlastung durch Einführung einer ökologischen und sozialen Steuerreform (Drucksache 14/66 (neu))........................... 487 B Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 487 C Friedrich Merz CDU/CSU ............................... 490 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU............... 494 A Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 496 B Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 499 B Detlev von Larcher SPD .................................. 500 D Walter Hirche F.D.P............................ 501 C, 508 A Cornelia Pieper F.D.P. ............................... 502 D Hans Michelbach CDU/CSU ........................... 504 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 506 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P.......................... 509 C Dr. Barbara Höll PDS ...................................... 510 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 511 B Dr. Klaus Lippold (Offenbach) CDU/CSU ..... 512 D Hans Martin Bury SPD.................................... 515 B Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi... 516 B, 517 D Walter Hirche F.D.P. ....................................... 517 B Gunnar Uldall CDU/CSU................................ 518 A Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Enwurfs eines Gesetzes zu Korrekturen in der Sozialversicherung und zur Sicherung der Arbeitnehmer- rechte (Drucksache 14/45) ........................ 518 D b) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Versorgungsreform- gesetzes 1998 (Drucksache 14/46)............. 519 A c) Erste Beratung des von der Abgeord- neten Dr. Heidi Knake-Werner und der Fraktion der PDS eingebrachten Ent- wurfs eines Ersten Gesetzes zur Korrektur von Fehlentwicklungen im Recht der Ar- beitslosenhilfe (Erstes Arbeitslosenhilfe- Korrekturgesetz) (Drucksache 14/15)...... 519 A d) Erste Beratung des von der Abgeord- neten Dr. Heidi Knake-Werner und der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ar- beitszeitgesetzes und des Euro-Einfüh- rungsgesetzes (Drucksache 14/13)............ 519 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 9. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. November 1998 e) Erste Beratung des von der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Wiedereinführung des Schlecht- wettergeldes – Schlechtwettergeld-Ge- setz (Drucksache 14/39)............................. 519 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Irmgard Schwaetzer, Rainer Brüderle, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur beschäftigungswirksamen Änderung des Kündigungsschutzgeset- zes (Drucksache 14/44) .............................. 519 B Walter Riester, Bundesminister BMA ............. 519 C Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU ............... 522 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 525 B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P......................... 528 D Dr. Heidi Knake-Werner PDS ......................... 530 C Angelika Krüger-Leißner SPD ........................ 532 C Dr. Ilja Seifert PDS .................................... 533 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU................... 535 A Hubertus Heil SPD..................................... 536 A Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ............................ 537 C Olaf Scholz SPD.............................................. 538 B Johannes Singhammer CDU/CSU................... 540 C Peter Dreßen SPD ...................................... 541 A Kurt Bodewig SPD .......................................... 542 A Meinrad Belle CDU/CSU................................ 544 A Nächste Sitzung ............................................... 545 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 547 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 9. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. November 1998 487 (A) (C) (B) (D) 9. Sitzung Bonn, Freitag, den 20. November 1998 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsident Rudolf Seiters Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 9. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. November 1998 547 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Andres, Gerd SPD 20.11.98 Austermann, Dietrich CDU/CSU 20.11.98 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.98 Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.98 Blank, Renate CDU/CSU 20.11.98 Braun (Augsburg), Hildebrecht F.D.P. 20.11.98 Breuer, Paul CDU/CSU 20.11.98 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 20.11.98 * Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 20.11.98 Carstensen (Nordstrand), Peter Harry CDU/CSU 20.11.98 Caspers-Merk, Marion SPD 20.11.98 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 20.11.98 Dietzel, Wilhelm CDU/CSU 20.11.98 Fink, Ulf CDU/CSU 20.11.98 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.98 Frick, Gisela F.D.P. 20.11.98 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 20.11.98 Gebhard, Fred PDS 20.11.98 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 20.11.98 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 20.11.98 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 20.11.98 Hartnagel, Anke SPD 20.11.98 Hintze, Peter CDU/CSU 20.11.98 Irmer, Ulrich F.D.P. 20.11.98 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Jacoby, Peter CDU/CSU 20.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 20.11.98 Kahrs, Johannes SPD 20.11.98 Kolbe, Manfred CDU/CSU 20.11.98 Kolbow, Walter SPD 20.11.98 Lehn, Waltraud SPD 20.11.98 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 20.11.98 Michels, Meinolf CDU/CSU 20.11.98 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 20.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 20.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 20.11.98 Reiche, Katherina CDU/CSU 20.11.98 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 20.11.98 Ronsöhr, Heinrich-Wilhelm CDU/CSU 20.11.98 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 20.11.98 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 20.11.98 Schaich-Walch, Gudrun SPD 20.11.98 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 20.11.98 Dr. Schmidt-Jortzig, Edzard F.D.P. 20.11.98 Schmitz (Baesweiler), Hans-Peter CDU/CSU 20.11.98 von Schmude, Michael CDU/CSU 20.11.98 Thönnes, Franz SPD 20.11.98 Wimmer (Karlsruhe), Brigitte SPD 20.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 20.11.98 Wolf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20.11.98 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 20.11.98 —————— *) für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union 548 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 9. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. November 1998 (A) (C) (B) (D) Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn sellschaft mbH, Postfach 1320, 53003 Bonn, Telefon: 0228/3820840, Telefax: 0228/3820844 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Michelbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Sehr geehrte Frau
    Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr
    Kollege von Larcher, auf die SPD ist ja wirklich Verlaß:


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das stimmt! Immer!)


    Verlaß im Chaos, Verlaß bei Steuererhöhungen. Das
    sieht man bei dieser Ökosteuer.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Unsinn!)


    Da haben Sie wirklich recht.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Detlev von Larcher [SPD]: Daß Sie auch nicht lesen können, wußte ich!)


    Der Gesetzentwurf zum Einstieg in die ökologische
    Steuer- und Abgabenreform zeigt: Die rotgrüne Zauber-
    formel „Energie verteuern, Arbeit verbilligen“ geht nicht
    auf; sie ist durch ein miserables Gesetz entzaubert wor-
    den. Dieses Gesetz hat keinen marktwirtschaftlichen, es
    hat in weiten Teilen einen planwirtschaftlichen Ansatz.


    (Lachen bei der SPD – Zuruf von der SPD: Unglaublich!)


    Die Ökosteuer wird vielmehr zum Bankräuber für Ver-
    braucher, Mittelständler und Landwirte, zum Taschen-
    dieb für Hausfrauen, Rentner, Studenten und Pendler
    und zum Betrüger an den Chancen des ländlichen Rau-
    mes. Das ist die Situation.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Gesetzentwurf ist weder ein zielführender Ein-

    stieg in eine ökologische Steuerreform noch eine ziel-
    führende Reform zur Senkung der Abgaben.


    (Joachim Poß [SPD]: Das ist auch keine zielführende Rede, die Sie halten! Sie verfehlen ständig das Ziel! Sie sind Spezialist für das Ziele-Verfehlen!)


    Für mich ist dies ein abstruses Sammelsurium aus Ideo-
    logie, Illusion, Dirigismus und staatlicher Willkür.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Zu diesem Urteil muß man kommen, weil der Ge-
    setzentwurf keinerlei Umweltziele erreicht und keinerlei
    Lenkungsanreize bietet, sondern eine reine Geldbe-
    schaffungsmaßnahme für rotgrüne Wahlversprechun-
    gen darstellt,


    (Joachim Poß [SPD]: Das haben Sie gemacht!)

    weil Verbraucher und Pendler über Gebühr belastet
    werden und bei Bürgern soziale Härten entstehen – in
    Deutschland gibt es ohnehin schon die höchsten Strom-
    preise –, weil dadurch kein einziger Arbeitsplatz ge-
    schaffen werden kann, da die Senkung der Lohnneben-
    kosten zu gering ausfällt, und weil es keine Einbindung
    der Wirtschaft in ein energiepolitisches Gesamtkonzept
    gibt. Damit wird unser Steuerrecht nur komplizierter.
    Dazu kommt – das ist besonders wichtig –, daß die Prei-
    se steigen und damit die Inflation zunimmt, so daß die
    Investitionen in unseren Betrieben behindert werden.
    Das ist kein Gesamtkonzept für mehr Wachstum und
    Beschäftigung;


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Sehr richtig!)

    das ist ein massives Abkassiermodell. Es verdient höch-
    stens die Note 6,4.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Zum Thema Ideologie und Illusion dieses Gesetzes.
    Es gibt keine doppelte Dividende, mit der man mehrere
    Probleme gleichzeitig löst. Die erste Dividende, ökolo-
    gische Lenkungseffekte, wird ebensowenig erreicht –
    das gibt inzwischen jeder zu, auch bei den Grünen – wie
    die zweite Dividende, die Steigerung der Beschäfti-
    gung. Wie zu errechnen ist, führt die ökosteuerfinan-
    zierte Quersubventionierung der Lohnnebenkosten we-
    der zu einer nennenswerten Senkung der Abgabenquote
    noch zu einer nennenswerten Entlastung der Arbeitsko-
    sten. Sinkende Beiträge? Das ist angesichts des Rück-
    gängigmachens unserer Reformen geradezu eine Farce.
    Selbst wenn die Senkung um 0,8 Prozent, die Sie ange-
    ben, greifen würde: Das macht in meinem Betrieb nur
    25 Pfennig pro Arbeitsstunde aus. Glauben Sie, daß ich
    mit 25 Pfennig pro Arbeitsstunde auch nur einen Ar-
    beitsplatz mehr schaffen kann? Unter dem Strich habe
    ich in meinem Betrieb Mehrkosten von 48 000 DM.
    Damit kann ich weniger investieren, damit kann ich we-
    niger Arbeitsplätze schaffen. Das ist die Wahrheit dieses
    Gesetzes.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Detlev von Larcher [SPD]: Herr Michelbach, der Verdreher der Wahrheit!)


    Die rotgrünen Ökosteuervorschläge erinnern an eine
    geradezu klassische Schmalspurökonomie, die auf eine
    ökologisch nicht wirksame Lenkung der Wirtschaft ab-
    zielt.


    (Detlev von Larcher [SPD]: Herr Michelbach, der Experte für Schmalspur!)


    Detlev von Larcher






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wenn Herr Trittin von Marktwirtschaft spricht und da-
    von, daß er den Faktor Arbeit von Kosten entlasten will,
    dreht sich bei mir der Magen um.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr! – Detlev von Larcher [SPD]: Dann gehen Sie raus!)


    Er ist sicher der falscheste Zeuge für den Vorwurf an
    uns, wir hätten die Sozialversicherungsbeiträge seit 1990
    nur erhöht. Da war doch was? Da gab es die Wiederver-
    einigung.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Die wollte er nicht!)

    Hat Herr Trittin das schon vergessen? Vielleicht hat er
    sie nie gewollt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.] – Michael Glos [CDU/CSU]: Der Mann hat doch nur den Zusammenbruch des Kommunismus bedauert!)


    Die rotgrüne Koalition schürt mit diesem Gesetz eher
    eine Ökologie- und Fiskalillusion. Man kann dazu auch,
    wie der Kollege Thiele, „Etikettenschwindel“ sagen.


    (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Ja!)

    Der Widerstand des Steuerzahlers soll vergleichsweise
    gering sein, wird ihm jedoch suggeriert, daß er die Um-
    welt schone und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
    beitrage. Dem Verbraucher wird vermittelt, er zahle für
    etwas besonders Gutes. Tatsache ist jedoch: Die Öko-
    steuer ist für die meisten Bürger, für die meisten Betrie-
    be eine Steuererhöhung, gewissermaßen mit Ökoschein
    als Volksverdummung.


    (Peter Dreßen [SPD]: Und was ist mit der Kürzung der Sozialbeiträge?)


    Noch nie ist mit den Wörtern „Innovation“ und „Moder-
    nisierung“ mehr Schindluder getrieben worden als bei
    dieser Ökosteuerreform.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Quatsch!)

    Denn es handelt sich weder um eine Innovation noch um
    eine Modernisierung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Meiner Meinung nach wissen Sie gar nicht, was Sie
    tun. Ihr Entwurf enthält Widersprüche. Erklären Sie mir
    einmal folgendes: Im Vorblatt zu diesem Gesetz heißt
    es: „Die Preise“ für Energienutzung „sind in Deutsch-
    land zu niedrig“.


    (Zurufe von der SPD: Richtig!)

    In der Begründung der Steuerbefreiungen heißt es: Das
    Energiepreisniveau in Deutschland ist eines der höch-
    sten in der Europäischen Union. Das ist doch ein Wider-
    spruch, und das in der Begründung eines Gesetzent-
    wurfs.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.])


    Lesen Sie Ihr Gesetz nicht, kennen Sie es nicht?

    Die Mehrbelastung eines typischen Vierpersonen-
    haushaltes durch diese Ökosteuer beträgt in der ersten
    Stufe 341 DM pro Jahr. Das ist klar zu errechnen.
    Schreibt man die Zahl mit den von Ihnen bisher vorge-
    sehenen Stufen fort, steigt die Mehrbelastung des ange-
    sprochenen Vierpersonenhaushaltes auf 1 020 DM.
    Demgegenüber beträgt seine Entlastung bei einem
    Bruttoverdienst von 60 000 DM mit der Reduzierung
    um 0,8 Prozent gerade einmal 240 DM.


    (Peter Dreßen [SPD]: Das Kindergeld hinzurechnen! – Joachim Poß [SPD]: Hören Sie doch auf!)


    Die normale Familie zahlt also drauf. Das heißt, es geht
    nicht nur um die Firmen, die draufzahlen, es geht insbe-
    sondere auch um die normale Familie. Auch diese kas-
    sieren Sie glatt ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ein Wort zu Dirigismus und staatlicher Willkür in

    diesem Gesetz. Die rotgrüne Politik geht mit dem Ein-
    stieg in die Ökosteuerreform und in weitere Stufen an
    die Substanz unseres Wirtschaftsstandortes, da die Öko-
    steuer zu einer zusätzlichen Belastung der deutschen
    Wirtschaft und der Verbraucher führt. Auf Grund der –
    wenn man sich den internationalen Vergleich ansieht –,
    bereits ohnehin hohen Steuer- und Abgabenbelastung
    deutscher Unternehmen, wird sich der Prozeß der Ar-
    beitsplatzverlagerung und -rationalisierung mit einer
    Ökosteuer beschleunigen, wenn die Scham des Einstiegs
    überwunden ist und weitere Erhöhungsstufen kommen.
    Darauf setzen Sie. Eine nationale Ökosteuer ist für die
    deutsche Wirtschaft die falsche Therapie. Die Ökosteuer
    ist insbesondere für den Mittelstand ein Vernichtungs-
    programm, weil Sie viele Branchen des Mittelstandes
    nicht ausnehmen. Deswegen ist dies ein Arbeitsplatz-
    und Mittelstandsvernichtungsprogramm.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Michael Glos [CDU/CSU]: So ist es! Reine Willkür! – Widerspruch bei der SPD)


    Ein Wort zu der Bemessungsgrundlage, die Sie in
    dem Gesetzentwurf vorgesehen haben. Die Ökosteuer ist
    damit nicht nur Illusion, sondern auch ein Akt staatlicher
    Willkür. Die Bemessungsgrundlage mit der Auswahl an
    Ausnahmeregelungen erzeugt tiefe und tiefgehende Un-
    gerechtigkeiten – nichts anderes – und eine Teilung der
    Wirtschaft. Noch nie hat ein Gesetz in Deutschland eine
    Teilung der Wirtschaft in dieser Form hervorgerufen,
    wie Sie das beabsichtigen.

    Dies führt bei Firmen, die den Umweltschutz bisher
    betrieben haben, zu Wettbewerbsverzerrungen und zu
    Benachteiligungen. Das ist für mich eine Förderung des
    Altmaschinenmarktes. Der, der bisher eine umwelt-
    freundliche Maschine angeschafft hat und damit unter
    6,4 Prozent Energieverbrauch an den Gesamtbetriebsko-
    sten liegt, hätte am besten die alte Maschine noch wei-
    terlaufen lassen, weil er dann wieder über 6,4 Prozent
    Energieverbrauch gelegen hätte und damit letzten Endes
    durch die Ökosteuer entlastet worden wäre.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Hans Michelbach






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Das ist doch eine schizophrene Politik. Die darf doch
    gar nicht so betrieben werden. Die betroffenen Betriebs-
    branchen werden geteilt, eine Teilung der Wirtschaft,
    die unglückselig ist und die Sie noch bereuen werden.
    Es steckt natürlich eine Staatswillkür dahinter. Das kann
    in keinem Fall so durchgehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Auch bei Ihren geliebten energieintensiven Großun-
    ternehmungen, die Sie auf deren Druck aus der Besteue-
    rung herausgenommen haben, haben Sie letzten Endes
    völligen Unsinn gemacht,


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Nackte Willkür!)

    zum Beispiel bei der Zuckerindustrie, die ganz eng mit
    der Landwirtschaft verbunden ist. So gehören beispiels-
    weise die Zuckerindustrie, aber auch energieintensive
    Handwerksbetriebe sowie Mischfirmen aus dem Bereich
    des Handels und der Produktion nicht zu Ihren begün-
    stigten Branchen. Was haben Ihnen diese Leute getan,
    daß deren Betriebe von Ihnen nicht ausgenommen wer-
    den? Das muß man hier einmal deutlich machen.


    (Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: Karies! – Michael Glos [CDU/CSU]: So ist es!)


    Die Abgrenzung zwischen den Betrieben und die Be-
    freiung von der Ökosteuer sind unter ökologischen und
    wirtschaftlichen Gesichtspunkten völliger Unsinn. Sie
    betreiben hier gewissermaßen ein Ökolotteriespiel.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Der Gipfel der Willkür ist, daß Kohle als größter
    Umweltverschmutzer nicht direkt besteuert wird, dafür
    aber bestimmte regenerative Energien, wie zum Beispiel
    Strom aus Wasserkraftanlagen über 5 kW, ausgenom-
    men werden. Auch das muß man doch deutlich machen.

    Ich komme zum Schluß.

    (Zustimmung bei der SPD)


    Herr Bundesfinanzminister, es besteht kein Bedarf in
    Sachen zusätzlicher steuerlicher Belastung für den Bür-
    ger und die Unternehmen. Die Ökosteuer erweist sich
    als ein reines Abkassiermodell, um Ihre Staatskassen zu
    füllen und um Geld für die Umsetzung Ihrer Vertei-
    lungsideologie zu beschaffen.


    (Detlev von Larcher [SPD]: So ein Unsinn!)

    Daß Sie Geld ohne Ende für Ihre Verteilungsspiele
    brauchen, sehe ich ein;


    (Detlev von Larcher [SPD]: Bewußt die Unwahrheit!)


    denn wenn man in einer Woche –



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Herr Kollege,
bitte machen Sie noch einen Satz und dann Schluß.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Michelbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    – 10 Milliarden DM
    für die Ökosteuer und 4,5 Milliarden DM für 620-DM-

    Kräfte ausgibt, dann verstehe ich, daß man nicht genug
    Geld hat. Ich kann Ihnen nur sagen: Sie haben es durch
    Ihre Steuerpolitik fertiggebracht, uns innerhalb von vier
    Wochen in ein Steuerchaos zu stürzen.


    (Detlev von Larcher [SPD]: Das sagen Sie, der das Steuerrecht völlig verwüstet hat!)


    Es gilt das Prinzip: Geldbeschaffung über alles. Bei Ih-
    nen muß man Angst haben, daß Sie zur Geldbeschaffung
    noch eine Alkoholsteuer erfinden, von der Alkoholiker
    ausgenommen werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Detlev von Larcher [SPD]: Die Steuerverwüster sprechen von Steuerverwüstung!)